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Wie der Körper den Schmerz vergisst

Das Schmerzgedächtnis löschen und Schmerzen kontrollieren

Die Methode von Nina Olsson und Michael Weber nennt sich Neurocoaching.

Das Buchcover zeigt einen gezeichneten Kopf

Sie soll helfen, dass wir unser Schmerzgedächtnis löschen können, um so die Schmerzkontrolle zu lernen.

In sieben Schritten, die Autoren nennen es „Brücken“, übt man die Methode ein.

In Brücke eins geht es darum, die negativen Gedanken und ihre Auswirkungen kennenzulernen, um sie dann nach und nach „umzulenken“. Das ist allerdings nicht ganz so einfach. Es hilft nämlich rein gar nicht, wenn Sie sich immer und immer wieder sagen, dass sie positiv denken müssen. Um diese „Brücke“ zu meistern, braucht es viel Geduld. Hilfreich kann es sein, wenn Sie sich selbst fragen, welchen Nutzen Ihnen ihre negativen Gedanken bringen.

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Interview mit Claus Becker zur Biokinematik

Biokinematik ist die Bewegung gegen den Schmerz

Das Interview führte Ria Hinken

Wie entstehen Schmerzen und wie können sie behandelt werden?

Wie kann man einen Körper, der seine natürliche Bewegungsfähigkeit verloren hat, wieder ins Gleichgewicht bringen? Die Biokinematik macht sich elementares Wissen aus Medizin, Mathematik und Biologie zunutze. Ihre grundlegende Erkenntnis: Schmerzen, wie beispielsweise bei einer Arthrose oder einem Bandscheibenvorfall entstehen durch krankhafte Veränderungen des Bewegungsapparates und sind ohne Operationen und Medikamente therapierbar. Rückenschmerzen, Migräne und viele weitere Schmerzverursacher lassen sich wirkungsvoll und schnell bekämpfen. Leider bezahlen die gesetzlichen Krankenkassen diese Behandlungsart nicht, obwohl die Kassen viel Geld für Medikamente, Operationen und jahrelange Krankengymnastik einsparen könnten.

Arzt-Patienten-Kommunikation: „Placebo-Effekte können den Verlauf von Krankheiten verbessern“

Messbare Effekte: Das Immunsystem wird beeinflusst, Schmerzen verbessert

Trotz des medizinischen Fortschritts bei der Diagnose und Behandlung von Krankheiten spielt eines oft nur eine untergeordnete Rolle: die Kommunikation zwischen Arzt und Patient. Doch was ist mit den Bedürfnissen, Ängsten und Zweifeln der Patienten? Erst in den vergangenen Jahren wurde mit der systematischen Untersuchung des Phänomens „Placebo“ ein Paradigmenwechsel angestoßen. Denn die positiven Effekte der Arzt-Patienten-Kommunikation sind tatsächlich biologisch messbar. Über eben diesen Placeboeffekt und auch seinen Gegenspieler, den Noceboeffekt, seine Wirkung und aktuelle Erkenntnisse spricht Professor Manfred Schedlowski (Foto), Direktor des Institutes für Medizinische Psychologie und Verhaltensimmunbiologie am Universitätsklinikum Essen, in seiner Keynote bei der geriatrisch-gerontologischen Online-Konferenz. Diese findet vom 3. bis 5. September statt und wird von der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) mit Beteiligung der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie (DGGG) organisiert.

Die Medizin hat in den vergangenen Jahrzehnten eine enorme Entwicklung vollzogen: Verfeinerte technische Untersuchungsmethoden erlauben faszinierende Einblicke in die Funktion unserer Organe und des Gehirns, zielgerichtete Medikamente können exakt in Krankheitsprozesse eingreifen und Operationsroboter steigern die Präzision von Chirurgen. Doch in Zeiten der „High-Tech-Medizin“ wird der Kommunikation zwischen Arzt und Patient oft noch zu wenig Aufmerksamkeit entgegengebracht – auch nicht in der Wissenschaft. Forschungsansätze, die Vertrauen und Hoffnung der Patienten oder die Wirkung von Mitgefühl in den Mittelpunkt stellen, werden oft als „Wissenschaft light“ abgetan.

Messbare Effekte: Das Immunsystem wird beeinflusst, Schmerzen verbessert

„Placeboeffekte sind äußerst vielfältig und unterscheiden sich, je nach Organ und Patient. Eine Zuckertablette, die Kopfschmerzen vertreibt, eine Infusion mit Kochsalzlösung, die bei Parkinson hilft oder eine vorgetäuschte Akupunktur, die Reizdarmsymptome lindert, sind nur einige erfolgreiche Beispiele“, sagt Manfred Schedlowski. Placeboeffekte können sich auf körperliche und psychische Symptome auswirken und damit den Verlauf von Erkrankungen verbessern. Sie können das Immunsystem und den Blutdruck beeinflussen oder den Erfolg von Operationen und medikamentösen Behandlungen verändern. Der Körper reagiert positiv auf eine Behandlung, obwohl er das eigentlich gar nicht dürfte – weil beispielsweise die Tablette oder Infusion keinen Wirkstoff enthält oder die Akupunkturnadel gar nicht in die Haut eindringt. Doch wie kann ein Scheinmedikament oder eine Scheinbehandlung überhaupt eine Wirkung zeigen?

Der Glaube an Heilung: Das neuropsychologische Phänomen des Placeboeffekts

Placeboeffekte werden auf neuropsychologische Phänomene zurückgeführt, die Selbstheilungskräfte aktivieren. Immer mehr Details dieser Wirkmechanismen werden wissenschaftlich erforscht. Dabei spielen die Erwartungen der Patienten eine zentrale Rolle. Vertrauen sie darauf, dass die Therapie wirkt, oder haben sie eher Zweifel? Haben sie früher gute oder eher negative Erfahrungen mit medizinischen Behandlungen oder Behandlern gemacht? Schöpfen sie nach dem Gespräch mit dem Arzt Hoffnung oder löst die Lektüre des Beipackzettels eher Ängste aus? Erfahrungen führen zu Lernprozessen, die bewusst oder unbewusst ablaufen und große Wirkungen entfalten können: positive Placeboeffekte, aber auch negative „Noceboeffekte“. Je nachdem können sie die Heilung fördern – oder auch verhindern.

Der Placeboeffekt beeinflusst jede medizinische Behandlung

Eine Wirkung erzielt also nicht das Placebo selbst, sondern die an eine Behandlung geknüpfte Erwartung der Patienten. Placeboeffekte beeinflussen demnach jede Art von medizinischer Behandlung, sei es die Wirksamkeit und Verträglichkeit von gut erforschten und bewährten Medikamenten, der Ausgang einer Operation oder Gesprächstherapie – oder eben die Wirkung einer Zuckertablette. Echte Placebobehandlungen, beispielsweise zum Test der Wirksamkeit eines Medikaments, sollten jedoch weiterhin nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen, wie beispielsweise in klinischen Studien stattfinden.
In seiner Konferenz-Keynote fasst Professor Manfred Schedlowski seine Forschungsergebnisse zur Thematik zusammen und gibt einen spannenden Überblick über die neuen und aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Phänomen Placebo- und Noceboeffekt. Da gerade ältere Patienten häufig Noceboeffekten in der Kommunikation ausgesetzt sind, ist dieses Thema besonders für Geriater interessant und relevant.

Zur Person

Professor Manfred Schedlowski ist Direktor des Institutes für Medizinische Psychologie und Verhaltensimmunbiologie am Universitätsklinikum Essen

Professor Manfred Schedlowski ist Direktor des Institutes für Medizinische Psychologie und Verhaltensimmunbiologie am Universitätsklinikum Essen. Im Lauf seiner Karriere absolvierte er Forschungsaufenthalte an der University of Newcastle und der La Trobe University in Melbourne, Australien sowie an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich. Der Schwerpunkt seiner Forschung liegt auf der Analyse der funktionellen Verbindungen zwischen dem Nervensystem, dem Hormonsystem und dem Immunsystem. Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich Professor Schedlowski mit seiner Arbeitsgruppe im Rahmen der Placeboantwort mit dem Phänomen der Klassischen Konditionierung von Immunfunktionen und analysiert die neurobiologischen und biochemischen Mechanismen sowie die klinische Bedeutung der Placebo- und Noceboantwort.

Aktionstag gegen den Schmerz

Zahlreiche Vorträge beim Tag der offenen Tür im Interdisziplinären Schmerzzentrum – Kostenlose Patientenhotline

Aktionstag gegen den SchmerzDas Interdisziplinäre Schmerzzentrum des Universitätsklinikums Freiburg beteiligt sich am Dienstag, 7. Juni 2016, am bundesweiten „Aktionstag gegen den Schmerz“. Von 16 Uhr bis 20 Uhr können sich betroffene Schmerzpatienten und deren Angehörige beim Tag der offenen Tür im Interdisziplinären Schmerzzentrum (ISZ) gezielt über Behandlungsmöglichkeiten informieren lassen. Neben verschiedenen Vorträgen, werden auch Übungen zur Schmerzbehandlung gezeigt.

„Nicht aufhörende Schmerzen beeinträchtigen die Betroffenen im Alltag enorm“, sagt Dr. Kristin Kieselbach, Ärztliche Leiterin des Interdisziplinären Schmerzentrums am Universitätsklinikum Freiburg, „leider bekommen noch immer viele Schmerzpatienten in Deutschland nicht die Hilfe, die sie benötigen“, so die Schmerzexpertin. Mit dem Tag der offenen Tür im Interdisziplinären Schmerzzentrum soll ein wichtiger Beitrag zur Verbesserung der Situation von Schmerzpatienten und deren Angehörigen geschaffen werden. Als Extra-Service stehen am Dienstag, 7. Juni 2016, in der Zeit von 9 Uhr bis 18 Uhr zahlreiche Schmerztherapeuten über eine kostenlose Patientenhotline Schmerzpatienten Rede und Antwort (Telefon: 0800 1818120). Mit dabei sind auch Dr. Kristin Kieselbach und ihr Team.

Die Vorträge im Überblick:
16.00 Uhr Schmerz und Depression
16.40 Uhr Multimodale Schmerztherapie im ISZ
17.10 Uhr Physiotherapie (Bewegung und Schmerz)
17.10 Uhr Entspannung (Mensch entspann‘ Dich)
17.50 Uhr Kopfschmerz
18.30 Uhr Invasive Schmerztherapie

Flyer_Aktionstag2016-I

Mit dem bundesweiten Aktionstages will die Deutsche Schmerzgesellschaft e.V., mit Unterstützung von neun weiteren Schmerzorganisationen, auf die lückenhafte Versorgung von über 13 Millionen Menschen aufmerksam machen, die an chronischen Schmerzen leiden. Im letzten Jahr haben sich erstmals auch die überregionalen und regionalen Schmerzzentren unter der Schirmherrschaft des Sozialministeriums Baden-Württemberg zu einer gemeinsamen Initiative zusammengeschlossen. Der „Aktionstag gegen den Schmerz“ findet dieses Jahr zum fünften Mal statt. Die mitwirkenden und unterstützenden Einrichtungen werden auf der Homepage der Deutschen Schmerzgesellschaft aufgeführt (www.dgss.de).

Mit den Händen gegen chronische Schmerzen

Manuelle Medizin kann umfangreiche Diagnostik und Medikamente ersparen

Berlin – Bei jedem zweiten Patienten mit Schmerzen am Bewegungsorgan können Orthopäden und Unfallchirurgen keine strukturelle Ursache finden. Ihnen soll die manuelle Medizin, die auch die Osteopathie beinhaltet, helfen. Bisher kommt das alternative Verfahren, bei denen der Arzt ausschließlich mit den Händen behandelt, vor allem bei Kreuzschmerzen zum Einsatz. Experten zufolge könnten weit mehr Schmerzpatienten davon profitieren. Ihnen bleiben zudem aufwändige Diagnosemethoden wie etwa Röntgen- und Kernspin-Untersuchungen erspart. Bei welchen Beschwerden die ärztliche Handgrifftechnik nachweislich hilft, erörtern Experten am 22. Oktober 2015 anlässlich des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU).

