Archiv der Kategorie: Gesundheit

EHEC-Studie geht in die nächste Runde

Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Institut für Epidemiologie setzt EHEC-Studie fort

Die Folgestudie soll klären, wie es den Patienten und Patienentinnen fast 4 Jahre nach der EHEC-/HUS-Erkrankung geht. Auf diese Ergebnisse darf man gespannt sein.

2014 antwortet das Bundesgesundheitsministerium nach langer Zeit auf meine Anfrage. Darin hält das Ministerium an der Sprossen-Theorie von damals fest.

http://patientenkompetenz.info/324/ehec-ausloeser-immer-noch-ungeklaert/

Manche Krankenhäuser nehmen es mit der Hygiene nicht so genau. Diese Fotos zeigen das Krankenzimmer einer EHEC-Patienten 2011 auf der Privatstation eines Freiburger Krankenhaus. Das Zimmer war sehr klein. Bad gab es keines. Nur eine Toilette mit sehr kleinem Waschbecken, die allerdings mit angehängter Infusion nicht zu betreten war, weil die Tür so schmal war. Und das bei einer Durchfallerkrankung.

In diesem Zimmer war 2011 eine EHEC-Patientein auf der Privatstation untergebracht

In diesem Zimmer war 2011 eine EHEC-Patientein auf der Privatstation untergebracht

 

Ein Badezimmer gab es nicht. Lediglich Toilette mit Waschbecken. Allerdings alles total siffig.

Ein Badezimmer gab es nicht. Lediglich Toilette mit Waschbecken. Allerdings alles total siffig.

 

 

 

 

 

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Ich werde versuchen, ob ich Bundesgesundheitsminister Gröhe beim World Health Summit 2015 in Berlin dazu befragen kann.

Das Robert-Koch-Institut informiert im RKI-Ratgeber für Ärzte über den

Infektionsweg

EHEC-Infektionen können auf vielfältige Art und Weise übertragen werden. Dabei handelt es sich stets um die unbeabsichtigte orale Aufnahme von Fäkalspuren, wie z.B. bei Kontakt zu Wiederkäuern oder beim Verzehr kontaminierter Lebensmittel. Darüber hinaus können EHEC durch kontaminiertes Wasser (z.B. beim Baden) übertragen werden. Auch Mensch-zu-Mensch-Übertragungen sind im Gegensatz zu anderen bakteriellen Gastroenteritis-Erregern ein bedeutender Übertragungsweg – wahrscheinlich begünstigt durch die sehr geringe Infektionsdosis von EHEC (< 100 Erreger für EHEC O157).

In Deutschland sind gemäß einer vom RKI durchgeführten Fall-Kontroll-Studie die Übertragungswege für sporadische EHEC-Erkrankungen altersabhängig. Demnach birgt bei Kindern unter drei Jahren – der Altersgruppe mit der höchsten Meldeinzidenz für EHEC- und HUS-Erkrankungen – der direkte Kontakt zu einem Wiederkäuer (Rind, Schaf oder Ziege) das höchste Erkrankungsrisiko. Weitere Risikofaktoren sind der Konsum von Rohmilch und das Vorkommen von Durchfall bei Familienmitgliedern. Bei Kindern über neun Jahren und Erwachsenen hingegen handelt es sich wahrscheinlich in erster Linie um eine lebensmittelbedingte Erkrankung, wobei insbesondere der Verzehr von Lammfleisch und von streichfähigen Rohwürsten (Zwiebelmettwurst, Streichmettwurst, Teewurst) mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko behaftet ist. Ungefähr die Hälfte aller EHEC-Isolate aus Lebensmitteln in Deutschland tragen die mit erhöhter Virulenz für den Menschen assoziierten Toxine Stx 2, Stx 2c und/oder Stx 2d. Unter diesen sind die häufigsten Serogruppen O113 und O91.

International wurden seit der Erstbeschreibung der Erreger im Jahr 1977 insbesondere durch Ausbruchsuntersuchungen eine Vielzahl von Vehikeln bzw. Übertragungswegen für menschliche EHEC-Erkrankungen nachgewiesen. In den USA beispielsweise waren über 50 % der Ausbrüche lebensmittelbedingt, und Rinderhackfleisch (z.B. in Hamburgern) war das am häufigsten identifizierte Lebensmittel. Aber auch andere Lebensmittel wie Salami, Mettwurst, Rohmilch, nicht pasteurisierter Apfelsaft und roh verzehrtes grünes Blattgemüse (z.B. Sprossen, Spinat) waren für Ausbrüche verantwortlich, wie epidemiologische und mikrobiologische Untersuchungen gezeigt haben.

In Deutschland ereigneten sich in den letzten Jahren mehrfach größere Häufungen von HUS-Erkrankungen, sämtlich verursacht durch eine sorbitol-fermentierende Variante von EHEC der Serogruppe O157, ohne dass bislang eine Infektionsursache ermittelt werden konnte. Hingegen sind hierzulande traditionelle EHEC-Ausbrüche (bei denen nicht überwiegend HUS-Erkrankungen beobachtetet werden) nach aktueller Datenlage selten. Zudem konnte die Infektionsquelle nur in den wenigsten Fällen aufgeklärt werden.

 

EU will Grenzwerte für Quecksilber in Fisch lockern

Pressemitteilung

Verbrauchern soll höhere Dosis des Nervengifts zugemutet werden – foodwatch fordert Stopp der Pläne

Berlin, 16. September 2015. Die Europäische Kommission plant eine Lockerung der Grenzwerte für Quecksilber in Fisch. Bei ohnehin schon hochbelasteten Raubfischen soll den Verbrauchern künftig eine deutlich höhere Dosis des Nervengifts zugemutet werden. Dies geht aus einem Arbeitspapier der Europäischen Kommission vom 29.05.2015 hervor, das der Verbraucherorganisation foodwatch vorliegt. Die Grenzwertentscheidung soll nach foodwatch-Informationen zuvor noch am 21. September mit einer Expertenkommission beraten werden.

Die Verbraucherorganisation forderte die Europäische Kommission auf, von einer Lockerung der Grenzwerte abzusehen. Dazu startete foodwatch heute unter www.quecksilber-aktion.foodwatch.de eine Unterschriften-Aktion an die EU-Kommission. „Die Pläne sind das Gegenteil von gesundheitlichem Verbraucherschutz. Die Kommission verfährt nach dem Motto: Risiken und Nebenwirkungen verfehlter Industrie- und Umweltpolitik werden mit voller Wucht an Schwangere und Kleinkinder weitergereicht“, kritisierte Matthias Wolfschmidt, stellvertretender Geschäftsführer von foodwatch. „Die zulässigen Quecksilber-Höchstwerte für Raubfische sind schon heute deutlich höher als bei anderen Lebensmitteln – sie dürfen auf keinen Fall erhöht werden.“

Die Höhe der Quecksilber-Grenzwerte orientiert sich an wirtschaftspolitischen Zielen und damit an der tatsächlichen Belastung der Fische: Trotz der hohen Quecksilber-Messwerte soll ausreichend Fisch für den Markt zu gelassen werden. Dem Arbeitspapier der Kommission zufolge will soll nun einerseits der zulässige Quecksilber-Höchstwert bei Raubfischen von einem auf zwei Milligramm pro Kilogramm Fisch verdoppelt werden. Im Gegenzug plant die EU-Kommission eine Verschärfung der Grenzwerte bei anderen Fisch-Arten von derzeit 0,5 auf 0,1 Milligramm pro Kilogramm Fisch. Aus Sicht von foodwatch ist dies ein „Trick“, um die De-facto-Lockerung der Höchstgrenzen zu verschleiern. Denn kleinere, nicht-räuberische Fische sind meist so niedrig belastet, dass sie die geplanten, künftigen Höchstwerte bereits heute einhalten – eine Verschärfung der Grenzwerte würde also nicht zu einer niedrigeren Belastung der Konsumenten führen. Andererseits führte die geplante Lockerung der Grenzwerte für Raubfische dazu, dass künftig noch höher belastete Schwert- oder Haifischprodukte für den Markt zugelassen würden.

„Unter dem Strich wird die Quecksilberaufnahme der Verbraucher steigen. Die Verschärfung der Grenzwerte für kleine Fische bringt nur auf dem Papier eine Verbesserung des Verbraucherschutzes – die Lockerung der Grenzwerte für Raubfische bringt aber de facto eine höhere Belastung für die Menschen. Das ist ein perfides Ablenkungsmanöver, das allein der Wirtschaft hilft, zum Schaden der Gesundheit von uns Verbrauchern“, so Matthias Wolfschmidt von foodwatch.

Untersuchungen der europäischen Lebensmittelbehörde EFSA zeigen, dass insbesondere große Raubfische am Ende der Nahrungskette wie Schwert- und Thunfische oft deutlich höher mit Quecksilber belastet sind, als es die derzeit geltenden Grenzwerte eigentlich erlauben. Die Folge: Heute dürfen etwa 50 Prozent des Fangs nicht verkauft werden – nach der geplanten Lockerung der Grenzwerte würden aufgrund ihrer Belastung nur noch 14,5 Prozent des Fangs als unverkäuflich eingestuft, wodurch sich die gesundheitlichen Risiken für die Verbraucher deutlich erhöhen würden.

Quecksilber ist ein für den Menschen hochgiftiges Schwermetall. Es wird etwa von Kohlekraftwerken in die Luft oder als Bestandteil von Agrochemikalien in Böden und Gewässer freigesetzt. Im Meer wird daraus das 100-fach giftigere Methyl-Quecksilber, welches von Fischen aufgenommen wird. Die Verschmutzung der Weltmeere mit dem Nervengift birgt ein gravierendes gesundheitliches Risiko, vor dem die deutsche Bundesregierung insbesondere Schwangere und (Klein-) Kinder warnt. Das Schwermetall kann zu Entwicklungsstörungen des Fötus führen und bei Erwachsenen für eine Reihe von Nervenstörungen verantwortlich sein. Besonders hoch mit Quecksilber belastet sind Raubfische, die am Ende der Nahrungskette stehen, wie Hai-, Schwert- und Thunfische.

foodwatch forderte die EU-Kommission auf, auf die Lockerung der Grenzwerte zu verzichten und stattdessen Maßnahmen zu ergreifen, um die Belastung der Menschen zu senken. So solle der Einsatz von schwermetallhaltigen Pflanzenschutzmitteln schnellstmöglich verboten und der Quecksilberausstoß durch die Verbrennung von Kohle zur Energiegewinnung konsequent und maximal reduziert werden.

Sind Digitale Gesundheitsangebote verlässlich?

Studie zeigt: Digitale Gesundheitsangebote nicht verlässlich
DGIM warnt vor ungeprüften Online-Portalen

Wiesbaden – Im Jahr 2014 suchten fast 15 Millionen Menschen in Deutschland im Internet nach Informationen über Krankheiten und Rat für die eigene Gesundheit. Entsprechend wächst die Zahl der Portale und Apps, die Patienten eine Diagnose oder einen Handlungsvorschlag anbieten. Doch eine aktuelle Studie zeigt, dass diese „Tools“ oft ungenau sind. Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM) warnt deshalb davor, sich allein auf ferndiagnostische Hilfsmittel zu verlassen. Tipps aus dem Netz können den Rat des Arztes nicht ersetzen.

Mobile Dienstleister verheißen Suchenden, Wartezeiten in der Arztpraxis zu umgehen und die Selbständigkeit von Patienten zu fördern: Internetportale oder Apps, die dabei helfen, medizinische Symptome zu deuten, werden immer beliebter. Die App „iTriage“ beispielsweise berät jährlich 50 Millionen Nutzer in Gesundheitsfragen, bei triefender Nase, Rückenschmerz oder anderen Beschwerden. „Telemedizin und andere internetbasierte Techniken haben ein großes Zukunftspotential“, sagt Professor Dr. med Gerd Hasenfuß, Vorsitzender der DGIM. Dennoch seien Gesundheits-Apps und Portale mit Vorsicht zu nutzen, wie eine Studie des British Medical Journals (BMJ) jetzt nahelegt. Demnach sind die Technik und die Berechnung von medizinischen Daten nicht so weit entwickelt, dass Online-Tools eine ärztliche Diagnose ersetzen können. „Elektronische Informationstools sind in der Medizin nicht mehr wegzudenken, auch wir Ärzte nutzen sie ja täglich in der Klinik“, meint der Direktor der Klinik für Kardiologie und Pneumologie der Georg-August-Universität Göttingen. „Doch die Anwendungen müssen technisch ausgereift sein, qualitätsgesichert und es muss medizinische Expertise einfließen“, so Professor Hasenfuß.

In der BMJ-Studie untersuchten Forscher 23 internationale Online-Portale auf ihre Tauglichkeit zur Ferndiagnose. Davon gaben acht nach Eingabe der Symptome eine Diagnose an, vier empfahlen entsprechende Handlungsmaßnahmen und elf gaben beides an. Die Ergebnisse waren ernüchternd: In nur etwa einem Drittel aller Fälle nannten die Portale die richtige Diagnose und bei 58 Prozent der Patientenanfragen listeten sie den korrekten Befund unter den Top 20 der genannten Vorschläge. „Das gibt dem Nutzer noch nicht einmal eine Fifty-Fifty-Chance auf eine zuverlässige Deutung seiner Beschwerden“, gibt DGIM-Generalsekretär Professor Dr. med Dr. h.c. Ulrich R. Fölsch aus Kiel zu bedenken.

Etwas bessere Resultate lieferten Programme, die dem Patienten nach Eingabe der Symptome einen Handlungsvorschlag geben: Insgesamt stimmten 57 Prozent der Angaben. Insbesondere bei Symptomen, die einen Notfall suggerierten, gaben diese Tools in 80 Prozent der Fälle die Empfehlung, einen Arzt oder ein Krankenhaus aufzusuchen. Weniger verlässlich waren die Ergebnisse bei Patienten, die ihre Beschwerden ohne medizinische Hilfe in den Griff bekommen können: Lediglich bei einem Drittel lagen die Portale hier richtig. „Mit Blick auf diese Ergebnisse können wir nicht dazu raten, die Entscheidung für oder gegen einen Arztbesuch von einer App abhängig zu machen“, sagt Professor Dr. med. Dr. h.c. Diethelm Tschöpe vom Herz- und Diabeteszentrum NRW. Er leitet die DGIM-Kommission Telemedizin, in der Experten der DGIM bereits seit rund zwei Jahren Möglichkeiten und Grenzen digitaler Anwendungen für die Medizin erörtern.

Die Technik habe ein hohes Potential, müsse aber weiterentwickelt werden. „Telemedizinische Anwendungen könnten künftig das Gesundheitssystem nachhaltig entlasten“, so Professor Tschöpe. Denkbar wäre beispielsweise, chronisch Kranken Kontroll-Untersuchungen beim Arzt zu ersparen. Die Ergebnisse dieser Studie nimmt die Fachgesellschaft zum Anlass, auf weiteren Entwicklungsbedarf hinzuweisen – und warnt Patienten davor, sich bei Krankheitssymptomen allein auf Apps und Online-Tools zu verlassen.

Literatur: Hannah L Semigran, Jeffrey A Linder, Courtney Gidengil, Ateev Mehrotra, Evaluation of symptom checkers for self diagnosis and triage: audit study, BMJ 2015; 351:h3480

Hohe Dunkelziffer bei Gehirnerschütterungen

Orthopäden und Unfallchirurgen wollen Schnelltest im Breiten- und Schulsport einführen

GehirnerschütterungBerlin – Beim Sport kann schon ein vermeintlich harmloser Sturz auf den Kopf oder ein Zusammenprall eine Gehirnerschütterung zur Folge haben. Diese Vorfälle werden jedoch häufig nicht ernst genommen, warnen Orthopäden und Unfallchirurgen sowie Neurologen und Neurochirurgen. Dabei können dadurch verursachte Kopfschmerzen, Vergesslichkeit oder depressive Verstimmungen noch Jahre danach anhalten. Wie Lehrer, Eltern und Kinder Hinweise auf eine Gehirnerschütterung erkennen und was im Akutfall zu tun ist, berichten Experten beim Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) in Berlin, der vom 20. bis 23. Oktober 2015 stattfindet.

In Deutschland werden pro Jahr mehr als 40.000 Gehirnerschütterungen diagnostiziert, die Dunkelziffer liegt deutlich höher. „Denn Sportler, vor allem im Schul- und Breitensport, unterschätzen diese Unfälle häufig“, warnt Dr. med. Axel Gänsslen, Arzt am Klinikum Wolfsburg. Diese Erfahrung musste der Unfallchirurg und Orthopäde bei seinem Sohn Paul selbst erleben. Paul zog sich im Alter von zehn Jahren im Schulsport zweimal binnen weniger Wochen eine Gehirnerschütterung zu, ohne dass dies bemerkt wurde. Erst sein Vater deutete die Symptome richtig.

„Eine Gehirnerschütterung ist eine ernst zu nehmende Verletzung“, so Gänsslen. Wird sie nicht richtig behandelt, können Spätschäden wie etwa Migräne oder Bewegungsstörungen folgen. Die häufigsten Symptome sind Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Nackenschmerz, Schwäche, Müdigkeit oder verschwommenes Sehen. Nur zehn bis dreißig Prozent der Betroffenen leiden an einem akuten Erinnerungsverlust. Ein Hinweis könne aber auch sein, wenn sich der Betroffene häufig an den Kopf fasst, diesen abstützt oder einen leeren Blick hat.

Alle Anzeichen einer Gehirnerschütterung sind auf der PocketCard des Fußballweltverbandes FIFA zusammengefasst. Darauf basierend, gibt es zudem eine neue App „Schütz Deinen Kopf“. „Diese sollte ab sofort auch als Schnelltest am Spielfeldrand eingesetzt werden“, fordert Professor Dr. med. Michael Nerlich, Kongresspräsident des DKOU 2015 und Direktor der Klinik für Unfallchirurgie am Universitätsklinikum Regensburg. Hier sind unter anderem fünf Fragen aufgelistet, die Trainer oder Teamkollegen dem Betroffenen stellen sollten; beispielsweise, wer das letzte Spiel gewonnen hat. „Sobald nur eine der Fragen nicht richtig beantwortet wird, bestätigt das den Verdacht einer Gehirnerschütterung und der Spieler muss umgehend aus dem Spiel genommen werden“, so Gänsslen, der auch Mannschaftsarzt des Eishockeyteams Grizzly Adams Wolfsburg ist.

Ist die Diagnose Gehirnerschütterung durch einen Arzt gesichert, dauert es mindestens sechs bis zehn Tage, bis sich die Nervenzellen erholt haben. In dieser Zeit sollten äußere Reize wie etwa Musik, Computer oder Lernen ausgeschaltet werden. Zeit und Ruhe sind die wichtigsten Therapiebestandteile. Eine medikamentöse Behandlung gibt es nicht. „Da die Betroffenen den Schmerz oder die Schwellung nicht wie bei einer Verletzung am Gelenk wahrnehmen, bedarf es häufig viel Überzeugungskraft, um Sportler davon abzuhalten, zu früh wieder aktiv zu werden“, sagt Gänsslen. Die Prognose sei aber meist gut: 85 Prozent erholen sich vollständig innerhalb einer Woche. Bleiben die Symptome länger als drei bis vier Wochen bestehen, sollte eine neurologische Untersuchung erfolgen, rät der Experte.

Wie man die Symptome einer Gehirnerschütterung richtig erkennt und das Risiko dafür beim Sport reduziert, diskutieren Orthopäden und Unfallchirurgen anlässlich des DKOU 2015 in Berlin, der von der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädischen Chirurgie (DGOOC) sowie dem Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) ausgerichtet wird.

Im Rahmen der Kampagne „Schütz Deinen Kopf“ wurden Informationsmaterial sowie eine kostenlose App für Athleten, Trainer, Physiotherapeuten, Betreuer, Lehrer und auch Eltern erstellt. Alle Unterlagen und der Link zur App stehen unter www.schuetzdeinenkopf.de zur Verfügung.

Verkauf vor Kindergesundheit

Ein wirklich trauriges Ergebnis:

281 Kinderlebensmittel im Test – foodwatch-Studie belegt: Selbstbeschränkung der Lebensmittelindustrie bei Kindermarketing wirkungslos – Medizinische Fachgesellschaften und Gesundheitsorganisationen fordern gesetzliche Begrenzung

Kindermarketing von LebensmittelnBerlin, 24. August 2015. Die seit 2007 bestehende freiwillige Selbstbeschränkung der Lebensmittelindustrie beim Kindermarketing ist wirkungslos: Die Hersteller bewerben in Deutschland weiterhin fast ausschließlich ungesunde Produkte gezielt an Kinder – obwohl sie sich im sogenannten „EU Pledge“ zu einem verantwortungsvollen Marketing verpflichtet haben. Das belegt eine Studie von foodwatch, die die Verbraucherorganisation heute gemeinsam mit der Deutschen Adipositas Gesellschaft, der Deutschen Diabetes Gesellschaft und diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe in Berlin vorgestellt hat. Für die Studie hat foodwatch alle an Kinder vermarkteten Produkte derjenigen Hersteller unter die Lupe genommen, die den „EU Pledge“ unterzeichnet haben – mit eindeutigem Ergebnis: Trotz der Selbstverpflichtung sind 90 Prozent von insgesamt 281 untersuchten Produkten keine ausgewogenen Kinderlebensmittel nach den Anforderungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Gerade einmal 29 Produkte im Test dürften nach den Kriterien der WHO-Experten an Kinder vermarktet werden. Kindermarketing-Bilderstrecke-00008

Die medizinischen Fachgesellschaften und Gesundheitsorganisationen und foodwatch forderten Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe sowie Bundesernährungsminister Christian Schmidt auf, an Kinder gerichtetes Marketing nur noch für Lebensmittel zu erlauben, die den WHO-Kriterien entsprechen. Rein freiwillige Maßnahmen der Lebensmittelindustrie reichten nicht aus, wie das Studienergebnis deutlich zeige.

„Mit wohlklingenden Selbstverpflichtungen inszeniert sich die Lebensmittelbranche als Vorreiter im Kampf gegen Übergewicht und Fehlernährung – und vermarktet gleichzeitig tonnenweise Süßigkeiten und Junkfood gezielt an Kinder. Ein trauriges PR-Manöver, das nur von der eigenen Verantwortung ablenken soll. Die Lebensmittelwirtschaft ist nicht Teil der Lösung, sondern Kern dSoftdrinks mit viel Zuckeres Problems“, sagte Oliver Huizinga, Experte für Kindermarketing bei foodwatch.

„Die sogenannte Selbstverpflichtung der Lebensmittelindustrie für die Kinderlebensmittelwerbung ist eine Mogelpackung und täuscht den Verbraucher. Die meisten ‚Kinderlebensmittel‘ sind keine Lebensmittel, sondern schlichtweg Süßigkeiten. Marketing für ‚Kinderlebensmittel‘ muss per Gesetz eingedämmt werden, sonst werden wir die Welle der Fehlernährung und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen nicht stoppen“, erklärte Dr. Dietrich Garlichs, Geschäftsführer der Deutschen Kindermarketing-Bilderstrecke-00007Diabetes Gesellschaft und Sprecher der Deutschen Allianz Nichtübertragbarer Krankheiten (DANK).

Im Rahmen einer Initiative der Europäischen Union haben zahlreiche Lebensmittelunternehmen bereits 2007 in einer Selbstverpflichtung (dem sogenannten „EU Pledge“) zugesichert, Regeln für an Kinder gerichtetes Marketing einzuhalten. So sollen beispielsweise nur noch Lebensmittel, die bestimmte Nährwertanforderungen erfüllen, an Kinder unter zwölf Jahren beworben werden. foodwatch wollte überprüfen, ob diese Selbstverpflichtungserklärung dazu geführt hat, dass tatsächlich nur noch ausgewogene Lebensmittel an Kinder vermarktet werden. Dazu wurde das Marketing der EU Pledge-Unterzeichnerfirmen in Deutschland, unter anderem Kellogg’s, Ferrero, Danone, Nestlé und Coca-Cola, untersucht: Die Nährstoffzusammensetzung aller Produkte, die sich in Marketing oder Werbung direkt an Kinder richten, wurde mit den Anforderungen der Weltgesundheitsorganisation an ernährungsphysiologisch ausgewogene Lebensmittel abgeglichen. Ergebnis: Von insgesamt 281 Produkten im Test erfüllen nur 29 die WHO-Kriterien. 90 Prozent (252) der Lebensmittel sollten nach Meinung der Gesundheitsexperten hingegen nicht an Kinder vermarktet werden. Kindermarketing-Bilderstrecke-00011

Das deutliche Ergebnis zeigt, dass die freiwillige Selbstverpflichtung der Lebensmittelindustrie auch acht Jahre nach Unterzeichnung nicht zu einem verantwortungsvollen Lebensmittelmarketing für Kinder geführt hat. foodwatch und die medizinischen Fachgesellschaften und Patientenorganisationen kritisierten, dass der „EU Pledge“ aus mehreren Gründen wirkungslos ist:

1. Die Nährwertgrenzen, wonach ein Produkt als ungesund gilt, sind zu lasch. Die WHO erlaubt beispielsweise einen Zuckergehalt bei Kinder-Frühstücksflocken von maximal 15 Prozent – im „EU Pledge“ sind bis zu 30 Prozent erlaubt. Auch fettig-salzige Chips sind gemäß der  EU Pledge-Nährwertkriterien für das Kindermarketing zugelassen.

Kindermarketing-Bilderstrecke-00014 Kindermarketing-Bilderstrecke-000132. Zwar gibt es für klassische Werbung, beispielsweise im Fernsehen, Einschränkungen. Wichtige Marketingkanäle wie die Gestaltung der Verpackung (etwa mit Comic-Figuren oder Gewinnspielen) oder Aktionen direkt im Supermarkt sind aber ausgenommen – hier ist Kindermarketing für alle Produkte möglich.

3. Längst nicht alle Unternehmen haben die Selbstverpflichtung unterzeichnet. Zahlreiche Branchengrößen wie Dr. Oetker, Haribo, Bahlsen, Ehrmann oder Hipp fehlen ebenso wie der Lebensmitteleinzelhandel mit seinen Eigenmarken.

4. Die Altersgrenze ist mit 12 Jahren zu niedrig gewählt. Das Werbeverbot sollte für Kinder bis mindestens 16 Jahre gelten.

Das WHO-Regionalbüro für Europa hatte Anfang 2015 konkrete Vorgaben definiert, wonach nur noch ernährungsphysiologisch ausgewogene Produkte an Kinder vermarktet werden sollten. Dabei spielen unter anderem die Anteile von Fett, Zucker und Salz, aber auch der Kaloriengehalt oder zugefügte Süßstoffe eine Rolle.

In Deutschland sind 15 Prozent der Kinder übergewichtig, sechs Prozent sogar adipös, also fettleibig – ihnen drohen Krankheiten wie Diabetes Typ 2, Gelenkprobleme, Bluthochdruck und Herz-Kreislauferkrankungen. Im Vergleich zu den 80er- und 90er-Jahren ist der Anteil übergewichtiger Kinder um 50 Prozent gestiegen. Der wichtigste Grund für das Übergewichtsproblem: Kinder ernähren sich falsch. Sie essen zu viele Süßigkeiten, fettige Snacks und trinken zu viele zuckerhaltige Getränke; Obst und Gemüse kommen dagegen zu kurz.

Freiwillige Selbstverpflichtung der Lebensmittelindustrie täuscht Verbraucher
Gemeinsame Erklärung der Deutschen Adipositas Gesellschaft, Deutschen Diabetes Gesellschaft und diabetesDE – Deutsche Diabetes Hilfe: tinyurl.com/p2uok75

 

Liste der Arzneimittel, die vorläufig nicht mehr verkauft werden dürfen

Mangelhafte Arzneimittelstudien aus Indien:
BfArM veröffentlicht Liste der vom EU-Kommissionsbeschluss betroffenen Zulassungen

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat heute die Liste der Arzneimittel-Zulassungen veröffentlicht, bei denen auf Basis des EU-Kommissionsbeschlusses vom 16.07.2015 das Ruhen der Zulassung angeordnet wird.

Der entsprechende Bescheid wurde den betroffenen pharmazeutischen Unternehmen vom BfArM bereits zugestellt. Gegen diesen Bescheid kann Klage erhoben werden, diese hat aber keine aufschiebende Wirkung, d. h., sie hat keinen Einfluss auf die Wirksamkeit der Ruhensanordnung. Die betroffenen Arzneimittel sind damit ab dem 21.08.2015 nicht mehr verkehrsfähig. Das bedeutet, dass sie dann von pharmazeutischen Unternehmen, Großhändlern, Apotheken oder anderen Stellen nicht mehr abgegeben bzw. verkauft werden dürfen. Das BfArM setzt damit den Beschluss der EU Kommission in Deutschland fristgerecht um.

Unterschiedliche Fristen und Verfahren werden dazu führen, dass das Ruhen der Zulassung bestimmter Produkte jederzeit und in unregelmäßigen Abständen vom BfArM aufgehoben werden kann. So haben die betroffenen pharmazeutischen Unternehmen die Möglichkeit, durch Vorlage neuer Daten die Bioäquivalenz ihrer Arzneimittel neu nachzuweisen. Einige Unternehmen haben hiervon bereits Gebrauch gemacht. Die betroffenen Arzneimittel werden dementsprechend auf der Liste des BfArM nicht mehr genannt und die Ruhensanordnung der Europäischen Kommission nicht angewendet.

Auf der Liste des BfArM befinden sich auch 17 Arzneimittel, die auf der Liste der Europäischen Kommission nicht genannt werden. Grund dafür ist, dass bei diesen Arzneimitteln die Zulassung zwar bereits erloschen ist, diese aber wegen besonderer nationaler Regelungen in Deutschland noch über einen begrenzten Zeitraum „abverkauft“ werden dürfen. Um diesen Abverkauf zu stoppen, wurde auch für sie eine der Ruhensanordnung inhaltlich entsprechende Regelung ausgesprochen.

Das BfArM hat außerdem drei Arzneimittel mit dem Wirkstoff Tacrolimus als Arzneimittel eingestuft, die für die Versorgung der Patientinnen und Patienten eine entscheidende Bedeutung haben.
Arzneimittel mit dem Wirkstoff Tacrolimus werden auf der Substitutionsausschlussliste des Gemeinsamen Bundesausschusses geführt. Das heißt, dass sie nicht gegen ein wirkstoffgleiches Präparat ausgetauscht werden dürfen. Die Hersteller haben nun zwölf Monate Zeit, um die Bioäquivalenz ihrer Produkte zu belegen.

Das BfArM hatte die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) sowie die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AKDÄ) bereits über das weitere Vorgehen informiert. Die Fachkreise konnten sich damit auf die Umsetzung des EU-Beschlusses vorbereiten.

Dem BfArM liegen derzeit keine Hinweise auf Gesundheitsgefahren vor. Patientinnen und Patienten, die noch im Besitz entsprechender Arzneimittel sind und sich unsicher sind, ob sie ihr Arzneimittel weiter verwenden können, sollten ein verordnetes Arzneimittel nicht eigenmächtig absetzen, sondern sich an ihren Arzt oder Apotheker wenden. Bei den betroffenen Arzneimitteln handelt es sich ausschließlich um Generika. Nach Einschätzung des BfArM ist nicht mit Lieferengpässen zu rechnen, weil vergleichbare andere Arzneimittel zur Verfügung stehen.

Die jeweils aktuelle Version der Liste kann ausschließlich unter der Adresse www.bfarm.de/gvk bezogen werden und nicht aus anderen Quellen.

Leben ohne Medikamente möglich

Rheuma-Patienten sind immer häufiger beschwerdefrei, meldet die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh)

Bremen – Fast jeder chronisch Kranke wünscht sich ein Leben ohne die tägliche Dosis an Medikamenten. Für immer mehr Erwachsene und Kinder mit entzündlichem Gelenkrheuma rückt dieser Traum in greifbare Nähe. Zwar gibt es noch keine Heilung – aber moderne Therapien führen zunehmend zu einem Stillstand der Krankheit, sodass Rheumatologen die Medikamente immer häufiger reduzieren und manchmal sogar ganz absetzen könnten. Über die Vor- und Nachteile eines solchen Schritts diskutieren die Experten der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) gemeinsam mit der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR) am 3. September im Rahmen ihrer Jahrestagung in Bremen.

Noch vor zehn Jahren war das primäre Ziel der Rheumatoiden Arthritis (RA)-Therapie, die Schmerzen zu lindern und das Fortschreiten der Gelenkentzündung zu bremsen. „Heute stecken wir unsere Ziele höher“, sagt Professor Dr. med. Jens Gert Kuipers, DGRh-Tagungspräsident und Chefarzt der Klinik für internistische Rheumatologie am Roten Kreuz Krankenhaus Bremen. Im Jahr 2013 erreichten mit etwa 34 Prozent mehr als doppelt so viel RA-Patienten einen Stillstand der Krankheit, die sogenannte Remission, als noch im Jahr 1997 (15 Prozent). Dies ist dem frühen Einsatz einer wirksamen antirheumatischen Therapie zu verdanken. „Bei Kindern mit Gelenkrheuma, der juvenilen idiopathischen Arthritis (JIA), gelingt das Erreichen eines Krankheitsstillstands am häufigsten innerhalb der ersten fünf Jahre“, so Professor Dr. med. Hans-Iko Huppertz, GKJR-Tagungspräsident, Klinikdirektor der Professor-Hess-Kinderklinik in Bremen.

Bei beschwerdefreien Patienten, die mindestens sechs Monate in Remission sind, können Rheumatologen die Medikamente in Absprache mit dem RA-Patienten nach und nach reduzieren. Zunächst wird die Dosis der Glukokortikoide, dann die der Biologika verringert. Dies ist auch ökonomisch von Bedeutung, denn eine Dosisreduktion des Biologikums um 50 Prozent spart zirka 10 000 Euro pro Jahr pro Patient. „Bleiben die Beschwerden weiterhin aus, können wir zuletzt auch die konventionellen Basistherapeutika, wie Methotrexat, abbauen“, so Kuipers. Das müsse jedoch äußerst vorsichtig passieren, denn Studien zeigen für diesen letzten Schritt ein hohes Rückfallrisiko. Bei Kindern mit JIA ist die Reihenfolge etwas anders: „Nach dem Absetzen der Glukokortikoide reduzieren wir meist erst das Methotrexat“, so Huppertz. Dann wird das zuletzt in die Therapie eingeführte Biologikum bei inaktiver Erkrankung abgesetzt.

Wie erfolgreich die Dosisreduktion schon jetzt ist, zeigen aktuelle Registerdaten von mehr als 2000 Kindern mit JIA: „Bei etwa elf Prozent konnte die Biologika-Therapie nicht nur reduziert, sondern vollständig abgesetzt werden, weil die Beschwerdefreiheit anhielt,“ so Huppertz. Auch bei RA-Patienten wurde in Studien eine medikamentenfreie Remission über mindestens ein Jahr bei zehn bis zwanzig Prozent erreicht. Gute Voraussetzungen dafür haben insbesondere Rheuma-Patienten, die früh mit der Therapie beginnen.

