Archiv der Kategorie: Psychologie

Medizinische Soforthilfe bei einem psychischen Zusammenbruch

Vor knapp einem Jahr eröffnete die Dr. Becker Brunnen-Klinik in Horn-Bad Meinberg ein Akut-Department für psychisch Kranke. Jetzt zieht Chefarzt Dr. med. Dirk Schröder eine erste Bilanz.

Vor knapp einem Jahr eröffnete die Dr. Becker Brunnen-Klinik ein Akutdepartement für psychisch Kranke.

Vor knapp einem Jahr eröffnete die Dr. Becker Brunnen-Klinik ein Akutdepartement für psychisch Kranke.

Vier Einzelsitzungen und drei Gruppensitzungen erhalten die Akut-Patienten pro Woche in der Dr. Becker Brunnen-Klinik.

Vier Einzelsitzungen und drei Gruppensitzungen erhalten die Akut-Patienten pro Woche in der Dr. Becker Brunnen-Klinik.

Horn-Bad Meinberg. 580 Belegungstage von Januar bis Juni 2014 – Chefarzt Dr. med. Dirk Schröder zeigt sich zufrieden mit dieser Halbjahresbilanz seines Akutdepartements für psychisch Kranke. „Für 2014 hatten wir eine Zielgröße von 1.000 Belegungstagen ausgegeben. Die haben wir jetzt schon übererfüllt.“ Er und sein Team hatten im September letzten Jahres in der Dr. Becker Brunnen-Klinik eine Abteilung für Menschen eröffnet, die nach einem psychischen Zusammenbruch zeitnah medizinische Hilfe in Anspruch nehmen möchten. Rund 30 Betroffene aus ganz Deutschland haben seitdem von dem Angebot Gebrauch gemacht. „Die Menschen, die bei uns Hilfe suchen, leiden zum Beispiel unter einem akuten Burnout, meist ausgelöst durch berufliche Probleme. Sie haben Antriebsschwierigkeiten und fühlen sich wie taub. Auch Angststörungen behandeln wir oft. Meist ist die Erkrankung soweit fortgeschritten, dass sich die Betroffenen schon nicht mehr trauen, das Haus zu verlassen“, erklärt Dirk Schröder.

Die Intensität einer einjährigen ambulanten Therapie
Vier Einzelsitzungen und drei Gruppensitzungen erhalten diese Patienten pro Woche in der Dr. Becker Brunnen-Klinik. Hinzu kommen Angebote wie Sport-, Kunst- und Entspannungskurse. „Die Behandlung bei uns ist sehr effektiv. Bei einer durchschnittlichen Verweildauer von vier bis sechs Wochen entspricht sie in etwa einer einjährigen ambulanten Therapie“, fasst Schröder das Konzept seines Akutdepartements zusammen. Die Behandlungsergebnisse seien gut, die Patienten durchweg zufrieden.

Auch die Mitarbeiter profitieren
Und auch die Mitarbeiter profitieren von ihrer Arbeit im neuen Akutdepartement. Für sie bedeutet der neue Aufgabenbereich weitere Impulse und fachliche Entwicklungsmöglichkeiten. „Die Patienten des Akutdepartements sind in der Regel hoch motiviert mit den Therapeuten zu arbeiten. Das und die hohe Erfolgsquote sind für uns natürlich sehr befriedigend“, erläutert Schröder.
 
Ausbau ist geplant
Angesichts dieser positiven Entwicklungen streben der Chefarzt der Brunnen-Klinik und sein Team langfristig den weiteren Ausbau des Akutdepartements an. „Momentan können wir aus formalen Gründen auf unserer Station nur privat versicherte oder beihilfeberechtigte Patienten behandeln. Wir sind aber optimistisch, dass unser Angebot  bald auch gesetzlich Versicherten zugänglich sein wird“, so Schröder. Der Antrag dafür ist bereits gestellt.

Veranstaltungshinweis: Vortrag über die „Akutbehandlung in der Psychotherapie“
Passend zum Thema wird Dr. Dirk Schröder, Chefarzt der Dr. Becker Brunnenklinik, am kommenden Sonntag, 27.07.2014 um 15.00 Uhr einen Vortrag über die „Akutbehandlung in der Psychotherapie“ halten. Veranstaltungsort ist der historische Kurpark von Horn-Bad Meinberg, der Besuch der Veranstaltung ist kostenlos.

