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Bananen sind nicht immer gesund

ÖKO-TEST Bananen

Fair gewinnt

ÖKO-Test Cover Januar 2018Konventionelle Bananen enthalten jede Menge Pestizide. Darauf macht das ÖKO-TEST-Magazin in der aktuellen Januar-Ausgabe aufmerksam. Das ist vor allem für die Menschen in den Anbauländern ein Problem. Denn das Versprühen der Pestizide geht nicht spurlos an der Gesundheit der Menschen im Bananenanbau vorbei. Dazu kommen noch schlechte Arbeitsbedingungen. Das Verbrauchermagazin empfiehlt, Bio-Bananen mit dem Fairtrade-Siegel zu kaufen.

ÖKO-TEST hat Bananen von 22 Anbietern auf ein breites Spektrum an Pestiziden untersuchen lassen. Bei den konventionellen Produkten wurde das Labor durchweg fündig. Fast alle enthalten die besonders bedenklichen Pestizide Imazalil und/oder Bifenthrin. Laut dem europäischen Gefahrenstoffrecht gelten beide Substanzen als möglicherweise krebserzeugend. Da die Bananen ungeschält untersucht wurden, befindet sich vermutlich ein erheblicher Teil der Pestizide in und auf der Schale, also nicht im essbaren Anteil. Die Bio-Produkte sind dagegen fast immer frei von Rückständen; nur bei dem Bio-Produkt eines Discounters stellte das Labor zwei Pestizide in Gehalten über dem Bio-Orientierungswert fest.

Die Pestizide werden im konventionellen Bananenanbau oft mithilfe von Flugzeugen versprüht. Aufgrund von Verwehungen kann es vorkommen, dass die Spritzmittel auch in angrenzenden Wohngebieten landen oder sich in der Umwelt anreichern. Schutzausrüstungen wie Masken und Anzüge sind nur für die Arbeiter vorgeschrieben, die Pestizide ausbringen. Andere Mitarbeiter sind oft weniger gut geschützt und kommen mit den Pestiziden in Kontakt. Das wirkt sich auf deren Gesundheit aus, wie die Studie einer österreichischen Ärzteorganisation zu Bananenplantagen in Ecuador nahelegt. Die Beschäftigten im Bananenanbau leiden zudem unter schlechten Arbeitsbedingungen und Löhnen, die manchmal noch nicht einmal existenzsichernd sind. ÖKO-TEST rät Verbrauchern daher, Bio-Bananen mit dem Fairtrade-Siegel zu kaufen. Dieses Label garantiert, dass die Produzenten angemessene Preise erhalten und unter fairen Bedingungen arbeiten. Das Siegel der Rainforest Alliance, mit dem viele konventionelle Bananen ausgezeichnet sind, ist weniger umfassend. Es steht für die Einhaltung grundlegender Arbeitsrechte und erlaubt immer noch zu viele hochgiftige Pestizide.

Das ÖKO-TEST-Magazin Januar 2018 gibt es seit dem 28. Dezember 2017 im Zeitschriftenhandel.

Transparente Methoden statt Psychotricks

Fachtag an der Hamburger Uni zu effektiverem Gesundheitsmanagement

Seit der Gesetzgeber 2013 Arbeitgeber im Arbeitsschutzgesetz ausdrücklich dazu verpflichtet hat, die psychischen Belastungen ihrer Mitarbeiter einschätzen und Maßnahmen gegen eine zu hohe Gefährdung zu ergreifen, hat das Gesundheitsmanagement Konjunktur. Aber nicht nur die dafür speziell ausgebildeten Psychologinnen und Psychologen (BDP) kommen zum Einsatz. Auf dem Markt tummeln sich – für Arbeitgeber oft schwer einschätzbar – vom Ingenieur bis zum Theaterwissenschaftler viele Berufsgruppen, die eine neue Einnahmequelle erschließen möchten. Noch sind Qualitätsstandards auf diesem Gebiet nicht ausreichend bekannt, anders als für manch anderen Dienstleistungen. Zudem sind Arbeitgeber ja in der Regel nicht dabei, wenn ihre Mitarbeiter Kurse gegen Stress oder zur Stärkung der Widerstandskraft gegen Belastungen durchlaufen. Sie bekommen irgendwann Ergebnisse präsentiert und wissen oft nicht, wie diese zustande gekommen sind.

„Dagegen wollen wir etwas tun“, so die Julia Scharnhorst aus der Sektion Gesundheitspsychologie des Berufsverbandes Deutscher Psychologinnen Und Psychologen. Mit einem Fachtag unter der Überschrift „Leistung durch Gesundheit“ an der Hamburger Universität wollen sie und Kollegen der Regionalgruppe Hamburg am 10. September über Instrumente aufklären, mit denen psychische Belastungen korrekt ermittelt werden können und damit das Wort „Arbeitssituationsanalyse“ verständlicher und handhabbarer machen. Die Teilnehmer – vom Geschäftsführer über Personalleiter und -entwickler bis zu Führungskräften in Unternehmen und Verwaltung – werden außerdem exemplarisch selbst erleben, wie Mitarbeitertrainings aussehen und besser verstehen, wie man sie idealerweise auswählt.

Bis heute ist der Fokus bei solchen Veranstaltungen oft zu sehr auf das Individuum gerichtet: Ich lerne, wie ich resilient werde, wie ich mit Belastung klarkomme usw.  Eigentlich – so Scharnhorst – müssten die Arbeitsbedingungen der Hauptansatzpunkt sein. Das sei im Gesetz vorgesehen, geschehe aber in den meisten Unternehmen nicht. „Es ist eben viel einfacher, in einem  Fortbildungskatalog nach irgendeinem  Stressmanagement-Kurs zu schauen und Mitarbeiter dahin zu schicken. Deshalb wollen wir uns bei dem Fachtag auch den Teams und den Strukturen der gesamten Organisation zuwenden.“

Ein weiterer Schwachpunkt in der bisherigen Umsetzung des Gesetzes ist nach Julia Scharnhorst Meinung bei vielen Projekten die Evaluation. „Evaluation findet selten statt. Wir widmen diesem Thema während des Fachtages einen Workshop und geben Teilnehmern damit ein Instrument in die Hand, die Effektivität ihrer Investition in das Gesundheitsmanagement zu überprüfen.“ Kausalitäten seien oft nicht nachweisbar, aber immerhin sollte es Messkriterien für die verschiedenen Maßnahmen geben, die eine spätere Überprüfung zulassen.

Von der begründeten Zielstellung des BDP, dass es neben einem Betriebsarzt auch einen Betriebspsychologen geben sollte, ist die Realität noch weit entfernt; das vor kurzem verabschiedete Präventionsgesetz hat diesbezüglich leider keine Klarheit geschaffen, sondern den Ärzten die eigentlich unzumutbare Verantwortung für psychologische Themen trotz fehlender Kompetenz mit aufgebürdet.