Archiv der Kategorie: Studien

Zur Vorab-Veröffentlichungen der Bertelsmann Stiftung

S T E L L U N G N A H M E
der Deutschen Gesellschaft für HNO-Heilkunde, Kopf- und
Hals-Chirurgie e.V.; Bonn

zur Vorab-Veröffentlichungen der Bertelsmann Stiftung zu Studien von OECD und
Bertelsmann-Stiftung zum Thema regionaler Unterschiede in der Gesundheitsversorgung

Wie schon in einer Studie der Bertelsmann Stiftung, gemeinsam mit den IGES-Institut Berlin, aus dem Jahre 2013, kündigt die Bertelsmann Stiftung eine weitere Studie an, nach der teilweise erhebliche regionale Unterschiede in der Häufigkeit von Mandeloperationen bestehen. In manchen Städten und Kreisen sei die Häufigkeit achtmal höher als in anderen Regionen. Ähnliche Variationen von Operationshäufigkeiten werden in der angekündigten Studie auch bei künstlichen Kniegelenken, Kaiserschnitten und Gebärmutterentfernungen vorab berichtet. Eine Studie der OECD ergebe vergleichbare regionale Variationen in anderen untersuchten Ländern wie Frankreich, Spanien und England.

Die Deutsche Gesellschaft für HNO-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie möchte aufgrund der Aktualität von Mediennachfragen bereits zum jetzigen Kenntnisstand, ohne dass die erwähnten Studien vorliegen, wie folgt Stellung nehmen:

Zum medizinischen Sachverhalt:
Die Notwendigkeit, eine komplette Entfernung der Gaumenmandeln vorzunehmen liegt dann vor, wenn der Patient, oder im Falle von Kindern Eltern oder Bezugspersonen, über gehäufte Mandelentzündungen berichten. Die Notwendigkeit / Sinnhaftigkeit einer Mandeloperation bemisst man an der Häufigkeit und Erheblichkeit berichteter Mandelentzündungen bzw. Rachenbeschwerden. Der Untersuchungszustand der Mandeln beim Arzt ist für eine Operationsentscheidung auch wichtig, wichtiger ist jedoch die berichtete Krankengeschichte. In einer amerikanischen Studie, die vor Jahren in Pittsburgh durchgeführt wurde, wurden als Kriterien für die Notwendigkeit einer Mandeloperation folgende Häufigkeiten festgelegt: Siebenmal Rachenbeschwerden mit Rachenentzündungen im aktuellen Jahr oder je fünfmal in den vergangenen zwei Jahren oder je dreimal in den vergangenen drei Jahren. Diese mit dem Namen des Studienautors Jack Paradise belegten Paradise-Kriterien wurden in der Studie willkürlich festgelegt und werden in der nachfolgenden Literatur immer wieder als Kriterien für die Notwendigkeit einer Mandeloperation genannt. An den sog. Paradise-Kriterien wurde auch Kritik geübt, weil nicht jede Rachenentzündung mit Schluckbeschwerden, Fieber und Lymphknotenschwellungen eine Mandelentzündung darstellt. Auch Rachenentzündungen ohne wesentliche Beteiligung der Mandeln können ähnliche und für den Laien nicht zu unterscheidende Symptome erzeugen. Mandeloperationen sind dann als erfolgreich zu bezeichnen, wenn die vom Patienten beklagten Beschwerden nach der Operation verschwunden sind oder sich deutlich gebessert haben. Es existieren in der Literatur etliche Studien, die erkennen lassen, dass der Erfolg durchgeführter Mandeloperationen umso größer sind, je ausgeprägter die Beschwerden vor der Operation waren. Bei einer entsprechend kritischen Indikationsstellung zu einer Mandeloperation sind Erfolgsraten von über 80 % berichtet.

Für den Arzt, der die Notwendigkeit der Mandeloperation beurteilen soll, ist deswegen eine zuverlässige und aussagekräftige Krankengeschichte über Häufigkeit, Ausprägung und Behandlungsnotwendigkeit beklagter Rachenbeschwerden entscheidend. Im günstigen Fall hat der Operateur selbst den Patienten vor der Operation mehrfach gesehen und die Erheblichkeit der Rachenbeschwerden im Sinne von Mandelentzündungen beurteilen können oder er erhält einen zuverlässigen und sorgfältigen Bericht eines vorher betreuenden Hausarztes, Hals-Nasen-Ohrenarztes oder Kinderarztes. Im Zweifelsfall berät der Arzt sich mit vorbehandelnden Ärzten. Die Entscheidung über die Notwendigkeit oder Sinnhaftigkeit einer Mandeloperation bleibt eine gewissenhafte Ermessungsentscheidung und Abwägung, die Patienten individuell getroffen werden muss. Diese Ermessensentscheidungen haben eine gewisse Spannbreite. Die Risiken wie Nachblutungen hat der Arzt dabei im Auge und weist Patienten / Eltern darauf hin. Mit Blick auf das oben Gesagte ist verständlich, dass streng operationalisierte Leitlinien für Notwendigkeit bzw. Sinnhaftigkeit einer Mandeloperation an der medizinischen Realität vorbeigehen würden.

