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Keynote-Lecture Geert Mayer: Schlaf als Quelle von Resilienz und Krankheit

Altern im Spannungsfeld von Resilienz und Vulnerabilität

Geert Mayer Keynote-Lecture
Geert Mayer, Foto: privat

Immer mehr Erwachsene über 60 Jahre leiden an Schlafstörungen. Mittlerweile klagt in Deutschland rund die Hälfte dieser Altersgruppe über erhebliche Beeinträchtigungen beim Ein- und Durchschlafen. „Dies kann ein Frühzeichen für erste, minimale kognitive Einschränkungen sein“, sagt Professor Geert Mayer, ehemals Ärztlicher Leiter der Hephata-Klinik in Schwalmstadt. „Es könnten eine Alzheimer-Demenz oder eine andere neurodegenerative Erkrankung vorliegen. Umgekehrt kann dann eine Demenz auch weiter zu vermehrten Schlafstörungen führen – es handelt sich um eine bidirektionale Beziehung“, so der Neurologe und Schlafmediziner. Mayer untersucht die genauen Zusammenhänge zwischen Schlafqualität, Resilienz und Krankheit und sucht passende Lösungen für Betroffene. Gerade für ältere Menschen scheinen eine individuelle Schlafhygiene, eine ausreichende Lichtexposition und körperliche Aktivitäten der Schlüssel zu gesundem Schlaf zu sein. Über aktuelle Erkenntnisse berichtet Geert Mayer in Rahmen seiner Keynote-Lecture beim gemeinsamen Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) und der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie (DGGG), der vom 12. bis 15. September in Frankfurt am Main stattfindet.

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Steigt die Lebensfreude durch Techniknutzung?

Technologie verbessert die Unabhängigkeit und Lebensqualität älterer Menschen erheblich!, sagt Frau Prof. Dr. Sara Czaja. Aber stimmt das wirklich?

Anmerkung d. Red.: Dass Frau Prof. Dr. Sara Czaja Pokémon GO und WhatsApp hier nennt, zeigt, dass sie eher wenig Bewusstheit für Datenschutz und Privatsphäre hat. Natürlich sollen auch ältere Menschen die neuen Techniken nutzen. Man muss sie aber auch über die Risiken aufklären. Das passiert jedoch in den seltensten Fällen. Schon jetzt werden ältere Menschen schnell Opfer von Kriminellen. Smartphones und Tablets könnten das noch begünstigen.

Pressemitteilung

Prof. Dr. Sara J. Czaja

Prof. Dr. Sara J. Czaja

Prof. Sara Czaja, Miami Pokémon GO ist das beste Beispiel: Wer spielt, sitzt weniger und bewegt sich deutlich mehr als früher. Technologie kann dazu beitragen, unmöglich Geglaubtes möglich zu machen. Und das gilt auch für die Generation 80+. „Wer keinen Zugang zu Technologie hat oder nicht in der Lage ist, sie zu nutzen, wird es extrem schwer haben, sich in der heutigen technologieorientierten Welt zurechtzufinden und alltägliche Herausforderungen zu bewältigen“, weiß Sara J. Czaja, wissenschaftliche Direktorin des Center on Aging und Professorin für Psychiatrie und Verhaltenswissenschaften an der Leonard M. Miller School of Medicine der Universität von Miami. „Das fängt schon mit der WhatsApp-Nachricht an die Enkelin, der Suche nach Gesundheitsinfos und der Onlineüberweisung der nächsten Rechnung an.“ Technologie muss deshalb auch für alte und hochbetagte Menschen zugänglicher, nützlicher und nutzbarer werden, fordern die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG) und die Deutsche Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie (DGGG).

Technologie durchdringt heute die meisten Bereiche der Gesellschaft. Um also möglichst lange ein unabhängiges Leben führen zu können, wird es für immer mehr ältere Menschen zur Notwendigkeit, die rasant voranschreitenden technischen Entwicklungen nicht zu verpassen. „Im CREATE-Center haben wir zum Beispiel einfach zu nutzende Technologiesysteme für Senioren entwickelt, die ihren Zugang zum Internet verbessert haben und es Senioren erleichtern, mit Familie und Freunden in Kontakt zu bleiben“, erklärt Frau Professor Czaja. Der Zugang zum WorldWideWeb bietet speziell für Menschen im ländlichen Raum oder mit Mobilitätseinschränkungen erhebliche zusätzliche Vorteile – von neuen Lernangeboten und Zugang zu Gesundheitsinformationen und -diensten über Bankgeschäfte bis hin zu Online-Bestellungen.

Zugang zur Technik muss erleichtert werden

Leider zeigen aktuelle Untersuchungen – obwohl die Nutzung von Technologie bei älteren Menschen insgesamt zunimmt – dass es eine digitale Kluft gibt. Speziell die älteren Jahrgänge und Senioren mit einem geringen sozio-ökonomischen Status bleiben zurück.

