Archiv für den Monat: Oktober 2019

Infektionen wohl über Kliniken und Altersheime

Listerien-Skandal: Erkrankungen bereits seit 2014 – Bisher drei Todesfälle in Baden-Württemberg, NRW und Sachsen-Anhalt

Anmerkung: Dass das Essen in vielen Krankenhäusern eher schlecht als gut ist, ist nicht neu. Aber dass dort nicht einmal bemerkt wird, wenn das Essen verdorben ist, ist ein Skandal.

– foodwatch: Informationen über Produkte nicht ausreichend – Behörden müssen Abgabe- und Verkaufsstellen benennen

Der Listerien-Skandal bei Wilke hat bereits globale Ausmaße angenommen. Mittlerweile sind 26 Länder von dem Rückruf betroffen, unter anderem EU-Staaten wie Schweden, Frankreich, Spanien oder Irland sowie auch Drittstaaten wie Japan, die USA, Libanon, Russland und die Schweiz. Das geht aus einer Meldung im europäischen Behörden-Schnellwarnsystem (RASFF) hervor.Berlin, 10. Oktober 2019. Der Skandal um keimbelastete Lebensmittel ist größer und reicht weiter in die Vergangenheit zurück als bisher bekannt. Das Robert-Koch-Institut (RKI) ordnete insgesamt 37 Erkrankungsfälle aus den Jahren 2014, 2016, 2017, 2018 und 2019 demselben Listeriose-Ausbruch zu. Das geht aus einem vorab online auf der RKI-Website publizierten Auszug aus dem Epidemologischen Bulletin Nr. 41 hervor, wie die Verbraucherorganisation foodwatch am Donnerstag berichtete. Darin wird Bezug zu einem nicht näher bezeichneten hessischen Betrieb genommen. Durch die Angaben des Landkreises Waldeck-Frankenberg aus der vergangenen Woche ist bekannt, dass der nordhessische Wursthersteller Wilke aufgrund von Listerienbefunden geschlossen wurde und mit Todesfällen in Verbindung steht. 

Dem RKI-Bericht zufolge sind drei Patienten „direkt oder indirekt an der Listeriose“ verstorben – jeweils ein Fall in Baden-Württemberg im Jahr 2018, in NRW (2017 oder 2018) und in Sachsen-Anhalt (2018). Bei einem weiteren Verstorbenen konnte die Todesursache nicht ermittelt werden. Berichte, nach denen es zwei Todesfälle in Hessen gegeben habe, werden in dem RKI-Bericht nicht bestätigt. Es ist unklar, ob es sich hierbei um weitere Fälle handelt, die bislang nicht vom RKI erfasst wurden. 

Wie aus dem Bericht weiter hervorgeht, vermutete das RKI, dass sich die Erkrankten über Lebensmittel in Gesundheitseinrichtungen wie Krankenhäusern, Reha-Kliniken oder Altersheimen infiziert haben. So hatten 20 von 28 betroffene Personen in den Jahren 2018 und 2019 einen „stationären Aufenthalt“ in einer solchen Einrichtung. Aus Sicht von foodwatch belegt dies, dass die bisherige Informationspolitik der hessischen Behörden unzureichend ist: „Es reicht eben nicht, Produktnamen und Marken für etikettierte Lebensmittel zu benennen, wenn sich die Menschen in Kliniken und Kantinen oder mit loser Ware anstecken können. Die hessischen Behörden dürfen nicht länger mauern, sondern müssen endlich alle bekannten Informationen über die Abgabe- und Verkaufsstellen der zurückgerufenen Lebensmittel öffentlich machen. Dafür trägt Verbraucherschutzministerin Priska Hinz die politische Verantwortung“, sagte foodwatch-Geschäftsführer Martin Rücker. 

Das Robert-Koch-Institut geht grundsätzlich von einer Dunkelziffer („Untererfassung“) bei den Erkrankungsfällen aus, weil nicht jede Listeriose-Erkrankung diagnostiziert und gemeldet wird oder keinem bestimmten Ausbruch zugeordnet werden kann. Während das RKI in dem Fall Informationen bezüglich der Patienten ermittelte und auswertete, untersuchten das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) Lieferketten und Lebensmittelproben. Ein von RKI und BfR vorgenommener Abgleich habe schließlich „eine sehr nahe Verwandtschaft der Listerien-Isolate der Patienten und aus dem Lebensmittel“ eines „Betriebs aus Hessen“ festgestellt, so die Ausführungen in dem RKI-Bericht.


