Archiv der Kategorie: Buchbesprechungen

Tatort Krankenhaus

Opfer der Profitgier im Gesundheitssystem

 

In diesem Buch geht es um eine Studie, die Prof. Dr. med. Karl H. Beine, Chefarzt am St. Marien Hospital Hamm und Professor für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universität Witten/Herdecke, 2015 durchgeführt hat. Er hat dazu 5055 Kranken-, Altenpfleger und Ärzte befragt. Die entscheidende Frage lautete: Haben Sie selbst schon einmal aktiv das Leiden von Patienten beendet? Leider geht aus den Angaben hierzu nicht exakt hervor, wie viele Menschen darunter waren, deren Leben aufgrund von Patientenverfügungen oder durch das Abschalten von Maschinen beendet wurde.

Es soll nicht geleugnet werden, dass es in unseren Krankenhäusern und Pflegeheimen Missstände gibt. Das Personal muss oft bis zur Erschöpfung arbeiten. Und die hygienischen Verhältnisse lassen nicht selten zu wünschen übrig. Egal, ob auf den Privatstationen oder den Stationen für die Versicherten der gesetzlichen Krankenkassen. Die Zahl von 21.000 getöteten Patienten pro Jahr schien bis zur Bekanntgabe der neuen Erkenntnisse zu Krankenpfleger Nils H. ziemlich spekulativ. Jetzt könnte man fast geneigt sein, zu glauben, dass es noch viel mehr Fälle sind.

Die ZEIT schreibt dazu http://www.zeit.de/2017/14/krankenhaeuser-tote-patienten-ursachen-karl-beine

Süddeutsche Zeitung Niels Högel – Geschichte einer beispiellosen Mordserie

Es geht allerdings um mehr als nur um Profitgier. Auch die Politik und die Krankenkassen sind für die Missstände verantwortlich. Der ständige Kostendruck und der Personalmangel in der Pflege sind mitverantwortlich für zahlreiche Missstände. Die Kosten, die hierdurch entstehen, werden nicht ins Verhältnis zu den angeblichen Einsparungen gesetzt. Infektionen durch Krankenhauskeime fallen ebenso darunter wie längere Genesungszeiten durch Mangel an Zuwendung.

Die Autoren:

Professor Dr. med. Karl H. Beine, geboren 1951, ist Chefarzt am St. Marien-Hospital Hamm und Professor für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universität Witten/Herdecke. In seiner aktuellen Studie zu Tötungen in Krankenhäusern und Pflegeheimen hat er mehr als 5000 Mitarbeiter aus Gesundheitsberufen zur Gewalt in ihrem Arbeitsalltag befragt.

Jeanne Turczynski ist Redakteurin in der Redaktion Wissenschaft und Bildungspolitik des Bayerischen Rundfunks, dort betreut sie das Thema Medizin.

Hardcover, Droemer HC
03.04.2017, 256 S.

ISBN: 978-3-426-27688-4
Diese Ausgabe ist lieferbar

19,99E-Book (€17,99)      http://bit.ly/2va8eOy

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Psycho-Tests, die Laune machen

Warum denken, fühlen und handeln wir so, wie wir es tun?

Das Psycho-Test BuchDas Psycho-Test-Buch

Mit interaktiven Tests, Spielen und Rätseln zeigt uns der renommierte britische Psychologe Ben Ambridge in seinem Buch Das Psycho-Test-Buch wie wir unsere Persönlichkeit entdecken. Und ganz nebenbei erklärt er die erstaunlichen Forschungsergebnisse der Psychologie. Das tut er nicht in Form von langatmigen Theorien, komplizierten Experimenten und übersichtlichen Statistiken sondern spielerisch.

Die Tests machen wirklich richtig Spaß. 

Ein Buch, das man nicht einfach nur liest und dann weglegt, sondern sich genüsslich in Etappen zu Gemüte führt.

Ein tolles Buch für alle, die sich gerne mit psychologischen Tests befassen.
Es ist nicht nur sehr informativ, sondern auch sehr unterhaltsam geschrieben.
Ich mag Bücher dieser Art, weil so das Lesen mehr Spaß macht, aber auch weil ich dadurch viel mehr Informationen aufnehmen und vor allem behalten kann.

Bei manchen Tests vermisste ich die Erklärung, weshalb ich gerade nicht der Norm entsprochen habe. So z. B. bei den chinesischen Schriftzeichen.
Mein Ergebnis ist das Gegenteil dessen, was der „normale“ Durchschnittstester angegeben hat.

