Archiv der Kategorie: Pressemitteilungen

TK-AllergieApp „Husteblume“

AllgergieAPP hilft bei der Pollenvorhersage

Allergiker können sich mit der neuen SmartphoneApp „Husteblume“ erstmals die persönliche Pollenbelastung vorhersagen und Tipps zur medikamentösen Behandlung geben lassen. Das neue Programm der Techniker Krankenkasse (TK) zeigt nicht nur die Pollenanzahl in der Luft an, sondern errechnet mit einem aufwändigen Verfahren auch, wie stark der eigene Körper darauf reagiert und wann beispielsweise der Zeitpunkt für eine frühzeitige Einnahme von Medikamenten gegeben ist. „Allergiker können dadurch rechtzeitig reagieren und die Symptome sowie den damit verbundenen Leistungsabfall vermeiden“, erklärte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der TK, Thomas Ballast. „Mit der Allergie-App nutzt die TK die Chancen der Digitalisierung, um den Kunden einen echten Mehrwert zu liefern.“

 

Foto: Techniker Krankenkasse

Foto: Techniker Krankenkasse

  • Standortlokalisierung
  • automatisch oder manuell per Postleitzahl, Stadt oder Region
› Symptomerfassung
Beschwerden wie z.B. Juckreiz Augen,
Niesen oder Husten sowie die Einnahme
von Medikamenten
Behandlungshinweise
nach Symptomerfassung Hinwe
ise zu Augen, Nase und Lunge
Allgemeine Belastungsvorhersage
Pollenbelastungsprognose für
die nächsten drei Tage
  • Persönliche Belastungsvorhersage
individuelle Berechnung eine Prognose
auf Grundlage der erfassten Symptome
(mindestens fünf Tage infolge)

Pressemitteilung der TK:

Digitale Strategie der TK

Um die Digitalisierung des Gesundheitswesens ist ein regelrechter Hype entstanden. In diesen Tagen fehlt bei kaum einer Veranstaltung im Gesundheitswesen der schillernde Begriff „E-Health“ im Programmheft. Kein Wunder: Die Gesundheits-IT ist eine Wachstumsbranche – auch und besonders in wirtschaftlicher Hinsicht. Nicht ohne Grund drängen „branchenfremde“ Unternehmen wie Apple, Google und Co. in den Gesundheitsmarkt.

Die Digitalisierung der medizinischen Versorgung bringt aus Sicht der TK im Wesentlichen zwei grundlegende Veränderungen mit sich:

1. Die Behandlungsmöglichkeiten für Patienten werden durch die neuen technischen Möglichkeiten erweitert und/oder optimiert. Beispiel Telemedizin: Sie ermöglicht Therapie, Diagnostik und Monitoring per Datenautobahn über weit entfernte Distanzen hinweg. Das kann unter anderem dabei unterstützen, dem sich abzeichnenden Ärztemangel in ländlichen Regionen zu begegnen.
2. Vor allem aber ändert sich die Kommunikation – insbesondere zwischen Arzt und Patient. Der Arzt bleibt zwar aller Voraussicht nach wie vor erster Ansprechpartner in Gesundheitsfragen, aber der physische (Arzt-)Kontakt wird entbehrlicher.
Deshalb ist auch davon auszugehen, dass Restriktionen wie zum Beispiel das Fernbehandlungsverbot in der heute geltenden Form wahrscheinlich nicht auf Dauer Bestand haben können.
Die Menschen sind außerdem nicht mehr nur passiv auf den Arzt und dessen Wissen angewiesen. Stattdessen kann jeder aktiv einen Beitrag zur eigenen Gesundheit und zum eigenen Wohlergehen beitragen.
Doch der Erste Gesundheitsmarkt tut sich schwer mit den Möglichkeiten der Digitalisierung. Bestes Beispiel ist die elektronische Gesundheitskarte (eGK), die seit diesem Jahr verpflichtend gilt, die aber eigentlich schon im Jahr 2006 flächendeckend kommen sollte. Im Grunde ist das Passfoto auf der eGK der einzige wesentliche
Unterschied im Vergleich zur alten Krankenversicherungskarte. Das E-Health-Gesetz der Bundesregierung soll nun einige Baustellen bearbeiten.
Treiber im Bereich E-Health ist derzeit ohne Frage der zweite Gesundheitsmarkt. Und hier sind es besonders die mobilen Gesundheitsgeräte, die die Digitalisierung der Gesundheit vorantreiben. Neben Fitness-Armbändern und anderen Wearables spielen dabei vor allem Smartphones eine entscheidende Rolle. Millionen von Menschen tragen diese Alleskönner ständig bei sich, um Mails zu checken, im Internet zu surfen, zu spielen oder Videos anzuschauen. Smartphones bieten aber auch die Möglichkeit, mithilfe von Gesundheits-Apps den eigenen Körper zu vermessen und somit ständig zu überwachen. Heute gibt es mehr als 100.000 solcher Gesundheits-Apps, die mehrere hundert Millionen Vitalparameter sammeln – Monat für Monat.
Hinter diesem Ansatz steht die Überzeugung: Je mehr ich über meinen Körper weiß, desto besser und schneller kann ich intervenieren, um meine Gesundheit zu optimierenoder um besser mit meiner (chronischen) Erkrankung umgehen zu können. Das ist einpräventiver Ansatz, den wir als Krankenkasse im Grundsatz natürlich unterstützen.

Wichtig ist nur, dass die User nicht sorglos mit ihren Daten umgehen.

