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Anhaltendes Bauchgrummeln

Lebensmittelunverträglichkeiten und ihre Auswirkungen auf den Körper

Hannover im August 2017. Wer unter Magen-Darm-Erkrankungen leidet, sieht sich mit einer Vielzahl von möglichen Ursachen konfrontiert. Darunter fallen auch Lebensmittelintoleranzen, die von vielen Betroffenen zunächst nicht wahrgenommen werden. „Denn Unverträglichkeiten können bis zu 72 Stunden nach Nahrungsaufnahme zu Beschwerden führen“, erklärt Dr. Susanne Fink-Tornau, Ernährungsberaterin und Ökotrophologin beim Reformwarenhersteller Natura. Doch was sind die häufigsten Auslöser und wie lassen sich die Symptome lindern?

Fruchtzucker

Nicht nur in verschiedenen Obstsorten, sondern auch in Softdrinks, Light-Produkten und Grillsoßen findet sich Fruchtzucker beziehungsweise Fructose. Verbraucher wissen dies häufig nicht, sodass es schnell auch ungewollt zu einer Einnahme des Monosaccharids kommt. Sobald die süßliche Substanz im Darm ankommt, beginnt dieser, Fructose über ein Transporteiweiß ins Blut zu schleusen. Liegt allerdings eine Fruktoseintoleranz vor, funktionieren zuständige Transportstoffe nicht mehr richtig und verarbeiten den speziellen Zucker nur geringfügig oder gar nicht. Folge: Blähungen, Bauchschmerzen und Durchfall, da nicht resorbierte Fructose im Dickdarm von Bakterien abgebaut wird. Warum genau eine Fruktoseunverträglichkeit entsteht, konnten Forscher bis heute nicht eindeutig klären. Bei den meisten Betroffenen lässt sie sich jedoch durch eine spezielle Diät leicht in den Griff bekommen. Zunächst erfolgt ein konsequenter Verzicht – so lange, bis keine Beschwerden mehr auftreten –, um anschließend Tag für Tag die Dosis leicht zu erhöhen und den individuellen Grenzwert der Verträglichkeit auszuloten. „Wer dennoch nicht auf Süßes verzichten möchte, dem bieten fruktosefreie Süßungsmittel wie Stevia, Getreide-Süße oder 0-Kalorien-Süße aus dem Reformhaus eine gesunde Alternative“, empfiehlt Dr. Fink-Tornau.

Milchzucker

Was haben Milchprodukte, Fertiggerichte und diverse Brot- und Wurstsorten miteinander gemeinsam? Sie alle enthalten Milchzucker, auch Lactose genannt. Beschwerden treten dann auf, wenn aufgenommene Lactose aufgrund eines Mangels am Enzym Lactase nicht verarbeitet wird. Dadurch gelangt der Zucker in den Dickdarm und löst Blähungen und Durchfall aus. Um zukünftige Unannehmlichkeiten zu vermeiden, empfiehlt es sich, den Verzehr entsprechender Nahrungsmittel – je nach Verträglichkeit – einzuschränken. Vollständiges Verzichten ist auch hier nur selten nötig, da die meisten Betroffenen trotz allem geringe Mengen vertragen können. So weisen etwa säuerliche Naturjoghurts oder lang gereifte Käsesorten nur wenig Milchzucker auf. Alternativen dazu bieten die Vielzahl von lactosefreien Erzeugnissen auf dem Markt. Zudem besteht die Möglichkeit, dem Körper mithilfe spezieller Tabletten Lactase von außen zuzuführen und so für eine vollständige Verarbeitung von Lactose zu sorgen.

