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COVID-19: Komplikationen und Erkrankungsverlauf in Kliniken besser verstehen

Systematischer Vergleich von 213 am Universitätsklinikum Freiburg behandelten COVID-19-Patient*innen vorab veröffentlicht

Am Universitätsklinikum Freiburg wurden zeitweise deutschlandweit die meisten COVID-19-Patient*innen behandelt. Zudem verfügt das Klinikum in der Behandlung von akutem Lungenversagen (ARDS) und in der Beatmung mit Lungenersatzmaschinen (ECMO) über hohe Expertise. Welche Risikofaktoren den Verlauf von COVID-19-Erkrankungen in einem Klinikum mit interdisziplinärer Patient*innenversorgung bestimmen, haben Expert*innen des Universitätsklinikums Freiburg in Kooperation mit dem Institut für Medizinische Biometrie und Statistik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg in einer Studie systematisch untersucht und auf dem Preprint-Server medRxiv vorab veröffentlicht.

„Die Angaben zur Sterblichkeit von COVID-19-Patient*innen, die so schwer erkrankt sind, dass sie im Krankenhaus behandelt werden müssen, variieren bislang stark. Als Klinikum mit hohen Fallzahlen haben wir nun unsere Erfahrungen zusammengetragen“, sagt der Erstautor der Studie Prof. Dr. Siegbert Rieg, Oberarzt in der Abteilung Infektiologie der Klinik für Innere Medizin II am Universitätsklinikum Freiburg.

Therapieverlauf und Risikofaktoren

Vom 25. Februar bis zum 8. Mai 2020 wurden am Universitätsklinikum Freiburg insgesamt 213 COVID-19-Patient*innen behandelt. Im Schnitt waren die Betroffenen 65 Jahre alt, 61 Prozent waren männlich. Insgesamt wurden 70 der Betroffenen auf Intensivstation behandelt, 57 von ihnen mussten beatmet werden, 23 waren zeitweise an eine Lungenersatzmaschine angeschlossen. Mitte Juni waren 161 Betroffene entlassen und 51 verstorben. Die Wahrscheinlichkeit, innerhalb von 90 Tagen zu versterben, lag bei insgesamt 24 Prozent und war stark vom Alter und Geschlecht der Patient*innen beeinflusst. Auf den Intensivstationen lag die Sterbewahrscheinlichkeit bei 47 Prozent, unter den künstlich Beatmeten bei 57 Prozent.

Zu den häufigsten Komplikationen bei den Intensivpatient*innen gehörten Mehrorganversagen, häufig mit dialysepflichtigem Nierenversagen, septischer Schock sowie Lungenembolien. „Solange es keine hochwirksamen Medikamente gegen COVID-19 gibt, ist es von größter Bedeutung, Strategien zur Vermeidung oder Abschwächung dieser lebensbedrohlichen Komplikationen zu erforschen“, sagt Letztautor Dr. Paul Biever, Intensivmediziner der Klinik für Innere Medizin III am Universitätsklinikum Freiburg.

Original-Titel der Studie: COVID-19 in-hospital mortality and mode of death in a dynamic and non-restricted tertiary care model in Germany
DOI: https://doi.org/10.1101/2020.07.22.20160127 
Link zur Studie: https://medrxiv.org/cgi/content/short/2020.07.22.20160127v1 

Bindehautinfektion durch SARS-CoV-2 unwahrscheinlich

Keine Entwarnung bei medizinischen Schutzvorkehrungen

Forscher*innen des Universitätsklinikums Freiburg untersuchen mögliche Augenbeteiligung bei COVID-19 / keine Entwarnung bei medizinischen Schutzvorkehrungen / Studie im Journal of Medical Virology veröffentlicht

 Immunhistochemische Aufnahmen zeigen vorhandene Proteine in Gewebeproben mithilfe von Antikörpern. Die Probe der Bindehautzellen (links) zeigt keine relevanten Mengen an ACE-2-Protein, während bei der Probe des Nierengewebes (rechts) Antikörper an das vorhandene ACE-2-Protein binden.
Bildquelle: Universitätsklinikum Freiburg
 Immunhistochemische Aufnahmen zeigen vorhandene Proteine in Gewebeproben mithilfe von Antikörpern. Die Probe der Bindehautzellen (links) zeigt keine relevanten Mengen an ACE-2-Protein, während bei der Probe des Nierengewebes (rechts) Antikörper an das vorhandene ACE-2-Protein binden.
Bildquelle: Universitätsklinikum Freiburg

