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DGVS aktualisiert Leitlinie zur Diagnostik von Colitis ulcerosa

Leitlinie für die Behandlung der Colitis ulcerosa

Berlin – Krampfartige Bauchschmerzen, Blut im Stuhl und immer wieder Durchfälle: In Deutschland sind rund 150.000 Menschen an der chronisch entzündlichen Darmerkrankung Colitis ulcerosa (CU) erkrankt. Colitis ulcerosa, die meist im jungen Erwachsenenalter, nicht selten auch schon bei Jugendlichen und Kindern, beginnt, verläuft in Schüben und begleitet die Betroffenen in der Regel ein Leben lang. Unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) haben Experten nun die Leitlinie für die Behandlung der Colitis ulcerosa auf den aktuellen Stand der Wissenschaft gebracht. Ein besonderes Augenmerk haben die Autoren dabei auf die erhöhten Infektionsrisiken von CU-Patienten und den Aspekt Ernährung gelegt. Die Rolle der Ernährung wurde viele Jahre überschätzt: Abgesehen vom Stillen gibt es keine wissenschaftlich belegte Ernährungsform, die das Risiko für die Entstehung einer CU-Erkrankung reduziert.

Fälle von Colitis ulcerosa wurden bis Ende der 1950er-Jahre in Deutschland selten diagnostiziert und haben seitdem in allen westlichen Industrieländern deutlich zugenommen. Ein wichtiger Auslöser der Erkrankung und eine Erklärung für die Zunahme der CU scheint in veränderten Umwelt- und Hygienebedingungen der modernen Zivilisation zu liegen. CU tritt eher in Industrieländern als Entwicklungsländern, eher bei Städtern als in der Landbevölkerung auf. „Die Zunahme der Fallzahlen in den letzten Jahrzehnten führte zudem zur Theorie, dass der Auslöser für die Erkrankung auch in den modernen Ernährungsgewohnheiten zu finden sein könnte“, sagt Professor Dr. med. Axel Dignaß von der Medizinischen Klinik I des AGAPLESION MARKUS KRANKENHAUSES in Frankfurt, einer der Koordinatoren der Leitlinie. Studien hätten diesen Zusammenhang bisher allerdings nicht bestätigt. Einzige Ausnahme sei das Stillen: Kinder, die mindestens sechs Monate lang gestillt wurden, haben ein um fast ein Viertel reduziertes Risiko, später an CU zu erkranken, als nicht oder nur kurz gestillte Kinder.

Während eine Prävention über die Ernährung also nicht effektiv möglich zu sein scheint, kommt der Ernährung bei bereits bestehender CU eine große Bedeutung zu. „Wegen der wiederkehrenden Durchfälle und der Schädigung der Darmschleimhaut haben die Patienten ein hohes Risiko für eine Mangelernährung“, sagt Professor Dr. med. Torsten Kucharzik von der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Gastroenterologie des Klinikums Lüneburg, der die Aktualisierung der Leitlinie ebenfalls als Koordinator betreut hat. Oft schwächten die Komplikationen, die durch den Nährstoffmangel hervorgerufen würden, die Patienten mehr, als die Darmentzündung selbst. Besonders Kinder weisen häufig – in bis zu 85 Prozent der Fälle – Zeichen einer Mangelernährung auf. Neben starken Proteinverlusten wirken sich auch eine zu geringe Versorgung mit Mikronährstoffen wie Eisen, Vitamin D, Folsäure oder Zink negativ auf Wachstum und Entwicklung aus. Die Versorgung mit Nährstoffen sollte daher regelmäßig überprüft und fehlende Nährstoffe als Tablette oder Infusion zugeführt werden, empfiehlt die Leitlinie.

Die Ursachen für die Entstehung einer CU sind nach wie vor nicht vollständig geklärt, zentral scheint jedoch eine Fehlsteuerung des Immunsystems zu sein. Die Patienten werden daher meist mit immunsuppressiven Medikamenten behandelt. Damit steigt jedoch die Gefahr von bakteriellen oder viralen Infektionen deutlich an. „Besonders die Kombination mehrerer Medikamente stellt ein Problem dar“, erläutert Kucharzik. In Studien hatten Patienten, die mehrere solcher Medikamente einnehmen mussten, ein um das 14,5-Fache erhöhtes Infektionsrisiko. Die Mediziner raten daher dazu, noch vor Beginn der Therapie den Impfstatus der Patienten zu überprüfen und fehlende Impfungen nachzuholen. Auch die jährliche Grippeimpfung sei für immunsupprimierte Patienten dringend zu empfehlen.

Obwohl die Krankheit nicht selten ist, dauert es bei vielen CU-Patienten noch immer lange, bis sie die richtige Diagnose und eine adäquate Therapie erhalten. „Umso wichtiger war uns die Aktualisierung der Leitlinie“, sagt DGVS-Experte Dignaß. Besonders in den Händen von Hausärzten und der Patienten selbst könne sie wertvolle Hinweise für eine frühzeitige Diagnosestellung und optimale Behandlung der Krankheit geben. Die aktualisierte S3-Leitlinie wurde federführend von der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten erstellt und fasst den aktuellen Stand der Wissenschaft bei Diagnostik und Behandlung der Colitis ulcerosa zusammen. Die Leitlinie ist abrufbar unter https://www.dgvs.de/wissen-kompakt/leitlinien/leitlinien-der-dgvs/colitis-ulcerosa/

Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) wurde 1913 als wissenschaftliche Fachgesellschaft zur Erforschung der Verdauungsorgane gegründet. Heute vereint sie mehr als 5500 Ärzte und Wissenschaftler aus der Gastroenterologie unter einem Dach. Die DGVS fördert sehr erfolgreich wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und Fortbildungen und unterstützt aktiv den wissenschaftlichen Nachwuchs. Ein besonderes Anliegen ist der DGVS die Entwicklung von Standards und Behandlungsleitlinien für die Diagnostik und Therapie von Erkrankungen der Verdauungsorgane – zum Wohle des Patienten.