Quellen und weiterführende Informationen:

– RKI: Listeriose-Ausbruch mit Listeria monocytogenes Sequenz-Cluster-Typ 2521 (Sigma1) in Deutschland:www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2019/41/Art_02.html 
– Meldung zu Wilke im europäischen RASFF-Schnellwarnsystem: www.webgate.ec.europa.eu/rasff-window/portal/?event=notificationDetail&NOTIF_REFERENCE=2019.3464 

Patiententag Onkologie: „Gemeinsam gegen Krebs“

Am 19. Oktober 2019 geben Experten des Universitätsklinikums Freiburg einen Überblick über psychosoziale Beratungsangebote und Präzisionsmedizin in der Krebstherapie / Führungen durch das Interdisziplinäre Tumorzentrum

Patiententag: Gemeinsam gegen Krebs. Programmflyer der Uniklinik Freiburg

40 Jahre Tumorzentrum Freiburg – CCCF und zehn Jahre Psychosoziale Krebsberatungsstelle: Die beiden Einrichtungen des Universitätsklinikums Freiburg vereinen viele Jahre an Erfahrung, Wissen sowie Austausch im Kampf gegen Krebs und feiern dies mit mehreren Veranstaltungen. Das Tumorzentrum Freiburg – CCCF am Universitätsklinikum Freiburg lädt am

Samstag, 19. Oktober 2019
von 9 Uhr bis 15.30 Uhr
im Hörsaal der Universitäts-Frauenklinik, Hugstetter Straße 55 in Freiburg

zum Patiententag „Gemeinsam gegen Krebs“ ein. Die Veranstaltung richtet sich an Betroffene, Angehörige und Interessierte. Der Besuch des Patiententages ist frei, eine Anmeldung ist nicht notwendig.

Vormittags blicken Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Psychosozialen Krebsberatungsstelle auf die letzten zehn erfolgreichen Jahre zurück, stellen ihre Arbeit vor und beantworten Fragen aus dem Publikum. Ebenso werden Vertreter von Selbsthilfegruppen und der Lehrstuhl für Selbsthilfeforschung über ihre Aktivitäten berichten. Nachmittags sprechen sieben ausgewiesene Expertinnen und Experten des Universitätsklinikums Freiburg laienverständlich über neueste Formen der Präzisionsmedizin gegen Krebs, darunter beispielsweise Immun- und Strahlentherapie sowie Schlüsselloch-Operationen. Im Anschluss haben interessierte Gäste die Möglichkeit zu Rundgängen durch das neue Interdisziplinäre Tumorzentrum (ITZ) des Universitätsklinikums Freiburg.

Hier finden Sie das vollständige Programm des Patiententags: https://www.uniklinik-freiburg.de/uploads/tx_aspresse/Flyer-Patiententag_CCCF_2019.pdf

Seit zehn Jahren ein offenes Ohr

Die Psychosoziale Krebsberatungsstelle am Tumorzentrums Freiburg – CCCF unterstützt Patientinnen und Patienten sowie Angehörige beispielsweise bei finanziellen, beruflichen sowie verwaltungstechnischen Problemen. Gesprächsgruppen, kunst- und musiktherapeutische Angebote helfen bei der Auseinandersetzung mit der Erkrankung. „Bei uns finden Betroffene schnelle und unbürokratische Hilfe – so ist niemand mit der enormen Belastung einer Krebserkrankung allein gelassen“, fasst Dr. Alexander Wünsch, Leiter der Psychosozialen Krebsberatungsstelle, seine Arbeit zusammen.

40 Jahre onkologische Spitzenmedizin

Bereits im Jahr 1979 wurde das Comprehensive Cancer Center am Universitätsklinikum Freiburg gegründet. 2007 zeichnete die Deutsche Krebshilfe das Tumorzentrum Freiburg – CCCF als eines der ersten onkologischen Spitzenzentren in Deutschland aus. Patientinnen und Patienten mit Krebserkrankungen profitieren von modernsten, interdisziplinären Therapieansätzen und Erkenntnissen aus der Krebsforschung. Bereits am Donnerstag, 17. Oktober 2019 und Freitag, 18. Oktober 2019 lädt das Tumorzentrum Freiburg – CCCF interessierte Ärztinnen und Ärzte zum Wissenschaftlichen Symposium unter dem Motto „Celebrate 40 Years Cancer Center Freiburg“ im Historischen Kaufhaus Freiburg (Münsterplatz 24, 79098 Freiburg) ein. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung jedoch erforderlich.

