Archiv für den Monat: August 2014

Neue Methode hilft bei der Aufklärung von Krankheitsausbrüchen

EHEC, Salmonella & Co: Neue Methode hilft bei der Aufklärung von Krankheitsausbrüchen

BfR entwickelt gemeinsam mit Kooperationspartnern eine computer-gestützte Methode, die Verkaufszahlen analysiert, um verdächtige Lebensmittel schneller zu identifizieren

„Im Fall eines Krankheitsausbruchs, der durch Erreger wie EHEC, Campylobacter oder Salmonellen in Lebensmitteln ausgelöst wird, müssen die verunreinigten Lebensmittel schnellst möglich identifiziert werden, um die Anzahl der erkrankten Personen gering zu halten“, sagt Professor Dr. Dr. Andreas Hensel, Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Das BfR hat in Zusammenarbeit mit dem IBM Almaden Research Center und der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health eine wahrscheinlichkeitsbasierte Methode entwickelt, die dazu beitragen kann, die Aufklärung von Krankheitsausbrüchen zu beschleunigen. Durch den Vergleich der Verteilungsmuster einzelner Lebensmittel mit dem Verteilungsmuster der gemeldeten Krankheitsfälle lässt sich die Gruppe von Lebensmitteln eingrenzen, die als Ursache des Krankheitsausbruchs in Frage kommen. Verglichen werden Daten über Verkaufsmengen und -orte von Lebensmitteln mit den Orten des Krankheitsausbruchs. Ist der Krankheitsausbruch auf ein einziges Lebensmittel zurückzuführen, lässt sich mit dieser Methode das Lebensmittel sehr effizient ermitteln. Voraussetzung ist, dass die entsprechenden produktbezogenen Verkaufsdaten vorliegen. Das ist insbesondere bei abgepackten Lebensmitteln der Fall, die mit einer eindeutigen Produktnummer gekennzeichnet sind.

Angesichts komplexer und häufig internationaler Warenströme kann es unter Umständen lange dauern, die Ursache eines Krankheitsausbruchs herauszufinden. Vor diesem Hintergrund kann die neu entwickelte wahrscheinlichkeitsbasierte Methode dazu beitragen, verunreinigte Lebensmittel zu identifizieren und Krankheitsausbrüche schneller aufzuklären. Der computergestützte Vergleich von Verteilungsmustern einzelner Lebensmittel mit dem Verteilungsmuster von Krankheitsfällen, die dem Ausbruch zugeordnet werden, ermöglicht die schnelle Eingrenzung auf die Gruppe von Lebensmitteln, die als Ursache des Ausbruchs in Frage kommt. Zu den Verkaufsdaten gehören beispielsweise Informationen, welche Lebensmittel in welcher Menge an welchen Orten verkauft wurden. Grundannahme des Verfahrens ist, dass es in den meisten Fällen einen engen räumlichen Zusammenhang zwischen den Verkaufsorten und Verkaufsmengen von Lebensmitteln und dem Auftreten von Krankheitsfällen gibt. Geeignet ist es daher insbesondere, wenn die Ausbruchsursache auf ein einziges Lebensmittel zurückzuführen ist und dieses ausschließlich von einem Hersteller produziert wird. Derzeit wird das Verfahren weiter entwickelt, so dass es zukünftig auch erfolgreich eingesetzt werden kann, wenn mehrere kontaminierte Lebensmittel die Ausbruchsursache darstellen. Das kann der Fall sein, wenn beispielsweise eine verunreinigte Zutat in verschiedenen Lebensmitteln enthalten ist.

Bei der Aufklärung von Krankheitsausbrüchen, die auf Lebensmittel zurückzuführen sind, kommt eine Vielzahl von Methoden zum Einsatz. Dazu gehören neben dem Nachweis des Krankheitserregers im Lebensmittel beispielsweise auch epidemiologische Methoden wie die Befragung von Patienten und die anschließende Rückverfolgung entlang der Lebensmittellieferketten. Die wahrscheinlichkeitsbasierte Methode zur Identifizierung von  Lebensmitteln, die mit Krankheitserregern verunreinigt sein könnten, ist als ein zusätzliches Werkzeug zur Unterstützung der Ausbruchsaufklärung zu verstehen.

Getestet wurde die Methode an realen Lebensmittelverkaufsdaten aus Deutschland in Verbindung mit fiktiven, computergenerierten Ausbruchsszenarien. Eine detaillierte Beschreibung der Methode wurde kürzlich in der Zeitschrift PLOS Computational Biology veröffentlicht.

Der Artikel ist unter dem folgenden Link verfügbar:

http://www.ploscompbiol.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pcbi.1003692

Eine Verknüpfung von produktbezogenen Verkaufsdaten, die bei vielen Handelsunternehmen in Echtzeit vorliegen, mit Informationen zu Krankheitsfällen, die den zuständigen Behörden gemeldet werden, ist bislang nicht als Methode zur Ausbruchsanalyse etabliert. Daher ist dieser wissenschaftliche Beitrag auch eine Anregung, über neue Kooperationsformen zwischen Unternehmen des Lebensmittelhandels und den Behörden zu diskutieren.

Die Forschungsförderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung im Rahmen des Projekts „SiLeBAT – Sicherstellung der Futter- und Lebensmittelwarenkette bei bio- und agroterroristischen (BAT-) Schadenslagen“ hat wesentlich zur Entwicklung dieser Methode beigetragen. Weitere Informationen zum Projekt SiLeBAT stehen auf der folgenden Seite zur Verfügung:

http://www.silebat.de/

Über das BfR

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftliche Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.

