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„Aktive Menschen altern besser“

„Aktive Menschen altern besser“ – Prävention von Sarkopenie im Klinikalltag

Prof. Dr. med. Cornel Sieber

Prof. Dr. med. Cornel Sieber

(11. September 2014) Hohes Alter geht oft einher mit körperlichem Gebrechen, schneller Erschöpfung und Gewichtsabnahme – nicht zuletzt aufgrund des Verlustes von Muskelmasse. Wie sehr die sogenannte Sarkopenie die Lebensqualität beeinflusst und welch entscheidende Rolle ihrer Erforschung in den kommenden Jahren zukommen wird, das untersucht Prof. Dr. Cornel Sieber am Lehrstuhl für Innere Medizin-Geriatrie an der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen-Nürnberg. Er ist überzeugt: Muskelmasse ist der entscheidende Faktor für Lebensqualität und Selbstständigkeit bis ins hohe Alter. Das zeige sich in ganz alltäglichen Situationen: „Hat jemand noch genügend Muskeln, um aufzustehen und Einkaufstüten zu tragen? Oder so wenige in der Brust, dass es ihm Mühe macht, richtig abzuhusten?“

Bislang werden zur Diagnose von Gebrechlichkeit allgemein die Kriterien Gewichtsverlust, Erschöpfung, Schwächegefühl, Reaktionsschnelle und körperliche Aktivität herangezogen. Doch erst über den Aspekt des Muskelverlustes, der Sarkopenie, erreicht die Thematik den Klinikalltag, weiß Professor Sieber aus Erfahrung. Hier gibt es objektiv messbare Faktoren, aufgrund derer Forschung vorangetrieben werden kann – und diese sind auch für Pharmaunternehmen, Krankenkassen und Gesundheitspolitik relevant.

„In den vergangenen Jahren konzentrierte sich die Forschung auf Osteoporose“, sagt Sieber, der neben seiner Lehrtätigkeit gleichzeitig als Chefarzt in Regensburg tätig ist. Seine neuen Erkenntnisse und deren Konsequenzen für Klinikalltag und Gesundheitspolitik erörtert Professor Sieber in seiner Keynote-Lecture „Frailty – Vom Konzept zum klinischen Alltag“ am 25. September beim Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) und der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie (DGGG) in Halle an der Saale. „Jetzt beginnt das Jahrzehnt der Sarkopenie“, ist Sieber überzeugt.

Auch 80-Jährige können noch Muskelmasse aufbauen

Noch aber wird Sarkopenie im Klinikalltag oft vernachlässigt. Nach einer Operation wird immer noch häufig Ruhe verordnet. Die Folge: Die ohnehin altersgebrechlichen Patienten bauen weiter körperlich ab. „Während einer Woche Bettruhe geht ein Kilogramm Muskelmasse verloren“, erklärt Sieber. „Um diesen Verlust auszugleichen, müssen unsere Patienten ein gutes halbes Jahr trainieren. Wir müssen in der Behandlung daher gänzlich umdenken!“

Bereits im Vorfeld einer stationären Behandlung sollte der Körper daher fitgehalten und sogar weiter gekräftigt werden, ist Sieber überzeugt. Während im medikamentösen Bereich der Durchbruch noch nicht gelungen ist, zeigen Ernährungsumstellung und Sportprogramme Erfolg. Therapieansätze, für die es auch im hohen Alter nicht zu spät ist, so Sieber: „Sogar ein 80-Jähriger kann noch Muskeln aufbauen!“

Prof. Dr. Cornel Sieber, Nürnberg und Regensburg
Keynote-Lecture: „Frailty – Vom Konzept zum klinischen Alltag“
Donnerstag, 25.09., 10:00 Uhr