Das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 nutzt bestimmte Proteine auf der Oberfläche menschlicher Zellen als Türöffner, um in die Zellen einzudringen und sich zu vermehren. Vereinzelt wurde auch über Patient*innen mit Entzündungen der Bindehaut des Auges bei COVID-19-Erkrankung berichtet. Bislang war unklar, ob Bindehautzellen für das neue Virus empfänglich sind und damit ein potenzieller Einfallsort für SARS-CoV-2-Viren sein könnten. Forscher*innen des Universitätsklinikums Freiburg zeigen nun in einer Studie, dass Infektionen der Bindehaut durch SARS-CoV-2 unwahrscheinlich sind. Die Ergebnisse wurden am 6. Mai 2020 in der Fachzeitschrift Journal of Medical Virology veröffentlicht.

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Nicht immer lässt sich SARS-CoV-2 über einen Abstrich nachweisen

Der Nachweis der Virusgene über einen Abstrich aus dem Mund-, Nasen- oder Rachenraum ist derzeit der Goldstandard

fzm, Stuttgart, Mai 2020 – Auch bei einer bestehenden COVID-19-Erkrankung kann die Analyse eines standardmäßig durchgeführten Abstrichs aus dem Mund-, Nasen- oder Rachenraum negativ ausfallen. Das zeigt ein aktueller Fallbericht in der Fachzeitschrift „DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift“ (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2020). Bei einem Patienten, dessen radiologischen Befunde sowie Entzündungswerte eine COVID-19-Erkrankung nahelegten, konnten keine entsprechenden Virusgene über einen Rachenabstrich nachgewiesen werden. Die Autoren empfehlen daher die Analyse weitere Biomaterialen wie Stuhl oder tiefer Atemwegssekrete, wenn der übliche Abstrich trotz begründetem Verdacht auf COVID-19 wiederholt negativ ausfällt.

Der 46-jährige Patient stellte sich im Universitätsklinikum Freiburg mit Husten und Fieber vor. Die Symptome bestanden zu diesem Zeitpunkt bereits eine Woche lang. Fünf Tage zuvor hatte sein Hausarzt wegen des Verdachts auf eine Lungenentzündung mit einer Antibiotikabehandlung begonnen, die aber zu keiner Besserung führte. Daraufhin überwies ihn der Hausarzt ins Freiburger Universitätsklinikum.

Dort ließen die Ärzte umgehend einen SARS CoV-2-PCR-Test durchführen. Dabei wird über einen Abstrich Sekret aus dem Mund-, Nasen- oder Rachenraum entnommen. Es kann Erbgut des Virus enthalten, das durch einen empfindlichen molekularen Test nachgewiesen werden kann. Dieses Verfahren bezeichnen Labormediziner als Polymerase-Ketten-Reaktion (PCR). Im Fall des Patienten fiel das Ergebnis für den Rachenabstrich negativ aus. Andere Laborbefunde, wie verschiedene erhöhte Entzündungsparameter, legten jedoch den Verdacht nahe, dass eine SARS-CoV-2-Infektion vorlag. Doch auch ein zweiter Abstrich zwei Tage nach der Aufnahme erbrachte keinen Hinweis auf Virusgene.

In einer Röntgenaufnahme des Brustkorbs waren zu dieser Zeit bereits Anzeichen einer atypischen Lungenentzündung zu erkennen, wie es häufig bei COVID-19 beobachtet wird. Die am nächsten Tag durchgeführte Computertomografie (CT) erhärtete den Verdacht weiter. In beiden Lungen war vor allem an den Rändern eine milchglasartige Trübung zu sehen. Die Radiologen werteten dies als deutlichen Hinweis auf COVID-19. Doch auch im dritten Rachenabstrich fand sich kein SARS-CoV-2-Erbgut.