Dr. Becker Brunnen-Klinik
Die Dr. Becker Brunnen-Klinik ist auf psychotherapeutische und psychosomatische Rehabilitation und Akutbehandlung spezialisiert. Über 1.600 Patienten werden jährlich in der nordrhein-westfälischen Klinik auf höchstem medizinischem Niveau versorgt. Behandlungsschwerpunkte sind insbesondere Depressionen, Angsterkrankungen, psychosomatische Beschwerden und Krankheitsbewältigung bei körperlichen Erkrankungen wie z.B. Tinnitus sowie die Behandlung älterer Menschen (Gerontopsychosomatik). Seit September 2014 können auch Menschen mit akuten psychischen Problemen aufgenommen werden. Die Brunnen-Klinik in Horn-Bad Meinberg beschäftigt rund 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. www.dbkg.de/brunnen-klinik

Wie blendet das Gehirn Störungen aus?

Berlin, 02.07.2014 Wie schafft es unser Gehirn, Störreize zu ignorieren und aus einer Vielzahl an Informationen die relevanten herauszufiltern? Dieser Frage sind zwei Neurowissenschaftler der Charité – Universitätsmedizin Berlin und der Universität Tübingen in einer experimentellen Studie nachgegangen. Die Ergebnisse der Studie sind in der aktuellen Ausgabe des Fachjournals Neuron* veröffentlicht.

Täglich ist unser Gehirn einer Flut von wichtigen und unwichtigen Reizen ausgesetzt. Dennoch sind wir in der Lage, aus der Masse an Informationen, diejenigen herauszufiltern, die für uns relevant sind. Welche Mechanismen diesen Filterungsprozessen zugrunde liegen, haben Dr. Simon Jacob von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Campus Charité Mitte und Prof. Dr. Andreas Nieder von der Fakultät für Biologie der Eberhard Karls Universität Tübingen an Rhesusaffen untersucht. Die Tiere sollten sich eine bestimmte Anzahl an Punkten in einem Musterbild merken. In einer sich anschließenden Gedächtnisphase wurde ein Störreiz gezeigt. Danach sollten sie das Musterbild wiedererkennen.

Während die Rhesusaffen die Aufgabe durchführten, wurde die elektrische Aktivität einzelner Nervenzellen im Stirnlappen und im Scheitellappen gemessen, zwei für das Arbeitsgedächtnis wesentliche Regionen im Großhirn. Der Stirnlappen ist Sitz komplexer kognitiver Funktionen, während der Scheitellappen unter anderem eine wichtige Rolle bei der Verarbeitung sensorischer Informationen spielt. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass die Nervenzellen im Stirnlappen zwar durch den Störreiz aktiviert werden, nach Ausschalten des störenden Reizes jedoch wieder das im Gedächtnis gespeicherte Musterbild darstellen. Demgegenüber wurden die Nervenzellen im Scheitellappen durch den Störreiz überhaupt nicht aktiviert.

„Die Studie hilft zu erklären, warum das Arbeitsgedächtnis bei vielen neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen gestört ist“, sagt Dr. Jacob von der Charité. Weiterhin erklärt er: »Verschiedene Hirnareale scheinen bei der Ausblendung eines störenden Reizes unterschiedliche Strategien zu verwenden. Während Nervenzellen im Scheitellappen den Störreiz einfach unterdrücken, lassen sich die Zellen im Stirnlappen kurzzeitig ablenken, um aber sofort danach die eigentlich wichtige Gedächtnisinformation wieder herzustellen.« Prof. Nieder fügt hinzu: »Uns hat vor allem die unterschiedliche Anfälligkeit der beiden Hirnareale gegenüber Störreizen überrascht. Bisher war man davon ausgegangen, dass der Stirnlappen alle Arten von Störreizen filtert, während der Scheitellappen sensibler für Störungen ist. Unsere Ergebnisse fordern ein Umdenken hinsichtlich der Beiträge und Strategien der jeweiligen Hirnareale während Arbeitsgedächtnisaufgaben.»

*Jacob S, Nieder A. Complementary roles for primate frontal and parietal cortex in guarding working memory from distractor stimuli. Neuron. 2014 July 02.

Wenn das Gefühl der Überforderung zum ständigen Begleiter wird

Brunout – Mit Achtsamkeit und Flow aus der Stressfalle

Hansch, BurnoutBurnout ist für die einen ein Modewort, für andere ein ernstes Problem. Wann Burnout zur Depression wird, lässt sich nicht so genau feststellen. Die oft übersehenen Warnsignale lassen immer mehr Menschen – meist Männer –  in die Stressfalle tappen.