Aktivitäten zur Qualitätssicherung:
Die Deutsche Gesellschaft für HNO-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie hatte schon vor Jahren eine S1-AWMF-Leitlinie zur Mandeloperation erstellt und auf der Website der AWMF (Arbeitsgemeinschaft wissenschaftlicher medizinischer Fachgesellschaften) publiziert. Diese Leitlinie wurde nach den Statuten der AWMF aus dem Netz genommen, da sie aktualisiert werden muss. Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde,
Kopf- und Hals-Chirurgie erarbeitet derzeit eine Leitlinie zu Mandeloperationen auf dem S2k-Niveau. Eine Publikation dieser Leitlinie, die mit viel Literatur-Studium verbunden ist und mit beteiligten Fachgesellschaften, wie z. B. der Kinderheilkunde, konsentiert wird, steht absehbar für das Jahr 2015 an.

Auf den Jahrestagungen der Deutschen Gesellschaft für HNO-Heilkunde, Kopf- und –Hals-Chirurgie, sind in den letzten Jahren regelmäßige Rundtischgespräche zu Fragen der Mandeloperationen durchgeführt worden, auf denen Indikation, Durchführung und Komplikationen ausführlich diskutiert wurden; dieses auch unter Beteiligung internationaler Experten und z. B. Vertretern der Cochrane-Gruppe.

Die Deutsche Gesellschaft für HNO-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie, hat im Jahre 2013 ein deutsches Studienzentrum für HNO-Heilkunde, gemeinsam mit dem Berufsverband deutscher HNO-Ärzte, gegründet. Dieses Studienzentrum koordiniert multizentrische klinische Studien. Im Rahmen der Aktivitäten dieses Studienzentrums ist auch eine multizentrische Studie zur Frage der Indikationsstellung von Mandeloperationen auf dem Weg. Nach Kenntnis der Deutschen Gesellschaft für HNO-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie, hat der gemeinsame Bundesausschuss auch auf das Thema der Mandelchirurgie fokussiert und das AQUA-Institut in Göttingen mit Recherchen hierzu beauftragt. Vertreter der Deutschen Gesellschaft für HNO-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie, sind als Berater in diesen Recherchen engagiert. Seitens der Bundesgeschäftsstelle für Qualitätssicherung wurde noch in den 90iger Jahren ein Qualitätsmodul für Mandeloperationen aufgelegt. Hier wurden bundesweit Mandeloperationen mit Durchführungsqualität und Komplikationen erfasst. Leider konnten Komplikationen und Verläufe nur während der immer kürzer werdenden stationären Aufenthalte der Patienten erfasst werden und nicht nach Entlassung. Da Komplikationen nach Mandeloperationen und Beurteilung der Qualität nicht innerhalb der kurzen stationären Verweildauer möglich sind, andererseits die Bundesgeschäftsstelle für Qualitätssicherung keine Möglichkeiten sah, auch ambulante Verläufe zu erfassen, wurde dieses Qualitätsbeobachtungsprojekt wegen Ineffizienz eingestellt.

Zusammenfassung:
Zusammenfassend ist zu bemerken, dass die von der Bertelsmann-Stiftung berichteten starken regionalen Unterschiede, wenn sie sich nach kritischer Wertung der noch nicht veröffentlichten Studie so bewahrheiten, ihre Ursache darin haben, dass rein wissenschaftlich und medizinisch eine bindende operationalisierte Indikationsstellung für Mandeloperationen nicht erstellt werden kann. Dass im Rahmen ärztlicher Ermessensentscheidungen Variationen entstehen, ist nachvollziehbar. Betont werden kann jedoch auch, dass für die Frage einer Notwendigkeit einer Mandeloperation in aller Regel nicht ein einzelner Arzt gefragt wird, sondern bei Kindern z. B. der Kinderarzt, bei Erwachsenen der Hausarzt, einen beratenden Einfluss auf die Patienten bzw. Elternentscheidung bei den in der Regel nicht dringlichen Eingriffen hat. Bei eng kalkulierten Budgets für Mandeloperationen entfallen ökonomische Anreize für die Durchführung dieser Eingriffe weitgehend; auch mit Blick auf den Aufwand und die Notwendigkeit, dass ärztlicherseits bei Komplikationen 24 Stunden an 7 Tagen schnelle Hilfe organisiert sein muss.

