Archiv der Kategorie: Studien

Studie zum Ursprung der Coronavirus-Pandemie veröffentlicht

Faktencheck: Hamburger Corona-Studie, die keine ist

Studie zum Ursprung der Coronavirus-Pandemie

Qualität der Indizien sprechen für einen Laborunfall am virologischen Institut der Stadt Wuhan als Ursache der gegenwärtigen Pandemie

18. Februar 2021 – Seit mehr als einem Jahr sorgt das Coronavirus für eine weltweite Krise. In einer Studie hat nun der Nanowissenschaftler Prof. Dr. Roland Wiesendanger den Ursprung des Virus beleuchtet. Er kommt zu dem Ergebnis, dass sowohl die Zahl als auch die Qualität der Indizien für einen Laborunfall am virologischen Institut der Stadt Wuhan als Ursache der gegenwärtigen Pandemie sprechen.

Foto: Sebastian Engels
Prof. Dr. Roland Wiesendanger
Foto: Sebastian Engels
Prof. Dr. Roland Wiesendanger

Die Studie wurde im Zeitraum von Januar 2020 bis Dezember 2020 durchgeführt. Sie basiert auf einem interdisziplinären wissenschaftlichen Ansatz sowie auf einer umfangreichen Recherche unter Nutzung verschiedenster Informationsquellen. Hierzu gehören unter anderem wissenschaftliche Literatur, Artikel in Print- und Online-Medien sowie persönliche Kommunikation mit internationalen Kolleginnen und Kollegen. Sie liefert keine hochwissenschaftlichen Beweise, wohl aber zahlreiche und schwerwiegende Indizien:

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Weltweit größte Studie zu Psychotherapie bei Autismus-Störungen

Proband*innen gesucht

Multicenter-Studie zur Psychotherapie bei Erwachsenen mit Autismus-Spektrum-Störungen startet an sechs Studienzentren / Leitung durch das Universitätsklinikum Freiburg / Proband*innen gesucht

Screenshot der Ausschreibung

Autismus-Spektrum-Störungen sind in der Bevölkerung ähnlich häufig sind wie Essstörungen, Zwangsstörungen oder Persönlichkeitsstörungen. Trotzdem gibt es bisher für betroffene Erwachsene keine geprüften Behandlungsangebote für die sozialen Kernsymptome, zu denen eine gestörte soziale Interaktion gehört. Unter Federführung des Universitätsklinikums Freiburg und der Humboldt-Universität Berlin startet nun die weltweit größte Studie zur Psychotherapie bei Erwachsenen mit ASS. Die Studie wird an sechs Standorten durchgeführt und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit insgesamt über zwei Millionen Euro gefördert.

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COVID-19-Risikogruppen: Warum das Immunsystem schlechter gegen das Virus ankommt

Ältere Menschen und Personen mit Grunderkrankungen haben ein besonders hohes Risiko, schwer an COVID-19 zu erkranken. 

Grafik zu COVID-19

Eine Forschungsgruppe der Charité – Universitätsmedizin Berlin hat jetzt herausgefunden, was einer der Gründe dafür sein könnte: Bei diesen Risikogruppen werden wichtige Zellen des Immunsystems, die T-Helferzellen, zwar besonders häufig gebildet, sie sind aber in ihrer Funktion eingeschränkt. Diese „Immunbremse“ zu lösen, könnte ein Therapieansatz beispielsweise bei schweren COVID-19-Verläufen sein. Veröffentlicht ist die Studie im Journal of Clinical Investigation*.

Schon früh nach dem ersten Auftreten von COVID-19 wurde flächendeckend dieselbe Beobachtung gemacht: Die Erkrankung verläuft häufig besonders schwer bei älteren Personen und bei Menschen mit Grunderkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes. Wahrscheinlich gibt es eine Reihe medizinischer Gründe dafür, dass der Körper im Alter oder bei bestehenden gesundheitlichen Einschränkungen schlechter mit einer SARS-CoV-2-Infektion fertig wird. Ein wichtiger Faktor, so wurde vermutet, könnte das Immunsystem sein. Ein interdisziplinäres Team der Charité hat jetzt Erkenntnisse gesammelt, die diese Vermutung unterstützen.

Für ihre Studie untersuchte die Forschungsgruppe das Blut von 39 Patientinnen und Patienten, die mit SARS-CoV-2-Infektion in die Charité aufgenommen worden waren. Aus diesen Blutproben gewannen die Forschenden Immunzellen, die sie mit kleinen, künstlich hergestellten Bruchstücken des SARS-CoV-2-Erregers stimulierten. Anschließend machten sie die T-Helferzellen, die auf die Virus-Bruchstücke reagierten, mithilfe von spezifischen Farbstoffen sichtbar und bestimmten ihre Anzahl. Schließlich überprüfte das Forschungsteam, ob es einen Zusammenhang zwischen der Anzahl der aktivierten T-Helferzellen und den Risikofaktoren der Patienten gab.