Wenn wir von Selbstmorden hochrangiger Manager lesen oder hören, nehmen wir kurzfristig das Thema Stress und den daraus folgenden Burnout zur Kenntnis. Wie jedoch der Volksmund so treffend formuliert: „Aus den Augen, aus dem Sinn“. Kaum sind die Schlagzeilen verklungen, stürzen wir uns volle Kraft voraus erneut in den Stress. Dabei ließe sich so mancher Stress ohne großen Aufwand vermeiden. Wer regelmäßig Dinge auf den berühmten „letzten Drücker“ erledigt, leidet zwangsläufig an Zeitknappheit. Dabei geraten diese Menschen schnell unter Druck. Besonders gefährlich wird es, wenn lange Fahrten mit dem eigenen Auto zu wichtigen Terminen anstehen.

Wir stehen nicht nur im Arbeitsleben unter Druck. Immer mehr geraten wir auch in unserem Privatleben unter Stress. Hier sind Frauen gefährdeter als Männer:

die perfekte Mutter, Gastgeberin, Ehefrau, Geliebte und erfolgreiche Karrierefrau in einer Person. Das kann auf Dauer nicht funktionieren.

Gerne stellen wir völlig unrealistische Ansprüche an uns selbst. In der Folge geraten wir mehr und mehr unter Druck. Unsere Gedanken kreisen unentwegt. Immer seltener kehrt die so dringend benötigte innere Ruhe zurück.

Menschen, die in diesen Teufelskreis geraten sind, finden häufig nicht von selbst aus ihm heraus. Am Ende einer langen Leidenszeit steht der völlige Zusammenbruch, der eine Einweisung in eine Klinik unabdinglich macht.

Bevor es jedoch soweit kommt, kann das Buch von Dr. Dietmar Hansch „Burnout – Mit Achtsamkeit und Flow aus der Stressfalle“ ein hilfreicher Ratgeber sein. Voraussetzung dafür ist die „Selbsterkenntnis“, die ja bekanntlich der erste Schritt zur Besserung bedeutet.

Auf die Frage, ob es noch einen Weg zurück gibt, wenn die ersten Anzeichen erkannt werden, antwortete *Dr. med. Dietmar Hansch:

„Es gibt fast immer einen Weg zurück und je früher desto leichter. Menschen, die eine ausreichende Selbstkompetenz mitbringen und rechtzeitig wachwerden, können sicher auch mit vier Wochen Urlaub, einem guten Ratgeberbuch und einigen wichtigen Lebensentscheidungen ihre Balance wiederfinden. Gelingt dies nicht, sollten sie aber nicht zögern, medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Nicht selten befinden sich Menschen in schwer auflösbaren Zwangslagen und die Selbstveränderung ist immer langwierig. Ganz neue Therapietechniken, die schnelle Wunderheilung garantieren, gibt es nicht und ich bin sehr skeptisch, ob es sie je geben wird.“

Diese Symptome kündigen einen Burnout an:

  • Erschöpfung
  • Niedergeschlagenheit
  • Verlust von Freude und Interesse
  • Gefühle der Überforderung
  • Aggressive Gereiztheit
  • Schlafstörungen
  • Fehlende Erholung im Urlaub

Das Buch von Dietmar Hansch ist ohne den berüchtigten erhobenen Zeigefinger geschrieben. Es liest sich gut, so dass man es immer wieder gerne zur Hand nimmt, um sich einem neuen Kapitel zu widmen oder ein schon gelesenes nochmals anzuschauen. Es überzeugt dadurch, dass es keine schnelle „Wunderheilung“ verspricht.

Burnout 

Mit Achtsamkeit und Flow aus der Stressfalle

Dr. Dietmar Hansch

208 Seiten, MensSana bei Knaur, € 12,99

Der Autor:

*Dr. med. Dietmar Hansch, geb. 1961, leitet die Abteilung für Kurzzeittherapie bei Burnout und Stressfolgeerkrankungen an der Klinik Wollmarshöhe. Er ist Facharzt für Innere Medizin und Psychotherapeut mit Schwerpunkt Verhaltenstherapie. 2003 wurde er ins Deutsche Kollegium für Psychosomatische Medizin (DKPM) gewählt. Dietmar Hansch verfügt über langjährige Erfahrungen in Wissenschaft, Lehre und Behandlungspraxis. Bekannt wurde er auch als Autor von Standardwerken zum Themenkreis Selbstmanagement und Persönlichkeitsentwickelung.

http://www.psychosynergetik.de