Die Deutsche Gesellschaft für HNO-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie fördert alle Initiativen, die die Nachhaltigkeit und Sinnhaftigkeit medizinischer Prozeduren für die Patienten ohne Ansehen ökonomischer Effekte fördert.

Wie bilden sich automatische Verhaltensweisen?

Elektrische Schwingungen in tiefer gelegenen Hirnstrukturen regeln Handlungsabläufe

Berlin, 25.08.2014 Wissenschaftler der Charité – Universitätsmedizin Berlin haben jetzt herausgefunden, welche Hirnstrukturen wiederkehrende Handlungsabläufe, wie Klavierspielen oder Fahrradfahren, steuern. Zudem konnten sie die zugrundeliegenden neuronalen Prozesse entschlüsseln. Die Ergebnisse der Studie sind in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Brain* veröffentlicht.

Ganz automatisch kann einmal gelerntes Verhalten wie Fahrradfahren oder Klavierspielen wiederholt werden. Die Fähigkeit des Menschen, eine Regelmäßigkeit in der Abfolge von Ereignissen erkennen, speichern und abrufen zu können, wird als sequentielles Verhalten bezeichnet. Dieses Verhalten besteht aus mehreren Einzelbewegungen, die in einer bestimmten zeitlichen Reihenfolge angeordnet sind und einen Anfangs- und einen Endpunkt haben.

Die Arbeitsgruppe Bewegungsstörungen von der Klinik für Neurologie am Campus Virchow-Klinikum der Charité hat am Beispiel von Parkinson-Patienten untersucht, welche neuronalen Aktivitätsmuster im Gehirn diese wiederkehrenden Handlungsabläufe bestimmen. Nach bisherigen Forschungserkenntnissen sind Parkinson-Patienten in ihrem sequentiellen Verhalten beeinträchtigt, was sich zum Beispiel in Starthemmungen beim Laufen äußert. Verantwortlich dafür sind tiefer gelegene Kerngebiete im Gehirn, die sogenannten Basalganglien, denn sie steuern die Bewegungsabläufe.

»In unserer Studie haben wir nun erstmals untersucht, welche neuronalen Prozesse der Basalganglien beim Menschen Einfluss auf das sequentielle Verhalten ausüben«, sagt die Erstautorin Dr. Maria Herrojo Ruiz. Dazu wurde die neuronale Aktivität bei Parkinson-Patienten gemessen, die mit einer tiefen Hirnstimulation (THS) in einem Teilbereich der Basalganglien, dem Nucleus subthalamicus, therapiert werden. Bei dieser Therapie werden Elektroden im Gehirn implantiert und über einen Stimulator elektrische Impulse in die Zielregion geleitet, womit die Parkinson-Symptome erfolgreich gelindert werden. Für die Studie sollten die Probanden kurze Musiksequenzen an einem Klavier einüben, während die elektrischen Signale aus dem Nucleus subthalamicus aufgezeichnet wurden.

So konnten die Wissenschaftler nachweisen, dass die Basalganglien eine entscheidende Funktion bei der Kodierung der Anfangs- und Endpunkte von Handlungsabfolgen einnehmen. Zudem zeigten sie, welche Modulation von elektrischen Schwingungen, die als Oszillationen bezeichnet werden, dafür verantwortlich ist. Bei Patienten, die die Musiksequenzen besser spielen konnten, haben vor dem ersten und letzten Element der Sequenz, die sogenannten Beta- Oszillationen, im Frequenzbereich 13-30 Hz abgenommen. Bei Patienten, die Schwierigkeiten hatten, die Übung auszuführen, haben die Oszillationen hingegen innerhalb der Sequenz nachgelassen. Die Leiterin der Arbeitsgruppe Prof. Dr. Andrea Kühn betont: »Die Basalganglien bestimmen mit der Kodierung von Anfangs- und Endpunkten die innere Beschaffenheit der gelernten Sequenz und sind somit maßgeblich dafür verantwortlich, ob automatische Verhaltensweisen sich im Gehirn festigen. Unsere Befunde bekräftigen zudem, dass Parkinson-Patienten in ihren Bewegungsabläufen aufgrund der verstärkt auftretenden Beta-Oszillationen beeinträchtigt sind.«

* Herrojo Ruiz M, Rusconi M, Brücke C, Haynes J.-D, Schönecker T, Kühn A. A. Encoding of sequence boundaries in the subthalamic nucleus of patients with Parkinson’s disease. Brain 2014 July 16. Doi: 10.1093/brain/awu191

Knee Cartilage

Glucosamine Fails to Prevent Deterioration of Knee Cartilage, Decrease Pain

A short-term study found that oral glucosamine supplementation is not associated with a lessening of knee cartilage deterioration among individuals with chronic knee pain. Findings published in Arthritis & Rheumatology, a journal of the American College of Rheumatology (ACR) journal, indicate that glucosamine does not decrease pain or improve knee bone marrow lesions—more commonly known as bone bruises and thought to be a source of pain in those with osteoarthritis (OA).

