Archiv für den Monat: März 2017

11. Café Scientifique: Chirurgie der Emotionen

11. Café Scientifique am 05.04.2017 zur Frage: Kann, soll, darf Depression operiert werden?

Für manche Formen der Depression gibt es noch keine wirksame Therapie. Ärztinnen und Ärzte in Freiburg forschen zurzeit an einem neuen Behandlungsansatz: der Tiefen Hirnstimulation. Bei dieser Methode werden im Gehirn von Patientinnen und Patienten Elektroden eingesetzt, die mit leichten elektrischen Impulsen bestimmte Hirnbereiche stimulieren. Prof. Dr. Volker Coenen, Neurochirurg und Forscher im Exzellenzcluster BrainLinks-BrainTools der Universität Freiburg, stellt die bisherigen Erkenntnisse zu dieser Therapieform vor, die schon erfolgreich bei der Parkinsonerkrankung angewendet wird. Was Depression ist und welche Optionen Erkrankte haben, erklärt Prof. Dr. Thomas Schläpfer, Psychiater am Universitätsklinikum Freiburg. Gemeinsam mit dem Freiburger Philosophen Privatdozent Dr. Oliver Müller und dem Publikum diskutieren die Forscher das Potenzial und die Grenzen dieser Neurotechnologie.

„Deutschland schläft schlecht“

Professor Gerald Lembke zur DAK-Studie „Deutschland schläft schlecht“

Smartphone-Nutzung raubt den Schlaf – und senkt die Produktivität

Eine junge Frau schläft neben ihrem Smartphone ein

Das Smartphone ist für die meisten Menschen ein Segen. Doch der tiefere Blick in die Digitalisierung unserer beruflichen Arbeitswelt zeigt: Die digitalen Arbeitswelten bringen Probleme mit sich, vor denen viele Chefs und Personalentscheider immer noch die Augen verschließen. Was in deutschen Unternehmen kaum thematisiert wird, ist in der
amerikanischen Wirtschaft längst Erkenntnis: Jeder vierte Arbeitnehmer verbringt während seines Arbeitstages mindestens eine Stunde mit persönlichen Anrufen, E-Mails und Textnachrichten. Die Ursachen sinkender Produktivität liegen nicht an der Existenz der Smartphones, sondern an deren unablässiger Nutzung.

Es sind die ständigen Unterbrechungen vor allem durch Textnachrichten der bekannten Messengerdienste, die den Mitarbeitern das Leben so schwer machen. So ist die Smartphone-Nutzung nicht nur Produktivitätskiller, sondern auch Gesundheitsrisiko, wie die jüngste DAK-Studie belegt („Deutschland schläft schlecht“). Dort zeigt die DAK eine dramatische Entwicklung auf: Vier von fünf Berufstätigen schlafen schlecht. Als Ursache dafür gelten laut DAK unter anderem: Termin- und Leistungsdruck im Beruf und das Gefühl, ständig erreichbar sein zu müssen.

Vierfünfteln der Mitarbeiter ist es nachts wichtiger, den Akkustatus ihrer Handys zu kontrollieren als den eigenen Akku aufzuladen. „Der dramatische Anstieg von Schlaflosigkeit in den letzten sechs Jahren gibt Anlass zur Sorge“, so der Berliner Schlafforscher Ingo Fietze. Die Digitalisierung sei ein entscheidender Grund für denschlechten Schlaf, meint zudem DAK-Chef Storm. Dies betrifft vor allem die beruflich Engagierten, die durch „Always-On“ Leistungsbereitschaft und Allzeitverfügbarkeit demonstrieren – auf Kosten ihrer Gesundheit.

Digitaleuphorie schadet der Gesundheit

„Der Zusammenhang zwischen der Digitalnutzung und der eigenen Gesundheit ist in der herrschenden Digitaleuphorie in Deutschland immer noch ein Tabuthema. Das muss sich ändern“, sagt Professor Lembke anlässlich der Veröffentlichung der DAK-Studie.„Wir müssen lernen, dass Abschalten entspannter und zufriedener macht als noch mehr Geräte anzuschalten.“ Der Kollaps drohe, wenn das „Internet of Things“, also die digitale Vernetzung aller Gegenstände tatsächlich Realität würde. Dann wäre ein Abschalten tatsächlich immer weniger möglich. Schließlich müssen die vielen digitalen Transaktionen beim Internet der Dinge ja ständig überwacht werden …

Lembke hält es für grob fahrlässig, diese Themen im Unternehmensalltag zu verschweigen. „Eine Leistungsgesellschaft sollte als Vorbild voranschreiten und müsste die Vorteile eines beschränkten Digitalkonsums längst erkannt haben – und danach handeln!“ fordert Lembke. Doch ein Digitalverzicht scheint im Verständnis vieler Menschen im Widerspruch zu den Erwartungen ihrer Chefs zu stehen. Denn sie sind es, die immer online sind und dies erwarten sie auch von ihren Mitarbeitern.

„Chefs unterliegen einer tragischen Logik“, so Lembke. Mitarbeiter werden nicht produktiver, indem sie abends für ihren Chef erreichbar sind und die Einsamkeit ihrer Chefs kompensieren, sondern indem sie in ihrer Freizeit ein digitalfreies Leben führen können und den Schlaf nicht als Übel der Nichterreichbarkeit verstehen.

Eine Strategie im Umgang mit der Smartphone-Übernutzung muss die Verhinderung der ständigen Unterbrechungen sein, damit sich Mitarbeiter und Chefs ihren originären Tätigkeiten widmen können und Konzentrations-, Arbeits- und Denkflüsse wieder ins Fließen kommen. Resultat eines angemessenen Smartphone-Einsatzes sind nicht nur eine deutlich höhere Produktivität, sondern auch ein größeres Glücksempfinden und damit ein höheres subjektives Selbstwirksamkeitsempfinden der Mitarbeiter.

Umgang mit Ablenkungsphänomenen in Unternehmen:

1. Thematisieren Sie die private Smartphone-Nutzung im Unternehmen
2. Verbote sind schlechte Ratgeber – fördern Sie lieber das Durchbrechen der schlechten Routinen durch Dialoge und gemeinschaftlich vereinbarteRegelungen
3. Vermeiden Sie langwierige und -weilige Meetings –, denn dort ist das Smartphone das neue Schiffeversenken

Über Professor Gerald Lembke

Gerald Lembke ist Professor für Digitale Medien an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg. Sein
Forschungsgebiet ist das digitale Mediennutzungsverhalten in Gesellschaft, Bildung und Wirtschaft. Er
ist Buchautor und Berater für den Einsatz und den Umgang mit Digitalen Medien in Wirtschaft
und Gesellschaft. Zu seinen jüngeren Publikationen zählen „Die Lüge der digitalen Bildung – Wie unsere
Kinder das Lernen verlernen“ und „Im digitalen Hamsterrad – Ein Plädoyer für den gesunden Umgang
mit Smartphone & Co“.

Digitalisierung in der Gesundheitsbranche

Risiken und Chancen der Digitalisierung

Hannover. Milliarden-Summen fließen ins Gesundheitswesen, oft steht es wegen Ineffizienz und veralteter Prozesse und Abläufe in der Kritik, Patientenorganisationen beklagen sinkende Qualität bei der Versorgung.

Kann die Digitalisierung wirklich in allen Bereichen der Gesundheits-branche helfen?

Wie groß die Potenziale sind, wo der größte Handlungsbedarf besteht und welche Chancen die Digitalisierung bietet, greift die „d!conomy Healthcare“ im Rahmen der CeBIT auf. Ein internationales Panel von Experten, Wissenschaftlern und Praktikern beleuchtet die Ursachen und Folgen sowie die Risiken und Chancen der Digitalisierung.

„d!conomy Healthcare“ bietet eine Plattform, um gemeinsam zu erarbeiten, was digitale Technologien im Gesundheitswesen für jeden Einzelnen bedeutet. In einer Vielzahl von Keynotes und Workshops rund um das Thema „What’s up Digital Health? Ideen, Geschäftsmodelle, Möglichkeiten“ werden unter anderem die Auswirkungen politischer Entscheidungen betrachtet. In einem Panel diskutieren Parteivertreter wie der SPD-Gesundheitsexperte, Prof. Dr. Karl Lauterbach, zum Thema „Was wollen wir tun, um Potenziale zu heben?“ Es gilt zudem zu klären, welche Patientendaten überhaupt erhoben werden dürfen und wie weit Patienten bereit sind, diesen Weg mitzugehen. Auch die Möglichkeit weltweiter Vernetzung, um auf das Know-how internationaler Spezialisten zuzugreifen sowie notwendige Voraussetzungen von Medizinern werden auf der Konferenz thematisiert.

Die Veranstaltung wird gemeinsam mit der Gesundheitswirtschaft Region Hannover, medcon & more sowie der SKC Beratungsgesellschaft ausgerichtet und findet am CeBIT-Mittwoch, 22. März von 10 bis 18.00 Uhr auf der Bamboo Stage in Halle 8, Stand A01, statt.

„d!conomy Healthcare“ richtet sich an Mediziner, Entscheider bei Krankenkassen, Pharmaunternehmen, Visionäre und Politiker, die einen Blick in die Gesundheitszukunft wagen möchten. „Wir sind begeistert, dass wir so erfahrene und innovative Vordenker aus Industrie, Politik und Wissenschaft für die d!conomy Healthcare 2017 gewinnen konnten und freuen uns auf gehaltvolle, facettenreiche und wegweisende Diskussionen“, bewertet Univ.-Prof. Dr. med. Matthias P. Schönermark die Veranstaltung auf der CeBIT.

Blut – Ein ganz besonderer Saft

„Medizinwissen für Kinder“: Blut – Ein ganz besonderer Saft

Blut ist Körperpolizei und wichtigstes Transportmedium im menschlichen Körper zugleich – was dieser besondere Saft alles kann, erklärt Dr. Markus Umhau am Samstag, 1. April 2017, bei „Medizinwissen für Kinder“ am Universitätsklinikum Freiburg

Schwierige medizinische Themen für Schulkinder verständlich machen und sie für dieses Feld begeistern, das sind die Ziele der Vorlesungsreihe „Medizinwissen für Kinder“ des Universitätsklinikums Freiburg. Am Samstag, 1. April 2017, findet um 15 Uhr im Hörsaal der Universitäts-Frauenklinik (Hugstetter Straße 55, 79106 Freiburg) die nächste Vorlesung der Reihe mit dem Titel „Blut – Ein ganz besonderer Saft“ statt.

Nur ein bis zwei Liter Blut fließen durch den Körper eines Kindes – vier bis sechs Liter durch den Körper eines Erwachsenen. Ohne ausreichend Blut können wir Menschen nicht leben, denn das Blut transportiert alle wichtigen Nährstoffe, Hormone und Enzyme zu den Körperzellen. Dafür verantwortlich sind die verschiedenen Bestandteile des Blutes: rote Blutkörperchen, weiße Blutkörperchen, Blutplättchen und Blutplasma.

Neben der Transport-Funktion hat Blut aber noch eine weitere Aufgabe: es kämpft tagtäglich gegen Viren und Bakterien, die uns krank machen wollen. Wie bei der echten Polizei sind die als Körperpolizisten bezeichneten weißen Blutkörperchen ständig im Körper auf Verbrecherjagd. Haben sie einen Bösewicht aufgespürt, machen sie diese Viren oder Bakterien unschädlich. Blut ist dabei nicht gleich Blut, sondern unterscheidet sich anhand der Blutgruppen.

Was Blut alles kann, warum man es untersucht, wie man die Blutgruppen bestimmt, warum man es spenden kann und wie es Wunden heilt, das erklärt der Blut-Experte Dr. Markus Umhau bei „Medizinwissen für Kinder“. Der Arzt leitet die Blutspendezentrale des Universitätsklinikums Freiburg, wo täglich viele Menschen zum Blutspenden kommen. Für die Behandlung von schwerstkranken oder schwerstverletzen Menschen sind diese Blutspenden überlebenswichtig.

Die Kinder haben während der Vorlesung die Möglichkeit, ihre Fragen direkt an den Experten zu richten.

Bitte beachten: Teilnehmen können nur Kinder im Alter von 8 bis 12 Jahren. Kinder können alleine kommen, dürfen aber auch eine erwachsene Begleitperson mitbringen.

Nach der 45-minütigen Vorlesung gibt es einen kleinen Imbiss.

Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Naturheilkunde bei Tumorerkrankungen

Am Samstag, 18. März, findet am Universitätsklinikum Freiburg ein Patiententag zu naturheilkundlichen Therapiemöglichkeiten für Menschen mit Krebserkrankung statt

Die Diagnose Krebs stellt Betroffene und Angehörige vor existenzielle Fragen und Herausforderungen. Häufig wird im Gespräch mit Therapeuten und Ärzten die Frage aufgeworfen, inwieweit Hilfe bei der Behandlung der Krebserkrankung oder deren Nebenwirkungen durch Naturheilkunde möglich ist. Am Samstag, 18. März 2017, findet zu diesem Thema von 9.00 Uhr bis 13.30 Uhr ein Patiententag „Naturheilkunde bei Tumorerkrankungen“ im Hörsaal der Universitäts-Frauenklinik (Hugstetter Straße 55, Freiburg) statt.

Experten des Uni-Zentrums Naturheilkunde am Institut für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene des Universitätsklinikums Freiburg sowie vom Tumorzentrum Freiburg – CCCF des Universitätsklinikums Freiburg und weitere Mediziner aus Freiburg und der Schweiz informieren beim Patiententag interessierte Besucherinnen und Besucher über aktuelle Entwicklungen von naturheilkundlichen Therapiemöglichkeiten in der Onkologie.

Unter anderem geht es in verschiedenen Vorträgen um „Aussichtsreiche Pflanzenstoffe in der Behandlung von Krebspatienten“, „Diät bei Tumorpatienten – was gibt es Neues“, „Vitamine, Spurenelemente, Enzyme bei Krebs?“ sowie um „Misteltherapie bei Krebs – was kann man damit erreichen?“.

Nach den Vorträgen stehen die Experten für Fragen zur Verfügung. Ergänzend zu den Vorträgen finden die Besucher in der Bibliothek der Universitäts-Frauenklinik Info-Stände mit weiteren Tipps und Beratungsangeboten.

Flyer_CCCF-Patiententag-Naturheilkunde

Schmerzmedikamente ohne gefährliche Nebenwirkungen

Charité-Wissenschaftler entdecken neues Wirkprinzip

Berlin, 02.03.2017 Wissenschaftler der Charité – Universitätsmedizin Berlin haben einen neuen Weg zur Entwicklung von Schmerzmedikamenten gefunden. Anhand von Computersimulation konnte das Forscherteam Interaktionen an Opioidrezeptoren, den Andockstellen für Schmerzmedikamente, analysieren. Im Tiermodell ermöglichte der Prototyp eines morphinähnlichen Moleküls tatsächlich eine starke Schmerzstillung in entzündetem Gewebe. Gesundes Gewebe reagierte hingegen nicht auf den Wirkstoff. Schwerwiegende Nebenwirkungen, wie bislang bei Opioiden bekannt, können so vermieden werden, berichten die Forscher im aktuellen Fachmagazin Science*.

Opioide sind starke schmerzstillende Substanzen. Sie kommen insbesondere bei Schmerzen durch Gewebeverletzungen und Entzündungen, beispielsweise nach Operationen, Nervenverletzungen, Arthritis oder Tumorerkrankungen, zum Einsatz. Häufige Nebenwirkungen können dabei Benommenheit, Übelkeit, Verstopfung und Sucht, in einigen Fällen sogar Atemstillstand sein. „Wir sind davon ausgegangen, dass die Analyse der Interaktionen zwischen Wirkstoffen und Opioidrezeptoren in verletztem Gewebe, im Gegensatz zu gesundem Gewebe, zum Design von neuen Schmerzmitteln ohne schädliche Nebenwirkungen genutzt werden kann“, erklärt Prof. Dr. Christoph Stein, Direktor der Klinik für Anästhesiologie mit Schwerpunkt operative Intensivmedizin am Campus Benjamin Franklin den neuen Ansatz. Durch innovative Computersimulation in Zusammenarbeit mit Privatdozent Dr. Marcus Weber vom Zuse-Institut Berlin konnten die Forscher morphinähnliche Moleküle und deren Interaktion mit Opioidrezeptoren analysieren. Dabei ist es ihnen gelungen, einen neuen Wirkmechanismus zu identifizieren, der eine Schmerzstillung ausschließlich in entzündetem Gewebe, also dem erwünschten Zielort, erzielt.

Postoperativer Schmerz und chronischer Entzündungsschmerz ließe sich auf diese Weise ohne Nebenwirkungen behandeln und die Lebensqualität von Patienten entscheidend verbessern. „Im Gegensatz zu konventionellen Opioiden zeigt unser Prototyp NFEPP eine Bindung und Aktivierung von Opioidrezeptoren ausschließlich in saurem Milieu und hemmt somit Schmerz nur in verletztem Gewebe, ohne Atemdepression, Benommenheit, Suchtpotenzial oder Verstopfung hervorzurufen“, so Dr. Viola Spahn und Dr. Giovanna Del Vecchio, Erstautorinnen der Studie. Der Wirkstoff-Prototyp NFEPP ist von den Wissenschaftlern entworfen, synthetisiert und experimentell getestet worden. Unter anderem in Computermodellen wurde eine erhöhte Protonenkonzentration, also eine Ansäuerung wie im Fall einer Entzündung, simuliert. „Es hat sich gezeigt, dass die Protonierung von Wirkstoffen eine entscheidende Voraussetzung für die Aktivierung von Opioidrezeptoren ist“, resümieren die Autoren. Eine Erkenntnis, die auf andere Schmerzarten ebenso übertragen werden könnte. Anwendungen in weiteren Gebieten der Rezeptorforschung sind gleichfalls denkbar, so dass nicht nur Schmerzmittel, sondern auch andere Therapeutika wirksamer und verträglicher werden könnten.

*V. Spahn, G. Del Vecchio, D. Labuz, A. Rodriguez-Gaztelumendi, N. Massaly, J. Temp, V. Durmaz, P. Sabri, M. Reidelbach, H. Machelska, M. Weber, C. Stein. A nontoxic pain killer designed by modeling of pathological receptor conformations. Science. 2017 March 3. doi: 10.1126/science.aai8636.