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Pneumokokken sind die häufigste Ursache für Lungenentzündungen

Pneumokokken-Impfung – Mit Blick auf ältere Patienten wird falscher Impfstoff favorisiert

 

Female doctor preparing syringe for injection

Female doctor preparing syringe for injection

(02.03.2016) Pneumokokken sind die häufigste Ursache für Lungenentzündungen. Menschen über 60 Jahre sind besonders gefährdet: Bei ihnen sind 80 Prozent der Erkrankungen auf die Bakterien zurückzuführen. Seit Jahren wird daher zu einer Impfung geraten. Nun ist jedoch eine Diskussion um das Vakzin entbrannt: In einem Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) und der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) widersprechen Experten der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO). Co-Autor Prof. Dr. Hans Jürgen Heppner, Sprecher der AG-Impfen der DGG, Chefarzt der Geriatrischen Klinik und Tagesklinik am Helios Klinikum Schwelm und Inhaber des Lehrstuhls für Geriatrie an der Universität Witten/Herdecke, erläutert die Hintergründe.

Es ist ein Disput, der weitreichende Konsequenzen für die Gesundheit älterer Patienten haben könnte: Wie zum Jahreswechsel aus Kreisen der STIKO verlautete, soll der Konjugatimpfstoff PCV 13 nicht mehr neben der Standardimpfung mit dem Polysaccharidimpfstoff PPSV23 empfohlen werden. Bislang wurde dieser gleichberechtigt neben dem Konjugatimpfstoff PCV13 genannt.

Dies entspricht nicht der aktuellen Datenlage, sind sich Experten der DGG und DGP einig. Gemeinsam haben sie nun ein Positionspapier veröffentlicht, das nicht nur darauf drängt, weiterhin PCV13 für die Impfung von Patienten über 60 Jahren zu empfehlen – sondern ihm sogar möglichst den Vorzug zu geben.

Ältere Patienten bei der Empfehlung nicht wirklich bedacht

Prof._Dr._Hans_Juergen_Heppner_web„Der Konjugatimpfstoff ist wirksamer für ältere Menschen als der Polysaccharidimpfstoff“, sagt Prof. Hans-Jürgen Heppner. Gemeinsam mit Prof. Dr. Santiago Ewig (Herne/Bochum), Prof. Dr. Mathias Pletz (Jena) und Prof. Dr. Tobias Welte (Hannover) ist er überzeugt, das die STIKO zu viel Gewicht auf die Rate der invasiven Infektionen durch Pneumokokken legt. Stattdessen müsste beachtet werden, dass Pneumokokken Auslöser bei 80 Prozent der Lungenentzündungen sind. „Eine Lungenentzündung ist für ältere Menschen eine Katastrophe. Auch wenn diese Patienten erfolgreich behandelt werden, verlieren sie oft an Selbständigkeit und Funktionalität, wodurch die Mortalität auch ein halbes Jahr später noch hoch bleibt.“
Gestützt auf eine breite Datenbasis, kommen die Experten darüber hinaus zu dem Schluss, dass eine Impfung mit PPSV23 eine geringere Wirkung hat – auch was die Dauer des Schutzes angeht. Studien zufolge scheint dieser bereits nach zwei Jahren abzunehmen. Bei PCV13 hält er dagegen sogar nach vier Jahren an.
Starker Impfstoff und schwacher Impfstoff – es wird der falsche favorisiert

Auch der Effekt, wenn die zwei unterschiedlichen Impfstoffe nacheinander gegeben werden, fällt demnach unterschiedlich aus. Wird nach einer PPSV23-Impfung mit dem gleichen Vakzin oder PCV13 „aufgefrischt“, ist die Wirkung schwächer als zuvor. Wird erst PCV13 gegeben und später mit PPSV23 geimpft, ergibt sich den Experten zufolge eine „Booster-Reaktion“.
„Für uns sind das eindeutige Gründe, warum wir PCV13 favorisieren“, sagt Prof. Heppner, der sich auch in der Arbeitsgruppe Impfen der DGG unter der Leitung von Frau Dr. Anja Kwetkat engagiert. Er erhofft sich, dass das Positionspapier ein Signal an andere Geriater ist. „Wir wollen damit die Kollegen wachrütteln: Sie sollen zum einen die Gefahr der Pneumokokken-Pneumonie stärker wahrnehmen. Und zum anderen sollen sie vermehrt das Gespräch mit den Patienten suchen – laut Zahlen von 2010 sind bislang nur 20 Prozent in der Altersgruppe geimpft. Dank des Positionspapiers haben die Kollegen nun die wissenschaftliche Grundlage, warum eine Impfung sinnvoll ist und welcher Impfstoff hierfür optimaler Weise ausgewählt werden sollte.“

„Stellungnahme zur Empfehlung der Pneumokokken-Impfung für Erwachsene
– Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) und der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG)“