Schlagwort-Archive: Ernährung

foodwatch enthüllt Verbrauchertäuschung bei Vitaminwerbung

foodwatch-Studie: 90 Prozent der mit Vitaminen beworbenen Lebensmittel sind ungesund

csm_Bilderstrecke_1_gesamt4_7f9cffe679– Umfassende Studie von foodwatch enthüllt Verbrauchertäuschung bei Vitaminwerbung
– 90 Prozent der mit Vitaminen beworbenen Produkte entsprechen nicht den Standards der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für ausgewogene Lebensmittel
– foodwatch fordert Gesundheitswerbung ausschließlich für ausgewogene Lebensmittel

Berlin, 5. April 2016. Lebensmittelhersteller führen Verbraucher im Supermarkt mit Gesundheitswerbung systematisch in die Irre: 90 Prozent der mit Vitaminen beworbenen Lebensmittel sind ungesund. Das ist das Ergebnis einer umfassenden Studie der Verbraucherorganisation foodwatch. In Deutschland sind demnach 190 von 214 Produkten, die auf der Verpackung mit Vitaminen werben, zu süß, zu fettig oder zu salzig und entsprechen nicht den Kriterien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für ausgewogene Lebensmittel. Beispiele sind die „Fruchtgummis“ von Katjes, Dextro Energy, der Softdrink „Powerade“ von Coca-Cola sowie Energy-Drinks von Rockstar und Monster.csm_Bilderstrecke_2_Bsp_Su_e_figkeiten_69f7d05117 Aber auch süßen Milchdrinks von Müller wird mit Vitaminen ein gesundes Image verpasst.

„Die Lebensmittelindustrie setzt hunderten Produkten für winzige Cent-Beträge künstlich Vitamine zu, um Süßigkeiten, Zuckergetränken oder anderem Junkfood einen gesunden Anstrich zu verpassen. Mit Vitaminwerbung werden Verbraucher bewusst in die Irre geführt und ihr Bemühen um eine gesunde Ernährung torpediert. Damit muss Schluss sein“, sagte Michaela Kruse von foodwatch. Die Verbraucherorganisation forderte eine gesetzliche Regelung, so dass nur noch solche Produkte mit Gesundheitsbotschaften beworben werden dürfen, die den WHO-Kriterien für ausgewogene Lebensmittel genügen. Unter www.aktion-vitamine.foodwatch.de startete foodwatch eine E-Mail-Protestaktion.

foodwatch hatte 214 Produkte in Deutschland und 430 Produkte in den Niederlanden unter die Lupe genommen, auf deren Verpackungsvorderseite mit Vitaminen geworben wurde – mit deutlichem Ergebnis: In Deutschland entsprechen 90 Prozent der Lebensmittel nicht den Standards der WHO, und auch in den Niederlanden waren Drei Viertel der Produkte ungesund. Unter den Produkten in Deutschland befinden sich gesüßte Getränke (75 Produkte), besonders bei Kindern beliebte Süßigkeiten (42 Produkte) aber auch Säfte (34 Produkte) und Joghurts (18 Produkte). In 85 Prozent der Fälle wurden die Vitamine künstlich zugefügt. Obwohl die meisten Menschen in Deutschland laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung (DGE) mit Vitaminen ausreichend versorgt sind. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) warnt in einigen Fällen sogar vor einer Überdosierung und rät von einer Anreicherung von Lebensmitteln mit Vitamin A und Vitamin D ab.

„Wider besseres Wissen spielt die Lebensmittelindustrie mit den Ängsten der Verbraucher, denn Deutschland ist kein Vitaminmangel-Land. Für die Hersteller ist das ein profitables Geschäft: Zuckergetränke und Süßigkeiten sind günstig zu produzieren und versprechen hohe Gewinnspannen – durch den künstlichen Zusatz von billigen Vitaminen können die Produkte dann auch noch als besonders gesund vermarktet werden“, erklärte Michaela Kruse.

Zwar müssen sich Lebensmittelhersteller seit 2012 ihre gesundheitsbezogenen Werbeaussagen durch die EU genehmigen lassen – erlaubt sind derzeit rund 250 „Health Claims“ (gesundheitsbezogene Angabe). Und auch für den Gebrauch von nährwertbezogenen Angaben wie „Vitamin C“ oder „fettarm“ gibt es Vorgaben. Doch welche Produkte die Hersteller mit dieser Werbung schmücken dürfen, ist bislang nicht geregelt. Eigentlich hätte die Europäische Union schon 2009 sogenannte Nährwertprofile mit Mindestanforderungen an die Nährwertzusammensetzung vorlegen müssen. Doch das ist bis heute nicht passiert. Auf Druck der Lebensmittellobby sollen die Nährwertprofile nun sogar komplett aus der Verordnung zu Health-Claims gestrichen werden – über einen entsprechenden Antrag stimmt das Europäische Parlament am 12. April ab. foodwatch forderte die EU-Abgeordneten auf, den Vorschlag abzulehnen und das Nährwertmodell der WHO zu übernehmen: Nur jene Produkte, die dessen Kriterien erfüllen, sollten künftig mit Vitaminwerbung vermarktet werden dürfen.

Das WHO-Regionalbüro für Europa hatte Anfang 2015 konkrete Vorgaben für ernährungsphysiologisch ausgewogene Produkte definiert. Dabei spielen unter anderem die Anteile von Fett, Zucker und Salz, aber auch der Kaloriengehalt oder zugefügte Süßstoffe eine Rolle. Die WHO hat das Modell ursprünglich für die Beschränkung von Kindermarketing entwickelt, empfiehlt den Einsatz von Nährwertprofilen jedoch auch in anderen Zusammenhängen zur Förderung einer gesunden Ernährung. Auch der Europäische Verbraucherverband (BEUC) fordert, das WHO-Modell als Grundlage für die EU-Verordnung zu Health Claims zu übernehmen.

Diabetes: Schon vier Wochen gesunde Ernährung senken den Blutzucker

Interview mit Prof. Dr. Detlev Ganten zum Weltgesundheitstag 2016

Diabetes ist eine der größten Volkskrankheiten unserer Zeit: Rund 350 Millionen Menschen sind laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) weltweit betroffen, fast zwei Millionen Menschen sterben jährlich an den Folgen. Sie können von Herzkreislaufproblemen über Nierenversagen bis sogar zur Erblindung reichen.

90% aller Diabetes-Fälle sind der sogenannte Typ 2, der eine Unempfindlichkeit gegenüber Insulin bewirkt und vor allem durch Übergewicht und ungesunder Lebensführung verursacht wird.

Prof. Dr. Detlev Ganten ist Präsident des World Health Summit, dem weltweit führenden strategischen Forum für Gesundheitsfragen. Außerdem ist er Facharzt für Pharmakologie und Experte für Bluthochdruck, Evolutionäre und Molekulare Medizin.