According to the ACR 27 million Americans over 25 years of age are diagnosed with OA—the most common form or arthritis and primary cause of disability in the elderly. Patients may seek alternative therapies to treat joint pain and arthritis, with prior research showing glucosamine as the second most commonly-used natural product. In fact, a 2007 Gallup poll reports that 10% of individuals in the U.S. over the age of 18 use glucosamine, with more than $2 billion in global sales of the supplement.

For this double-blind, placebo-controlled trial, Dr. C. Kent Kwoh from the University of Arizona in Tucson and colleagues, enrolled 201 participants with mild to moderate pain in one or both knees. Participants were randomized and treated daily with 1500 mg of a glucosamine hydrochloride in a 16-ounce bottle of diet lemonade or placebo for 24 weeks. Magnetic resonance imaging (MRI) was used to assess cartilage damage.

Trial results show no decrease in cartilage damage in participants in the glucosamine group compared to the placebo group. Researchers report no change in bone marrow lesions in 70% of knees, 18% of knees worsened and 10% improved. The control group had greater improvement in bone marrow lesions compared to treated participants, with neither group displaying a worsening of bone marrow lesions. Glucosamine was not found to decrease urinary excretion of C-telopeptides of type II collagen (CTX-II)—a predictor of cartilage destruction.

The joints on glucosamine (JOG) study is the first to investigate whether the supplement prevents the worsening of cartilage damage or bone marrow lesions. Dr. Kwoh concludes, “Our study found no evidence that drinking a glucosamine supplement reduced knee cartilage damage, relieved pain, or improved function in individuals with chronic knee pain.”

This study was funded by the Beverage Institute for Health & Wellness, The Coca-Cola Company and the National Institute of Arthritis, Musculoskeletal and Skin Diseases (P60 AR054731).

Potenzpilllen für gesunde Männer gefährlich?

Macht VIAGRA gesunde Männer abhängig?

06.03.2014 – Arzneimittel mit dem Wirkstoff Sildenafil sind zur Behandlung von Erektionsstörungen zugelassen (Erektile Dysfunktion, ED). Doch die „Potenzpillen“ werden nicht nur von Diabetes- oder Herzkreislauf-Patienten mit ED eingenommen, sondern auch von gesunden Männern, die mit Sildenafil, Viagra & Co. ihre natürliche Erektion verstärken möchten. Doch das kann negative Folgen haben: „Besonders junge gesunde Männer, die häufig PDE 5-Hemmer als `erek- tionsverstärkenden Freizeitspaß ́ einnehmen, können damit ihrem Sexualleben schaden“, erläutert Prof. h.c. Dr. med. Udo Bermes, Urologe und Sexualmediziner aus Wiesbaden. So hat eine amerikanische Studie gezeigt: Je mehr Potenzpil- len ohne ärztliche Verordnung von Studenten eingenommen wurden, desto schlechter fühlten sie sich. „Dieser lifestyle- orientierte Einsatz von PDE 5-Hemmern kann sich negativ auf das Selbstvertrauen in die eigene Sexualität auswirken“, erklärt Dr. med. Axel-Jürg Potempa, Urologe und Sexualme- diziner aus München, „denn die Erwartungen an die eigene Sex-Performance steigen durch die Pillen unnatürlich hoch.“ Beide Mediziner sind sich daher einig: die übermäßige Ein- nahme von ED-Tabletten kann bei gesunden Männern zur psychischen Abhängigkeit führen – und die Beziehung (zer)stören.