Am sechsten Tag schließlich wiesen die Mediziner die Virusgene in ausgehusteten Atemwegssekreten, dem sogenannten Sputum, nach. In einer Stuhlprobe waren die Viren dagegen nicht nachweisbar. Zu diesem Zeitpunkt war der Patient bereits ohne Beschwerden. Obwohl er mit Übergewicht, Bluthochdruck, hohen Blutfettwerten und einem erhöhten Blutzucker gleich mehrere Risikofaktoren aufwies, hatte er die Infektion ohne größere Komplikationen überstanden. Zwei Tage später konnte er nach Hause entlassen werden – nachdem ein weiterer Rachenabstrich negativ ausgefallen war. Eine Quarantäne wurde nicht für notwendig erachtet, da der Patient offensichtlich keine Viren ausschied.

Der Nachweis der Virusgene über einen Abstrich aus dem Mund-, Nasen- oder Rachenraum ist derzeit der Goldstandard für die Diagnose von COVID-19. „Zwischenzeitlich mehren sich jedoch Hinweise auf Limitationen hinsichtlich der Sensitivität dieser Untersuchung“, schreiben Dr. Daniel Hornuß von der Klinik für Innere Medizin II am Universitätsklinikum Freiburg und Kollegen in ihrem Fallbericht. Wenn Laborwerte und die Befunde im CT auf COVID-19 hinweisen, sollte der Gentest an anderen Biomaterialen wie Sputum, tiefen Atemwegssekreten oder Stuhl versucht werden, raten die Experten.

D. Hornuß et al.:
COVID-19-assoziierte Pneumonie trotz persistierend negativen PCR-Tests aus oropharyngealen Abstrichen
DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2020; online erschienen am 13.5.2020

Strategien zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie

Eine Stellungnahme der Präsidenten der außeruniversitären Forschungsorganisationen auf Basis von mathematischen Analysen der Datenlage

Diese Illustration, die in den Centers for Disease Control and Prevention (CDC) erstellt wurde, zeigt die ultrastrukturelle Morphologie, die Koronaviren aufweisen. Man beachte die Stacheln, die die äußere Oberfläche des Virus zieren und die bei elektronenmikroskopischer Betrachtung das Aussehen einer das Virion umgebenden Korona vermitteln. Ein neuartiges Coronavirus namens SARS-CoV-2 (Severe Acute Respiratory Syndrome Coronavirus 2) wurde als Ursache für den Ausbruch einer Atemwegserkrankung identifiziert, die erstmals 2019 in Wuhan, China, festgestellt wurde. Die durch dieses Virus verursachte Krankheit wurde Coronavirus-Krankheit 2019 (COVID-19) genannt.

Alissa Eckert, MS; Dan Higgins, MAMS
Alissa Eckert, MS; Dan Higgins, MAMS
Diese Illustration, die in den Centers for Disease Control
and Prevention (CDC) erstellt wurde, zeigt die
ultrastrukturelle Morphologie, die Koronaviren aufweisen.

Angesichts der großen öffentlichen Bedeutung einer objektiven Faktenlage zum Infektionsgeschehen haben sich unsere Forschungsorganisationen – Fraunhofer- Gesellschaft, Helmholtz-Gemeinschaft, Leibniz-Gemeinschaft und Max-Planck- Gesellschaft – entschlossen, gemeinsam zur Datenlage Stellung zu nehmen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Organisationen, die sich mit der mathematischen Analyse der Ausbreitung der COVID-19-Erkrankungen und der Vorhersage der weiteren Entwicklung beschäftigen, haben ihre Ergebnisse zusammengetragen, eine gemeinsame Analyse der Situation verfasst und mögliche Bewältigungsstrategien aus Sicht der Modellierung vorgelegt. Detailliertere Informationen sind in der gemeinsamen Stellungnahme der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Anhang zu diesem Dokument zu finden, die wichtigsten Aussagen sind im Folgenden knapp zusammengefasst:

  • Unterschiedliche und voneinander unabhängige Modelle verschiedener Gruppen zur Ausbreitung von SARS-CoV-2 kommen zu konsistenten Ergebnissen. Die Reproduktionszahl R lag seit Ende März leicht unter 1.
  • Der klare Rückgang der Neuinfektionen N, den wir derzeit beobachten, ist der gemeinsame Effekt aller im März eingeführten Maßnahmen und der Verhaltensanpassungen der Bevölkerung.
  • Die Situation ist nicht stabil, selbst eine nur kleine Erhöhung der Reproduktionszahl würde uns zurück in eine Phase des exponentiellen Wachstums führen. Daher muss die Reproduktionszahl bis zur Verfügbarkeit eines Impfstoffs unter 1 gehalten werden. Der am 28. April 2020 vom RKI berichtete neue R-Wert nahe 1 verdeutlicht, dass in dieser Phase weiterhin konsequente Kontakteinschränkungen erforderlich sind.
  • Der Wert von R in Antwort auf eine veränderte Maßnahme kann erst mit einer Verzögerung von zwei bis drei Wochen geschätzt werden.
  • Das Erreichen einer „Herdenimmunität“ würde nach den bisher vorliegenden Daten einen Zeitraum von einigen Jahren erfordern, wenn das Gesundheitssystem nicht überlastet werden soll. Einschränkende Maßnahmen müssten bei einer solchen Strategie über den gesamten Zeitraum aufrechterhalten werden.
  • Aus Sicht der Modellierung erscheint folgende zweiphasige Strategie als sinnvoll: In der ersten Phase werden die Neuinfektionen weiter reduziert, bis eine effektive Kontaktverfolgung möglich ist. In der zweiten Phase schließt sich eine adaptive Strategie auf der Basis niedriger Zahlen von Neuinfektionen an.

Dazu sind folgende Maßnahmen erforderlich:

  • Etablierung bzw. Weiterführung hygienischer Maßnahmen
  • Ausbau von Testing- und Tracing-Kapazitäten
  • Adaptive Steuerung von flankierenden kontakteinschränkenden
  • Maßnahmen.

Bei politischen Entscheidungen über das weitere Vorgehen sind natürlich weitere Faktoren in Betracht zu ziehen, wie psychologische und weitere gesundheitliche Belastungen der Bevölkerung, die wirtschaftliche Entwicklung und internationale Vernetzung, um nur einige zu nennen. Die oben skizzierten und in der ausführlichen Stellungnahme der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler detaillierter dargestellten Zusammenhänge gelten aber unabhängig von solchen Faktoren, sodass alle Entscheidungen vor diesem Hintergrund getroffen werden müssen. Neue Gegebenheiten, wie die Verfügbarkeit eines Medikaments oder einer Vakzine, effizienteres Contact Tracing durch eine App, flächendeckendes Testen, spezifische Antikörper-Tests oder anderes würden in einem adaptiven Szenario die Nachsteuerung kontakteinschränkender Maßnahmen erlauben.

Die einschlägigen Forschungseinrichtungen und Expertinnen und Experten der beteiligten Organisationen haben ihre Aktivitäten früh der Untersuchung des Coronavirus aus verschiedenen Fachperspektiven gewidmet und insbesondere die Autorinnen und Autoren der vorliegenden Stellungnahme werden selbstverständlich weiter an der Modellierung und deren Datengrundlage arbeiten, um die Vorhersage der Ausbreitung zu verbessern und die Entwicklung von Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie zu unterstützen.

Covid-19-Genesene können helfen

Aufruf des Universitätsklinikums Freiburg zur Plasmaspende

Das Universitätsklinikum Freiburg ruft Menschen zur Plasmaspende auf, die nachweislich mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 infiziert waren und wieder gesundet sind. „Das Plasma von ehemals Infizierten kann ein wichtiger Therapiebaustein für Patient*innen sein, die akut an Covid-19 erkrankt sind“, sagt Prof. Dr. Toni Cathomen, Direktor des Instituts für Transfusionsmedizin und Gentherapie am Universitätsklinikum Freiburg. Plasma ist der flüssige Anteil des Bluts. Nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 enthält das Plasma Antikörper gegen das neuartige Coronavirus. Erhält ein Covid-19-Erkrankter das Plasma einer Person, die bereits Antikörper gebildet hat, so gibt es starke Hinweise darauf, dass die Antikörper das Abwehrsystem des Kranken darin unterstützen, das Virus zu bekämpfen.

