Schlagwort-Archive: Täter

Titelgebendes Zitat des Mediziners Leo Alexander 1949. Copyright Lässig Charité.

Gefährdungen der modernen Medizin

Ausstellungseröffnung: Charité im Nationalsozialismus und die Gefährdungen der modernen Medizin

 

GeDenkOrt Ausstellungsraum rechts CopyrightCharité.

GeDenkOrt Ausstellungsraum rechts
CopyrightCharité.

Die Charité – Universitätsmedizin Berlin hat heute im Rahmen des Projekts GeDenkOrt.Charité die Ausstellung „Der Anfang war eine feine Verschiebung in der Grundeinstellung der Ärzte“ eröffnet. Es wird nach den Haltungen und Verhältnissen gefragt, die dazu führen konnten, dass Mediziner zwischen 1933 und 1945 in einer aus heutiger Sicht ethisch fragwürdigen und menschenverachtenden Weise gehandelt haben.

GeDenkOrt Ausstellungstafel Uniformieren Deformieren - Copyright Charité

GeDenkOrt Ausstellungstafel Uniformieren Deformieren – Copyright Charité

Am Beispiel der Berliner Medizinischen Fakultät wird gezeigt, wie umfassend und bereitwillig sich auch Angehörige der Charité für die biopolitischen Maßnahmen und Ziele des Regimes in Anspruch nehmen ließen. „Viele leitende Mediziner der Charité und der Friedrich-Wilhelms-Universität machten in der Zeit des Nationalsozialismus ihre Kliniken und Institute zu Orten der NS-Rassen-, Leistungs- und Vernichtungsmedizin. Daher ist es uns überaus wichtig, uns mit diesem Kapitel der Charité-Geschichte transparent und öffentlich auseinanderzusetzen“, sagte Prof. Dr. Karl Max Einhäupl, Vorstandsvorsitzender der Charité. Er ergänzte: „Wir lernen aus der Geschichte nur, wenn wir den Bezug zur Gegenwart herstellen und Gefährdungen thematisieren, die auch der modernen Medizin immanent sind. Die Charité bekennt sich dazu, eine Wissenschaft in Verantwortung aktiv zu leben.“

Die Ausstellung ist als Rundgang angelegt und zeigt im ersten Teil die Perspektive der Betroffenen. Dazu gehören Patienten, die Opfer medizinischer Grenzüberschreitungen wurden sowie Studierende und Wissenschaftler, die entlassen und Opfer von Vertreibung und Verfolgung geworden sind. Die individuellen Schicksale werden anhand von persönlichen Dokumenten und Selbstzeugnissen thematisiert. Ein weiterer Teil der Ausstellung nähert sich anhand von neun ausgewählten Fachdisziplinen und ihrer Protagonisten der Perspektive von Tätern – Medizinern und Mitarbeitern.

Titelgebendes Zitat des Mediziners Leo Alexander  1949. Copyright Lässig Charité.

Titelgebendes Zitat des Mediziners Leo Alexander 1949. Copyright Lässig Charité.

Steffen Krach, Staatssekretär für Wissenschaft und Forschung, betonte: „Die Berliner Wissenschaft steht in einer besonderen Verantwortung, sich mit ihrer eigenen Geschichte in der Zeit des Nationalsozialismus auseinanderzusetzen. Das Projekt GeDenkOrt.Charité, in dem die Charité mit der Universität der Künste zusammenarbeitet, und die heute eröffnete Ausstellung leisten hierfür einen wichtigen Beitrag. Ich danke allen Beteiligten, mit deren Hilfe ein dauerhafter Ort für die Auseinandersetzung mit der Charité-Vergangenheit entstehen konnte.“

Der Blick zurück soll auch dazu anregen, über gegenwärtige bzw. immanente Gefährdungen der modernen Medizin nachzudenken. „Wir zeigen eine ganze Bandbreite individuellen Handelns und den zugrundeliegenden Einstellungen, die teilweise auch über die NS-Zeit hinaus weiter wirksam waren“, erklärte Dr. Judith Hahn, Kuratorin vom Institut für Geschichte der Medizin der Charité. Sie fügte hinzu: „Die dargestellten Grenzüberschreitungen sollen auch einen Dialog anregen über die Verantwortung der Medizin und der Wissenschaft in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.“

Die Ausstellung „Der Anfang war eine feine Verschiebung in der Grundeinstellung der Ärzte“ – Die Charité im Nationalsozialismus und die Gefährdungen der modernen Medizin wird von der Lotto-Stiftung Berlin, der Friede Springer Stiftung und dem Freundeskreis der Charité unterstützt. Sie ist ab dem 24. November täglich von 9 bis 18 Uhr in der Psychiatrischen und Nervenklinik am Campus Charité Mitte, Charitéplatz 1 in 10117 Berlin (Geländeadresse: Bonhoefferweg 3) zu sehen. Der Eintritt ist frei.

Weitere Informationen unter https://gedenkort.charite.de/

Mobbing – 7 Dinge, die Sie wissen sollten

Systematisch runtermachen. Über Wochen, über Monate, Jahre. Offline und im Netz. Solange, bis das Opfer nicht mehr kann. Sich zurückzieht und aufgibt. Das ist Mobbing.

 

© WDR

© WDR

Nicht immer muss es so schlimm enden wie für Amanda Todd. Die 16-jährige Kanadierin wurde berühmt – posthum. Ihre Mobbing-Geschichte im Netz war eine Anklage an ihre Peiniger und die Voyeure – und ihr virtueller Abschiedsbrief. Als sie das Video postete, wusste sie bereits, dass sie sich das Leben nehmen würde. Auch in Deutschland, so schätzen Experten, begehen 1000 bis 2000 Jugendliche jedes Jahr Suizid, weil sie gemobbt werden. Ungefähr 1,5 bis 2 Millionen Menschen in Deutschland haben schon einmal selbst Mobbing erlebt. Mobbing ist überall – und es ist gefährlich.

Warum mobben wir?

 

Doch was bringt Menschen dazu, andere derart fertig zu machen? Quarks & Caspers begibt sich auf die Suche nach den Motiven. Den Motiven der Täter und ihren Helfern – aber auch auf die Spur nach den Motiven derer, die zuschauen und gar nichts tun. Wie gehen die Täter vor? Wie funktioniert das System „Mobbing“? Und warum machen zu wenige etwas dagegen?

Es klingt doch so einfach: Wenn der Täter das Opfer mal wieder in die Mangel nimmt, dann muss doch einfach jemand „Stopp“ sagen und einschreiten, um den Täter aufzuhalten. Denn theoretisch ist fast jeder Mensch gegen Mobbing. Außenstehende bleiben trotzdem viel zu oft außenstehend und teilnahmslos. Einmischen und helfen kommt vielen nicht in den Sinn. Gemeinsam mit Wissenschaftlern der LMU München versucht Quarks & Caspers diese Blockade zu erklären und vielleicht sogar zu lösen.

Ausweg aus der „Mobbing-Routine“?

 

Sicher ist: Es kann jeden treffen – sollte es aber nicht. Lösungen gegen Mobbing suchen nicht nur Wissenschaftler, sondern auch Schulen – denn dort wird viel gemobbt. Das hat oft tiefgreifende Folgen für die Schüler. Denn Kinder sind auch gegenüber den Folgen sozialer Gewalt – wie Mobbing – besonders wehrlos. Eine Schule in Recklinghausen hat ein System gegen Mobbing entwickelt, das scheinbar funktioniert. Wir haben Sie besucht.