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EHEC-Studie geht in die nächste Runde

Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Institut für Epidemiologie setzt EHEC-Studie fort

Die Folgestudie soll klären, wie es den Patienten und Patienentinnen fast 4 Jahre nach der EHEC-/HUS-Erkrankung geht. Auf diese Ergebnisse darf man gespannt sein.

2014 antwortet das Bundesgesundheitsministerium nach langer Zeit auf meine Anfrage. Darin hält das Ministerium an der Sprossen-Theorie von damals fest.

http://patientenkompetenz.info/324/ehec-ausloeser-immer-noch-ungeklaert/

Manche Krankenhäuser nehmen es mit der Hygiene nicht so genau. Diese Fotos zeigen das Krankenzimmer einer EHEC-Patienten 2011 auf der Privatstation eines Freiburger Krankenhaus. Das Zimmer war sehr klein. Bad gab es keines. Nur eine Toilette mit sehr kleinem Waschbecken, die allerdings mit angehängter Infusion nicht zu betreten war, weil die Tür so schmal war. Und das bei einer Durchfallerkrankung.

In diesem Zimmer war 2011 eine EHEC-Patientein auf der Privatstation untergebracht

In diesem Zimmer war 2011 eine EHEC-Patientein auf der Privatstation untergebracht

 

Ein Badezimmer gab es nicht. Lediglich Toilette mit Waschbecken. Allerdings alles total siffig.

Ein Badezimmer gab es nicht. Lediglich Toilette mit Waschbecken. Allerdings alles total siffig.

 

 

 

 

 

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Ich werde versuchen, ob ich Bundesgesundheitsminister Gröhe beim World Health Summit 2015 in Berlin dazu befragen kann.

Das Robert-Koch-Institut informiert im RKI-Ratgeber für Ärzte über den

Infektionsweg

EHEC-Infektionen können auf vielfältige Art und Weise übertragen werden. Dabei handelt es sich stets um die unbeabsichtigte orale Aufnahme von Fäkalspuren, wie z.B. bei Kontakt zu Wiederkäuern oder beim Verzehr kontaminierter Lebensmittel. Darüber hinaus können EHEC durch kontaminiertes Wasser (z.B. beim Baden) übertragen werden. Auch Mensch-zu-Mensch-Übertragungen sind im Gegensatz zu anderen bakteriellen Gastroenteritis-Erregern ein bedeutender Übertragungsweg – wahrscheinlich begünstigt durch die sehr geringe Infektionsdosis von EHEC (< 100 Erreger für EHEC O157).

In Deutschland sind gemäß einer vom RKI durchgeführten Fall-Kontroll-Studie die Übertragungswege für sporadische EHEC-Erkrankungen altersabhängig. Demnach birgt bei Kindern unter drei Jahren – der Altersgruppe mit der höchsten Meldeinzidenz für EHEC- und HUS-Erkrankungen – der direkte Kontakt zu einem Wiederkäuer (Rind, Schaf oder Ziege) das höchste Erkrankungsrisiko. Weitere Risikofaktoren sind der Konsum von Rohmilch und das Vorkommen von Durchfall bei Familienmitgliedern. Bei Kindern über neun Jahren und Erwachsenen hingegen handelt es sich wahrscheinlich in erster Linie um eine lebensmittelbedingte Erkrankung, wobei insbesondere der Verzehr von Lammfleisch und von streichfähigen Rohwürsten (Zwiebelmettwurst, Streichmettwurst, Teewurst) mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko behaftet ist. Ungefähr die Hälfte aller EHEC-Isolate aus Lebensmitteln in Deutschland tragen die mit erhöhter Virulenz für den Menschen assoziierten Toxine Stx 2, Stx 2c und/oder Stx 2d. Unter diesen sind die häufigsten Serogruppen O113 und O91.

International wurden seit der Erstbeschreibung der Erreger im Jahr 1977 insbesondere durch Ausbruchsuntersuchungen eine Vielzahl von Vehikeln bzw. Übertragungswegen für menschliche EHEC-Erkrankungen nachgewiesen. In den USA beispielsweise waren über 50 % der Ausbrüche lebensmittelbedingt, und Rinderhackfleisch (z.B. in Hamburgern) war das am häufigsten identifizierte Lebensmittel. Aber auch andere Lebensmittel wie Salami, Mettwurst, Rohmilch, nicht pasteurisierter Apfelsaft und roh verzehrtes grünes Blattgemüse (z.B. Sprossen, Spinat) waren für Ausbrüche verantwortlich, wie epidemiologische und mikrobiologische Untersuchungen gezeigt haben.