Alkohol ist ein wichtiger Risikofaktor für Darmkrebs

Darmkrebsmonat März: Alkohol ist ein wichtiger Risikofaktor für Darmkrebs

Foto zeigt Sektgläser mit SektBerlin – Das Trinken von Alkohol ist gesellschaftlich breit akzeptiert, trotz der Risiken, die mit seinem Konsum einhergehen. Alkohol ist an der Entstehung von mehr als 200 Erkrankungen beteiligt, so die Autoren des Alkoholatlas Deutschland 2017. Leberschäden gehören dabei zu den weitgehend bekannten Folgen. Doch auch das Risiko für Darmkrebs steigt. Anlässlich des Darmkrebsmonats März macht die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) darauf aufmerksam, dass auch der vergleichsweise moderate Konsum von Alkohol das Risiko für eine Darmkrebserkrankung erhöht. Ausschlaggebend ist dabei allein die Menge des konsumierten Alkohols, nicht die Art des alkoholischen Getränks. In ihrem Aufruf an die Politik „Prävention beginnt in den Verdauungsorganen“ fordert die DGVS unter anderem eine bessere Aufklärung über die Gefahren des Alkohols sowie mehr Regularien für die alkoholproduzierende Industrie, auf diese Risiken hinzuweisen.

Darmkrebs gehört in Deutschland mit rund 64 000 Neuerkrankungen und etwa 26 000 Todesfällen pro Jahr zu den häufigsten Krebserkrankungen. Männer sind häufiger betroffen und erkranken auch früher als Frauen. „Der Zusammenhang zwischen hohem Alkoholkonsum und Darmkrebsrisiko ist mittlerweile durch zahlreiche Studien gut belegt“, sagt Professor Dr. med. Christian Trautwein, Direktor der Medizinischen Klinik III der RWTH Aachen und Mediensprecher der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS). Eine Auswertung von 14 prospektiven Kohortenstudien zeigte, dass bereits der Konsum von 100 Gramm Alkohol pro Woche mit einem 15-prozentigen Anstieg des Darmkrebsrisikos einhergeht. Ein Standardglas Bier oder Wein enthält jeweils rund 10 bis 12 Gramm reinen Alkohol. „Wer regelmäßig noch mehr Alkohol konsumiert, bei dem nimmt auch das Risiko weiter zu“, so Trautwein. Die Metaanalyse zeigte auch, dass die Gruppe der stärksten Konsumenten im Vergleich zu den Probanden mit dem geringsten Alkoholkonsum ein um rund 50 Prozent erhöhtes Darmkrebsrisiko aufwies. Ausschlaggebend ist dabei allein die Menge des konsumierten Alkohols, nicht die Art des alkoholischen Getränks. Wein oder Bier sind also nicht weniger schädlich als Schnaps oder Whisky. Auch moderate Trinker tun daher gut daran, pro Woche mindestens drei alkoholfreie Tage einzulegen, empfiehlt die DGVS. Neben der Reduktion von Alkohol unterstützt außerdem eine gesunde Ernährung mit mindestens 30 Gramm Ballastoffen pro Tag und möglichst wenig rotem und verarbeiteten Fleisch die Darmgesundheit.

Nichtsdestotrotz lässt sich auch mit gesunder Ernährung und möglichst wenig Alkohol eine Darmkrebserkrankung nicht mit Sicherheit verhindern. „Essentiell wichtig ist deshalb, auch die Darmspiegelung zur Früherkennung von Darmkrebs wahrzunehmen“, betont Professor Dr. med. Wolf Schmiegel, Uniklinik Bochum. Diese wird ab dem Alter von 55 Jahren von den Krankenkassen erstattet. Die DGVS empfiehlt jedoch, die Untersuchung bereits ab 50 vornehmen zu lassen – insbesondere Männern ist dies empfohlen, da sie oft früher als Frauen an Darmkrebs erkranken. Bei einer Darmspiegelung können Krebsvorstufen nicht nur frühzeitig erkannt, sondern auch gleich entfernt werden, bevor sie sich zu einem Tumor weiterentwickeln können.

In ihrem aktuellen Aufruf „Prävention beginnt in den Verdauungsorganen“ fordert die DGVS unter anderem eine bessere Aufklärung über die Gesundheitsrisiken von Alkohol und mehr Regularien für die alkoholproduzierende Industrie, auf diese Risiken hinzuweisen. Das Positionspapier der Fachgesellschaft legt dar, welche Initiativen in Forschung, Prävention und Behandlung notwendig sind, um die Volkskrankheiten der Verdauungsorgane in Zukunft angemessen versorgen und Neuerkrankungen vermeiden zu können.

Literatur:

– Dt. Krebsforschungszentrum (Hrsg), Alkoholatlas Deutschland 2017, Sept. 2017

– Moskal A et al, Alcohol intake and colorectal cancer risk: a dose-response meta-analysis of published cohort studies. Int J Cancer. 2007 Feb 1;120(3):664-71.

PM der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS)