Ein internationales Forscherteam hat festgestellt, dass unsere Wahrnehmung sehr stark dafür sensibilisiert ist, soziale Informationen aufzunehmen. Das Gehirn ist somit trainiert, Alltagshandlungen automatisch eine hohe Aufmerksamkeit zu schenken. Die Ergebnisse berichten der Neurowissenschaftler Prof. Dr. Martin Brüne und der Philosoph Prof. Dr. Albert Newen von der Ruhr-Universität Bochum (RUB) gemeinsam mit Eleonore Neufeld und weiteren Kollegen in der Zeitschrift Consciousness and Cognition.
Unser Gehirn schenkt Alltagshandlungen, die in einem sozialen Kontext stehen, automatisch große Aufmerksamkeit. Bochumer Forscher haben das mithilfe von Hypnose nachgewiesen.
Gehirn ist sensibel für soziale Informationen
Ein internationales Forscherteam hat festgestellt, dass unsere Wahrnehmung sehr stark dafür sensibilisiert ist, soziale Informationen aufzunehmen. Das Gehirn ist somit trainiert, Alltagshandlungen automatisch eine hohe Aufmerksamkeit zu schenken. Die Ergebnisse berichten der Neurowissenschaftler Prof. Dr. Martin Brüne und der Philosoph Prof. Dr. Albert Newen von der Ruhr-Universität Bochum (RUB) gemeinsam mit Eleonore Neufeld und weiteren Kollegen in der Zeitschrift Consciousness and Cognition.
Hypnose schaltet zielgerichtete Aufmerksamkeit aus
Für die Studie untersuchten die Forscher die grundlegende Aufmerksamkeit (bottom-up) separat von der zielgerichteten Top-down-Aufmerksamkeit. Um die beiden Aufmerksamkeitsprozesse zu trennen, setzte das Team Hypnose ein. Damit schalteten sie die Top-down-Prozesse bei den Probanden aus.
Hypnotisiert beobachteten die Studienteilnehmer Videos, in denen Personen Münzen in verschiedenfarbige Schalen legen. Die Wissenschaftler erwarteten, dass soziale Informationen – in diesem Fall die Alltagshandlungen anderer Menschen – unter Hypnose intensiver verarbeitet werden, da das Gehirn sie automatisch im Bottom-up-Aufmerksamkeitsprozess verwertet.
Soziale Informationen automatisch verarbeiten
Das Forschungsteam erfasste mittels Elektroenzephalografie (EEG) das Signal, das angibt, wie beabsichtigte Handlungen verarbeitet werden. Dieses spezielle Signal, die My-Suppression, verglichen sie im hypnotisierten und nicht hypnotisierten Zustand.
Das Ergebnis: Die My-Suppression war – wie erwartet – stärker, wenn die Teilnehmer hypnotisiert waren. Sind durch Hypnose die Top-down-Aufmerksamkeitsprozesse ausgeschaltet, verarbeitet das Gehirn soziale Informationen also intensiver. Dies lässt darauf schließen, dass Alltagshandlungen generell eine besondere Aufmerksamkeit erhalten. „Die Forschungsergebnisse unterstützen das Bild vom Menschen als Wesen, das sich vom Tier vor allem durch soziale Kompetenz auszeichnet“, sagt Albert Newen.
Kognitive Prozesse mit Hypnose untersuchen
Die Ergebnisse unterstützen damit die Soziale-Relevanz-Hypothese, die davon ausgeht, dass Alltagshandlungen automatisch mit einer größeren Aufmerksamkeit verarbeitet werden. Zudem zeigt das Projekt, inwiefern Hypnose eine Möglichkeit ist, kognitive Prozesse zu untersuchen.
Originalveröffentlichung:
E. Neufeld, E. C. Brown, S. Lee-Grimm, A. Newen, M. Brüne (2016): Intentional action processing results from automatic bottom-up attention: An EEG-invesitgation into the Social Relevance Hypothesis using hypnosis, Consciousness and Cognition, DOI: 10.1016/j.concog.2016.03.002
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Albert Newen, Institut für Philosophie II, Ruhr-Universität Bochum, Tel.: 0234 32 22139, albert.newen@rub.de
Prof. Dr. Martin Brüne, LWL-Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Bochum, Tel.: 0234 5077 155, martin.bruene@rub.de