Gut gefallen hat mir auch die Frage nach dem Unterschied zwischen einem Psychiater und einem Psychologen. Die Antwort verrate ich hier natürlich nicht, denn ich will Ihnen ja nicht den Spaß verderben. Gleiches gilt für die Frage, wie viele klinische Psychologen es braucht, um eine Glühbirne zu wechseln.

Man kann die Tests auch im Freundes- oder Familienkreis machen. Allerdings nur, wenn kein „Besserwisser“ oder „Dauerhinterfrager“ dabei ist. Diese würden den anderen die Freude an den Auswertungen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit vermiesen.

Das Psycho-Test-Buch

von Ben Ambridge

Originaltitel PSY-Q

Aus dem Englischen von Christa Broermann

Knaur Verlag, 380 Seiten, Klappenbroschur [D] € 19,99 / [A] € 20,60//[sFr] 30,50*

ISBN 978-3-426-65564-1

Achtsamkeit – mitten im Leben

Anwendungsgebiete und wissenschaftliche Perspektiven

Achtsamkeit – mitten im LebenMit Beiträgen von Dr. Britta Hölzel, Dr. Christine Brähler, Prof. Dr. Stefan Schmidt, Dr. Tim Gard, Dr. Thorsten Barnhofer, Dr. Gisela Full, Dr. Clarissa Schwarz, Lienhard Valentin, Vera Kaltwasser, Nicole Stern, Dr. med Eckard Krüger und Michaela Doepke

Die Autoren sind Wissenschaftler, Therapeuten und Praktiker, die sich schon lange mit dem Thema beschäftigen.

Der neue Trend heißt MBSR „Mindfulness-Based Stress Reduction“ oder einfach nur „Achtsamkeit“.

Man würde der Sache allerdings einen Bärendienst erweisen, wenn man sie als einen Trend sehen würde, der bald wieder vorübergehen wird. Denn „Achtsamkeit“ wird in asiatischen Ländern seit Jahrtausenden praktiziert. Und dank neuester Forschungen weiß man auch hierzulande, dass „Selbst-Achtsamkeit“ positive Spuren in unserem Gehirn und Körper hinterlässt.

Es gibt eine Online-Studie, die die Auswirkungen der Selbst-Achtsamkeit auf chronische Schmerzen untersucht. Leider gab es weder vor, während oder danach einen einzigen persönlichen Kontakt zu den Forschern oder den anderen Teilnehmern. Alles – auch die Übungen – wurden am Computer ausgeführt. Wer nicht regelmäßig die langen Fragebögen ausfüllte, wurde mit Nachdruck daran erinnert. Wer zugestimmt hatte, sogar per SMS – und das mehrmals täglich. Das wurde mit der Zeit manchen Teilnehmern lästig. Es wurde von Seiten der Studienleitung auch nicht nachgefragt, weshalb jemand die anstehenden Aufgaben nicht erledigt hatte. Get.On Screenshot

 

Die Studienteilnehmer wurden teilweise über Facebook rekrutiert. Ein Teil des E-Mail-Verkehrs fand unverschlüsselt statt.Wie sinnvoll und brauchbar solche Forschungsergebnisse letztendlich sind, sollte kritisch hinterfragt werden.

Nun könnte man auf die Idee kommen, dass ein Buch auch nicht der richtige Weg zur Erlangung von Achtsamkeit ist. Natürlich können Sie die Übungen im Buch nicht gleichzeitig lesen und anwenden. Dafür sind sie auch nicht gedacht.

Das Buch zeigt die Zusammenhänge zwischen der Anwendung und den daraus resultierenden Ergebnissen auf. Es gibt einen guten Überblick, was die Methode ist, woher sie kommt und wie sie angewendet werden kann.

Ein Kapitel widmet sich dem Weg der Achtsamkeit vom historischen Buddhismus zur modernen Bewusstseinskultur.

Auch hier im Buch gibt es ein Kapitel zum achtsamen Umgang mit Schmerz. Es gilt, den Schmerz zu akzeptieren. Es geht um Wahrnehmung, nicht um Schmerzbeseitigung.

An Lehrkräfte und Eltern richten sich gleich 3 größere Kapitel. Dann folgen die Kapitel „Achtsamkeit im Berufsalltag“ und „Achtsam altern“. Letzteres gewinnt zunehmend an Bedeutung.

Wer MBSR kennenlernen und ausprobieren will, kann mit einfachen Übungen, die es auch auf CD gibt, beginnen. Ein paar Minuten täglich reichen für den Anfang schon aus. Die Übungen werden im Sitzen ausgeführt. Auf dem Smartphone gespeichert, kann man sie immer und überall, wenn es gerade passt, anwenden.

