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Emotionale Gewalt: Wie Kränkung, Missachtung und Erniedrigung krank machen

Am Dienstag, 28. Mai 2019 spricht Dr. Werner Bartens beim Psychosomatischen Dienstagskolloquium des Universitätsklinikums Freiburg über emotionale Gewalt und wie man sich vor ihren negativen Folgen schützen kann

Ob im Job, in der Schule oder in der Familie: Emotionale Gewalt kann in allen Lebensbereichen auftreten. Welche körperlichen und seelischen Folgen emotionale Verletzungen haben und wie sich Betroffene wehren können, das erklärt Dr. Werner Bartens, Mediziner, Autor und leitender Redakteur im Wissenschaftsressort der „Süddeutschen Zeitung“ am

Dienstag, 28. Mai 2019 um 18.30 Uhr in seinem Vortrag
„Emotionale Gewalt: Kränkung, Missachtung und Erniedrigung. Wenn Empathie fehlt“
im Auditorium Maximum der Universität Freiburg
(Kollegiengebäude II, Platz der Alten Synagoge).  

Der Bestsellerautor stellt Erkenntnisse vor aus seinem im August 2018 erschienenen Buch „Emotionale Gewalt – Was uns wirklich weh tut: Kränkung, Demütigung, Liebesentzug und wie wir uns dagegen schützen“. Er erklärt, wie emotionale Gewalt bei Betroffenen zur vermehrten Ausschüttung von Stresshormonen führt, die Immunabwehr schwächt und langfristig sogar Depressionen und Angststörungen begünstigen kann. Außerdem zeigt er Wege auf, wie sich Opfer seelischer Gewalt selbst schützen können.

Die Vorträge des Kolloquiums stehen allen Interessierten offen und finden im Sommersemester 2019 jeweils dienstags von 18.30 (s.t.) bis 20 Uhr im Audimax statt.

Alle Veranstaltungen sind für Ärzte und Psychologen mit Fortbildungspunkten zertifiziert.

Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei.

Tausend mal berührt

Mit Berührung fängt alles an. Bevor ein Mensch sprechen kann, hat er sich die Welt durch Berührung erschlossen. Der Tastsinn ist der erste Sinn, der sich entwickelt.

Bartens_Touch you05Menschen brauchen Berührungen seit je her. Ohne Berührung verkümmern wir sogar. Für Kinder kann fehlende Berührung lebensbedrohlich sein, das haben nicht zu letzt die erschreckenden Bilder von rumänischen Waisenhäusern nach dem Zusammenbruch des Ceaușescu-Regimes gezeigt.

Werner Bartens unterstreicht in seinem neuen Buch „Wie Berührung hilft“ die Wichtigkeit des Themas. An Hand vieler sehr unterschiedlicher Beispiele, Experimente und Studien wird deutlich, dass wir Berührung ebenso wie Luft und das tägliche Brot und Wasser benötigen.

Säuglinge, die viel gestreichelt werden und sich geborgen fühlen, bilden ihr Gehirn besser aus. Sie sprechen früher und sind auch sonst widerstandsfähiger. Man kann also vereinfacht sagen, liebevolle elterliche Berührung macht Kinder klug und stark.

Auch im späteren Leben lieben es die meisten Menschen, berührt zu werden.

Oft ist es nur ein flüchtiges Streifen, das einen Menschen für den ganzen Tag glücklich macht.Wenn wir einen angenehmen Arbeitsplatz haben, dann kommen wir gerne zur Arbeit. Wir beurteilen ein Theaterstück wohlwollender, wenn wir uns während der Vorstellung im Theater wohl gefühlt haben. Und zu Hause kuscheln wir uns gerne in weiche Decken und Kissen. Von der wärmenden Badewanne ganz zu schweigen.

Lust auf ein Experiment?

Dann nehmen Sie doch mal einen Becher mit angenehm warmen Kaffee oder Tee und reichen diesen dem nörgelnden Kollegen mit der Bitte, dass er den Becher mal eben kurz halten möge. Warten Sie einen Moment ab und fragen ihn dann, ob er ihnen einen Gefallen tun könne. Die Chance, dass er „ja“ sagt ist dabei viel größer, als wenn sie ihm eine eiskalte Cola zum Halten gegeben hätten.

