Archiv der Kategorie: Arbeit

Krankengeld – Ihre Rechte, Ihre Pflichten

Kostenlose Online-Sprechstunde der Verbraucherzentrale Hamburg

Ob Burnout, Unfall oder komplizierte Operation – wer längere Zeit arbeitsunfähig ist, hat meist einen Anspruch auf Krankengeld von seiner gesetzlichen Krankenkasse. Die regelmäßigen Überweisungen sichern die Existenz, wenn Arbeitgeber oder Arbeitsagentur aufgrund einer Erkrankung kein Geld mehr zahlen. Doch der Bezug von Krankengeld geht oft mit vielen Fragen einher. Zudem gibt es immer wieder Probleme mit der Bewilligung oder Zahlung von Krankengeld durch die Krankenkassen. Viele Betroffene fühlen sich durch deren Anrufe und Schreiben unter Druck gesetzt.

In der kostenlosen Online-Sprechstunde klärt die Verbraucherzentrale Hamburg die wichtigsten Fragen rund ums Krankengeld, wie zum Beispiel: Woran bemisst sich die Arbeitsunfähigkeit? Welche Rechte und welche Pflichten gehen mit dem Bezug einher? Wann kann die Krankenkasse das Krankengeld streichen? Wonach darf die Krankenkasse fragen und wonach nicht?

Termin:

Referentin: Kosten: Anmeldung:

Mittwoch, 3. November 2021,
18.30 bis 19.30 Uhr
Yvonne Vollmer, Rechtsanwältin und Patientenschützerin unentgeltlich
erforderlich unter www.vzhh.de/veranstaltungen

Burn-out oder Depression?

Der Tod des Schauspielers Robin Williams zeigt, dass es jeden treffen kann.

Gerade in den Chefetagen wird das Thema immer noch stark verdrängt. Warum eigentlich, fragt man sich da. Inzwischen ist doch längst bekannt, dass Burn-out und Depressionen Krankheiten sind, derentwegen sich niemand schämen muss.

Führungskräfte sollten die Sache ernst nehmen. Vor allem auch mit Blick auf sich selbst. Wer Anzeichen von Burn-out oder gar Depression erkennt, sollte sich dem stellen. Im frühen Stadium hilft meist ein guter Coach. Bei der Auswahl sollten jedoch Manager darauf achten, dass sie sich einen Coach holen, der dem Thema auch gewachsen ist. „verkopfte“ Typen von bekannten Institutionen sind da wenig hilfreich.

 

Warum Stress am Arbeitsplatz krank macht

Depressionen und Herzinfarkt:

Warum Stress am Arbeitsplatz krank macht

Notausgang 2fzm, Stuttgart, Juli 2014 – Hohe Anforderungen, permanenter Zeitdruck und geringe Kontrollmöglichkeiten, eine nicht angemessene Belohnung und keine Aussicht auf Beförderung. Das alles kann Arbeiter und Angestellte krank machen. So steigert Arbeitsstress das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden, um 40 Prozent, das Risiko, eine Depression zu entwickeln, sogar um 80 Prozent, warnt ein Experte in der Fachzeitschrift „DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift“ (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2014).

Arbeitsstress ist ein Alltagsbegriff, dessen Auswirkungen auf die Gesundheit kaum fassbar erscheinen. Wissenschaftler haben in den letzten Jahren jedoch Fragebögen entwickelt, mit denen sie potenziell gesundheitsgefährdenden Stress erkennen und bewerten können. „Arbeitsstress ist messbar“, schreibt Professor Peter Angerer, Leiter des Instituts für Arbeits- und Sozialmedizin der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, und nennt gleich drei Arten, wie Arbeitsstress die Menschen krank macht. Das „Job Strain“-Modell vergleicht die Anforderungen am Arbeitsplatz mit den Möglichkeiten des Arbeiters sie zu erfüllen. Wenn Zeit- und Handlungsspielräume und Lerngelegenheiten fehlen, kann die Arbeit schnell über den Kopf wachsen, was auf Dauer krank macht. „Diese Konstellation findet sich häufig bei Beschäftigten mit gering qualifizierter Industriearbeit, etwa Fließbandarbeit in hohem Tempo“, schreibt Angerer. Aber auch einfache immer gleiche Bürotätigkeiten könnten krank machen, wenn die Anforderungen zu hoch geschraubt werden. Ein 11-Punkte-Fragebogen zeigt den Forschern, ob die Gesundheit eines Arbeiters oder Angestellten gefährdet ist.

Unter Belohnungs- oder Gratifikationskrisen leiden Menschen, die für ihre berufliche Karriere Vorleistungen erbracht haben und sich gegen Konkurrenten durchsetzen wollen. Wenn der Erfolg ausbleibt, neigen viele zu einem ungesunden Überengagement. „Stresstheoretisch stehen enttäuschte Erwartungen sozialer Belohnungen im Zentrum“, erläutert der Experte. Auch dies ist mittlerweile mit einem Fragebogen messbar.

Der dritte Stressor entsteht durch Willkür und nicht korrekte Umgangsformen zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern. Auch ein Mangel an Fairness und Respekt im Umgang miteinander ist ungesund. Arbeitsmediziner bezeichnen dies als mangelnde Organisationsgerechtigkeit, die sie ebenfalls mit einem Fragebogen erfassen können.

In den letzten Jahren haben Arbeitsmediziner die Fragebögen genutzt, um die Auswirkungen von Stress auf die Gesundheit zu messen. Ihre Ergebnisse zeigen, dass Arbeitsstress das Risiko auf Depressionen um 80 Prozent und das Risiko auf einen Herzinfarkt um 40 Prozent steigert. Für die Depressionen sei dies noch eine zurückhaltende Schätzung, so Professor Angerer. Die wissenschaftliche Befundlage sei „robust“. Für Arbeitsstress als Ursache spreche die Übereinstimmung der Ergebnisse in verschiedenen Studien und eine „Dosis-Wirkungsbeziehung“: Je stärker der Stress ist und je länger er anhält, desto höher ist das Risiko von Depressionen. Die Lebensgeschichte der Arbeiter und die Persönlichkeit haben nach Einschätzung des Experten zwar einen gewissen Einfluss: „Auf Dauer können sie den Effekt gefährdender Arbeitsbedingungen nicht wesentlich abschwächen“, warnt er. Die Belastungen können sogar so hoch sein, dass es für den Arbeiter im Einzelfall gesünder sein kann, den Job zu kündigen. Arbeitslosigkeit beeinflusse die psychische Gesundheit zwar negativ, die Beschäftigung in hochgradig belastenden Berufen könne jedoch noch ungesünder sein. Dies hat laut Professor Angerer eine Studie aus Australien ergeben.

Auch die schädliche Wirkung auf Herz- und Kreislauf ist gut untersucht. Professor Angerer sieht zwei „Stressachsen“. Über das sympathische Nervensystem werden Adrenalin und Noradrenalin, sogenannte Katecholamine, freigesetzt. Messbar ist dies an einer verminderten Herzfrequenzvariabilität: Der Herzschlag bleibt so auch bei Entlastung und Entspannung erhöht. Gleichzeitig schüttet die Nebenniere vermehrt Cortisol aus, was mit einem morgendlichen Speicheltest gemessen werden kann. Arbeiter mit erhöhten Werten in den Tests haben ein erhöhtes Risiko auf einen hohen Blutdruck sowie auf Herzinfarkt oder Schlaganfall.

Arbeitsstress ist für Professor Angerer vermeidbar. „Arbeitsbedingungen im Unternehmen sind grundsätzlich modifizierbar und ein günstigeres Verhalten im Umgang mit Belastungen lässt sich erlernen“, schreibt der Arbeitsmediziner. Betriebsärzte und Personalverantwortliche sollten hier zusammenarbeiten. Eine Stressvermeidung käme dem Betrieb und auch der Gesellschaft zugute. Denn so Professor Angerer: „Gut belegt ist, dass sich der Anteil psychischer Diagnosen an Fehlzeiten und Frühberentungen im letzten Jahrzehnt stark erhöht hat.“

P. Angerer et al.:
Stress: Psychosoziale Arbeitsbelastung und Risiken für kardiovaskuläre Erkrankungen sowie Depression
DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2014; 139 (24); S. 1315-1320