Wie die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler belegen konnten, wiesen die COVID-19-Betroffenen umso mehr Virus-spezifische T-Helferzellen in ihrem Blut auf, je älter sie waren. Derselbe Zusammenhang fand sich auch für den sogenannten Komorbiditätsindex – eine Maßzahl für die Schwere von 19 verschiedenen Grunderkrankungen: Je höher der Komorbiditätsindex lag, desto mehr SARS-CoV-2-spezifische T-Helferzellen zirkulierten im Blut der Patientinnen und Patienten. Wie das Team jedoch beobachtete, produzierten mit fortschreitendem Alter der Betroffenen und Gesamtlast ihrer Grunderkrankungen immer weniger dieser Zellen den Botenstoff Interferon gamma (IFNγ). Diesen Botenstoff geben die Zellen normalerweise ab, wenn sie ein Virus erkannt haben, um andere Komponenten der Immunabwehr gegen den Erreger zu stimulieren. „Die übermäßig vielen gegen das neue Coronavirus gerichteten T-Helferzellen, die wir im Blut von COVID-19-Betroffenen mit Risikofaktoren gefunden haben, sind also teilweise nicht mehr richtig funktionstüchtig“, erklärt Dr. Arne Sattler, leitender Erstautor der Studie von der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie der Charité. Der Wissenschaftler der Arbeitsgruppe Translationale Immunologie resümiert: „Die T-Helferzellen werden bei Menschen mit Risikofaktoren also gewissermaßen ausgebremst. Wir gehen davon aus, dass das hinderlich für eine effiziente Bekämpfung des Erregers sein könnte.“

Eine bekannte molekulare „Bremse“ des Immunsystems ist das Protein PD-1. Es sorgt auf der Oberfläche von T-Zellen normalerweise dafür, dass eine Immunantwort nicht überschießt und sich beispielsweise gegen den eigenen Körper richtet. Tatsächlich konnte die Charité-Forschungsgruppe nachweisen, dass die Virus-spezifischen T-Helferzellen während einer akuten SARS-CoV-2-Infektion deutlich mehr PD-1 bilden als nach einer Infektion mit vergleichsweise milden Symptomen. „Zusammen mit Beobachtungen anderer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weisen unsere Daten darauf hin, dass PD-1 mitverantwortlich dafür sein könnte, dass das Immunsystem bei einigen COVID-19-Betroffenen zu wenig Botenstoffe zur Erregerabwehr ausschüttet“, sagt Dr. Sattler. „Möglicherweise könnten COVID-19-Patientinnen und -Patienten von Therapien profitieren, die darauf abzielen, eine solche ‚Immunbremse‘ wieder zu lösen. Um das zu klären, sind aber noch zahlreiche Studien nötig.“

*Sattler A#, Angermair S#, Stockmann H, Heim KM, Khadzhynov D, Treskatsch S, Halleck F, Kreis ME, Kotsch K. SARS-CoV-2 specific T-cell responses and correlations with COVID-19 patient predisposition. J Clin Invest. 2020;140965. doi: 10.1172/JCI140965. [#Ko-Erstautoren] 

Studienplattform zur Erforschung von COVID-19 an der Charité
Basis für die Generierung der jetzt veröffentlichten Daten war die Studienplattform Pa-COVID-19. Pa-COVID-19 ist die zentrale longitudinale Registerstudie für COVID-19-Patientinnen und -Patienten an der Charité. Sie zielt darauf ab, COVID-19-Betroffene klinisch sowie molekular schnell und umfassend zu untersuchen, um individuelle Risikofaktoren für schwere Verlaufsformen sowie prognostische Biomarker und Therapieansätze zu identifizieren. Das Protokoll zur Studie ist hier veröffentlicht.

Allgemeines zur Immunantwort
Das Immunsystem bekämpft Erreger zum einen mithilfe von spezifischen Antikörpern und zum anderen durch die Aktivierung spezifischer Immunzellen, darunter T-Zellen. Man spricht von der humoralen und der zellulären Immunantwort. Beide Arme des Immunsystems tragen zur Ausbildung einer Immunität gegen einen spezifischen Erreger bei. Inwiefern und zu welchem Anteil die humorale und die zelluläre Immunantwort zu einer Immunität gegen SARS-CoV-2 beiträgt, ist Gegenstand aktueller Forschung.

T-Helferzellen
T-Helferzellen sind für die Steuerung und Koordinierung der Immunantwort verantwortlich. Dringt ein Erreger in den Körper ein, nehmen sogenannte Fresszellen ihn auf und präsentieren Bruchstücke davon („Antigene“) auf ihrer Oberfläche. T-Helferzellen kontrollieren diese Bruchstücke; verfügen sie über einen mehr oder weniger passenden Rezeptor für diese Erregerfragmente, werden sie aktiviert. Aktivierte T-Helferzellen sorgen dann dafür, dass andere Immunzellen den Erreger direkt bekämpfen und passgenaue Antikörper bilden. Bei den meisten Immunantworten entstehen dann auch sogenannte T-Helfer-Gedächtniszellen, die über viele Jahre im Körper überleben können und verantwortlich für eine schnellere und effizientere Immunantwort im Falle eines erneuten Kontakts mit dem gleichen Erreger sind.