In Deutschland ereigneten sich in den letzten Jahren mehrfach größere Häufungen von HUS-Erkrankungen, sämtlich verursacht durch eine sorbitol-fermentierende Variante von EHEC der Serogruppe O157, ohne dass bislang eine Infektionsursache ermittelt werden konnte. Hingegen sind hierzulande traditionelle EHEC-Ausbrüche (bei denen nicht überwiegend HUS-Erkrankungen beobachtetet werden) nach aktueller Datenlage selten. Zudem konnte die Infektionsquelle nur in den wenigsten Fällen aufgeklärt werden.

 

Vorsorgliche Entnahme von Schilddrüsenknoten nicht ratsam

Ultraschall erkennt Krebserkrankung sicher

Berlin – Bei mehr als der Hälfte aller Menschen entwickeln sich im Laufe des Lebens kleine Knoten in der Schilddrüse. Entdecken Ärzte sie als Zufallsbefund bei einer Vorsorgeuntersuchung, ist dies kein Grund die Knoten vorsorglich operativ zu entfernen. Denn in mehr als 90 Prozent der Fälle geht davon keine Gefahr aus. Um jene zu erkennen, hinter denen sich ein Schilddrüsenkarzinom verbirgt, untersuchen Ärzte die Knoten mit Ultraschall und entnehmen bei Verdacht eine Gewebeprobe. Eine jüngst im Fachmagazin „JAMA“ erschienene Studie bestätigt, dass dabei kaum Krebsgeschwüre übersehen werden. Zur Kontrolle sollte nach einem Jahr eine erneute Ultraschalluntersuchung erfolgen, betonen Experten der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM).

„Der Ultraschall liefert uns heute entscheidende Hinweise, ob eine Gewebeprobe entnommen und genauer untersucht werden sollte“, sagt DEGUM Kursleiter Dr. med. Wolfgang Blank, Leitender Oberarzt der Medizinischen Klinik I im Klinikum am Steinenberg in Reutlingen. Eine Krebserkrankung zeige sich etwa dann, wenn der Knoten im Ultraschall echoarm sei, den Schall also nur schwach reflektiert. „Ein erfahrener Ultraschall-Untersucher erkennt Krebszellen in einem Knoten auch daran, dass er unregelmäßige Ränder sowie Blutgefäße und winzige Kalkablagerungen im Inneren aufweist“, erklärt der Experte.

Bedenken, dass dabei Krebserkrankungen übersehen werden könnten, hat nun eine Langzeituntersuchung weitgehend ausgeräumt. Die italienischen Wissenschaftler beobachteten 1000 Patienten mit insgesamt 1567 Knoten weitere fünf Jahre nach der Erstuntersuchung. Bei dieser waren die Knoten entweder im Ultraschall als unauffällig eingestuft worden oder das Ergebnis der Gewebeprobe war negativ. Die Ärzte stellten bei fünf der Patienten Krebs an einem der zuvor untersuchten Knoten fest. Bei vier dieser fünf Patienten zeigten sich bei der ersten Ultraschalluntersuchung zwar verdächtige Veränderungen, die Feinnadelbiopsie brachte aber keine bösartigen Zellen zutage. Der fünfte Patient hatte in der Erstuntersuchung im Ultraschall noch keine Krebs-typischen Merkmale gezeigt. Die Untersuchung zeige, dass Sonografie und Biopsie sichere Ergebnisse liefern, kommentiert Blank. „Bei 99,7 Prozent der ursprünglich entdeckten Knoten konnten die Ärzte damit eine Krebserkrankung korrekt ausschließen.“

„Dennoch sollten Ärzte und Patienten daran denken, die Knoten nach einem Jahr noch einmal durch eine Ultraschalluntersuchung zu kontrollieren“, rät der Experte. Ist das Ergebnis auch dann unauffällig, reiche eine Kontrolle im Abstand von fünf Jahren. „Es gibt keinen Anlass, die Knoten trotz negativem Kontroll-Ergebnis vorsorglich operativ zu entfernen“, betont Blank. Die Risiken und Folgen einer Operation, bei der häufig mit dem Knoten die Schilddrüse halbseitig oder komplett entfernt wird, sei keinem Patienten zuzumuten, der im Ultraschall sowie in der Gewebeprobe keinen Verdacht auf Krebs zeigt. Diese Ultraschallkompetenz wird in DEGUM-Kursen vermittelt, die durch die Fachgesellschaft zertifiziert und von den Kursleitern nach den Richtlinien der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) durchgeführt werden.

