Schlagwort-Archive: Psychologie

Darf ich angesichts des Leids in dieser Welt glücklich sein? Prof. Dr. Volker Busch über unser mentales Immunsystem und politische Ausnahmezustände

Krank werden an dieser Welt?

Psychiater und Therapeut Volker Busch zeigt, wie wichtig ein stabiles mentales Immunsystem in Krisenzeiten ist, wie man es stärkt und warum die Sorge um die eigene psychische Gesundheit gerade kein Luxusphänomen ist. 

Buchcover "Kopf hoch" von Prof. Volker Busch.

Die Lage im Nahen Osten spitzt sich zu, der Krieg in der Ukraine fordert weiterhin Opfer. Im Südsudan herrscht eine Hungerkatastrophe und innenpolitisch gibt es auch genug Anlass zu Verzweifeln. 

Kann man in der dramatischen politischen Lage überhaupt noch zuversichtlich oder gar fröhlich sein? 

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Beeinflussen Bildschirme unseren Biorhythmus?

Wenn Geräte unsere innere Uhr beeinflussen

Junge Frau schläft neben ihrem Smartphone Foto: Polina Kovaleva

Der Vorteil technischer Geräte liegt auf der Hand: Zeitersparnis und Komfort. Doch manche dieser Geräte und damit verbundene Verhaltensweisen wirken noch ganz anders auf uns, denn sie können unsere inneren Uhren beeinflussen. Das Fraunhofer ISI führt zusammen mit der FOM Hochschule im Projekt CIRCADIA eine systematische Bestandsaufnahme der Zusammenhänge zwischen biologischen Rhythmen, Gesundheit und Wohlbefinden durch. Und sie erarbeiten Vorschläge zu Präventions- und Lösungsstrategien für die Anpassung an Alltag und Lebenswelten. Der erste Policy Brief »CIRCADIA – Der circadiane Rhythmus. Essenziell für unser Überleben, häufig vernachlässigt« möchte auf dieses Thema aufmerksam machen.

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Wie die Stimmung der Mutter die Sprachfähigkeit ihres Babys beeinflusst

Die Ergebnisse zeigen, wie wichtig kindgerechte Sprache der Eltern für die weitere Sprachentwicklung ihrer Kinder ist

Mit Babys in kindgerichteter Sprache zu kommunizieren, gilt als wesentliche Voraussetzung für eine gute Sprachentwicklung der Kleinen. Forscherinnen des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften haben jetzt untersucht, wie sich die Stimmung von Müttern nach der Geburt ihres Kindes auf deren Entwicklung auswirkt. Dabei zeigte sich: Selbst Kinder, deren Mütter unter leichteren depressiven Verstimmungen leiden, die noch nicht medizinisch behandelt werden müssen, zeigen frühe Anzeichen einer verzögerten Sprachentwicklung. Grund dafür könnte die Art und Weise sein, wie die Frauen mit den Neugeborenen sprechen. Die Ergebnisse könnten helfen, mögliche Defizite frühzeitig zu verhindern.

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Kamingespräche über Corona

Mit einer Online-Diskussionsreihe beleuchten renommierte Forschende Facetten der Pandemie

Welche Folgen wird die Corona-Pandemie nach sich ziehen? Welche Entwicklungen wird sie anstoßen oder verstärken? In ihrem kürzlich erschienenen Sammelband „Jenseits von Corona. Unsere Welt nach der Pandemie – Perspektiven aus der Wissenschaft“ gehen Prof. Dr. Bernd Kortmann und Prof. Dr. Günther Schulze, Direktoren des Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS), mit prominenten Autorinnen und Autoren diesen Fragen nach. Begleitend veranstaltet das FRIAS die Onlinereihe „Corona-Kamingespräche“. In diesem Format werden Kortmann und Schulze mit unterschiedlichen Forscherinnen und Forschern jeden Monat einzelne Leitthemen beleuchten. Die Veranstaltungen werden in einem hybriden Format aus Präsenz- und Onlinediskussion stattfinden. Interessierte sind herzlich dazu eingeladen, sich über Zoom an den Gesprächen zu beteiligen. Die Aufzeichnungen können im Anschluss in der Mediathek des FRIAS abgerufen werden. Das Angebot ist kostenlos.

