Schlagwort-Archive: Pflegebedürftige

Pflege selbst übernehmen?

Was Angehörige vorher wissen sollten

Buchcover "Pflege zu Hause"

Vier von fünf Pflegebedürftigen werden zu Hause versorgt, das sind
3,3 Millionen Menschen in Deutschland. Manche von ihnen brauchen nur Unterstützung bei alltäglichen Aufgaben wie Kochen oder Einkaufen, oft müssen Angehörige jedoch komplett einspringen und sich auch um die finanziellen Angelegenheiten kümmern, Pflegedienste organisieren oder Hilfsmittel beantragen. Die Verbraucherzentrale unterstützt mit der neuen Auflage ihres Ratgebers „Pflege zu Hause“ beim ehrlichen Fakten-Check, ob sich Pflege zu Hause ins Leben integrieren lässt.

Die aktualisierte Auflage des Buches lotst durch die Fülle möglicher Leistungen zur Unterstützung und Entlastung – und berücksichtigt dabei auch die seit Januar 2022 höheren Beträge für den ambulanten Pflegedienst und die Kurzzeitpflege. Beantwortet werden Fragen wie: In welchem Umfang ist Hilfe notwendig? Welche Leistungen stehen mir zu? Wie lässt sich der Alltag strukturieren? Worum muss ich mich rechtlich kümmern und wo gibt es Unterstützung?

Das Buch klärt grundlegende Fragen, bietet Experteninterviews und stellt die wichtige Formulare vor, die benötigt werden, um Leistungen des Sozialamtes sowie der Pflege- und Krankenkasse zu beantragen. Außerdem kommen pflegende Angehörige zu Wort, die aufgrund ihrer Erfahrungen wertvolle Tipps geben können.

Der Ratgeber „Pflege zu Hause“ ist erhältlich für 16,90 Euro im Infozentrum der Verbraucherzentrale Hamburg an der Kirchenallee 22 (Mo bis Do, 10 – 18 Uhr, Fr 10 – 16 Uhr). Das Buch kann auch online unter www.vzhh.de versandkostenfrei bestellt oder für 12,99 Euro als E- Book direkt heruntergeladen werden.

Roboter als Alltagshilfe

Charité entwickelt täglichen Begleiter für ALS-Patienten – Roboter als Alltagshilfe

Berlin, 21.07.2017 Es beginnt mit fehlender Kraft in Händen und Füßen, dann treten Zuckungen und Krämpfe auf, schließlich sogar Lähmungen. Etwa 7000 Menschen in Deutschland leiden an Amyotropher Lateralsklerose (ALS), einer Erkrankung des zentralen Nervensystems, die sich vor allem auf die Muskulatur auswirkt. ALS-Erkrankte sind auf Hilfsmittel angewiesen, die ihnen die Aktivitäten des Alltags erleichtern. Die Charité – Universitätsmedizin Berlin und die Pflegewerk Berlin GmbH wollen jetzt zusammen mit verschiedenen Partnern aus der Industrie und der Hilfsmittelversorgung einen Robotikarm entwickeln, der Betroffenen zu mehr Eigenständigkeit im täglichen Leben verhilft. Das kürzlich gestartete Projekt ROBINA wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung bis 2020 mit rund 1,8 Millionen Euro finanziert.

Welche Muskelgruppen als erstes betroffen sind, ist von Patient zu Patient unterschiedlich − ebenso die Geschwindigkeit, mit der sich die Krankheit auf den gesamten Körper ausdehnt. Innerhalb weniger Jahre kann es zu einer vollständigen Lähmung des Körpers, bei völligem Erhalt aller intellektueller Fähigkeiten führen. Die Betroffenen müssen engmaschig betreut werden, sodass ihr Wunsch nach möglichst viel Autonomie steigt. Dies stellt die behandelnden Fachkräfte vor pflegerische und psychosoziale Herausforderungen. Hier setzt ROBINA an: Auf Basis einer umfassenden Bedürfnisanalyse mit Patientinnen und Patienten sowie einer praxisnahen Visualisierung der notwendigen Versorgungsabläufe wird ein Prototyp eines Roboterarms erstellt, der im Pflegealltag erprobt wird. „Wir wollen mit dem Roboterarm keine Pflegkräfte ersetzen, wir wollen die Ressourcen der Pflegenden gezielter nutzen und den Betroffenen zu mehr Selbstbestimmung verhelfen“, erklärt Jörn Kiselev, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Forschungsgruppe Geriatrie der Charité. Ob es gilt, ein Wasserglas anzuheben oder einen Knopf auf der Fernbedienung zu drücken: Der robotergestützte Arm soll an Bett oder Rollstuhl angebracht werden und mittels Augenbewegung oder Gesten gesteuert werden können – eine Entlastung für alle Beteiligten. „Besonders in komplexen Pflegesituationen können so in Zukunft zunehmend Pflegebedürftige und Pflegerinnen und Pfleger von diesem innovativen Ansatz profitieren“, fügt Kiselev hinzu.