Wem das Buch zu wissenschaftlich ist und wer lieber gleich praktisch einsteigen will, findet im Odenwald-Institut ein umfangreiches Seminarangebot: https://www.odenwaldinstitut.de/kursleitende/kollegium/standhardt

Vorträge, Workshops, Seminare und Ausbildungen bietet auch das Giessener Forum:

http://www.achtsamkeit-am-arbeitsplatz.de/anmeldung.htm

Weitere Bücher und CD’s finden Sie hier:

http://www.arbor-seminare.de/achtsamkeit-leben

Vorträge von Britta Hölzel auf CD gibt es beim Auditorium Neztwerk:  http://bit.ly/1dAzyb7

Hardcover, O.W. Barth
04.05.2015, 336 S.

ISBN: 978-3-426-29236-5
€ 19,99

E-Book (€17,99)

Britta Hölzel ist Psychologin und Hirnforscherin mit dem Spezialgebiet Achtsamkeit. Sie leistet maßgebliche Forschungsarbeiten und genießt einen hohen Bekanntheitsgrad in der Öffentlichkeit und in den Medien. Zusammen mit Christine Brähler, Psychotherapeutin und Spezialistin für achtsames Mitgefühl, sowie einem hochkarätigen Autorenteam hat sie nun ein Grundlagenwerk zum Thema initiiert. Darin wird klar, wie sehr Achtsamkeit das Leben bereichern kann: etwa im Job, bei der Kindererziehung oder im B

„Darmbakterien als Schlüssel zur Gesundheit“

Neueste Erkenntnisse aus der *Mikrobiom-Forschung

978-3-426-65753-9.jpg.30754383„Bisher hielten die meisten Menschen Bakterien für Krankheitserreger, doch seit Kurzem gibt es in der Forschung revolutionäre Erkenntnisse: Bakterien haben eine große Bedeutung für den gesunden Organismus – ohne sie werden wir tatsächlich krank. Damit ändert sich das bisherige Verständnis für die Zusammenhänge im menschlichen Körper völlig. In zahlreichen Studien wurde wissenschaftlich exakt nachgewiesen, was zuvor höchstens praktisch erfahrbar war: Darmbakterien sind der Schlüssel zur Gesundheit.“ – So die treffende  Kurzbeschreibung des Verlages.

In ihrem Buch beschreibt Dr. Anne Katharina Zschocke ausführlich, weshalb ein gesunder Darm für uns so wichtig ist. Dabei sollte man sich nicht von den zahlreichen Fachbegriffen abschrecken lassen, die mal mehr mal weniger häufig auftauchen. Wer den Lesefluss nicht unterbrechen möchte, markiert sich am besten die Begriffe, um sie später nachzuschlagen oder wirft schnell mal einen Blick in den Anhang. Dort wird allerdings nur ein Teil der Begriffe erklärt. Für den Rest gibt es Wikipedia.

Dass man derartige Bücher auch allgemein verständlicher schreiben kann, hat Giulia Enders mit ihrem Buch „Darm mit Charme“ bewiesen.

Menschen mit akuten Darmproblemen empfehle ich beide Bücher, um sich so einen guten Überblick zu verschaffen, wie sie ihren Darm wieder ins Gleichgewicht bringen können.

Das Reizdarmsyndrom

Das Reizdarmsyndrom ist mehr oder weniger eine Diagnose der Hilflosigkeit, da sie nicht wirklich ein echtes Krankheitsbild beschreibt. Wenn Ärzte die Ursache für die Beschwerden nach schulmedizinischen Erkenntnissen nicht finden können, dann bekommen Patienten bestenfalls die Diagnose „Reizdarm gestellt“. Oft werden sie auch ohne Befund nach Hause geschickt und ihrem Schicksal selbst überlassen.

Wenn diese Patienten immer und immer wieder bei ihrem Hausarzt vorsprechen, dann folgt meist die Diagnose „psychosomatische Beschwerden“.

Wer allerdings über einen langen Zeitraum keinerlei Hilfe erfährt, ist unter Umständen auch für eine Depression anfällig, weil ein kranker Darm auch aufs Gemüt schlägt. Leider wird diese Möglichkeit äußerst selten von Ärzten und Therapeuten in Betracht gezogen. Da werden schon eher Psychopharmaka verordnet, um der Situation Herr zu werden. Und das kann bei Patienten mit einer geschädigten Darmflora zur Verschlechterung ihres Gesundheitszustandes führen, weil Psychopharmaka die Darmflora weiter schädigen.

Betroffene Patienten sollten deshalb genau prüfen lassen, was der tatsächliche Auslöser für ihre Erkrankung ist. Eine ärztliche Zweitmeinung kann hier von großem Nutzen sein.

Kopf oder Bauch?

An den Gedanken, dass wir auch ein unabhängiges Bauchgehirn haben, müssen wir uns erst noch gewöhnen.

Das berühmte „Bauchgefühl“, das noch immer gerne verspottet wird, ist damit endgültig rehabilitiert.

Wenn wir krank sind, wollen wir schnellstmögliche Heilung. Wer eine Erkältung hat, weiß, dass diese mit Medikamenten 1 Woche dauert und ohne 7 Tage. Und dennoch kaufen die Deutschen schon bei den geringsten Anzeichen einer Erkältung gerne Pillen, Säfte und Salben, um schnellstens wieder gesund zu werden. Viel schlimmer ist jedoch, dass viele Ärzte immer noch gerne ein Antibiotikum verabreichen, obwohl es hier nachweislich keinen Nutzen hat, aber unter Umständen großen Schaden anrichten kann. Antibiotikum heißt wörtlich übersetzt „gegen das Leben“.

Anne Katrin Zschocke schreibt: „Ist es nicht erstaunlich, dass die Menschheit zum Mond fliegt, aber sich im eigenen Bauch so erbärmlich wenig auskennt, dass man als Heilmittel das krasse Gegenteil von etwas entwickelte, was tatsächlich heilsam wäre? Wer erkrankt ist, braucht eine bessere Bakterienversorgung – und erhält stattdessen ein Mittel für ihre Beseitigung.“

Nicht an allem ist die Pharmaindustrie schuld

Dass dies so ist, ist ausnahmsweise nicht nur der Pharmaindustrie geschuldet – auch nicht den Krankenkassen, die lieber Geld für ein Antibiotikum ausgeben als für eine wirksame Alternativbehandlung. Dem Ganzen liegt ein Denkfehler zu Grunde, der – dank neuester Forschungsergebnisse – revidiert werden muss. Das dauert bekanntlich seine Zeit, ehe es in den Köpfen der Mediziner ankommt.

Dies ist auch der Grund, weshalb viele Patienten auch heute noch einen langen Leidensweg vor sich haben. Das fängt damit an, dass es nicht ganz einfach ist, einen Arzt oder eine Ärztin zu finden, der bzw. die sich intensiv mit dem Thema Darmbakterien auseinandergesetzt hat. Hinzu kommt, dass die hier notwendigen  Stuhluntersuchungen nicht von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt werden. Das gilt auch für die Aufbaupräparate, die gebraucht werden, wenn die Untersuchung eine Schädigung der Darmflora ergibt. Zu guter letzt ist die Geduld des Patienten gefragt. Denn ein Aufbau der Darmflora kann viele Monate dauern.

Gesundes Essen hilft beim Heilungsprozess

Meist geht die Behandlung mit einer Essensumstellung einher. Denn Fast Food in Form von Tütensuppen, Burger, Döner, Currywurst, Chips, Schokoriegel, süßen Limonaden, viel Alkohol etc. tragen nicht zur Heilung bei. Der Verzicht auf Fleisch und Geflügel aus Massentierhaltung ist schon deshalb wichtig, weil in der Massentierhaltung gerne Antibiotika eingesetzt werden. Das gilt auch für Fisch aus Aquakulturen.

Die Antibiotika gelangen über Fleisch und Fisch in unseren Körper und können dort eventuell die Darmflora schädigen oder zu einer Antibiotikaresistenz führen.

Ein gesunder Darm ist viel wichtiger als bislang angenommen. Wir sollten ihn deshalb ganz schnell aus der Schmuddelecke herausholen. Giulia Enders hat auf unterhaltsame Weise damit angefangen.

Trauen Sie sich: Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl!

„Darmbakterien als Schlüssel zur Gesundheit“

Neueste Erkenntnisse aus der *Mikrobiom-Forschung

Von Dr. Anne Katharina Zschocke, erschienen Knaur – Menssana

Hardcover, 03.11.2014, 368 S., €19,99 als E-Book 17,99
ISBN: 978-3-426-65753-9

Dr. Anne Katharina Zschocke studierte Medizin und Naturheilverfahren in Freiburg und London. Nach klinischer Tätigkeit wechselte sie das berufliche Metier und wandte sich dem praktischen Gartenbau zu, um sich fortan ganz der Natur, Kultur und Themen des Paradigmenwechsels zu widmen. Seit 2001 unterrichtet sie die praktische Anwendung von Effektiven Mikroorganismen und ist im deutschsprachigen Raum zu diesem Thema die führende Kapazität. Sie wird als Referentin weltweit zu Vorträgen und Seminaren zu EM eingeladen.