Die TK möchte – wie in anderen Bereichen auch – bei der Digitalisierung der Gesundheitsversorgung Vorreiter sein. Deshalb bieten wir unseren Kunden nebentelemedizinischen Angeboten bereits Klinik- und Arzt-Bewertungsportale, einen Online-Arztterminservice und verschiedene Gesundheitscoaches an. Dieses digitale Portfolioergänzen wir seit neustem mit echten Versorgungs-Apps für das Smartphone. Den Anfang haben wir mit dem TK-Diabetes-Tagebuch gemacht. Es ermöglicht unter
anderem die Übertragung der Blutzuckerwerte vom Messgerät in die App – ganz automatisch über eine Bluetooth-Schnittstelle. Als nächsten Schritt bieten wir unseren Kunden die Allergie-App „Husteblume“ an, die wir Ihnen heute vorstellen möchten. Wir möchten damit Kunden, die unter Pollenallergien leiden, unterstützen, vergleichsweise gut durch die belastende Blütezeit zu kommen. Allergiker können mit der App ihre Symptome erfassen, erhalten Behandlungshinweise und können außerdem eine allgemeine, aber auch persönliche Belastungsvorhersage abrufen. Herr Rupp wird Ihnen die App – und was sie im Einzelnen kann – gleich näher vorstellen.
Lassen Sie mich abschließend sagen: Als TK sind wir davon überzeugt, dass E-Health und digitale Innovationen große Chancen bieten, Prozesse in der medizinischen Versorgung effizienter zu gestalten. Das Ziel muss sein, die Qualität der Versorgung nachhaltig zu verbessern. Außerdem muss die gesundheitliche Versorgung der Lebenswirklichkeit der Menschen folgen. Langfristig lassen sich so eventuell auch Ausgaben reduzieren. Das Wichtigste ist aber: Die digitalen Angebote versetzen die Versicherten in die Lage, mehr Verantwortung für sich und ihre Gesundheit zu übernehmen. Davon profitiert auf lange Sicht die gesamte Versichertengemeinschaftder gesetzlichen Krankenversicherung

Die Bezeichnung „Soft Drinks“ verharmlost Gesundheitsgefahren

Pressemitteilung

Zuckergetränke

Sechs bittere Wahrheiten über süße Getränke: Wie Cola & Co. die Gesundheit schädigen

Berlin, 25. Mai 2016. Von Zahnschäden über Fettleibigkeit bis hin zu Diabetes und Potenzstörungen: Stark zuckerhaltige Getränke wie Cola können zu weit ernsteren Krankheiten führen als häufig angenommen. Darauf hat die Verbraucherorganisation foodwatch aufmerksam gemacht.

„Cola, Fanta und Co. sind keine ’soften‘ Drinks, sondern flüssige Krankmacher“, sagte Oliver Huizinga, Experte für Lebensmittelmarketing bei foodwatch. „Klar, Cola ist nicht gesund – das wird den meisten von uns schon als Kind beigebracht. Aber über das wahre Ausmaß der Gesundheitsgefahren von Zuckergetränken wird zu wenig gesprochen.“

Prof. Dr. med. Thomas Danne, Chefarzt am Kinderkrankenhaus auf der Bult in Hannover und Vorstandsvorsitzender von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe, erklärte: „Jungen im Alter von sechs bis sieben Jahren konsumieren allein durch das Trinken von Limonaden fünf Kilogramm Zucker pro Jahr. Limonade ist Zuckerwasser und man trinkt viele Kalorien, ohne dass sich ein Gefühl von Sattsein einstellt. Limonadenkalorien sind deshalb immer zusätzliche und unnötige, sogar schädliche Kalorien.“

Screenshot des Videoclips

Screenshot des Videoclips

Ein Video, das foodwatch heute unter www.cola-fakten.de veröffentlicht hat, zeigt sechs bittere Fakten über Zuckergetränke:

1) Deutschland ist Europameister im Konsum von Zuckergetränken.

Die Deutschen trinken im europäischen Vergleich am meisten Cola, Fanta und Co. Der Pro-Kopf-Verbrauch von „Erfrischungsgetränken“ hat seit den 1970er Jahren um 150 Prozent zugenommen und belief sich 2014 auf 119,8 Liter pro Jahr. Davon sind etwa 80 Liter zuckergesüßte Getränke wie Limo, Energydrinks oder Fruchtsaftgetränke. Besonders beliebt sind Zuckergetränke bei jungen Männern: Sie trinken im Schnitt drei 200ml-Gläser pro Tag.

2) Zuckergetränke fördern Übergewicht und Fettleibigkeit.

Der regelmäßige Konsum von Zuckergetränken fördert nachweislich Übergewicht sowie Fettleibigkeit. Erwachsene, die täglich Zuckergetränke zu sich nehmen, haben ein 27 Prozent höheres Risiko für Übergewicht oder Fettleibigkeit als Erwachsene, die keine Zuckergetränke trinken. Bei Kindern erhöht schon ein einziges zusätzliches Zuckergetränk am Tag das Risiko für Fettleibigkeit um 60 Prozent.

3) Zuckergetränke fördern Diabetes Typ 2.

Der regelmäßige Verzehr von Zuckergetränken erhöht nicht nur das Risiko für Übergewicht und Fettleibigkeit, sondern auch für die Entstehung von Diabetes Typ 2: Erwachsene, die ein bis zwei Dosen pro Tag trinken, haben ein 26 Prozent höheres Risiko, an Diabetes Typ 2 zu erkranken als Erwachsene, die selten Zuckergetränke trinken. Aktuell sind in Deutschland mehr als sechs Millionen Menschen von der Krankheit betroffen – das entspricht einer altersbereinigten Steigerung um 24 Prozent seit 1998. Durch Diabetes Typ 2 und Folgekrankheiten entstehen jedes Jahr Gesundheitskosten von schätzungsweise 48 Milliarden Euro.

4) Etwa die Hälfte der Männer mit Diabetes leiden unter Potenzstörung (erektile Dysfunktion).

Eine häufige Folge von Diabetes: Potenzstörungen. Die Krankheit schädigt Nerven und Gefäße und kann so Lustempfinden und Erektionsfähigkeit verringern. Diabetes-Patienten sind deutlich häufiger von erektiler Dysfunktion betroffen als die Allgemeinbevölkerung – zudem tritt die Störung etwa 10 bis 15 Jahre früher auf.

5) Diabetes führt in Deutschland zu etwa 40.000 Amputationen pro Jahr.

Diabetes ist der Hauptgrund für Amputationen. Durch Diabetes wird die Durchblutung und Schmerzwahrnehmung an Beinen und Füßen gestört, was häufig zu Geschwüren und chronischen Wunden führt. Die Folge: Etwa 40.000 Amputationen am Fuß pro Jahr allein in Deutschland – in etwa der Hälfte der Fälle wird der gesamte Fuß oberhalb des Sprunggelenks entfernt.