1.    Warum verbreitet sich Diabetes weltweit so sehr – leben wir so ungesund?

In der Hauptsache: ja. Wir ernähren uns seit Jahrzehnten immer schlechter: Industrienahrung mit zu viel Zucker, Salz und Fett bestimmt das Bild anstatt natürlicher, gesunder Kost z.B. direkt vom Bauern oder vom Wochenmarkt. Wir bereiten unser Essen viel zu oft nicht mehr selber zu, sondern verlassen uns zu sehr auf Industrienahrung, die produziert wird wie ein Fernseher oder Computer – mit strenger Kostenoptimierung, Kundenanalyse und viel Marketing.

Dass wir als Konsumenten so darauf anspringen, ist evolutionär bestimmt. In der Steinzeit waren Zucker, Fett und Salz ein Mangel und hochbegehrt als Energielieferanten bei schwerer körperlicher Arbeit. Die heutigen Bilder von Pizza, Chips und Softdrinks versprechen hohe Energie- und Elektrolytdichte und erzeugen Appetit. Die guten Vorsätze werden vergessen. Womit wir schon beim nächsten Problem sind.

2.    Nämlich?

Die meisten Menschen haben diese guten Vorsätze gar nicht, weil sie nicht ausreichend über den Zusammenhang von gesunder Ernährung, Bewegung und hohem Blutzucker Bescheid wissen. Das gilt vor allem für Kinder, die diesen Zusammenhang noch nicht verstehen. Wenn dann Familie, Schule und das soziale Umfeld nicht helfen oder helfen können, entsteht schon im frühen Alter ein Teufelskreis. Diesen ungesunden Lebensstil exportieren wir auch noch weltweit.

3.    Was kann man denn machen, um sich vor Diabetes zu schützen?

Gesundes Essen und viel Bewegung! In Deutschland leben schon heute über fünf Millionen Menschen mit Diabetes. Das ist zu viel! Sport senkt den Blutzuckergehalt deutlich. Dazu eine ausgewogene Ernährung wie zum Beispiel die mediterrane Küche mit vielen ungesättigten Fettsäuren und pflanzlichen Ölen, sowie frischem Obst und Gemüse. Schon vier Wochen gesunde Ernährung verbessern die Wirkung des Insulins, während vier Wochen ungesunde Ernährung diese messbar verschlechtern. Selbst nach einem Herzinfarkt zeigt eine Ernährungsumstellung eine deutliche Reduktion von Herzinfarkten und plötzlichem Herztod. Zu spät ist es nie.

(Quelle: World Health Summit)

Der World Health Summit findet vom 9.-11. Oktober 2016 im Auswärtigen Amt in Berlin statt. Er steht unter der Schirmherrschaft von Bundeskanzlerin Angela Merkel, Frankreichs Staatspräsident François Hollande und dem Präsidenten der Europäischen Kommission Jean-Claude Juncker. Der WHS gilt als das wichtigste strategische Forum für weltweite Gesundheitsfragen.

Apps zur gesunden Ernährung

Die App-Trilogie „Schwanger & Essen“, „Baby & Essen“ und „Kind & Essen“

Gut ernährt von der Schwangerschaft bis ins Kleinkindalter

Die App-Trilogie „Schwanger & Essen“, „Baby & Essen“ sowie „Kind & Essen“ sind kostenlos im Apple-Store und Google Play Store zum Download verfügbar.

Die App-Trilogie „Schwanger & Essen“, „Baby & Essen“ sowie „Kind & Essen“ sind kostenlos im Apple-Store und Google Play Store zum Download verfügbar.

München/Freising/Kulmbach – Informationen zu Ernährung und Bewegung in der Schwangerschaft und zum gesunden Aufwachsen in der Kindheit gibt es in Hülle und Fülle. Doch welche Quelle ist verlässlich und seriös? Die App-Trilogie „Schwanger & Essen“, „Baby & Essen“ und „Kind & Essen“ basiert auf aktuellen Empfehlungen der Wissenschaft und den Handlungsempfehlungen des Netzwerks Gesund ins Leben (www.gesund-ins-leben.de). Ohne auf hilfreiche Features, wie Kalender und Checks, zu verzichten, liefern die Apps wichtige Informationen zu ausgewogener Ernährung, Bewegung und gesundem Aufwachsen in Schwangerschaft, Säuglingsalter und frühen Kindheit. Entwickelt haben sie das Kompetenzzentrum für Ernährung, das Netzwerk Gesund ins Leben und die Stiftung Kindergesundheit. Gefördert wird die App-Trilogie vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft.

App-Trilogie fundiert, umfassend und praxisnah

Die praxisnah gestalteten Apps bauen inhaltlich aufeinander auf und sind technisch eng miteinander verknüpft. Durch individualisierbare Profile und die Favoritenfunktion bekommen Eltern und diejenigen, die es werden wollen, wichtige Informationen auf einen Blick. Checks und Checklisten unterstützen den Alltag und per Knopfdruck kann auch der Vater daran teilhaben. Die Inhalte der Apps basieren auf den Handlungsempfehlungen des Netzwerks Gesund ins Leben. Gynäkologen, Hebammen, Ernährungswissenschaftler sowie Kinder- und Jugendärzte haben ihre Expertise in die Entwicklung gleichermaßen eingebracht.

Mobil unterstützt beim Elternwerden

image003-1Wie viel Gewichtszunahme ist während der Schwangerschaft normal und welcher Sport ist geeignet? Antworten auf diese Fragen gibt der mobile Wegbegleiter „Schwanger & Essen“. Zudem informiert ein Team, bestehend aus Experten der Wissenschaft und Praxis, in Videos, worauf es ankommt. Professor Dr. Hans Hauner, Direktor des Else Kröner-Fresenius-Zentrums für Ernährungsmedizin mit Standorten am TUM-Klinikum rechts der Isar und am Wissenschaftszentrum Weihenstephan, gibt im Interview Informationen zur Ernährung. „In der Schwangerschaft für zwei zu essen, gilt sicher nicht mehr, weil dann die Gefahr doch sehr groß ist, dass man mehr zunimmt, als eigentlich gut und sinnvoll ist. Ich würde eher empfehlen, in der Schwangerschaft ganz normal weiter zu essen“, so Hauner. Das große Extra: ein speziell für Schwangere entwickeltes Workout zum Mitmachen

Interaktive Funktionen für werdende Mütter und Väter bieten Hilfen zum Selbstmanagement während der Schwangerschaft. Die Ernährungs-, Bewegungs-, Gewichts- und Wohlbefinden-Checks erhöhen die Sensibilität für einen gesundheitsförderlichen Lebensstil. Die vielen Erinnerungsfunktionen und Checklisten helfen, rechtzeitig an Termine zu denken. Über den Kalender lässt sich das Wachstum des Babys verfolgen, auch Fotos des Babybauchs und die Tagebuchfunktion halten Momente der Schwangerschaft fest. Die Postleitzahlsuche vereinfacht das Finden einer Hebamme, eines Arztes oder eines Schwangerschaftskurses. Täglich bietet der Rubbel-Tipp der App ein Schmankerl mit zusätzlichen Informationen. Eines gibt es bereits heute: „Das Baby ist am 80. Tag etwa so groß wie eine Zitrone (circa sieben Zentimeter und 80 Gramm)“.