Anfang September wird Professor Czaja auf dem größten deutschsprachigen Kongress für Altersmedizin und Gerontologie in Stuttgart erwartet. Hier will sie ihre Forschungsergebnisse aus den USA mit den deutschen Kollegen teilen. „Das ist extrem wichtig und verspricht neue Möglichkeiten, um die Lebensqualität für uns alle zu verbessern“, so die Institutsleiterin aus Miami. „Denn Technologie durchdringt alle Aspekte des Lebens – speziell Gesundheitswesen und Kommunikation. Der von uns entwickelte Nutzen-orientierte Designansatz für technische Systeme bietet das Potenzial, die Unabhängigkeit und Lebensqualität älterer Menschen enorm zu verbessern.“

Zur Person:
Dr. Sara J. Czaja ist Professorin der Leonard M. Miller School für die Bereiche Psychiatrie und Verhaltenswissenschaften und verfügt über zusätzliche Ernennungen in Psychologie, Neurologie und Industrial Engineering an der Miller School of Medicine der Universität von Miami. Sie ist Direktorin des Center on Aging und des Center on Research and Education for Aging and Technology Enhancement (CREATE), das vom amerikanischen National Institute on Aging gefördert wird. Es umfasst das Georgia Institute of Technology und die Florida State University. Prof. Czajas Forschungsgebiet schließt insbesondere den Bereich Altern und Kognition, Familie und Pflegeaufgaben sowie die Interaktion von Mensch und Computer ein. Kürzlich hat sie mit dem CREATE-Team ein Buch über Design von Technik für die ältere Bevölkerung herausgebracht.

Jahreskongress der DGG (Deutsche Gesellschaft für Geriatrie) und der DGGG (Deutsche Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie) in Stuttgart 
7. bis 10. September 2016

Biomarker für Herzschädigung bei Schlaganfallpatienten unzuverlässig

Berlin, 08.04.2016 Eine erhöhte Konzentration des Herzenzyms Troponin im Blut eines Menschen kann auf eine akute Erkrankung der Herzkranzgefäße hinweisen. Troponin wird deshalb zur Diagnose eines Herzinfarktes eingesetzt. Allerdings tritt ein erhöhter Troponinspiegel auch bei vielen Schlaganfallpatienten auf. Wissenschaftler der Charité – Universitätsmedizin Berlin konnten jetzt nachweisen, dass die höhere Konzentration des Enzyms bei Schlaganfallpatienten in den allermeisten Fällen nicht mit einer akuten Erkrankung der Herzkranzgefäße verbunden ist. Diese Erkenntnis ist entscheidend, da die leitliniengerechte Therapie eines Herzinfarkts eine starke Blutverdünnung beinhaltet, die aber für Patienten mit einem Schlaganfall gefährlich sein kann. Die Ergebnisse der Studie sind jetzt in der Fachzeitschrift Circulation* publiziert.

Schlaganfall ist eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland. Jedes Jahr erleiden fast 270.000 Menschen eine solche Durchblutungsstörung des Gehirns. Einige dieser Patienten weisen zudem eine erhöhte Konzentration des Herzenzyms Troponin auf. „Die Entstehungsmechanismen erhöhter Herzenzyme bei Patienten, die sich vordergründig mit Schlaganfallsymptomen in der Notaufnahme vorstellen, sind unklar“, sagt Privatdozent Dr. Christian Nolte, Oberarzt an der Klinik für Neurologie am Campus Benjamin Franklin und Wissenschaftler am Centrum für Schlaganfallforschung Berlin. „Wir wollten daher herausfinden, wie häufig eine koronare Pathologie die Ursache für den erhöhten Enzymspiegel ist“, fügt Dr. Hans-Christian Mochmann, Oberarzt an der Klinik für Kardiologie hinzu.

Mittels Herzkatheter untersuchten die Wissenschaftler aus der Klinik für Kardiologie und Neurologie Schlaganfallpatienten mit erhöhten Enzymwerten sowie Patienten, die sich aufgrund von Brustschmerz in der Notaufnahme vorstellten und deren Blut ebenfalls eine erhöhte Konzentration an Troponin zeigte. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Patienten mit akutem Schlaganfall und einem erhöhten Troponinspiegel deutlich weniger wahrscheinlich eine therapiebedürftige Herzkranzgefäßerkrankung aufweisen als Patienten mit Brustschmerzen. Der Unterschied war mit 24 Prozent gegenüber 79 Prozent hochsignifikant, obwohl beide Patientengruppen ähnlich hohe Ausgangswerte hatten. Vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse erscheint es nicht gerechtfertigt, bei Patienten mit akutem Schlaganfall und erhöhtem Troponin routinemäßig invasive diagnostische Verfahren wie die Koronarangiographie durchzuführen. „Diese Erkenntnis ist für die Behandlungsrichtlinien entscheidend, die in diesem Punkt bisher vage formuliert sind“, kommentiert Privatdozent Christian Nolte die Ergebnisse der Studie.

*Mochmann HC, Scheitz JF, Petzold GC, Haeusler KG, Audebert HJ, Laufs U, Schneider C, Landmesser U, Werner N, Endres M, Witzenbichler B, Nolte CH; TRELAS Study Group. Coronary Angiographic Findings in Acute Ischemic Stroke Patients With Elevated Cardiac Troponin: The Troponin Elevation in Acute Ischemic Stroke (TRELAS) Study. Circulation. 2016 Mar 1. doi: 10.1161/CIRCULATIONAHA.115.018547.