6) Zuckergetränke schädigen die Zähne.

Auch die Zähne leiden unter dem Konsum von Cola, Fanta, Sprite & Co. Der häufige Verzehr zuckerhaltiger Nahrung und Getränke zwischen den Hauptmahlzeiten ist nach Meinung von Zahnmedizinern einer der Hauptgründe für die Entstehung von Zahnerkrankungen. Die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung warnt davor, dass Zucker-Getränke aufgrund der nachgewiesenen „zahnschädigenden Wirkung“ durch Zucker und Säuren „besonders gefährlich für die Zähne“ sind. Diabetiker haben zudem ein dreifach erhöhtes Risiko an Parodontitis, einer Entzündung des Zahnbetts, zu erkranken.

Das heute von foodwatch veröffentlichte Video ist eine ins Deutsche übersetzte Version des Films „The Real Bears – the unhappy truth about soda“ der Organisation Center for Science in the Public Interest (CSPI), der in den USA bereits eine breite Debatte über die Gefahren zuckerhaltiger Getränke angestoßen hat.

Quellenangaben:
– Quellen- und Studienverweise: tinyurl.com/quellenverzeichnis 

Konservativen Therapien sind oft wirkungsvoller als High-Tech Operationen

Werner Bartens hat es in seinen zahlreichen Büchern immer wieder angeprangert, dass zu viele sinnlose OP’s durchgeführt werden. Nun bekennen sich auch die Orthopäden und Unfallchirurgen dazu. Das ist aus meiner Sicht eine erfreuliche Entwicklung. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass konservative und alternative Therapien über viele Jahre eine OP verhindern oder hinauszögern können. Schade ist nur, dass alternative Methoden wie z. B. Feldenkrais weder von den Krankenkassen noch von anderen Versicherungsträgern bezahlt werden. Nicht verständlich, wenn man bedenkt, dass die positive Wirkung bei den meisten Menschen nachgewiesen werden kann. Unser Gesundheitssystem würde enorme Gelder einsparen, wenn es weniger der Pharmaindustrie und den Operateuren vertrauen würde. Was spricht gegen einen Versuch? Operieren kann man immer noch, wenn gar nichts hilft. Gute Ärzte wissen das. Sinnvoll wäre auch, mehr Schmerzzentren zu fördern.

Orthopäden und Unfallchirurgen:

Zurück zu konservativen Therapien:
Oft wirkungsvoller als manche High-Tech Operation

Baden Baden – Minimalinvasive Operationstechniken, Gelenkaustausch per Computernavigation: Neue Operationstechniken haben auch die Orthopädische Chirurgie und Unfallchirurgie in weiten Bereichen revolutioniert. Das Ergebnis: 280.000 Wirbelsäulenoperationen und 400.000 Operationen zum Einsatz von künstlichen Knie- und Hüftgelenken im vergangenen Jahr in Deutschland. Das ist Weltrekord im internationalen Vergleich. Orthopäden und Unfallchirurgen plädieren jetzt für ein Umdenken und eine Rückbesinnung auf bewährte konservative Behandlungsmethoden zur Vermeidung von chirurgischen Eingriffen. „Konservative Therapien helfen selbst bei massiven Rückenschmerzen oft besser als ein chirurgischer Eingriff“, sagte Professor Dr. Joachim Grifka, ärztlicher Direktor des Orthopädischen Universitätsklinikums Bad Abbach und einer der Präsidenten der diesjährigen Jahrestagung des Verbands der Süddeutschen Orthopäden und Unfallchirurgen (VSOU)  in Baden-Baden.

Nicht jede Verletzung müsse operiert, nicht jede Arthrose mit einem künstlichen Gelenk versorgt werden, so Professor Grifka. „Selbst bei Bänderrissen im Sprung- und Kniegelenk können heute mit  konservativen Therapien identisch gute Ergebnisse erreicht werden wie mit einer Operation“, so Professor Dr. Ulrich Stöckle, Leiter der Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie Tübingen. Die sechswöchige Fixierung der Gelenke mit speziellen beweglichen Schienen sei hier eine wirkungsvolle Alternative zum chirurgischen Eingriff.

Ähnlich die Situation bei Rückenerkrankungen. „Bei Rückenproblemen kann selbst bei massiven Schmerzen durch eine fortschrittliche orthopädische Schmerztherapie ohne eine Operation wirkungsvoll geholfen werden“, so Professor Dr. Grifka. Das gelte auch für schwerwiegende Rückenerkrankungen, bei denen früher ein operativer Eingriff obligatorisch war. Im Zuge dieser konservativen Therapien würden etwa bei Bandscheibenvorfällen austretende Nerven mit gezielten Injektionen ruhiggestellt. „Die Erfolgsrate dieser minimalinvasiven Behandlungsmethode liegt selbst bei scheinbar operationsbedürftigen Veränderungen bei mehr als 80 Prozent“, schätzt Professor Grifka.

Deutschland: In der Orthopädietechnik weltweit führend

IMG_5288 In der Orthopädie sind konservative Behandlungen mit orthopädietechnischen Mitteln, also mit Bandagen, Schienen und Einlagen seit Jahrzehnten etabliert. Deutsche Hersteller dieser Produkte, zu denen auch High-Tech-Prothesen für Paralympics-Teilnehmer zählen, sind weltweit führend.
Im Alltag der orthopädischen Kliniken profitieren davon Kinder mit Wachstumsstörungen ebenso wie Patienten mit altersbedingtem Gelenkverschleiß.

„Die Bedeutung der Orthopädie-Technik bei der Behandlung wird ungeachtet aller Fortschritte im Operationssaal wieder steigen“, prognostiziert Professor Grifka. Er verweist dabei auf eine aktuelle Entscheidung der Krankenkassen, minimalinvasive operative Eingriffe bei Kniearthrose künftig nicht mehr zu bezahlen.

Training statt arthrosIMG_5561kopische Operationen – Trend zu mehr Eigenverantwortung

15 Millionen Menschen leiden in Deutschland unter Behandlungsbedürftigen Arthrose-Beschwerden. Arthroskopische Operationen waren bisher eine Schlüsseltherapie, um Betroffenen ohne die Belastung eines großen chirurgischen Eingriffs zu helfen. Nachdem diese Eingriffe künftig keine Kassenleistung mehr sind, kommt konservativen Therapien wie Kälteanwendungen, abschwellende Medikamente, und auch Muskeltraining wieder eine wachsende Bedeutung zu. Auch die Patienten würden durch diese Trendwende hin zu sanften Therapien wieder stärker gefordert. Die Herausgeber von Ratgeberbüchern wie „Die Knieschule“ oder „Die Gelenkschule“ melden steigende Auflagen. Der neue Kurs der Krankenkassen weist auch klar den Trend zu wachsender Eigenverantwortung für die Patienten, etwa durch verändertes Verhalten im Alltag und eben gezielte Übungsprogramme, selbst wieder mehr zur Vermeidung von Rücken- und Gelenkerkrankungen beizutragen.

Kernspin-Diagnose: „Zwei Drittel aller Befunde sind medizinisch ohne Bedeutung“

Orthopäden und Unfallchirurgen verwiesen beim diesjährigen VSOU-Kongress auch besonders kritisch auf die wachsende „Reparaturmentalität“ und überzogenes Anspruchsdenken mancher Patienten. Dazu zähle etwa die Forderung nach im Einzelfall völlig „überdimensionierten“ Diagnosemethoden „egal was es kostet und wer das bezahlt“. Die Ärzte seien dabei dann oft unfreiwillig Puffer zwischen Patienten, die Maximales fordern, und den Krankenkassen, die viele Dinge einfach nicht bezahlen. Gerade die immer genaueren Diagnosemethoden sind nach Erfahrung der Mediziner aber auch eine der Ursachen für die wachsende Zahl von oft überflüssigen orthopädischen Operationen. So zeigten Rückenuntersuchungen mit dem Kernspintomographen vielfach Veränderungen am Rücken, die letztendlich gar nicht Ursache vorhandener Rückenschmerzen seien. „Dabei zeigt die Praxis: Zwei Drittel der per Kernspin erkennbaren Befunde sind eigentlich medizinisch ohne Bedeutung“, sagte Professor Grifka.

Unterdrückung unliebsamer Testergebnisse?

PRESSEMITTEILUNG

Unterdrückung unliebsamer Testergebnisse?
Blutzucker-Messgeräte-Hersteller geht gerichtlich gegen Prüflabor vor

Berlin, Mai 2016 – Ein Hersteller von Blutzucker-Messgeräten hat dem Institut für Diabetes-Technologie Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH an der Universität Ulm (IDT) per einstweiliger Verfügung untersagt, Testergebnisse seiner Produkte unter Nennung des Herstellernamens, des Produktes oder des Vertriebsweges auf dem Diabetes Kongress 2016 zu veröffentlichen. Hintergrund der Auseinandersetzung: Die Testung einer Charge von Blutzuckerstreifen durch das IDT hatte ergeben, dass die Messungenauigkeit der Produkte dieses Herstellers erheblich war und die Sicherheit der Diabetespatienten gefährden könnte. Besonders pikant: Die Messstreifen wurden in einem führenden Discounter vertrieben. „Hier geht es unserer Auffassung nach um Geld und Marktmacht versus Sicherheit der Patienten und Freiheit der Wissenschaft“, erklärt Professor Dr. med. Baptist Gallwitz, Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). Die Fachgesellschaft fordert den Hersteller auf, umgehend eine Rückrufaktion der bemängelten Charge einzuleiten. Weiterlesen

Hepatitis E in Schweinefleisch

Hepatitis E in Schweinefleisch: Bundesregierung lässt Verbraucher schutzlos – Schwangere besonders gefährdet

Berlin, 10. Mai 2016. Ärzte melden in Deutschland immer mehr Fälle von Hepatitis E: Im Jahr 2015 waren es 1.267 infizierte Personen, knapp doppelt so viele wie im Vorjahr und dreimal so viele wie 2013.  Die Bundesregierung bleibt trotz der alarmierenden Zahlen tatenlos, kritisierte die Verbraucherorganisation foodwatch. Die Politik lässt demnach zu, dass infiziertes Schweinefleisch ungehindert verkauft wird, obwohl Hepatitis E-Erkrankungen beim Menschen schwere Verläufe nehmen können bis hin zu Todesfällen. Bei Schwangeren beträgt die Sterblichkeitsrate bis zu 25 Prozent.

„Die Bundesregierung weiß, dass jedes Jahr rund 1,8 Millionen Schweine mit infektiösen Hepatitis E-Viren geschlachtet und vermarktet werden. Der Kontakt mit diesen Schweinen, aber auch der Verzehr von daraus erzeugtem Mett- und Rohwürsten stellt daher ein ernstes Infektionsrisiko dar. Angesichts drastisch steigender Neuinfektionen muss die Bundesregierung umgehend dafür sorgen, dass Fleisch und Innereien von Hepatitits-E-infizierten Schweinen nicht mehr roh an Endverbraucher abgegeben werden dürfen“, erklärte Matthias Wolfschmidt, stellvertretender Geschäftsführer von foodwatch.

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) lehnte es bislang ab, das Virus bereits im Stall zu bekämpfen. Dazu gebe es „keine konkreten Pläne“, erklärte eine Sprecherin des Ministeriums gegenüber dem Südwestrundfunk. Sie verwies indes auf das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), das Verbraucherinnen und Verbrauchern rät, strenge Hygienemaßnahmen einzuhalten, Fleisch lange genug zu kochen oder zu braten und auf den Verzehr von Rohwürsten wie Mettwurst gänzlich zu verzichten.

„Statt die Ursachen zu bekämpfen, wälzt die Regierung das Risiko auf das Schlachthofpersonal und die Verbraucher ab, schwere Erkrankungen bis hin zu Todesfällen inklusive“, sagte Matthias Wolfschmidt.

foodwatch forderte routinemäßige serologische Tests aller Schlachtschweine. Bei Virus-positiv getesteten Schweinen müsse sichergestellt sein, dass deren Fleisch und Innereien bei der Verarbeitung ausreichend erhitzt werden. Dringend seien zudem öffentliche Investitionen in Forschungsprojekte, um Hepatitis E flächendeckend in deutschen Ställen nachweisen und bekämpfen zu können.

Lange Zeit galt Hepatitis E als eine aus Asien und Afrika importierte Infektionskrankheit. Doch mittlerweile ist bewiesen, dass auch das Virus des Genotyps 3 in Deutschland heimisch ist. Dessen Hauptübertragungswege sind sowohl der direkte Kontakt mit infizierten Tieren, zumeist mit Haus- und Wildschweinen, sowie der Verzehr kontaminierter Lebensmittel, darunter Schweinefleisch, das bei der Zubereitung nicht ausreichend erhitzt wurde. Auch Mettwurst und andere Rohwürste können betroffen sein. Rund drei Schweine von Hundert (1,8 Millionen jährlich) sind zum Schlachtzeitpunkt akut mit Hepatitis E infiziert und kommen unbemerkt in den Handel.

Hepatitis E verläuft beim Menschen in den meisten Fällen ohne jegliche Symptome. Doch Risikogruppen, darunter Schwangere, Immunschwache und Leberkranke, können an einer akuten und zum Teil tödlichen Leberentzündung erkranken.

Tipp: Die SWR-Fernsehsendung „odysso“ berichtet am Donnerstag, den 12. Mai 2016 ab 22 Uhr ausführlich zu Hepatitis E in Lebensmitteln.

Gleich klappt’s – gleich klappt’s nicht

Verfahren ermöglicht anhand von Gehirnsignalen eine Prognose, ob Menschen eine Bewegung präzise ausführen werden

Ob eine Türe aufschließen oder nach einem Gegenstand greifen: Selbst einfache, oft ausgeübte Bewegungsaufgaben lösen Menschen nicht immer gleich gut – mal sind sie schneller, mal langsamer, mal genauer, mal weniger präzise. Ein Teil dieser von Forscherinnen und Forschern als Leistungsvariabilität bezeichneten Schwankungen ist auf Unterschiede in der Gehirnaktivität zurückzuführen. Eine fächerübergreifende Nachwuchsforschungsgruppe des Exzellenzclusters BrainLinks-BrainTools der Universität Freiburg um den Informatiker Dr. Michael Tangermann hat einen selbstlernenden Algorithmus entwickelt, der es erlaubt, kurz vor der Ausführung einer motorischen Aufgabe deren Präzision vorherzusagen. Das Verfahren könnte zukünftig eingesetzt werden, um sportwissenschaftliche Trainingsmethoden sowie die Rehabilitation von Patientinnen und Patienten nach einem Schlaganfall zu verbessern. Die Studie ist im Fachjournal „Frontiers in Human Neuroscience“ erschienen.

Mithilfe der Elektroenzephalografie (EEG) wurden im Gehirn bereits vor Jahrzehnten Aktivitätsmuster entdeckt, die einer motorischen Handlung vorausgehen. Die Studie aus Freiburg basiert ebenfalls auf der Auswertung von EEG-Signalen. Die Forschenden untersuchten dazu 20 gesunde Probandinnen und Probanden im Durchschnittsalter von 53 Jahren. Diese versuchten, durch wiederholtes Drücken eines Kraftsensors einem vorgegebenen Pfad auf dem Computerbildschirm zu folgen. Vor und während der Übungen wurde ihre Gehirnaktivität aufgezeichnet. Ein Algorithmus lernte, innerhalb der komplexen Gehirnsignale wichtige Merkmale zu erkennen, mit deren Hilfe vorhersagbar ist, wie gut der Proband die motorische Übung bewältigen wird. Solche Verfahren des maschinellen Lernens werden oft im Zusammenhang mit hochdimensionalen Daten und großen Datenmengen verwendet, etwa zur Verbesserung von Suchmaschinen. Basierend auf vielen Einzelbeispielen lernt der Algorithmus eine Vorschrift, die es ihm erlaubt, auch zukünftige, unbekannte Datensätze zu entschlüsseln.

Im nächsten Schritt wollen die Forscher beleuchten, inwieweit sich derartige Vorhersagemodelle praktisch nutzen lassen. Für die motorische Rehabilitation von Schlaganfallpatienten könnte es etwa hilfreich sein, den Start einer Bewegungsaufgabe kurzzeitig zu verzögern, bis ein geeigneter Hirnzustand vorliegt. Diesen Trainingseffekt will das Team gemeinsam mit Forschern des Universitätsklinikums Freiburg in einer Studie untersuchen.

Originalveröffentlichung:
Meinel, A./Castaño-Candamil, S./Reis, J./Tangermann, M. (2016): Pre-Trial EEG-Based Single-Trial Motor Performance Prediction to Enhance Neuroergonomics for a Hand Force Task. In: Frontiers in Neuroscience.
DOI: 10.3389/fnhum.2016.00170
URL: http://journal.frontiersin.org/article/10.3389/fnhum.2016.00170/full

Freiburger Forscher melden: Neue Zika-Diagnostik zuverlässig

Neue Zika-Diagnostik zuverlässig

Freiburger Forscher weisen hohe Treffsicherheit eines neuen, kommerziellen Zikavirus-Tests nach

Das Zikavirus breitet sich derzeit rasant in Süd- und Mittelamerika aus. Ein wichtiges diagnostisches Kriterium ist der Nachweis von Antikörpern im Blut, die gegen das Zikavirus gerichtet sind. Doch bisher verfügbare Tests reagierten oft auch auf Antikörper gegen verwandte Viren, wie das von Zecken übertragene FSME-Virus oder eine entsprechende Schutzimpfung. Forscher des Universitätsklinikums Freiburg konnten nun nachweisen, dass ein neuer, seit Kurzem kommerziell erhältlicher Antikörper-Test durch solche früher erfolgten Infektionen oder Impfungen nicht gestört wird. Ihre Ergebnisse präsentierten die Wissenschaftler im Fachmagazin Eurosurveillance. Das Universitätsklinikums Freiburg ist eine der ersten Kliniken in Deutschland, die die neue Zikavirus-Diagnostik einsetzt und vorrätig hält.

Infektionen mit dem Zikavirus in der Schwangerschaft können die Gehirn- und Schädelentwicklung des Ungeborenen schwerwiegend stören. Eine solche Mikrozephalie kann zu geistiger Behinderung führen und sogar tödlich sein. Die Sicherheit, die der neue Test bietet, ist darum vor allem für Schwangere relevant. „Im schlimmsten Fall konnte bisher ein falscher Verdacht zu einem unbegründeten Schwangerschaftsabbruch führen“, sagt Studienleiter Prof. Dr. Marcus Panning, Oberarzt am Institut für Virologie des Universitätsklinikums Freiburg. „In Zukunft sollte niemand mehr durch ein fälschlicherweise positives Testergebnisse verunsichert werden“, so Prof. Panning weiter, der sich seit über 15 Jahren intensiv mit tropischen Viruserkrankungen beschäftigt. Für ihre Studie untersuchten die Forscher insgesamt 114 Zikavirus-freie Blutproben von Personen mit laborbestätigter FSME-Infektion, FSME-Impfung, Hepatitis C, Dengue-Infektion oder Gelbfieberimpfung, sowie zur Kontrolle elf Proben mit Antikörpern gegen Zikaviren. In allen Fällen lieferte der Test das richtige Ergebnis. Die Blutproben stammten aus der Blutserum-Bank des Instituts für Virologie des Universitätsklinikums Freiburg. Dort werden Proben mindestens für zehn Jahre anonymisiert und datenschutz-konform aufbewahrt. „Dadurch können wir auf eine sehr große Zahl und Vielfalt von Proben zurückgreifen“, sagt Prof. Panning.

In Deutschland schätzt Prof. Panning die Ansteckungsgefahr mit dem Zikavirus als sehr gering ein: „Bislang ist nicht einmal sicher nachgewiesen, ob die in Süddeutschland sporadisch vorkommende Asiatische Tigermücke das Virus übertragen kann.“

Etwa jeder fünfte Zikavirus-Infizierte entwickelt Symptome wie Fieber, fleckigen Hautausschlag, Kopf- und Gliederschmerzen sowie Gelenkschmerzen, die alle nach etwa einer Woche abklingen. Eine Behandlung der Infektion ist bislang nicht möglich. Bei Verdacht auf eine Zikavirus-Infektion wird eine labordiagnostische Abklärung empfohlen. Hiermit kann auch eine länger zurückliegende Infektion erkannt werden.

Titel der Originalarbeit: High specificity of a novel Zika virus ELISA in European patients after exposure to different flaviviruses

DOI: 10.2807/1560-7917.ES.2016.21.16.30203

Link zur Publikation: www.eurosurveillance.org/ViewArticle.aspx?ArticleId=21450  

Weitere Informationen:
Institut für Virologie
Forschungsgruppe Prof. Panning (englisch)
Übersichtsseite des Robert-Koch-Instituts zu Zikavirus-Infektionen

Studie könnte zum besseren Verständnis von Hirnerkrankungen beitragen

Neurowissenschaftler entdecken bislang unbekannte Funktion von Cannabinoid-Rezeptor
Studie könnte zum besseren Verständnis von Hirnerkrankungen beitragen

Berlin, 02.05.2016 Im Gehirn herrscht ein sensibles Zusammenspiel von Signalstoffen und zellulärer Aktivität. Wissenschaftler der Charité – Universitätsmedizin Berlin und des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) haben in diesem Orchester einen weiteren Akteur identifiziert: In einer Laborstudie stellten sie fest, dass der sogenannte Cannabinoid-Rezeptor Typ 2 die Informationsverarbeitung innerhalb des Hippocampus beeinflusst. Dieses Hirnareal ist maßgeblich an der Bildung von Langzeit-Erinnerungen beteiligt. Die Erkenntnisse könnten zu einem besseren Verständnis der Krankheitsmechanismen von Schizophrenie und Alzheimer beitragen, sie sind im aktuellen im Fachjournal Neuron* veröffentlicht.

Der Cannabinoid-Rezeptor Typ 2, auch CB2-Rezeptor genannt, ist ein spezielles Membranprotein, über das eine Zelle chemische Signale empfangen kann. Dadurch wird ihre Aktivität gesteuert. „Dieser Rezeptor galt bisher vor allem als Teil des Immunsystems, ohne Funktion in Nervenzellen. Unsere Studie zeigt nun, dass er auch für die Signalverarbeitung des Gehirns eine wichtige Rolle spielt“, erläutert Prof. Dr. Dietmar Schmitz, Direktor des Neurowissenschaftlichen Forschungszentrums an der Charité (NWFZ) und Berliner Standortsprecher des DZNE. Neben Berliner Fachkollegen haben sich an der aktuellen Studie auch Wissenschaftler der Universität Bonn und des US-amerikanischen National Institute on Drug Abuse beteiligt.

Wie die Forscher im Tiermodell nachweisen konnten, hebt der CB2-Rezeptor die Erregungsschwelle von Nervenzellen des Hippocampus. „Die Arbeitsweise des Gehirns beruht darauf, dass Nervenimpulse auf nachgeschaltete Zellen in manchen Situationen erregend, in anderen Fällen unterdrückend wirken“, sagt Dr. Vanessa Stempel, Erstautorin der aktuellen Veröffentlichung. „Der CB2-Rezeptor wirkt wie eine Stellschraube, mit der solche Kommunikationsprozesse justiert werden“, so die Wissenschaftlerin weiter, die inzwischen im britischen Cambridge forscht.

Der CB2-Rezeptor zählt zum endogenen Cannabinoid-Systems (ECS). Diese Familie aus Rezeptoren und Botenstoffen kommt bei vielen Lebewesen vor, so auch beim Menschen. Es handelt sich um ein biochemisches Regelsystem, das an der Steuerung zahlreicher physiologischer Vorgänge beteiligt ist. Sein Name basiert auf der bereits länger bekannten Tatsache, dass Wirkstoffe der Cannabispflanze an Rezeptoren des ECS ankoppeln. Bislang sind zwei Sorten solcher Rezeptoren bekannt. Der CB2-Rezeptor hat keine psychoaktive Wirkung. Die durch Einnahme von Cannabis aufgelösten Rauscheffekte werden daher dem Cannabinoid-Rezeptor Typ 1 zugeschrieben.

Die Ergebnisse der aktuellen Studie könnten zum besseren Verständnis von Krankheitsmechanismen beitragen und einen Ansatzpunkt für neuartige Medikamente aufzeigen. „Bei Schizophrenie, Depression, Alzheimer und anderen neuropsychiatrischen Erkrankungen ist die Hirnaktivität gestört. Pharmaka, die an den CB2-Rezeptor binden, könnten die Aktivität der Hirnzellen möglicherweise beeinflussen und somit Bestandteil einer Therapie sein“, resümiert Prof. Schmitz.

*A. Vanessa Stempel, Alexander Stumpf, Hai-Ying Zhang, Tugba Özdogan, Ulrike Pannasch, Anne-Kathrin Theis, David-Marian Otte, Alexandra Wojtalla, Ildikó Rácz, Alexey Ponomarenko, Zheng-Xiong Xi, Andreas Zimmer, Dietmar Schmitz. Cannabinoid type 2 receptors mediate a cell type-specific plasticity in the hippocampus. April 2016, Neuron. doi: 10.1016/j.neuron.2016.03.034.
http://www.cell.com/neuron/fulltext/S0896-6273(16)30025-3

Mangelernährung als häufige Krankheitsursache in Deutschland

Es hat immer einen seltsamen Beigeschmack, wenn die Lebensmittelindustrie eine Studie zum Thema Ernährung mitfinanziert.

HIPP und MangelernährungWir wollten dennoch nicht auf die Veröffentlichung hier verzichten. Machen Sie sich selbst ein Bild. Natürlich ist Mangelernährung im fortgeschrittenen Alter ein wichtiges Thema. Viele Studien kommen jedoch oft schnell zu dem voreiligen Schluss, dass die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln oder Lebensmitteln, die damit angereichert wurden, die geniale Lösung seien.

PRESSEMITTEILUNG

Ärzteschaft alarmiert:
Jeder 2. Arzt ist täglich mit Mangelernährung konfrontiert

Studienübergabe an Bundesminister Christian Schmidt

Studienübergabe an Bundesminister Christian Schmidt

Berlin, 26. April 2016. Mangelernährung ist ein gesellschaftlich stark unterschätztes Phänomen, das drastische Folgen für die Gesundheit der Patienten, aber auch hohe Folgekosten für das Gesundheitswesen bedeutet. Wie die im Auftrag des
Bundesverbands Initiative 50Plus und HiPP durchgeführte repräsentative Ärztebefragung von 222 niedergelassenen Ärzten – darunter 112 Allgemeinmediziner, 53 Neurologen und 57 Onkologen – zeigt, wird jeder zweite Arzt (57 %) in der täglichen Arbeit mit Mangelernährung konfrontiert. Vor allem bei den Onkologen steigt
die Quote auf fast 70 % an, weil eine Krebserkrankung sehr häufig mit dem Auftreten einer Mangelernährung verknüpft ist.

Zugleich liegt bei den befragten Ärzten ein hohes Problembewusstsein vor – schließlich bewertet jeder zweite Arzt (52 %) Mangelernährung sehr oft oder immer als Ursache für Krankheiten im Alter. Zudem achten 3 von 4 Ärzten (76 %) ebenfalls
sehr oft oder immer auf Anzeichen von Mangelernährung (z. B. ungewollter Gewichtsverlust).

Doch obwohl bei den Ärzten ein hohes Problembewusstsein vorherrscht und 3 von 4
Ärzten (75 %) den Patienten bei Auftreten von Mangelernährung weitreichend über
das Thema informieren, offenbart sich eine große Diskrepanz: 71 % der Ärzte fühlen
sich selber nicht vollumfänglich informiert – 14 % sogar nur wenig oder gar nicht.

Mangelernährung als Ursache für Krankheiten Unstrittig bei fast allen befragten Ärzten ist hingegen die Bedeutung von ausreichender und bedarfsgerechter Ernährung bei einem unzureichenden Ernährungszustand für die Genesung. 96 % der Ärzte sehen diese als sehr wichtig oder wichtig an. Dabei spielt die Ernährung nicht nur bei der Genesung eine tragende Rolle, sondern kann auch schon bei der Prävention vieler Alterskrankheiten
unterstützen. Die befragten Ärzte sind der einhelligen Meinung, dass frühzeitige Ernährungsmaßnahmen dabei helfen, Nachfolgekosten für ernährungsbedingte Komplikationen zu vermeiden.

Stefan Hipp, Gesellschafter HiPP: „Gesellschaft, Politik und auch Wirtschaft müssen
beim Thema Mangelernährung an einem Strang ziehen und eine effiziente und breiteInformationsstand zu Mangelernährung
Aufklärung sicherstellen – mit der Botschaft, dass Mangelernährung häufig vorkommt und verhindert werden kann. Die Ergebnisse zeigen, dass es weiterer Anstrengungen bedarf,um über adäquate Ernährungsmöglichkeiten bei Mangelernährung in der
Patientenversorgung zu informieren. Dabei unterstützen wir sehr gerne – die Ärztebefragung ist hier ein weiterer Schritt zur Aufklärung.“

Gitta Connemann, MdB und stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion: „Gesunde Ernährung ist in aller Munde. Sollte es jedenfalls sein –
gerade bei Älteren. Denn die Ergebnisse der Umfrage zeigen: Mangelernährung bei
Älteren ist keine Seltenheit. Hinzu kommt fehlende Bewegung. Dabei sind eine
gesunde und ausreichende Ernährung und Bewegung für das Alter, gerade für
Genesungsphasen entscheidend. Das Verständnis hierfür muss frühzeitig vermittelt
werden. Mit Initiativen wie IN FORM – Fit im Alter, mit dem Präventionsgesetz und
nicht zuletzt mit der Pflegeversicherung haben wir die Weichen in die richtige Richtung
gestellt. Aber mangelhafte Ernährung im Alter und fehlende Bewegung sind am Ende
eine Herausforderung, die uns alle angeht. Diese können wir als Politik nur
gemeinsam mit der Lebensmittelwirtschaft, den Ärzten, den Pflegeeinrichtungen, den
Kassen, den Medien, bewältigen.“

Uwe-Matthias Müller, Geschäftsführender Vorstand Bundesverband Initiative 50Plus
e.V.:„Die Erhebung bestätigt unsere Befürchtungen, wie weit Mangelernährung
verbreitet ist. Dies ausgerechnet in einer Gesellschaft, in der alle Zutaten für eine
gesunde – und schmackhafte – Ernährung zur Verfügung stehen. Wir haben nun seit
bald einem Jahr das Präventionsgesetz, das ist gut so. Wir fordern die Politik, aber
auch die im Gesundheitsbereich tätigen Institutionen auf, das Thema
Mangelernährung mit all seinen Facetten verstärkt und beherzt den betroffenen
Menschen nahezubringen.“

Dr. Henning Scherf, Botschafter Bundesverband Initiative 50Plus e.V. und
Bürgermeister a.D., Bremen: „Obwohl es uns in Deutschland sehr gut geht und wir in
einer Wohlstandsgesellschaft leben, zeigt die erstaunliche Zahl von älteren
mangelernährten Menschen, dass wir noch einen weiten Weg zu gehen haben. Wir
müssen über Nachbarschaften und professionelle Dienste die Versorgungssituation
verbessern: Hier ist ganz klar die Zivilgesellschaft gefordert und muss motiviert
werden.“

Hintergrund und Methodik der Ärztebefragung

Vom 7. März bis einschließlich 8. April 2016 wurde eine bundesweite, telefonische Befragung
unter Ärzten durch das Markt-und Sozialforschungsinstitut INSA-CONSULERE durchgeführt.
Ziel der Umfrage war es, niedergelassene Ärzte verschiedener Fachrichtungen zum Thema
Mangelernährung zu befragen. Als Erhebungsmethode wurde das Computer Assisted
Telephone Interview (CATI) gewählt. Die Zufallsauswahl der Befragten erfolgte über eine
branchenspezifische, repräsentative B2B-Stichprobe. Um sowohl verallgemeinernde als auch
vertiefende Aussagen zu erlangen, wurde die Studie in eine quantitative Erhebung und in eine
qualitative Erhebung aufgeteilt. Bei der quantitativen Erhebung wurden insgesamt 222 Ärzte,
davon 112 Allgemeinmediziner, 53 Neurologen und 57 Onkologen, zur Ernährung älterer
Patienten, zum Informationsstand über sowie den Umgang mit Mangelernährung befragt. Bei
der qualitativen Erhebung wurden insgesamt 15 Ärzte aus den unterschiedlichen
Fachbereichen vertiefend zu ihren Erfahrungen mit mangelernährten Patienten befragt.

Gewichtsmanagement – eine runde Sache

Wissenschaftsseminar am 29. Juni 2016
Gewichtsmanagement – eine runde Sache

Am 29. Juni 2016 veranstaltet das Kompetenzzentrum für Ernährung (KErn) in Kooperation mit dem Deutschen Herzzentrum München und dem Kompetenznetz Adipositas das Wissenschaftsseminar „Gewichtsmanagement – eine runde Sache“. Im Deutschen Herzzentrum München sprechen Experten aus Wissenschaft, Medizin, Wirtschaft und Politik vor und mit einem interdisziplinären Publikum.

Gewichtsmanagement betrifft einen Großteil der Bevölkerung. Die Deutschen werden immer dicker – das ist nicht neu, aber nach wie vor aktuell. Nach derzeitiger Datenlage sind über die Hälfte der Erwachsenen in Deutschland übergewichtig und davon jeder Vierte bis Fünfte adipös – Tendenz steigend.

Forschungsansätze und finanzielle Auswirkungen des Übergewichts

Die Wissenschaft beschäftigt sich intensiv mit der Frage, wie der Volkskrankheit Adipositas begegnet werden kann. Nicht nur die Betroffenen sind oftmals verwirrt, welche Diät oder Ernährungsweise zum Wunschgewicht führen könnte. Oder ist die Geschichte von der Diät ohnehin nur eine Mär? „Manchmal vermischen sich ernährungsphysiologische Empfehlungen mit einer Prise Ideologie und einem Schuss persönlicher Überzeugung. Übrig bleibt oft ein Gemisch an Informationen, das schwer zu beurteilen ist“, sagt Dr. Wolfram Schaecke, Leiter des KErn. „Es gilt, die Fakten von den Mythen zu trennen. Mit dem Wissenschaftsseminar zu Gewichtsmanagement wollen wir Licht in die Vielfalt der Empfehlungen bringen und uns mit Trends und wissenschaftlichen Erkenntnissen auseinandersetzen.“
Im Mittelpunkt der Fachveranstaltung stehen neue Forschungsansätze und Konzepte des Gewichtsmanagements. Doch auch die wirtschaftliche Bedeutung und neuen Produktentwicklung werden diskutiert. Wie viel Adipositas kostet? Antworten liefert Prof. Dr. Rolf Holle vom Helmholtz Zentrum. Weitere Referenten sind u. a. Dr. Anja Schienkiewitz vom Robert Koch-Institut, Prof. Dr. Hans Hauner von der TU München und Dr. Dietrich Garlichs von der Deutschen Diabetes Gesellschaft.
Die Veranstaltung richtet sich an Experten aus Ernährungswissenschaft, Medizin, Ernährungswirtschaft sowie Multiplikatoren aus dem Gesundheitsbereich. Frühbucher zahlen bis zum 18. Mai 150 Euro, anschließend beträgt die Teilnahmegebühr 200 Euro. Die Veranstaltung wird für die kontinuierliche Fortbildung von Zertifikatsinhabern der DGE, des VDD und des VDOE mit 6 Punkten berücksichtigt sowie mit 2 Punkten (Modul F) für die QUETHEB-Registrierung.
Weitere Informationen zum Wissenschaftsseminar sowie zur Anmeldung unter www.kern.bayern.de/gewichtsmanagement