Histamin

Als Botenstoff für die Immunabwehr erfüllt Histamin vielfältige Aufgaben im menschlichen Organismus und versetzt den Körper, beispielsweise bei Infektionen und allergischen Reaktionen, in Alarmbereitschaft. Bestimmte Lebensmittel und Getränke, wie Käse und Rotwein, enthalten natürlicherweise Histamin. Nehmen histaminintolerante Menschen durch ihre Ernährung mehr Histamin auf, als sie verarbeiten, stoppt plötzlich die Verstoffwechselung des Neurotransmitters. Dies betrifft rund zwei Prozent der gesamten Bevölkerung in Deutschland. Schwierig gestaltet sich die Ursachenfindung, da die große Bandbreite an möglichen Symptomen – von Gesichtsrötungen über Juckreiz bis hin zu Darmbeschwerden – eine Diagnose erschwert. „Meist liegen die Symptome diese Unverträglichkeit nur vorübergehend vor, sodass sich nach einer 10- bis 14-tägigen Histamindiät Besserungen zeigen“, weiß die Natura-Expertin. Wissen Betroffene von ihrer Intoleranz, sollten sie vor allem auf frische und wenig verarbeitete Lebensmittel zurückgreifen, dann toleriert der Magen auch geringe Mengen an Histamin, wie beispielsweise in Frischkäse und Weißwein.

Gluten

Hierbei handelt es sich um ein Klebereiweiß, das in Weizen und verwandten Getreidesorten wie Roggen, Dinkel, Grünkern oder Gerste vorkommt. Menschen, die Gluten vertragen, müssen auf dieses spezielle Eiweiß nicht verzichten, da es zu keinerlei Beschwerden führt. Liegt jedoch eine Unverträglichkeit, auch als Zöliakie bezeichnet, vor, handelt es sich um eine ernst zu nehmende Erkrankung. Aufgenommenes Gluten führt zu Entzündungen der Darmschleimhaut, da das Immunsystem den Eiweißbestandteil des Getreides als Feind ansieht und Antikörper produziert. Besonders tückisch: Auftretende Symptome sehen bei jedem Betroffenen anders aus. Es gibt sowohl direkte Anzeichen wie Durchfall und Gewichtsverlust als auch indirekte Indikatoren wie Blutarmut, ständige Müdigkeit und anhaltende Gelenkschmerzen. Lebenslanger Verzicht auf glutenhaltige Kost stellt die einzige Möglichkeit dar, um Beschwerden zu vermeiden. Glutenfreie Produkte finden Betroffene vor allem im Reformhaus, wie beispielsweise Süßlupinenmehl, Inulin oder Guarkernmehl zum Backen sowie zur Zubereitung von Teigwaren.

„Generell lässt sich sagen, dass Beschwerden, die auf eine Unverträglichkeit hindeuten, nicht unterschätzt, aber auch nicht zu stark problematisiert werden sollten. Für Darmbeschwerden gibt es unzählige Ursachen, auch ohne dass eine Intoleranz vorliegt“, betont Dr. Fink-Tornau abschließend.

Betroffene haben oft einen langen Leidensweg hinter sich, weil ihre Beschwerden nicht ernst genommen werden. Die Uniklinik Freiburg hatte in diesem Jahr die Abendvorlesungen dem Thema Verdauung gewidmet.

http://patientenkompetenz.info/rund-um-die-verdauung/

 

 

Tipps gegen Beschwerden bei Lactoseintoleranz

Die Milch macht‘s

Tipps gegen Beschwerden bei Lactoseintoleranz

„Einen Latte macchiato, aber bitte mit lactosefreier Milch!“ – Diesen Satz hören heutzutage viele Kellner bei der Bestellung. Denn knapp jeder siebte Deutsche leidet an sogenannter Lactoseintoleranz, eine Unverträglichkeit von in Milchprodukten enthaltenem Zucker. Betroffenen fehlt das Enzym Lactase, das normalerweise im Dünndarm den Milchzucker in Einfachzucker aufspaltet. „Fehlt dieses Enzym, gelangt unverarbeitete Lactose in den Dickdarm, wo sie von Bakterien vergoren wird. Das führt zu Bauchschmerzen“, erklärt Dr. Susanne Fink-Tornau, Ernährungsberaterin und Ökotrophologin beim Reformwarenhersteller Natura. „Um die Verdauung von Milchprodukten zu verbessern, lassen sich Lactase-Enzyme künstlich in Form von Tabletten zuführen.“

