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Selenversorgung soll Krebsrisiko beeinflussen

Selenversorgung beeinflusst Risiko für Krebsentwicklung

Charité-Wissenschaftler untersuchen Zusammenhänge

Vorsicht! Die Studie belegt nicht direkt, dass eine *Supplementation mit Selen vor Leberkrebs schützt. 

Berlin, 26.08.2016 Das Spurenelement Selen ist ein essentieller Nahrungsbestandteil. Wie Wissenschaftler der Charité – Universitätsmedizin Berlin in Zusammenarbeit mit der International Agency for Research on Cancer nun zeigen konnten, sorgt ein hoher Selenwert im Blut für ein vermindertes Risiko, an Leberkrebs zu erkranken. Die aktuelle Studie hat auch weitere Risikofaktoren einbezogen und den Einfluss der Selenversorgung auf die Entwicklung anderer Krebsarten betrachtet. Die Ergebnisse sind im Fachmagazin American Journal of Clinical Nutrition* veröffentlicht.

Das Spurenelement Selen (Se) ist unter anderem in Fisch, Meeresfrüchten, Fleisch, Milch und Ei enthalten, auch einige südamerikanische Nüsse wie die Paranuss sind gute Selenquellen. Das Element findet seinen Weg über den Boden und die Pflanzen im Zuge der Ernährung in Mensch und Tier. Im Gegensatz zu anderen Regionen der Erde sind die europäischen Böden eher selenarm, was sich in einem mehr oder weniger stark ausgeprägten Selenmangel der Bevölkerung niederschlägt. In Deutschland wird das Spurenelement daher bereits in der Tiermast ergänzend eingesetzt.

Durch eine selenreiche Ernährung oder eine angemessene Supplementation entstehen keine Nachteile. Selenmangel dagegen kann ein Risikofaktor für eine Reihe von Erkrankungen sein. „Wir konnten nachweisen, dass ein Mangel an Selen einen starken Risikofaktor für Leberkrebs darstellt“, sagt Prof. Dr. Lutz Schomburg vom Institut für Experimentelle Endokrinologie. „Das Drittel der Bevölkerung mit dem stärksten Selenmangel hat unseren Daten entsprechend ein fünf- bis zehnfach höheres Risiko für ein hepatozelluläres Karzinom, auch Leberkrebs genannt“, so der Wissenschaftler.

Bei der aktuellen Untersuchung handelt es sich um eine Fall-Kontroll-Studie. Aus einer Kohorte von 477.000 Probanden wurden diejenigen identifiziert, die in den folgenden zehn Jahren ein hepatozelluläres Karzinom entwickelt hatten. Die Analyse der Blutproben auf den Selenstatus erfolgte, als die Probanden noch gesund waren. „Unsere Studie zeigt nicht direkt, dass eine *Supplementation mit Selen vor Leberkrebs schützt. Sie untermauert allerdings erneut die Wichtigkeit einer ausgewogenen Ernährung, in der das Spurenelement Selen nicht fehlen darf“, erklärt Prof. Schomburg. Vorangegangene Studien hatten bereits ähnliche Zusammenhänge von Selenstatus und Darmkrebsrisiko oder der Wahrscheinlichkeit von Schilddrüsenerkrankungen nahe gelegt.

*Hughes DJ, et al.. Prediagnostic selenium status and hepatobiliary cancer risk in the European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition cohort. Am J Clin Nutr. 2016 Aug;104(2):406-14. doi: 10.3945/ajcn.116.131672.

 

EU will Grenzwerte für Quecksilber in Fisch lockern

Pressemitteilung

Verbrauchern soll höhere Dosis des Nervengifts zugemutet werden – foodwatch fordert Stopp der Pläne

Berlin, 16. September 2015. Die Europäische Kommission plant eine Lockerung der Grenzwerte für Quecksilber in Fisch. Bei ohnehin schon hochbelasteten Raubfischen soll den Verbrauchern künftig eine deutlich höhere Dosis des Nervengifts zugemutet werden. Dies geht aus einem Arbeitspapier der Europäischen Kommission vom 29.05.2015 hervor, das der Verbraucherorganisation foodwatch vorliegt. Die Grenzwertentscheidung soll nach foodwatch-Informationen zuvor noch am 21. September mit einer Expertenkommission beraten werden.