COVID-19: Komplikationen und Erkrankungsverlauf in Kliniken besser verstehen

Systematischer Vergleich von 213 am Universitätsklinikum Freiburg behandelten COVID-19-Patient*innen vorab veröffentlicht

Am Universitätsklinikum Freiburg wurden zeitweise deutschlandweit die meisten COVID-19-Patient*innen behandelt. Zudem verfügt das Klinikum in der Behandlung von akutem Lungenversagen (ARDS) und in der Beatmung mit Lungenersatzmaschinen (ECMO) über hohe Expertise. Welche Risikofaktoren den Verlauf von COVID-19-Erkrankungen in einem Klinikum mit interdisziplinärer Patient*innenversorgung bestimmen, haben Expert*innen des Universitätsklinikums Freiburg in Kooperation mit dem Institut für Medizinische Biometrie und Statistik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg in einer Studie systematisch untersucht und auf dem Preprint-Server medRxiv vorab veröffentlicht.

„Die Angaben zur Sterblichkeit von COVID-19-Patient*innen, die so schwer erkrankt sind, dass sie im Krankenhaus behandelt werden müssen, variieren bislang stark. Als Klinikum mit hohen Fallzahlen haben wir nun unsere Erfahrungen zusammengetragen“, sagt der Erstautor der Studie Prof. Dr. Siegbert Rieg, Oberarzt in der Abteilung Infektiologie der Klinik für Innere Medizin II am Universitätsklinikum Freiburg.

Therapieverlauf und Risikofaktoren

Vom 25. Februar bis zum 8. Mai 2020 wurden am Universitätsklinikum Freiburg insgesamt 213 COVID-19-Patient*innen behandelt. Im Schnitt waren die Betroffenen 65 Jahre alt, 61 Prozent waren männlich. Insgesamt wurden 70 der Betroffenen auf Intensivstation behandelt, 57 von ihnen mussten beatmet werden, 23 waren zeitweise an eine Lungenersatzmaschine angeschlossen. Mitte Juni waren 161 Betroffene entlassen und 51 verstorben. Die Wahrscheinlichkeit, innerhalb von 90 Tagen zu versterben, lag bei insgesamt 24 Prozent und war stark vom Alter und Geschlecht der Patient*innen beeinflusst. Auf den Intensivstationen lag die Sterbewahrscheinlichkeit bei 47 Prozent, unter den künstlich Beatmeten bei 57 Prozent.

Zu den häufigsten Komplikationen bei den Intensivpatient*innen gehörten Mehrorganversagen, häufig mit dialysepflichtigem Nierenversagen, septischer Schock sowie Lungenembolien. „Solange es keine hochwirksamen Medikamente gegen COVID-19 gibt, ist es von größter Bedeutung, Strategien zur Vermeidung oder Abschwächung dieser lebensbedrohlichen Komplikationen zu erforschen“, sagt Letztautor Dr. Paul Biever, Intensivmediziner der Klinik für Innere Medizin III am Universitätsklinikum Freiburg.
Original-Titel der Studie: COVID-19 in-hospital mortality and mode of death in a dynamic and non-restricted tertiary care model in Germany

DOI: 10.1101/2020.07.22.20160127

Link zur Studie: https://medrxiv.org/cgi/content/short/2020.07.22.20160127v1

COVID-19-Studie zur Virusverbreitung bei Kindern: Universitätsklinikum Freiburg sucht weitere Familien

Im zweiten Teil der Studie soll die Verbreitung des Corona-Virus innerhalb von Familien erforscht werden / Gesucht werden Familien mit mindestens einer nachgewiesenen SARS-CoV-2-Infektion

In einem ersten Studienteil haben Wissenschaftler*innen des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Freiburg gemeinsam mit anderen Unikliniken in Baden-Württemberg untersucht, wie viele Kinder im Alter von ein bis zehn Jahren aus rund 2.000 Haushalten nachweislich in Kontakt mit dem Corona-Virus SARS-CoV-2 gekommen sind. Die Ergebnisse dieses Studienteils werden derzeit für die Veröffentlichung aufbereitet.

In einem zweiten Schritt soll nun im Detail untersucht werden, wie SARS-CoV-2 in Familien gelangt und sich innerhalb der Familie verbreitet. „Dieser Teil der Untersuchung ist sehr bedeutsam um aufzuklären, welche Rolle Familien in der Pandemie spielen und wie sie geschützt werden können“, erläutert Prof. Dr. Philipp Henneke, Leiter der Sektion für Pädiatrische Infektiologie und Rheumatologie am Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Freiburg. „Die Studie soll dabei helfen, in Zukunft gezielt auf Infektionshäufungen reagieren zu können.“

Wie läuft die Studienteilnahme ab?

Für den zweiten Teil der Studie werden ganze Familien gesucht, bei denen bei mindestens einem Familienmitglied per Nasen- und/oder Rachenabstrich eine SARS-CoV-2-Infektion nachgewiesen wurde. Teilnehmende Familien müssen ihren Wohnsitz in Baden-Württemberg haben, mindestens ein Mitglied muss unter 18 Jahren alt sein. Die Teilnehmer*innen dürfen keine schweren Grunderkrankungen haben. Interessierte Familien können sich per E-Mail an corona.kinderstudie@uniklinik-freiburg.de melden. Weitere Informationen finden sie auf der Webseite www.corona-kinderstudie.de

Die Studie wird in der Woche vom 25. bis 29. Mai 2020 in der neuen Messe Freiburg durchgeführt. Die Teilnehmer*innen beantworten einen Fragebogen unter anderem zur familiären, beruflichen und Wohn-Situation sowie zu Gesundheitszustand, Betreuung in Kitas, Kindergärten und Schulen. Anschließend werden bei allen Teilnehmer*innen ein Nasen-/Rachenabstrich sowie eine Blutprobe entnommen. Die Abstriche dienen zum Nachweis von SARS-CoV-2-Erregern, während die Blutproben auf Antikörper gegen das Virus und auf spezifische Immunzellen untersucht werden. Das Ergebnis wird den Teilnehmer*innen im Nachgang mitgeteilt.

Die Untersuchungen haben keinen Einfluss auf den Gesundheitszustand der Studienteilnehmer*innen und es findet keine Nachbeobachtung statt. Insgesamt beträgt der studienbedingte Zeitaufwand für die Teilnehmer*innen etwa 45 Minuten plus individuelle Anfahrt. 

Weitere Informationen:

www.corona-kinderstudie.de

Anmeldung per E-Mail an corona.kinderstudie@uniklinik-freiburg.de

Senken Tai Chi und Eurythmie-Therapie das Sturzrisiko bei älteren Menschen?

Universitätsklinikum Freiburg leitet bundesweite Studie.

In Freiburg werden insgesamt 180 Teilnehmer*innen von insgesamt 550 bundesweit gesucht. Die Badische Zeitung meldet, dass bereits 30 Teilnehmer*innen gefunden wurden.

Jeder dritte ältere Mensch stürzt einmal im Jahr. Das Sturzrisiko erhöht sich, wenn die Menschen an chronischen Erkrankungen leiden. Umgekehrt beugen Bewegung und körperliche Fitness vielen Erkrankungen vor und erleichtern den Umgang mit ihnen. Jetzt wird in einer bundesweiten Studie unter Leitung des Universitätsklinikums Freiburg erforscht, ob Bewegungstherapien wie Tai Chi oder Eurythmie-Therapie das Sturzrisiko senken können. Für diese Studie (genannt: ENTAiER-Studie), werden Teilnehmerinnen und Teilnehmer ab 65 Jahren mit mindestens einer chronischen Krankheit gesucht, die in ihren Bewegungen unsicher geworden sind. Sie erhalten ein halbes Jahr lang regelmäßig Tai Chi, Eurythmie-Therapie oder die übliche Regelversorgung. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert die ENTAiER-Studie für vier Jahre mit rund zwei Millionen Euro.

„Eine wirksame Sturzprävention hebt die Lebensqualität und senkt die Kosten aufgrund gesundheitlicher Folgen enorm“, sagt Studienleiterin Dr. Gunver Kienle, Ärztin am Zentrum für Naturheilkunde des Universitätsklinikums Freiburg. „Wenn die Betroffenen wieder Sicherheit in der Bewegung verspüren, dürften sie auch weniger Angst vor Stürzen haben und sich selbständiger im Alltag bewegen. Das wäre eine deutliche Entlastung.“

In der ENTAiER-Studie (Multizentrische, randomisierte, kontrollierte klinische Studie zur Untersuchung der Wirksamkeit und Sicherheit von Tai Chi und Eurythmie-Therapie bei älteren Menschen mit chronischen Erkrankungen und einem erhöhten Sturzrisiko) wird untersucht, ob diese Übungen einen Einfluss auf die Balance, die Mobilität und das Risiko zu stürzen haben. Weiterhin wird analysiert, wie sich die Übungen auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität, die Stimmung und die Kognition auswirkt.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer müssen bereit sein, während der Studienzeit regelmäßig zu den Therapiestunden zu kommen und zu Hause zu üben. Sie werden monatlich telefonisch befragt und bei einer Eingangsuntersuchung und drei weiteren Vor-Ort-Terminen im Studienzentrum untersucht. Die Studienteilnehmerinnen und Studienteilnehmer sollten selbstständig zum Studienzentrum und gegebenenfalls zu den Therapiestunden kommen können. Die Teilnahme ist jederzeit freiwillig und kostenlos.

Interessierte können sich informieren unter https://www.uniklinik-freiburg.de/entaier-studie.html oder unter der Telefonnummer 0761 270-83260 (Frau Dr. S. Schulz).

Mit Telemedizin länger leben

Studienergebnisse belegen Vorteile der Telemedizin

für Patienten mit Herzschwäche


Berlin, 27.08.2018 Die telemedizinische Mitbetreuung von Patienten mit Herzschwäche führt zu weniger Krankenhausaufenthalten und zu einer längeren Lebensdauer. Dies gilt gleichermaßen für Patienten im ländlichen Raum und in Metropolregionen. Das haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Charité – Universitätsmedizin Berlin herausgefunden. Die Ergebnisse wurden jetzt in der Fachzeitschrift Lancet* veröffentlicht.

Telemedizinisches Versorgungskonzept. Copyright: Charité
Telemedizinisches Versorgungskonzept. Copyright: Charité

Im Rahmen des Forschungsprojektes „Gesundheitsregion der Zukunft Nordbrandenburg – Fontane“ hat das Team um Prof. Dr. Friedrich Köhler vom Zentrum für kardiovaskuläre Telemedizin der Charité 1.538 Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz untersucht. Die Hälfte von ihnen wurde telemedizinisch mitbetreut, die andere Hälfte wurde konventionell behandelt. Die klinische Studie wurde bundesweit zusammen mit 113 kardiologischen und 87 hausärztlichen Einrichtungen durchgeführt.

Die telemedizinisch mitbetreuten Patienten erhielten vier Messgeräte: ein Elektrokardiogramm (EKG) mit Fingerclip zur Messung der Sauerstoffsättigung, ein Blutdruckmessgerät, eine Waage sowie ein Tablet zur Selbsteinschätzung des Gesundheitszustandes. Über das Tablet wurden die Werte automatisch an das Zentrum für kardiovaskuläre Telemedizin der Charité übertragen. Ärzte und Pflegekräfte des Zentrums bewerteten die übertragenen Messwerte – 24 Stunden täglich, sieben Tage die Woche. Bei einer Verschlechterung der Werte ergriffen sie entsprechende Maßnahmen, zum Beispiel die Veränderung der Medikation, die Empfehlung für einen ambulanten Arztbesuch oder die Krankenhauseinweisung. Primäre Studienziele waren, ungeplante kardiovaskuläre Krankenhausaufnahmen zu vermeiden und die Patienten möglichst lange außerhalb eines Krankenhauses behandeln zu können sowie die Lebenserwartung zu erhöhen. Weitere Studienziele umfassten die Erhöhung der Lebensqualität und der Selbstmanagementfähigkeit der Patienten. Zudem sollte überprüft werden, ob telemedizinische Mitbetreuung strukturelle Defizite der medizinischen Versorgung auf dem Land gegenüber städtischen Regionen ausgleichen kann.

Die Studienergebnisse zeigen, dass die telemedizinisch mitbetreuten Patienten weniger Tage durch ungeplante Einweisungen aufgrund von Herzinsuffizienz im Krankenhaus verbringen mussten: im Durchschnitt waren es 3,8 Tage pro Jahr im Vergleich zu 5,6 Tagen pro Jahr in der Kontrollgruppe. Damit haben die telemedizinisch mitbetreuten Patienten insgesamt und bezogen auf die einjährige Studiendauer pro Patient signifikant weniger Tage durch ungeplante kardiovaskuläre Krankenhausaufenthalte oder Tod verloren: 17,8 Tage im Vergleich zu 24,2 Tagen in der Kontrollgruppe. Darüber hinaus wies die telemedizinische Patientengruppe eine signifikant geringere Gesamtsterblichkeit im Vergleich zur Kontrollgruppe auf. Von 100 Herzinsuffizienzpatienten starben in einem Jahr unter den regulären Bedingungen etwa 11 Patienten (11,3 pro 100 Patientenjahre), mit telemedizinischer Mitbetreuung hingegen etwa 8 Patienten (7,8 pro 100 Patientenjahre).

„Die Studie konnte nachweisen, dass mit Telemedizin eine Lebensverlängerung erreicht werden kann“, erklärt Prof. Köhler. Dieses Ergebnis wurde unabhängig davon erreicht, ob der Patient in einer strukturschwachen ländlichen Gegend oder in einer Metropolregion lebt. Damit eignet sich Telemedizin, um regionale Versorgungsunterschiede zwischen Stadt und Land auszugleichen und die Versorgungsqualität insgesamt zu verbessern.

„In einem nächsten Schritt möchten wir unsere erhobenen Daten gesundheitsökonomisch analysieren und prüfen, welche Kosteneinsparungen für das Gesundheitssystem durch telemedizinische Mitbetreuung möglich sind. Zudem untersuchen wir ein Jahr nach dem Studienende, ob telemedizinische Mitbetreuung auch nach ihrem Abschluss einen nachhaltigen Einfluss auf den Krankheitsverlauf hat“, ergänzt Prof. Köhler.

