Archiv für den Monat: Juli 2014

Hepatitis C Virus Genotype 1 is Most Prevalent Worldwide

Non-genotype 1 Infections Comprise over 50% of all HCV Cases

In one of the largest prevalence studies to date, researchers from the U.K. provide national, regional, and global genotype prevalence estimates for the hepatitis C virus (HCV). Findings published in Hepatology, a journal of the American Association for the Study of Liver Diseases, indicate that genotype 1 is the most prevalent worldwide, with over 83 million patients infected of which one-third reside in East Asia. Genotype 3, at just over 54 million cases, is the next most prevalent, followed by genotypes 2, 4, 6, and 5.

Despite efforts to control HCV, it remains one of the most prevalent diseases globally, with up to 150 million patients living with chronic infection according to the World Health Organization (WHO). Previous research shows that chronic HCV leads to the development liver cirrhosis, hepatocellular carcinoma (HCC) or liver cancer, liver failure and death. WHO reports that 350,000 to 500,000 deaths each year are caused by liver diseases related to HCV.

“While the HCV infection rate is decreasing in developed countries, deaths from liver disease secondary to HCV will continue increasing over the next 20 years,” explains lead co-author Dr. Jane Messina with the University of Oxford in the U.K. “Understanding the global trends in the genetic makeup of HCV is the focus of our study and imperative in developing new treatment strategies that may save millions of lives around the world.”

Researchers identified 1,217 medical studies between 1989 (the year HCV was discovered) and 2013 that reported HCV genotypes. The data were then combined with HCV prevalence estimates from the WHO Global Burden of Disease project. Roughly 90% of the global population, representing 117 countries was included in this study.

Analysis shows that HCV genotype 1 is the most prevalent at 46% of all HCV cases, followed by genotype 3 at 30%; genotypes 2, 4, and 6 with a combined total of 23% and genotype 5 at less than 1%. Researchers highlight that genotypes 1 and 3 are most dominant regardless economic status, but found lower-income countries had larger concentrations of genotypes 4 and 5.

Dr. Eleanor Barnes with the University of Oxford adds, “Advances in therapeutics are minimal for cases of non-genotype 1 HCV, which comprise more than half of all HCV cases. Our study provides evidence of genotype prevalence for specific countries and regions that will help improve access to new viral therapies to combat HCV.”

Monday, July 28, 2014 is World Hepatitis Day—a day organized by WHO to increase awareness and understanding of viral hepatitis.

Freiburger Uni-Klinik meldet: Keine Gefahr durch „Vampir-Grippe“

Freiburger Forscher haben ein neu entdecktes Influenzavirus aus
Fledermäusen auf sein Gefahrenpotential untersucht / Veröffentlichung der
Ergebnisse in Nature Communications

Fledermäuse spielen eine sehr große Rolle als Überträger und Reservoir
verschiedenster humanpathogener Viren, wie z.B. Ebola, SARS, Masern, Mumps
oder Erregern von Hirnhautentzündungen.

2012 wurden in Guatemala in Fledermäusen (Sturnira lilium) erstmals
Gensequenzen eines neuartigen, möglicherweise den Menschen gefährdenden
Influenza-Virus (H17N10) entdeckt.  Einer Forschergruppe am Institut für
Virologie des Universitätsklinikums Freiburg um Professor Dr. Martin
Schwemmle ist es nun erstmals gelungen, dieses Virus zu studieren und
Entwarnung für eine potentielle Ausbreitung auf den Menschen zu geben. Die
Ergebnisse der Forschungsgruppe wurden nun in der renommierten
Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht.

Die vor zwei Jahren im Blut von Fledermäusen in Mittelamerika entdeckten
genetischen Spuren eines neuen Grippe-Erregers lösten nicht nur unter
Wissenschaftlern ein reges Interesse aus. Auch das Medienecho war hoch und
gipfelte in der Schlagzeile „Kommt jetzt die Vampir-Grippe?“. Freiburger
Wissenschaftler konnten nun die Fledermaus-Influenza-Viren mit Hilfe eines
daraus abgeleiteten künstlich hergestellten (chimären) Virus aus sechs
Genen des Fledermaus-Genoms und zwei Genen der Viren-Oberfläche eines
bereits bekannten Influenza-A-Virus einer detaillierten Analyse
unterziehen.

„Unsere Studien ergaben, dass diese Fledermausviren tatsächlich
Influenza-A-ähnliche Viren sind“, sagt Prof. Schwemmle. Influenza-A-Viren
kommen hauptsächlich in Wasservögeln vor, aber auch andere Tiere und
Menschen können infiziert werden. Influenza-A-Viren sind verantwortlich für
leichte, aber auch lebensbedrohliche Krankheitsverläufe. Sie können
aufgrund ihrer Fähigkeit zum genetischen Austausch mit anderen
Influenza-Subtypen  leicht mutieren und weltweite Grippe-Wellen auslösen.

Nun konnten die Forscher mit Hilfe der chimären Viren zeigen, dass sich das
neu entdeckte Virus zwar gut in menschlichen Zellen vermehrt, in Mäusen
aber jedoch zu keiner Erkrankung führt. Ebenso wichtig ist der Nachweis,
dass die Virusgnome so stark voneinander abweichen, dass sie sich mit Genen
menschenpathogener Influenza-A-Viren nicht mischen können. Somit stellt das
H17N10-Virus sehr wahrscheinlich kein Gefahrenpotenzial für die Entstehung
einer neuen hochinfektiösen Virusvariante dar.

