Schlagwort-Archive: Depression

11. Café Scientifique: Chirurgie der Emotionen

11. Café Scientifique am 05.04.2017 zur Frage: Kann, soll, darf Depression operiert werden?

Für manche Formen der Depression gibt es noch keine wirksame Therapie. Ärztinnen und Ärzte in Freiburg forschen zurzeit an einem neuen Behandlungsansatz: der Tiefen Hirnstimulation. Bei dieser Methode werden im Gehirn von Patientinnen und Patienten Elektroden eingesetzt, die mit leichten elektrischen Impulsen bestimmte Hirnbereiche stimulieren. Prof. Dr. Volker Coenen, Neurochirurg und Forscher im Exzellenzcluster BrainLinks-BrainTools der Universität Freiburg, stellt die bisherigen Erkenntnisse zu dieser Therapieform vor, die schon erfolgreich bei der Parkinsonerkrankung angewendet wird. Was Depression ist und welche Optionen Erkrankte haben, erklärt Prof. Dr. Thomas Schläpfer, Psychiater am Universitätsklinikum Freiburg. Gemeinsam mit dem Freiburger Philosophen Privatdozent Dr. Oliver Müller und dem Publikum diskutieren die Forscher das Potenzial und die Grenzen dieser Neurotechnologie.

Gesundheit in Europa – Wie krank ist Deutschland?

Bluthochdruck, Rückenschmerzen, Kopfschmerzen – so krank ist Deutschland

Neuer ESS-Bericht über die Gesundheit in Europa

Der European Social Survey (ESS) ist eine große, auf wissenschaftlichen Maßstäben beruhende Erhebung, mit Stammsitz an der City, University of London. Am Montag, den 24. Oktober wurde ein neuer ESS-Bericht, der das Gesundheitsverhalten in 21 Ländern Europas vergleicht, veröffentlicht: „ESS Topline Results Series issue 6: Social Inequalities in Health and their Determinants“ basiert auf über 40 000 Befragungen, die 2014/15 in ganz Europa durchgeführt wurden.

Frauen leiden häufiger unter Depressionen und Kopfschmerzen
Männer rauchen häufiger und schätzen sich eher als übergewichtig ein
Das Vereinigte Königreich und Portugal haben die höchsten Raten an Alkoholexzessen
Europaweit konsumieren Männer fast doppelt so viel Alkohol wie Frauen
Deutsche Frauen leiden am häufigsten an Rückenschmerzen
Bluthochdruck ist in Deutschland weit verbreitet
In Deutschland leidet ein großer Teil der Bevölkerung unter Kopfschmerzen
Der Bericht kommt zum Schluss, dass eine erhebliche Zahl der Europäer unter einer ganzen Bandbreite an körperlichen und mentalen Gesundheitsproblemen leidet, die teilweise im Zusammenhang mit ihren wirtschaftlichen und sozialen Lebensbedingungen stehen.

Die Autoren fanden ebenfalls heraus, dass die Förderung eines gesunden Lebensstils allein anscheinend keine ausreichende Strategie ist, um Gesundheitsprobleme zu reduzieren, sondern durch eine Politik der Einkommensumverteilung und bessere körperliche Arbeitsbedingungen unterstützt werden sollte.

Depression und Kopfschmerzen

Zu den deutlichsten Untersuchungsergebnissen gehört, dass Frauen europaweit häufiger über depressive Symptome und schwere Kopfschmerzen klagen als Männer.

In allen 21 europäischen Ländern berichteten Frauen häufiger über Anzeichen von Depressionen als ihre männlichen Landsleute, wobei die Unterschiede in einigen Ländern beträchtlich waren.

Die größten Unterschiede wurden in Portugal (30,9 % bei Frauen gegenüber 15,8 % bei Männern), Polen (25,3 % gegenüber 11,3 %), Spanien (24,7 % gegenüber 12,8 %) und Deutschland (20,2 % gegenüber 9 %) ermittelt.

In den vier Ländern Portugal, Tschechische Republik, Ungarn und Polen erklärten mehr als ein Viertel der Frauen, sie hätten schon einmal depressive Symptome empfunden, während in Ungarn lediglich 20 % der Männer angaben, unter Depressionen zu leiden.

Auch Kopfschmerzen treten bei Frauen in ganz Europa häufiger auf. Betrachtet man die Zahlen getrennt nach Geschlechtern, stehen in den 12 Ländern mit den höchsten Raten jeweils die Frauen an der Spitze.

So reichen die Prozentsätze derer, die unter starken Kopfschmerzen leiden, von 30,2 % aller französischen Frauen bis hin zu nur 3,8 % der irischen Männer.

Rauchen

Betrachtet man die aktuellen Raucherquoten, lässt sich eine erhebliche Kluft zwischen den Geschlechtern feststellen: Die 13 höchsten Prozentsätze entfallen auf Männer, mit Litauen (48,8 %) und Ungarn (41,3 %) an der Spitze.

Der Bericht stellt fest, dass die Raten derer, die sich selbst als Raucher bezeichnen, in Nordeuropa, im Vereinigten Königreich und in Irland sehr viel niedriger sind, während sie bei Männern aus Mittel- und Osteuropa erheblich höher liegen.