Elternsein bringt Neues und Spannendes

Gewohnheiten, die in den ersten Lebensjahren erworben werden, prägen spätere Ess- und Bewegungsgewohnheiten bis ins Erwachsenenalter. Ein gesunder Lebensstil ist wichtig zur Vorbeugung von ernährungsabhängigen Erkrankungen. Deshalb ist es nicht egal, was, wann und wie oft Kinder in den ersten 36 Monaten essen und trinken.

Die vom Netzwerk Gesund ins Leben (www.gesund-ins-leben.de) entwickelte App „Baby & Essen“ unterstützt Eltern im ersten Lebensjahr ihres Babys. Zum Beispiel mit einem Allergie-Risiko-Check. Dieser findet heraus, ob das Baby ein erhöhtes Allergierisiko hat und was in diesem Fall getan werden kann. Und wer den „Reif-für-Brei-Check“ macht, weiß, ob das Baby bereit ist für die ersten Löffel Brei. Schritt für Schritt wird erklärt, wie und mit welchen Zutaten die Gemüse-, Milch- und Getreide-Breie ganz leicht selbst zubereitet werden – Breirezepte inklusive.

Familienessen mit Kindern

„Im Alter von 1 bis 3 Jahren macht ihr Kind wichtige Entwicklungsschritte. Richtige Ernährung, Bewegung und ein gesunder Lebensstil ermöglichen ein gesundes Aufwachsen. Verhaltensweisen erlernen Kinder durch Nachahmen und bereits mit einem Jahr wollen Kinder das essen, was auch die Eltern auf dem Teller haben“, so Professor Dr. Berthold Koletzko, Leiter der Abteilung für Stoffwechsel- und Ernährungsmedizin, Dr. von Haunersche Kinderklinik München. Hierbei unterstützt die App „Kind & Essen“ mit praktischen Ernährungsempfehlungen und speziellen Rezepten für Kleinkinder und macht Lust auf gesundheitsförderliche Mahlzeiten. Mit Hilfe des Ernährungs-Checks ist es einfach zu prüfen, was das Kind im Laufe eines Tages isst und welche Nahrungsmittel in den nächsten Mahlzeiten vorkommen sollten. Der digitale Notizblock stellt sicher, dass beim Einkauf nichts vergessen wird. Neben Ernährungsthemen bietet die App Informationen zu Bewegung, zur Betreuung und wichtigen Themen der Kindergesundheit wie Infektionserkrankungen, Impfungen, Allergien und vieles mehr. Interaktive Features wie News, Tipps und Profile für 1, 2 oder mehr Kinder erleichtern den Familienalltag.

Neugierig?

Die Apps enthalten keinerlei Werbung und gewährleisten den Datenschutz, indem sie keine personenbezogenen Daten speichern und an Dritte weitergeben. Die Apps sind kostenlos in den App-Stores erhältlich. Weitere Informationen unter www.familie-gesund-ernährt.de. Google Analytics und DoubleClick tracken die Website.

Informationsveranstaltung – AD(H)S und Ernährung

Informationsveranstaltung am 17. September 2015 zur „Oligoantigenen Diät“ bei Kindern mit Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störungen

Oligoantigene Diät KinderVerschiedene Stoffe in Nahrungsmitteln können Allergien auslösen. Ebenso können einzelne Lebensmittel mit den Symptomen von Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störungen (ADHS) in Verbindung stehen, beziehungsweise diese verstärken. Forscherinnen und Forscher aus der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter des Universitätsklinikums Freiburg untersuchen derzeit bei Kindern mit diagnostizierter AD(H)S im Alter von 7 bis 18 Jahren, welche Lebensmittelunverträglichkeiten das sind und welche Auswirkungen sie auf die Symptome haben. Durch eine auf jeden Patienten speziell zugeschnittene Diät sollen die Symptome der neurobiologischen Erkrankung verbessert werden oder sogar ganz verschwinden. Die hierbei eingesetzte „Oligoantigene Diät“ erlaubt ausschließlich Lebensmittel, die nur sehr selten Allergien auslösen können.

Zum aktuellen Stand der Studie „Oligoantigene Diät bei Kindern mit Aufmerksamkeitsdefizit oder Hyperaktivitätsstörungen – Durchführbarkeit und Wirksamkeit“ findet am Donnerstag, den 17. September 2015, von 19.30 Uhr bis 21.00 Uhr, eine Infoveranstaltung im Hörsaal der Zoologie (Hauptstraße 1, Freiburg) statt. Betroffene und Interessierte sind dazu herzlich eingeladen. Die ersten Ergebnisse aus der Studie werden vorgestellt. Interessenten für eine Studienteilnahme können sich über die laufende Studie umfassend informieren.

Bei etwa 60 Prozent der Kinder mit der Diagnose ADHS wurde in zahlreichen vorherigen Studien eine Unverträglichkeit auf einzelne Lebensmittel gezeigt. „Da neben der medikamentösen Behandlung bei ADHS bei vielen Patienten bereits eine Ernährungsumstellung zu einer deutlichen Besserung der Symptomatik führen kann, ist diese Diät für Eltern von betroffenen Kindern eine lohnenswerte Alternative “, sagt Dr. Christina Clement, Ökotrophologin an der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter des Universitätsklinikums Freiburg. „Mit dieser, für jeden Patienten individuell erstellten Diät, soll zukünftig eine alternative Behandlungsmethode für ADHS in Freiburg etabliert werden.“

In den vergangenen Jahren konnten Patientenstudien, in denen es auch um die praktische Umsetzung einer Eliminationsdiät im Alltag geht, nicht in Deutschland angeboten werden. Im Rahmen der Studie am Universitätsklinikum Freiburg wird die ambulante Durchführbarkeit der Diät geprüft und für jedes teilnehmende Kind, bei dem eine Ernährungskomponente die Symptomatik der ADHS beeinflusst, eine individuelle Ernährungsempfehlung erstellt. Diese Durchführbarkeitsstudie ist deutschlandweit einmalig.

Weitere Informationen finden Sie im angehängten Flyer oder im Internet unter: www.uniklinik-freiburg.de/kijupsych/forschung/studienteilnehmer-gesucht.html

Herzinfarkt: Wie gefährdet sind Sie?

