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Interview mit Claus Becker zur Biokinematik

Biokinematik ist die Bewegung gegen den Schmerz

Das Interview führte Ria Hinken

Wie entstehen Schmerzen und wie können sie behandelt werden?

Wie kann man einen Körper, der seine natürliche Bewegungsfähigkeit verloren hat, wieder ins Gleichgewicht bringen? Die Biokinematik macht sich elementares Wissen aus Medizin, Mathematik und Biologie zunutze. Ihre grundlegende Erkenntnis: Schmerzen, wie beispielsweise bei einer Arthrose oder einem Bandscheibenvorfall entstehen durch krankhafte Veränderungen des Bewegungsapparates und sind ohne Operationen und Medikamente therapierbar. Rückenschmerzen, Migräne und viele weitere Schmerzverursacher lassen sich wirkungsvoll und schnell bekämpfen. Leider bezahlen die gesetzlichen Krankenkassen diese Behandlungsart nicht, obwohl die Kassen viel Geld für Medikamente, Operationen und jahrelange Krankengymnastik einsparen könnten.

Lässt sich kaputter Knorpel kurieren?

Medizinische Fakultät ehrt Orthopädin und Unfallchirurgin Eva Johanna Kubosch mit „Sabine-von-Kleist-Habilitationspreis“

Das Foto zeigt Dr. Eva Johanna Kubosch vom Universitätsklinikum Freiburg,
Foto: Universitätsklinikum Freiburg

Die Arthrose ist die häufigste aller Gelenkerkrankungen und weltweit die Hauptursache für chronische Schmerzen und Behinderungen. Privatdozentin (PD) Dr. Eva Johanna Kubosch vom Universitätsklinikum Freiburg ist für ihre Habilitationsschrift mit dem „Sabine-von-Kleist-Habilitationspreis“ ausgezeichnet worden. „Ich habe untersucht, welchen Einfluss Entzündungen auf den Knorpelabbau haben und ob sich Stammzellen, die aus der Gelenkschleimhaut gewonnen werden, positiv auf das Stoffwechselgleichgewicht im Gelenk auswirken“, erläutert Kubosch. Ziel ihrer Arbeit war es, den Einsatz knorpelregenerativer Methoden zu verbessern. Seit 2014 schreibt das Gleichstellungsbüro der Medizinischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität den mit 10.000 Euro dotierten Preis für Nachwuchswissenschaftlerinnen aus. Die Namensgeberin des Preises, Prof. Dr. Sabine von Kleist, hatte die Professur für Immunbiologie an der Universität Freiburg inne und war von 1987 bis 1989 die erste Prodekanin und Dekanin der Medizinischen Fakultät.

Kubosch untersuchte, wie erfolgreich die so genannte matrixinduzierte Chondrogenese, ein biologisch basiertes Operationsverfahren mit Stammzellen zum Wiederaufbau geschädigten Sprunggelenksknorpels, ist. Das Verfahren stellte sich als sichere und vielversprechende Therapie bei Sprunggelenksverletzungen dar. „Klinische Ergebnisse und Daten der Magnetresonanztomographie bestätigten dies“, sagt die Freiburger Ärztin. Zudem habe es sich auch bei der Linderung von Schmerzen bewährt. In einem weiteren Schritt beleuchtete Kubosch den Einfluss von Entzündungsmediatoren – das sind körpereigene Stoffe, die eine Entzündungsreaktion im Gelenk einleiten oder aufrechterhalten – auf den Abbau von Knorpel.  Dafür übertrug sie Erkenntnisse aus einer Analyse bei Patientinnen und Patienten mit akuten bakteriellen Entzündungen auf ein 3D-Gewebemodell für Gelenkinfektionen. „So konnte nachgewiesen werden, dass Knorpelzellen einen entzündungshemmenden Effekt haben, der mit einer erhöhten Widerstandfähigkeit gegen Infekte und einem höheren Lebendzellanteil von Stammzellen in der Gelenkschleimhaut einhergeht“, erläutert Kubosch. Bei Gelenkentzündungen entstehe häufig ein Teufelskreis: Der Knorpel wird geschädigt, wodurch sich der entzündungshemmende Effekt der Knorpelzellen verringert – und die Zerstörung des Gelenks weiter fortschreitet.