Chronische Schmerzen an Muskeln und Skelett sind der häufigste Grund für Arbeitsausfälle. Allein die Diagnose Rückenschmerz verursacht laut Angaben der Techniker Krankenkasse bis zu 40 Millionen Fehltage im Jahr. Bei der Hälfte der Patienten mit Schmerzen am Bewegungsorgan liegt jedoch keine strukturelle Ursache vor – wie zum Beispiel ein eingeklemmter Wirbel oder ein Bandscheibenvorfall.

„Mithilfe spezieller Handgriffe, die sich an der Neurophysiologie des Körpers orientieren, erkennt der ausgebildete Orthopäde die eigentliche Ursache“, erklärt Dr. med. Hermann Locher, Leiter der wissenschaftlichen Arbeitsgruppe Manuelle Medizin in der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC). Oft handle es sich um übertragene Schmerzen aus Fehlfunktionen der Wirbelsäule oder Blockaden des Gewebenetzes, das alle Knochen, Muskeln und inneren Organe verbindet. „Diese Funktionsstörungen können manuell aufgelöst werden“, so Locher, der allein in den letzten 30 Jahren bereits mehr als 50.000 Rückenschmerz-Patienten behandelt hat. Aufwändige Untersuchungen wie etwa einen Herzkatheter, eine Angiografie oder Röntgen würden in manchen Fällen dadurch unnötig. „Auch Schmerz-Medikamente, Muskelrelaxantien oder Psychopharmaka können so eingespart werden“, sagt Locher.

Auslöser der Blockierungen seien häufig eine Überbelastung beim Sport oder Bewegungsmangel durch überwiegend sitzende Tätigkeit. Aber auch psychosoziale Faktoren wie Stress oder Konflikte können zur Schmerzquelle werden. „Deswegen ist es wichtig, dass wir den Menschen als Ganzes betrachten und seine Lebenssituation in die Behandlung mit einbeziehen“, betont Locher im Vorfeld des DKOU.

Die Manuelle Medizin ist ein fester Bestandteil in der Orthopädie und Unfallchirurgie. Mehr als die Hälfte der Orthopäden und Unfallchirurgen absolvieren zudem eine Zusatzweiterbildung „Manuelle Medizin/Chirotherapie“. Niedergelassene Orthopäden wenden die Methode bei jedem dritten Patienten an. „Weniger häufig findet die Manuelle Medizin derzeit noch in den anderen Fächern wie etwa der Allgemeinmedizin oder der Kinderheilkunde Anwendung“, so Locher.

Die nationale Versorgungsleitlinie Kreuzschmerz empfiehlt die Manuelle Medizin bereits bei nicht spezifischen, akuten als auch bei chronischen Kreuzschmerzen. Auch in den Leitlinien zur Kopf- und Brustschmerztherapie ist die manuelle Medizin verankert. „Es wäre wünschenswert, die Manuelle Medizin und somit auch die Osteopathie in weitere Leitlinien mit aufzunehmen, vor allem die, die Schmerzen am Bewegungsorgans betreffen“, so Locher. Denn zahlreiche Funktionsstörungen im Kopfbereich könnten ebenfalls manuell therapiert werden, beispielsweise Gleichgewichtsstörungen oder Schluckstörungen.

Bei welchen Krankheiten die manuelle Medizin nachweislich hilft und auch präventiv eingesetzt werden sollte, diskutieren Orthopäden und Unfallchirurgen anlässlich des DKOU 2015 in Berlin, der von der DGOOC, der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) sowie dem Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) ausgerichtet wird.

Leider wird Osteopathie von den gesetzlichen Krankenkassen nicht bezahlt, obwohl es nachweislich hohe Kosten für Röntgenaufnahmen und MRT’s einsparen kann.

 

Medikamente oder Nahrungsergänzungsmittel?