Die Verbraucherorganisation forderte die Europäische Kommission auf, von einer Lockerung der Grenzwerte abzusehen. Dazu startete foodwatch heute unter www.quecksilber-aktion.foodwatch.de eine Unterschriften-Aktion an die EU-Kommission. „Die Pläne sind das Gegenteil von gesundheitlichem Verbraucherschutz. Die Kommission verfährt nach dem Motto: Risiken und Nebenwirkungen verfehlter Industrie- und Umweltpolitik werden mit voller Wucht an Schwangere und Kleinkinder weitergereicht“, kritisierte Matthias Wolfschmidt, stellvertretender Geschäftsführer von foodwatch. „Die zulässigen Quecksilber-Höchstwerte für Raubfische sind schon heute deutlich höher als bei anderen Lebensmitteln – sie dürfen auf keinen Fall erhöht werden.“

Die Höhe der Quecksilber-Grenzwerte orientiert sich an wirtschaftspolitischen Zielen und damit an der tatsächlichen Belastung der Fische: Trotz der hohen Quecksilber-Messwerte soll ausreichend Fisch für den Markt zu gelassen werden. Dem Arbeitspapier der Kommission zufolge will soll nun einerseits der zulässige Quecksilber-Höchstwert bei Raubfischen von einem auf zwei Milligramm pro Kilogramm Fisch verdoppelt werden. Im Gegenzug plant die EU-Kommission eine Verschärfung der Grenzwerte bei anderen Fisch-Arten von derzeit 0,5 auf 0,1 Milligramm pro Kilogramm Fisch. Aus Sicht von foodwatch ist dies ein „Trick“, um die De-facto-Lockerung der Höchstgrenzen zu verschleiern. Denn kleinere, nicht-räuberische Fische sind meist so niedrig belastet, dass sie die geplanten, künftigen Höchstwerte bereits heute einhalten – eine Verschärfung der Grenzwerte würde also nicht zu einer niedrigeren Belastung der Konsumenten führen. Andererseits führte die geplante Lockerung der Grenzwerte für Raubfische dazu, dass künftig noch höher belastete Schwert- oder Haifischprodukte für den Markt zugelassen würden.

„Unter dem Strich wird die Quecksilberaufnahme der Verbraucher steigen. Die Verschärfung der Grenzwerte für kleine Fische bringt nur auf dem Papier eine Verbesserung des Verbraucherschutzes – die Lockerung der Grenzwerte für Raubfische bringt aber de facto eine höhere Belastung für die Menschen. Das ist ein perfides Ablenkungsmanöver, das allein der Wirtschaft hilft, zum Schaden der Gesundheit von uns Verbrauchern“, so Matthias Wolfschmidt von foodwatch.

Untersuchungen der europäischen Lebensmittelbehörde EFSA zeigen, dass insbesondere große Raubfische am Ende der Nahrungskette wie Schwert- und Thunfische oft deutlich höher mit Quecksilber belastet sind, als es die derzeit geltenden Grenzwerte eigentlich erlauben. Die Folge: Heute dürfen etwa 50 Prozent des Fangs nicht verkauft werden – nach der geplanten Lockerung der Grenzwerte würden aufgrund ihrer Belastung nur noch 14,5 Prozent des Fangs als unverkäuflich eingestuft, wodurch sich die gesundheitlichen Risiken für die Verbraucher deutlich erhöhen würden.

Quecksilber ist ein für den Menschen hochgiftiges Schwermetall. Es wird etwa von Kohlekraftwerken in die Luft oder als Bestandteil von Agrochemikalien in Böden und Gewässer freigesetzt. Im Meer wird daraus das 100-fach giftigere Methyl-Quecksilber, welches von Fischen aufgenommen wird. Die Verschmutzung der Weltmeere mit dem Nervengift birgt ein gravierendes gesundheitliches Risiko, vor dem die deutsche Bundesregierung insbesondere Schwangere und (Klein-) Kinder warnt. Das Schwermetall kann zu Entwicklungsstörungen des Fötus führen und bei Erwachsenen für eine Reihe von Nervenstörungen verantwortlich sein. Besonders hoch mit Quecksilber belastet sind Raubfische, die am Ende der Nahrungskette stehen, wie Hai-, Schwert- und Thunfische.

foodwatch forderte die EU-Kommission auf, auf die Lockerung der Grenzwerte zu verzichten und stattdessen Maßnahmen zu ergreifen, um die Belastung der Menschen zu senken. So solle der Einsatz von schwermetallhaltigen Pflanzenschutzmitteln schnellstmöglich verboten und der Quecksilberausstoß durch die Verbrennung von Kohle zur Energiegewinnung konsequent und maximal reduziert werden.