Nimmt man die Raucherraten von Männern und Frauen zusammen, weist Schweden mit weniger als 15 % die niedrigste Anzahl an Rauchern auf. Diese Statistik erstaunt umso mehr, wenn man die früheren Raucherzahlen in Schweden betrachtet: 77,8 % aller Männer und 76,2 % aller Frauen (die beiden höchsten Raten in Europa).

Ein hoher Prozentsatz ehemaliger und ein niedriger Prozentsatz aktueller Raucher ist in Skandinavien typisch, insbesondere in Schweden und Norwegen, aber auch in Dänemark und Finnland.

Bei heutigen Rauchern liegt der Anteil derer, die an einem gewöhnlichen Tag mehr als 20 Zigaretten rauchen, in Üsterreich, Polen und Israel besonders hoch.

Übergewicht

Männer geben in allen 21 europäischen Ländern viel häufiger als Frauen an, übergewichtig zu sein: Die Länder mit den höchsten Raten sind die Tschechische Republik (67,4 %), Ungarn (63,8 %) und Slowenien (61,2 %).

Am seltensten schätzen sich Frauen in der Schweiz (29,9 %), in Dänemark und in Üsterreich (jeweils 38,9 %) als übergewichtig oder fettleibig ein.

Alkohol

Alkoholexzesse sind vor allem im Vereinigten Königreich und in Portugal ein Problem, während häufiges Komatrinken unter Skandinaviern und Frauen in Mittel- und Osteuropa selten ist.

Betrachtet man den Alkoholkonsum in allen 21 Ländern, konsumieren Männer fast zwei Mal so viel wie Frauen, der Konsum an Wochenendtagen liegt knapp doppelt so hoch wie an Werktagen.

Die Anzahl der konsumierten Alkoholeinheiten liegt in Irland besonders hoch, während häufiger Alkoholkonsum vor allem in Israel sowie in Mittel- und Osteuropa und ganz besonders bei Frauen selten ist.

Professor Terje A. Eikemo, ein Autor des Berichts, sagte:

„Obwohl diese ersten Ergebnisse neue Erkenntnisse über die Zusammenhänge zwischen Gesundheit und deren Bestimmungsfaktoren innerhalb der europäischen Sozialstaaten liefern, haben wir bisher nur an der Oberfläche der Möglichkeiten gekratzt, die dieses neue Modul bietet. Ich hoffe, dass diese neuen Möglichkeiten zu mehr Zusammenarbeit zwischen den sozialen und medizinischen Wissenschaften führen werden.“

Dr Rory Fitzgerald, Direktor der ESS, fügte hinzu:

„Diese Topline-Ergebnisse des ESS-Moduls zeigen die erheblichen Gesundheitsunterschiede innerhalb und zwischen den Ländern. Die Ergebnisse liefern Wissenschaftlern und Entscheidungsträgern zahlreiche Daten, die die Unterschiede beleuchten und mögliche Ursachen suggerieren.

Länderspezifische Aussagen

Deutschland

Bluthochdruck ist in Deutschland, Ungarn, Litauen und Slowenien weit verbreitet.
Der Prozentsatz von Frauen mit Bluthochdruck ist in Litauen (25,8 %), Slowenien (24,5 %) und Deutschland (23,7 %) am höchsten.
Deutsche Frauen leiden am häufigsten an Rückenschmerzen (59,5 %), gefolgt von finnischen (57,8%) und belgischen Frauen (53,7%).
In Deutschland, Frankreich und Portugal leidet ein großer Teil der Bevölkerung unter Kopfschmerzen. Die Menschen in diesen Ländern klagen drei Mal häufiger über starke Kopfschmerzen als Iren.
Französische Frauen leiden am häufigsten an Kopfschmerzen (30,2 %), gefolgt von portugiesischen (29,6 %) und deutschen Frauen (27,1 %).
Rund 90 % der befragten Frauen in Finnland, Frankreich und Deutschland berichteten von einer, zwei oder mehr chronischen Erkrankungen im vergangenen Jahr. Das bedeutet, dass nur eine kleine Minderheit unter keiner solchen Erkrankung leidet.
Die folgenden Länder haben die höchsten Raucherraten bei Männern: Litauen (45,8 %), Ungarn (41,3 %), Estland (37,4 %), Tschechische Republik (34,8 %), Polen und Deutschland (34,2 %), Australien (33,1 %), Portugal (33 %), Israel (31,5 %), die Niederlande (31,4 %), Spanien (31,3 %), Frankreich (31 %) und Slowenien (29,7 %). Das Land mit den meisten Raucherinnen ist Deutschland mit einer Quote von 29,2 %.