Nach Absetzen der Medikamente bestünde allerdings das Risiko, dass die Erkrankung wieder aufflammt. „In diesem Fall kann die Therapie meist problemlos wieder aufgenommen werden“, erklärt Kuipers die Ergebnisse von Studien. Vor allem diese Beobachtung mache Mut, einen Abbau häufiger zu wagen, so Kuipers im Vorfeld.

Quellen:
Kerndokumentation DRFZ

K. Krüger, Zeitschrift für Rheumatologie 2015, „Therapieabbau bei  stabil eingestellter
rheumatoider Arthritis“, 74:414–420, DOI 10.1007/s00393-014-1534-5, Online publiziert: 19. Juni 2015

G. Horneff et al., Zeitschrift für Rheumatologie 2014, „Aktuelles aus dem BIKER-Register“, 73:897–906, DOI 10.1007/s00393-014-1397-9, Online publiziert: 2. Oktober 2014

K. Krüger, Deutsche Medizinische Wochenzeitschrift 2014, „Diagnose und Therapie der rheumatoiden Arthritis“, 139: 1823–1834

Schuppenflechte – nicht nur ein Hautproblem

Neue Medikamente helfen bei entzündeten Gelenken

Bremen – Bei vielen Patienten mit Schuppenflechte beschränkt sich die chronische Krankheit nicht auf die Haut. Was die wenigsten wissen: Die Entzündung kann sich auch auf die Gelenke ausweiten. Da herkömmliche Therapien den Betroffenen oft nur mäßig helfen, sollen gut untersuchte Medikamente mit neuen Wirkmechanismen nun die Behandlung von „Schuppenflechten-Rheuma“ verbessern. Seit Mitte der 2000er hat die Europäische Kommission acht Neuentwicklungen die Zulassung erteilt. Ein weiteres Mittel soll voraussichtlich 2016 auf den Markt kommen und sieben weitere werden untersucht.

Zwanzig bis vierzig Prozent aller Patienten mit Schuppenflechte erkranken innerhalb der ersten zehn Jahre zusätzlich an Schuppenflechten-Rheuma, der sogenannten Psoriasis-Arthritis (PsA). Dabei entzünden sich neben der Haut auch die Gelenke, vorwiegend an Händen, Füßen oder der Wirbelsäule. „Leiden Patienten mit Schuppenflechte morgens an steifen Gelenken, klagen über nächtliche Rückenschmerzen oder fühlen sich kraftlos, können das erste Zeichen für PsA sein“, erklärt Professor Dr. med. Jens Gert Kuipers, DGRh-Tagungspräsident und Chefarzt der Klinik für internistische Rheumatologie am Roten Kreuz Krankenhaus Bremen. Die Betroffenen sollten umgehend einen Rheumatologen aufsuchen.

Nur eine medikamentöse Therapie verhindert eine Gelenkzerstörung, die die Betroffenen im schlimmsten Fall nahezu bewegungsunfähig machen kann. Üblicherweise verschreiben Ärzte zunächst Methotrexat, Sulfasalzin oder Leflunomid. Jedoch spricht etwa jeder zweite Patient nicht auf diese herkömmlichen Therapien an, schätzt Kuipers. „Die Wirksamkeit einiger dieser Therapien, wie etwa von Methotrexat, wurde für PsA nur sehr eingeschränkt untersucht“, sagt Kuipers. Etwa 85 Prozent der Schuppenflechten- und PsA-Patienten verlangen daher auch zu Recht neue Therapien, kommentiert der DGRh-Kongresspräsident die Ergebnisse einer Studie.

Diese Situation könnte sich schon bald ändern. Denn in den letzten Jahren hat die Europäische Kommission einige neue Medikamente zugelassen, vor allem Biologika. „Diese biotechnologisch hergestellten Antikörper wirken deutlich besser, da sie gezielt in den Entzündungsprozess eingreifen“, so Kuipers. Sie erzielen eine bis zu 50-prozentige Besserung der schmerzhaften und geschwollenen Gelenke. Für 2016 erwarten die Experten die Zulassung eines weiteren Biologikums. „Wir hoffen, mit den vielzähligen Entwicklungen die Lebensqualität der PsA-Patienten deutlich zu verbessern“, so Kuipers.

Denn diese ist häufig stark beeinträchtigt. Am häufigsten leiden PsA-Patienten unter juckenden Hautstellen. „Zudem sind sie häufig starken seelischen Belastungen ausgesetzt, die den Umgang mit Freunden oder dem Partner betreffen“, so der DGRh-Kongresspräsident. Aktuelle Studien zeigen ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Osteoporose und Depressionen.

Herzinfarkt: Wie gefährdet sind Sie?

Machen Sie den persönlichen Risikotest der Deutschen Herzstiftung

Regensburg (obx-medizindirekt) – „Gefahr erkannt, Gefahr gebannt“, heißt ein beliebtes Sprichwort. Auch auf das tödliche Risiko eines Herzinfarktes kann man es anwenden. Denn wer sich einmal bewusst gemacht hat, welche Lebensweise ihm gefährlich werden kann, tut sich leichter, sein Verhalten zu ändern. Jährlich sterben weltweit mehr als 17 Millionen Menschen an Herzinfarkt oder Schlaganfall. „Viele Betroffene könnten noch leben, wenn sie rechtzeitig und regelmäßig auf eine Überprüfung ihres Herz-Kreislauf-Risikos geachtet hätten“, versichert Prof. Helmut Gohlke, Vorstandsmitglied der Deutschen Herzstiftung.

Um möglichen Betroffenen bei der Einstufung ihres persönlichen Risikos zu helfen, hat Prof. Gohlke den nachstehenden Test entwickelt. „Viele Menschen leben gefährlich und ahnen es nicht einmal“, sagt der Herzmediziner. Das liegt unter anderem daran, dass einige schwerwiegende Risikofaktoren wie Bluthochdruck und zu hohe Cholesterin- oder Blutzuckerwerte die Blutgefäße über Jahre hinweg schädigen, ohne dass die Betroffenen etwas davon merken. „Weil man diese Risikofaktoren nicht spüren kann, muss man sie messen“, erklärt Prof. Gohlke. „Zum Beispiel im Rahmen des von den gesetzlichen Krankenkassen für Versicherte ab dem 35. Lebensjahr alle zwei Jahre bezahlten Gesundheits-Checks.“

Faktoren, die das Herzinfarkt-Risiko drastisch erhöhen, sind außer Bluthochdruck und erhöhten Cholesterinwerten auch das Rauchen, Übergewicht, mangelnde körperliche Bewegung, falsche Ernährung und vor allem hoher Kochsalzverzehr. „Nur drei Gramm weniger Salzkonsum pro Tag – also ein halber Teelöffel Salz – kann die Zahl der durch Bluthochdruck verursachten tödlichen Herzkranzgefäß-Erkrankungen um 16 bis 22 Prozent vermindern“, erklärt Prof. Gohlke.

Machen Sie nun diesen Test

Ist in Ihrer Familie bei Vater, Mutter, Geschwistern oder Kindern bereits ein Herzinfarkt oder Schlaganfall aufgetreten?
Vor dem 70. Lebensjahr                Ja  (4)    Nein  (0)
Vor dem 55. Lebensjahr                Ja  (6)    Nein  (0)

Rauchen Sie?
Bin Nichtraucher                    (0)
Weniger als 20 Zigaretten/Tag                        (6)
Mehr als 20 Zigaretten/Tag                (8)
Mehr als 20 Zigaretten + Anti-Baby-Pille        (10)

Wie hoch ist Ihr Body-Mass-Index?
(Körpergewicht in kg geteilt durch das Quadrat der Körperlänge in m.
Beispiel: 70 kg : (1.70 x 1.70))

Frauen:     unter 19      (0)        Männer:    unter 20      (0)
19 – 24      (0)                20 – 25      (0)
25 – 30      (1)                26 – 30      (1)
über 30     (2)                über 30      (2)

Essen Sie täglich frisches Obst, Salate und Gemüse, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte sowie zwei Fischmahlzeiten pro Woche?
Praktisch immer         (-4)
Häufig                 (-2)
Eher nicht             (0)

Bevorzugen Sie deftige Speisen wie rotes Fleisch, Bratwürste, Pommes, Vollmilchprodukte, Sahne, Kuchen, Süßigkeiten, Nachtische?
Praktisch immer         (4)
Häufig                 (2)
Eher nicht             (0)

Wie oft bewegen Sie sich sportlich (mindestens 20 Minuten am Stück)?
Mindestens ein- bis zweimal pro Woche         (-2)
Mindestens einmal pro Monat                         (0)
Seltener als 1 x pro Monat                 (2)

Was wissen Sie über Ihre Blutfettwerte?
Nicht bekannt                 (2)
Stark erhöht (über 280 mg/dl)                 (6)
Etwas erhöht (200 – 280 mg/dl)     (3)
Normal (unter 200 mg/dl)         (0)

Wie hoch ist Ihr Blutdruck?
Nicht bekannt                 (2)
Oberer Wert unter 140 mmHg              (0)    Unterer Wert unter 90 mmHg        (0)
Oberer Wert 140 – 160 mmHg              (1)    Unterer Wert 90 – 95 mmHg         (2)
Oberer Wert über 160 mmHg               (6)    Unterer Wert über 95 mmHg         (4)

Haben Sie erhöhten Blutzucker?
Nicht bekannt                     (2)
Nein                         (0)
Ja, aber benötige noch keine Medikamente     (6)
Nehme Tabletten für den Blutzucker         (8)
Muss Insulin spritzen                 (8)

Arbeiten Sie dauernd unter Zeitdruck oder Stress?
Nein                     (0)
Gelegentlich                 (0)
Häufig                     (2)
Praktisch dauernd             (4)

Haben Sie gelegentlich bei körperlicher Belastung, bei Kälte oder bei Stress Beschwerden im Brustbereich, evtl. mit Ausstrahlung in den Hals oder in den Arm?
Nein                         (0)
Bei körperlicher Belastung             (10)
Bei Stress                     (6)
Gelegentlich in Ruhe oder nach Belastung     (4)

Haben Sie bereits einmal länger als fünf Minuten anhaltende druckartige Beschwerden im Brustkorb verspürt?
Ja                     (10)
Nein                     (0)

Wurden Sie bereits wegen eines Herzinfarktes oder Verdachtes auf Infarkt behandelt?
Ja                     (10)
Nein                     (0)

Auswertung:

Addieren Sie die Zahlen hinter den Kästchen, die Sie angekreuzt haben (Bei der Ernährungsfrage und bei der Bewegung kann es Punktabzug geben). Haben Sie

0 bis 4 Punkte: Herzlichen Glückwunsch! Ihr Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall ist unter dem Durchschnitt!

5 bis 8 Punkte: Sie haben ein durchschnittliches Risiko. Versuchen Sie, beeinflussbare Risiken auszuschalten.

9 bis 16 Punkte: Erhöhtes Risiko. Besprechen Sie mit Ihrem Arzt die Möglichkeit der Verminderung von Risiken und achten Sie besser auf Ihren Lebensstil

17 und mehr Punkte: Ihr Risiko ist deutlich erhöht. Für Sie ist eine Besprechung mit Ihrem Arzt über die Möglichkeit eines gesünderen Lebensstils besonders wichtig.

 Jährlich sterben weltweit mehr als 17 Millionen Men-schen an Herzinfarkt oder Schlaganfall. Viele Betroffe-ne könnten noch leben, wenn sie rechtzeitig und regelmäßig auf eine Überprüfung ihres Herz-Kreislauf-Risikos geachtet hätten. Foto: obx-medizindirekt


Jährlich sterben weltweit mehr als 17 Millionen Men-schen an Herzinfarkt oder Schlaganfall. Viele Betroffe-ne könnten noch leben, wenn sie rechtzeitig und regelmäßig auf eine Überprüfung ihres Herz-Kreislauf-Risikos geachtet hätten. Foto: obx-medizindirekt