Prof. Dr. Karl Broich ist neuer Präsident des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte

Quellenangabe: BfArM Amtseinführung von Prof. Dr. Karl Broich als neuer Präsident des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte am 6. August 2014. Von links: Lutz Stroppe (Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit), Prof. Dr. Karl Broich (Präsident des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte), Prof. Dr. Walter Schwerdtfeger (ehemaliger Präsident des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte)

Quellenangabe: BfArM
Amtseinführung von Prof. Dr. Karl Broich als neuer Präsident des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte am
6. August 2014.
Von links: Lutz Stroppe (Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit), Prof. Dr. Karl Broich (Präsident des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte), Prof. Dr. Walter Schwerdtfeger (ehemaliger Präsident des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte)

Prof. Dr. Karl Broich ist neuer Präsident des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). In einer Feierstunde hat ihn der Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium, Lutz Stroppe, heute in sein Amt eingeführt. Gleichzeitig wurde Prof. Dr. Walter Schwerdtfeger feierlich verabschiedet. Schwerdtfeger, der Ende Juli 2014 aus Altersgründen aus dem BfArM ausschied, war seit 2010 Präsident des Bundesinstituts.

Staatssekretär Lutz Stroppe betonte, dass mit Prof. Dr. Broich ein Mediziner an der Spitze des BfArM stehe, der in seiner Person Kontinuität und Kraft für Erneuerung verbindet: „Prof. Dr. Broich kennt als ehemaliger Vizepräsident das BfArM und dessen Stärken und Schwächen sehr gut. Er wird die Entwicklung der Bundesoberbehörde zu einem modernen Institut für die Sicherheit von Arzneimitteln und Medizinprodukten weiter vorantreiben. Die europäische und internationale Ausrichtung des BfArM sowie dessen Ausbau als Forschungsinstitut werden besondere Herausforderungen darstellen. Prof. Dr. Schwerdtfeger hat die Grundlagen für diesen Weg gelegt, dafür danke ich ihm ausdrücklich.“ Dem BfArM sei es in den vergangenen Jahren gelungen, auch auf europäischer und internationaler Ebene Akzente zu setzen. „Bereits heute erfährt das Institut hohe Anerkennung und ich bin mir sicher, Prof. Dr. Broich wird das BfArM noch stärker auf die globalen Anforderungen ausrichten.“

„Ich freue mich über meine Ernennung zum Präsidenten“, sagte Prof. Dr. Broich in seiner Antrittsrede. Das BfArM spiele eine wichtige Rolle bei der Gesundheitsversorgung der Menschen in Deutschland und Europa: „Durch unsere Arbeit erhalten Patientinnen und Patienten wirksame und sichere Arzneimittel, und auch die Sicherheit von Medizinprodukten ist unser Anliegen.“ Mit Blick auf die immer komplexeren Aufgaben werde das BfArM seine regulatorische und wissenschaftliche Expertise im europäischen Netzwerk weiter ausbauen. „Der deutschsprachige Markt für Arzneimittel ist der größte in Europa, die deutschen Hersteller von Medizinprodukten sind in vielen Sparten führend – unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger können also auch eine starke deutsche Regulierungsbehörde erwarten.“

An die Arbeit von Prof. Dr. Schwerdtfeger werde er anknüpfen, sagte Prof. Dr. Broich. Es sei für das Bundesinstitut ein großer Schritt gewesen, eine eigene Forschungsabteilung einzurichten. Diese Entwicklung müsse weiter vorangetrieben werden: „Es geht nun darum, größere Forschungsschwerpunkte am BfArM zu etablieren und durch aktuelle Projekte zu ergänzen, die sich aus unseren Aufgaben ergeben“, so der neue Präsident. „Dazu ist eine enge Kooperation zwischen den Mitarbeitenden der Forschungsabteilung und den wissenschaftlichen Kolleginnen und Kollegen der regulatorischen Einheiten wichtig.“

Prof. Dr. Broich ist Humanmediziner und seit 2013 Honorarprofessor an der Medizinischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Hier schloss er 1985 auch sein Studium der Humanmedizin ab und begann seine Ausbildung zum Facharzt für Nervenheilkunde. Prof. Dr. Broich war bis 1989 als Wissenschaftlicher Assistent an der Klinik für Neurologie und bis 1993 an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie beschäftigt. Während dieser Zeit erhielt er ein Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft und wirkte an der University of Pennsylvania in Philadelphia unter anderem an Projekten zu modernen bildgebenden Verfahren mit. Von 1993 bis 2000 arbeitete er an der Klinik für Psychiatrie der Martin Luther Universität Halle/Saale. Dort arbeitete er bis 1997 als Oberarzt und im Anschluss als Leitender Oberarzt und Stellvertreter des Direktors.

Seine Tätigkeit im Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte begann Prof. Dr. Karl Broich im Jahr 2000 als Fachgebietsleiter Neurologie/Psychiatrie. Fünf Jahre später wurde er Leiter der Abteilung Zulassung 4. Von 2009 an war er Vizepräsident des Bundesinstituts.

Prof. Dr. Broich ist Mitglied in zahlreichen neurologischen Fachgesellschaften im In- und Ausland und war bislang an mehr als 90 wissenschaftlichen Abhandlungen als Autor bzw. Koautor beteiligt. Er ist seit Jahren in verschiedenen Gremien der europäischen Zulassungsbehörde EMA in London aktiv und mit den Kolleginnen und Kollegen anderer europäischer Zulassungsbehörden sehr gut vernetzt. Seine wissenschaftlichen Schwerpunkte liegen aktuell im Bereich der Methodik klinischer Prüfungen, modernen bildgebenden Verfahren des Gehirns sowie neurodegenerativen Erkrankungen wie der Demenz vom Alzheimer-Typ.