Machen Sie den persönlichen Risikotest der Deutschen Herzstiftung

Regensburg (obx-medizindirekt) – „Gefahr erkannt, Gefahr gebannt“, heißt ein beliebtes Sprichwort. Auch auf das tödliche Risiko eines Herzinfarktes kann man es anwenden. Denn wer sich einmal bewusst gemacht hat, welche Lebensweise ihm gefährlich werden kann, tut sich leichter, sein Verhalten zu ändern. Jährlich sterben weltweit mehr als 17 Millionen Menschen an Herzinfarkt oder Schlaganfall. „Viele Betroffene könnten noch leben, wenn sie rechtzeitig und regelmäßig auf eine Überprüfung ihres Herz-Kreislauf-Risikos geachtet hätten“, versichert Prof. Helmut Gohlke, Vorstandsmitglied der Deutschen Herzstiftung.

Um möglichen Betroffenen bei der Einstufung ihres persönlichen Risikos zu helfen, hat Prof. Gohlke den nachstehenden Test entwickelt. „Viele Menschen leben gefährlich und ahnen es nicht einmal“, sagt der Herzmediziner. Das liegt unter anderem daran, dass einige schwerwiegende Risikofaktoren wie Bluthochdruck und zu hohe Cholesterin- oder Blutzuckerwerte die Blutgefäße über Jahre hinweg schädigen, ohne dass die Betroffenen etwas davon merken. „Weil man diese Risikofaktoren nicht spüren kann, muss man sie messen“, erklärt Prof. Gohlke. „Zum Beispiel im Rahmen des von den gesetzlichen Krankenkassen für Versicherte ab dem 35. Lebensjahr alle zwei Jahre bezahlten Gesundheits-Checks.“

Faktoren, die das Herzinfarkt-Risiko drastisch erhöhen, sind außer Bluthochdruck und erhöhten Cholesterinwerten auch das Rauchen, Übergewicht, mangelnde körperliche Bewegung, falsche Ernährung und vor allem hoher Kochsalzverzehr. „Nur drei Gramm weniger Salzkonsum pro Tag – also ein halber Teelöffel Salz – kann die Zahl der durch Bluthochdruck verursachten tödlichen Herzkranzgefäß-Erkrankungen um 16 bis 22 Prozent vermindern“, erklärt Prof. Gohlke.

Machen Sie nun diesen Test

Ist in Ihrer Familie bei Vater, Mutter, Geschwistern oder Kindern bereits ein Herzinfarkt oder Schlaganfall aufgetreten?
Vor dem 70. Lebensjahr                Ja  (4)    Nein  (0)
Vor dem 55. Lebensjahr                Ja  (6)    Nein  (0)

Rauchen Sie?
Bin Nichtraucher                    (0)
Weniger als 20 Zigaretten/Tag                        (6)
Mehr als 20 Zigaretten/Tag                (8)
Mehr als 20 Zigaretten + Anti-Baby-Pille        (10)

Wie hoch ist Ihr Body-Mass-Index?
(Körpergewicht in kg geteilt durch das Quadrat der Körperlänge in m.
Beispiel: 70 kg : (1.70 x 1.70))

Frauen:     unter 19      (0)        Männer:    unter 20      (0)
19 – 24      (0)                20 – 25      (0)
25 – 30      (1)                26 – 30      (1)
über 30     (2)                über 30      (2)

Essen Sie täglich frisches Obst, Salate und Gemüse, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte sowie zwei Fischmahlzeiten pro Woche?
Praktisch immer         (-4)
Häufig                 (-2)
Eher nicht             (0)

Bevorzugen Sie deftige Speisen wie rotes Fleisch, Bratwürste, Pommes, Vollmilchprodukte, Sahne, Kuchen, Süßigkeiten, Nachtische?
Praktisch immer         (4)
Häufig                 (2)
Eher nicht             (0)

Wie oft bewegen Sie sich sportlich (mindestens 20 Minuten am Stück)?
Mindestens ein- bis zweimal pro Woche         (-2)
Mindestens einmal pro Monat                         (0)
Seltener als 1 x pro Monat                 (2)

Was wissen Sie über Ihre Blutfettwerte?
Nicht bekannt                 (2)
Stark erhöht (über 280 mg/dl)                 (6)
Etwas erhöht (200 – 280 mg/dl)     (3)
Normal (unter 200 mg/dl)         (0)

Wie hoch ist Ihr Blutdruck?
Nicht bekannt                 (2)
Oberer Wert unter 140 mmHg              (0)    Unterer Wert unter 90 mmHg        (0)
Oberer Wert 140 – 160 mmHg              (1)    Unterer Wert 90 – 95 mmHg         (2)
Oberer Wert über 160 mmHg               (6)    Unterer Wert über 95 mmHg         (4)

Haben Sie erhöhten Blutzucker?
Nicht bekannt                     (2)
Nein                         (0)
Ja, aber benötige noch keine Medikamente     (6)
Nehme Tabletten für den Blutzucker         (8)
Muss Insulin spritzen                 (8)

Arbeiten Sie dauernd unter Zeitdruck oder Stress?
Nein                     (0)
Gelegentlich                 (0)
Häufig                     (2)
Praktisch dauernd             (4)

Haben Sie gelegentlich bei körperlicher Belastung, bei Kälte oder bei Stress Beschwerden im Brustbereich, evtl. mit Ausstrahlung in den Hals oder in den Arm?
Nein                         (0)
Bei körperlicher Belastung             (10)
Bei Stress                     (6)
Gelegentlich in Ruhe oder nach Belastung     (4)

Haben Sie bereits einmal länger als fünf Minuten anhaltende druckartige Beschwerden im Brustkorb verspürt?
Ja                     (10)
Nein                     (0)

Wurden Sie bereits wegen eines Herzinfarktes oder Verdachtes auf Infarkt behandelt?
Ja                     (10)
Nein                     (0)

Auswertung:

Addieren Sie die Zahlen hinter den Kästchen, die Sie angekreuzt haben (Bei der Ernährungsfrage und bei der Bewegung kann es Punktabzug geben). Haben Sie

0 bis 4 Punkte: Herzlichen Glückwunsch! Ihr Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall ist unter dem Durchschnitt!

5 bis 8 Punkte: Sie haben ein durchschnittliches Risiko. Versuchen Sie, beeinflussbare Risiken auszuschalten.

9 bis 16 Punkte: Erhöhtes Risiko. Besprechen Sie mit Ihrem Arzt die Möglichkeit der Verminderung von Risiken und achten Sie besser auf Ihren Lebensstil

17 und mehr Punkte: Ihr Risiko ist deutlich erhöht. Für Sie ist eine Besprechung mit Ihrem Arzt über die Möglichkeit eines gesünderen Lebensstils besonders wichtig.

 Jährlich sterben weltweit mehr als 17 Millionen Men-schen an Herzinfarkt oder Schlaganfall. Viele Betroffe-ne könnten noch leben, wenn sie rechtzeitig und regelmäßig auf eine Überprüfung ihres Herz-Kreislauf-Risikos geachtet hätten. Foto: obx-medizindirekt


Jährlich sterben weltweit mehr als 17 Millionen Men-schen an Herzinfarkt oder Schlaganfall. Viele Betroffe-ne könnten noch leben, wenn sie rechtzeitig und regelmäßig auf eine Überprüfung ihres Herz-Kreislauf-Risikos geachtet hätten. Foto: obx-medizindirekt

Essen ist nur jedem Zweiten wichtig

Die wichtigsten Ergebnisse der TK-Ernährungsstudie „Iss was, Deutschland?“

Essen ist nur jedem Zweiten wichtig -junge Erwachsene, Männer und Geringver­diener achten am wenigsten auf die Gesundheit

TK-InfografikFür die Hälfte aller Befragten hat das Essen einen hohen Stellenwert. Das heißt aber auch: Im Leben jedes zweiten Menschen in Deutschland verkommt es zur Nebensache. Frauen ist ihre Ernährung dabei deutlich wichtiger als Männern – und sie ernähren sich auch wesentlich gesünder. Beim starken Geschlecht steht das Motto „Hauptsache lecker!“ klar im Vordergrund. Jeder zweite Mann aber nur jede dritte Frau sagt dies von sich.

Besonders wenig achten die jungen Erwachsenen unter 25 Jahren darauf, ob ihr Essen gesund ist. Das Motto „Hauptsache gesund!“ gilt nicht einmal für jeden vierten von ihnen. Und nur jeder zehnte unter 25-Jährige gibt an, dass er sich konsequent gesund ernährt -von den Senioren sagen dies immerhin vier von zehn. Auch Einkommen und Bildungs­stand haben einen Einfluss darauf, wie gesund man isst: Je höher Schulbildung und Ein­kommen, desto gesünder ist, was auf den Tisch kommt.

Fleisch und Fertiggerichte – für viele unverzichtbar

Je geringer der Bildungsstand und das Einkommen, desto mehr Wurst kommt aufs Brot. Im Schnitt isst die Hälfte der Bevölkerung jeden Tag Wurst oder Fleisch. Vor allem in Haushalten mit einem Monatseinkommen von maximal 1.500 Euro gehört das tägliche Stück Fleisch zum Essen dazu. Und es sind vor allem die Jüngeren und die Männer, die regelmäßig Nachschub von der Wursttheke verlangen.

Fertiggerichte kommen besonders oft bei den jungen Erwachsenen auf den Tisch: Sechs von zehn unter 25-Jährigen essen einmal die Woche bis täglich Fertigessen -jeder sechste sogar öfter als dreimal die Woche. Im Bevölkerungsschnitt greifen vier von zehn Menschen mindestens ein- bis zweimal die Woche zu Tütensuppe oder Tiefkühlpizza.

Frauen -TK-InfografikFrauen sind die größeren Frustesser

Eigentlich sind Frauen vernünftiger, was ihre Ernährung angeht. Sind sie aber mal so rich­tig schlecht drauf, ist ihnen auf einen Schlag alles egal. Frauen, das zeigt die Umfrage, sind die größeren Frustesser. 40 Prozent hauen bei schlechter Laune richtig rein. Bei den Männern tun das nur halb so viele.

Die Ausreden der Fastfood- und Fertigessen-Fans

Die größte Hürde auf dem Weg zu einer gesünderen Ernährung ist die tickende Uhr. Die Hälfte der Bevölkerung nennt fehlende Zeit und Ruhe als Hauptgrund – von den unter 25-Jährigen sogar fast zwei Drittel. Daneben siegt auch der „innere Schweinehund“ oft gegen die guten Vorsätze, wie vier von zehn Befragten angeben. Von den Geringverdienern gibt zudem mehr als jeder dritte fehlendes Geld als Hindernis für eine gesunde Ernährung an.

Kochen ist nach wie vor Frauensache

In Deutschlands Küchen sind es die Frauen, die fürs Essen zuständig sind: 80 Prozent von ihnen stehen zu Hause am Herd, bei den Männern sind es bescheidene 35 Prozent. Und während 93 Prozent der Frauen ihre Kochkünste selbst als gut oder sogar sehr gut bezeichnen, sagen vier von zehn Männern von sich, dass sie allenfalls ein bisschen ko­chen können -wenn überhaupt.

Nur in der Hälfte aller Haushalte gibt es täglich ein selbstzubereitetes Mahl. In jedem drit­ten wird noch drei- bis fünfmal die Woche gekocht, beim Rest bleibt die Küche meist kalt. Zeitmangel ist der Hauptgrund, der davon abhält, sich häufiger an den Herd zu stellen. Was denjenigen, die hektisch durch den Alltag jagen, durchaus bewusst ist: Nicht einmal die Hälfte aller Frauen findet, dass sie genug kocht. Bei den Männern ist es sogar nur knapp jeder fünfte. Und: Viele Menschen haben schlichtweg keine Lust oder sind zu faul zum Kochen. Bei jedem Sechsten siegt die Trägheit über den Appetit – bei den Männern sogar bei fast jedem Vierten.

Essen ist Nebensache – bei jedem Dritten laufen TV oder Internet

Bei einem Drittel der Befragten läuft beim Essen nebenbei der Fernseher oder Computer -egal ob Mann oder Frau, erwerbstätig oder nicht. Nur das Alter spielt dabei eine Rolle: Je jünger, desto mehr essen mit der Gabel in der einen und dem Smartphone in der anderen Hand – und nebenbei läuft der Fernseher. Bei vier von zehn unter 25-Jährigen wird das Essen zur Nebensache. Und andersherum liegt beim Fernsehen oder Surfen im Internet auch die Chipstüte oft griffbereit: Jeder Vierte nascht oft auf dem Sofa – von den 18- bis 35-Jährigen sogar jeder Dritte.

„to go“ ist in gerade bei jungen Erwachsenen und Gutverdienern

Jeder Dritte unter 25 Jahren isst zudem mindestens dreimal die Woche nebenbei etwas, wenn er unterwegs ist. Nicht selten sind es Burger, Pommes oder Currywurst: Jeder fünfte von ihnen greift ein- bis zweimal die Woche zu dieser ungesundesten Variante. Mit den Jahren aber verlieren die meisten den Gefallen daran -je älter die Menschen werden, desto weniger essen sie unterwegs. Besonders schätzen das unkomplizierte Nebenbei-Essen unterwegs Menschen mit hohem Bildungsniveau und Einkommen. Geringverdiener hingegen scheinen sich das Essen unterwegs nicht so oft leisten zu können. Über die Hälfte der Befragten mit einem Haushaltsnettoeinkommen von maximal 1.500 Euro sagen, dass sie nie unterwegs etwas zu essen kaufen.

Immerhin ein Drittel aller Befragten bemüht sich zumindest, unterwegs zu etwas Gesundem zu greifen.