Gehirn räumt im Schlaf auf

Gehirn räumt im Schlaf auf – und bleibt dadurch lernfähig

Die wesentliche Funktion von Schlaf ist geklärt

Schlaf reduziert die Übertragung zwischen Nervenzellen und schafft dadurch Platz für Neues und Wichtiges

Publikation in Nature Communications

Noch immer ist nicht eindeutig geklärt, weshalb Menschen und Tiere schlafen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg zeigen in einer am 23. August 2016 im Fachmagazin Nature Communications veröffentlichten Studie, dass im Schlaf die allgemeine Aktivität der als Synapsen bezeichneten Nervenzell-Verbindungen reduziert wird. Die meisten Verbindungen werden geschwächt, manche sogar ganz abgebaut. Nur wichtige Synapsen bleiben bestehen oder werden gestärkt. Dadurch schafft das Gehirn wieder Platz, um neue Informationen zu speichern. Diese als synaptische Plastizität bezeichnete Anpassungsfähigkeit ist eine wichtige Grundlage für Lernen und eine flexible Informationsverarbeitung. Der Abbau dürfte zudem Platz und Energie sparen, da beides im Gehirn zu einem Großteil von den Verbindungsstellen benötigt wird.

Nehmen wir tagsüber Informationen auf, werden im Gehirn Synapsen gestärkt oder neu angelegt. „Wir konnten jetzt erstmals beim Menschen zeigen, dass Schlaf die Synapsen wieder heruntergeregelt und damit Platz für neue Informationen schafft. Das Gehirn räumt also im Schlaf auf“, sagt Studienleiter Prof. Dr. Christoph Nissen, Ärztlicher Leiter des Schlaflabors an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg. „Wird dieser Prozess durch Schlafmangel unterbunden, gerät das Gehirn in einen Sättigungszustand. Synapsen können dann nicht mehr ausreichend verstärkt oder neu aufgebaut werden. Entsprechend schwer fallen auch Lernen und flexible Informationsverarbeitung.“

Schlaf senkt die tagsüber gestiegene Aktivität der Synapsen

Zunächst untersuchten die Forscher die allgemeine Aktivität der Synapsen im Gehirn, die auch als Gesamtverbindungsstärke bezeichnet wird. Mit Hilfe einer Magnetspule über dem Kopf der Probanden reizten sie einen Bereich im Gehirn, der für die Steuerung eines Daumenmuskels zuständig ist. Dieses Vorgehen wird als Transkranielle Magnetstimulation (TMS) bezeichnet. Nach Schlafentzug löste bereits ein deutlich schwächerer Reiz eine Kontraktion des Muskels aus, was ein Zeichen für eine hohe synaptische Verbindungsstärke ist.

Außerdem werteten die Forscher mittels Elektroenzephalografie-Messungen (EEG) die unterschiedlichen Frequenzen der Hirnströme aus. Schlafentzug führte dabei zu einem deutlichen Anstieg sogenannter Theta-Wellen. Vorangegangenen Tier- und Humanstudien zufolge ist dies ein weiteres Anzeichen erhöhter synaptischer Gesamtstärke. „Schlaf senkt die tagsüber gestiegene Gesamtstärke der Synapsen im Gehirn. Nach Schlafentzug bleibt die Aktivität dagegen auf einem hohen Niveau“, sagt Prof. Nissen.

Gehirn wehrt sich gegen Überladung

Außerdem fanden die Forscher erstmals beim Menschen Hinweise für ein Prinzip, das eine dauerhafte Reizverarbeitung gewährleistet, die sogenannte homöostatische Plastizität. Sind die Synapsen durch lange Wachphasen bereits maximal aktiv, führen neue Reize oder Informationen nicht zu einer Stärkung, sondern zu einer Schwächung der Nervenzell-Verbindungen. Neu ankommende Reize können dann wieder normal verarbeitet werden. „Es ist anzunehmen, dass praktisch alle Funktionen des Gehirns dadurch beeinflusst werden, wie etwa Emotionsregulation, Konzentration oder Lernen“, sagt Prof. Nissen.

Im Experiment kombinierten die Forscher wiederholt die Reizung des motorischen Gehirn-Areals mit einem elektrischen Reiz am Arm, der ins Gehirn weiter geleitet wird. Findet eine Stärkung der Verknüpfung von Nervenzellen statt, kontrahiert sich der Daumenmuskel stärker als zuvor. Dieser Effekt zeigte sich nach Nachtschlaf. Nach Schlafentzug dagegen war die Kontraktion des Daumenmuskels sogar schwächer. Auf Verhaltensebene beobachteten die Freiburger Forscher zudem ein schlechteres Neulernen von Wortpaaren nach Schlafentzug.

Möglicher Grund, warum Menschen Schlafmangel unterschiedlich gut vertragen

Weiterhin fanden sie Hinweise darauf, dass der Wachstumsfaktor BDNF (brain derived neurotrophic factor) bei der Regulation der synaptischen Aktivität eine wichtige Rolle spielt. Es ist bekannt, dass BDNF nach normalem Schlaf die Neuverknüpfung von Nervenzellen und damit Lernen fördert. Die Forscher konnten nun zeigen, dass eine anhaltend hohe BDNF-Konzentration im Blut unter Schlafentzug eher zu einer Sättigung von Synapsen führte. „Das könnte erklären, warum manche Menschen Schlafmangel besser verkraften als andere“, sagt Prof. Nissen.