Das von der Blutspendezentrale gesammelte Plasma von Covid-19-Genesenen kann in Einzelfällen schwerkranken Patientinnen und Patienten direkt ins Blut gegeben werden, um das Immunsystem dieser Schwererkrankten bei der Virusabwehr zu unterstützen. Ein Teil des gespendeten Plasmas kann auch an Plasma-verarbeitende Unternehmen weitergeleitet werden, die aus den gesammelten Spenden ein reines Antikörper-Präparat für Covid-19-Erkrankte herstellen.

Covid-19-Plasmaspender müssen zwei Voraussetzungen erfüllen

Wer mit Plasmaspenden schwererkrankten Covid-19-Patient*innen helfen möchte, muss zwei Voraussetzungen erfüllen: Die Erkrankung muss seit mindestens vier Wochen ausgeheilt sein und es muss ein positiver Nachweis auf SARS-CoV-2 vorliegen. Wer diese beiden Kriterien erfüllt, kann sich unter der Mailadresse blutspende@uniklinik-freiburg.de mit dem Betreff „Covidplasma“ unter Angabe des Vor- und Nachnamens, des Geburtsdatums sowie einer persönlichen Telefonnummer melden. Die Blutspendezentrale des Universitätsklinikums wird anschließend mit den Interessierten Kontakt aufnehmen, um Termine für die Voruntersuchung und die Plasmaspende zu vereinbaren. Plasmaspenden können für die Dauer von etwa zwei bis vier Monaten im wöchentlichen Abstand durchgeführt werden.

Eine App für Covid-19-Studien

CoroNotes hilft mit anonymen Gesundheitsdaten, die Infektion mit dem neuartigen Coronavirus besser zu verstehen

Für die Covid-19-Forschung kann CoroNotes eine große Hilfe sein. Denn mit der App lassen sich dringend benötigte Daten zu Infektionen mit Sars-CoV-2 schnell und effizient erheben. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Tübingen AI Center, einer gemeinsamen Einrichtung der Universität Tübingen und des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme, haben die App zusammen mit Medizinern der Universitätsklinik Tübingen entwickelt. Ziel des Projekts ist es, mit freiwilligen und anonymen Angaben medizinische und wissenschaftliche Studien zum neuartigen Coronavirus zu unterstützen und damit wichtige Einblicke in die Ausbreitung und Verläufe der durch das Sars-CoV-2 hervorgerufenen Krankheit Covid-19 zu gewinnen. Die kostenlose App ist ab sofort im GooglePlay verfügbar. In Kürze wird sie auch im Apple App-Store veröffentlicht.

Das Foto zeigt verschiedene Apps auf einem Smartphone
In Kürze auch im App Store von Apple erhältlich
Stand 17.04.2020

„Mit CoroNotes haben wir eine Plattform geschaffen, die Nutzern die Möglichkeit bietet, jeden Tag an der Erforschung des Virus teilzuhaben“, sagt Bernhard Schölkopf, Direktor am Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme und Co-Direktor des Tübinger AI Center. Die Nutzer bleiben dabei völlig anonym. Sie brauchen täglich nur ein paar Fragen zu ihrem Gesundheitszustand und zu eventuellen Symptomen zu beantworten. Aus diesen Daten können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dann Rückschlüsse auf Krankheitsverläufe ziehen, die im Zusammenhang mit Covid-19 stehen könnten. „So können alle User einen Beitrag zur wissenschaftlichen Erforschung dieses Virus leisten,“ sagt Schölkopf. „Wir hoffen, mithilfe der erfassten Daten zur Beantwortung wichtiger Fragestellungen beitragen zu können – beispielsweise, welche Behandlungen am wirksamsten sind, wie möglichst zuverlässige Diagnosen gestellt werden können, oder auch wie die Immunität gegen das Virus nachgewiesen werden kann.“

Hoffnung auf bessere Frühindikatoren für schwere Krankheitsverläufe

Anhand eines einfachen Fragebogens, den die Nutzerinnen und Nutzer der App täglich in weniger als einer Minute auf ihrem Smartphone oder Tablet ausfüllen, werden wichtige Informationen über die Covid-19 Pandemie gewonnen. Zum Beispiel, ob sie sich an dem jeweiligen Tag wohl fühlen oder aber Kopf- und Gliederschmerzen haben, eventuell sogar Fieber. Jeder Tag zählt, auch wenn sie sich gesund fühlen. Die Forschenden hoffen, mit den Daten bessere Frühindikatoren für schwere Krankheitsverläufe identifizieren zu können, oder geeignete Personen für medizinische Studien ansprechen zu können, die einen besonders großen Erkenntnisgewinn für den Umgang mit Covid-19 versprechen. Auch sollen die Daten helfen, Epizentren der Pandemie früher ausfindig zu machen.

Die Plattform soll in Zukunft auch anderen Forschenden und Medizinerinnen und Medizinern zur Verfügung stehen, um in Studien Hypothesen zum Beispiel zum Einfluss bestimmter Medikamente oder den Zusammenhang mit bestimmten Vorerkrankungen zu überprüfen. Dafür können bei Bedarf zusätzliche Informationen abgefragt und mit der bisher erfassten Gesundheitshistorie zusammengeführt werden. Dieses Zusammenspiel erlaubt es, bestimmte Fragestellungen innerhalb sehr kurzer Zeit beantworten zu können.

„Die Covid-19-Pandemie entwickelt sich sehr dynamisch. Damit die Wissenschaft möglichst schnell Lösungen entwickeln kann, ist die Verfügbarkeit von Daten entscheidend,“ sagt Matthias Bethge, Professor für Computational Neuroscience und Machine Learning der Universität Tübingen und Co-Direktor des Tübingen AI Center. Sein Spezialgebiet ist es, aus vielen Daten Muster und Zusammenhänge zu erkennen. „Es zählen also die Beiträge jedes Einzelnen. Daher hoffen wir, dass viele Menschen CoroNotes herunterladen und nutzen,“ so Bethge.

Nutzer teilen Daten freiwillig und bleiben anonym

Er betont: „Besonders wichtig ist uns dabei, dass die Nutzer der App keine unnötigen Daten preisgeben, die sie nicht preisgeben möchten.“ CoroNotes wird den strengen Anforderungen der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) gerecht. Zum einen erhebt CoroNotes nur Daten von Nutzern, die sich aktiv zum Teilen gewisser Daten entscheiden – Daten werden nicht automatisch erfasst. CoroNotes ist keine Tracking- oder Tracing-App, und erfasst keine Bewegungsprofile oder Kontakte mit anderen Personen. Darüber hinaus bekommen Nutzer bei der Anmeldung ein zufällig ausgewähltes Pseudonym und müssen weder Telefonnummer noch Emailadresse angeben. Damit bleiben sie anonym und die App erhebt ausschließlich die selbst angegebenen Gesundheitsdaten. Nutzerinnen und Nutzer können jederzeit ihre eigenen Daten herunterladen oder nachträglich löschen.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler teilen diese anonymisierten Daten mit in Europa ansässigen öffentlichen Gesundheitsorganisationen, akademischen Forschungseinrichtungen oder gemeinnützigen Organisationen – wiederum unter Einhaltung den strengen Datenschutzrichtlinien der DSGVO. Die Daten dürfen dabei ausschließlich für Forschungs- und Analyseprojekte mit direktem Bezug zu Covid-19 verwendet werden.

Michelin startet Produktion von Gesichts-Masken

Produktion von chirurgischen Masken startet in Bamberg

  • Bis Ende Juni will Michelin, mit anderen Unternehmen zusammen fünf Millionen Stück herstellen
  • Produktion von chirurgischen Masken startet in Bamberg
  • Michelin spendet weiterhin Masken und Reifen für Krankenwagen
Eine Mitarbeiterin verpackt die frisch genähten Masken

Gemeinsam mit anderen Unternehmen startet Michelin die Produktion einer wiederverwendbaren Maske OCOV® FMP1 oder FMP2. Die neuartige Maske wurde unter der Leitung und Koordination des in Grenoble ansässigen Kollektivs VOC-COV entwickelt. Die Schutzmaske kann in großen Mengen industriell hergestellt und dank fünf waschbarer, austauschbarer Filter bis zu 100 Mal wiederverwendet werden. 