Der Auftakt der Reihe findet am Mittwoch, 21. Oktober 2020, von 18 bis 19.15 Uhr zum Thema „Das neue Miteinander nach Corona – Auswirkungen auf Verhalten, Psyche und sozialen Zusammenhalt“ statt. Diskutieren werden Prof. Dr. Vera King, Soziologin und psychoanalytische Sozialpsychologin von der Universität Frankfurt und Direktorin des Sigmund-Freud-Instituts, Prof. Dr. Kai von Klitzing, Psychoanalytiker und Kinder- und Jugendpsychiater von der Universität Leipzig, und Prof. Dr. Brunna Tuschen-Caffier, Klinische Psychologin und Psychotherapeutin von der Universität Freiburg.

Am 18. November folgt ein Gespräch zum Thema „Die Rolle des Populismus nach Corona“ mit dem Freiburger Kultursoziologen Prof. Dr. Ulrich Bröckling, dem Berliner Politikwissenschaftler Prof. Dr. Herfried Münkler und Prof. Dr. Andreas Voßkuhle, Freiburger Staatsrechtler und bis vor Kurzem Präsident des Bundesverfassungsgerichts.

Am 9. Dezember findet eine Diskussion zum Thema „Resilienz unseres politischen und ökonomischen Systems im Angesicht der Pandemie“ statt. Hierzu wird unter anderem die Philosophin und Sozialwissenschaftlerin Prof. Dr. Lisa Herzog aus Groningen/Niederlande mit den FRIAS-Direktoren ins Gespräch kommen.

Alle Informationen zu den Terminen sowie die Einwahlinformationen zu den Veranstaltungen finden sich auf der Website des FRIAS.

Informationsabend zum Thema Kinderängste

Frühzeitige Hilfe

Angsterkrankungen im Kindes- und Jugendalter sind weit verbreitet und bedeuten für die Betroffenen einen erheblichen Leidensdruck. Welche Ängste bei Kindern und Jugendlichen „normal“ sind, wann sie behandlungsbedürftig werden und welche Möglichkeiten es gibt, um zu helfen, erklären Eva-Maria Fassot und Dr. Julia Asbrand von dem Forschungsprojekt „KibA“ („Kinder bewältigen Angst“) der Universität Freiburg bei einem Informationsabend.

Des Weiteren bieten die Mitarbeitenden der „Hochschulambulanz Kinder, Jugendliche und Familien“ neuerdings eine wöchentliche Angstsprechstunde an.  Darin führen sie gemeinsam mit den Kindern und Eltern ein eingehendes Gespräch, nehmen eine erste diagnostische Einschätzung vor und beraten dazu, ob eine Behandlung notwendig ist.

Informationsabend:

23.10.2018, ab 18 Uhr

Institut für Psychologie
Engelbergerstr. 41c (Hörsaalgebäude) https://www.uni-freiburg.de/universitaet/kontakt-und-wegweiser/lageplaene/gebaeude/0570
79085 Freiburg

Sprechstunde:

Ab Oktober, immer montags, 10-11 Uhr

Institut für Psychologie
Hochschulambulanz für Kinder, Jugendliche und Familien
Engelbergerstr. 41
79085 Freiburg

  • Die Veranstaltung richtet sich an alle Interessierten.

  • Veranstalter: Institut für Psychologie der Universität Freiburg, Ambulanz für Kinder, Jugendliche und Familien
  • Anmeldung zur Sprechstunde: Patrizia Klein, +49 (0) 761/203-54014, das Telefon ist immer dienstags von 13-14 Uhr und mittwochs von 11-12 Uhr besetzt.

  • Eine Anmeldung ist nur für die Angstsprechstunde, nicht für den Informationsabend notwendig.

  • Der Eintritt ist kostenlos.

  • Die Vortragssprache ist Deutsch.

Weitere Informationen

„Der Mensch als Architekt seiner/ihrer selbst“

Vortrag am 18.10.2018 zu Mechanismen und Möglichkeiten der Handlungskontrolle

Psychologe Prof. Dr. Bernhard Hommel von der Universität Leiden/Niederlande

Ernährungs-, Gesundheits- und Lebensratgeber erwecken den Eindruck: Ein Mensch, der seine Gefühle und Handlungen gut kontrollieren kann, ist beruflich erfolgreicher, zufriedener, sozialer und gesünder. Die Psychologie unterscheidet traditionell zwischen der willentlichen Kontrolle von Handlungen und automatisiertem, gewohnheitsmäßigem Handeln – was jüngeren Untersuchungen zufolge jedoch nicht haltbar ist. Unterschiede innerhalb und zwischen Personen sind vielmehr darauf zurückzuführen, dass die Handlungskontrolle zwischen der ausschließlichen Fokussierung auf eigene Ziele und der starken Berücksichtigung situationsbedingter Umstände variieren kann. In der Reihe „Freiburger Horizonte“ spricht der Psychologe Prof. Dr. Bernhard Hommel von der Universität Leiden/Niederlande über Grundlagen und Einflussfaktoren menschlicher Handlungskontrolle. Er wird insbesondere auf die Frage eingehen, ob und wie der Mensch sein Handeln beispielsweise durch Meditation, Ernährung oder Hirnstimulation beeinflussen kann. Im Anschluss besteht die Möglichkeit zur Diskussion und zum Austausch mit dem Referenten.

