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Schweigepflicht unabdingbar im Heilungsprozess

BDP: Keine Einschnitte beim Geheimnisschutz

Im Vorfeld der angekündigten Aufweichung der Schweigepflicht auch für Psychologen mahnt der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) einen rationalen Umgang der Politik mit der Terrorgefahr an. „Einschränkung der Schweigepflicht bei Gefährdungen des Klienten oder Dritter bestehen schon lange“, erklärt BDP-Präsident Prof. Dr. Michael Krämer. „Für psychologische, psychotherapeutische und ärztliche Tätigkeiten ist der grundsätzliche Schutz persönlicher Geheimnisse ein unabdingbarer Wert. Nur dann öffnen sich die Menschen und ihre Probleme können aufgegriffen und bearbeitet werden.“
Bereits jetzt gibt es einen ausreichenden Schutz für die Bevölkerung. In ethischer Hinsicht sind Berufsgeheimnisträger, wie Psychologen, bereits heute bei Gefährdungen gehalten aktiv zu werden. Rechtlich besteht keine Verpflichtung zum Geheimnisschutz bei Gefahrenabwehr, bei schweren Straftaten und der Vorbereitung eines Angriffskrieges.
Die aktuelle Diskussion stört das Vertrauensverhältnis und birgt das Risiko, dass gesundheitliche Dienstleistungen gar nicht erst in Anspruch genommen werden. Wichtiger als ein Eingriff in das Vertrauensverhältnis ist die Bereitstellung von professionellen Dienstleistungen in ausreichender Zahl.
Aktionistisch geprägte Vorschläge im Anschluss an Terroranschläge führen zu erhöhter medialer Aufmerksamkeit, schränken die Freiheit in der Gesellschaft weiter ein und dienen somit den Zielen der Täter.
Psychisch angeschlagene Menschen benötigen unsere Hilfe und Solidarität. Vorschläge, die sie grundsätzlich als Gefährder erscheinen lassen, stigmatisieren und sind kontraproduktiv.
Prävention von Gewalt muss einen höheren Stellenwert als bisher bekommen. Psychologische Unterstützung in Schulen, für Eltern, die einen Rückzug und eine Radikalisierung ihrer Kinder erleben sowie in Flüchtlingsunterkünften kann wirksam Verzweiflungstaten verhindern. Es ist wichtig, dass wir frühzeitig die Ursachen erkennen, die Einzelne zu einer Gefahr für sich selbst oder andere werden lassen könnten. Nur dann kann man gegensteuern. Daneben kann jeder in seinem Umfeld dazu beitragen, dass Konflikte ohne Gewalt gelöst werden, und damit zeigen, dass wir trotz der Bedrohung handlungsfähig bleiben.

Immer mehr Menschen erkranken bereits im Kindes- und Jugendalter an Diabetes.

Immer mehr Kinder in den USA erkranken an Diabetes
Deutsche Diabetes Gesellschaft fordert frühe Prävention in Schule und Kindergarten

Berlin – Immer mehr Menschen erkranken bereits im Kindes- und Jugendalter an Diabetes. Dies sind hauptsächlich Kinder mit Typ-1-Diabetes infolge einer Autoimmunerkrankung. Jedoch dürfte auch die Zahl der Kinder steigen, die aufgrund von Fettleibigkeit und Bewegungsmangel einen Typ-2-Diabetes entwickeln, warnt die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG). Die Befürchtung der Fachgesellschaft gründet sich auf aktuelle Trends in den USA. Dort ist die Zahl der Erkrankungen an Typ-2-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen einer neuen Studie zufolge innerhalb von nur acht Jahren um 31 Prozent gestiegen. „Um eine solche Entwicklung in Deutschland zu verhindern, brauchen wir mehr frühe Prävention schon in Kindergarten und Schule“, erklärt Privatdozent Dr. med. Erhard Siegel, Präsident der DDG.