Der flexible Gesichtsteil des OCOV® gewährleistet einen festen Sitz und minimiert so die Leckage im Vergleich zu FFP1- und FFP2-Filtern und anderen waschbaren Masken. Darüber hinaus bietet die neuartige Maske eine gute Abdichtung zwischen der Atmosphäre und dem Gesicht des Trägers unabhängig davon, ob die Haut trocken oder feucht ist und ob sich der Kopf bewegt. Die Produktion einer Prototypen-Serie von 5.000 Einheiten ist bereits gestartet. Ziel von Michelin und seinen Partnern ist es, bis Mai eine Million Masken pro Woche zu produzieren. Bis Ende Juni möchte das Unternehmen eine Gesamtproduktion von fünf Millionen Masken erreicht haben. Dies entspricht 500 Millionen Einwegmasken.

Das Foto zeigt die neuartigen Masken

Michelin produziert chirurgische Masken in Bamberg – Spenden an Krankenhäuser wichtig
Schon in den vergangenen Wochen hatte Michelin in Deutschland lokal Masken aus den eigenen Beständen an Krankenhäuser gespendet – unter anderem nach Straßburg und Bad Kreuznach. Diese Spenden im lokalen Umfeld bleiben insbesondere bei höherer Verfügbarkeit von chirurgischen Masken ein wichtiges Thema für Michelin.

Auch der deutschlandweite Pannenservice für Krankenwagen bleibt bestehen. Um die vielen Helfer im Kampf gegen das Coronavirus zu unterstützen, stellt Michelin Rettungsdiensten und Krankentransporten im Fall einer Reifenpanne kostenfrei Ersatzreifen zur Verfügung. Der Pannenservice und die Umrüstung der Fahrzeuge kann deutschlandweit entweder als Mobilservice oder in einer der mehr als 350 EUROMASTER-Filialen erfolgen, die weiterhin geöffnet bleiben werden. Der mobile Pannendienst steht 24 Stunden täglich zur Verfügung.

Michelin übergibt Reifen für Krankenwagen n das Bayerische Rote Kreuz

„Gerade jetzt ist es wichtig, dass wir alle zusammenstehen. An einem platten Reifen sollte kein Krankentransport scheitern“, sagt Philipp Ostbomk, Direktor Vertrieb B2B Deutschland, Österreich, Schweiz bei Michelin. Deshalb stellt Michelin kurzfristig ein Kontingent von 1.000 kostenlosen Reifen für Rettungsdienste und Krankentransporte zur Verfügung, um so das Gesundheitswesen bestmöglich zu unterstützen.

Fragen und Antworten

Welche Unternehmen sind an der Entwicklung der wieder-verwendbaren Maske beteiligt gewesen?
Für das Projekt bietet die in Grenoble ansässige französische Atomenergiekommission (CEA) Zugang zu ihrer Infrastruktur und ihren Forschungs- und Testressourcen. Die Teams von Michelin und der CEA haben ihr Know-how genutzt, um sehr schnell den ersten Prototyp herzustellen, und haben sich schnell zusammen mit anderen regionalen Industriepartnern zusammengeschlossen. Dank dieser Schnelligkeit konnte die Maskenproduktion in weniger als drei Wochen beginnen. Ouvry, ein auf biologische und chemische Schutzausrüstung spezialisierter Mittelständler mit Sitz in Lyon, wurde mit der Herstellung und Vermarktung der Maske beauftragt.

Wo können sich Rettungswagenfahrer bei einer Reifenpanne melden?
Um sicherzustellen, dass die betroffenen Rettungsfahrzeuge so schnell wie möglich mit neuen Reifen versorgt werden, bittet Michelin die Fahrer darum, sich zunächst bei der nächstgelegenen EUROMASTER-Filiale zu melden. Der Pannenservice wird dann direkt in der Filiale oder über den mobilen Pannendienst erfolgen.