Wikipedia: Das *Mikrobiom bezeichnet im engeren Sinne die Gesamtheit aller den Menschen, oder andere Lebewesen (z. B. Regenwürmer) besiedelnde Mikroorganismen. Damit werden primär die Darmbakterien (Darmflora) in Verbindung gebracht, aber auch alle Mikroorganismen, die auf der Haut (Hautflora) oder anderen Körperteilen (Mundhöhle, Schleimhäute, Genitalorgane etc.) leben. Im weiteren Sinne können auch die mikrobiellen Gemeinschaften anderer Habitate (Boden, Blattoberflächen, Wohnung u.v.m.) begrifflich eingeschlossen sein.

Der Begriff wurde von Joshua Lederberg in Anlehnung an das Genom geprägt, da er nach Beendigung des Humangenomprojekts behauptete, dass auch die Mikroflora des Menschen berücksichtigt werden müsse, da dieses Teil des menschlichen Stoffwechselsystems sei und daher maßgeblichen Einfluss auf den Menschen habe.

Tausend mal berührt

Mit Berührung fängt alles an. Bevor ein Mensch sprechen kann, hat er sich die Welt durch Berührung erschlossen. Der Tastsinn ist der erste Sinn, der sich entwickelt.

Bartens_Touch you05Menschen brauchen Berührungen seit je her. Ohne Berührung verkümmern wir sogar. Für Kinder kann fehlende Berührung lebensbedrohlich sein, das haben nicht zu letzt die erschreckenden Bilder von rumänischen Waisenhäusern nach dem Zusammenbruch des Ceaușescu-Regimes gezeigt.

Werner Bartens unterstreicht in seinem neuen Buch „Wie Berührung hilft“ die Wichtigkeit des Themas. An Hand vieler sehr unterschiedlicher Beispiele, Experimente und Studien wird deutlich, dass wir Berührung ebenso wie Luft und das tägliche Brot und Wasser benötigen.

Säuglinge, die viel gestreichelt werden und sich geborgen fühlen, bilden ihr Gehirn besser aus. Sie sprechen früher und sind auch sonst widerstandsfähiger. Man kann also vereinfacht sagen, liebevolle elterliche Berührung macht Kinder klug und stark.

Auch im späteren Leben lieben es die meisten Menschen, berührt zu werden.

Oft ist es nur ein flüchtiges Streifen, das einen Menschen für den ganzen Tag glücklich macht.Wenn wir einen angenehmen Arbeitsplatz haben, dann kommen wir gerne zur Arbeit. Wir beurteilen ein Theaterstück wohlwollender, wenn wir uns während der Vorstellung im Theater wohl gefühlt haben. Und zu Hause kuscheln wir uns gerne in weiche Decken und Kissen. Von der wärmenden Badewanne ganz zu schweigen.

Lust auf ein Experiment?

Dann nehmen Sie doch mal einen Becher mit angenehm warmen Kaffee oder Tee und reichen diesen dem nörgelnden Kollegen mit der Bitte, dass er den Becher mal eben kurz halten möge. Warten Sie einen Moment ab und fragen ihn dann, ob er ihnen einen Gefallen tun könne. Die Chance, dass er „ja“ sagt ist dabei viel größer, als wenn sie ihm eine eiskalte Cola zum Halten gegeben hätten.

Sie glauben das nicht? Ist aber so. Wir verhalten uns wohlwollender, wenn wir Wärme spüren. Kälte und unbequeme Stühle in Kombination lassen uns sogar härtere Entscheidungen fällen. Wenn Sie also möchten, dass Ihnen jemand wohl gesonnen ist, dann sorgen Sie dafür, dass dieser Mensch bequem in einer angenehmen Umgebung sitzt. Und bieten Sie ihm heißen Tee oder Kaffee an.

„Die Prägung unseres Verhaltens erfolgt auch durch die Rückseite unserer Hosen“, sagte der Yale Psychologe John Bargh einmal. Harte Stühle machen hartherzig, bequeme Stühle stimmen freundlicher. Arbeitgeber sollten das bei der Ausstattung von Arbeitsplätzen berücksichtigen. Einrichtung, Gemütlichkeit und Temperatur wirken sich in erheblichem Maße auf unsere sozialen Beziehungen aus. Das gilt für den Arbeitsplatz ebenso wie für das eigene Heim.

Berührung hilft gegen Stress. Wer Zuhause mit einer liebevollen Umarmung oder einem Kuss empfangen wird, baut angestauten Stress viel schneller ab. Das belegten Kardiologen in Toronto.

Das Kuschelhormon Oxytocin wirkt beruhigend und stabilisiert die Stimmung. Es aktiviert das körpereigene Belohnungssystem. Im Klartext heißt das, dass zwar starke Belastungen nach wie vor empfunden werden, aber ohne das Gefühl der Überforderung.

Markus Heinrich von der Uni Freiburg hat entdeckt, dass Männer ihren Partnerinnen ihren Partnerinnen in Stresssituationen am meisten helfen, wenn sie ihnen den Nacken massieren und dabei schweigen. Männer profitieren besonders von aufmunternder Zuneigung und Zuspruch.

Heilende Berührungen

Lange Zeit galt jegliche Berührung durch Ärzte oder Pflegepersonal in der Medizin mit der Begründung der Ansteckungsgefahr als verpönt.

Heute weiß man längst, dass gerade Berührung Patienten im Heilungsprozess erheblich unterstützt. Trotzdem werden nach wie vor von vielen Schulmedizinern Methoden wie Reiki und Ayurveda despektierlich als esoterisch eingestuft. Dabei könnten gerade diese Methoden, je nach Erkrankung eingesetzt, eine wichtige Unterstützung im Heilungsprozess sein.

Berührende Erfolge oder Erfolg durch Berührung?

Berührungen sind nicht nur in der Medizin und in Beziehungen hilfreich. Sie können auch beim Lernen, im Sport und in der Kneipe gute Dienste leisten.

Fußballfans erleben es immer wieder, wenn ihr Verein ein Tor schießt, dann wird der Schütze von seinen Mitspielern umarmt, ja sogar geküsst, wenn es das alles entscheidende Tor war.

„Während der Fußball WM 1998 gewannen Forscher verblüffende Erkenntnisse: Die Spieler, die sich am häufigsten und ausdauerndsten während des Turniers berührten, wurden am Ende auch Weltmeister.“ Meine Herren, wenn das kein Plädoyer für angenehme Berührung ist.

Auch in der Kneipe trinken die Gäste mehr, wenn sie angefasst werden. Aber Vorsicht! Wenn Sie nüchtern bleiben müssen, dann entweder nicht anfassen lassen oder nur alkoholfreie Getränke bestellen.

Als angenehm empfundene Berührungen sind Stimulation für Körper und Geist, die das Leistungsvermögen steigern. Sie sind kostenlos und haben keinerlei Nebenwirkungen. Was kann es Schöneres geben?

Der Buchumschlag fühlt sich übrigens gut an. Damit wird er dem Inhalt gerecht.

Also, worauf warten Sie noch?

„Wie Berührung hilft“

–   Warum Frauen Wärmflaschen lieben und Männer mehr Tee trinken sollten –

von Werner Bartens, erschienen bei Knaur – www.droemer-knauer.de,  € 12,99

Wenn das Gefühl der Überforderung zum ständigen Begleiter wird

Brunout – Mit Achtsamkeit und Flow aus der Stressfalle

Hansch, BurnoutBurnout ist für die einen ein Modewort, für andere ein ernstes Problem. Wann Burnout zur Depression wird, lässt sich nicht so genau feststellen. Die oft übersehenen Warnsignale lassen immer mehr Menschen – meist Männer –  in die Stressfalle tappen.

Wenn wir von Selbstmorden hochrangiger Manager lesen oder hören, nehmen wir kurzfristig das Thema Stress und den daraus folgenden Burnout zur Kenntnis. Wie jedoch der Volksmund so treffend formuliert: „Aus den Augen, aus dem Sinn“. Kaum sind die Schlagzeilen verklungen, stürzen wir uns volle Kraft voraus erneut in den Stress. Dabei ließe sich so mancher Stress ohne großen Aufwand vermeiden. Wer regelmäßig Dinge auf den berühmten „letzten Drücker“ erledigt, leidet zwangsläufig an Zeitknappheit. Dabei geraten diese Menschen schnell unter Druck. Besonders gefährlich wird es, wenn lange Fahrten mit dem eigenen Auto zu wichtigen Terminen anstehen.

Wir stehen nicht nur im Arbeitsleben unter Druck. Immer mehr geraten wir auch in unserem Privatleben unter Stress. Hier sind Frauen gefährdeter als Männer:

die perfekte Mutter, Gastgeberin, Ehefrau, Geliebte und erfolgreiche Karrierefrau in einer Person. Das kann auf Dauer nicht funktionieren.

Gerne stellen wir völlig unrealistische Ansprüche an uns selbst. In der Folge geraten wir mehr und mehr unter Druck. Unsere Gedanken kreisen unentwegt. Immer seltener kehrt die so dringend benötigte innere Ruhe zurück.

Menschen, die in diesen Teufelskreis geraten sind, finden häufig nicht von selbst aus ihm heraus. Am Ende einer langen Leidenszeit steht der völlige Zusammenbruch, der eine Einweisung in eine Klinik unabdinglich macht.

Bevor es jedoch soweit kommt, kann das Buch von Dr. Dietmar Hansch „Burnout – Mit Achtsamkeit und Flow aus der Stressfalle“ ein hilfreicher Ratgeber sein. Voraussetzung dafür ist die „Selbsterkenntnis“, die ja bekanntlich der erste Schritt zur Besserung bedeutet.

Auf die Frage, ob es noch einen Weg zurück gibt, wenn die ersten Anzeichen erkannt werden, antwortete *Dr. med. Dietmar Hansch:

„Es gibt fast immer einen Weg zurück und je früher desto leichter. Menschen, die eine ausreichende Selbstkompetenz mitbringen und rechtzeitig wachwerden, können sicher auch mit vier Wochen Urlaub, einem guten Ratgeberbuch und einigen wichtigen Lebensentscheidungen ihre Balance wiederfinden. Gelingt dies nicht, sollten sie aber nicht zögern, medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Nicht selten befinden sich Menschen in schwer auflösbaren Zwangslagen und die Selbstveränderung ist immer langwierig. Ganz neue Therapietechniken, die schnelle Wunderheilung garantieren, gibt es nicht und ich bin sehr skeptisch, ob es sie je geben wird.“

Diese Symptome kündigen einen Burnout an:

  • Erschöpfung
  • Niedergeschlagenheit
  • Verlust von Freude und Interesse
  • Gefühle der Überforderung
  • Aggressive Gereiztheit
  • Schlafstörungen
  • Fehlende Erholung im Urlaub

Das Buch von Dietmar Hansch ist ohne den berüchtigten erhobenen Zeigefinger geschrieben. Es liest sich gut, so dass man es immer wieder gerne zur Hand nimmt, um sich einem neuen Kapitel zu widmen oder ein schon gelesenes nochmals anzuschauen. Es überzeugt dadurch, dass es keine schnelle „Wunderheilung“ verspricht.

Burnout 

Mit Achtsamkeit und Flow aus der Stressfalle

Dr. Dietmar Hansch

208 Seiten, MensSana bei Knaur, € 12,99

Der Autor:

*Dr. med. Dietmar Hansch, geb. 1961, leitet die Abteilung für Kurzzeittherapie bei Burnout und Stressfolgeerkrankungen an der Klinik Wollmarshöhe. Er ist Facharzt für Innere Medizin und Psychotherapeut mit Schwerpunkt Verhaltenstherapie. 2003 wurde er ins Deutsche Kollegium für Psychosomatische Medizin (DKPM) gewählt. Dietmar Hansch verfügt über langjährige Erfahrungen in Wissenschaft, Lehre und Behandlungspraxis. Bekannt wurde er auch als Autor von Standardwerken zum Themenkreis Selbstmanagement und Persönlichkeitsentwickelung.

http://www.psychosynergetik.de

Stellen Sie sich nicht so an!

„Meine Odyssee durch das deutsche Gesundheitssystem“ – ein Buch  von Lioba Werrelmann

„Die Krankheit hat mir etwas geschenkt, das unbeschreiblich kostbar ist: Die unbändige Freude lebendig zu sein. Sie hat mir Dankbarkeit geschenkt. Und Leichtigkeit“, sagt Lioba Werrelmann.

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Es ist nicht Jedermanns Sache, ein Buch über die Krankheit eines anderen zu lesen.

Das geht mir normalerweise auch so. Mit diesem Buch ist es anders. Schon der Titel hat mich neugierig gemacht. Und so begann ich zu lesen und zu lesen und zu lesen.

Das Schicksal von Lioba Werrelmann, die von Geburt an einen Herzfehler hat,

hat mich berührt. Das Buch hat mich gefesselt. Man kann Anteil nehmen am ihrem Schicksal, ohne sich selbst dabei als Voyeur zu fühlen. An der einen oder anderen Stelle mag man Lioba Werrelmann rütteln und ihr sagen: „Hey, lass’ dir das doch nicht alles gefallen“. Aber wer selbst einmal an einer längeren und vor allem schweren Krankheit gelitten hat, weiß, dass das nicht ganz so einfach ist.

Unser Gesundheitssystem folgt Regeln, die man als Patient meist nicht durchschaut. Oft ergeben die Entscheidungen von Ärzten und Krankenkassen auch nicht wirklich einen Sinn. Und am Ende bleibt man auf sich alleine gestellt, wenn man Pech hat, sogar für längere Zeit.

Lioba Werrelmann war bis zu ihrem 40. Geburtstag eine lebendige Frau, die einen tollen Job als Hauptstadtkorrespondentin in Berlin hatte. Sie liebte ihre Arbeit, genoss das Leben und war im Großen und Ganzen zufrieden mit ihrer Beziehung.

Das änderte sich alles schlagartig, als ihr angeborener Herzfehler sie regelrecht in die Knie zwang. „Von da an ging’s bergab“.

Nach einer langen Odyssee, die ein gutes Jahr dauerte, durfte sie für ein kurzes Jahr in ihr altes Leben zurückkehren, dann holte sie die Krankheit wieder ein. Jetzt war es endgültig aus mit ihrem aufreibenden Job in Berlin.
Sie hatte jedoch Glück, dass sie einen verlässlichen Freundeskreis hatte – nicht nur in Berlin, sondern auch in ihrer alten Heimat. Das machte ihr die Rückkehr leichter..

Das Buch von Lioba Werrelmann zeigt mehr als deutlich, dass unser Gesundheitssystem selbst krank ist. Wenn man dringend ärztliche Hilfe braucht, aber weder Ärzte noch Krankenkassen die Krankheit verstehen und einordnen können, dann hat man wirklich schlechte Karten. Und das geht nicht nur Menschen mit einem angeborenen Herzfehler so, obwohl bereits jedes 100. Kind in Deutschland mit einem Herzfehler geboren wird.

Vor 50 Jahren sind rund 90% dieser Kinder gestorben. Heute können sie – meist durch aufwendige Operationen – gerettet werden. Viele ahnen leider nicht, dass sie erneut schwer erkranken können.

Die sogenannten EMAH-Patienten sind für viele Ärzte vor allem dann ein „Buch mit sieben Siegeln“, wenn es sich um Erwachsene handelt. Bislang gibt es noch immer wenig Möglichkeiten, sich professionell gut im erwachsenen Alter behandeln zu lassen. Nicht selten müssen EMAH Patienten auf der Kinderstation eines Krankenhauses betreut werden, weil dort die einzigen Kardiologen mit einer Zusatzausbildung arbeiten.

Ärzte, Krankenhäuser und Krankenkassen sind meist nur auf erwachsene Patienten mit erworbenen Herzfehlern vorbereitet.

Wenn man als Patient in kein festes Schema passt, dann wird man von unserem Gesundheitssystem ganz schön im Stich gelassen. Und das trifft nicht nur auf Erwachsene mit angeborenem Herzfehler zu, sondern auf alle Patienten, die sich nicht nach dem 08/15 Prinzip abfertigen lassen. Oft fängt es schon bei einer Unverträglichkeit von Medikamenten an, die von den meisten Ärzten nicht erkannt wird, weil diese angeblich gar nicht existiert. Und so antwortet eine Radiologin auf die Frage einer Patientin, weshalb man ihr genau das Präparat verordnet hat, auf das sie sehr heftig allergisch reagiert: „Es gibt ja kein Medikament gegen diese Krankheit, das einen anderen Wirkstoff enthält. Sie müssen das einfach mal ausprobieren, es wird schon nicht so schlimm werden“.

Und wer sich dann auch noch bei seiner Krankenkasse beschwert, der kann schnell als notorischer Querulant gelten.

„Stellen Sie sich nicht so an“, dann können Sie trotzt unseres Gesundheitssystems überleben, mag man da fast zynisch rufen.

Lioba Werrelmann legt in jedem Fall mit ihrem Buch den Finger in die Wunde eines Gesundheitssystems, das viele Fragen offen und so manchen Patienten mit seiner Krankheit alleine lässt.

Ratsuchende erwachsene EMAH-Patienten können inzwischen u. a. im Deutschen Herzzentrum in München und bei der EMAH Stiftung Karla Völlm Universitätsklinikum Münster e.V. Auskunft bekommen.

Hardcover, Knaur HC
03.03.2014, 288 S.

ISBN: 978-3-426-65538-2
€ 16,99E-Book (€14,99)