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Operationsentscheidung bei Arthrose individuell treffen

Gelenkverschleiß bei Kreuzbandverletzungen und Fehlstellungen wirkungsvoll verhindern

Bei Arthrose Operationsentscheidung individuell treffen
Berlin – Der Verschleiß des Hüft- und Kniegelenkes zählt zu den häufigsten Gesundheitsproblemen der Deutschen. Schreitet die Arthrose fort und führt zu chronischen Schmerzen, müssen Orthopäden und Unfallchirurgen das Gelenk wieder herstellen oder ein künstliches einsetzen. Wann eine Operation notwendig wird, diskutieren Experten im Rahmen der Pressekonferenz am 29. Oktober 2014 anlässlich des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) 2014, der vom 28. bis 31. Oktober in Berlin stattfindet und von der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) und dem Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) ausgerichtet wird.

Fehlstellungen und Verletzungen sind häufig Ursache für spätere Arthrosen. Nicht immer ist eine Operation Mittel der Wahl. Insbesondere prophylaktische Operationen stehen in der Kritik, ohne Nutzen zu sein. In einigen Fällen belegen Studien deren Vorteil jedoch eindeutig. „Das trifft etwa für angeborene Fehlstellungen des Hüftgelenks von Neugeborenen zu“, so Professor Dr. med. Hanns-Peter Scharf, Direktor der Orthopädischen Klinik in Mannheim. Auch bei schweren Achsabweichungen, wie X- oder O-Beinen rät der Experte zu einer Operation, um eine Gelenkabnutzung und deren Folgeschäden zu verhindern.

Schwieriger hingegen sei die Entscheidung bei der Wiederherstellung des Kreuzbandes nach einer Verletzung. Die gefürchtete Sportverletzung betrifft jährlich 40.000 Menschen in Deutschland. Ist das Kreuzband gerissen, kann das zu Gelenkverschleiß führen. „Neuere Studien zeigen jedoch, dass auch der operative Ersatz des verletzten Kreuzbandes die Arthrose des Kniegelenkes nicht sicher verhindert“, so Scharf im Vorfeld des DKOU 2014.

Auch die Gelenkspiegelung an Schulter-, Hüft- und Kniegelenk, bei der die Gelenkoberfläche geglättet oder die Knorpelbildung angeregt wird, sei häufig nicht notwendig: „Die alleinige Diagnose einer Arthrose reicht nicht aus, um eine Arthroskopie durchzuführen“, betont Dr. med. Johannes Flechtenmacher, niedergelassener Orthopäde und Unfallchirurg sowie DKOU-Kongresspräsident des Berufsverbandes für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU). „Ist hingegen das Gelenk blockiert, etwa durch einen instabilen Meniskusriss oder freiliegende Gelenke, hilft der operative Eingriff dem Patienten“, ergänzt Scharf.

Einen hohen Gewinn an Lebensqualität verspricht auch der Gelenkersatz bei fortgeschrittener Arthrose. „Die meisten Patienten profitieren von dieser erfolgreichen und zudem sehr sicheren Operations-Methode“, sagt Professor Dr. med. Henning Windhagen, ebenfalls Kongresspräsident des DKOU 2014 und Direktor der Orthopädischen Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover. Denn die Endoprothese ermöglicht den Betroffenen, sich wieder schmerzfrei zu bewegen, auch im Alter aktiv am Leben teilzunehmen und sich sportlich zu betätigen.

Die Kritik, dass der künstliche Gelenkersatz in Deutschland zu häufig durchgeführt werde, widerlegen aktuelle Zahlen des Atlas der muskoskelletalen Versorgung der DGOOC. Dieser erfasst etwa 40 Prozent aller AOK-Versicherten zwischen 2005 und 2012. „Danach sinkt die Zahl der Hüftendoprothesen um drei Prozent, während im gleichen Zeitraum der Anteil der über 65-Jährigen um mehr als vier Prozent gestiegen ist“, so Windhagen. Ein Trend zur weiteren Steigerung sei bei der Hüftprothesenversorgung nicht abzusehen.

Ob eine Operation notwendig ist, sollten Ärzte in keinem Fall ausschließlich von Zahlen und Fakten abhängig machen. „Wichtig ist auch die Einschätzung des Patienten“, so die DKOU-Kongresspräsidenten. Der Arzt sollte gemeinsam mit dem Betroffenen die Vor- und Nachteile des Eingriffs abwägenwelche Behandlung passt zu seinem Lebensstil und würde die Lebensqualität verbessern.

Quelle:
Atlas der muskoskelletalen Versorgung der DGOOC