Die Milch macht‘s
Tipps gegen Beschwerden bei Lactoseintoleranz
„Einen Latte macchiato, aber bitte mit lactosefreier Milch!“ – Diesen Satz hören heutzutage viele Kellner bei der Bestellung. Denn knapp jeder siebte Deutsche leidet an sogenannter Lactoseintoleranz, eine Unverträglichkeit von in Milchprodukten enthaltenem Zucker. Betroffenen fehlt das Enzym Lactase, das normalerweise im Dünndarm den Milchzucker in Einfachzucker aufspaltet. „Fehlt dieses Enzym, gelangt unverarbeitete Lactose in den Dickdarm, wo sie von Bakterien vergoren wird. Das führt zu Bauchschmerzen“, erklärt Dr. Susanne Fink-Tornau, Ernährungsberaterin und Ökotrophologin beim Reformwarenhersteller Natura. „Um die Verdauung von Milchprodukten zu verbessern, lassen sich Lactase-Enzyme künstlich in Form von Tabletten zuführen.“
Lactoseintoleranz – keine genetische Besonderheit
Direkt nach der Geburt und in der frühen Kindheit bildet der Darm ausreichend Lactase, welche den Milchzucker in die für den Körper verwertbaren Zuckerarten spaltet. Mit zunehmendem Alter sinkt die Aktivität dieses Enzyms ganz natürlich. In Europa setzte sich jedoch aufgrund des hohen Milchkonsums eine Mutation durch, die dazu führt, dass von den meisten auch im Erwachsenenalter genügend Lactase produziert wird. Bei circa 14 Prozent der Bevölkerung fehlt diese genetische Veränderung – sie sind lactoseintolerant. „Bei Betroffenen grummelt der Magen nach dem Genuss von Milchzuckerprodukten wie Eis oder Kaffeespezialitäten“, weiß die Expertin. „Hinzu kommen oftmals Magen- und Bauchkrämpfe sowie Blähungen und Durchfallattacken.“ Grund: Bakterien im Dickdarm stürzen sich auf den unverdauten Milchzucker und setzen Gärungsprozesse in Gang, die den Bauch aufblähen. Da Lactose die Eigenschaft besitzt, Wasser zu binden, strömt zusätzlich immer mehr Flüssigkeit aus dem Gewebe in den Dickdarm, welcher sich dann sehr schnell mit flüssigem Stuhl füllt.
Lactase to go
Als Geheimtipp gegen eine Unverträglichkeit gelten gesäuerte Milchprodukte. Sie enthalten noch genügend Milchsäurebakterien, die den natürlichen Verdauungsprozess unterstützen.Viele Menschen können auch auf Ziegen- oder Schafsmilchprodukte ausweichen. Sojaprodukte können ebenfalls als Ersatz dienen.
Man muss auch nicht alle Kuhmilchprodukte laktosefrei kaufen. So ist Käse, der lange gereift ist verträglich, weil die Laktose im Reifungsprozess abgebaut wird. Hier bieten sich alter Gouda und Parmesan an. In Restaurants ist aber Vorsicht geboten. Da wird schon gerne mal geschummelt. Nicht immer ist lang gereifter Parmesan drin, wo Parmesan auf der Speisekarte angeboten wird. Oft wissen Kellner und Köche nicht wirklich, was Laktose ist. In den meisten Fertigprodukten ist Laktose enthalten, weil es sich hier um einen sehr preiswerten Füllstoff handelt. Da Restaurants nicht gerne zugeben, dass sie auch Fertigprodukte einsetzen, kann man schon mal die eine oder andere üble Überraschung erleben.
Heutzutage gibt es außerdem eine Vielzahl an lactosefreien Erzeugnissen auf dem Markt, die Betroffenen Alternativen bieten.
Wer trotz Intoleranz nicht auf die üblichen Milchprodukte verzichten will, greift auf spezielle Tabletten zurück, die dem Körper Lactase von außen zuführen. Sogenannte Food-Chemical-Codex-Einheiten, kurz FCC-Einheiten, auf der Verpackung geben dabei die enthaltene Enzymaktivität an. Unter optimalen Bedingungen bauen 1000 FCC-Einheiten fünf Gramm Milchzucker ab. „Vor der Einnahme empfiehlt sich eine Ernährungsberatung, da Lactoseintoleranz unterschiedlich stark auftritt“, ergänzt Dr. Fink-Tornau. Eine Auswahl solcher Lactase-Tabletten gibt es im Reformhaus.
Die richtige Dosierung ist individuell. Eine zu hohe Dosierung führt möglicherweise auch zu Durchfall.