Anhand dieser Ergebnisse ergab sich die Frage, ob solche „Gelenk-nahen“ Stammzellen auch bei der Aufrechterhaltung des Stoffwechselgleich-gewichtes im Gelenk eine entscheidende Rolle spielen können. Dafür hat Kubosch Stammzellen aus der Gelenkschleimhaut untersucht und herausgefunden, „dass diese Stammzellen ein hohes Potential bei der Knorpelbildung aufweisen und damit möglicherweise besser zur Knorpelregeneration geeignet sind als ausdifferenzierte Zellen des menschlichen Gelenkknorpels“. Zudem wies sie nach, dass Entzündungen eine Schädigung des Gelenks verursachen können. „Weitere Studien müssen nun zeigen, inwiefern Stammzellen sich positiv auf vorhandene Gelenkschäden auswirken können und inwieweit sie für die zellbasierte Knorpelregeneration geeignet sind.“

PD Dr. Eva Johanna Kubosch studierte an den Universitäten Göttingen und Freiburg Humanmedizin. Sie wurde an der Albert-Ludwigs-Universität unter der Betreuung von Prof. Dr. Norbert Südkamp und Prof. Dr. Philipp Niemeyer promoviert und ist seit 2010 – seit 2016 als Fachärztin – in der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie tätig. Im Oktober 2018 habilitierte sie sich für die Fächer Orthopädie und Unfallchirurgie.

Originalveröffentlichung:
Kubosch, Eva Johanna (2018): Der Einfluss proinflammatorischer Zytokine auf die Knorpeldegradation: Die Rolle von Synoviozyten für die Gelenkhomöostase und mögliche Ansätze für das Knorpel Tissue Engineering. Freiburg.

Die besten Übungen für schmerzfreie Gelenke

Das Arthrose-Selbsthilfe Buch

Dieses Buch wird seinem Titel wirklich gerecht. Die Übungen und Informationen sind durchweg nachvollziehbar und können zu Hause gut umgesetzt werden.

Um die Übungen auszuführen, muss man keine teuren Geräte kaufen. Mitunter genügt ein Kissen oder einfach nur die Wand im Zimmer.

Es nicht wichtig, dass man das ganze Buch zunächst liest, um dann mit den einzelnen Übungen anzufangen. Es genügt, wenn man sich einen Überblick verschafft und die Kapitel herausgreift, die das eigene Interesse geweckt haben. Das erleichtert den Einstieg.

Natürlich ist es hilfreich, wenn man sich über die Entstehung von Arthrose und deren Auswirkungen auf den Körper informiert. Es hindert jedoch nicht daran, gleich mit einzelnen Übungen anzufangen.

Das Kapitel „Gesunde Ernährung bei Arthrose“ sollte nicht zu kurz kommen, da eine gesunde Ernährung ein wichtiger Baustein für schmerzfreie Gelenke ist.

Unter anderem wird grüner Tee empfohlen. Wer keine Erfahrung mit grünem Tee hat, kann sich in einem Teeladen beraten lassen, an Proben riechen und mit kleinen Mengen austesten, was dem eigenen Geschmack zuträglich ist. Dabei sollte man unbedingt auf zuckerfreien Tee achten. In Tees, die viele getrocknete Früchte enthalten, ist meist auch viel zusätzlicher Zucker.

Kaffeetrinker*innen müssen nicht auf ihr geliebtes Getränk verzichten. Ich trinke seit Jahrzehnten morgens stets zuerst 2 Tassen grünen Tee, dann erst einen Cappuccino. Mehrmals im Jahr verzichte ich jedoch ganz auf Kaffee und Alkohol, um meinem Körper etwas Gutes zu tun. Auch Heilfasten hilft. Schon nach 5 bis 7 Tagen sind die Gelenke plötzlich wieder viel beweglicher als vorher. Heilfasten sollten Menschen, die das zum ersten Mal machen, unter ärztlicher Anleitung tun.

Ob man Probleme mit den Knien, der Hüfte oder Schulter hat, wer unter Arthrose leidet, spürt die Schmerzen meist täglich. Das schränkt die Lebensqualität erheblich ein. Mit den richtigen Übungen und dem passenden Ernährungsprogramm lässt sich viel tun, um das Wohlbefinden zu verbessern.

Die im Buch gezeigten Übungen lassen sich leicht in den Alltag integrieren.

Worauf warten Sie noch? Am besten fangen Sie noch heute damit an.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß und vor allem eine bewegliche und schmerzfreie Zukunft.

Das Arthrose-Selbsthilfe-Buch von Kay Bartrow unter der Mitarbeit von Diana Motzkus, erschienen im TRIAS Verlag in Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart

Preis: 24,99 €,  208 S. , 190 Abb. , gebunden (FH)
ISBN: 9783432106809

Das E-Book  kostet ebenfalls 24,99 €

Chirurgische Eingriffe am Knie – es gibt Alternativen

Probleme mit dem Knie?
Es gibt wirkungsvolle Alternativen zur Operation

Chirurgische Eingriffe am Knie werden heute tausendfach durchgeführt: Die Hälfte der Patienten aber ist mit dem Operationsergebnis unzufrieden. Es gibt Alternativen: Fünf Prozent Gewichtsverlust in Verbindung mit Thermalwasser reduzieren Knieschmerzen spürbar.

Dies ist eine Pressemitteilung! Wir finden jedoch, dass der Inhalt für viele Menschen mit Knieproblemen hilfreich sein kann. Ob man nun nach Bad Füssing geht oder in einen anderen Kurort, das müssen die Betroffenen selbst entscheiden. Darauf wollen wir keinen Einfluss nehmen.

Knieprobleme

So teuer wie eine Luxuslimousine sind die computergesteuerten, „intelligenten“ Trainingsgeräte, mit denen im Klinikum Johannesbad – gezielt Erkrankungen, Schmerzen oder Bewegungsprobleme an den Knien behandelt werden. Foto: Kur- & GästeService Bad Füssing

Bad Füssing – Knie-Probleme sind heute eine Volkskrankheit. Millionen Menschen klagen über Schmerzen in diesem größten Gelenk des menschlichen Körpers. Die Diagnose Kniegelenksarthrose bedeutet nicht zwangsläufig Operation. Trotzdem werden in Deutschland heute – gemessen an der Bevölkerungsdichte – mehr als drei Mal so viele Kniegelenks-Spiegelungen durchgeführt wie in Schweden. Deshalb steigt die Zahl der Operationen am Knie ständig. Ein fragwürdiger Rekord. „Eine Operation sollte immer nur das letzte Mittel sein“, sagt Professor Dr. Joachim Grifka, laut Ärzteliste des Magazins Focus einer der führenden Experten für Knietherapie in Deutschland. Im niederbayerischen Kurort Bad Füssing werden mittlerweile eine ganze Reihe von Therapiemöglichkeiten angeboten, die vor allem ein Ziel haben: Kniebeschwerden ohne chirurgischen Eingriff erfolgreich zu behandeln.

Zumal auch der Erfolg von Operationen oft zu wünschen übrig lässt: Jeder zweite operierte Patient ist nach einer Umfrage einer deutschen Krankenkasse mit dem Ergebnis des chirurgischen Eingriffs unzufrieden. Oft besser: neue Arten der Physiotherapien, kombiniert mit schmerzlindernder Thermalwasserbehandlung. Sie  eröffnen sanfte und unblutige Möglichkeiten zur Behandlung von Verschleiß- oder Alterserscheinungen im Kniegelenk, chronischer Überlastung oder von unfallbedingten Beschwerden.

Unzufrieden sind Operationspatienten der Krankenkassen-Untersuchung zufolge wegen weiter anhaltender Schmerzen oder eingeschränkter Bewegungsfreiheit – und dies trotz der erheblichen Risiken, die der Eingriff am Kniegelenk in der Regel mit sich bringt.

Die Therapeuten im niederbayerischen Kurort Bad Füssing haben als Alternative zur Knieoperation Rehabilitationstherapien entwickelt, die auf eine Stabilisierung des gesamten Bewegungsapparats im Kniebereich abzielen. „85 Prozent der Patienten berichten danach von einer deutlich besseren Beweglichkeit und spürbar weniger Beschwerden“, erzählen die behandelnden Ärzte. Manuelle Medizin, physikalische und physiotherapeutische Anwendungen in Verbindung mit der natürlichen Heilwirkung des legendären Bad Füssinger Thermalwassers helfen vielen Patienten vor allem in frühen Arthrose-Stadien zumeist gut und ohne Griff zum Skalpell. „Mit chirurgischen Eingriffen am Knie lassen sich zumeist nur vorhandene Schäden reparieren. Die sanfte Knie-Rehabilitation dagegen richtet sich gegen die Ursachen der Kniebeschwerden. Das verspricht einen viel dauerhafteren Behandlungserfolg“, so die Mediziner in Europas besucherstärkstem Heilbad.

