Betroffenen eine Stimme geben
Im April 2023 sind die Corona-Maßnahmen ausgelaufen, der Gesundheitsminister hat die Pandemie für beendet erklärt. Für Eckart von Hirschhausen ist es Zeit, die ärztliche Frage zu stellen: „Wie geht es uns denn heute?“ Seine neue WDR-Dokumentation „Was von Corona übrigbleibt“ ist ab sofort in der ARD Mediathek und am 12.6.2023 um 20:15 Uhr im Ersten zu sehen. Hirschhausen besucht deutschlandweit Long-Covid-Betroffene. Er fragt: Warum gibt es noch immer keine zugelassenen Medikamente für Menschen, die an Long Covid leiden? Müssen wir den Nutzen der Impfung und Schäden wie das „Post-Vac-Syndrom“ neu bewerten? Und: Wie gut ist Deutschland auf die nächste Pandemie vorbereitet? Neben Patientinnen und Patienten sowie Stimmen aus Wissenschaft und Forschung berichten zahlreiche Bürgerinnen und Bürger aus ganz Deutschland, was die Pandemie mit ihnen persönlich gemacht hat.
Eckart von Hirschhausen: „Corona ist leider für viele hunderttausende Menschen mit Long Covid oder dem Chronischen Erschöpfungssyndrom ME/CFS überhaupt nicht vorbei. Wir haben eine neue Volkskrankheit, in der Mitte der Gesellschaft. Junge, gesunde Menschen sind aus ihrem Leben gerissen, haben schwerste körperliche Beschwerden und werden in unserem Gesundheitswesen brutal alleine gelassen. Diesen Menschen und allen, die sich um sie kümmern, möchte ich mit diesem Film eine Stimme geben. Und ich hoffe sehr, dass sie gehört werden und endlich Hilfe bekommen.“
Eine von ihnen ist die Physiotherapeutin Andrea. Sie hat sich während ihrer Arbeit mit Corona angesteckt und leidet seitdem an Long Covid. Ihr Reha-Versuch in Heiligendamm ist gescheitert, heute kämpft sie um die Anerkennung als Berufskrankheit und muss mit einer monatlichen Rente von 400 Euro zurechtkommen.
Das tägliche Leid ihrer Patientinnen und Patienten hat auch Prof. Carmen Scheibenbogen vor Augen, die um Forschungsgelder für Medikamentenstudien kämpft: „Wäre die Pandemie zehn Jahre früher gekommen, wären wir schon viel weiter. Da war es noch deutlich einfacher, klinische Studien zu machen.“
Der Film beleuchtet auch das sogenannte „Post-Vac-Syndrom“, eine Impf-Erkrankung, die Long Covid ähnelt. Patrick, ein athletischer junger Mann, brach nach der Impfung mit Muskelschmerzen und Herzrasen zusammen. Prof. Jürgen Steinacker hat schon viele solcher Patienten behandelt: „Wir müssen die Impfung neu bewerten. Die Impfung hat vor allem bei der Wiederholungsimpfung ungeahnte Nebenwirkungen gezeigt. Die sind zwar sehr selten, aber für die Menschen, die es trifft, sehr bedeutsam.“ Patrick hat lange für die Anerkennung seiner schweren Impfnebenwirkung und für eine wirksame Behandlung kämpfen müssen. Hilfe fand er bei der Ärztin Dr. Anna Brock, die selbst von Post-Vac betroffen war: „Wir könnten die Patienten behandeln! Wir haben Medikamente, sie sind zugelassen und gut verträglich und es gibt für mich keinen Grund mehr, die Symptome nicht zu behandeln. Wir wissen eigentlich genügend.“
Eine echte Erfolgsgeschichte erzählt die 14-jährige Olivia Eckart von Hirschhausen strahlend beim Eis essen. Olivia war durch Long Covid monatelang schwerkrank, lag nur im Bett – und hat Medizingeschichte geschrieben: Sie war die weltweit erste Jugendliche, der mit Immunadsorption, einer speziellen Behandlung ihres Immunsystems, geholfen werden konnte.
„Hirschhausen – Was von Corona übrig bleibt“ ist eine Produktion der Bilderfest GmbH (Buch und Regie: Kristin Siebert, Produzent: Stefan Otter) im Auftrag des WDR (Redaktion: Daniele Jörg, redaktionelle Mitarbeit: Tina Srowig) für Das Erste.
Die ersten vier Corona-Dokumentationen „Hirschhausen auf Intensiv“, „Hirschhausen als Impfproband“, „Hirschhausen – Corona ohne Ende?“ und „Long-Covid. Die Pandemie der Unbehandelten“ sind jederzeit in der ARD Mediathek abrufbar.