Diese alarmierenden Zahlen berichtete die Studiengruppe SEARCH for Diabetes in Youth jüngst im Journal of the American Medical Association (JAMA). Die Wissenschaftler hatten die Häufigkeit für den Typ-2-Diabetes in den USA bei Kindern und Jugendlichen im Alter von zehn bis 19 Jahren für die Jahre 2001 bis 2009 untersucht. „Bewegungsmangel und Fehlernährung führen dazu, dass immer mehr Kinder fettleibig sind – und damit Gefahr laufen, an einem Typ-2-Diabetes zu erkranken“, erläutert Professor Dr. med. Thomas Danne, Kinderdiabetologe und Vorstandsvorsitzender von diabetesDE – Deutsche Diabetes Hilfe. Zwar ist dies in Deutschland derzeit nur selten der Fall, die Zahl der kindlichen Neuerkrankungen liegt bei etwa 200 pro Jahr. „Die Zahl könnte jedoch drastisch steigen, wenn sich die Trends in Deutschland in die gleiche Richtung entwickeln wie in den USA“, betont Danne. Hinweise darauf gibt es bereits – der Anteil der fettleibigen Kinder hat sich hierzulande von 1985 bis 2009 verdoppelt.

„Alle Kinder, die sich zu wenig bewegen und stark übergewichtig sind, laufen Gefahr, an Diabetes Typ 2 zu erkranken“, so Siegel. Eine detaillierte Auswertung der JAMA-Autoren zeigt, dass sich der größte Anstieg in den USA bei benachteiligten Minoritäten (Indianer, Schwarze) und Migranten (Hispanics) ereignete, während die Amerikaner europäischer Herkunft seltener erkranken. „Dies könnte unter Umständen damit zusammenhängen, dass in diesen Gruppen das Problembewusstsein für die Risikofaktoren geringer ausgeprägt ist“, so Danne. „Die Eltern sind stolz, ihren Kindern genügend Nahrung bieten zu können und freuen sich, wenn sie ‚wohlgenährt‘ sind.“

Um einer solchen Entwicklung wie in den USA vorzubeugen, ist nach Ansicht der DDG-Experten frühe Prävention schon in Kindergarten und Schule notwendig. „Wichtig wären jeden Tag eine Stunde Sport und kostenlose Wasserspender, um den Konsum zuckerhaltiger Softdrinks zu verringern“, erklärt DDG-Geschäftsführer Dr. Dietrich Garlichs. „Zugleich sollten wir – wie andere Länder auch – eine Zucker-Fett-Steuer auf ungesunde Lebensmittel einführen und andere Nahrungsmittel steuerlich entlasten, um eine gesunde Ernährung für die gesamte Bevölkerung zu erleichtern.“

Auch beim Typ-1-Diabetes verzeichnet die aktuelle US-Studie bei Kindern im Alter von 0 bis 19 Jahren für den untersuchten Zeitraum eine deutliche Zunahme um 21 Prozent. „Einen Anstieg beim kindlichen Typ-1-Diabetes bemerken wir seit längerem auch in Deutschland“, erläutert Professor Dr. med. Andreas Fritsche, Diabetologe an der Universität Tübingen. „Es wird erwartet, dass die Krankheitshäufigkeit von Typ-1-Diabetes bei Kindern unter fünfzehn Jahren bis zum Jahr 2020 um 70 Prozent steigen wird.“

Damit erkrankt in Deutschland mittlerweile eines von 800 Kindern am Typ-1-Diabetes. Derzeit gibt es etwa 30 500 Typ-1-Diabetespatienten im Alter von unter zwanzig Jahren. Neuere Forschungsergebnisse zeigen, dass die Erkrankung meistens in den ersten beiden Lebensjahren mit der Bildung von Antikörpern gegen jene Zellen beginnt, die das Hormon Insulin in der Bauchspeicheldrüse bilden. „Die genauen Gründe für die Attacke des Immunsystems gegen den eigenen Körper sind trotz intensiver Forschung weiterhin unklar“, so Fritsche.

Quellen:
JAMA 2014;311:1778-1786
http://jama.jamanetwork.com/article.aspx?articleid=1866098
Diabetes Gesundheitsbericht 2014
Diabetes bei Kindern und Jugendlichen
http://www.diabetesde.org/fileadmin/users/Patientenseite/PDFs_und_TEXTE/Infomaterial/Gesundheitsbericht_2014_kl.pdf