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nloads: Prof. Gabrysch bei der Urkundenübergabe. Foto: Peitz/Charité

Erste Professur für Klimawandel und Gesundheit in Deutschland

Macht der Klimawandel krank?

Um die Zusammenhänge zwischen Klimaveränderungen und der Bevölkerungsgesundheit zu erforschen, hat die Charité – Universitätsmedizin Berlin gemeinsam mit dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) die bundesweit erste Professur für Klimawandel und Gesundheit eingerichtet. Für die neue Position konnte jetzt die Medizinerin und Epidemiologin Prof. Dr. Dr. Sabine Gabrysch gewonnen werden.

 Prof. Gabrysch bei der Urkundenübergabe. Foto: Peitz/Charité
Prof. Gabrysch bei der Urkundenübergabe. Foto: Peitz/Charité

Die Auswirkungen des Klimawandels auf die menschliche Gesundheit sind vielfältig. Sie zu untersuchen und Lösungsansätze zu entwickeln, ist das Ziel von Prof. Gabrysch. „Bisher standen vor allem die Folgen von Hitzewellen und die Ausbreitung tropischer Infektionskrankheiten im Fokus der Forschung“, sagt die Wissenschaftlerin. „Aber auch die Ernährungssicherheit ist bedroht, wenn der Regen ausbleibt, zu stark, zu spät oder zu früh einsetzt.“ Dabei sind ärmere Menschen in Ländern mit unzureichenden sozialen Sicherungssystemen besonders stark betroffen. „Wenn etwa häufigere Dürren zu Mangelernährung von Schwangeren führen, können die ungeborenen Kinder bleibende Schäden davontragen – mit gesundheitlichen Folgen für deren gesamtes Leben“, erklärt Prof. Gabrysch. „Dem Thema Ernährung als wichtigem Bindeglied zwischen Umwelt und Gesundheit möchte ich mich in meiner Forschung daher im Besonderen widmen.“ Am PIK wird Prof. Gabrysch eng zusammenarbeiten mit Agrarökonomen, die die Wechselwirkung zwischen Landwirtschaft und Klimawandel untersuchen. 

Die Medizinerin und Epidemiologin möchte beispielsweise erforschen, welchen Einfluss die Veränderung der Landwirtschaft auf die Ernährungsgewohnheiten und die Gesundheit verschiedener Bevölkerungsgruppen in Entwicklungs- und Schwellenländern hat. „Gleichzeitig möchte ich auch die Wirksamkeit und den Ausbau von sogenannten Win-win-Lösungen prüfen – also Lösungen, die sowohl für die Menschen als auch für die Umwelt gut sind“, ergänzt Prof. Gabrysch. „Beispiele reichen von agrarökologischen Anbaumethoden bis zu fußgänger- und fahrradfreundlichen Städten.“ 

Die Wissenschaftlerin plant, ihre Forschung nicht ausschließlich auf den Klimawandel zu begrenzen, sondern in das größere Konzept der „Planetary Health“ einzubetten und damit auch andere Aspekte menschenbedingter Umweltveränderungen, wie den Verlust an Biodiversität und Bodenverschlechterung, zu berücksichtigen. „Das große Ziel ist: gesunde Menschen auf einem gesunden Planeten“, betont Prof. Gabrysch. „Mit meiner Forschung möchte ich also dazu beitragen, die Gesundheit der Menschen weltweit zu verbessern und gleichzeitig die natürlichen Systeme zu stabilisieren, von denen die Menschheit letztendlich abhängt.“ 

Verbunden mit der Professur übernimmt Prof. Gabrysch am PIK die Ko-Leitung der Forschungsabteilung Klimaresilienz. Die neu eingerichtete Professur wird zusätzlich durch die Stiftung Charité unterstützt und ist am Institut für Public Health der Charité angebunden. So wird die Wissenschaftlerin auch Charité Global Health, das Zentrum für globale Gesundheit, mit ihrer Expertise unterstützen.

Kurzvita Sabine Gabrysch
Nach ihrem Medizinstudium an der Eberhard Karls Universität Tübingen, der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg und der amerikanischen Brown University in Providence wurde Sabine Gabrysch in Tübingen zum Doktor der Medizin promoviert. Sie war als Assistenzärztin in Schweden tätig, bevor sie ein Studium der Epidemiologie mit anschließender Promotion zum PhD an der London School of Hygiene & Tropical Medicine absolvierte. Anschließend wechselte sie an das Institut für Global Health des Universitätsklinikums Heidelberg, wo sie sich 2014 habilitierte und die Leitung der Sektion Epidemiologie und Biostatistik sowie die stellvertretende Institutsleitung übernahm. Im Jahr 2018 wurde die heute 43-Jährige zur außerplanmäßigen Professorin ernannt und für ihre Forschung in Bangladesch mit dem „Preis für mutige Wissenschaft“ des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet.