Archiv für den Monat: Dezember 2018

Dem Zeitdruck entkommen

Vortrag am 17.12.2018 zu Muße und Achtsamkeit im Alltag von Ärzten und Patienten

Stefan Schmidt. Foto: Universitätsklinikunm Freiburg
Stefan Schmidt. Foto: Universitätsklinikunm Freiburg

Wie können Ärztinnen und Ärzte sowie Patientinnen und Patienten im Krankenhaus von der Muße- und Achtsamkeitsforschung profitieren? Das erklärt der Experte für Psychosomatik Prof. Dr. Stefan Schmidt vom Universitätsklinikum Freiburg in seinem Vortrag „Dem Zeitdruck entkommen – Muße und Achtsamkeit als Basis ärztlichen Handelns“. Schmidt und sein Team untersuchen im Sonderforschungsbereich „Muße. Grenzen, Raumzeitlichkeit, Praktiken“ der Universität Freiburg, wie Ärzte im Krankenhaus Stress besser regulieren können. Der Vortrag wird für die Teleakademie des Südwestrundfunks aufgezeichnet.

Ein halbes Jahrhundert Organtransplantationen

Fast 4.700 Organe wurden in den letzten 50 Jahren am Universitätsklinikum Freiburg transplantiert / Nieren sind mit Abstand die häufigsten Organe / Geringe Spendenbereitschaft macht Sorge

Vor 50 Jahren, im Jahr 1968, wurde am Transplantationszentrum Freiburg des Universitätsklinikums Freiburg zum ersten Mal ein Organ transplantiert – eine Niere. Seither folgten rund 4.670 Transplantationen von Niere, Leber, Bauchspeicheldrüse, Herz und Lunge. Dank verbesserter operativer Techniken und immer besserer Medikamente, die Abstoßungsreaktionen des Körpers beherrschbar machen, ist die Erfolgsrate der Organtransplantationen deutlich gestiegen. Auf einem wissenschaftlichen Symposium des Universitätsklinikums Freiburg, das von 7. bis 9. Dezember 2018 in Hinterzarten stattfindet, tauschen sich Experten über den aktuellen Stand und Perspektiven der Transplantationsmedizin aus. Mit großer Sorge sehen die Verantwortlichen des Transplantationszentrums Freiburg den großen Mangel verfügbarer Spenderorgane.

„Eine erfolgreiche Organspende rettet Leben und ermöglicht oft ein weitgehend normales, unabhängiges Leben. Berufstätigkeit und ein ausgefülltes soziales Leben können Organtransplantierte in der Regel problemlos mit ihrer Erkrankung in Einklang bringen“, sagt Prof. Dr. Przemyslaw Pisarski, Leiter des Transplantationszentrums Freiburg und Sektionsleiter an der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie des Universitätsklinikums Freiburg.

Sonderstellung Niere

80 Prozent aller Transplantationen in Deutschland betreffen die Niere. Sie ist das einzige Organ, das von einem lebenden Menschen gespendet werden kann, da die Nieren doppelt im Körper angelegt ist. Ein Highlight im 50-jährigen Bestehen des Transplantationszentrums Freiburg war im Jahr 2004 die deutschlandweit erste Lebendnierentransplantation, bei der Spender und Empfänger unterschiedliche Blutgruppen aufwiesen. Etabliert wurde das Verfahren für eine solche blutgruppeninkompatible Nierentransplantation in enger Zusammenarbeit mit Nephrologen um Prof. Dr. Gerd Walz, Ärztlicher Direktor der Klinik für Innere Medizin IV (Schwerpunkt: Nephrologie und Allgemeinmedizin) des Universitätsklinikums Freiburg. Bereits kurze Zeit später wurde das Verfahren von vielen Kliniken in Deutschland übernommen.

„Zwar steigen die Transplantationszahlen nach einem historischen Tiefstand 2017 wieder leicht. Aber noch immer müssen jedes Jahr Menschen sterben, weil sie nicht rechtzeitig ein Spenderorgan erhalten“, sagt Prof. Pisarski. „Wir hoffen, dass die aktuelle gesellschaftliche Debatte hier etwas ändert.“

https://www.uniklinik-freiburg.de/uploads/tx_aspresse/Symposium_50-Jahre-Transplant-2018.pdf

Tablets für sehbehinderte Menschen

Bastian Rapp erhält einen mit 2 Millionen Euro dotierten ERC Consolidator Grant für die Entwicklung taktiler Displays

Der Ingenieur Prof. Dr. Bastian E. Rapp vom Institut für Mikrosystemtechnik der Universität Freiburg erhält für seine Forschung zu taktilen Displays, deren Abbildung sehbehinderte Menschen ertasten können, einen mit 2 Millionen Euro dotierten Consolidator Grant des Europäischen Forschungsrats (ERC). Rapp und seine Arbeitsgruppe entwickeln neue Konzepte, wie solche Displays aufgebaut werden können. Ziel seines Projekts ist, eine Art Tablet für sehbehinderte Menschen zu entwickeln. Der ERC Grant, den Rapp während seiner Zeit am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) eingeworben hat, gehört zu den renommiertesten Preisen für europäische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Bastian E. Rapp. Foto: Markus Breig/KIT

Das Bild gewöhnlicher Displays entsteht mithilfe kleiner Lichtpunkte, den Pixeln. Bei taktilen Displays treten an ihrer Stelle tastbare Punkte aus der Oberfläche hervor, die so genannten Taxel. Bei ihnen handelt es sich um kleine Stifte, die mechanisch bewegt werden und deren oberes Ende als Punkt erscheint.

Jedoch ist diese Technologie viel weniger weit entwickelt und teurer als die Displays für sehende Menschen. Das liegt vor allem an der vergleichsweise aufwendigen Herstellung der entsprechenden Systeme. Da die letzten Jahrzehnte kaum Neuerungen bezüglich ihrer Funktionsweise gebracht haben, hat die Darstellung der am Markt verfügbaren Systeme eine schlechte Qualität: Die Auflösung des besten Systems, das knapp 50.000 Euro kostet, entspricht einem Bruchteil der Pixelzahl, die ein Nintendo Gameboy Anfang der 1990er Jahre hatte.

Mithilfe des ERC Grants wird Rapp Konzepte für Taxel entwickeln, die weitaus günstiger sind und die Herstellung portabler Systeme ermöglichen. Dabei arbeitet er mit dem Studienzentrum für Sehgeschädigte des KIT zusammen, um die Systeme in engem Austausch mit potenziellen Anwenderinnen und Anwendern zu entwickeln.

Rapp studierte Maschinenbau an der Universität Karlsruhe und wurde dort im Jahr 2008 über die Entwicklung eines Biosensorsystems für die biomedizinische Diagnostik promoviert. 2017 schloss er seine Habilitation mit der Veröffentlichung eines Lehrbuchs über die Fluidmechanik in mikrofluidischen Systemen ab. Er war zuletzt Gruppenleiter am Institut für Mikrostrukturtechnik des KIT. Im November 2018 folgte er dem Ruf auf die Professur für Prozesstechnologie an das Institut für Mikrosystemtechnik der Universität Freiburg. Er ist darüber hinaus Mitgründer und Geschäftsführer der Glassomer GmbH, die hochauflösende 3-D-Drucktechnologien für Glas entwickelt. Für seine Arbeiten wurde er unter anderem mit dem Edison Award der General Electric (GE) Foundation, dem GMM-Preis der Gesellschaft für Mikroelektronik, Mikrosystem- und Feinwerktechnik sowie dem Förderpreis des Arbeitgeberverbands Südwestmetall ausgezeichnet.