Hier finden Sie weitere Informationen zum wissenschaftlichen Programm: www.uniklinik-freiburg.de/celebrate40yearscancercenterfreiburg/registration.html

Chancen und Risiken der elektronischen Patientenakte in Orthopädie und Unfallchirurgie

DKOU-Kongresspräsident: „Die Datensicherheit muss gewährleistet sein“

Berlin – Ab dem 1. Januar 2021 müssen die Krankenkassen ihren Versicherten eine elektronische Patientenakte (ePA) zur Verfügung stellen. Bis dahin muss sichergestellt sein, dass die Daten nicht von Unberechtigten abgegriffen oder missbraucht werden können. So kursierten zuletzt im September frei zugängliche Patientendaten im Netz, darunter 13.000 Datensätze aus Deutschland. Am 10. Oktober 2019 in Berlin diskutieren Experten über mögliche Sicherheitslücken und benennen Anforderungen an die ePA. Sie zeigen aber auch die Chancen der Digitalisierung von Patientendaten auf – etwa um im Notfall Leben zu retten. Um auf die Brisanz des Datenschutzes hinzuweisen, findet auf dem Kongress ein „Demo-Live-Hack“ auf Sicherheitsdaten statt, zu dem die Veranstalter Interessierte einladen.

Terminhinweis:

Live Hacking! Angriffe erleben – Sensibilität steigern

Donnerstag, 24.10.2019, 14:30 Uhr-16:00 Uhr, Raum: Paris 1

Kann die Behandlung chronischer Rückenschmerzen durch eine Depression oder eine andere Begleiterkrankung erschwert werden? „Die elektronische Patientenakte (ePA) ist ein wichtiges Arbeitsinstrument, um zielgerichteter und besser diagnostizieren und behandeln zu können“, sagt Dr. med. Thomas Möller, Kongresspräsident DKOU 2019 des Berufsverbandes für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU): „Wir können aus der elektronischen Patientenakte entnehmen, unter welchen Begleiterkrankungen Patienten leiden und Befunde wie Röntgenbilder oder Laborberichte direkt einsehen. Dadurch ist es möglich, diese Befunde bei der Diagnose und Behandlung zu berücksichtigen. Auch belastende Doppel- und Mehrfachuntersuchungen lassen sich so vermeiden und Therapien besser organisieren. Als Ärztinnen und Ärzte für O und U haben wir ein hohes Interesse an der elektronischen Patientenakte“, fasst der niedergelassene Orthopäde und Unfallchirurg Möller zusammen. „Sie wäre ein großer Schritt sowohl für die interdisziplinäre als auch für die stationäre und ambulante Vernetzung.“ 

„Eine entsprechende Akte sollte allerdings vollständig, nicht manipulierbar und sicher sein,“ sagt er. Internationale Fälle von Datenraub hätten gezeigt, wie vulnerabel die Datensicherheit sei. Derzeit gäbe es in Deutschland keine Notfallstrategie gegen Datenraub, Datenlecks und Datenmissbrauch, so Möller weiter. 

Auch die Frage nach den Zugriffsrechten ist noch offen. Sie soll in einem eigenen Datenschutzgesetz geregelt werden. Statt den Zugriff auf die elektronische Patientenakte zu reglementieren, könnte der Zugriff nach Ansicht von Möller möglicherweise auch kontrolliert werden. Das würde bedeuten, dass jeder Aufruf von Befunden und Daten mit Datum, Name des Zugreifers und Anlass registriert und in der elektronischen Patientenakte vermerkt wird. Fehlverhalten würde so auffallen.

