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„Project One World“ erhält den Freiburger Integrationspreis 2020

Das Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Freiburg bietet maßgeschneiderte und individuelle Deutschsprachkurse für Patient*innenfamilien, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind

Am Freitag, 4. Dezember 2020 wurde das „Project One World“ des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Freiburg mit dem Integrationspreis der Stadt Freiburg ausgezeichnet. Seit 2019 bietet das Projekt maßgeschneiderte Sprachkurse für Eltern, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind und deren Kinder mit schweren akuten oder chronischen Erkrankungen im Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin behandelt werden. Viele der Eltern haben bedingt durch die Krankheit ihres Kindes keine Möglichkeit, anderweitig einen Deutschkurs zu besuchen. Im „Project One World“ vermitteln ihnen professionelle Deutschlehrer*innen die nötigen Sprachkenntnisse, um in Alltagssituationen in der Klinik kommunizieren zu können. Derzeit findet der Unterricht ausschließlich online statt.  „Wir erhalten regelmäßig positive Rückmeldungen von den Eltern, die für diese unkomplizierte Unterstützung sehr dankbar sind“, berichten Kunsttherapeutin Wendy Zähringer-Hardy und Sozialpädagogin Kerstin Handloser vom Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin,die das mit Spenden unterstützte Projekt entwickelt haben und leiten.

Sprache als Schlüssel zur Genesung

Im Klinikalltag ist die Sprachbarriere bei Patient*innen und ihren Familien seit vielen Jahren eine große Herausforderung. Nicht zuletzt Familien mit Fluchterfahrung benötigen besondere Unterstützung, wenn sie zusätzlich zu traumatisierenden Erlebnissen in ihrer Heimat und auf der Flucht auch noch mit der Erkrankung eines Kindes umgehen müssen. „Die Sprache ist ein wichtiger Schlüssel zur Genesung, zu einer gelingenden Beziehung zwischen Patient*in und Behandler*in“, sagt Prof. Dr. Charlotte Niemeyer, Ärztliche Direktorin der Klinik für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie am Universitätsklinikum Freiburg. „Nur wenn ich meine Patient*innen und ihre Angehörigen verstehe, kann ich ihre Geschichte einordnen und das nötige Vertrauen entwickeln, um auch schwierige Phasen in einer Behandlung gemeinsam durchzustehen.“

Vielfältige Unterstützungsangebote

Die große Sprachenvielfalt im Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin zeigte sich bereits 2016 in einer an drei unterschiedlichen Tagen durchgeführten Erhebung: 32 Prozent der Eltern hatten Deutsch nicht als Muttersprache erlernt, 15 Prozent hatten so geringe Deutschkenntnisse, dass eine verbale Kommunikation im Klinikalltag nur mithilfe von Dolmetscher*innen möglich war. Insgesamt wurden 36 verschiedene Sprachen als Muttersprache von Eltern und behandelten Kindern angegeben. Dieser Sprachenvielfalt trägt das Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin Rechnung, indem im Klinikalltag häufig Präsenzdolmetscher*innen eingesetzt werden. „Für die Behandlungsqualität und die Sicherheit unserer Patient*innen ist es sehr wichtig, dass wir rechtzeitig Dolmetschunterstützung einschalten“, weiß PD Dr. Torsten Langer, Leiter des Sozialpädiatrischen Zentrums am Universitätsklinikum Freiburg. „Selbst wenn jemand bei Alltagsgesprächen gut zurecht kommt, kann das nötige Vokabular für Gespräche über medizinische Inhalte fehlen. Dessen müssen wir uns als Behandelnde bewusst sein.“

Präsenzdolmetscher*innen können jedoch nur geplant eingesetzt werden. Im klinischen Alltag ist der nötige Vorlauf oft nicht möglich. Wenn ein Kind nachts plötzlich Bauchschmerzen bekommt, müssen sich Pflegende, Kind und Eltern schnell verständigen können. Dafür wurde 2016 als Ergebnis des Kooperationsprojekts „Fit für den Umgang mit Vielfalt im Krankenhaus“ zwischen der Stadt Freiburg und dem Universitätsklinikum ein zusätzlicher Videodolmetschdienst eingerichtet. Seitdem können rund um die Uhr ausgebildete Dolmetscher*innen per Video ins Behandlungszimmer dazugeschaltet werden. „Das Project One World ist nun ein weiterer Baustein, um die Kommunikation mit den Eltern unserer kleinen Patientinnen und Patienten zu erleichtern“, erläutert Niemeyer. „Die Auszeichnung mit dem Integrationspreis der Stadt Freiburg ist eine tolle Anerkennung für unser stetiges Engagement, um sprachliche Differenzen zu überwinden.“