Ehemaliger Greenpeace-Chef Dr. Gerd Leipold und Stephan Becker-Sonnenschein vom Verein Die Lebensmittelwirtschaft im Gespräch
Freising/Kulmbach/München – 18. Juni 2014. Die Zukunft der Ernährung steht vielen Herausforderungen gegenüber: Welthunger und Adipositas, Ressourcenschwund und Lebensmittelabfälle. Essen ist ein komplexes System mit vielen Akteuren und Beteiligten. Um Lebensmittelverluste in der Produktion und Lebensmittelverschwendung im täglichen Konsum zu reduzieren und neue Konzepte zu entwickeln, ist ein gesamtheitlicher Blick auf Ökologie, Lebensmittelproduktion, Energie, Demographie, Technologie, Risikoabwägung, Politik und das tatsächliche Verbraucherverhalten zielführend. Akteure und Verbraucher brauchen einen Überblick über die Zusammenhänge, die Einstellungen und Motivationen, die Wünsche und Vorstellungen und das tatsächliche Verhalten jedes Einzelnen in der gesamten Wertschöpfungskette.
Fachsymposium zum Brennpunktthema „Lebensmittelverschwendung“
Das diesjährige Fachsymposium der 3. Bayerischen Ernährungstage wird unter dem Titel „Restlos Gut Essen – Nachhaltige Ernährung im 21. Jahrhundert“ das Thema mit Experten debattieren und aktuelle Erkenntnisse und Ergebnisse aus Wissenschaft und Forschung zum Thema Lebensmittelverschwendung kritisch beleuchten. Präsentiert werden u. a. die aktuellen Zahlen des Bayerischen Ernährungsmonitors 2014 und eine Studie zu Lebensmittelverlusten und Wegwerfraten in Bayern.
Dr. Gerd Leipold, ehemaliger Leiter von Greenpeace, Ozeanograph und Physiker, wird das Thema Lebensmittelverschwendung auf dem Fachsymposium in Kulmbach mit der Frage „Essen wir ohne Verantwortung?“ aufnehmen und kritisch beleuchten. Stephan Becker-Sonnenschein, Geschäftsführer der 2012 gegründeten Dialogplattform „Die Lebensmittelwirtschaft“, wird in einen Dialog zu diesem Thema einsteigen.
„Zeit, sich einzumischen“ – Stephan Becker-Sonnenschein und Dr. Gerd Leipold im Dialog.
Stephan Becker-Sonnenschein vertritt auf dem Fachsymposium die Anbieterseite von Lebensmitteln, von der Erzeugung bis hin zum Handel. „Innerhalb der Lebensmittel-Produktionsketten für die 170.000 unterschiedlichen im Handel befindlichen Lebensmittel ist dieses Thema nicht neu.“, so Becker-Sonnenschein. Für ihn ist der rohstoff-und ressourcensparende Umgang mit Lebensmitteln nicht nur eine ökonomische, sondern auch eine ethische Frage. „Die Verbesserung internationaler Vermarktungsnormen, Qualitäts-Standards und globaler Logistikabläufe ist Teil unserer täglichen Arbeit, um Lebensmittelmüll zu vermeiden“, betont Becker-Sonnenschein im Vorfeld der Veranstaltung. „Allerdings ist auch zu bedenken, dass in der gesellschaftlichen Wahrnehmung Unverständnis herrscht, wenn manche Produkte wegen eines Mindesthaltbarkeitsdatums vorzeitig in die Tonne kommen. Es muss genau abgewogen werden zwischen Gewährleistungspflicht von Erzeugerseite und Eigenverantwortung der Verbraucher.“ Dialogpartner Gerd Leipold: „Mindestens 30 % der globalen Lebensmittelproduktion wird nicht verzehrt, sie gehen verloren oder – um es weniger verharmlosend auszudrücken – sie werden verschwendet. Das ist nicht nur ein gewaltiger wirtschaftlicher Kostenfaktor – Experten sprechen von einem Verlust von mehr als 500 Milliarden Euro pro Jahr – es hat auch andere dramatische Konsequenzen“, erläutert Dr. Gerd Leipold im Vorgespräch zum Fachsymposium seine Position. „Nur China und USA stoßen mehr Treibhausgase aus, als bei der Produktion der 30 % entstehen. Es wird Zeit, dass wir über die Lebensmittelverluste nicht nur moralisch entrüstet sind, sondern beginnen, verantwortlich zu handeln.“
Veröffentlichung auf der Tagung: Studie zu Lebensmittelverlusten in Bayern und bayerischer Ernährungsmonitor 2014
Die Referenten des Tages diskutieren unterschiedliche Aspekte und Stufen der Wertschöpfungskette. Auf dem Fachsymposium werden u. a. die aktuellen Zahlen des „Bayerischen Ernährungsmonitor 2014“, eine repräsentative Verbraucherumfrage, sowie die Ergebnisse einer Studie der Universität Stuttgart zu Lebensmittelverlusten und Wegwerfraten entlang der Wertschöpfungskette veröffentlicht und mit dem Fachpublikum erörtert.
Veranstaltungshinweis
Veranstaltung: Fachsymposium zum Auftakt der 3. Bayerischen Ernährungstage 2014
Titel: „Restlos gut essen – Nachhaltige Ernährung im 21. Jahrhundert“
Datum: 27. Juni 2014, 10 bis 16 Uhr
Ort: MUPÄZ Museumspädagogisches Zentrum, Hofer Straße 20, 95326 Kulmbach
Teilnehmerkreis: Vertreter aus Wissenschaft, Politik, Behörden, Ernährungswirtschaft,
-handel und -bildung sowie Multiplikatoren und Fachpublikum der
Lebensmittelwirtschaft
Eröffnung durch: Staatsminister Helmut Brunner (Bayerisches Staatsministerium für Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten)
Referenten (Auswahl):
Prof. Dr. Diane Ahrens (TH Deggendorf)
Stephan Becker-Sonnenschein (Verein Die Lebensmittelwirtschaft)
Dr. Marie-Luise Dittmar (Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft)
Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald (u. a. Vorstand der Schweisfurth Stiftung)
Dr. Gerd Leipold (ehemals Greenpeace)
Veranstalter: Kompetenzzentrum für Ernährung KErn