Thermalwasser: Heilwirksam wie eine Lymphdrainage

 

Kältekammer

Kälte statt Chirurgenmesser: In der Tief-Kältekammer der Rheumaklinik Ostbayern im niederbayerischen Bad Füssing ist es rund ums Jahr kälter als am Nordpol. Foto: Kur- & GästeService Bad Füssing / Pongratz

Vor allem bei der vorausschauenden Vermeidung von Knieproblemen kann der Aufenthalt in Bad Füssing zum Schlüssel werden. „Fünf Prozent Gewichtsreduzierung vermindern die Schmerzen im Knie um 20 Prozent“, sagt Professor Dr. Wolfgang Beyer, Leiter des Orthopädie-Zentrums Bad Füssing. Die abschwellende, einer Lymphdrainage gleichende Wirkung des Bad Füssinger Thermalwassers verbunden mit Gewichtsreduzierung in motivierenden Gruppentherapien sei eine exzellente Anti-Schmerz-Therapie fürs Knie.

Bad Füssing im Herzen des Bayerischen Thermenlands zählt heute zu den führenden Behandlungszentren bei Gelenkproblemen in Europa, vor allem wegen der speziellen Heilwasservorkommen, die hier 56 Grad heiß aus drei Thermalquellen und 1000 Meter Tiefe sprudeln. Das Bad Füssinger Wasser mit seinem weltweit einzigartigen Wirkstoffmix aus Schwefel, Natrium, Hydrogencarbonat und Chlorid besitzt eine außergewöhnlich stark schmerzlindernde und entzündungshemmende Wirkung bei Gelenkerkrankungen.

In Bad Füssing kommen parallel zu den bewährten Behandlungen auch unkonventionelle Therapiekonzepte zum Einsatz, um Patienten mit Gelenkproblemen zu helfen: etwa mit Tiefsttemperaturen von -110° C. Die Praxis zeigt, dass etwa die Hälfte der Patienten nach 20 Aufenthalten in dem begehbaren Mega-Gefrierschrank monatelang schmerzfrei bleibt.

Neue Studie zu Knie- und Hüftprothesen-OP

Möglicherweise erhöhtes Herzinfarktrisiko unmittelbar nach der Endoprothetik-OP

Im Gegensatz zu jüngsten Berichten fanden in Boston ansässige Forscher heraus, dass Arthrose-Patienten, die einen Knie- oder Hüftegelenkersatz erhalten hatten, ein erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt in der frühen postoperativen Phase aufwiesen.

Eine Veröffentlichung in der Zeitschrift Arthritis & Rheumatology des American College of Rheumatology (ACR) zeigt, dass ein langfristiges Risiko von Herzinfarkten nicht nachweisbar ist. Es besteht jedoch ein langfristiges Risiko für venöse Thromboembolien – Blutgerinnsel in Venen und Lunge. Arthrose ist die häufigste Form von Arthritis. Betroffen sind rd. 27 Millionen Amerikaner im Alter von 25, so die ACR.Da sich Gelenkknorpel und Knochen im Laufe der Jahre verschlechtern, kann eine Knie- oder Hüftoperation die einzige Möglichkeit sein, um Schmerzen und Steifheit zu lindern, und eine Wiederherstellung der Mobilität zu erreichen.

Frühere Studien schätzen, dass 1,8 Millionen Endoprothetik Verfahren jedes Jahr weltweit durchgeführt werden. Dies ist vor allem der alternden Bevölkerung geschuldet.

Die vorliegende Kohortenstudie schließt 13.849 Patienten ein, die sich einer Kniegelenksersatz-Operation unterzogen und 13.849 Kontrollpersonen, die nicht operiert wurden. Die Patienten waren 50 Jahre oder älter und hatten eine diagnostizierte Knie- oder Hüftarthrose. Der Untersuchungszeitraum lag zwischen 2000 und 2012. Die Ergebnisse zeigten, dass 306 Patienten in der Endoprothetik-Gruppe und 286 in der Nicht-OP-Gruppe einen Herzinfarkt während der postoperativen Phase erlitten hatten.