Das Schilddrüsenkarzinom gehört zu den seltenen Krebserkrankungen. Laut dem Robert Koch-Institut sind im Jahr 2010 in ganz Deutschland 1 670 Männer und 4 220 Frauen an einem Schilddrüsenkrebs erkrankt. Daran gestorben sind im gleichen Jahr 275 Männer und 431 Frauen. „Die Überlebenschancen sind bei einer rechtzeitigen Diagnose sehr gut“, so der DEGUM-Experte. „Von zufällig entdeckten Knoten, die sorgfältig kontrolliert werden, geht somit kaum eine Gefahr aus“.

Der EHEC-Auslöser ist nicht wirklich geklärt

Da dieser Artikel auf dem alten Blog veröffentlicht wurde, stellen wir ihn hier nochmals ein.

Robert-Koch-Institut bestätigt: Für 90 Prozent aller Erkrankungsfälle ist Ursache nicht aufgeklärt

foodwatch: Berlin, 20. September 2013. Die Bundesregierung hat die Bevölkerung beim weltweit größten EHEC-Ausbruch im Frühjahr 2011 bewusst getäuscht. Anders als Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) und Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) mehrfach behauptet haben, ist die Ursache der Epidemie, die in Deutschland 53 Todesopfer forderte, bei weitem nicht aufgeklärt: Höchstens 500 von insgesamt mehr als 3.800 Krankheitsfällen konnten aufgeklärt werden, mindestens 87 Prozent aller gemeldeten EHEC-Fälle wurden ohne Klärung der Ansteckungsursache zu den Akten gelegt. Das hat das zuständige Robert-Koch-Institut nun gegenüber foodwatch bestätigt.

„Die Bundesregierung hat sich stets für ihr Krisenmanagement gefeiert und behauptet, die Ursache des tödlichen EHEC-Ausbruchs sei identifiziert worden. Doch das ist schlichtweg falsch“, sagte Matthias Wolfschmidt, stellvertretender Geschäftsführer von foodwatch. „Selbst das Robert-Koch-Institut gibt zu: Für mindestens 87 Prozent aller EHEC-Fälle wurde die Ursache nie aufgeklärt.“

Bereits kurz nach Ausbruch der EHEC-Epidemie im Mai 2011 war ein Sprossenerzeuger in Niedersachsen von den Behörden als Auslöser der Krise präsentiert worden. Ein Jahr später erklärten Ilse Aigner und Daniel Bahr in einer Pressemitteilung, man hätte die Ursache des Ausbruchs „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ identifiziert: Bockshornkleesamen aus Ägypten, die von dem Sprossenbetrieb im Kreis Uelzen gekeimt und in Verkehr gebracht worden seien.

„Die Behauptung der Bundesregierung, ein Hof in Niedersachsen sei die einzige Verbreitungsquelle des EHEC-Erregers gewesen, hält einer Überprüfung nicht stand“, kritisierte Matthias Wolfschmidt von foodwatch. So wurde im EHEC-Abschlussbericht des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) behauptet, die von Bund und Ländern eingesetzte „Task-Force EHEC“ habe eine Gesamtliste aller EHEC-Ausbruchsorte erstellt. Doch diese Liste wurde nie veröffentlicht. foodwatch stellte daher im Mai 2012 Antrag auf Akteneinsicht bei den zuständigen Behörden, um in dieser „Gesamtliste“ nachzuvollziehen, ob es entsprechende Verbindungen zu dem Sprossenerzeuger gebe. Mittlerweile haben sowohl das BVL als auch das Robert-Koch-Institut (RKI), die zentrale Einrichtung der Bundesregierung auf dem Gebiet der Krankheitsüberwachung und -prävention, bestätigt: Eine solche „Gesamtliste“ mit allen 3.842 EHEC-Erkrankungen und den Verbindungen zu dem Sprossenbetrieb hat es nie gegeben. Das RKI räumte gegenüber foodwatch ein, dass in einer ersten Liste lediglich 350 Fälle untersucht und aufgelistet worden waren und man später eine etwa 500 Fälle erfassende zweite Liste erstellt habe. Im Ergebnis heißt das: Für rund 3.300 EHEC-Fälle wurde offenbar nicht einmal der Versuch unternommen, eine Verbindung zu dem Sprossenbetrieb zu finden.

