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„Return to play“

„Return to play“ – Wann ist der richtige Zeitpunkt?
Sportlicher Wiedereinstieg nach Verletzung häufig zu früh

Berlin – Nach dem Kreuzbandriss sechs bis neun Monate pausieren – das ist die allgemein gültige Regel. Die meisten Hobby- aber auch Spitzensportler halten sich nicht an diese Empfehlung und steigen zu früh wieder ins Training ein. Oder ihre Verletzung ist in der vorgegebenen Spanne noch nicht ausgeheilt. Aussagekräftiger als die zeitliche Faustregel sind Muskelfunktionstests. Denn sie ermitteln auch das Risiko einer neuerlichen Knieverletzung. Wie ein solcher „Return to play“-Test funktioniert und warum er auch als Präventionsmaßnahme sinnvoll ist, diskutieren Experten am 20. Oktober 2015 im Rahmen des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) in Berlin.

Nach einer Kreuzband-OP zeigen sich Defizite bei Muskelaktivitäten in Knie, Hüfte und Knöchel – teilweise sogar noch bis zu fünf Jahre nach der Operation. „Viel zu häufig kehren verletzte Sportler zu früh ins Training oder den Wettkampf zurück“, erklärt Privatdozent Dr. med. Thore Zantop, Unfallchirurg und ehemaliger Leistungssportler der Handballbundesliga. Das kann weitere Verletzungen etwa am Meniskus ebenso wie eine neuerliche Kreuzbandruptur zur Folge haben. Die Rückfallrate beim Riss des vorderen Kreuzbandes liegt für das operierte sowie das andere Knie zwischen 3 und 49 Prozent. „Für Leistungssportler bedeutet ein zu früher Trainings-Einsatz nach einer Verletzung nicht selten das Ende der Wettkampfkarriere“, mahnt Professor Dr. med. Michael Nerlich, Direktor der Klinik für Unfallchirurgie am Universitätsklinikum Regensburg und Kongresspräsident des DKOU 2015, „denn nach erneuter langer Verletzung ist irgendwann der Zug abgefahren.“

Bewegungsanalyse,

a) Einbeinige Kniebeuge als Provokationstest einer funktionellen X-Beinstellung
b) 3D Bewegungsanalyse mit Hilfe des Avatar zeigt sich bei schneller Richtungsänderung eine verletzungsanfällige Beinachse mit Fußaußenrotration, funktionellen Valgus und geringer Flexion
c) Auswertungsbildschirm in Echtzeit bei einer Speedcourt-Analyse 6 Monate nach
VKB Rekonstruktion: Winkelstellung der Gelenke, Visuelle Bewegungsanalyse, Avatar und plantare Druckmessverteilung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Fast immer entscheide allein der Zeitfaktor über die Rückkehr auf den Sportplatz, kritisiert Zantop, „meist in Zusammenhang mit einer Beweglichkeitsprüfung oder dem Lachman-Test.“ Nur zwei von fünf der in einer Studie berücksichtigten Operateure (insgesamt: 260) führten einen Muskelfunktionstest durch. „Eine Überprüfung der passiven Stabilisatoren, bei der der Arzt das Knie bewegt und nicht der Patient selbst, reicht aber nicht aus“, betont Zantop im Vorfeld des DKOU. Zudem seien die Anforderungen an die Kniemuskulatur und die Bewegungsmuster je nach Sportart unterschiedlich. Daher überprüft der von Zantop mitentwickelte „Return to play“-Test nicht nur die Muskelstärke, sondern erstellt auch eine Art Bewegungsanalyse. Dabei geht es unter anderem darum, Schwachstellen wie eine falsche Sprung- oder Lauftechnik zu ermitteln.

Der Knieexperte empfiehlt den Test, der etwa anderthalb Stunden dauert, auch zur Prävention. „Studien haben gezeigt, dass Stabilisations- und Kräftigungsübungen oder angepasste Bewegungsabläufe wie das Landen mit dem gebeugten statt dem gestreckten Knie das Verletzungsrisiko deutlich senken können“, betont er. Als Beispiel hebt er die häufige X-Bein-Stellung bei Sportlerinnen hervor, die die Bandstrukturen des Kniegelenkes unnötig belastet. „Der Test ermöglicht es, verletzungsanfällige Sportler, gerade auch bei Jugendlichen, zu identifizieren.“

Eine Ruptur des Kreuzbandes, vor allem des vorderen, gehört zu den häufigsten Sportverletzungen. Der Anteil von Kniegelenksschäden insgesamt liegt bei etwa 18 Prozent; ein großer Teil davon geht auf das Konto von Kreuzbandrissen. Hochrisikosportarten sind Fuß-, Hand- und Basketball sowie alpiner Skilauf. Und nicht zu vergessen die vielen Fahrrad- und Motorradunfälle.

Ich empfehle nach der Genesung „Feldenkrais“. Hier lernt man die gesunden Bewegungsabläufe auf schonende Weise. Feldenkraiskurse gibt es in fast jeder Stadt. Und meist sind sie sehr preisgünstig. Leider übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kursgebühren bislang nicht.

Ich hätte heute ohne das jahrzehntelange Feldenkraistraining ein steifes Kniegelenk, da die Ärzte damals das Bein nach der Kreuzband-OP zu lange eingegipst hatten. Anstatt auf langsamen Bewegungsaufbau zu setzen, wurde das Bein in örtlicher Betäubung durchgebeugt. Dabei ist das vordere Kreuzband erneut gerissen. Daraufhin habe ich die Sache selbst in die Hand genommen. Einem speziellen Schmerztraining, Akupunktur und Feldenkrais verdanke ich, dass mein Knie – wenn auch mit Einschränkungen – beweglich ist. Obwohl die gesetzliche Unfallversicherung dadurch einen finanziellen Vorteil hat, durfte und darf ich die Kosten selbst tragen. 

R.H.