Therapieansätze für Depression und Schlaganfall

Die Erkenntnisse könnten zur Entwicklung neuer Therapiemöglichkeiten beitragen, etwa nach Schlaganfall oder bei depressiven Störungen. Bei diesen Erkrankungen ist es wichtig, Verschaltungen im Gehirn zu verändern. Hierzu könnten eine gezielte Beeinflussung des Schlaf-Wach-Verhaltens, aber auch andere Verfahren wie die transkranielle Gleichstromstimulation oder Medikamente mit neuen Wirkmechanismen auf Plastizität genutzt werden.

Original-Titel der Arbeit: Sleep recalibrates homeostatic and associative synaptic plasticity in the human cortex

DOI: 10.1038/ncomms12455

Depressions-Film ‚Mängelexemplar‘ mit Expertengespräch

Kinotalk aktuell: Depressions-Film ‚Mängelexemplar‘ mit Expertengespräch

Vorführung der deutschen Tragik-Komödie und anschließendes Gesprächs mit Experten des Universitätsklinikums Freiburg und vom Freiburger Bündnis gegen Depression e.V.

image001

Am 12. Mai startet in den deutschen Kinos der Film ‚Mängelexemplar‘. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Sarah Kuttner und setzt sich auf wilde, humorvolle und zugleich sensible Art mit dem Thema Depression auseinander. Um über das Thema zu informieren und einen ersten Raum für Fragen zu bieten, lädt das Universitätsklinikum Freiburg gemeinsam mit dem Freiburger Bündnis gegen Depression (FBgD) e.V. am Montag, den 23. Mai 2016 um 18.45 Uhr zu einer Filmvorstellung im Kino Harmonie (Grünwälderstraße 16-18) ein. Nach dem Film stehen ein Experte des Universitätsklinikums Freiburg und des FBgD e.V. für Fragen zu Verfügung. Karten gibt es im regulären Vorverkauf und an der Abendkasse zum Preis von 7,50 Euro.

„Depression ist ein sehr ernstes Thema. Genau deshalb tut manchmal ein humorvoller Umgang mit der Erkrankung gut“, sagt der bei der Veranstaltung anwesende Depressions-Experte Prof. Dr. Christoph Nissen, Geschäftsführender Oberarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg. Der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie behandelt seit vielen Jahren Menschen mit Depression und erforscht neue Therapiemöglichkeiten.

Bei der Kinoveranstaltung wird auch ein Mitarbeiter vom Freiburger Bündnis gegen Depressionen e.V. mit einem Infostand anwesend sein. Der Verein bietet Beratung, Informationen und konkrete Hilfestellungen im Krisenfall an. „Menschen mit Depression und auch deren Angehörige haben oft große Hemmungen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Eine solche Kinoveranstaltung kann für den einen oder anderen vielleicht eine erste Annäherung sein“, hofft Stefanie Hirth, Geschäftsführende Leiterin des Bündnisses.

Nach Angaben der Deutschen Stiftung Depressionshilfe erkrankt etwa jeder Fünfte in Deutschland einmal im Leben an einer Depression. Obwohl der Leidensdruck der Betroffenen sehr hoch ist, werden Depressionen oft nicht oder nicht optimal behandelt. Doch das muss nicht so sein: „Eine Depression ist sehr wirksam behandelbar. Allerdings müssen alle therapeutischen Möglichkeiten genutzt werden und die Betroffenen müssen bereit für Hilfe sein“, sagt Prof. Nissen.

Inhalt des Films

Hauptperson in dem Film ‚Mängelexemplar‘ ist die Mitte 20-jährige Karo, die für sich selbst immer mehr zum Problem wird: die emotionale und manchmal egoistische Berlinerin verliert ihren Job, hat Stress mit der Mutter und auch mit den Männern. Beim Gedanken über ihre Zukunft wird sie von Panikattacken heimgesucht und beschließt, sich in Behandlung zu begeben. Doch statt die diagnostizierte Depression langsam anzugehen, räumt Karo mit Vollgas in ihrem Leben auf. Ab sofort will sie alles richtig machen – und bewirkt damit das Gegenteil. Erst nach und nach lernt sie, dass sie die Krankheit auf diese Weise nicht besiegen kann. Der Film ‚Mängelexemplar‘ basiert auf dem gleichnamigen Roman von Autorin und Fernsehmoderatorin Sarah Kuttner. In den Hauptrollen spielen unter anderem Claudia Eisinger, Katja Riemann und Laura Tonke.

Weitere Informationen

Schwerpunkt Depressionsbehandlung am Universitätsklinikum Freiburg

Freiburger Bündnis gegen Depression e.V.

Studie könnte zum besseren Verständnis von Hirnerkrankungen beitragen

Neurowissenschaftler entdecken bislang unbekannte Funktion von Cannabinoid-Rezeptor
Studie könnte zum besseren Verständnis von Hirnerkrankungen beitragen

Berlin, 02.05.2016 Im Gehirn herrscht ein sensibles Zusammenspiel von Signalstoffen und zellulärer Aktivität. Wissenschaftler der Charité – Universitätsmedizin Berlin und des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) haben in diesem Orchester einen weiteren Akteur identifiziert: In einer Laborstudie stellten sie fest, dass der sogenannte Cannabinoid-Rezeptor Typ 2 die Informationsverarbeitung innerhalb des Hippocampus beeinflusst. Dieses Hirnareal ist maßgeblich an der Bildung von Langzeit-Erinnerungen beteiligt. Die Erkenntnisse könnten zu einem besseren Verständnis der Krankheitsmechanismen von Schizophrenie und Alzheimer beitragen, sie sind im aktuellen im Fachjournal Neuron* veröffentlicht.

