Archiv der Kategorie: Gesundheit

Schwer verlaufende Durchfallerkrankungen nehmen bei älteren Menschen zu

Ältere Menschen besonders gefährdet
DGVS-Studie: Schwer verlaufende Durchfallerkrankungen nehmen zu

Berlin – In Deutschland steigt die Zahl schwerer Darminfektionen, die im Krankenhaus behandelt werden müssen und tödlich enden können. So wurden im Jahr 2000 etwa 128 000 Menschen wegen einer Durchfallerkrankung stationär aufgenommen, 2011 waren es mit rund 282 000 Patienten mehr als doppelt so viele. Dies berichtet die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) in der in der aktuellen Ausgabe der „Zeitschrift für Gastroenterologie“ (Georg Thieme Verlag, Stuttgart). Besonders stark zugenommen haben demnach Infektionen mit dem Erreger Clostridium difficile, der sich nach der Einnahme von Antibiotika im Darm ausbreiten kann.  Vor allem ältere Menschen seien hiervon betroffen, so die Experten.

„Clostridium difficile-Bakterien sind in der Umwelt weit verbreitet und kommen auch bei vielen Gesunden im Darm vor“, erklärt Studienautor Professor Dr. med. Markus Lerch, Direktor der Klinik für Innere Medizin A an der Universitätsmedizin Greifswald und Präsident der DGVS. Stören Antibiotika das Gleichgewicht der gesunden Darmflora, also die Besiedlung der Darmschleimhaut mit schützenden Mikroorganismen, kann sich der Erreger ungehindert vermehren. Gefährlich sind die Bakterien durch ihre Gifte: Die Toxine lähmen die Darmwand und führen im schlimmsten Fall zu einer ballonartigen Ausweitung des Dickdarms, einem „toxischen Megacolon“.

Wie die Forscher der DGVS unter Federführung von Frau Privatdozentin Dr. med. Petra Lynen Jansen anhand von Daten des Statistischen Bundesamtes ermittelten, ist die Zahl der Patienten, die wegen einer Clostridium difficile-Infektion in die Klinik kamen, deutlich gestiegen. Während es im Jahr 2000 noch rund 1 300 waren, nahmen deutsche Kliniken 2011 knapp 28 200 Erkrankte auf. „Diese Daten sind alarmierend und ermahnen uns einmal mehr dazu, Antibiotika sehr gezielt einzusetzen“, sagt Professor Dr. med Ansgar Lohse, Direktor der 1. Medizinischen Klinik am Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf. 15 bis 20 Prozent der Antibiotika-assoziierten Durchfallerkrankung würden durch Clostridium difficile verursacht.

Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass ein Großteil der Sterbefälle, die Kliniken im Zusammenhang mit Magen-Darm-Infektionen registrieren, auf Infektionen mit diesem Bakterium zurückgehen. „2011 verstarben insgesamt 4 152 Patienten im Krankenhaus im Zusammenhang mit gastrointestinalen Infektionen“, so Lerch. „Ausgehend von Mortalitätsraten aus den USA gehen wir davon aus, dass in Deutschland jährlich mindestens 2 000 Menschen mit Clostridium difficile-Infektionen sterben“.

Doch nicht allein Erkrankungen mit Clostridium difficile nehmen zu. Wie die Analyse – unter anderem auch von Daten des Robert Koch-Instituts – ergab, steigt auch die Zahl der Infektionen mit Noroviren, Rotaviren, Campylobacter- und E. coli-Bakterien. „Durch Infektionen im Magen-Darmtrakt sind vor allem ältere Menschen gefährdet“, berichtet Mitautor Professor Dr. med. Andreas Stallmach, Direktor der Klinik für Innere Medizin IV am Universitätsklinikum Jena. So waren etwa bei den Clostridium difficile-Infektionen mehr als 80 Prozent der Patienten über 65 Jahre. Aber auch bei den virusbedingten Darminfekten, bei denen Kinder noch die größte Patientengruppe ausmachen, nimmt der Anteil älterer Patienten zu. „Wir gehen davon aus, dass sich mit der demographischen Entwicklung die Problematik von Darminfektionen weiter verschärfen wird“, meint Stallmach.

Mit über einer halben Million in Kliniken behandelten Erkrankungsfällen im Jahr gehören Magen-Darm-Infektionen schon heute zu den häufigsten Infektionen in Deutschland. „Um der wachsenden Aufgabe zu begegnen, müssen wir die Aus- und Weiterbildung von Gastroenterologen auf dem Gebiet der Infektiologie verbessern“, betont DGVS-Präsident Lerch.

Quelle:
Entwicklung infektiöser Durchfallerkrankungen zwischen den Jahren 2000 und 2012
P. Lynen Jansen, A. Stallmach, A. W. Lohse, M. M. Lerch
Z Gastroenterol 2014; 52: 549–557

Warum Stress am Arbeitsplatz krank macht

Depressionen und Herzinfarkt:

Warum Stress am Arbeitsplatz krank macht

Notausgang 2fzm, Stuttgart, Juli 2014 – Hohe Anforderungen, permanenter Zeitdruck und geringe Kontrollmöglichkeiten, eine nicht angemessene Belohnung und keine Aussicht auf Beförderung. Das alles kann Arbeiter und Angestellte krank machen. So steigert Arbeitsstress das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden, um 40 Prozent, das Risiko, eine Depression zu entwickeln, sogar um 80 Prozent, warnt ein Experte in der Fachzeitschrift „DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift“ (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2014).

Arbeitsstress ist ein Alltagsbegriff, dessen Auswirkungen auf die Gesundheit kaum fassbar erscheinen. Wissenschaftler haben in den letzten Jahren jedoch Fragebögen entwickelt, mit denen sie potenziell gesundheitsgefährdenden Stress erkennen und bewerten können. „Arbeitsstress ist messbar“, schreibt Professor Peter Angerer, Leiter des Instituts für Arbeits- und Sozialmedizin der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, und nennt gleich drei Arten, wie Arbeitsstress die Menschen krank macht. Das „Job Strain“-Modell vergleicht die Anforderungen am Arbeitsplatz mit den Möglichkeiten des Arbeiters sie zu erfüllen. Wenn Zeit- und Handlungsspielräume und Lerngelegenheiten fehlen, kann die Arbeit schnell über den Kopf wachsen, was auf Dauer krank macht. „Diese Konstellation findet sich häufig bei Beschäftigten mit gering qualifizierter Industriearbeit, etwa Fließbandarbeit in hohem Tempo“, schreibt Angerer. Aber auch einfache immer gleiche Bürotätigkeiten könnten krank machen, wenn die Anforderungen zu hoch geschraubt werden. Ein 11-Punkte-Fragebogen zeigt den Forschern, ob die Gesundheit eines Arbeiters oder Angestellten gefährdet ist.

Unter Belohnungs- oder Gratifikationskrisen leiden Menschen, die für ihre berufliche Karriere Vorleistungen erbracht haben und sich gegen Konkurrenten durchsetzen wollen. Wenn der Erfolg ausbleibt, neigen viele zu einem ungesunden Überengagement. „Stresstheoretisch stehen enttäuschte Erwartungen sozialer Belohnungen im Zentrum“, erläutert der Experte. Auch dies ist mittlerweile mit einem Fragebogen messbar.

Der dritte Stressor entsteht durch Willkür und nicht korrekte Umgangsformen zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern. Auch ein Mangel an Fairness und Respekt im Umgang miteinander ist ungesund. Arbeitsmediziner bezeichnen dies als mangelnde Organisationsgerechtigkeit, die sie ebenfalls mit einem Fragebogen erfassen können.

In den letzten Jahren haben Arbeitsmediziner die Fragebögen genutzt, um die Auswirkungen von Stress auf die Gesundheit zu messen. Ihre Ergebnisse zeigen, dass Arbeitsstress das Risiko auf Depressionen um 80 Prozent und das Risiko auf einen Herzinfarkt um 40 Prozent steigert. Für die Depressionen sei dies noch eine zurückhaltende Schätzung, so Professor Angerer. Die wissenschaftliche Befundlage sei „robust“. Für Arbeitsstress als Ursache spreche die Übereinstimmung der Ergebnisse in verschiedenen Studien und eine „Dosis-Wirkungsbeziehung“: Je stärker der Stress ist und je länger er anhält, desto höher ist das Risiko von Depressionen. Die Lebensgeschichte der Arbeiter und die Persönlichkeit haben nach Einschätzung des Experten zwar einen gewissen Einfluss: „Auf Dauer können sie den Effekt gefährdender Arbeitsbedingungen nicht wesentlich abschwächen“, warnt er. Die Belastungen können sogar so hoch sein, dass es für den Arbeiter im Einzelfall gesünder sein kann, den Job zu kündigen. Arbeitslosigkeit beeinflusse die psychische Gesundheit zwar negativ, die Beschäftigung in hochgradig belastenden Berufen könne jedoch noch ungesünder sein. Dies hat laut Professor Angerer eine Studie aus Australien ergeben.

Auch die schädliche Wirkung auf Herz- und Kreislauf ist gut untersucht. Professor Angerer sieht zwei „Stressachsen“. Über das sympathische Nervensystem werden Adrenalin und Noradrenalin, sogenannte Katecholamine, freigesetzt. Messbar ist dies an einer verminderten Herzfrequenzvariabilität: Der Herzschlag bleibt so auch bei Entlastung und Entspannung erhöht. Gleichzeitig schüttet die Nebenniere vermehrt Cortisol aus, was mit einem morgendlichen Speicheltest gemessen werden kann. Arbeiter mit erhöhten Werten in den Tests haben ein erhöhtes Risiko auf einen hohen Blutdruck sowie auf Herzinfarkt oder Schlaganfall.

Arbeitsstress ist für Professor Angerer vermeidbar. „Arbeitsbedingungen im Unternehmen sind grundsätzlich modifizierbar und ein günstigeres Verhalten im Umgang mit Belastungen lässt sich erlernen“, schreibt der Arbeitsmediziner. Betriebsärzte und Personalverantwortliche sollten hier zusammenarbeiten. Eine Stressvermeidung käme dem Betrieb und auch der Gesellschaft zugute. Denn so Professor Angerer: „Gut belegt ist, dass sich der Anteil psychischer Diagnosen an Fehlzeiten und Frühberentungen im letzten Jahrzehnt stark erhöht hat.“

P. Angerer et al.:
Stress: Psychosoziale Arbeitsbelastung und Risiken für kardiovaskuläre Erkrankungen sowie Depression
DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2014; 139 (24); S. 1315-1320

Immer mehr Menschen erkranken bereits im Kindes- und Jugendalter an Diabetes.

Immer mehr Kinder in den USA erkranken an Diabetes
Deutsche Diabetes Gesellschaft fordert frühe Prävention in Schule und Kindergarten

Berlin – Immer mehr Menschen erkranken bereits im Kindes- und Jugendalter an Diabetes. Dies sind hauptsächlich Kinder mit Typ-1-Diabetes infolge einer Autoimmunerkrankung. Jedoch dürfte auch die Zahl der Kinder steigen, die aufgrund von Fettleibigkeit und Bewegungsmangel einen Typ-2-Diabetes entwickeln, warnt die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG). Die Befürchtung der Fachgesellschaft gründet sich auf aktuelle Trends in den USA. Dort ist die Zahl der Erkrankungen an Typ-2-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen einer neuen Studie zufolge innerhalb von nur acht Jahren um 31 Prozent gestiegen. „Um eine solche Entwicklung in Deutschland zu verhindern, brauchen wir mehr frühe Prävention schon in Kindergarten und Schule“, erklärt Privatdozent Dr. med. Erhard Siegel, Präsident der DDG.

Diese alarmierenden Zahlen berichtete die Studiengruppe SEARCH for Diabetes in Youth jüngst im Journal of the American Medical Association (JAMA). Die Wissenschaftler hatten die Häufigkeit für den Typ-2-Diabetes in den USA bei Kindern und Jugendlichen im Alter von zehn bis 19 Jahren für die Jahre 2001 bis 2009 untersucht. „Bewegungsmangel und Fehlernährung führen dazu, dass immer mehr Kinder fettleibig sind – und damit Gefahr laufen, an einem Typ-2-Diabetes zu erkranken“, erläutert Professor Dr. med. Thomas Danne, Kinderdiabetologe und Vorstandsvorsitzender von diabetesDE – Deutsche Diabetes Hilfe. Zwar ist dies in Deutschland derzeit nur selten der Fall, die Zahl der kindlichen Neuerkrankungen liegt bei etwa 200 pro Jahr. „Die Zahl könnte jedoch drastisch steigen, wenn sich die Trends in Deutschland in die gleiche Richtung entwickeln wie in den USA“, betont Danne. Hinweise darauf gibt es bereits – der Anteil der fettleibigen Kinder hat sich hierzulande von 1985 bis 2009 verdoppelt.

„Alle Kinder, die sich zu wenig bewegen und stark übergewichtig sind, laufen Gefahr, an Diabetes Typ 2 zu erkranken“, so Siegel. Eine detaillierte Auswertung der JAMA-Autoren zeigt, dass sich der größte Anstieg in den USA bei benachteiligten Minoritäten (Indianer, Schwarze) und Migranten (Hispanics) ereignete, während die Amerikaner europäischer Herkunft seltener erkranken. „Dies könnte unter Umständen damit zusammenhängen, dass in diesen Gruppen das Problembewusstsein für die Risikofaktoren geringer ausgeprägt ist“, so Danne. „Die Eltern sind stolz, ihren Kindern genügend Nahrung bieten zu können und freuen sich, wenn sie ‚wohlgenährt‘ sind.“

Um einer solchen Entwicklung wie in den USA vorzubeugen, ist nach Ansicht der DDG-Experten frühe Prävention schon in Kindergarten und Schule notwendig. „Wichtig wären jeden Tag eine Stunde Sport und kostenlose Wasserspender, um den Konsum zuckerhaltiger Softdrinks zu verringern“, erklärt DDG-Geschäftsführer Dr. Dietrich Garlichs. „Zugleich sollten wir – wie andere Länder auch – eine Zucker-Fett-Steuer auf ungesunde Lebensmittel einführen und andere Nahrungsmittel steuerlich entlasten, um eine gesunde Ernährung für die gesamte Bevölkerung zu erleichtern.“

Auch beim Typ-1-Diabetes verzeichnet die aktuelle US-Studie bei Kindern im Alter von 0 bis 19 Jahren für den untersuchten Zeitraum eine deutliche Zunahme um 21 Prozent. „Einen Anstieg beim kindlichen Typ-1-Diabetes bemerken wir seit längerem auch in Deutschland“, erläutert Professor Dr. med. Andreas Fritsche, Diabetologe an der Universität Tübingen. „Es wird erwartet, dass die Krankheitshäufigkeit von Typ-1-Diabetes bei Kindern unter fünfzehn Jahren bis zum Jahr 2020 um 70 Prozent steigen wird.“

Damit erkrankt in Deutschland mittlerweile eines von 800 Kindern am Typ-1-Diabetes. Derzeit gibt es etwa 30 500 Typ-1-Diabetespatienten im Alter von unter zwanzig Jahren. Neuere Forschungsergebnisse zeigen, dass die Erkrankung meistens in den ersten beiden Lebensjahren mit der Bildung von Antikörpern gegen jene Zellen beginnt, die das Hormon Insulin in der Bauchspeicheldrüse bilden. „Die genauen Gründe für die Attacke des Immunsystems gegen den eigenen Körper sind trotz intensiver Forschung weiterhin unklar“, so Fritsche.

Quellen:
JAMA 2014;311:1778-1786
http://jama.jamanetwork.com/article.aspx?articleid=1866098
Diabetes Gesundheitsbericht 2014
Diabetes bei Kindern und Jugendlichen
http://www.diabetesde.org/fileadmin/users/Patientenseite/PDFs_und_TEXTE/Infomaterial/Gesundheitsbericht_2014_kl.pdf

Fertigessen und Schadstoffe können Jodversorgung gefährden

Jodtabletten sollten vor allem Schwangere immer in Absprache mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin nehmen. Zur Unterversorung und den geistigen Entwicklungsstörungen – vor allem in den USA – verkneife ich mir hier einen Kommentar.

PRESSEINFORMATION

Schwangerschaft und Stillzeit: Fertigessen und Schadstoffe gefährden Jodversorgung

Bochum – Ein erhöhter Bedarf an Jod kann während Schwangerschaft und Stillzeit schnell zu einer Unterversorgung führen. Nach Einschätzung der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) besteht diese Gefahr, da Fertigprodukte häufig ohne jodiertes Salz hergestellt werden. Zudem blockieren einige Umweltschadstoffe die Verwendung des lebenswichtigen Spurenelements. Die Folgen haben vor allem später die Kinder zu tragen, warnen die Hormon- und Stoffwechselexperten.

Jod ist ein Bestandteil von Schilddrüsenhormonen, die für den Aufbau des Gehirns benötigt werden. „Schon ein leichter Mangel kann geistige Entwicklungsstörungen zur Folge haben“, warnt Professor Dr. Dr. med. Dagmar Führer, Vize-Präsidentin der DGE und Direktorin der Klinik für Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen am Universitätsklinikum Essen.

Zwar habe die Einführung von Jodsalz Ende der 80er Jahre dazu geführt, dass sich die Versorgung insgesamt gebessert habe und die Weltgesundheitsorganisation Deutschland nicht mehr als ausgewiesenes Jodmangelgebiet betrachtet. „Schwere geistige Behinderungen, die früher als Kretinismus in Jodmangelgebieten verbreitet waren, gibt es heute nicht mehr“, erläutert Professor Führer. Jedoch liege die Ausscheidung von Jod im Urin, die ein Maß für die Jodversorgung ist, in Deutschland nur knapp über dem Grenzwert von 100 Mikrogramm pro Tag. „Bei dem gesteigerten Bedarf während Schwangerschaft und Stillzeit kommt es regelmäßig zu einer Unterversorgung“, so Professor Führer.

Die American Academy of Pediatrics, der Fachverband der amerikanischen Kinderärzte, schätzt, dass ein Drittel der schwangeren Amerikanerinnen eine grenzwertige Jodversorgung hat. In Deutschland dürfte die Situation ähnlich sein, vermutet DGE-Mediensprecher Professor Dr. med. Dr. h. c. Helmut Schatz, Bochum, der auf einen Trend zur Verschlechterung der Jodversorgung in Deutschland hinweist. „Seit dem Jahre 2000 droht bei uns wieder ein Jodmangel“, betont der Experte. Verantwortlich seien einerseits eine gewisse „Jodmüdigkeit“ bis hin zu einer „Jodgegnerschaft“. Hinzu kommen zu einem kleinen Teil auch Ernährungstrends wie die Verwendung von kaum jodhaltigem Meersalz oder auch Himalaya-Salz, die einen besseren Geschmack und „Naturreinheit“ versprechen. Andererseits hätten sich die Ernährungsgewohnheiten geändert. „Immer mehr Menschen greifen auf Fertigprodukte aus dem Supermarkt zurück, bei deren Herstellung häufig kein Jodsalz verwendet wird“, sagt Professor Schatz „Die global agierenden Konzerne lassen Jod weg und vermeiden dadurch Probleme, die sich aus den unterschiedlichen Vorschriften zur Jodierung in den einzelnen Ländern ergeben können.“

Die prekäre Jodzufuhr kann durch Umweltschadstoffe noch verschärft werden. Nitrate, Thiozyanate und Perchlorat werden wie das Jod über einen sogenannten Natrium-Jodid-Symporter in die Schilddrüse gepumpt. Die Konkurrenz hat zur Folge, dass trotz ausreichender Jodzufuhr zu wenig Jod in die Schilddrüse gelangt und deshalb die Hormonproduktion zurückgeht. „Nitrate stammen meist aus dem Trinkwasser, wenn dieses nicht von der in der Regel gut überwachten öffentlichen Wasserversorgung, sondern aus privaten Wasserquellen wie etwa Hausbrunnen kommt“, berichtet Professor Schatz. Die wichtigsten Thiozyanatquellen sind dem Experten zufolge aktives und passives Rauchen. Perchlorate würden industriell freigesetzt. In bestimmten Gegenden der USA wurden sie auch im Trinkwasser nachgewiesen. Über die Belastung in Deutschland gibt es noch keine genauen Erkenntnisse.

Die DGE unterstützt die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation, die Schwangeren und Stillenden nach Rücksprache mit ihrem Arzt zu einer täglichen Zufuhr von etwa 250 Mikrogramm Jod rät. Da die Verwendung von Jodsalz im Haushalt in der Regel nicht ausreicht, sollten Schwangere und Stillende Jodtabletten einnehmen. „Dies gilt insbesondere für Frauen, die sich vegan ernähren und dabei auf den Verzehr von Fisch verzichten, der eine wichtige Jodquelle in der Nahrung ist“, ergänzt Vize-Präsidentin Professor Führer.

Literatur:
Positionspapier der American Academy of Pediatrics
Positionspapier der American Academy of Pediatrics

Ballaststoffe schützen vor Entzündungen der Darmschleimhaut

Erstmals Leitlinie zur Divertikelkrankheit erschienen

Berlin – Bei etwa 30 bis 45 Prozent der Bundesbürger bilden sich Schleimhautausstülpungen in der Darmwand. Wenngleich diese „Divertikel“ meist harmlos sind, zeigt eine Studie, dass jeder dritte bis vierte Patient im Verlauf mit Beschwerden rechnen muss, die zum Teil auch auf Entzündungen zurückzuführen sind. Um teils schwer verlaufende Komplikationen einer solchen Divertikulitis vorzubeugen, raten Experten der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) sowie der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) in ihrer neuen Leitlinie „Divertikelkrankheit/Divertikulitis“ zu einer ballaststoffreichen Ernährung. Zudem sollten Ärzte bei Unterbauchschmerzen auch eine Divertikel-Entzündung als Ursache in Betracht ziehen, so die Empfehlung. Bei der Behandlung der Divertikelkrankheit fordern die Autoren mehr Zurückhaltung im Umgang mit Antibiotika und chirurgischen Eingriffen.

„Eine Ansammlung von Divertikeln im Dickdarm wird häufig zufällig bei Darmspiegelungen entdeckt“, erklärt DGVS-Leitlinienkoordinator Professor Dr. med. Wolfgang Kruis, Chefarzt Innere Medizin am Evangelischen Krankenhaus Kalk in Köln. „Bei mehr als 60 Prozent der über 70-Jährigen finden wir diese eigentlich harmlosen Formveränderungen der Schleimhaut“. Der Gastroenterologe rät Betroffenen, viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukte zu sich zu nehmen. „Ballaststoffmangel ist der wichtigste Risikofaktor für die Entwicklung einer Divertikelkrankheit“, so Kruis.

Von „Divertikelkrankheit“ sprechen die Mediziner, wenn in Folge der Divertikel Beschwerden und Komplikationen auftreten. So können etwa einzelne Divertikel vorübergehend bluten. „Wenn die Patienten Blut im Stuhl finden, sind sie häufig beunruhigt und sollten sich auch unbedingt beim Arzt vorstellen“, sagt Kruis. „Häufig kommt die Blutung aber von allein zum Stillstand“. Eine weitere häufige Ursache für Beschwerden ist zudem eine Entzündung, die entsteht, wenn sich in den Darmausstülpungen bakterienhaltiger Stuhl ansammelt. Greift die „Divertikulitis“ in benachbarte Gewebeschichten über, besteht die Gefahr eines Darmdurchbruchs. „Im schlimmsten Fall kann dies zu einer gefährlichen Bauchfellentzündung führen“, warnt Kruis.

In den neuen Leitlinien „Divertikulitis/Divertikelkrankheit“ haben Experten der DGVS und DGAV nun erstmals zusammengefasst, wie sich die Erkrankung diagnostizieren und behandeln lässt. Demnach sollten Ärzte bei starken Schmerzen im Unterbauch, vor allem auf der linken Seite, an eine mögliche Divertikulitis denken. Dies gilt auch für Patienten unter 40 Jahren, die seit einigen Jahren immer häufiger erkranken. Neben den Schmerzen leiden Betroffene unter anderem an Blähungen, Durchfall oder Verstopfung und oft auch an Fieber. „Im Blutbild lässt sich die Entzündung anhand einer erhöhten Leukozyten-Zahl nachweisen, zusätzlich ist aber ein Ultraschall und gegebenenfalls eine Computertomographie erforderlich“, erklärt Kruis. Bei schweren Entzündungen mit Abszessen, also abgekapselten Eiteransammlungen, empfehlen die Autoren eine Antibiotikatherapie und gegebenenfalls eine Operation.

Ziel der Leitlinien sei es aber auch, eine Übertherapie zu verhindern, betont Professor Dr. med. Ludger Leifeld, Chefarzt der Medizinischen Klinik III am St. Bernward Krankenhaus in Hildesheim und Erstautor der neuen Leitlinie. So raten die Experten bei einer unkompliziert verlaufenden Divertikulitis nur in Ausnahmefällen zur Antibiotikagabe. „Wir empfehlen dies nur bei Patienten mit einem besonderen Risikoprofil, etwa aufgrund einer Immunsuppression“, so Leifeld. Normalerweise stünden die Chancen gut, dass eine leichte Entzündung von alleine ausheilt. Auch bei der Operation einer wiederkehrenden Divertikulitis empfehlen die Experten heute mehr Zurückhaltung. „Früher wurde häufig nach dem zweiten Schub operiert“, erklärt Leifeld. „Wir empfehlen jedoch chirurgische Eingriffe nur nach sehr individueller Prüfung durchzuführen“. Eine ganz wesentliche Errungenschaft der Leitlinie sei zudem die neue Klassifikation des Krankheitsbildes. „Wir sind zuversichtlich, dass dies Klarheit schafft, die Diagnose beschleunigt und damit die Therapie verbessert“, sagt DGVS-Sprecher Professor Dr. med. Christian Trautwein aus Aachen. „Wir hoffen, dass dieses Dokument dazu beiträgt, die Krankheit stärker ins Bewusstsein der Ärzte zu rücken und den Patienten die jeweils richtige Therapie zukommen zu lassen“.

Die Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) wurde 1913 als wissenschaftliche Fachgesellschaft zur Erforschung der Verdauungsorgane gegründet. Heute vereint sie mehr als 5.000 Ärzte und Wissenschaftler aus der Gastroenterologie unter einem Dach. Die DGVS fördert sehr erfolgreich wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und Fortbildungen und unterstützt aktiv den wissenschaftlichen Nachwuchs. Ein besonderes Anliegen ist der DGVS die Entwicklung von Standards und Behandlungsleitlinien für die Diagnostik und Therapie von Erkrankungen der Verdauungsorgane – zum Wohle des Patienten.

Die Leitlinien im Internet:
http://www.dgvs.de/leitlinien/divertikelkrankheit/

 
Begriffserklärungen:

Dickdarm-Divertikel: erworbene Ausstülpungen der Schleimhaut und der darunter liegenden dünnen Bindegewebsschicht durch muskelschwache Lücken der Dickdarmwand

Divertikulose: Vorhandensein von Divertikeln im Dickdarm, ohne dass Symptome auftreten

Divertikelkrankheit: liegt vor, wenn eine Divertikulose zu Symptomen und /oder Komplikationen führt

Divertikulitis: Entzündung der Divertikel und angrenzender Strukturen

Wenn die Augen altern

Wenn die Augen altern, drohen Depression, Vereinsamung und Unsicherheit
Bewohner von Pflegeheimen und Kranke besonders gefährdet

 

alterndes Auge

alterndes Auge

Bonn/Berlin – Durch den Verlust oder die Einschränkung der Sehkraft werden viele Senioren unselbständiger und ihre Lebensqualität verschlechtert sich. Einer australischen Studie zufolge verkürzt sich dadurch auch die Lebenserwartung dramatisch. Früherkennung und eine rechtzeitig einsetzende Behandlung können Abhilfe schaffen. „Vor allem ältere Patienten mit mehreren Erkrankungen und Bewohner von Pflegeheimen bekommen keine ausreichende augenärztliche Betreuung und sind deshalb besonders gefährdet“, sagt Professor Dr. med. Focke Ziemssen, Oberarzt an der Universitäts-Augenklinik in Tübingen. Bei der Fachtagung „Sehen im Alter“ des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (DBSV) am 27. Juni in Bonn – Bad Godesberg diskutiert er gemeinsam mit anderen Experten, wie Senioren besser betreut und frühzeitig behandelt werden können.

Die aktive Teilnahme am Leben ist gerade für Senioren besonders wichtig. Alltägliche Aufgaben, wie Zeitung lesen, Einkaufen oder Enkelkinder betreuen, trainieren und stimulieren zudem das Gehirn. Doch bei schwindendem Sehvermögen wird die Ausübung solcher Tätigkeiten für die Betroffenen schwer oder gar unmöglich. Wichtig ist dann die Versorgung mit Hilfsmitteln und Reha-Angeboten, doch daran hapert es in Deutschland. Wenn die Kontrastempfindlichkeit der Augen abnimmt, steigt zudem das Risiko zu stürzen. Schon kleine Hindernisse, wie Teppichkanten und Türschwellen, werden zur Falle und verdoppeln das Sturzrisiko.

Augenerkrankungen und Sehbehinderung bedrohen mehr als das Sehen. Die Erfahrung der abnehmenden körperlichen Leistungsfähigkeit und Lebensqualität führt bei vielen Senioren zu Ängsten, Depressionen und Suizidgedanken. „Die psychische Situation der Menschen entspricht nicht selten der von Patienten mit lebensbedrohlichen Erkrankungen wie Krebs oder HIV“, sagt Professor Ziemssen. Viele Senioren fühlen sich ausgeschlossen und geraten dann in eine soziale Isolation.

Oft wird der Begriff Alterserkrankungen vor allem mit Demenz oder Schlaganfall assoziiert, weiß der Experte aus Tübingen. „Aber altersbedingte Makula-Degeneration und Glaukom sind ebenfalls Volkserkrankungen, die sich dramatisch verbreiten.“ Das hat demographische Gründe. Die Zahl der Hundertjährigen hat sich seit 1990 versechsfacht. Das statistische Bundesamt erwartet, dass der Anteil der über 85-Jährigen bis 2050 auf zehn Prozent bei den Frauen und sieben Prozent bei den Männern ansteigt. Parallel steigt auch die Zahl der Augenerkrankungen, die zu Einschränkung oder Verlust des Sehvermögens führen. Über fünf Millionen Deutsche leiden an einem Glaukom oder an einer Makula-Degeneration. Bei frühzeitiger Diagnose und Behandlung wären drei von vier Erblindungen vermeidbar, doch auch daran hapert es in Deutschland. Viele Senioren sind nicht mobil genug, um regelmäßig ihren Augenarzt aufzusuchen. Kommen kognitive Beeinträchtigungen hinzu, wird es noch schwieriger. „Die Situation bei dementen Patienten ist besonders herausfordernd, da diese keine genauen Angaben zu ihrer Sehfunktion machen können“, erklärt Professor Ziemssen. Dann wird die Sehbeeinträchtigung möglicherweise erst spät erkannt.

Für Professor Ziemssen steht fest: „Es gibt einen erheblichen Nachholbedarf für die Früherkennung, Behandlung und Rehabilitation von Augenerkrankungen bei Senioren.“ Man dürfe die Augen nicht vor Versorgungslücken verschließen, so der Experte. „Alle wirksamen Instrumente und innovative Diagnostik stehen zur Verfügung. Jetzt kommt es auf die Vernetzung an.“

Wie das gemeinsame politische Handeln von Medizin, Pflege, Selbsthilfe, Augenoptik und Rehabilitation verbessert werden kann, ist Gegenstand der Pressekonferenz am 27. Juni 2014 in Bonn zur Fachtagung des DBSV „Sehen im Alter“.

Die Fachtagung findet in Kooperation mit der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO) und mit Unterstützung von Aktion Mensch, Bayer HealthCare und der Stiftung Auge statt.

EHEC-Auslöser immer noch ungeklärt

Die erste schriftliche Antwort ist heute am 01. Juli 2014 vom Bundesministerium für Gesundheit eingetroffen:

„Durch die intensive Zusammenarbeit der deutschen und europäischen Behörden gelang es, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Bockshornkleesamen aus Ägypten sowie Sprossen und Keimlinge, die daraus gezogen wurden, die Ursache der EHEC-Krise 2011 zu identifizieren.  Als Krankheitsursache wurde nicht bei sämtlichen erfassten Erkrankungsfällen der Verzehr von kontaminierten Sprossen nachgewiesen, dies ist allerdings aus fachlicher Sicht auch nicht erforderlich. Im Ausbruchsfall kommt der schnellen Ermittlung der Infektionsquelle große Bedeutung zu, um weitere Erkrankungen verhindern zu können. Es ist in einem Ausbruchsgeschehen nicht möglich und nicht erforderlich, jeden einzelnen Erkrankten zu möglichen Infektionsursachen zu befragen. Dies würde unter anderem einen großen Zeitverlust bedeuten. In größeren Ausbruchsgeschehen entspricht es dem allgemein anerkannten, internationalen wissenschaftlichen Standard, dass die epidemiologische Evidenz für den Zusammenhang von Risikofaktoren (wie beispielsweise einem Lebensmittel) und einer Infektionskrankheit auf der standardisierten Befragung einer geeigneten Stichprobe Erkrankter und einer geeigneten Vergleichsgruppe gesunder Kontrollpersonen beruht. Die Daten der Stichprobe werden in einer analytischen epidemiologischen Studie ausgewertet. Aus einer sorgfältig untersuchten Stichprobe kann bei Vorliegen einer gemeinsamen Ursache auf alle vom Ausbruch betroffenen Personen geschlossen werden. Evidenz für das Vorliegen einer gemeinsamen Ursache bieten beispielsweise der Verlauf der epidemiologischen Kurve oder Kenntnisse über das Vorkommen des Erregers. Eine Stichprobenstudie führt somit im Regelfall zuverlässig und deutlich schneller zu einem Ergebnis bezüglich der Infektionsquelle, als die Befragung aller erkrankten Personen.
 
Eine detaillierte Darstellung des Ausbruch EHCE O104:H4 findet sich im Ergebnisbericht der Task Force EHEC zur Aufklärung des EHEC O104:H4 Krankheitsausbruchs in Deutschland, der auf der Internetseite des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit veröffentlicht ist. Eine abschließende Darstellung und Bewertung der epidemiologischen Erkenntnisse im EHEC O104:H4 Ausbruch wurde vom Robert Koch-Institut (RKI) erstellt, der Bericht ist auf der Homepage des RKI  (www.rki.de) veröffentlicht.“
 
Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag Susanne Wackers
Pressestelle
Bundesministerium für Gesundheit
Friedrichstraße 108
D-10117 Berlin
Tel:    +49(0)3018 – 441 4823
Fax:    +49(0)3018 – 441 1245
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Derzeit gibt es keine wissenschaftlich haltbaren Erkenntnisse darüber, dass die Sprossen-Theorie, die vom Verbraucherschutzministerium ausgegeben wurde, tatsächlich zutrifft.

Die Biobank Popgen am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein hat die genetischen Hintergründe der EHEC-Infektion erforscht. Eigentlich war die Studie abgeschlossen. Nun werden die Studienteilnehmer noch einmal befragt, da sich herausgestellt hat, dass die Folgeschäden bzw. -beschwerden der seinerzeit Erkrankten auch heute noch akut sind. Eine Folge davon ist das Reizdarmsyndrom.

Anfragen beim Gesundheits- und Verbraucherschutzministerium mit Bitte um Stellungnahme sind gestellt. Die Antworten werden wir hier natürlich veröffentlichen.

Eine weitere Anfrage haben wir an die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit gerichtet. Auf deren Websie findet sich auch der Slogan: „Der Lebensmittelsicherheit in Europa verpflichtet“. Allerdings ist der letzte Eintag zu EHEC vom 11. Juni 2011.

6.000 Schritte pro Tag können helfen

6,000 Steps A Day Keeps Knee OA Limitations Away

A new study shows that walking reduces risk of functional limitation associated with knee osteoarthritis (OA). In fact, the study funded in part by grants from the National Institutes of Health (NIH) and published in the American College of Rheumatology (ACR) journal, Arthritis Care & Research, suggests that walking 6,000 or more steps per day may protect those with or at risk of knee of OA from developing mobility issues, such as difficulty getting up from a chair and climbing stairs.

Nearly 27 million Americans age 25 and older are diagnosed with OA according to a prevalence study by Lawrence et al. (Arthritis Rheum, 2008). Previous research reports that knee OA is the leading cause of functional limitation among older adults, making walking and climbing stairs difficult. Moreover, data from the National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES III) state that 80% of OA patients have some limitation in movement, with 11% of adults with knee OA needing assistance with personal care assistance.

While walking is a common daily physical activity for older adults, medical evidence reports that two-thirds of U.S. adults with arthritis walk less than 90 minutes each week. “Our study examines if more walking equates with better functioning, and if so, how much daily walking is needed to minimize risk of developing problems with mobility in people with knee OA,” said Daniel White, PT, ScD, from Sargent College at Boston University in Massachusetts.

For the present study, researchers measured daily steps taken by 1788 people with or at risk for knee OA, who were part of the Multicenter Osteoarthritis Study. Walking was measured with a monitor over seven days and functional limitation evaluated two years later, defined as a slow walking speed and a Western Ontario and McMaster Universities Arthritis Index (WOMAC) physical function score greater than 28 out of 68.

Walking an additional 1,000 steps each was associated with between a 16% to 18% reduction in incident functional limitation two years later. Walking less than 6,000 steps daily was the best threshold for identifying those who developed functional limitation.

Dr. White concludes, “Walking is an inexpensive activity and despite the common popular goal of walking 10,000 steps per day, our study finds only 6,000 steps are necessary to realize benefits. We encourage those with or at risk of knee OA to walk at least 3,000 or more steps each day, and ultimately progress to 6,000 steps daily to minimize the risk of developing difficulty with mobility.”

Funding for this study was provided by the following sources: NIH AG18820, AG 18832, AG 18947, AG 19069, AR007598, NIH AR47785, NIAMS R01AR062506, ACR/RRF Rheumatology Investigator Award, the Boston Rehabilitation Outcomes Center (Boston ROC) R24HD0065688, the Boston Claude D. Pepper Older Americans Independence Center 1P30AG031679 and the Foundation for Physical Therapy Geriatric Research Grant.

Der EHEC-Auslöser ist nicht wirklich geklärt

Da dieser Artikel auf dem alten Blog veröffentlicht wurde, stellen wir ihn hier nochmals ein.

Robert-Koch-Institut bestätigt: Für 90 Prozent aller Erkrankungsfälle ist Ursache nicht aufgeklärt

foodwatch: Berlin, 20. September 2013. Die Bundesregierung hat die Bevölkerung beim weltweit größten EHEC-Ausbruch im Frühjahr 2011 bewusst getäuscht. Anders als Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) und Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) mehrfach behauptet haben, ist die Ursache der Epidemie, die in Deutschland 53 Todesopfer forderte, bei weitem nicht aufgeklärt: Höchstens 500 von insgesamt mehr als 3.800 Krankheitsfällen konnten aufgeklärt werden, mindestens 87 Prozent aller gemeldeten EHEC-Fälle wurden ohne Klärung der Ansteckungsursache zu den Akten gelegt. Das hat das zuständige Robert-Koch-Institut nun gegenüber foodwatch bestätigt.

„Die Bundesregierung hat sich stets für ihr Krisenmanagement gefeiert und behauptet, die Ursache des tödlichen EHEC-Ausbruchs sei identifiziert worden. Doch das ist schlichtweg falsch“, sagte Matthias Wolfschmidt, stellvertretender Geschäftsführer von foodwatch. „Selbst das Robert-Koch-Institut gibt zu: Für mindestens 87 Prozent aller EHEC-Fälle wurde die Ursache nie aufgeklärt.“

Bereits kurz nach Ausbruch der EHEC-Epidemie im Mai 2011 war ein Sprossenerzeuger in Niedersachsen von den Behörden als Auslöser der Krise präsentiert worden. Ein Jahr später erklärten Ilse Aigner und Daniel Bahr in einer Pressemitteilung, man hätte die Ursache des Ausbruchs „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ identifiziert: Bockshornkleesamen aus Ägypten, die von dem Sprossenbetrieb im Kreis Uelzen gekeimt und in Verkehr gebracht worden seien.

„Die Behauptung der Bundesregierung, ein Hof in Niedersachsen sei die einzige Verbreitungsquelle des EHEC-Erregers gewesen, hält einer Überprüfung nicht stand“, kritisierte Matthias Wolfschmidt von foodwatch. So wurde im EHEC-Abschlussbericht des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) behauptet, die von Bund und Ländern eingesetzte „Task-Force EHEC“ habe eine Gesamtliste aller EHEC-Ausbruchsorte erstellt. Doch diese Liste wurde nie veröffentlicht. foodwatch stellte daher im Mai 2012 Antrag auf Akteneinsicht bei den zuständigen Behörden, um in dieser „Gesamtliste“ nachzuvollziehen, ob es entsprechende Verbindungen zu dem Sprossenerzeuger gebe. Mittlerweile haben sowohl das BVL als auch das Robert-Koch-Institut (RKI), die zentrale Einrichtung der Bundesregierung auf dem Gebiet der Krankheitsüberwachung und -prävention, bestätigt: Eine solche „Gesamtliste“ mit allen 3.842 EHEC-Erkrankungen und den Verbindungen zu dem Sprossenbetrieb hat es nie gegeben. Das RKI räumte gegenüber foodwatch ein, dass in einer ersten Liste lediglich 350 Fälle untersucht und aufgelistet worden waren und man später eine etwa 500 Fälle erfassende zweite Liste erstellt habe. Im Ergebnis heißt das: Für rund 3.300 EHEC-Fälle wurde offenbar nicht einmal der Versuch unternommen, eine Verbindung zu dem Sprossenbetrieb zu finden.

Matthias Wolfschmidt von foodwatch: „Bei bestenfalls 13 Prozent aller EHEC-Erkrankungen haben die Behörden eine Spur auf den Sprossen-Hof identifiziert. Das reichte offensichtlich aus, um diesen der Öffentlichkeit als Verursacher der EHEC-Krise zu präsentieren. Der Verdacht liegt nahe, dass die Bundesregierung hier ein Bauernopfer zur Beruhigung der verunsicherten Bevölkerung gesucht und gefunden hat. Weder Behörden noch Bundesregierung haben offenbar ein echtes Interesse an einer Aufklärung des EHEC-Geschehens. Die Bundesregierung hat einen Erfolg gefeiert, der so ominös ist wie das Auftreten und Verschwinden des EHEC-Erregers. Das foodwatch-Fazit: Der weltweit größte EHEC-Ausbruch ist nicht aufgeklärt, die Bundesregierung hat die Bevölkerung belogen – und wiegt sie in falscher Sicherheit.“

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Ein Jahr nach der EHEC-Krise: Epidemie nicht aufgeklärt, Schwachstellen nicht beseitigt – Bundesregierung betreibt Geschichtsklitterung, sagt foodwatch

Ein Jahr nach der EHEC-Krise mit 53 Todesfällen im Frühsommer 2011 ist die Epidemie noch immer völlig unzureichend aufgearbeitet. Anders als in der gestern publizierten gemeinsamen Bilanz der Bundesministerien für Gesundheit und Verbraucherschutz dargestellt, ist weder der EHEC-Ausbruch aufgeklärt noch wurden die Schwachstellen in Lebensmittelüberwachung und Gesundheitsschutz offen analysiert, geschweige denn behoben. Zu diesem Ergebnis kommt eine 29-seitige Analyse, die die Verbraucherorganisation foodwatch heute unter dem Titel „Im Bockshorn“ veröffentlichte.

Zu Beginn der EHEC-Epidemie Anfang Mai 2011 hat weder das Frühwarnsystem funktioniert noch die behördliche Zusammenarbeit. Am 23. Mai, als sich bereits 3.500 Menschen und damit 90 Prozent aller Erkrankten infiziert hatten, lag dem zuständigen Robert-Koch-Institut des Bundes lediglich eine einzige Erkrankungsmeldung vor. Die zentrale Bund-Länder-Task-Force wurde vom Bundesverbraucherministerium am 3. Juni eingesetzt und konnte damit kaum noch Einfluss auf den Verlauf der längst abgeschwächten Epidemie nehmen. Die erste öffentliche Warnung vor Bockshornklee-Sprossen erfolgte in Niedersachsen am 5. Juni, bundesweit erst am 10. Juni.

„Die EHEC-Bilanz der Minister Bahr und Aigner ist ein Fall von Geschichtsklitterung: Sie stellen ägyptische Sprossensamen als quasi-erwiesene Quelle der Keime dar, obwohl es dafür keinen einzigen Tatsachenbeleg gibt. Sie sprechen von einer erfolgreichen Bewältigung der Krise, obwohl ein untaugliches Meldesystem das Ausmaß der Epidemie nicht erkannt hat. Und sie loben die Zusammenarbeit von Bund und Ländern, obwohl es dazu erst kam, als der EHEC-Ausbruch seinen Höhepunkt längst überschritten hatte“, erklärte der stellvertretende foodwatch-Geschäftsführer Matthias Wolfschmidt.

Für die These, dass der EHEC-Erreger über verunreinigte Bockshornklee-Samen aus Ägypten importiert und über einen Bio-Sprossenerzeuger im niedersächsischen Bienenbüttel verbreitet wurde, gibt es zwar Hinweise, aber keinen Beleg. Es besteht viel Grund zu Skepsis:

Die These stützt sich auf nur rund 300 der mehr als 3.800 Erkrankungsfälle, die an 41 Orten auftraten und auf den Bienenbütteler Sprossenhof zurückzuführen waren, in dem Samen aus Ägypten ausgekeimt wurden. Die Übersicht über alle Fälle hat die von der Bundesregierung eingesetzte „Task Force EHEC“ nie veröffentlicht.

Gerade einmal 75 von 15.000 Kilogramm der mutmaßlich kontaminierten Samen-Chargen aus drei ägyptischen Farmen – also 0,5 Prozent – wurden an den Bienenbütteler Sprossenhof geliefert. Offen ist, weshalb die an andere Händler in Deutschland, Österreich, Spanien oder Schweden gelieferten Samen aus denselben Chargen nicht zu EHEC-Infektionen führten (lediglich aus Frankreich ist ein Ausbruch bekannt, der in Verbindung mit den ägyptischen Samen gebracht wurde).

Weder auf den betroffenen Samen noch auf den ägyptischen Farmen konnte der Keim je nachgewiesen werden.

foodwatch kritisiert, dass mit der Festlegung auf die unbewiesene Ägypten-These den Verbrauchern vermittelt werde, der Fall sei gelöst und die Ursache des Problems liege im fernen Ägypten. „Es ist völlig unklar, woher der Erreger kam und ob er wieder virulent werden kann“, so Matthias Wolfschmidt.

In der heute veröffentlichten EHEC-Analyse weist foodwatch nach, dass die Behörden das bekanntermaßen von Sprossen zum Roh-Verzehr ausgehende Risiko unterschätzt haben. So stuften die niedersächsischen Behörden den Sprossenhof in Bienenbüttel als „Gartenbaubetrieb“ und nicht als Lebensmittelhersteller ein – mit der Folge, dass er niedrigeren Hygienestandards und weniger strengen Kontrollen unterworfen war.

foodwatch forderte die Bundesregierung auf, die Hygiene- und Überwachungsstandards für sensible Rohkost (wie Sprossen oder vorgeschnittenen Salat) denen für leicht verderbliche tierische Lebensmittel anzupassen und regelmäßige Untersuchungen auf pathogene E.coli-Bakterien vorzuschreiben. Zudem müssen die Meldefristen für Erkrankungen an dem von EHEC ausgelösten HU-Syndrom erheblich verkürzt werden. Nach der von Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr geplanten Reform könnten noch immer drei Tage vergehen, bis das Robert-Koch-Institut des Bundes von den lokalen Gesundheitsämtern über den Zwischenschritt Länderbehörden informiert wird. Es gibt aus Sicht des Verbraucherschutzes keinen Grund dafür, weshalb die Gesundheitsämter nicht gleichzeitig an Landesbehörde und RKI melden sollten – und zwar tagesaktuell.

Weiter muss die von der EU bereits seit 2005 (!) gesetzlich vorgeschriebene Rückverfolgbarkeit endlich durchgesetzt werden – und zwar nicht nur für Sprossen, sondern für alle Lebensmittel. Während der EHEC-Krise ging viel Zeit für die Rekonstruktion von Lieferwegen und Warenströmen verloren.

Schließlich muss die Struktur der Lebensmittelüberwachung endlich den globalen Warenströmen im Lebensmittelmarkt angepasst werden, indem auf Landesebene die Fach- und Dienstaufsicht für sämtliche Überwachungstätigkeiten zusammengefasst wird. Dadurch lägen alle Kompetenzen, Durchgriffsmöglichkeiten und Verantwortlichkeiten bei der jeweiligen Landesregierung. Eine bundesweite Koordinierungsstelle (Task Force) ist sinnvoll, kann jedoch auf Landesebene zentral organisierte Strukturen der Lebensmittelüberwachung und des Öffentlichen Gesundheitsdienstes nicht ersetzen.

Der EHEC-Ausbruch begann Anfang Mai 2011. Dem Ausbruchgeschehen wurden bis Ende Juli 2011 insgesamt 2.987 Fälle von EHEC-Gastroenteritis und 855 Erkrankungen an dem schweren hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS) zugeordnet, zusammen also 3.842 Erkrankungen; 53 Menschen starben. Auslöser der Epidemie war der vorher kaum auffällige E.coli-Stamm EHEC O104:H4, der gegen Magensäure und Antibiotika weitgehend resistent ist.

Link:

Die foodwatch-Analyse zur EHEC-Epidemie steht unter http://bit.ly/JXEYfj zum Download bereit (direkt zur pdf-Datei: http://bit.ly/Ix4Zln

BfArM warnt vor der Anwendung von „Miracle Mineral Supplement“ als Arzneimittel

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) warnt Patientinnen und Patienten vor der Anwendung von Natriumchlorit als Arzneimittel.

Natriumchlorit wird derzeit verstärkt über Spam-E-Mail und unsichere Internet-Quellen unter dem Namen „Miracle Mineral Supplement“ (MMS) gemeinsam mit einer verdünnten Säure als Mittel gegen Krebs, Malaria, chronische Infektionen und weitere Krankheiten beworben. Das BfArM weist darauf hin, dass diese und vergleichbare Produkte mit Natriumchlorit als arzneilich wirksamer Bestandteil in Deutschland nicht als Arzneimittel zugelassen sind. Als Arzneimittel werden Produkte nur dann zugelassen, wenn durch ein behördliches Zulassungsverfahren ein positives Nutzen-Risiko-Verhältnis bestätigt wird. Aus Natriumchlorit und der verdünnten Säure entsteht Chlordioxid, das auf Haut und Schleimhaut je nach Konzentration reizend bis ätzend wirkt. Die Anwendung kann zu erheblichen Gesundheitsgefahren führen.
Das BfArM steht in engem Austausch mit den in Deutschland für die Überwachung des Arzneimittelverkehrs zuständigen Landesbehörden. Diese entscheiden auch über die Einstufung einzelner Produkte als zulassungspflichtiges Arzneimittel. Stuft eine Landesbehörde ein Produkt als zulassungspflichtiges Arzneimittel ein, darf es ohne eine Zulassung nicht mehr in Verkehr gebracht werden. Grundlage für eine solche Einstufung kann auch das Bewerben eines Produktes als Mittel zur Behandlung von Krankheiten sein. Das BfArM kann über die Einstufung eines Produktes als Arzneimittel nur dann entscheiden, wenn eine Landesbehörde nach § 21 Absatz 4 Arzneimittelgesetz beim BfArM eine Entscheidung über die Zulassungspflicht als Arzneimittel beantragt. Nach Kenntnis des BfArM haben einzelne Landesbehörden mit Blick auf die Patientensicherheit bereits eigenverantwortliche Maßnahmen umgesetzt bzw. planen weitere Maßnahmen.

Über das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM):
Das BfArM gehört als selbstständige Bundesoberbehörde zum Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit. Seine Aufgabe ist die Abwehr von Gesundheitsgefahren durch kontinuierliche Verbesserung der Sicherheit von Arzneimitteln, Risikoüberwachung von Medizinprodukten, Überwachung des Betäubungsmittel- und Grundstoffverkehrs sowie eigene unabhängige Forschung zu diesen Themen. Im BfArM arbeiten daran rund 1.100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter Ärzte, Apotheker, Chemiker, Biologen, Juristen, technische Assistenten und Verwaltungsangestellte.