Unsere Ergebnisse liefern den ersten bevölkerungsbezogenen Hinweise, dass Patienten mit einer Arthrose und einer Knie-oder Hüft-OP langfristig eher mit einer Lungenembolie rechnen müssen, als mit einem Herzinfarkt, bestätigt Dr. Yuging Zhang, D.Sc. Professor of Medicine and Epidemology in Boston

Operationsentscheidung bei Arthrose individuell treffen

Gelenkverschleiß bei Kreuzbandverletzungen und Fehlstellungen wirkungsvoll verhindern

Bei Arthrose Operationsentscheidung individuell treffen
Berlin – Der Verschleiß des Hüft- und Kniegelenkes zählt zu den häufigsten Gesundheitsproblemen der Deutschen. Schreitet die Arthrose fort und führt zu chronischen Schmerzen, müssen Orthopäden und Unfallchirurgen das Gelenk wieder herstellen oder ein künstliches einsetzen. Wann eine Operation notwendig wird, diskutieren Experten im Rahmen der Pressekonferenz am 29. Oktober 2014 anlässlich des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) 2014, der vom 28. bis 31. Oktober in Berlin stattfindet und von der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) und dem Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) ausgerichtet wird.

Fehlstellungen und Verletzungen sind häufig Ursache für spätere Arthrosen. Nicht immer ist eine Operation Mittel der Wahl. Insbesondere prophylaktische Operationen stehen in der Kritik, ohne Nutzen zu sein. In einigen Fällen belegen Studien deren Vorteil jedoch eindeutig. „Das trifft etwa für angeborene Fehlstellungen des Hüftgelenks von Neugeborenen zu“, so Professor Dr. med. Hanns-Peter Scharf, Direktor der Orthopädischen Klinik in Mannheim. Auch bei schweren Achsabweichungen, wie X- oder O-Beinen rät der Experte zu einer Operation, um eine Gelenkabnutzung und deren Folgeschäden zu verhindern.

Schwieriger hingegen sei die Entscheidung bei der Wiederherstellung des Kreuzbandes nach einer Verletzung. Die gefürchtete Sportverletzung betrifft jährlich 40.000 Menschen in Deutschland. Ist das Kreuzband gerissen, kann das zu Gelenkverschleiß führen. „Neuere Studien zeigen jedoch, dass auch der operative Ersatz des verletzten Kreuzbandes die Arthrose des Kniegelenkes nicht sicher verhindert“, so Scharf im Vorfeld des DKOU 2014.

Auch die Gelenkspiegelung an Schulter-, Hüft- und Kniegelenk, bei der die Gelenkoberfläche geglättet oder die Knorpelbildung angeregt wird, sei häufig nicht notwendig: „Die alleinige Diagnose einer Arthrose reicht nicht aus, um eine Arthroskopie durchzuführen“, betont Dr. med. Johannes Flechtenmacher, niedergelassener Orthopäde und Unfallchirurg sowie DKOU-Kongresspräsident des Berufsverbandes für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU). „Ist hingegen das Gelenk blockiert, etwa durch einen instabilen Meniskusriss oder freiliegende Gelenke, hilft der operative Eingriff dem Patienten“, ergänzt Scharf.

Einen hohen Gewinn an Lebensqualität verspricht auch der Gelenkersatz bei fortgeschrittener Arthrose. „Die meisten Patienten profitieren von dieser erfolgreichen und zudem sehr sicheren Operations-Methode“, sagt Professor Dr. med. Henning Windhagen, ebenfalls Kongresspräsident des DKOU 2014 und Direktor der Orthopädischen Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover. Denn die Endoprothese ermöglicht den Betroffenen, sich wieder schmerzfrei zu bewegen, auch im Alter aktiv am Leben teilzunehmen und sich sportlich zu betätigen.

Die Kritik, dass der künstliche Gelenkersatz in Deutschland zu häufig durchgeführt werde, widerlegen aktuelle Zahlen des Atlas der muskoskelletalen Versorgung der DGOOC. Dieser erfasst etwa 40 Prozent aller AOK-Versicherten zwischen 2005 und 2012. „Danach sinkt die Zahl der Hüftendoprothesen um drei Prozent, während im gleichen Zeitraum der Anteil der über 65-Jährigen um mehr als vier Prozent gestiegen ist“, so Windhagen. Ein Trend zur weiteren Steigerung sei bei der Hüftprothesenversorgung nicht abzusehen.

Ob eine Operation notwendig ist, sollten Ärzte in keinem Fall ausschließlich von Zahlen und Fakten abhängig machen. „Wichtig ist auch die Einschätzung des Patienten“, so die DKOU-Kongresspräsidenten. Der Arzt sollte gemeinsam mit dem Betroffenen die Vor- und Nachteile des Eingriffs abwägenwelche Behandlung passt zu seinem Lebensstil und würde die Lebensqualität verbessern.

Quelle:
Atlas der muskoskelletalen Versorgung der DGOOC