*Koehler F et al. Efficacy of Telemedical Interventional Management in Patients with Heart Failure (TIM-HF2): a randomised, controlled, parallel-group, unmasked trial, Lancet 2018. DOI 10.1016/S0140-6736(18)31880-4.

Forschungsprojekt „Gesundheitsregion der Zukunft Nordbrandenburg – Fontane“

Das Projekt „Gesundheitsregion der Zukunft Nordbrandenburg – Fontane“ wurde von 2009 bis 2018 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 10,2 Millionen Euro gefördert. Darüber hinaus hat das Land Brandenburg die technische Entwicklung des in der Studie verwendeten Telemedizinsystems mit 4,5 Millionen Euro unterstützt. Projektpartner sind die GETEMED Medizin- und Informationstechnik AG, die Deutsche Telekom Healthcare and Security Solutions GmbH, die Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik GmbH, die Thermo Fisher Scientific Clinical Diagnostics Brahms GmbH sowie die assoziierten Kooperationspartner AOK Nordost und BARMER.

NutriAct-Familienstudie: Essen, Erbe und Partnerschaft

Deutsches Institut für Ernährungsforschung (DIfE)

Schon vor der Geburt stellt die Familie die Weichen für das spätere Essverhalten. Doch was passiert, wenn die Karten neu gemischt werden?

 

Abendessen - lecker gekocht

Abendessen

6. August 2018 – Können Menschen ihre Ernährungsgewohnheiten unter Einfluss des Partners langfristig ändern? Um diese Fragen zu beantworten, hat das DIfE gemeinsam mit der Universität Potsdam, der Charité – Universitätsmedizin Berlin und dem Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin im Oktober 2016 die webbasierte NutriAct-Familienstudie ins Leben gerufen. Informationen zu Design, Methodik und erster Studienphase publizierte das interdisziplinäre Forscherteam jetzt im BMC Public Health Journal.

Aktuelle Studien weisen darauf hin, dass eine gesundheitsorientierte Ernährung Risiken für Typ-2-Diabetes, Herzinfarkt, Schlaganfall und Krebs senken kann. Doch laut allgemeinem Konsens bleiben Essgewohnheiten, die in der Kindheit erlernt werden, meist ein Leben lang erhalten. “Wir wollen herausfinden, inwieweit das frühe Ernährungsverhalten im späteren Leben durch den Partner beeinflusst werden kann. Schließlich ist der Mensch nicht isoliert, sondern existiert in einem sozialen Kontext”, sagt Dr. Manuela Bergmann, Leiterin der Studie und des Humanstudienzentrums am Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE). Unter Berücksichtigung von neurobiologischen, psychologischen und sozialen Aspekten untersucht das Wissenschaftlerteam den Einfluss der Ursprungsfamilie auf das Ernährungsverhalten im Vergleich zur neuen, selbst gegründeten Familie.

Um Mechanismen der täglichen Nahrungsauswahl zu identifizieren, werden die Teilnehmer über Online-Fragebögen u. a. zu Essverhalten, körperlicher Aktivität und Lebensqualität befragt. Zudem analysieren die Forscher und Forscherinnen verschiedene soziale Übergangsphasen, wie den Eintritt in den Ruhestand. Bis 2021 sollen die Daten von rund 3.000 Männern und Frauen zwischen 50 und 70 Jahren erfasst werden. “Unser Ziel ist es, eine Basis für Empfehlungen zu schaffen, die es Menschen selbst im fortgeschrittenen Alter ermöglichen, eine gesunde Ernährungsweise langfristig umzusetzen”, erklärt Bergmann.

Mitmachen

An der Studie können bundesweit Menschen im Alter von 50 bis 70 Jahren teilnehmen. Gesucht werden Dreiergruppen bestehend aus: Einem Paar (zwei Teilnehmer) und  dem Bruder bzw. der Schwester der Partner (ein Teilnehmer). Weil die Auskünfte zum Ernährungsverhalten über Online-Fragebögen erhoben werden, benötigen die Studienteilnehmer Computerkenntnisse und einen Internetzugang. Rund zehn Prozent der Familien werden außerdem zu vertiefenden Untersuchungen in das Humanstudienzentrum des DIfE eingeladen. Die Teilnahme ist freiwillig und kann jederzeit abgebrochen werden. Um mögliche Veränderungen zu erfassen, erfolgt nach zwei Jahren eine weitere Befragungsrunde.

Interessierte können per E-Mail an familienstudie@dife.de Kontakt mit dem Studienteam aufnehmen.

Original-Publikation

Schwingshackl L, Ruzanska U, Anton V, Wallroth R, Ohla K, Knüppel S, Schulze MB, Pischon T, Deutschbein J, Schenk L, Warschburger P, Harttig U, Boeing H, Bergmann MM. The NutriAct Family Study: a web-based prospective study on the epidemiological, psychological and sociological basis of food choice. BMC Public Health 2018

(https://doi.org/10.1186/s12889-018-5814-x)

Hintergrundinformationen

NutriAct

Das Verbundprojekt Nutritional Intervention for Healthy Aging: Food Patterns, Behavior, and Products – kurz NutriAct – ist ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit 12 Millionen Euro gefördertes Kompetenzcluster der Ernährungsforschung. Zentrales Ziel ist es, den Gesundheitsstatus der Fünfzig- bis Siebzigjährigen zu verbessern. Verbundpartner kommen aus Ernährungswissenschaften, Lebensmittelchemie und -technologie, Biologie, Medizin sowie Geistes- und Sozialwissenschaften und Wirtschaft. Der wissenschaftliche Vorstand des DIfE, Professor Tilman Grune, leitet das Verbundprojekt, an dem über 30 Forschungseinrichtungen und Unternehmen beteiligt sind. Mehr unter http://www.nutriact.de/

Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) Das DIfE ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Es erforscht die Ursachen ernährungsassoziierter Erkrankungen, um neue Strategien für Prävention, Therapie und Ernährungsempfehlungen zu entwickeln. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Ursachen und Folgen des metabolischen Syndroms, einer Kombination aus Adipositas (Fettsucht), Hypertonie (Bluthochdruck), Insulinresistenz und Fettstoffwechselstörung, die Rolle der Ernährung für ein gesundes Altern sowie die biologischen Grundlagen von Nahrungsauswahl und Ernährungsverhalten. Das DIfE ist zudem ein Partner des 2009 vom BMBF geförderten Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD). Mehr unter http://www.dife.de.

Leibniz Gemeinschaft

Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 93 selbständige Forschungseinrichtungen. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-,Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Forschung, auch in den übergreifenden Leibniz-Forschungsverbünden, sind oder unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer, vor allem mit den Leibniz-Forschungsmuseen. Sie berät und informiert Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Einrichtungen pflegen enge Kooperationen mit den Hochschulen – u.a. in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im

In- und Ausland. Sie unterliegen einem transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 19.100 Personen, darunter 9.900 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,9 Milliarden Euro. Weitere Informationen unter https://www.leibniz-gemeinschaft.de.

 

Studienteilnehmer mit Depression gesucht

Forscher des Universitätsklinikums Freiburg untersuchen den Behandlungserfolg von Psychotherapie in Kombination mit ungefährlicher Hirnstimulation

Foto vom Flyer Psychotherapie Plus Studie Uni FreiburgMenschen mit einer Depression leiden oft unter negativen Gefühlen wie Traurigkeit oder Niedergeschlagenheit. Zwischenmenschliche Situationen werden häufig als belastend erlebt und sind von hoffnungslosen und selbstkritischen Gedanken geprägt. In einer Studie untersuchen nun Ärztinnen und Ärzte der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg, ob eine kombinierte Therapie aus Gruppen-Psychotherapie und einer leichten Stimulation bestimmter Hirnregionen den Behandlungserfolg weiter steigern kann. Voraussetzungen für die rund drei Monate dauernde Studie sind, dass die Depression weniger als fünf Jahren andauert und die Betroffenen in den vergangenen zwei Jahren keine Psychotherapie gemacht haben.

Erster Teil der Behandlung ist eine moderne Gruppen-Psychotherapie. „In einer modernen Psychotherapie können die Betroffenen lernen, hinderliche Denkmuster zu verändern und positive Erfahrungen zu fördern“, erklärt Studienleiter Prof. Dr. Claus Normann, Geschäftsführender Oberarzt an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg.

Der zweite parallel laufende Teil der Behandlung ist eine leichte elektrische Stimulation einer bestimmten Hirnregion, der frontalen Großhirnrinde. Dort wird die Regulation der Gefühle gesteuert. Diese Region ist bei Menschen mit Depression weniger aktiv. Durch einen leichten Gleichstrom lässt sich die Aktivität der Hirnregion verstärken. „Die Stimulation ist absolut ungefährlich, schmerzlos und erfolgt ohne körperlichen Eingriff“, erklärt Ko-Studienleiter Dr. Lukas Frase, Funktionsoberarzt an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg.

Für diese transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS) werden Elektroden an der Stirn angebracht, durch die fast unmerklich Strom fließt. Je nach Anordnung der Elektrode wird die elektrische Aktivität der Nervenzellen erhöht oder vermindert. „Wenn man sich während der Stimulation gedanklich mit etwas beschäftigt, nimmt dieser Effekt sogar noch zu. Deshalb bieten wir jetzt eine Gruppen-Psychotherapie an, die auf die Stimulation abgestimmt ist“, sagt Dr. Frase.

Die Studie umfasst neben Vorgesprächen und -untersuchungen zwölf Gruppentherapiestunden, zwei Einzelsitzungen und wöchentliche Kurzinterviews. „Wichtig ist, dass die Studienteilnehmer an allen Terminen anwesend sind. Nur so lässt sich ein optimales Ergebnis erzielen“, betont Prof. Normann.