Gesunde Ernährung nur schwer mit heutiger Arbeitswelt vereinbar

Vielen Berufstätigen in Deutschland fällt es schwer, sich am Arbeitsplatz gesund zu ernäh­ren. Nur jeder Zweite kann in seinen Arbeitspausen tatsächlich in Ruhe essen. Ein Drittel aller Berufstätigen beklagt, dass eine gesunde Ernährung bei seiner Arbeit schlichtweg nicht möglich ist. Die schlechten Bedingungen am Arbeitsplatz rangieren in der Liste der Gründe, die Berufstätige insgesamt von einer gesunden Ernährung abhalten, weit oben -an dritter Stelle hinter mangelnder Zeit und schwachem Durchhaltevermögen.

Die Hauptprobleme mit dem Essen bei der Arbeit: die begrenzte Auswahl (das geben vier von zehn Berufstätigen an) und fehlende Zeit (jeder Dritte). Der Ausweg für viele: Vier von zehn befragten Berufstätigen geben an, dass sie bei der Arbeit nicht viel essen, dafür dann aber abends zu Hause reichlich.

Auch eine Zeitfrage: Fast jeder Zweite gibt an, dass er bei der Arbeit oft vergisst, genug zu trinken. Vor allem trifft dies auf Frauen, jüngere Berufstätige sowie Menschen mit einem höheren Bildungsniveau und Einkommen zu.

Chronisch Kranke essen kaum besser als Gesunde

Selbst Menschen, die unter nicht zuletzt ernährungsbedingten chronischen Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Problemen oder Stoffwechselerkrankungen leiden, essen kaum ge­sünder als der Rest der Bevölkerung. So sagen auffallend viele von ihnen, dass Fett für sie zu einem leckeren Essen dazu gehört. Auch Fleisch kommt bei ihnen fast genauso häufig auf den Tisch.

Diäten: Nach dem kurzfristigen Erfolg kommt der Jo-Jo-Effekt

Wie die Umfrage zeigt, hadert jeder zweite Deutsche mit seinem Gewicht. Und so sind auch jede zweite Frau und jeder vierte Mann ihren Pfunden bereits mit kurzfristigen Diäten auf den Leib gerückt – die meisten von ihnen mehrfach. Von den Menschen mit starkem Übergewicht gibt dies die Hälfte an – das heißt auch: Fast jeder zweite stark Übergewich­tige hat noch nie eine Diät probiert. Auch von den Menschen, die nach eigener Angabe leichtes Übergewicht haben, haben nur vier von zehn Diäterfahrung.

Und das Ergebnis? Die Erfahrungen mit Diäten sind entmutigend: Sechs von zehn der Befragten, die sich durch eine Abmagerungskur gekämpft haben, haben den sogenannten Jo-Jo-Effekt am eigenen Leib erlebt. Sie hatten anschließend mehr Pfunde auf den Hüften als zuvor. Ganz anders sind die Erfahrungen mit einer grundlegenden Ernährungsumstel­lung. Fast jeder zweite Befragte hat dies schon einmal ausprobiert. Gegenüber Diäten ein Erfolgsmodel, wie die Umfrage zeigt: Sechs von zehn Befragten konnten ihr Gewicht dadurch dauerhaft reduzieren.

Essen wir ohne Verantwortung?

Ehemaliger Greenpeace-Chef Dr. Gerd Leipold und Stephan Becker-Sonnenschein vom Verein Die Lebensmittelwirtschaft im Gespräch

Infografik_TippsFreising/Kulmbach/München – 18. Juni 2014. Die Zukunft der Ernährung steht vielen Herausforderungen gegenüber: Welthunger und Adipositas, Ressourcenschwund und Lebensmittelabfälle. Essen ist ein komplexes System mit vielen Akteuren und Beteiligten. Um Lebensmittelverluste in der Produktion und Lebensmittelverschwendung im täglichen Konsum zu reduzieren und neue Konzepte zu entwickeln, ist ein gesamtheitlicher Blick auf Ökologie, Lebensmittelproduktion, Energie, Demographie, Technologie, Risikoabwägung, Politik und das tatsächliche Verbraucherverhalten zielführend. Akteure und Verbraucher brauchen einen Überblick über die Zusammenhänge, die Einstellungen und Motivationen, die Wünsche und Vorstellungen und das tatsächliche Verhalten jedes Einzelnen in der gesamten Wertschöpfungskette. Infografik_Scheine

Fachsymposium zum Brennpunktthema „Lebensmittelverschwendung“

Das diesjährige Fachsymposium der 3. Bayerischen Ernährungstage wird unter dem Titel „Restlos Gut Essen – Nachhaltige Ernährung im 21. Jahrhundert“ das Thema mit Experten debattieren und aktuelle Erkenntnisse und Ergebnisse aus Wissenschaft und Forschung zum Thema Lebensmittelverschwendung kritisch beleuchten. Präsentiert werden u. a. die aktuellen Zahlen des Bayerischen Ernährungsmonitors 2014 und eine Studie zu Lebensmittelverlusten und Wegwerfraten in Bayern.

Dr. Gerd Leipold, ehemaliger Leiter von Greenpeace, Ozeanograph und Physiker, wird das Thema Lebensmittelverschwendung auf dem Fachsymposium in Kulmbach mit der Frage „Essen wir ohne Verantwortung?“ aufnehmen und  kritisch beleuchten. Stephan Becker-Sonnenschein, Geschäftsführer der 2012 gegründeten Dialogplattform „Die Lebensmittelwirtschaft“, wird in einen Dialog zu diesem Thema einsteigen.

„Zeit, sich einzumischen“ – Stephan Becker-Sonnenschein und Dr. Gerd Leipold im Dialog.

Stephan Becker-Sonnenschein vertritt auf dem Fachsymposium die Anbieterseite von Lebensmitteln, von der Erzeugung bis hin zum Handel. „Innerhalb der Lebensmittel-Produktionsketten für die 170.000 unterschiedlichen im Handel befindlichen Lebensmittel ist dieses Thema nicht neu.“, so Becker-Sonnenschein. Für ihn ist der rohstoff-und ressourcensparende Umgang mit Lebensmitteln nicht nur eine ökonomische, sondern auch eine ethische Frage. „Die Verbesserung internationaler Vermarktungsnormen, Qualitäts-Standards und globaler Logistikabläufe ist Teil unserer täglichen Arbeit, um Lebensmittelmüll zu vermeiden“, betont Becker-Sonnenschein im Vorfeld der Veranstaltung. „Allerdings ist auch zu bedenken, dass in der gesellschaftlichen Wahrnehmung Unverständnis herrscht, wenn manche Produkte wegen eines Mindesthaltbarkeitsdatums vorzeitig in die Tonne kommen. Es muss genau abgewogen werden zwischen Gewährleistungspflicht von Erzeugerseite und Eigenverantwortung der Verbraucher.“ Dialogpartner Gerd Leipold: „Mindestens 30 % der globalen Lebensmittelproduktion wird nicht verzehrt, sie gehen verloren oder – um es weniger verharmlosend auszudrücken – sie werden verschwendet. Das ist nicht nur ein gewaltiger wirtschaftlicher Kostenfaktor – Experten sprechen von einem Verlust von mehr als 500 Milliarden Euro pro Jahr – es hat auch andere dramatische Konsequenzen“, erläutert Dr. Gerd Leipold im Vorgespräch zum Fachsymposium seine Position. „Nur China und USA stoßen mehr Treibhausgase aus, als bei der Produktion der 30 % entstehen. Es wird Zeit, dass wir über die Lebensmittelverluste nicht nur moralisch entrüstet sind, sondern beginnen, verantwortlich zu handeln.“