In der US-Studie, die im Journal of Sexual Medicine publiziert wurde [1], zeigte sich weiter: Männer, die Potenzpillen missbrauchten, hat- ten weniger Vertrauen in ihre Erektion und waren unzufriedener mit ihrem Sexualleben – obgleich sie der Sexakt an sich befriedigte. „Die Frage ist: Warum nehmen gesunde Männer regelmäßig PDE 5- Hemmer? Vielleicht haben sie nach den ersten Erektionsstörungen, die bei jedem Mann in einer schlechten Phase mal auftreten, Angst, dass der Penis ohne Pille nicht mehr hart genug erigiert. Oder aber die Angst vorm Versagen war zuerst da und die PDE 5-Hemmer werden sozusagen vorbeugend als `Erektionsabsicherer ́ eingesetzt – und dieses Verhalten wird dann zur Routine“, so Bermes. Körperli- che Schäden seien durch die Einnahme von Sildenafil und anderen erektionsstärkenden Substanzen nicht zu erwarten, „aber der nega- tive Einfluss auf die Psyche kann sich verfestigen, denn neben der angstbedingten Abhängigkeit, ohne Pille zu versagen, gibt es noch weitere bedenkliche Effekte“, ergänzt Potempa.

Erektions-Bewunderung als Sex-Hemmer und Beziehungskiller?
Nach der Einnahme von PDE 5-Hemmern beobachten Männer ihre Erektionen besonders intensiv. „Mann will sehen und sich daran erfreuen, wie gut der pillen-verstärkte Penis steht. Das jedoch kann vom eigentlichen Spaß am Sex ablenken – und darüber hinaus kann dieses `Phallus-Bewundern ́ das sympathische Nervensystem akti- vieren, das normalerweise bei sexueller Aktivität runtergefahren wird, damit man entspannt Sex haben kann“, so Bermes. Auch wenn Männer trotz der versagensangst-gesteuerten Einnahme von PDE 5-Hemmern guten Sex haben, kann dies zu Beziehungsproble- men führen, wenn die Pillen heimlich eingenommen werden: „Frau- en reagieren, wenn sie es erfahren, meist mit Unverständnis und Irritation – weil sie vermuten, dass der Mann eher sein Ego bezüg- lich seiner Manneskraft auslebt, als dass er den Sex mit ihr in den

Vordergrund stellt“, erklärt Dr. med. Carla Thiele, Fachärztin für Innere Medizin/Sexualmedizin und Sexualtherapeutin aus Leipzig.

Original und Fälschung

Lifestyle-Einnahme von Sildenafil kann Krankheiten kaschieren

Zu den genannten Folgen gesellt sich noch ein weiteres Problem, wenn Männer PDE 5-Hemmer häufig „just for fun“ einsetzen: „Eine nachlassende Erektion ist nicht selten auch Vorbote für Gefäßer- krankungen oder Diabetes“, erklärt Dr. med. Wolfgang Bühmann, Pressesprecher des Bundesverbands der Urologen e.V und Urologe aus Sylt, „und diese Erkrankungen werden nicht rechtzeitig erkannt, weil die permanent eingenommen Potenzpillen eine gesunde Erekti- on vortäuschen können.“ Bühmann rät daher allen Freizeit- Verwendern von Sildenafil & Co. unbedingt pillenfreie Sexphasen einzulegen. „So kann Mann sich davon überzeugen, dass die Erekti- on noch natürlich hart steht. Wird man hingegen mehrfach von ei- nem schwächelnden besten Stück überrascht, sollte dringend ein Urologe aufgesucht werden, damit die Gründe der Erektionsschwä- che untersucht werden können. Und dabei geht es nicht um banale `Wehwehchen ́ – denn eine ED kann schlimmstenfalls Vorbote eines Herzinfarkts sein, weil die Gefäße verkalkt sind.“

Unabhängig davon seien alle PDE 5-Hemmer als verschreibungspflichtige Arzneimittel ausschließlich mit einem Rezept vom Arzt erhältlich: „Woher auch immer junge gesunde Männer ihre Potenzpillen beziehen – von einer Einnahme ohne vorherigen Arztbesuch ist aus gesundheitlichen Gründen abzuraten“, warnt Verbandsspre- cher Bühmann, „denn nur PDE 5-Hemmer, die mit einem Rezept vom Arzt in der Apotheke abgeholt oder bestellt werden, sind garan- tiert echt. Alles andere können Fälschungen mit unbekannten In- haltsstoffen sein.“

[1] Harte CB and Meston CM. Recreational use of erectile dysfunction medications and its adverse effects on erectile function in young healthy men: The mediating role of confidence in erectile ability. J Sex Med 2012;9:1869–1876.

 

Prof. h.c. Dr. Bermes, Dr. Potempa und Dr. Thiele sind ehrenamtliche Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats  Infoportals www.sildenafil-generika.de, das alles Wissenswerte zu den neu en „günstigen Viagra-Klonen“ für jedermann (und –frau) leicht ver- ständlich vermittelt. Die Website ist HONcode-zertifiziert, d.h. die Homepage erfüllt den offiziellen HONcode-Standard für vertrauens- würdige Gesundheitsinformationen.