Seelische Belastungen von Geflüchteten früh erkennen

BMBF fördert Forschung zur psychischen Gesundheit von Flüchtlingen – Seelische Belastungen von Geflüchteten sollen früh erkannt werden

Wanka: „Entstehung folgenschwerer Erkrankungen verhindern“

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert neue Forschungsverbünde zur psychischen Gesundheit geflüchteter Menschen. Viele Flüchtlinge haben Krieg und Gewalt bis hin zu Folter erlebt. Diese traumatischen Erfahrungen hinterlassen tiefe Spuren und erhöhen das Risiko, psychisch zu erkranken. Zusätzlich müssen sich die neu Zugewanderten in einer für sie fremden Kultur zurechtfinden.

„Damit Schutz suchende Menschen die Kraft finden, sich gut in unserem Land zu integrieren, müssen mögliche psychische Störungen und Belastungen früh erkannt werden. Das Ziel ist, die Entstehung folgenschwerer Erkrankungen wie Depressionen oder posttraumatischer Belastungsstörungen möglichst zu verhindern“, sagte Bundesforschungsministerin Johanna Wanka. Das Bundesforschungsministerium bringt deshalb Forschungsverbünde auf den Weg, die kultursensible Präventions- und Versorgungsansätze entwickeln werden, und stellt dafür für einen Zeitraum von fünf Jahren 20 Millionen Euro bereit.

Die Behandlung psychischer Erkrankungen ist oft komplex. Bei Menschen aus einem anderen Kulturkreis müssen Mediziner und Therapeuten auf die jeweilige Sprache und zusätzlich die Besonderheiten der kulturellen Herkunft eingehen, damit die Behandlung erfolgreich sein kann. Forschung ist hier dringend notwendig: Es fehlen wissenschaftlich abgesicherte Therapiekonzepte, in denen die besonderen Umstände von Flüchtlingen berücksichtigt werden. Der Versorgungsbedarf und auch die Anzahl der geflüchteten Menschen ist nicht mit früheren Fluchtbewegungen vergleichbar. Zudem soll geprüft werden, ob internationale Forschungsergebnisse auf die besondere Situation in Deutschland übertragen werden können.

Die vom BMBF unterstützten Forschungsverbünde sollen untersuchen, welche spezifischen Angebote nötig sind, um die Versorgung von geflüchteten Menschen mit psychischen Erkrankungen möglichst schnell zu verbessern. Dieses Ziel kann nur durch eine enge Zusammenarbeit unterschiedlicher Disziplinen aus Forschung und Versorgung erreicht werden, so zum Beispiel der Medizin, Psychologie, sowie der Sozial-, Kultur- und Geisteswissenschaften. Damit die Forschungsergebnisse zügig in der Versorgung der Patientinnen und Patienten ankommen, sollen neben den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern auch strukturell relevante Partner an den Forschungsarbeiten mitwirken. Dies können beispielsweise Erstaufnahmeeinrichtungen, Notfallambulanzen oder Krankenkassen sein.

„Älter werden – gesund bleiben“

Aktiv bleiben und Gesundheit dauerhaft stärken

gesund-bleiben-alter-werdenBDP-Bericht 2016 „Älter werden – gesund bleiben“ erschienen

Der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen plädiert für eine stärkere Einbindung der psychologischen Expertise in einer alternden Gesellschaft. Anlässlich der Präsentation des neuen BDP-Berichts 2016 „Älter werden und gesund bleiben“ erklärt BDP-Präsident Prof. Dr. Michael Krämer: „Erkenntnisse für das gesunde Altern lassen sich aus der Psychologie gewinnen. Wir zeigen auf, dass jeder im Alter noch viele Ressourcen hat und auch die Gesellschaft durch infrastrukturelle Maßnahmen und personelle Unterstützung einen Beitrag zu deren Nutzung und Erhaltung leisten muss. Wer aktiv ist und bleibt, ist auf dem guten Weg zur Gesundheit im Alter. Wer es noch nicht ist, dem kann Psychologie helfen, aktiv zu werden und seine Lebensqualität zu verbessern.“