Der Cannabinoid-Rezeptor Typ 2, auch CB2-Rezeptor genannt, ist ein spezielles Membranprotein, über das eine Zelle chemische Signale empfangen kann. Dadurch wird ihre Aktivität gesteuert. „Dieser Rezeptor galt bisher vor allem als Teil des Immunsystems, ohne Funktion in Nervenzellen. Unsere Studie zeigt nun, dass er auch für die Signalverarbeitung des Gehirns eine wichtige Rolle spielt“, erläutert Prof. Dr. Dietmar Schmitz, Direktor des Neurowissenschaftlichen Forschungszentrums an der Charité (NWFZ) und Berliner Standortsprecher des DZNE. Neben Berliner Fachkollegen haben sich an der aktuellen Studie auch Wissenschaftler der Universität Bonn und des US-amerikanischen National Institute on Drug Abuse beteiligt.

Wie die Forscher im Tiermodell nachweisen konnten, hebt der CB2-Rezeptor die Erregungsschwelle von Nervenzellen des Hippocampus. „Die Arbeitsweise des Gehirns beruht darauf, dass Nervenimpulse auf nachgeschaltete Zellen in manchen Situationen erregend, in anderen Fällen unterdrückend wirken“, sagt Dr. Vanessa Stempel, Erstautorin der aktuellen Veröffentlichung. „Der CB2-Rezeptor wirkt wie eine Stellschraube, mit der solche Kommunikationsprozesse justiert werden“, so die Wissenschaftlerin weiter, die inzwischen im britischen Cambridge forscht.

Der CB2-Rezeptor zählt zum endogenen Cannabinoid-Systems (ECS). Diese Familie aus Rezeptoren und Botenstoffen kommt bei vielen Lebewesen vor, so auch beim Menschen. Es handelt sich um ein biochemisches Regelsystem, das an der Steuerung zahlreicher physiologischer Vorgänge beteiligt ist. Sein Name basiert auf der bereits länger bekannten Tatsache, dass Wirkstoffe der Cannabispflanze an Rezeptoren des ECS ankoppeln. Bislang sind zwei Sorten solcher Rezeptoren bekannt. Der CB2-Rezeptor hat keine psychoaktive Wirkung. Die durch Einnahme von Cannabis aufgelösten Rauscheffekte werden daher dem Cannabinoid-Rezeptor Typ 1 zugeschrieben.

Die Ergebnisse der aktuellen Studie könnten zum besseren Verständnis von Krankheitsmechanismen beitragen und einen Ansatzpunkt für neuartige Medikamente aufzeigen. „Bei Schizophrenie, Depression, Alzheimer und anderen neuropsychiatrischen Erkrankungen ist die Hirnaktivität gestört. Pharmaka, die an den CB2-Rezeptor binden, könnten die Aktivität der Hirnzellen möglicherweise beeinflussen und somit Bestandteil einer Therapie sein“, resümiert Prof. Schmitz.

*A. Vanessa Stempel, Alexander Stumpf, Hai-Ying Zhang, Tugba Özdogan, Ulrike Pannasch, Anne-Kathrin Theis, David-Marian Otte, Alexandra Wojtalla, Ildikó Rácz, Alexey Ponomarenko, Zheng-Xiong Xi, Andreas Zimmer, Dietmar Schmitz. Cannabinoid type 2 receptors mediate a cell type-specific plasticity in the hippocampus. April 2016, Neuron. doi: 10.1016/j.neuron.2016.03.034.
http://www.cell.com/neuron/fulltext/S0896-6273(16)30025-3

Omega 3 Nahrungsergänzungsmittel und Depression

Leider fehlt uns die Zeit, um alle wichtigen Informationen zu übersetzen, deshalb veröffentlichen wir hier ab und zu auch die englischen Orignaltexte.

Insufficient evidence for the use of Omega 3 supplements in treating depression

New research out today concludes that there is insufficient evidence for the use of taking an Omega 3 fatty acid supplement in treating major depressive disorder.

Omega 3 fatty acids are widely thought to be essential for good health and are naturally found in fatty fish, such as tuna, seafood and some nuts and seeds.

Omega 3 fatty acids have been widely promoted globally and are readily available, over-the-counter supplement. These supplements have hugely increased in popularity over the last decade together with a range of other supplements including ginseng, garlic, green tea, as well as vitamins, minerals and herbal products.

More recently there have been various studies that have suggested a role for Omega 3 fatty acid supplementation in treating major depressive disorder. Adults with major depressive disorders are characterized by depressed mood or a lack of pleasure in previously enjoyed activities for at least two weeks, in the absence of any physical cause, that impact on everyday life.

Figures published by the World Health Organization in 2011 estimated major depressive disorders to account for 3% of global ill health and projections for 2030 suggest an increase to 6% or 7%.

A new Cochrane review, published today in the Cochrane Library, gathered together data from 26 randomized trials involving a total of 1,458 participants. The trials investigated the impact of giving an Omega 3 fatty acid supplement in a capsule form and compared it to a dummy pill. In one study, involving 40 participants, they also investigated the impact of the same supplementation compared to an anti-depressant treatment.

The Cochrane authors found that whilst people who were given Omega 3 fatty acids reported lower symptom scores than people with the dummy pill, the effect was small and there were important limitations that undermined their confidence in the results. Their analyses showed that although similar numbers of people experienced side effects, more data would be required to understand the risks of taking Omega 3 fatty acids.

Lead author, Katherine Appleton from Bournemouth University said, “We found a small-to-modest positive effect of Omega 3 fatty acids compared to placebo, but the size of this effect is unlikely to be meaningful to people with depression, and we considered the evidence to be of low or very low quality. All studies contributing to our analyses were of direct relevance to our research question, but most of these studies are small and of low quality.”

She added, “At present, we just don’t have enough high quality evidence to determine the effects of Omega 3 fatty acids as a treatment for major depressive disorder. It’s important that people who suffer from depression are aware of this, so that they can make more informed choices about treatment.”

„Move against Depression“

Aus der Abwärtsspirale entkommen: Bewegung hilft gegen Depression

12. Europäischen Depressionstags am Donnerstag, 01. Oktober

Herbst-u-Depression: Mit den dunklen Monaten kehrt der Herbst- und Winterblues ein. Die saisonal abhängige Depression tritt allerdings bei nur etwa 10 Prozent der Betroffenen auf.

Herbst-u-Depression: Mit den dunklen Monaten kehrt der Herbst- und Winterblues ein. Die saisonal abhängige Depression tritt allerdings bei nur etwa 10 Prozent der Betroffenen auf.

Unter dem Motto „Move against Depression“ wollen Forscher, Patienten und medizinische Fachkräfte am „12. Europäischen Depressionstag“ das Bewusstsein für die Volkskrankheit stärken. Auch der leitende Psychologe Dr. Andreas Schmidt der Dr. Becker Burg-Klinik hilft Betroffenen dabei, aus ihrer emotionalen Abwärtsspirale auszubrechen. Bewegung ist dabei eines der wichtigsten Mittel.

4,9 Millionen Menschen erkranken in Deutschland jährlich an einer behandlungsbedürftigen Depression, so die Zahlen der Deutschen Stiftung Depressionshilfe. Von 100 Menschen leiden etwa 20 mindestens einmal in ihrem Leben an einer Depression oder depressiven Verstimmung (Dysthymie). Sie verlieren ihren Antrieb, haben plötzlich kein Interesse mehr an Dingen, die ihnen früher Freude bereitet haben, sind häufig müde und bedrückt. Viele fühlen sich wie Gefangene in einem dunklen Loch, weil sie keinen Ausweg mehr aus der Antriebslosigkeit und der negativen Abwärtsspirale ihrer Gedanken und Gefühle finden.

„Die Depression wirkt wie ein permanenter innerer Stress und führt zu Anspannungssymptomen, die abgebaut werden müssen“, erklärt Dr. Andreas Schmidt, leitender Psychologe in der Dr. Becker Burg-Klinik. Jährlich kommen etwa 1.500 depressive Patienten in die psychosomatische Rehaklinik in Stadtlengsfeld, Thüringen. „Wir versuchen in der Rehabilitation ganzheitlich Körper und Geist wieder in Einklang zu bringen und depressive Menschen zu aktivieren“, so Schmidt. Regelmäßige sportliche Betätigung helfe dabei, die krankheitstypischen Anspannungssymptome abzubauen und die Stresshormone zu ‚verbrennen’. Neben einer Verbesserung des Körpergefühls wirke körperliche Bewegung auch psychisch entspannend: Dunkle Gedanken werden vertrieben und die emotionale Abwärtsspirale wird unterbrochen. „Sport wirkt wie eine positive Selbstverstärkung: Ich schaffe etwas, ich komme wieder in Bewegung und finde Wege aus einer erlebten Starre heraus“, erklärt Dr. Schmidt.

Bewegung wirkt antidepressiv

Dass regelmäßige Bewegung eine stimmungsaufhellende Wirkung hat, konnte mittlerweile empirisch belegt werden. In einer Analyse von 39 Studien aus den vergangenen 23 Jahren, haben Forscher der Medical School Hamburg (MSH) die antidepressiven Effekte von Sport nachgewiesen. Zurückzuführen seien diese u. a. auf die erhöhte Ausschüttung von bestimmten Hormonen wie Serotonin und Noradrenalin, die beim Sport freigesetzt werden. Bei depressiven Menschen ist die Produktion von „Glücksbotenstoffen“ gehemmt, so dass sie einen niedrigeren Serotonin-Spiegel aufweisen.