Matthias Wolfschmidt von foodwatch: „Bei bestenfalls 13 Prozent aller EHEC-Erkrankungen haben die Behörden eine Spur auf den Sprossen-Hof identifiziert. Das reichte offensichtlich aus, um diesen der Öffentlichkeit als Verursacher der EHEC-Krise zu präsentieren. Der Verdacht liegt nahe, dass die Bundesregierung hier ein Bauernopfer zur Beruhigung der verunsicherten Bevölkerung gesucht und gefunden hat. Weder Behörden noch Bundesregierung haben offenbar ein echtes Interesse an einer Aufklärung des EHEC-Geschehens. Die Bundesregierung hat einen Erfolg gefeiert, der so ominös ist wie das Auftreten und Verschwinden des EHEC-Erregers. Das foodwatch-Fazit: Der weltweit größte EHEC-Ausbruch ist nicht aufgeklärt, die Bundesregierung hat die Bevölkerung belogen – und wiegt sie in falscher Sicherheit.“

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Ein Jahr nach der EHEC-Krise: Epidemie nicht aufgeklärt, Schwachstellen nicht beseitigt – Bundesregierung betreibt Geschichtsklitterung, sagt foodwatch

Ein Jahr nach der EHEC-Krise mit 53 Todesfällen im Frühsommer 2011 ist die Epidemie noch immer völlig unzureichend aufgearbeitet. Anders als in der gestern publizierten gemeinsamen Bilanz der Bundesministerien für Gesundheit und Verbraucherschutz dargestellt, ist weder der EHEC-Ausbruch aufgeklärt noch wurden die Schwachstellen in Lebensmittelüberwachung und Gesundheitsschutz offen analysiert, geschweige denn behoben. Zu diesem Ergebnis kommt eine 29-seitige Analyse, die die Verbraucherorganisation foodwatch heute unter dem Titel „Im Bockshorn“ veröffentlichte.

Zu Beginn der EHEC-Epidemie Anfang Mai 2011 hat weder das Frühwarnsystem funktioniert noch die behördliche Zusammenarbeit. Am 23. Mai, als sich bereits 3.500 Menschen und damit 90 Prozent aller Erkrankten infiziert hatten, lag dem zuständigen Robert-Koch-Institut des Bundes lediglich eine einzige Erkrankungsmeldung vor. Die zentrale Bund-Länder-Task-Force wurde vom Bundesverbraucherministerium am 3. Juni eingesetzt und konnte damit kaum noch Einfluss auf den Verlauf der längst abgeschwächten Epidemie nehmen. Die erste öffentliche Warnung vor Bockshornklee-Sprossen erfolgte in Niedersachsen am 5. Juni, bundesweit erst am 10. Juni.

„Die EHEC-Bilanz der Minister Bahr und Aigner ist ein Fall von Geschichtsklitterung: Sie stellen ägyptische Sprossensamen als quasi-erwiesene Quelle der Keime dar, obwohl es dafür keinen einzigen Tatsachenbeleg gibt. Sie sprechen von einer erfolgreichen Bewältigung der Krise, obwohl ein untaugliches Meldesystem das Ausmaß der Epidemie nicht erkannt hat. Und sie loben die Zusammenarbeit von Bund und Ländern, obwohl es dazu erst kam, als der EHEC-Ausbruch seinen Höhepunkt längst überschritten hatte“, erklärte der stellvertretende foodwatch-Geschäftsführer Matthias Wolfschmidt.

Für die These, dass der EHEC-Erreger über verunreinigte Bockshornklee-Samen aus Ägypten importiert und über einen Bio-Sprossenerzeuger im niedersächsischen Bienenbüttel verbreitet wurde, gibt es zwar Hinweise, aber keinen Beleg. Es besteht viel Grund zu Skepsis:

Die These stützt sich auf nur rund 300 der mehr als 3.800 Erkrankungsfälle, die an 41 Orten auftraten und auf den Bienenbütteler Sprossenhof zurückzuführen waren, in dem Samen aus Ägypten ausgekeimt wurden. Die Übersicht über alle Fälle hat die von der Bundesregierung eingesetzte „Task Force EHEC“ nie veröffentlicht.