Auf 96 Seiten erläutern namhafte Experten in dem Bericht ihre Einschätzungen und stellen dar, welchen Stellenwert die Psychologie in diesem Themenfeld hat und haben kann. Thematisiert werden u. a. die Handlungsfelder psychische und körperliche Aktivität, Mobilität, Ernährung, Arbeit und der Übergang zum Leben im Rentenalter, bürgerschaftliches Engagement als Gesundheitsfaktor, Strukturen der Gesundheitsversorgung, Konzepte bei demenziellen Erkrankungen, die Stärkung von pflegenden Angehörigen und Gestaltung einer würdevollen letzten Phase.

Hier können Sie konstelos den Bericht herunterladen: www.bdp-verband.de/aktuell/2016/bericht

 

Prof. Dr. Michael Krämer

Prof. Dr. Michael Krämer

Präsident des BDP

Warum Psychologen beim Alter mitreden sollen

Statement

Im gesellschaftlichen Kontext verändert sich aktuell die Wahrnehmung des Alterns. Im Unterschied zur früheren, an der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit junger Menschen orientierten Alternsauffassung, wird dem biologischen Lebensalter geringere Bedeutung beigemessen. Eine psychologische Sichtweise, die individuell unterschiedliches Gesundheitserleben in verschiedenen Lebensphasen berücksichtigt und positiv unterstützt tritt zu modernen Altersbildern und dem Erleben des Älterwerdens hinzu. Dazu gehört auch die Veränderung des Nichtbefassens mit dem Thema „Gesundheit“ in einer Lebensphase, in der keine körperlichen Einschränkungen erlebt werden, oder in einer anderen Phase die intensive Auseinandersetzung mit körperlichen Einschränkungen und Defiziten. Das Lebensalter ist dabei nicht mehr der einzig maßgebliche Faktor. Mittlerweile kann die Psychologie als Wissenschaft auf eine lange Tradition der Auseinandersetzung mit dem Thema „Altern“ verweisen. Allerdings werden psychologische Einflussfaktoren auf das Alterserleben und die Entwicklung und Stabilisierung förderlicher Aktivitäten noch zu wenig berücksichtigt.

Vita

Prof. Michael Krämer wurde zum Bankkaufmann in Mainz und Frankfurt/Main ausgebildet und studierte Psychologie an der Justus-Liebig-Universität Gießen sowie Erziehungs- und Sozialwissenschaften an der Fern Universität Hagen mit anschließender Promotion am Fachbereich Psychologie der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt/Main. Anschließend war er in einer internationalen Personal-und Unternehmensberatung tätig. Seit 1995 ist er Professor für Psychologie an der Fachhochschule Münster, 2011 bis 2013 Vizepräsident und ab 2013 Präsident des BDP.

Im Auftrag des BDP arbeitete er von 2003 bis 2005 in der gemeinsamen Planungskommission der Föderation der deutschen Psychologenverbände und ab 2006 in der Nationalen Anerkennungskommission für das Europäische Zertifikat in Psychologie der Vereinigung Europäischer Psychologenverbände EFPA (European Federation of Psychologists Associations) mit. Seit 2010 ist er Mitglied des Beirats der Psychologischen Hochschule Berlin.

scharnhorst

 

Julia Scharnhorst

Vorstandsmitglied der Sektion Gesundheitspsychologie des BDP

Altern – und nicht nur an Defizite denken

Statement

Beim Thema „Älterwerden“ denken viele Menschen als Erstes an all das, was im Alter nachlässt und verloren geht: körperliche Beweglichkeit, die Sinneswahrnehmung, geistige Fähigkeiten und vieles mehr. Oftmals wird das Alter also mit Krankheit und Defiziten verbunden. Das führt dazu, dass sich viele Menschen mit dem Älterwerden selbst immer weniger zutrauen und gesellschaftlich oft an den Rand gedrängt werden, zum Beispiel in der Arbeitswelt. Dieses Altersbild stimmt jedoch schon lange nicht mehr. Keine bisherige Generation älterer Menschen war besser qualifiziert oder leistungsfähiger als die jetzige. Damit spätere Lebensphasen bei gutem Wohlbefinden erlebt werden, ist es sinnvoll, schon früh mit einem gesunden Lebensstil zu beginnen.