In der Dr. Becker Burg-Klinik gehören sportliche Aktivitäten wie Nordic Walking, Gerätesport oder Aquagymnastik zum festen Bestandteil des Behandlungsprogramms depressiver Patienten. „Wir bieten vor allem Sportarten an, die auch Zuhause zum Einsatz kommen können. Schließlich ist es wichtig, dass Patienten den Sport auch langfristig in ihren Alltag integrieren können.“ Eine Hilfestellung dafür seien z. B. feste Wochenpläne, die nach jeder sportlichen Leistung eine kleine Belohnung vorsehen. „Sinnvoll für Menschen mit Depressionen sind neben Ausdauersporten auch Teamsportarten. Denn die fördern das soziale Miteinander und verhindern den sozialen Rückzug, der bei vielen depressiven Menschen einsetzt“, so Dr. Schmidt.

Mit schweren Depressionen zum Arzt

Dr.  Andreas Schmidt: Dr. Andreas Schmidt, leitender Psychologe in der Dr. Becker Burg-Klinik, weiß wie wichtig Bewegung für depressive Menschen ist. In der Rehabilitation gehört die sportliche Betätigung fest zum Behandlungsplan.

Dr. Andreas Schmidt: Dr. Andreas Schmidt, leitender Psychologe in der Dr. Becker Burg-Klinik, weiß wie wichtig Bewegung für depressive Menschen ist. In der Rehabilitation gehört die sportliche Betätigung fest zum Behandlungsplan.

Bei depressiven Verstimmungen leistet die regelmäßige körperliche Betätigung einen wichtigen Beitrag zum Spannungsabbau, zur Stabilisierung und Stimmungsverbesserung. Für Menschen mit mittelschweren bis schweren Depressionen reicht der Sport allein als Behandlungsmethode nicht aus, sondern wird ergänzend zu medikamentösen und psychotherapeutischen Verfahren eingesetzt. Dies kann auch bei leichteren depressiven Symptomen bereits sinnvoll sein.

Schuppenflechte – nicht nur ein Hautproblem

Neue Medikamente helfen bei entzündeten Gelenken

Bremen – Bei vielen Patienten mit Schuppenflechte beschränkt sich die chronische Krankheit nicht auf die Haut. Was die wenigsten wissen: Die Entzündung kann sich auch auf die Gelenke ausweiten. Da herkömmliche Therapien den Betroffenen oft nur mäßig helfen, sollen gut untersuchte Medikamente mit neuen Wirkmechanismen nun die Behandlung von „Schuppenflechten-Rheuma“ verbessern. Seit Mitte der 2000er hat die Europäische Kommission acht Neuentwicklungen die Zulassung erteilt. Ein weiteres Mittel soll voraussichtlich 2016 auf den Markt kommen und sieben weitere werden untersucht.

Zwanzig bis vierzig Prozent aller Patienten mit Schuppenflechte erkranken innerhalb der ersten zehn Jahre zusätzlich an Schuppenflechten-Rheuma, der sogenannten Psoriasis-Arthritis (PsA). Dabei entzünden sich neben der Haut auch die Gelenke, vorwiegend an Händen, Füßen oder der Wirbelsäule. „Leiden Patienten mit Schuppenflechte morgens an steifen Gelenken, klagen über nächtliche Rückenschmerzen oder fühlen sich kraftlos, können das erste Zeichen für PsA sein“, erklärt Professor Dr. med. Jens Gert Kuipers, DGRh-Tagungspräsident und Chefarzt der Klinik für internistische Rheumatologie am Roten Kreuz Krankenhaus Bremen. Die Betroffenen sollten umgehend einen Rheumatologen aufsuchen.

Nur eine medikamentöse Therapie verhindert eine Gelenkzerstörung, die die Betroffenen im schlimmsten Fall nahezu bewegungsunfähig machen kann. Üblicherweise verschreiben Ärzte zunächst Methotrexat, Sulfasalzin oder Leflunomid. Jedoch spricht etwa jeder zweite Patient nicht auf diese herkömmlichen Therapien an, schätzt Kuipers. „Die Wirksamkeit einiger dieser Therapien, wie etwa von Methotrexat, wurde für PsA nur sehr eingeschränkt untersucht“, sagt Kuipers. Etwa 85 Prozent der Schuppenflechten- und PsA-Patienten verlangen daher auch zu Recht neue Therapien, kommentiert der DGRh-Kongresspräsident die Ergebnisse einer Studie.

Diese Situation könnte sich schon bald ändern. Denn in den letzten Jahren hat die Europäische Kommission einige neue Medikamente zugelassen, vor allem Biologika. „Diese biotechnologisch hergestellten Antikörper wirken deutlich besser, da sie gezielt in den Entzündungsprozess eingreifen“, so Kuipers. Sie erzielen eine bis zu 50-prozentige Besserung der schmerzhaften und geschwollenen Gelenke. Für 2016 erwarten die Experten die Zulassung eines weiteren Biologikums. „Wir hoffen, mit den vielzähligen Entwicklungen die Lebensqualität der PsA-Patienten deutlich zu verbessern“, so Kuipers.

Denn diese ist häufig stark beeinträchtigt. Am häufigsten leiden PsA-Patienten unter juckenden Hautstellen. „Zudem sind sie häufig starken seelischen Belastungen ausgesetzt, die den Umgang mit Freunden oder dem Partner betreffen“, so der DGRh-Kongresspräsident. Aktuelle Studien zeigen ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Osteoporose und Depressionen.

