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„Beflügelt“ in den Straßengraben

Die Werbung verspricht, dass sie angeblich Flügel verleihen: die so genannten Energy-Drinks.

Regensburg (obx-medizindirekt) Eine Dose genüge, um höher, schneller, weiter zu kommen – und möglichst auch nicht müde zu werden. All das sind leere Versprechen, wie die Analyse der meist übersüßten Power-Mixturen zeigt – auch wenn die Industrie mit der flüssigen Energie aus der Dose Milliardenumsätze macht.

Für Schwung sollen in diesen Drinks klassische Aufputscher wie Koffein, Taurin oder Guarana sorgen. Ideal für Autofahrer? „Ein Tasse Kaffee oder eine kurze Pause sind diesen Getränken in jedem Fall vorzuziehen“, meint Eva Schnabel von der Universität Würzburg, die diese Getränke-Mixturen untersuchte. Energy-Drinks können offensichtlich auch das Herz gefährden. Ein Forscher-Team des Henry-Ford-Hospitals wies bei Versuch über mehrere Tage deutlich erhöhte Puls- und Blutdruckwerte nach.
Der wissenschaftliche Lebensmittelausschuss der EU hält es zudem für ungeklärt, ob der längerfristige Konsum von Taurin giftig ist. Taurin, zu Deutsch „Stiergalle“, ist eine Aminosulfonsäure, die den Stoffwechsel beschleunigen soll. Die deutsche Gesetzgebung erlaubte lange Zeit nur 300 Milligramm Taurin pro Liter. Tests zeigten seinerzeit, dass fast drei Viertel der getesteten Energy-Drinks überhöhte Taurinwerte von rund 4.000 Milligramm enthielten – 13 Mal mehr als erlaubt. 2013 hob der Gesetzgeber die Grenzwerte an – auf exakt 4.000 Milligramm pro Liter, niederge-schrieben in der „Fruchtsaft-und Erfrischungsgetränkeverordnung“. 
Fatal ist die Wirkung der Energy-Drinks in jedem Fall, wenn sie mit Alkohol gemischt werden. Bei den Jugendlichen gilt die Mixtur etwa aus Wodka und den oft kaugummiartig schmeckenden Powerdrinks als absolut „in“ und als Nachfolger der früher so beliebten Alcopops – auch weil diese Cocktails im Ruf stehen, die Stimmung zu heben und gleichzeitig die Wirkung des Alkohols zu neutralisieren.
Falsch, haben Wissenschaftler der Brasilianischen Universität Sao Paolo festgestellt, die Testpersonen die Mixtur verabreichten. Die fühlten sich zwar so fit und fahrtüchtig wie Teilnehmer einer nüchternen Kontrollgruppe. In Seh- und Koordinationstests schnitten sie aber ebenso schlecht ab wie andere Testpersonen, die unverdünnten Schnaps getrunken hatten. Was wiederum beweist: Energy-Alkohol-Cocktails verleihen eben keine Flügel, können aber ganz schnell zu einer Landung im Straßengraben verhelfen.


Gefährliche Wachmacher von Red Bull, Monster & Co

Pressemitteilung

Thema: Energydrinks

Gefährliche Wachmacher von Red Bull, Monster & Co.: Nach Verbot in Litauen fordert foodwatch auch in Deutschland Verkaufsstopp von Energydrinks an Minderjährige – Bundesregierung muss Empfehlungen von WHO-Forschern umsetzen

Berlin, 4. November 2014. Nachdem koffeinhaltige Energydrinks in Litauen nicht mehr an Kinder und Jugendliche verkauft werden dürfen, fordert die Verbraucherorganisation foodwatch auch in Deutschland ein Verkaufsverbot für Red Bull, Monster & Co. an Minderjährige. Erst im Oktober warnten Wissenschaftler der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor den Risiken der aufputschenden Getränke und empfahlen ein Verbot des Verkaufs an Jugendliche unter 18 Jahren. Energydrinks sind vor allem bei jungen Leuten sehr beliebt, stehen aber im Verdacht Herzrhythmusstörungen, Krampfanfälle, Nierenversagen und sogar Todesfälle zu verursachen.

„Litauen zeigt den EU-Partnern, wie es geht – in Deutschland verhindert die Lebensmittellobby noch immer einen besseren Schutz von Kindern und Jugendlichen“, erklärte Oliver Huizinga von foodwatch. „Ernährungsminister Christian Schmidt muss endlich auf die eindringlichen Warnungen der Wissenschaftler reagieren und den Verkauf von Energydrinks an Kinder und Jugendliche unterbinden.“

Über eine E-Mail-Protestaktion unter www.foodwatch.de/aktion-energyshots unterstützen bereits mehr als 15.000 Verbraucher die foodwatch-Forderung.

Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatten im Oktober 2014 eine Studie zu den Gesundheitsrisiken veröffentlicht, in der erneut vor Energydrinks gewarnt und ein Verkaufsverbot an Kinder und Jugendliche ausdrücklich empfohlen wurde. Wissenschaftler verweisen seit längerem auf mögliche Gefahren der stark koffein- und taurinhaltigen Getränke, sie werden mit Herzrhythmusstörungen, Krampfanfällen, Nierenversagen und sogar Todesfällen in Verbindung gebracht. Problematisch ist dabei nicht allein der erhöhte Koffeingehalt: Gesundheitliche Risiken werden auch mit möglichen Wechselwirkungen mit dem hochkonzentriert zugesetzten Inhaltsstoff Taurin sowie mit begleitend konsumiertem Alkohol und in Zusammenhang mit ausgiebiger sportlicher Betätigung begründet. Hinzu kommt: Durch den süßen Geschmack und das gezielte Marketing sind die Produkte – anders als etwa Kaffee – gerade bei Kindern und Jugendlichen beliebt.

Die Bundesregierung erkennt die Risiken zwar an, handelt aber nicht. So hatte sich die frühere Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner für einen Warnhinweis auf Energydrinks ausgesprochen, wonach der „Verzehr größerer Mengen, insbesondere bei ausgiebiger sportlicher Betätigung, sowie ein gleichzeitiger Genuss alkoholischer Getränke vermieden werden sollte“. Doch Initiativen für einen solchen Warnhinweis scheiterten. Die Lebensmittellobby hatte sich vehement dagegen ausgesprochen.

Als weltweit erstes Land greift Litauen durch. In dem EU-Staat dürfen seit vergangenem Samstag Energydrinks nicht mehr an Minderjährige verkauft werden.

foodwatch fordert auch in Deutschland eine Altersbeschränkung für Energydrinks ab 18 Jahren, um Minderjährige vor den gesundheitlichen Risiken zu schützen. Zudem sollten nach Ansicht von foodwatch die besonders hoch konzentrierten sogenannten Energy-„Shots“ generell verboten werden. Diese im Vergleich zu herkömmlichen Energydrinks kleineren Fläschchen enthalten Koffein und Taurin in noch stärkerer Konzentration als herkömmliche Energydrinks – die Gefahr einer Überdosierung ist daher besonders groß.

Einer Studie der EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA) zufolge konsumiert fast jeder dritte Erwachsene Energydrinks, besonders beliebt sind sie jedoch bei Kindern und Jugendlichen: 68 Prozent der Teenager greifen zu den Getränken. Davon sind laut der Behörde 12 Prozent „high cronic consumers“ (Konsum mindestens viermal wöchentlich) sowie 12 Prozent „high acute consumers“ (mehr als ein Liter pro Konsum).

Link:

E-Mail-Protestaktion von foodwatch zu Energydrinks: www.foodwatch.de/aktion-energyshots