Psychotherapie-Plus_Flyer

Kontakt für Studieninteressierte:

Prof. Dr. Claus Normann / Dr. Lukas Frase

Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Universitätsklinikum Freiburg

psy.dcs-studien@uniklinik-freiburg.de

Putzmittel so gefährlich wie Rauchen?

Sind Putzmittel für Frauen wirklich gefährlicher als für Männer?

Beim Putzen soll Dreck und Keimen der Garaus gemacht werden. Dafür enthalten Putzmittel oft chemische Stoffe. Diese können unter Umständen schädlich für die Atemwege sein. Es gibt sogar Berichte dazu, dass das Risiko für Asthma und Atembeschwerden unter Putzfachkräften größer ist und auch das Putzen zu Hause Risiken bergen kann. Außerdem deuten Studien darauf hin, dass auch die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) bei Menschen, die beruflich oft Putzmitteln ausgesetzt sind, öfter auftreten könnte. Die aktuelle Auswertung einer europaweiten Studie zur Lungengesundheit zeigt nun, welche Langzeitfolgen der regelmäßige Kontakt mit Putzmitteln haben kann.

Studie lief über 20 Jahre

Die European Community Respiratory Health Survey sammelte über 20 Jahren Daten zu der Lungengesundheit und dem Lebensstil von über 6200 Teilnehmern. Die Teilnehmer wurden in diesem Zeitraum drei Mal befragt, z. B. zu Beschwerden der Atemwege und Allergien, ihrem beruflichen Werdegang, ob sie Sport treiben, wie sie wohnen, ob Haustiere im Haushalt sind, zu Ernährungsgewohnheiten, Rauchverhalten und welche Medikamente eingenommen werden. Alle Fragen zielten darauf ab, Faktoren, die die Lungengesundheit der Teilnehmer beeinflussen könnten, zu erfassen. Außerdem wurde die Lungenfunktion der Teilnehmer untersucht.

Folgen des Putzens entsprachen jahrzehntelangem Rauchen

Von den teilnehmenden Frauen gaben 85 % an, regelmäßig mindestens einmal pro Woche zu Hause zu putzen. Bei den Männern waren es 46 %. Im Vergleich zu Frauen, die nicht putzten, nahm die Lungenfunktion stärker ab bei Frauen, die zu Hause für das Putzen zuständig waren oder die als Reinigungsfachkraft tätig waren. Sowohl Reinigungssprays als auch andere Putzmittel scheinen den beschleunigten Verlust der Lungenfunktion auszulösen. Laut den Forschern hat der regelmäßige Kontakt der Atemwege mit Stoffen aus Reinigungsmitteln einen langfristig schädigenden Effekt, der sich nach zehn bis 20 Jahren zeigt. Die Auswirkung auf die Lungenfunktion war in ihrer Auswertung ähnlich dessen, was zehn bis 20 Packungsjahre Tabakrauchen verursachen. Das entsprich z. B. zehn oder 20 Jahre lang täglich 20 Zigaretten geraucht zu haben. Ein Packungsjahr berechnet sich anhand der Zahl pro Tag gerauchter Zigarettenpackungen, was im Schnitt 20 Zigaretten sind, mal der Anzahl der Raucherjahre. Ab 20 Zigaretten pro Tag spricht die Weltgesundheitsorganisation (WHO) von einem „starken Raucher“.

Männer scheinen nicht betroffen zu sein

Ein höheres Risiko später an einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung zu erkranken, wenn man regelmäßig mit Putzmitteln zu tun hat, fanden die Forscher in ihrer Studie hingegen nicht. Auch bei Männern, die angaben regelmäßig zu putzen, scheint sich dies nicht auf die Lungenfunktion mit zunehmenden Alter auszuwirken. Männer-Lungen könnten einfach widerstandfähiger sein, als die Lungen von Frauen – das hat man zuvor bereits beobachtet, wenn es um Tabakrauch oder Holzstäube in der Luft geht. Hier entwickeln Frauen schneller Atemwegserkrankungen als Männer. Dadurch, dass Männer aber auch seltener putzen bzw. als Fachkräfte im Bereich Reinigung arbeiten, ist die Basis der Auswertung hier dünner.

Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass die chemischen Inhaltstoffe von Putzmitteln die langfristige Gesundheit der Atemwege beeinträchtigen können. Gerade bei Frauen, die regelmäßig beruflich oder privat putzen, sahen sie einen Zusammenhang zu einer späteren verstärkten Abnahme der Lungenfunktion. Die Forscher sehen daher eine Notwendigkeit darin, den Fokus stärker auf die möglichen Folgen vom Kontakt zu schädigenden Putzchemikalien zu legen und wie man diese beim Putzen vermeiden kann.

Da kann man Frauen eigenltich nur raten: Lasst in Zukunft die Männer putzen!

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Eine Initiative der HealthCom GmbH
Agrippinawerft 22
50678 Köln

Quelle: DeutschesGesundheitsPortal

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Cleaning at Home and at Work in Relation to Lung Function Decline and Airway Obstruction