Lactoseintoleranz – keine genetische Besonderheit
Direkt nach der Geburt und in der frühen Kindheit bildet der Darm ausreichend Lactase, welche den Milchzucker in die für den Körper verwertbaren Zuckerarten spaltet. Mit zunehmendem Alter sinkt die Aktivität dieses Enzyms ganz natürlich. In Europa setzte sich jedoch aufgrund des hohen Milchkonsums eine Mutation durch, die dazu führt, dass von den meisten auch im Erwachsenenalter genügend Lactase produziert wird. Bei circa 14 Prozent der Bevölkerung fehlt diese genetische Veränderung – sie sind lactoseintolerant. „Bei Betroffenen grummelt der Magen nach dem Genuss von Milchzuckerprodukten wie Eis oder Kaffeespezialitäten“, weiß die Expertin. „Hinzu kommen oftmals Magen- und Bauchkrämpfe sowie Blähungen und Durchfallattacken.“ Grund: Bakterien im Dickdarm stürzen sich auf den unverdauten Milchzucker und setzen Gärungsprozesse in Gang, die den Bauch aufblähen. Da Lactose die Eigenschaft besitzt, Wasser zu binden, strömt zusätzlich immer mehr Flüssigkeit aus dem Gewebe in den Dickdarm, welcher sich dann sehr schnell mit flüssigem Stuhl füllt.

Lactase to go
Als Geheimtipp gegen eine Unverträglichkeit gelten gesäuerte Milchprodukte. Sie enthalten noch genügend Milchsäurebakterien, die den natürlichen Verdauungsprozess unterstützen.Viele Menschen können auch auf Ziegen- oder Schafsmilchprodukte ausweichen. Sojaprodukte können ebenfalls als Ersatz dienen.

Man muss auch nicht alle Kuhmilchprodukte laktosefrei kaufen. So ist Käse, der lange gereift ist verträglich, weil die Laktose im Reifungsprozess abgebaut wird. Hier bieten sich alter Gouda und Parmesan an. In Restaurants ist aber Vorsicht geboten. Da wird schon gerne mal geschummelt. Nicht immer ist lang gereifter Parmesan drin, wo Parmesan auf der Speisekarte angeboten wird. Oft wissen Kellner und Köche nicht wirklich, was Laktose ist. In den meisten Fertigprodukten ist Laktose enthalten, weil es sich hier um einen sehr preiswerten Füllstoff handelt. Da Restaurants nicht gerne zugeben, dass sie auch Fertigprodukte einsetzen, kann man schon mal die eine oder andere üble Überraschung erleben.

Heutzutage gibt es außerdem eine Vielzahl an lactosefreien Erzeugnissen auf dem Markt, die Betroffenen Alternativen bieten.

Wer trotz Intoleranz nicht auf die üblichen Milchprodukte verzichten will, greift auf spezielle Tabletten zurück, die dem Körper Lactase von außen zuführen. Sogenannte Food-Chemical-Codex-Einheiten, kurz FCC-Einheiten, auf der Verpackung geben dabei die enthaltene Enzymaktivität an. Unter optimalen Bedingungen bauen 1000 FCC-Einheiten fünf Gramm Milchzucker ab. „Vor der Einnahme empfiehlt sich eine Ernährungsberatung, da Lactoseintoleranz unterschiedlich stark auftritt“,  ergänzt Dr. Fink-Tornau. Eine Auswahl solcher Lactase-Tabletten gibt es im Reformhaus.

Die richtige Dosierung ist individuell. Eine zu hohe Dosierung führt möglicherweise auch zu Durchfall.