Veröffentlichung auf der Tagung: Studie zu Lebensmittelverlusten in Bayern und bayerischer Ernährungsmonitor 2014

Die Referenten des Tages diskutieren unterschiedliche Aspekte und Stufen der Wertschöpfungskette. Auf dem Fachsymposium werden u. a. die aktuellen Zahlen des „Bayerischen Ernährungsmonitor 2014“, eine repräsentative Verbraucherumfrage, sowie die Ergebnisse einer Studie der Universität Stuttgart zu Lebensmittelverlusten und Wegwerfraten entlang der Wertschöpfungskette veröffentlicht und mit dem Fachpublikum erörtert.

 

Veranstaltungshinweis

Veranstaltung:             Fachsymposium zum Auftakt der 3. Bayerischen Ernährungstage 2014

Titel:                           „Restlos gut essen – Nachhaltige Ernährung im 21. Jahrhundert“

Datum:                        27. Juni 2014, 10 bis 16 Uhr

Ort:                              MUPÄZ Museumspädagogisches Zentrum, Hofer Straße 20, 95326 Kulmbach

Teilnehmerkreis:         Vertreter aus Wissenschaft, Politik, Behörden, Ernährungswirtschaft,

-handel und -bildung sowie Multiplikatoren und Fachpublikum der

Lebensmittelwirtschaft

Eröffnung durch:         Staatsminister Helmut Brunner (Bayerisches Staatsministerium für Ernährung,

Landwirtschaft und Forsten)
Referenten (Auswahl):

Prof. Dr. Diane Ahrens (TH Deggendorf)

Stephan Becker-Sonnenschein (Verein Die Lebensmittelwirtschaft)

Dr. Marie-Luise Dittmar (Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft)

Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald (u. a. Vorstand der Schweisfurth Stiftung)

Dr. Gerd Leipold (ehemals Greenpeace)

Veranstalter:                Kompetenzzentrum für Ernährung KErn

Gesunde Ernährung

Gesunde Ernährung – Was Unternehmen leisten können

Das Gesundheitsmagazin veranschaulicht den Zusammenhang zwischen gesunder Ernährung, Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit bei der Arbeit. Beschäftigte können sich über die richtige Ernährung bei der Arbeit informieren und Arbeitgeber erhalten Tipps, wie sie Einfluss auf die Qualität der Ernährung ihrer Beschäftigten nehmen können. Der Film berücksichtigt sowohl die spezifischen Belange von großen Unternehmen mit eigenen Kantinen als auch die der kleineren Betriebe mit Mikrowelle in der Teeküche.

Dieses Video finden Sie bei der Verwaltungsberufsgenossenschaft – VBG:

Gesunde Ernährung 2Gesunde Ernährung ist auch in Unternehmen kein „Hexenwerk“. Meist mangelt es am Willen der Verantwortlichen. Dass sich die Unternehmen damit selbst schaden, ist leider auch noch nicht bis in die obersten Chefetagen vorgedrungen. Denn ernährungsbedingte Krankheiten sind auf dem Vormarsch. Und Krankheit bedeutet Ausfallzeit, aber das ist eigentlich eine Binsenweisheit.

Es ist schade, dass die VBG in ihrem Akademiehotel in Dresden diese wichtigen Erkenntnisse nicht in der Lage ist, umsetzen zu lassen. Den VBG-Seminarteilnehmer mutet man in Dresden vom Frühstück bis zum Abendessen Speisen zu, die alles andere als gesund und schmackhaft sind. Lediglich das frische Obst, das man hin und wieder in den Pausen vorfindet, ist teilweise genießbar. Und der Kaffee hat sich in den letzten Jahren verbessert. Die alten Thermoskannen sind neuen Kaffeeautomaten gewichen. Es gibt also Hoffnung. Es bleibt jedoch die zu befürchten, dass weitere Verbesserungen noch einige Jahre auf sich werden warten lassen.

 

 

 

 

 

Es ist leider nicht drin, was draufsteht

Geheim-Gremium sorgt für staatlich legitimierte Verbrauchertäuschung: foodwatch fordert Abschaffung der Lebensmittelbuch-Kommission

Zitronenlimonade ohne eine Spur Zitronensaft oder „Alaska-Seelachs“ aus gefärbtem Lachsersatz: Weil die staatliche Lebensmittelbuch-Kommission immer wieder irreführende Produktbezeichnungen als Standard festsetzt, fordert foodwatch das Aus für das geheim tagende Gremium. In einem Offenen Brief an Ernährungsminister Christian Schmidt (CSU) sprach sich die Verbraucherorganisation heute dafür aus, die Kommission abzuschaffen und die Regelungen für Produktbezeichnungen künftig in einem transparenten und demokratischen Verfahren festzulegen.

Auch wenn der Name und die Farbe den Anschein erwecken: Der sogenannte Alaska-Seelachs ist kein Lachs und noch nicht einmal damit verwandt. Die Deutsche Lebensmittelbuch-Kommission erlaubt, dass Hersteller die kostengünstigere Fischart Pollack lachsähnlich einfärben und als „Alaska-Seelachs“ verkaufen.

Auch wenn der Name und die Farbe den Anschein erwecken: Der sogenannte Alaska-Seelachs ist kein Lachs und noch nicht einmal damit verwandt. Die Deutsche Lebensmittelbuch-Kommission erlaubt, dass Hersteller die kostengünstigere Fischart Pollack lachsähnlich einfärben und als „Alaska-Seelachs“ verkaufen.

In der öffentlich kaum bekannten Lebensmittelbuch-Kommission entscheiden Lobbyisten der Ernährungswirtschaft über weitreichende Regeln zur Lebensmittelkennzeichnung mit – beispielsweise Vertreter des Bauernverbandes und des Lobbyverbandes BLL. Unter www.foodwatch.de/aktion-lebensmittelbuch hat foodwatch eine E-Mail-Protestaktion an Ernährungsminister Christian Schmidt gestartet, über die jeder die Forderung nach einer Abschaffung der Kommission unterstützen kann.  