Nahrungsergänzungsmittel gegen Gelenkverschleiß meist wirkungslos
Medikamentöse Arthrose-Therapie unverzichtbar

Berlin – Viele Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln versprechen Menschen mit Arthrose, die Schmerzen in den Gelenken zu lindern oder einem Verschleiß vorzubeugen. Diese angebliche Wirkung ist jedoch in Studien nur in geringem Maße belegt. Anlässlich des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) vom 28. bis 31. Oktober 2014 in Berlin diskutieren Experten, wie wichtig die gezielte Gabe von Medikamenten bei Arthrose-Patienten ist, um den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen und eine Operation hinauszuzögern.

„Viele Medikamente, die einer Arthrose vorbeugen oder ihr Fortschreiten verhindern sollen, liegen nur knapp über oder auf dem Niveau eines *Placebo-Effekts“, erklärt Dr. med. Uwe de Jager, niedergelassener Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie für Physikalische und Rehabilitative Medizin, aus Freudenstadt. Auch für Nahrungsergänzungsmittel wie Chondroitin-Sulfat, Muschelextrakte, acetyliertes Hydroxyprolin (Oxaceprol), Heilpflanzen, homöopathische Mittel oder Gele, Salben, Cremes und Sprays sei die Wirkung nicht ausreichend nachgewiesen. Lediglich bei Glucosamin sei die Datenlage etwas besser. Hier gebe es in den aktuellen Leitlinien der Osteoarthritis Research Society International (OARSI) eine zurückhaltende Empfehlung.

Hingegen bekämpfen viele Medikamente die mit der Arthrose einhergehenden Schmerzen effektiv und ermöglichen den Patienten damit eine bessere Lebensqualität. Orthopäden unterscheiden bei der Behandlung von Schmerzen zwischen entzündeten und nicht-entzündeten Gelenken. Liegt eine Entzündung im Gelenk vor, ist es wichtig, diese zu beseitigen, um ein Fortschreiten der Arthrose zu verhindern. „Hier stehen uns nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Diclofenac, Ibuprofen oder auch Coxibe zur Verfügung. Auch die intraartikuläre Gabe von Cortison hat sich bewährt, wobei der Langzeiteffekt noch unsicher ist“, erklärt de Jager. Hat ein Patient zwar keine akute Entzündung, leidet aber dennoch unter Schmerzen, empfiehlt der Orthopäde Paracetamol, schwache Opiate oder gegebenenfalls Medikamente, die den Nervenschmerz beseitigen. Bei Kniegelenkarthrose können auch Injektionen mit Hyaluronsäure helfen. Tatsächlich benötigt aber nur ein Teil der Patienten mit diagnostizierter Arthrose eine Schmerzbehandlung: „Erfreulicherweise hat fast jeder zweite Arthrose-Patient überhaupt keine Schmerzen. Die anderen Betroffenen können zielgerichtet mit schmerzlindernden Substanzen behandelt werden“, so de Jager.

Da die Symptome wechselhaft sind, ist die Arthrose-Therapie hierbei sehr anspruchsvoll: Schmerzen und Gelenkunbeweglichkeit treten phasenweise auf. „Für eine erfolgreiche Therapie ist es daher sehr wichtig, den Patienten nach seinem individuellen Krankheitsverlauf zu behandeln. Der Arzt muss dabei Schmerzsymptome, das Stadium der Arthrose, Begleiterkrankungen sowie die Vorgeschichte und persönliche Fitness des Patienten berücksichtigen“, erläutert Dr. med. Johannes Flechtenmacher, Kongresspräsident des DKOU 2014, der vom Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) und der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC) ausgerichtet wird. Der niedergelassene Orthopäde empfiehlt Arthrose-Patienten, sich viel zu bewegen, gegebenenfalls abzunehmen und einen gesunden Lebensstil zu verfolgen.

*Ein Placebo-Effekt kann durchaus hilfreich sein.  Bei Medikamenten muss man auch immer das Risiko der Nebenwirkungen berücksichtigen.

Dieses Buch kann ich zum Thema empfehlen:

Maly-Samiralow, Das Prinzip Placebo