Vita

Julia Scharnhorst, Jahrgang 1960, hat in Hamburg Psychologie und in Hannover Public Health studiert. Als Klinische Psychologin wirkte sie bei der Rehabilitation von Patienten mit Erkrankungen auf den Gebieten der Gastroenterologie, Onkologie, Stoffwechselerkrankungen, Kardiologie und Diabetes mit. Seit 1999 ist sie als Psychologische Psychotherapeutin approbiert. Von 2000 bis 2003 leitete sie in einer großen Hamburger Versicherung die Abteilung Gesundheitsmanagement. Danach gründete sie Health Professional Plus, um Unternehmen bei der Gesundheitsförderung und Prävention zu beraten. Von 2005 bis 2007 war sie Vizepräsidentin des BDP. Seit 2000 leitet Julia Scharnhorst den Fachbereich „Gesundheitspsychologie“ in der Sektion Gesundheits-, Umwelt- und Schriftpsychologie des BDP.

lehr

 

Prof. Dr. Dr. hc. mult. Ursula Lehr

Stellv. Vorsitzende der BAGSO/Bundesministerin a.D.

Gesundes Altern – eine Herausforderung für jeden Einzelnen und die Gesellschaft

Statement

Gesundheit ist keineswegs ein Gut, das uns in jungen Jahren gegeben wurde und das mit der Zeit mehr und mehr abnimmt, sondern Gesundheit muss jeden Tag neu erkämpft werden. Gesundheit will gepflegt werden. Vorsorgeuntersuchungen sind notwendig, um möglichst frühzeitig Fehlentwicklungen zu entdecken und zu bekämpfen. Prävention spart Krankheitskosten und erhöht die Lebensqualität! Die meisten „Alterskrankheiten“ sind alternde Krankheiten, gegen die man in jüngeren Jahren bereits hätte angehen können -wenn sie rechtzeitig diagnostiziert worden wären.

Aktivitäten im körperlichen Bereich, im kognitiven Bereich und im sozialen Bereich sind notwendig. Wir müssen „bewegt altern“, um „fit für 100″ zu sein. Wir müssen aber auch „lernend altern und Altern lernen“. Lebenslanges Lernen ist heutzutage geradezu zur Existenznotwendigkeit geworden. Und wir sollten um soziale Kontakte bemüht sein. Lebensqualität wird dort erlebt, wo der Mensch noch eine Aufgabe hat. Wer keine Aufgabe hat, gibt sich auf; Hobbys und Freizeitaktivitäten, soziale Kontakte bzw. bürgerschaftliches Engagement sind gefragt.

Aber auch die Gesellschaft, das Land, die Kommune, die Gemeinde, sind herausgefordert, zu einem gesunden, selbstbestimmten und sinnerfüllten Älterwerden der Bürgerinnen und Bürger beizutragen.

Vita

Jahrgang 1930, aus Frankfurt am Main, Studium der Psychologie und Philosophie an den Universitäten Frankfurt und Bonn; 1954 Promotion, 1968 Habilitation (Forschungen „Frau und Beruf); Lehrstuhl Universität Köln (1972-1975), Universität Bonn (1975-1986); 1986-1998 Lehrstuhl für Gerontologie Universität Heidelberg; seit 2001 Professur an der Europa-Universität in Yuste/Extramadura in Spanien. 1988-1991 Bundesministerin für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit, 1991-1994 Mitglied des Deutschen Bundestages; Ehrenpromotion der Universitäten Fribourg/Schweiz (1988) und Vechta (2009). Korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (seit 1994) und der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (seit 1998). Großes Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschlands. Forschungen im Bereich der Entwicklungs- und Sozialpsychologie und der Gerontologie, ältere Arbeitnehmer, demografischer Wandel. 2004-2008 Präsidentin der Vereinigung der ehemaligen Mitglieder des Deutschen Bundestages unddes Europäischen Parlaments e.V. 2009-2015 Vorsitzende der BAGSO (Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren Organisationen), seit 2015 stellvertretende Vorsitzende.

Steigt die Lebensfreude durch Techniknutzung?

Technologie verbessert die Unabhängigkeit und Lebensqualität älterer Menschen erheblich!, sagt Frau Prof. Dr. Sara Czaja. Aber stimmt das wirklich?

Anmerkung d. Red.: Dass Frau Prof. Dr. Sara Czaja Pokémon GO und WhatsApp hier nennt, zeigt, dass sie eher wenig Bewusstheit für Datenschutz und Privatsphäre hat. Natürlich sollen auch ältere Menschen die neuen Techniken nutzen. Man muss sie aber auch über die Risiken aufklären. Das passiert jedoch in den seltensten Fällen. Schon jetzt werden ältere Menschen schnell Opfer von Kriminellen. Smartphones und Tablets könnten das noch begünstigen.

Pressemitteilung

Prof. Dr. Sara J. Czaja

Prof. Dr. Sara J. Czaja

Prof. Sara Czaja, Miami Pokémon GO ist das beste Beispiel: Wer spielt, sitzt weniger und bewegt sich deutlich mehr als früher. Technologie kann dazu beitragen, unmöglich Geglaubtes möglich zu machen. Und das gilt auch für die Generation 80+. „Wer keinen Zugang zu Technologie hat oder nicht in der Lage ist, sie zu nutzen, wird es extrem schwer haben, sich in der heutigen technologieorientierten Welt zurechtzufinden und alltägliche Herausforderungen zu bewältigen“, weiß Sara J. Czaja, wissenschaftliche Direktorin des Center on Aging und Professorin für Psychiatrie und Verhaltenswissenschaften an der Leonard M. Miller School of Medicine der Universität von Miami. „Das fängt schon mit der WhatsApp-Nachricht an die Enkelin, der Suche nach Gesundheitsinfos und der Onlineüberweisung der nächsten Rechnung an.“ Technologie muss deshalb auch für alte und hochbetagte Menschen zugänglicher, nützlicher und nutzbarer werden, fordern die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG) und die Deutsche Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie (DGGG).

Technologie durchdringt heute die meisten Bereiche der Gesellschaft. Um also möglichst lange ein unabhängiges Leben führen zu können, wird es für immer mehr ältere Menschen zur Notwendigkeit, die rasant voranschreitenden technischen Entwicklungen nicht zu verpassen. „Im CREATE-Center haben wir zum Beispiel einfach zu nutzende Technologiesysteme für Senioren entwickelt, die ihren Zugang zum Internet verbessert haben und es Senioren erleichtern, mit Familie und Freunden in Kontakt zu bleiben“, erklärt Frau Professor Czaja. Der Zugang zum WorldWideWeb bietet speziell für Menschen im ländlichen Raum oder mit Mobilitätseinschränkungen erhebliche zusätzliche Vorteile – von neuen Lernangeboten und Zugang zu Gesundheitsinformationen und -diensten über Bankgeschäfte bis hin zu Online-Bestellungen.

Zugang zur Technik muss erleichtert werden

Leider zeigen aktuelle Untersuchungen – obwohl die Nutzung von Technologie bei älteren Menschen insgesamt zunimmt – dass es eine digitale Kluft gibt. Speziell die älteren Jahrgänge und Senioren mit einem geringen sozio-ökonomischen Status bleiben zurück.

Anfang September wird Professor Czaja auf dem größten deutschsprachigen Kongress für Altersmedizin und Gerontologie in Stuttgart erwartet. Hier will sie ihre Forschungsergebnisse aus den USA mit den deutschen Kollegen teilen. „Das ist extrem wichtig und verspricht neue Möglichkeiten, um die Lebensqualität für uns alle zu verbessern“, so die Institutsleiterin aus Miami. „Denn Technologie durchdringt alle Aspekte des Lebens – speziell Gesundheitswesen und Kommunikation. Der von uns entwickelte Nutzen-orientierte Designansatz für technische Systeme bietet das Potenzial, die Unabhängigkeit und Lebensqualität älterer Menschen enorm zu verbessern.“

Zur Person:
Dr. Sara J. Czaja ist Professorin der Leonard M. Miller School für die Bereiche Psychiatrie und Verhaltenswissenschaften und verfügt über zusätzliche Ernennungen in Psychologie, Neurologie und Industrial Engineering an der Miller School of Medicine der Universität von Miami. Sie ist Direktorin des Center on Aging und des Center on Research and Education for Aging and Technology Enhancement (CREATE), das vom amerikanischen National Institute on Aging gefördert wird. Es umfasst das Georgia Institute of Technology und die Florida State University. Prof. Czajas Forschungsgebiet schließt insbesondere den Bereich Altern und Kognition, Familie und Pflegeaufgaben sowie die Interaktion von Mensch und Computer ein. Kürzlich hat sie mit dem CREATE-Team ein Buch über Design von Technik für die ältere Bevölkerung herausgebracht.

Jahreskongress der DGG (Deutsche Gesellschaft für Geriatrie) und der DGGG (Deutsche Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie) in Stuttgart 
7. bis 10. September 2016