Aromatisierte „Früchte“-Tees werben gern mit vielversprechenden Abbildungen von Früchten auf der Vorderseite der Verpackung. Die Leitsätze der Deutschen-Lebensmittelkommission lassen jedoch zu, dass die angepriesenen Früchte gar nicht oder nur zu einem verschwindend geringen Teil enthalten sind. Nicht einmal die namensgebende Frucht muss sich im Teebeutel wiederfinden. Stattdessen werden oft billigere Alternativen eingesetzt und der Geschmack der beworbenen Früchte durch Aromen imitiert.

Aromatisierte „Früchte“-Tees werben gern mit vielversprechenden Abbildungen von Früchten auf der Vorderseite der Verpackung. Die Leitsätze der Deutschen-Lebensmittelkommission lassen jedoch zu, dass die angepriesenen Früchte gar nicht oder nur zu einem verschwindend geringen Teil enthalten sind. Nicht einmal die namensgebende Frucht muss sich im Teebeutel wiederfinden. Stattdessen werden oft billigere Alternativen eingesetzt und der Geschmack der beworbenen Früchte durch Aromen imitiert.

„Im Geheim-Club Lebensmittelbuch-Kommission sitzen die Lobbyisten der Ernährungsbranche mit am Tisch und dürfen im Auftrag der Bundesregierung offiziell mitentscheiden, wie Lebensmittel herzustellen und zu kennzeichnen sind“, kritisierte Oliver Huizinga, Experte für Lebensmittelkennzeichnung bei foodwatch. „Verbraucher werden durch die teils hanebüchenen Vorgaben der geheim tagenden Kommission immer wieder in die Irre geführt. Es ist höchste Zeit, diese staatlich legitimierte Verbrauchertäuschung zu stoppen: Wie Lebensmittel zu kennzeichnen sind, muss der Gesetzgeber festlegen – nicht ein Geheim-Gremium, in dem die Lobbyisten der Lebensmittelwirtschaft verbraucherfreundliche Regelungen blockieren können.“

Die Lebensmittelbuch-Kommission erstellt die sogenannten Leitsätze für Lebensmittel, die beispielsweise festlegen, was unter einem „Früchtetee“ oder einer „Kalbfleisch-Leberwurst“ zu verstehen ist. Diese „Leitsätze“ sind zwar eigentlich keine Gesetze, werden aber in der Praxis so angewendet: Unternehmen, Lebensmittelüberwachung und Gerichte berufen sich in vielen Fällen auf die Leitsätze – daher kommt es immer wieder zu irreführenden Produktbezeichnungen. In der Kommission sitzen neben Vertretern aus Wissenschaft, Verbraucherorganisationen und Lebensmittelüberwachung auch Interessensvertreter der Lebensmittelbranche. Bei strittigen Fragen kann jede Gruppe eine Einigung durch ihr Veto blockieren. Verbrauchervertreter in dem Gremium beklagen, dass dementsprechend Vorschläge für verbraucherfreundliche Bezeichnungen regelmäßig von den Lobbyisten der Lebensmittelwirtschaft abgelehnt werden.  

foodwatch forderte, die Lebensmittelbuch-Kommission abzuschaffen. Stattdessen sollten verbindliche Leitsätze zur Bezeichnung von Lebensmitteln durch ein transparentes und demokratisches Verfahren festgelegt werden:

– Die Verantwortung für die Festlegung der Leitsätze sollte bei einer Bundesbehörde wie dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) liegen.
– Für die Formulierung von Vorgaben für die korrekte Produktbenennung (die sogenannte „Verkehrsbezeichnung“) sollte ausschlaggebend sein, was Verbraucher davon erwarten. Dazu müssen in Zukunft repräsentative Verbraucherbefragungen durchgeführt werden.
– Wissenschaftler, Verbraucherschützer, Lebensmittelüberwachung sowie Vertreter der Lebensmittelindustrie sollten im Anschluss öffentlich und somit transparent konsultiert und auf diese Weise in die Beratungen eingebunden werden.
– Verbraucherverbände müssen die Möglichkeit erhalten, Leitsätze durch erweiterte Verbandsklagerechte gerichtlich überprüfen zu lassen (Normenkontrollverfahren). Die guten Erfahrungen im Umweltrecht zeigen, dass das Verbandsklagerecht praktikabel ist und das Gemeinwohl effektiv schützt.

Auch die Bundesregierung hat mittlerweile offenbar Handlungsbedarf erkannt: Zum einen kritisiert der Koalitionsvertrag von Union und SPD die Empfehlungen der Lebensmittelbuch-Kommission und mahnt eine stärkere Orientierung an den Ansprüchen der Verbraucher an. Zum anderen soll im Auftrag der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) die „gesamte Struktur“ des umstrittenen Gremiums „auf den Prüfstand“ kommen. Bisher sind weder die Sitzungen selbst noch die Sitzungsprotokolle der Kommission öffentlich. Wie welches Mitglied bei einem Beschluss abgestimmt hat, ist geheim. In welchem Fall sich die Lobbyisten der Lebensmittelindustrie erfolgreich durchsetzen und beispielsweise verbraucherfreundliche Leitsätze blockieren, erfährt die Öffentlichkeit deshalb nicht. Eine Klage von foodwatch zur Offenlegung der Sitzungsprotokolle wurde jedoch 2010 zurückgewiesen.

Dabei erlauben die Vorgaben der Kommission immer wieder irreführende Verkehrsbezeichnungen:
– „Alaska-Seelachs“ aus rosa gefärbtem Lachs-Imitat
– „Geflügelwürstchen“ mit Schweinespeck
– Früchte-Tees, in denen die namensgebenden und abgebildeten Früchte gar nicht enthalten sind
– „Kalbfleisch-Leberwurst“, die überwiegend Schweinefleisch enthält
– „Zitronenlimonade“ ohne Zitronensaft, dafür mit dem Zusatzstoff Citronensäure (E330)
– „Sardellenpaste“ mit Schweineschmalz
– „Rindfleisch im eigenen Saft“ mit Schweineschwarten
– „Kakaocreme“ mit minimalem Kakaoanteil

Nur im Kleingedruckten werden solch irreführenden Produktbezeichnungen erklärt.

„Alaska-Seelachs ohne Lachs, Geflügelwürstchen mit Schweinespeck, Zitronen-Limo ohne Zitronensaft oder Kirsch-Tee ohne einen Hauch von Kirsche – solche haarsträubenden Vorgaben gehen auf das Konto der Lebensmittelbuch-Kommission. Die Lobbyisten lachen sich ins Fäustchen: Die Ernährungswirtschaft kann verbraucherfreundlichere Kennzeichnungsvorgaben immer wieder blockieren. Und das mit dem Segen der Bundesregierung“, so foodwatch-Experte Oliver Huizinga.

Link:
– foodwatch-Protestaktion zur Abschaffung der Lebensmittelbuch-Kommission: www.foodwatch.de/aktion-lebensmittelbuch