„Unsere Ergebnisse schließen zwar eine Möglichkeit der Übertragung des
Fledermaus-Influenza-Virus auf Menschen nicht völlig aus, aber das
Gefährdungspotential, das von diesen H17N10-Viren ausgeht, scheint doch
vergleichsweise sehr gering zu sein “, erklärt Prof. Schwemmle vom Institut
für Virologie des Universitätsklinikums Freiburg. Ein H17N10-ähnliches
Virus  wurde kürzlich aus Fledermäusen in Peru isoliert. Ob noch weitere
Influenzaviren in Fledermäusen zirkulieren bleibt abzuwarten.

Originaltitel der Arbeit: An infectious bat-derived chimeric influenza
virus harbouring the entry machinery of an influenza A virus

Medizinische Soforthilfe bei einem psychischen Zusammenbruch

Vor knapp einem Jahr eröffnete die Dr. Becker Brunnen-Klinik in Horn-Bad Meinberg ein Akut-Department für psychisch Kranke. Jetzt zieht Chefarzt Dr. med. Dirk Schröder eine erste Bilanz.

Vor knapp einem Jahr eröffnete die Dr. Becker Brunnen-Klinik ein Akutdepartement für psychisch Kranke.

Vor knapp einem Jahr eröffnete die Dr. Becker Brunnen-Klinik ein Akutdepartement für psychisch Kranke.

Vier Einzelsitzungen und drei Gruppensitzungen erhalten die Akut-Patienten pro Woche in der Dr. Becker Brunnen-Klinik.

Vier Einzelsitzungen und drei Gruppensitzungen erhalten die Akut-Patienten pro Woche in der Dr. Becker Brunnen-Klinik.

Horn-Bad Meinberg. 580 Belegungstage von Januar bis Juni 2014 – Chefarzt Dr. med. Dirk Schröder zeigt sich zufrieden mit dieser Halbjahresbilanz seines Akutdepartements für psychisch Kranke. „Für 2014 hatten wir eine Zielgröße von 1.000 Belegungstagen ausgegeben. Die haben wir jetzt schon übererfüllt.“ Er und sein Team hatten im September letzten Jahres in der Dr. Becker Brunnen-Klinik eine Abteilung für Menschen eröffnet, die nach einem psychischen Zusammenbruch zeitnah medizinische Hilfe in Anspruch nehmen möchten. Rund 30 Betroffene aus ganz Deutschland haben seitdem von dem Angebot Gebrauch gemacht. „Die Menschen, die bei uns Hilfe suchen, leiden zum Beispiel unter einem akuten Burnout, meist ausgelöst durch berufliche Probleme. Sie haben Antriebsschwierigkeiten und fühlen sich wie taub. Auch Angststörungen behandeln wir oft. Meist ist die Erkrankung soweit fortgeschritten, dass sich die Betroffenen schon nicht mehr trauen, das Haus zu verlassen“, erklärt Dirk Schröder.

Die Intensität einer einjährigen ambulanten Therapie
Vier Einzelsitzungen und drei Gruppensitzungen erhalten diese Patienten pro Woche in der Dr. Becker Brunnen-Klinik. Hinzu kommen Angebote wie Sport-, Kunst- und Entspannungskurse. „Die Behandlung bei uns ist sehr effektiv. Bei einer durchschnittlichen Verweildauer von vier bis sechs Wochen entspricht sie in etwa einer einjährigen ambulanten Therapie“, fasst Schröder das Konzept seines Akutdepartements zusammen. Die Behandlungsergebnisse seien gut, die Patienten durchweg zufrieden.

Auch die Mitarbeiter profitieren
Und auch die Mitarbeiter profitieren von ihrer Arbeit im neuen Akutdepartement. Für sie bedeutet der neue Aufgabenbereich weitere Impulse und fachliche Entwicklungsmöglichkeiten. „Die Patienten des Akutdepartements sind in der Regel hoch motiviert mit den Therapeuten zu arbeiten. Das und die hohe Erfolgsquote sind für uns natürlich sehr befriedigend“, erläutert Schröder.
 
Ausbau ist geplant
Angesichts dieser positiven Entwicklungen streben der Chefarzt der Brunnen-Klinik und sein Team langfristig den weiteren Ausbau des Akutdepartements an. „Momentan können wir aus formalen Gründen auf unserer Station nur privat versicherte oder beihilfeberechtigte Patienten behandeln. Wir sind aber optimistisch, dass unser Angebot  bald auch gesetzlich Versicherten zugänglich sein wird“, so Schröder. Der Antrag dafür ist bereits gestellt.

Veranstaltungshinweis: Vortrag über die „Akutbehandlung in der Psychotherapie“
Passend zum Thema wird Dr. Dirk Schröder, Chefarzt der Dr. Becker Brunnenklinik, am kommenden Sonntag, 27.07.2014 um 15.00 Uhr einen Vortrag über die „Akutbehandlung in der Psychotherapie“ halten. Veranstaltungsort ist der historische Kurpark von Horn-Bad Meinberg, der Besuch der Veranstaltung ist kostenlos.

Dr. Becker Brunnen-Klinik
Die Dr. Becker Brunnen-Klinik ist auf psychotherapeutische und psychosomatische Rehabilitation und Akutbehandlung spezialisiert. Über 1.600 Patienten werden jährlich in der nordrhein-westfälischen Klinik auf höchstem medizinischem Niveau versorgt. Behandlungsschwerpunkte sind insbesondere Depressionen, Angsterkrankungen, psychosomatische Beschwerden und Krankheitsbewältigung bei körperlichen Erkrankungen wie z.B. Tinnitus sowie die Behandlung älterer Menschen (Gerontopsychosomatik). Seit September 2014 können auch Menschen mit akuten psychischen Problemen aufgenommen werden. Die Brunnen-Klinik in Horn-Bad Meinberg beschäftigt rund 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. www.dbkg.de/brunnen-klinik

Neuer Therapieansatz bei multipler Sklerose

Charité-Wissenschaftler identifizieren entscheidenden Botenstoff

Berlin, 21.07.2014 Die Hemmung eines bestimmten Botenstoffs des Immunsystems bietet einen neuen Ansatz zur Therapie von multipler Sklerose. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Studie von Wissenschaftlern der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Die Forscher konnten in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Rheuma-Forschungszentrum erstmals demonstrieren, dass der Botenstoff GM-CSF mit multipler Sklerose assoziiert ist und von einer neuartigen Immunzell-Population produziert wird. Die Studie ist in der aktuellen Ausgabe des Fachjournals Science Translational Medicine* veröffentlicht.

Bei Autoimmunkrankheiten wie der multiplen Sklerose greift die Körperabwehr den eigenen Organismus an. Eine besondere Rolle spielen dabei spezialisierte Zellen des Immunsystems, die Helfer-T-Zellen, die den Körper eigentlich vor schädlichen Mikroorganismen schützen sollen. Von diesen Helfer-T-Zellen existieren verschiedene Unterklassen mit unterschiedlichen Aufgaben.

Die Wissenschaftler um Dr. Christina Zielinski von der Klinik für Dermatologie und Allergologie sowie dem Berlin-Brandenburg Centrum für Regenerative Therapien der Charité beschreiben in ihrer Forschungsarbeit eine ganz neuartige Klasse von Helfer-T-Zellen, die sogenannten GM-CSF-T Zellen. Diese T-Zellen produzieren den Botenstoff GM-CSF (Granulozyten-Makrophagen-Kolonie stimulierender Faktor), der für die entzündlichen Prozesse im Gehirn von Patienten mit multipler Sklerose eine grundlegende Rolle spielt.

Rebecca Noster, die Erstautorin der Studie, konnte die genaue molekulare Regulation dieser Zellen entschlüsseln. Sie identifizierte auslösende und hemmende Botenstoffe, die für die Entwicklung der GM-CSF T-Zellen wichtig sind. Überraschend war, dass Faktoren, die die Entwicklung von GM-CSF T-Zellen im Menschen auslösen, im Mausmodell eine entgegengesetzte Aufgabe haben. Zudem war die Produktion des Botenstoffes GM-CSF nicht mit den sogenannten Th17 Zellen, einer weiteren Unterklasse von Helfer-T-Zellen, assoziiert. Den Th17 Zellen wird bislang eine ursächliche Rolle für die Krankheitsentstehung bei vielen entzündlichen Erkrankungen zugeschrieben.

»Diese Diskrepanz zwischen Maus und Mensch verdeutlicht, wie wichtig es ist, nicht nur die klinische Anwendung sondern auch immunologische Grundlagen im Menschen zu studieren«, erklärt Dr. Christina Zielinski, Leiterin der Klinischen Forschergruppe Zelluläre Immunregulation. »Unsere Ergebnisse werfen ein ganz neues Licht auf die Entstehung von multipler Sklerose und zeigen neue therapeutische Angriffspunkte bei der Behandlung dieser, aber auch anderer Autoimmunerkrankungen des Menschen auf.«

Welt-Aids-Konferenz in Melbourne

Deutsche AIDS-Hilfe zur Welt-Aids-Konferenz: Diskriminierungsfreie Prävention und Versorgung jetzt!

Die am stärksten von HIV bedrohten Gruppen erhalten in den meisten Ländern keine angemessene Prävention und Gesundheitsversorgung.

Die Deutsche AIDS-Hilfe (DAH) teilt die Einschätzung der WHO, dass hier dringender Handlungsbedarf besteht, und stellt dieses Thema bei der Welt-Aids-Konferenz in Melbourne ins Zentrum ihrer Aktivitäten. Auch in Deutschland gibt es in diesem Bereich noch Defizite.

Ausgrenzung macht Prävention unmöglich

Zu den genannten Gruppen mit besonders hohem HIV-Risiko zählen vor allem Schwule und andere Männer, die Sex mit Männern haben, Drogenkonsumenten, Menschen in Haft, Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter sowie Menschen mit Trans*-Identität, die in vielen Ländern schwerer Diskriminierung ausgesetzt sind. Das gilt zum Beispiel in Osteuropa und Zentralasien, wo die Infektionszahlen zurzeit steigen.

Dazu sagt DAH-Vorstandsmitglied Carsten Schatz:

„Eine wirksame Prävention und Gesundheitsversorgung wird durch Ausgrenzung und Strafverfolgung unmöglich gemacht. Diskriminierung ist ein Motor der Epidemie und kostet viele Menschen Leben oder Gesundheit. Das Erfolgsrezept ist einfach: Wer die Menschenrechte achtet, hat auch Erfolg in der Prävention. Aus unserer 30-jährigen Arbeit wissen wir, welche Maßnahmen wirken. In Melbourne möchten wir anderen Ländern ein Beispiel geben und sie motivieren neue Wege zu beschreiten. Nur so lassen sich die Erfolge in den internationalen Bestrebungen gegen HIV und Aids fortsetzen. Dringend notwendig ist außerdem eine noch bessere Versorgung mit HIV-Medikamenten.“

Weltweit brauchen mehr als sechs Millionen Menschen dringend eine HIV-Therapie, haben aber keinen Zugang zu den lebensrettenden Medikamenten. Zu einer so genannten Postexpositionsprophylaxe, die eine Infektion nach einem Risiko noch verhindern kann, haben weltweit nur relativ wenige Menschen Zugang.

Maßnahmen für die am stärksten Bedrohten

Wie die am stärksten betroffenen Gruppen versorgt werden können, verdeutlicht die Deutsche AIDS-Hilfe in Melbourne anhand ihrer „Wussten Sie eigentlich?“-Kampagne mit Lebensgeschichten von Menschen aus allen genannten Zielgruppen. Die Kampagnenwebsite ist anlässlich der Welt-Aids-Konferenz jetzt auch auf Englisch verfügbar.

Zueiner angemessenen Versorgung gehören neben Informationen in der Sprache der Zielgruppe und Material (wie zum Beispiel Spritzen für den Drogenkonsum) zum Beispiel diskriminierungsfreie Beratungs- und Testangebote.

Verwurzelung der Prävention in der Selbsthilfe

Schatz weiter: „Das Erfolgsgeheimnis der deutschen HIV-Prävention für die am stärksten betroffenen Gruppen ist die Verwurzelung in der Selbsthilfe und das klare Bekenntnis gegen Diskriminierung. HIV-Prävention muss die Lebensweisen ihrer Zielgruppen respektieren und ihnen anbieten, was sie brauchen, um sich zu schützen. Dieses Vorgehen hat ermöglicht, dass die Zahl der Neuinfektionen in Deutschland im internationalen Vergleich niedrig ist.“

Die Deutsche AIDS-Hilfe wird für diese Prävention vom Bundesgesundheitsministerium gefördert. Mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, die diese Förderung umsetzt, besteht eine erfolgreiche Arbeitsteilung.

Missstände auch in Deutschland

Doch auch in Deutschland gibt es noch erhebliche Defizite: Drogenkonsumräume, die nachweislich Leben retten, gibt es nur in sechs Bundesländern. Spritzenvergabe für Drogenkonsumenten in Haftanstalten wird – mit Ausnahme einer einzigen Haftanstalt – überhaupt nicht angeboten. Zugleich beobachten wir mit großer Sorge einen Trend zu stärkerer Repression gegen Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter in Europa.

Die DAH in Melbourne

Die Deutsche AIDS-Hilfe ist in Melbourne mit einer neunköpfigen Delegation vertreten, zu der auch Menschen mit HIV beziehungsweise aus den oben genannten Gruppen zählen.

Kampagne „Wussten Sie eigentlich?“

Englische Version „Did you know?“

Pressemitteilung der WHO

www.aidshilfe.de

Medizin der Zukunft: Zwischen StarTrek und Spiritualität

MEDICA 2014:  Konferenzprogramm – Anbieter präsentieren sich innovationsfreudig

Es gibt viel Neues für Technikverliebte.

MEDICA_International_PavilionsDie Planungen zur weltgrößten Medizinmesse MEDICA 2014 (12. – 15. November) in Düsseldorf laufen bereits wieder auf „vollen Touren“.

Auf dem Vormarsch: „Wearables“

Ferner gibt es bereits einen ersten Konzeptansatz, wie eine Datenbrille („Google Glass“) den Chirurgen optimal unterstützen könnte, indem etwa in Verknüpfung mit einem Patientenüberwachungssystem auf dem Head-up-Display die wichtigsten Vitaldaten eingeblendet werden.

Apropos Wearables: Fortschritte auf dem Gebiet der Sensorik, der Materialentwicklung, der Energiespeicherung und der Chiptechnologie, sind Wachstumstreiber dieser körpernah eingesetzten Diagnose- und Kommunikations-„Allzweckwaffen“. Die Bandbreite aktueller Technikentwicklungen reicht von einem Chip-Sensor-Pflaster zur Ermittlung bestimmter Körperparameter mit Anbindung an eine Smartphone-App bis hin zu einer Kontaktlinse, die über die Tränenflüssigkeit den Blutzuckergehalt analysiert und diese Information via Funktechnologie weitertransferiert.

Eine Auswahl an Wearables, die aus medizinischer Sicht Perspektive auf gutes Marktpotenzial besitzen, vermittelt den MEDICA-Besuchern die Wearable Technologies Show in Halle 15. Interessante Aspekte werden auch näher beleuchtet bei der MEDICA MEDICINE + SPORTS CONFERENCE (im Congress Center Düsseldorf/ CCD. Süd) und zwar hinsichtlich der von vielen Sportlern genutzten „Activity Tracker“. Diese generieren eine Unmenge an Daten. Welche dieser Daten sind aber aus medizinischer Sicht sinnvoll im Sinne präventiver oder therapeutischer Maßnahmen? Und: Welchen Standards müssen die Daten gerecht werden, um durch Mediziner überhaupt genutzt werden zu können? Die Konferenzvorträge und -diskussionen werden über derartige Fragestellungen aufklären.

Zulieferer als wichtige Schrittmacher für Innovationen

Wer up-to-date bleiben will, was die Fachszene aktuell bewegt und vor allem inwieweit die Zulieferer im Zusammenspiel mit der Medizintechnik-Industrie den medizinischen Fortschritt vorantreiben, für den lohnt sich auch ein Besuch der COMPAMED 2014. Im Rahmen der international führenden Marktplattform für die Zulieferer präsentieren gut 700 Aussteller ihre Technologie- und Servicelösungen für den Einsatz in der Medizintechnikbranche – von neuen Materialien, Komponenten, Vorprodukten, Verpackungen und Dienstleistungen bis hin zur komplexen Auftragsfertigung.

Besonders im Trend liegen hier Mikrosystemtechnik-Lösungen für mobile Diagnostik-, Monitoring- und Therapiesysteme. Spezialisierte Anbieter beschäftigten sich z. B. damit, wie die in Bezug auf „Wearables“ benötigte Technik bestmöglich in Kleidung integriert werden kann. Zu lösen gilt es dabei zahlreiche Herausforderungen: So müssen die Trägertextilien weiterhin dehnbar sein, ohne dass Kontakte abreißen, und sie sollten auch hinreichend robust für die Pflege bleiben.

Die technischen Voraussetzungen hierfür erfüllen inzwischen winzige Sensoren, flexible und dehnbare Substrate aus Silikon, Polyurethan, Polyimid oder Textilien, die großflächig Elektronikbaugruppen aufnehmen können, sowie miniaturisierte Verbindungstechnologien, energieeffiziente Kommunikationselektronik und leistungsfähige Energiespeicher, die sich unter anderem drahtlos aufladen lassen.

In ihrer weltweit einzigartigen Kombination bilden MEDICA und COMPAMED die gesamte Prozesskette und das vollständige Angebot medizinischer Produkte, Geräte und Instrumente ab. Sie belegen zusammen das komplette Düsseldorfer Messegelände (19 Hallen).

 

Und hier noch etwas zur Unterhaltung:

Medizin der Zukunft: Zwischen StarTrek und Spiritualität

 

Ärzte dürfen nicht grundlos von Standardtherapie abweichen

Medizinrechts-Beratungsnetz bietet kostenfreies Orientierungsgespräch

Wenn Ärzte andere Behandlungsmethoden anwenden als die Standardtherapie, ohne ihre Patienten darauf hinzuweisen, ist das ein Behandlungsfehler. Das hat das Oberlandesgericht Hamm entschieden (Urteil vom 25.02.2014, Az.: 26 U 157/12). Als grob gilt der Fehler, wenn sich der Patient bereits für die Standardtherapie entschieden hatte.

Im vorliegenden Fall hatte ein Arzt die Hautkrebserkrankung eines Patienten mit einer fotodynamischen Therapie behandelt. Zuvor hatte der Patient die Standardtherapie gewünscht: den Tumor operativ zu entfernen. Der Arzt hatte den Patienten nicht darüber informiert, dass bei der fotodynamischen Therapie die Gefahr höher ist, dass der Krebs zurückkehrt.

„Grundsätzlich darf jeder Arzt nach eigenem medizinischen Ermessen die Therapie wählen“, sagt Dr. Britta Specht, Vorstandsvorsitzende des Medizinrechtsanwälte e.V. „Weicht er dabei jedoch von der Standardtherapie ab, muss er dies nachvollziehbar begründen können und den Patienten darüber aufklären.“

Das Medizinrechts-Beratungsnetz des Medizinrechtsanwälte e.V. bietet Patienten und deren Angehörigen bei Fragen des Medizinrechts oder medizinnahen Sozialrechts ein kostenfreies juristisches Orientierungsgespräch bei einem Vertrauensanwalt in Wohnortnähe. Ratsuchende können Beratungsscheine online anfordern ( www.mrbn.de/beratungsschein-anfordern ), oder unter der gebührenfreien Rufnummer 0800 / 0 73 24 83 (Montag bis Freitag, 9 bis 17 Uhr).

Sterblichkeit durch nichtübertragbare Krankheiten sollen bis 2025 um 25 Prozent gesenkt werden

UN-Gipfelkonferenz zu den nichtübertragbaren Krankheiten
Kommt die Bundesregierung ihren Verpflichtungen nach?

New York/Berlin, den 9. Juli 2014 – Welche Fortschritte haben die Nationalstaaten im Kampf gegen Krebs, Herz-Kreislauferkrankungen und Diabetes gemacht? Dies wollen die Vereinten Nationen am 10./11. Juli 2014 in New York bei einem Gipfeltreffen der Generalversammlung ermitteln – drei Jahre nach dem ersten UN-Gipfel zu den nichtübertragbaren Krankheiten im Jahr 2011. Auch Deutschland hat sich dem globalen Ziel verpflichtet, die vorzeitige Sterblichkeit durch nichtübertragbare Krankheiten bis 2025 um 25 Prozent zu senken sowie die Zunahme von Adipositas und Diabetes zu stoppen. „Wir sind gespannt, welche Maßnahmen die Bundesregierung darlegen wird, um diesen Verpflichtungen nachzukommen“, erklärt Dr. Dietrich Garlichs, Geschäftsführer der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). DDG und diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe, die an der UN-Konferenz teilnehmen, setzen sich für einen Nationalen Diabetesplan sowie die Einführung einer Zucker-Fettsteuer auf ungesunde Lebensmittel ein.

In Deutschland ist die Zahl der Diabeteserkrankungen allein in den Jahren 1998 bis 2011 um 38 Prozent auf über sechs Millionen gestiegen – jährlich zählen 40.000 Amputationen, 2000 Erblindungen und 2300 neu Dialysepflichtige zu den Folgen der epidemischen Stoffwechselerkrankung. Vor dem Hintergrund dieser dramatischen Zahlen hat die Bundesrepublik im Jahr 2011 die politische Deklaration des UN-Gipfels gegen nichtübertragbare Krankheiten unterzeichnet und 2012 dem Globalen Monitoringplan der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Umsetzung der politischen Deklaration in messbare nationale Zielgrößen und Messindikatoren zugestimmt. Darin hat sich Deutschland verpflichtet, die vorzeitige Sterblichkeit durch nichtübertragbare Krankheiten bis 2025 um 25 Prozent zu senken und sich auch zu dem Ziel „Die Zunahme von Adipositas und Diabetes stoppen“ („Halt the rise in obesity and diabetes!“) bekannt.

„Die UN-Gipfelkonferenz will die Nationen dazu bewegen, den 2011 vereinbarten Prozess weiter voranzutreiben und die globalen Ziele zu konkretisieren, um die politische Absichtserklärung in Ergebnisse umzusetzen“, erklärt Privatdozent Dr. med. Erhard Siegel, Präsident der DDG. „Es wird Zeit, dass sich die Politik kümmert – am besten durch ein verhältnispräventiv ausgerichtetes Bundespräventionsgesetz und den Beschluss eines Nationalen Diabetesplan“, betont auch Professor Dr. med. Thomas Danne, Vorstandsvorsitzender von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe.
Der Koalitionsvertrag sieht ein Präventionsgesetz noch für 2014 vor und der Vorschlag zu einem nationalen Diabetesplan ist  kürzlich auf Initiative von vier Bundesländern in den Bundesrat eingebracht worden. Erst Ende Juni hat der Gesundheitsausschuss des Bundesrates der Bundesregierung empfohlen, sowohl ein Bundespräventionsgesetz, als auch einen Nationalen Diabetesplan auf den Weg zu bringen „Auch hierzulande wächst jetzt endlich die Erkenntnis, dass die Primärprävention chronischer Krankheiten nicht vom medizinischen Sektor bewältigt  werden kann und dass speziell Diabetes politisch ein ‚hot topic‘ ist und einen konzertierten Aktionsplan erfordert“, so Danne.

Auf einigen Feldern hat Deutschland den Kampf gegen nichtübertragbare Krankheiten mit geeigneten politischen Maßnahmen bereits erfolgreich vorangetrieben. „Dazu zählen das Krebs-Informations- und -Registergesetz, aber auch die Nichtraucherschutzgesetze und insbesondere die Erhöhung der Tabaksteuer“, erläutert DDG-Geschäftsführer Garlichs. „Die Tabakpreiserhöhungen haben dazu beigetragen, den Tabakkonsum vor allem in der nachwachsenden Generation stark zurückzudrängen. „Diesem Beispiel folgend, empfehlen wir die Einführung einer Zucker-Fettsteuer auf stark kalorienhaltige verarbeitete Lebensmittel, wobei gleichzeitig gesunde Nahrung steuerlich entlastet werden sollte.“

Einen Nationalen Diabetesplan und die Einführung einer Zucker-Fettsteuer auf verarbeitete Lebensmittel werden die Organisationen DDG und diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe als neuen deutschen Beitrag bei der UN-Fortschrittskonferenz am 10./11. Juli zur Umsetzung der von Deutschland eingegangenen politischen Selbstverpflichtung vorschlagen.. „Wir sind stolz auf diese wiederholte Einladung der Vereinten Nationen, denn sie zeigt, dass unser Engagement zur Bewältigung der Volkskrankheit Diabetes auch international wahrgenommen wird und wir in den vergangenen drei Jahren ein zuverlässiger Partner gewesen sind“, freut sich Danne.

Schwer verlaufende Durchfallerkrankungen nehmen bei älteren Menschen zu

Ältere Menschen besonders gefährdet
DGVS-Studie: Schwer verlaufende Durchfallerkrankungen nehmen zu

Berlin – In Deutschland steigt die Zahl schwerer Darminfektionen, die im Krankenhaus behandelt werden müssen und tödlich enden können. So wurden im Jahr 2000 etwa 128 000 Menschen wegen einer Durchfallerkrankung stationär aufgenommen, 2011 waren es mit rund 282 000 Patienten mehr als doppelt so viele. Dies berichtet die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) in der in der aktuellen Ausgabe der „Zeitschrift für Gastroenterologie“ (Georg Thieme Verlag, Stuttgart). Besonders stark zugenommen haben demnach Infektionen mit dem Erreger Clostridium difficile, der sich nach der Einnahme von Antibiotika im Darm ausbreiten kann.  Vor allem ältere Menschen seien hiervon betroffen, so die Experten.

„Clostridium difficile-Bakterien sind in der Umwelt weit verbreitet und kommen auch bei vielen Gesunden im Darm vor“, erklärt Studienautor Professor Dr. med. Markus Lerch, Direktor der Klinik für Innere Medizin A an der Universitätsmedizin Greifswald und Präsident der DGVS. Stören Antibiotika das Gleichgewicht der gesunden Darmflora, also die Besiedlung der Darmschleimhaut mit schützenden Mikroorganismen, kann sich der Erreger ungehindert vermehren. Gefährlich sind die Bakterien durch ihre Gifte: Die Toxine lähmen die Darmwand und führen im schlimmsten Fall zu einer ballonartigen Ausweitung des Dickdarms, einem „toxischen Megacolon“.

Wie die Forscher der DGVS unter Federführung von Frau Privatdozentin Dr. med. Petra Lynen Jansen anhand von Daten des Statistischen Bundesamtes ermittelten, ist die Zahl der Patienten, die wegen einer Clostridium difficile-Infektion in die Klinik kamen, deutlich gestiegen. Während es im Jahr 2000 noch rund 1 300 waren, nahmen deutsche Kliniken 2011 knapp 28 200 Erkrankte auf. „Diese Daten sind alarmierend und ermahnen uns einmal mehr dazu, Antibiotika sehr gezielt einzusetzen“, sagt Professor Dr. med Ansgar Lohse, Direktor der 1. Medizinischen Klinik am Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf. 15 bis 20 Prozent der Antibiotika-assoziierten Durchfallerkrankung würden durch Clostridium difficile verursacht.

Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass ein Großteil der Sterbefälle, die Kliniken im Zusammenhang mit Magen-Darm-Infektionen registrieren, auf Infektionen mit diesem Bakterium zurückgehen. „2011 verstarben insgesamt 4 152 Patienten im Krankenhaus im Zusammenhang mit gastrointestinalen Infektionen“, so Lerch. „Ausgehend von Mortalitätsraten aus den USA gehen wir davon aus, dass in Deutschland jährlich mindestens 2 000 Menschen mit Clostridium difficile-Infektionen sterben“.

Doch nicht allein Erkrankungen mit Clostridium difficile nehmen zu. Wie die Analyse – unter anderem auch von Daten des Robert Koch-Instituts – ergab, steigt auch die Zahl der Infektionen mit Noroviren, Rotaviren, Campylobacter- und E. coli-Bakterien. „Durch Infektionen im Magen-Darmtrakt sind vor allem ältere Menschen gefährdet“, berichtet Mitautor Professor Dr. med. Andreas Stallmach, Direktor der Klinik für Innere Medizin IV am Universitätsklinikum Jena. So waren etwa bei den Clostridium difficile-Infektionen mehr als 80 Prozent der Patienten über 65 Jahre. Aber auch bei den virusbedingten Darminfekten, bei denen Kinder noch die größte Patientengruppe ausmachen, nimmt der Anteil älterer Patienten zu. „Wir gehen davon aus, dass sich mit der demographischen Entwicklung die Problematik von Darminfektionen weiter verschärfen wird“, meint Stallmach.

Mit über einer halben Million in Kliniken behandelten Erkrankungsfällen im Jahr gehören Magen-Darm-Infektionen schon heute zu den häufigsten Infektionen in Deutschland. „Um der wachsenden Aufgabe zu begegnen, müssen wir die Aus- und Weiterbildung von Gastroenterologen auf dem Gebiet der Infektiologie verbessern“, betont DGVS-Präsident Lerch.

Quelle:
Entwicklung infektiöser Durchfallerkrankungen zwischen den Jahren 2000 und 2012
P. Lynen Jansen, A. Stallmach, A. W. Lohse, M. M. Lerch
Z Gastroenterol 2014; 52: 549–557

Warum Stress am Arbeitsplatz krank macht

Depressionen und Herzinfarkt:

Warum Stress am Arbeitsplatz krank macht

Notausgang 2fzm, Stuttgart, Juli 2014 – Hohe Anforderungen, permanenter Zeitdruck und geringe Kontrollmöglichkeiten, eine nicht angemessene Belohnung und keine Aussicht auf Beförderung. Das alles kann Arbeiter und Angestellte krank machen. So steigert Arbeitsstress das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden, um 40 Prozent, das Risiko, eine Depression zu entwickeln, sogar um 80 Prozent, warnt ein Experte in der Fachzeitschrift „DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift“ (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2014).

Arbeitsstress ist ein Alltagsbegriff, dessen Auswirkungen auf die Gesundheit kaum fassbar erscheinen. Wissenschaftler haben in den letzten Jahren jedoch Fragebögen entwickelt, mit denen sie potenziell gesundheitsgefährdenden Stress erkennen und bewerten können. „Arbeitsstress ist messbar“, schreibt Professor Peter Angerer, Leiter des Instituts für Arbeits- und Sozialmedizin der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, und nennt gleich drei Arten, wie Arbeitsstress die Menschen krank macht. Das „Job Strain“-Modell vergleicht die Anforderungen am Arbeitsplatz mit den Möglichkeiten des Arbeiters sie zu erfüllen. Wenn Zeit- und Handlungsspielräume und Lerngelegenheiten fehlen, kann die Arbeit schnell über den Kopf wachsen, was auf Dauer krank macht. „Diese Konstellation findet sich häufig bei Beschäftigten mit gering qualifizierter Industriearbeit, etwa Fließbandarbeit in hohem Tempo“, schreibt Angerer. Aber auch einfache immer gleiche Bürotätigkeiten könnten krank machen, wenn die Anforderungen zu hoch geschraubt werden. Ein 11-Punkte-Fragebogen zeigt den Forschern, ob die Gesundheit eines Arbeiters oder Angestellten gefährdet ist.

Unter Belohnungs- oder Gratifikationskrisen leiden Menschen, die für ihre berufliche Karriere Vorleistungen erbracht haben und sich gegen Konkurrenten durchsetzen wollen. Wenn der Erfolg ausbleibt, neigen viele zu einem ungesunden Überengagement. „Stresstheoretisch stehen enttäuschte Erwartungen sozialer Belohnungen im Zentrum“, erläutert der Experte. Auch dies ist mittlerweile mit einem Fragebogen messbar.

Der dritte Stressor entsteht durch Willkür und nicht korrekte Umgangsformen zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern. Auch ein Mangel an Fairness und Respekt im Umgang miteinander ist ungesund. Arbeitsmediziner bezeichnen dies als mangelnde Organisationsgerechtigkeit, die sie ebenfalls mit einem Fragebogen erfassen können.

In den letzten Jahren haben Arbeitsmediziner die Fragebögen genutzt, um die Auswirkungen von Stress auf die Gesundheit zu messen. Ihre Ergebnisse zeigen, dass Arbeitsstress das Risiko auf Depressionen um 80 Prozent und das Risiko auf einen Herzinfarkt um 40 Prozent steigert. Für die Depressionen sei dies noch eine zurückhaltende Schätzung, so Professor Angerer. Die wissenschaftliche Befundlage sei „robust“. Für Arbeitsstress als Ursache spreche die Übereinstimmung der Ergebnisse in verschiedenen Studien und eine „Dosis-Wirkungsbeziehung“: Je stärker der Stress ist und je länger er anhält, desto höher ist das Risiko von Depressionen. Die Lebensgeschichte der Arbeiter und die Persönlichkeit haben nach Einschätzung des Experten zwar einen gewissen Einfluss: „Auf Dauer können sie den Effekt gefährdender Arbeitsbedingungen nicht wesentlich abschwächen“, warnt er. Die Belastungen können sogar so hoch sein, dass es für den Arbeiter im Einzelfall gesünder sein kann, den Job zu kündigen. Arbeitslosigkeit beeinflusse die psychische Gesundheit zwar negativ, die Beschäftigung in hochgradig belastenden Berufen könne jedoch noch ungesünder sein. Dies hat laut Professor Angerer eine Studie aus Australien ergeben.

Auch die schädliche Wirkung auf Herz- und Kreislauf ist gut untersucht. Professor Angerer sieht zwei „Stressachsen“. Über das sympathische Nervensystem werden Adrenalin und Noradrenalin, sogenannte Katecholamine, freigesetzt. Messbar ist dies an einer verminderten Herzfrequenzvariabilität: Der Herzschlag bleibt so auch bei Entlastung und Entspannung erhöht. Gleichzeitig schüttet die Nebenniere vermehrt Cortisol aus, was mit einem morgendlichen Speicheltest gemessen werden kann. Arbeiter mit erhöhten Werten in den Tests haben ein erhöhtes Risiko auf einen hohen Blutdruck sowie auf Herzinfarkt oder Schlaganfall.

Arbeitsstress ist für Professor Angerer vermeidbar. „Arbeitsbedingungen im Unternehmen sind grundsätzlich modifizierbar und ein günstigeres Verhalten im Umgang mit Belastungen lässt sich erlernen“, schreibt der Arbeitsmediziner. Betriebsärzte und Personalverantwortliche sollten hier zusammenarbeiten. Eine Stressvermeidung käme dem Betrieb und auch der Gesellschaft zugute. Denn so Professor Angerer: „Gut belegt ist, dass sich der Anteil psychischer Diagnosen an Fehlzeiten und Frühberentungen im letzten Jahrzehnt stark erhöht hat.“

P. Angerer et al.:
Stress: Psychosoziale Arbeitsbelastung und Risiken für kardiovaskuläre Erkrankungen sowie Depression
DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2014; 139 (24); S. 1315-1320