Zwischen Leid und Hoffnung
„Corona hat Spuren hinterlassen, Leben verändert – und hunderttausende Menschen dauerhaft krank gemacht“, so Eckart von Hirschhausen, „diesen Menschen möchte ich mit unserer Doku eine Stimme geben. Wir schauen auf die bleibenden Schäden, die die Pandemie gebracht hat, zum Beispiel bei Menschen mit Long Covid oder bei Kindern und Jugendlichen. Und wir beschäftigen uns mit der Frage, wie sehr das Vertrauen in Medizin und Medien erschüttert wurde“. Zu sehen in der WDR-Dokumentation „Hirschhausen und der lange Schatten von Corona“, am Montag (18.11.2024) um 20:15 im Ersten und vorab (16.11.) in der ARD Mediathek.
Bei den Recherchen für seinen insgesamt siebten Corona-Film (Übersicht siehe unten) trifft Eckart von Hirschhausen Patienten und Patientinnen mit ME/CFS – die Erkrankung wird meist durch Viren ausgelöst, äußert sich durch extreme Erschöpfungszustände und ist die schwerste Form von Long Covid. Mehrere hunderttausend Menschen sind betroffen. Eine davon ist Andrea, die von Hirschhausen erstmals vor drei Jahren für einen Film traf („Corona ohne Ende?“). Die Physiotherapeutin infizierte sich während ihrer Arbeit. Früher bestieg sie Berge, heute liegt sie überwiegend im Bett, ihre Berufsunfähigkeit wurde bisher nicht anerkannt. Von Hirschhausen: „So wie Andrea geht es vielen Hunderttausenden, die auf seltsame Art in der Gesellschaft unsichtbar sind. Die Mehrheit schaut lieber weg und freut sich, dass bei ihnen Corona folgenlos verlief.“ Viele werden sich selbst überlassen, ohne Diagnostik, ohne Therapie, ohne Anerkennung als schwer Kranke. Der Film fragt: „Warum schafft es das Gesundheitswesen nicht, diesen Menschen zu helfen?“
Junge Menschen haben für den Schutz der Älteren gelitten
Der Film blickt auch auf eine Gruppe, die in der Pandemie immer hinten anstehen musste: auf die Kinder und Jugendlichen. Was hat Corona jenseits der Kliniken und Intensivstationen in ihren Seelen angerichtet? Die psychischen Belastungen bei Kindern und Jugendlichen sind seit der Pandemie immens gestiegen, die Behandlungsangebote reichen schon lange nicht mehr aus. Von Hirschhausen trifft den Kinder- und Jugendpsychiater Prof. Tobias Renner, der erklärt, wie sehr die Bedürfnisse der jungen Menschen für den Schutz der Älteren gelitten haben.
Auch die Corona-Impfung hat Spuren hinterlassen. „Gerade weil ich mich klar für den Nutzen der Impfung ausgesprochen habe, finde ich es wichtig, auch über neue Erkenntnisse zu sprechen, warum und wem die Impfung geschadet haben kann“, so von Hirschhausen. Im Film besucht er einen Benefizabend für Post-Vac-Betroffene und hört der Kabarettkollegin Christine Prayon (ehemals „heute-show“) zu, die nach der Corona-Impfung erkrankte.
Mehr Ressourcen, bessere Vernetzung und Versorgung
Eckart von Hirschhausens Fazit am Ende des Films: „Mich hat beeindruckt, wie viele sich engagieren, ihr Wissen teilen, und nicht locker lassen, bis sich Politik, Ärzteschaft und Krankenhäuser bewegen. Long Covid, Post Vac und ME/CFS sind hoffentlich bald zu durchschauen und zu behandeln. Die Experten und Expertinnen sagen: Mit mehr Ressourcen, besserer Vernetzung und Versorgung kann das gelingen. Danke an alle, die diese Hoffnung jeden Tag hoch halten und ihr Bestes geben.“
„Hirschhausen und der lange Schatten von Corona“ ist eine Produktion der Bilderfest GmbH (Buch und Regie: Kristin Siebert, Produzent: Stefan Otter) im Auftrag des WDR (Redaktion: Daniele Jörg, redaktionelle Mitarbeit: Tina Srowig) für Das Erste.