Gerade einmal 75 von 15.000 Kilogramm der mutmaßlich kontaminierten Samen-Chargen aus drei ägyptischen Farmen – also 0,5 Prozent – wurden an den Bienenbütteler Sprossenhof geliefert. Offen ist, weshalb die an andere Händler in Deutschland, Österreich, Spanien oder Schweden gelieferten Samen aus denselben Chargen nicht zu EHEC-Infektionen führten (lediglich aus Frankreich ist ein Ausbruch bekannt, der in Verbindung mit den ägyptischen Samen gebracht wurde).

Weder auf den betroffenen Samen noch auf den ägyptischen Farmen konnte der Keim je nachgewiesen werden.

foodwatch kritisiert, dass mit der Festlegung auf die unbewiesene Ägypten-These den Verbrauchern vermittelt werde, der Fall sei gelöst und die Ursache des Problems liege im fernen Ägypten. „Es ist völlig unklar, woher der Erreger kam und ob er wieder virulent werden kann“, so Matthias Wolfschmidt.

In der heute veröffentlichten EHEC-Analyse weist foodwatch nach, dass die Behörden das bekanntermaßen von Sprossen zum Roh-Verzehr ausgehende Risiko unterschätzt haben. So stuften die niedersächsischen Behörden den Sprossenhof in Bienenbüttel als „Gartenbaubetrieb“ und nicht als Lebensmittelhersteller ein – mit der Folge, dass er niedrigeren Hygienestandards und weniger strengen Kontrollen unterworfen war.

foodwatch forderte die Bundesregierung auf, die Hygiene- und Überwachungsstandards für sensible Rohkost (wie Sprossen oder vorgeschnittenen Salat) denen für leicht verderbliche tierische Lebensmittel anzupassen und regelmäßige Untersuchungen auf pathogene E.coli-Bakterien vorzuschreiben. Zudem müssen die Meldefristen für Erkrankungen an dem von EHEC ausgelösten HU-Syndrom erheblich verkürzt werden. Nach der von Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr geplanten Reform könnten noch immer drei Tage vergehen, bis das Robert-Koch-Institut des Bundes von den lokalen Gesundheitsämtern über den Zwischenschritt Länderbehörden informiert wird. Es gibt aus Sicht des Verbraucherschutzes keinen Grund dafür, weshalb die Gesundheitsämter nicht gleichzeitig an Landesbehörde und RKI melden sollten – und zwar tagesaktuell.

Weiter muss die von der EU bereits seit 2005 (!) gesetzlich vorgeschriebene Rückverfolgbarkeit endlich durchgesetzt werden – und zwar nicht nur für Sprossen, sondern für alle Lebensmittel. Während der EHEC-Krise ging viel Zeit für die Rekonstruktion von Lieferwegen und Warenströmen verloren.

Schließlich muss die Struktur der Lebensmittelüberwachung endlich den globalen Warenströmen im Lebensmittelmarkt angepasst werden, indem auf Landesebene die Fach- und Dienstaufsicht für sämtliche Überwachungstätigkeiten zusammengefasst wird. Dadurch lägen alle Kompetenzen, Durchgriffsmöglichkeiten und Verantwortlichkeiten bei der jeweiligen Landesregierung. Eine bundesweite Koordinierungsstelle (Task Force) ist sinnvoll, kann jedoch auf Landesebene zentral organisierte Strukturen der Lebensmittelüberwachung und des Öffentlichen Gesundheitsdienstes nicht ersetzen.

Der EHEC-Ausbruch begann Anfang Mai 2011. Dem Ausbruchgeschehen wurden bis Ende Juli 2011 insgesamt 2.987 Fälle von EHEC-Gastroenteritis und 855 Erkrankungen an dem schweren hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS) zugeordnet, zusammen also 3.842 Erkrankungen; 53 Menschen starben. Auslöser der Epidemie war der vorher kaum auffällige E.coli-Stamm EHEC O104:H4, der gegen Magensäure und Antibiotika weitgehend resistent ist.

Link:

Die foodwatch-Analyse zur EHEC-Epidemie steht unter http://bit.ly/JXEYfj zum Download bereit (direkt zur pdf-Datei: http://bit.ly/Ix4Zln