Um die Versorgungsforschung voran zu treiben, begrüßt der BVOU auch die Datenspende – das anonyme und unentgeltliche zur Verfügung stellen von Gesundheitsdaten für die medizinische Forschung. Jedoch müssten die Bedingungen für eine Datenspende noch einmal unter die Lupe genommen werden. So hat eine aktuelle Nature-Untersuchung1 nachgewiesen, dass sich jeder Amerikaner über fünfzehn Datenpunkte mit einer Wahrscheinlichkeit von 99,98 Prozent identifizieren lässt. Obwohl Personendaten anonymisiert werden, besteht offensichtlich die Gefahr, dass Studienteilnehmer mit technisch einfachen Mitteln re-identifiziert werden, so Möller. In einer kleinen Stichprobe genügten oft schon das Geschlecht, die Postleitzahl und das Geburtsdatum einer Person, um sie mit hoher Sicherheit zu identifizieren. „Wir sehen hier eine Aufgabe, die im Konsens gelöst werden muss, die uns aber keinesfalls den Blick auf Zukunftschancen versperren sollte “, so der niedergelassene Orthopäde und Unfallchirurg aus Speyer.

Um zu zeigen, dass die Digitalisierung auch ein Einfallstor für Cyberkriminalität ist, veranstaltet der BVOU auf dem Kongress am 24. Oktober 2019 einen „Live Hack“. Ein Experte aus Tübingen demonstriert, wie einfach es ist, veraltete Systeme zu attackieren, Daten über Phishing-Mails abzugreifen, ein WLAN-Netz lahmzulegen oder Schadsoftware über USB-Sticks oder Wechseldatenträger zu installieren. Interessierte erhalten hier einen Einblick in die Tricks der Angreifer und die Sicherheitslücken der Systeme. 

Live Hacking Vorführung der Firma Rhode & Schwarz auf der CeBit 2017
Live Hacking Vorführung der Firma Rhode & Schwarz auf der CeBit 2017

Weitere Aspekte des Datenschutzes in Orthopädie und Unfallchirurgie, etwa bei Patientenregistern wie dem Endoprothesenregister (EPRD) und dem staatlichen Implantateregister sowie dem TraumaRegister DGU® sind ebenfalls Thema auf d DKOU in Berlin.

Die Anmeldung zum DKOU, dem größten Kongress dieser Fachrichtung in Europa, ist im Internet unter https://dkou.org/registrierung/ möglich. Unter http://dkou.org/webcasts können Interessenten alle Vorträge aus dem Festsaal außerdem live verfolgen. Nähere Informationen sind bei Intercongress GmbH, Friedrichstraße 6, 65185 Wiesbaden, Tel. 0611 977-160, dkou@intercongress.de erhältlich. Journalisten akkreditieren sich über liebendoerfer@medizinkommunikation.org.

Literatur:

1)       Rocher L. et al., Estimating the success of re-identifications in incomplete datasets using generative models. Nat Commun 2019; 10: 3069, https://www.nature.com/articles/s41467-019-10933-3.pdf

Eine grüne Schleife als Zeichen gegen Diskriminierung und Ausgrenzung

Aktion zum Welttag der seelischen Gesundheit am 10. Oktober

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie setzen ein Zeichen gegen Diskriminierung von Menschen mit psychischer Erkrankung
Bildrechte: Universitätsklinikum Freiburg
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie setzen ein Zeichen gegen Diskriminierung von Menschen mit psychischer Erkrankung
Bildrechte: Universitätsklinikum Freiburg

Fast jeder dritte Mensch leidet im Zeitraum eines Jahres an einer psychischen Erkrankung. Dass Menschen in psychischen Krisen sich trauen, ihre Probleme offen anzusprechen, setzt Akzeptanz in der Gesellschaft voraus. Zum Welttag der seelischen Gesundheit am 10. Oktober machen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg für einen vorurteilsfreien Umgang mit psychischen Erkrankungen stark: Im Rahmen der bundesweiten Kampagne „Aktion Grüne Schleife“ tragen sie eine grüne Schleife als Zeichen gegen Diskriminierung und Ausgrenzung psychischer erkrankter Menschen.

Der Welttag der seelischen Gesundheit der World Federation for Mental Health (WFMH) widmet sich in diesem Jahr dem Thema Suizidprävention. In ganz Deutschland werden dazu zahlreiche Informationsveranstaltungen und Diskussionsrunden stattfinden. Auch in Freiburg gibt es eine Reihe von Veranstaltungen. Das detaillierte Programm finden Sie unter: www.freiburg.de/psyche