Sie glauben das nicht? Ist aber so. Wir verhalten uns wohlwollender, wenn wir Wärme spüren. Kälte und unbequeme Stühle in Kombination lassen uns sogar härtere Entscheidungen fällen. Wenn Sie also möchten, dass Ihnen jemand wohl gesonnen ist, dann sorgen Sie dafür, dass dieser Mensch bequem in einer angenehmen Umgebung sitzt. Und bieten Sie ihm heißen Tee oder Kaffee an.

„Die Prägung unseres Verhaltens erfolgt auch durch die Rückseite unserer Hosen“, sagte der Yale Psychologe John Bargh einmal. Harte Stühle machen hartherzig, bequeme Stühle stimmen freundlicher. Arbeitgeber sollten das bei der Ausstattung von Arbeitsplätzen berücksichtigen. Einrichtung, Gemütlichkeit und Temperatur wirken sich in erheblichem Maße auf unsere sozialen Beziehungen aus. Das gilt für den Arbeitsplatz ebenso wie für das eigene Heim.

Berührung hilft gegen Stress. Wer Zuhause mit einer liebevollen Umarmung oder einem Kuss empfangen wird, baut angestauten Stress viel schneller ab. Das belegten Kardiologen in Toronto.

Das Kuschelhormon Oxytocin wirkt beruhigend und stabilisiert die Stimmung. Es aktiviert das körpereigene Belohnungssystem. Im Klartext heißt das, dass zwar starke Belastungen nach wie vor empfunden werden, aber ohne das Gefühl der Überforderung.

Markus Heinrich von der Uni Freiburg hat entdeckt, dass Männer ihren Partnerinnen ihren Partnerinnen in Stresssituationen am meisten helfen, wenn sie ihnen den Nacken massieren und dabei schweigen. Männer profitieren besonders von aufmunternder Zuneigung und Zuspruch.

Heilende Berührungen

Lange Zeit galt jegliche Berührung durch Ärzte oder Pflegepersonal in der Medizin mit der Begründung der Ansteckungsgefahr als verpönt.

Heute weiß man längst, dass gerade Berührung Patienten im Heilungsprozess erheblich unterstützt. Trotzdem werden nach wie vor von vielen Schulmedizinern Methoden wie Reiki und Ayurveda despektierlich als esoterisch eingestuft. Dabei könnten gerade diese Methoden, je nach Erkrankung eingesetzt, eine wichtige Unterstützung im Heilungsprozess sein.

Berührende Erfolge oder Erfolg durch Berührung?

Berührungen sind nicht nur in der Medizin und in Beziehungen hilfreich. Sie können auch beim Lernen, im Sport und in der Kneipe gute Dienste leisten.

Fußballfans erleben es immer wieder, wenn ihr Verein ein Tor schießt, dann wird der Schütze von seinen Mitspielern umarmt, ja sogar geküsst, wenn es das alles entscheidende Tor war.

„Während der Fußball WM 1998 gewannen Forscher verblüffende Erkenntnisse: Die Spieler, die sich am häufigsten und ausdauerndsten während des Turniers berührten, wurden am Ende auch Weltmeister.“ Meine Herren, wenn das kein Plädoyer für angenehme Berührung ist.

Auch in der Kneipe trinken die Gäste mehr, wenn sie angefasst werden. Aber Vorsicht! Wenn Sie nüchtern bleiben müssen, dann entweder nicht anfassen lassen oder nur alkoholfreie Getränke bestellen.

Als angenehm empfundene Berührungen sind Stimulation für Körper und Geist, die das Leistungsvermögen steigern. Sie sind kostenlos und haben keinerlei Nebenwirkungen. Was kann es Schöneres geben?

Der Buchumschlag fühlt sich übrigens gut an. Damit wird er dem Inhalt gerecht.

Also, worauf warten Sie noch?

„Wie Berührung hilft“

–   Warum Frauen Wärmflaschen lieben und Männer mehr Tee trinken sollten –

von Werner Bartens, erschienen bei Knaur – www.droemer-knauer.de,  € 12,99