Die neue Volkskrankheit

Chronische Nasennebenhöhlenentzündung

Mehr als zehn Prozent der Deutschen leiden unter einer chronischen Rhinosinusitis. Diese auf den ersten Blick harmlos wirkende Erkrankung belästigt den Patienten durch chronischen Schnupfen, Sekret, das den Rachen hinunterläuft, Kopfschmerzen und Riechstörungen. International erlangt die chronische Rhinosinusitis deutlich mehr Aufmerksamkeit als in Deutschland, weil die individuelle Belastung des Patienten deutlich über diese körperlichen Symptome hinausgeht, weil weitere Erkrankungen in ihrer Entstehung begünstigt werden. So erkranken Patienten mit einer chronischen Rhinosinusitis deutlich häufiger an Lungenerkrankungen, wie Asthma bronchiale und COPD, nach
internationalen Daten haben sie aber auch ein erhöhtes Risiko, an Schlaganfall, Übergewicht oder einer Depression zu erkranken. Insgesamt sind dabei Männer und Frauen etwa gleich häufig betroffen.
Scheinbar sind bestimmte Berufsgruppen, wie Feuerwehrleute und Flugbegleiter, besonders gefährdet, an einer chronischen Rhinosinusitis zu erkranken.

Patienten, die an einem der oben genannten Symptome leiden, sind aufgerufen, einen HNO-Arzt aufzusuchen. Dieser kann durch eine Endoskopie der Nase verschiedene Unterformen der chronischen
Rhinosinusitis unterscheiden, beraten und eine spezifische Therapie einleiten. Diese ist häufig bereits konservativ erfolgreich, bei Versagen besteht aber auch die Option einer operativen Therapie. In
Deutschland wurden allein im Jahr 2009 mehr als 50 000 Prozeduren an Patienten im Bereich der Nasennebenhöhlen wegen einer chronischen Rhinosinusitis durchgeführt. Entsprechend ist diese
Erkrankung auch für unser Gesundheitssystem mit enormen Kosten verbunden.

Für die USA, in denen etwa 12 Prozent der Bevölkerung an der chronischen Rhinosinusitis leiden, wurden direkte Kosten der chronischen Rhinosinusitis bereits 1996 auf 4,5 Milliarden US-Dollar
geschätzt. Dabei erfolgen konstant seit Jahren mehr als zehn Millionen Arztkontakte pro Jahr (oder 1,3 Prozent aller Arztkontakte) nur aufgrund dieser Erkrankung.

Dieses enorme gesundheitspolitische Problem wurde in Korea erkannt und durch repräsentative Untersuchungen der Bevölkerung angegangen. Dabei zeigte sich zwischen 1996 und 2008 eine
Zunahme der chronischen Rhinosinusitis von 1,01 Prozent auf 7,12 Prozent. „Auch wenn dieser dramatische Anstieg teilweise auch durch Verbesserungen der Untersuchungstechnik erklärt werden
kann, sollte er Anlass sein, sich auch in Deutschland wissenschaftlich mehr mit der chronischen Rhinosinusitis zu beschäftigen“, führt PD Dr. med. habil. Achim G. Beule, Geschäftsführender Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Kopf-und Halschirurgie der
Universitätsmedizin Greifswald weiter aus.

Im Rahmen einer großen europäischen Untersuchung berichten in der Region Duisburg 14,1 Prozent und in Brandenburg 6,9 Prozent der Befragten Beschwerden, die als typisch für eine chronische
Rhinosinusitis gelten. Bei Befragung der Ärzte wurde die Häufigkeit dieser Erkrankung mit 8,4 Prozent (Duisburg) beziehungsweise 4,6 Prozent (Brandenburg) deutlich unterschätzt. „Die Ursachen für diese Unterschiede können sowohl in der industriellen Ausrichtung in der Region des Niederrheins und Ruhrgebietes liegen, wie in günstigen Nachwirkungen der deutschen Teilung“, stellt Beule dar.
„Andererseits muss auch an die Möglichkeit eines erschwerten Zuganges des Patienten zum HNO-Arzt, gerade in ländlichen Regionen, gedacht werden.“

 

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