Die neue Volkskrankheit

Chronische Nasennebenhöhlenentzündung

Mehr als zehn Prozent der Deutschen leiden unter einer chronischen Rhinosinusitis. Diese auf den ersten Blick harmlos wirkende Erkrankung belästigt den Patienten durch chronischen Schnupfen, Sekret, das den Rachen hinunterläuft, Kopfschmerzen und Riechstörungen. International erlangt die chronische Rhinosinusitis deutlich mehr Aufmerksamkeit als in Deutschland, weil die individuelle Belastung des Patienten deutlich über diese körperlichen Symptome hinausgeht, weil weitere Erkrankungen in ihrer Entstehung begünstigt werden. So erkranken Patienten mit einer chronischen Rhinosinusitis deutlich häufiger an Lungenerkrankungen, wie Asthma bronchiale und COPD, nach
internationalen Daten haben sie aber auch ein erhöhtes Risiko, an Schlaganfall, Übergewicht oder einer Depression zu erkranken. Insgesamt sind dabei Männer und Frauen etwa gleich häufig betroffen.
Scheinbar sind bestimmte Berufsgruppen, wie Feuerwehrleute und Flugbegleiter, besonders gefährdet, an einer chronischen Rhinosinusitis zu erkranken.

Patienten, die an einem der oben genannten Symptome leiden, sind aufgerufen, einen HNO-Arzt aufzusuchen. Dieser kann durch eine Endoskopie der Nase verschiedene Unterformen der chronischen
Rhinosinusitis unterscheiden, beraten und eine spezifische Therapie einleiten. Diese ist häufig bereits konservativ erfolgreich, bei Versagen besteht aber auch die Option einer operativen Therapie. In
Deutschland wurden allein im Jahr 2009 mehr als 50 000 Prozeduren an Patienten im Bereich der Nasennebenhöhlen wegen einer chronischen Rhinosinusitis durchgeführt. Entsprechend ist diese
Erkrankung auch für unser Gesundheitssystem mit enormen Kosten verbunden.

Für die USA, in denen etwa 12 Prozent der Bevölkerung an der chronischen Rhinosinusitis leiden, wurden direkte Kosten der chronischen Rhinosinusitis bereits 1996 auf 4,5 Milliarden US-Dollar
geschätzt. Dabei erfolgen konstant seit Jahren mehr als zehn Millionen Arztkontakte pro Jahr (oder 1,3 Prozent aller Arztkontakte) nur aufgrund dieser Erkrankung.

Dieses enorme gesundheitspolitische Problem wurde in Korea erkannt und durch repräsentative Untersuchungen der Bevölkerung angegangen. Dabei zeigte sich zwischen 1996 und 2008 eine
Zunahme der chronischen Rhinosinusitis von 1,01 Prozent auf 7,12 Prozent. „Auch wenn dieser dramatische Anstieg teilweise auch durch Verbesserungen der Untersuchungstechnik erklärt werden
kann, sollte er Anlass sein, sich auch in Deutschland wissenschaftlich mehr mit der chronischen Rhinosinusitis zu beschäftigen“, führt PD Dr. med. habil. Achim G. Beule, Geschäftsführender Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Kopf-und Halschirurgie der
Universitätsmedizin Greifswald weiter aus.

Im Rahmen einer großen europäischen Untersuchung berichten in der Region Duisburg 14,1 Prozent und in Brandenburg 6,9 Prozent der Befragten Beschwerden, die als typisch für eine chronische
Rhinosinusitis gelten. Bei Befragung der Ärzte wurde die Häufigkeit dieser Erkrankung mit 8,4 Prozent (Duisburg) beziehungsweise 4,6 Prozent (Brandenburg) deutlich unterschätzt. „Die Ursachen für diese Unterschiede können sowohl in der industriellen Ausrichtung in der Region des Niederrheins und Ruhrgebietes liegen, wie in günstigen Nachwirkungen der deutschen Teilung“, stellt Beule dar.
„Andererseits muss auch an die Möglichkeit eines erschwerten Zuganges des Patienten zum HNO-Arzt, gerade in ländlichen Regionen, gedacht werden.“

 

Burn-out oder Depression?

Der Tod des Schauspielers Robin Williams zeigt, dass es jeden treffen kann.

Gerade in den Chefetagen wird das Thema immer noch stark verdrängt. Warum eigentlich, fragt man sich da. Inzwischen ist doch längst bekannt, dass Burn-out und Depressionen Krankheiten sind, derentwegen sich niemand schämen muss.

Führungskräfte sollten die Sache ernst nehmen. Vor allem auch mit Blick auf sich selbst. Wer Anzeichen von Burn-out oder gar Depression erkennt, sollte sich dem stellen. Im frühen Stadium hilft meist ein guter Coach. Bei der Auswahl sollten jedoch Manager darauf achten, dass sie sich einen Coach holen, der dem Thema auch gewachsen ist. „verkopfte“ Typen von bekannten Institutionen sind da wenig hilfreich.