Archiv für den Monat: Juli 2017

Salate, Kräuter, Tees, Smoothies können Krankheitserreger enthalten

Lebensmittel aus Blättern und Gräsern können Krankheitserreger enthalten

In Deutschland werden zunehmend Blatt- und Grasprodukte verzehrt. Diese können mit verschiedenen Krankheitserregern belastet sein. Deshalb veröffentlicht das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) jetzt eine ausführliche Stellungnahme zur Belastung von Blatt- und Grasprodukten mit Bakterien, die beim Menschen Erkrankungen verursachen können. „Salate, Blattgemüse, Kräuter, Tees und grüne Smoothies werden von den meisten Menschen als rundum gesunde Nahrungsmittel wahrgenommen“, sagt BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel. „Umso wichtiger ist es darauf hinzuweisen, dass auch bei diesen Lebensmitteln Hygienemaßnahmen notwendig sind. Unabhängig davon ist eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse tatsächlich die beste Ernährungsstrategie.“ Zu den vom BfR bewerteten Produkten gehören frische Blattgemüse einschließlich Blattsalate und Kräuter, getrocknete Blatt- und Grasprodukte wie Nahrungsergänzungsmittel, getrocknete Kräuter und Teeblätter sowie grüne Smoothies.

Zur Stellungnahme

BfR gibt Hygienetipps zum Umgang mit Salaten, Kräutern, Tees, Smoothies und anderen pflanzlichen Lebensmitteln

Blattsalate und frische Kräuter werden in Deutschland fast von der gesamten Bevölkerung sehr häufig verzehrt. Tee wird häufiger von Frauen als von Männern getrunken, der Teekonsum steigt mit zunehmendem Alter an. Bakterielle Krankheitserreger, die in Gras- und Blattprodukten vorkommen können, sind u. a. Salmonellen, Campylobacter, Yersinien, Listerien und EHEC.

Bisher gibt es in Deutschland nur wenige belegte Fälle bakterieller Lebensmittelinfektionen durch den Verzehr von Gras- oder Blattprodukten. Dennoch spricht das BfR zum Schutz der Verbraucherinnen und Verbraucher die nachfolgenden allgemeinen Empfehlungen zur Risikominimierung aus:

  • Frische Blattprodukte sollten vor dem Rohverzehr gründlich gewaschen und möglichst schnell verbraucht werden. Zerkleinerte frische Blattprodukte sollten bis zum Verzehr möglichst bei maximal 7 °C gelagert und schnell verbraucht werden.
  • Frisch hergestellte grüne Smoothies sollten bis zum Verzehr möglichst bei maximal 7 °C gelagert und am Tag der Herstellung verbraucht werden. Durch eine starke Säuerung der Smoothies, beispielsweise durch Verarbeitung von Zitrusfrüchten oder Zugabe von Zitronensaft, lässt sich die Vermehrung der Bakterien verlangsamen bzw. ganz verhindern.
  • Kräutertees sollten mit sprudelnd kochendem Wasser aufgegossen werden. Schwangere und Personen, deren Abwehrkräfte durch hohes Alter, Vorerkrankungen oder Medikamenteneinnahme geschwächt sind, sollten auf den Verzehr von vorgeschnittenen und verpackten Salaten besser vorsichtshalber verzichten und stattdessen Salate aus frischen und gründlich gewaschenen Zutaten kurz vor dem Verzehr selbst zubereiten. Nahrungsergänzungsmittel aus getrockneten Blatt- und Grasprodukten sollten diese Personen nur nach ärztlicher Rücksprache verzehren.

Über das BfR

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftliche  Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.

Preisunterschiede

Preisvergleiche lohnen sich

Die Apotheke vor Ort ist wichtig und sollte deshalb auch unterstützt werden. Immerhin leisten die Apotheken mit ihrem Notfalldienst einen wichtigen Beitrag zur Versorgung der Bevölkerung mit notwendigen Medikamenten.

Vergleicht man jedoch die Preise der Apotheke Vorort und der einer Online-Apotheke im Bereich nicht-rezeptpflichtiger ärztlicher Verordnungen, kann es wie in diesem Beispiel hier zu erheblichen Preisunterschieden kommen. Diese Präparate werden von gesetzlichen Krankenkassen auch bei ärztlicher Diagnose und Verordnung nicht bezahlt. In diesem Beispiel hier muss der Patient die Präparate insgesamt 3 Mal kaufen. Da kommen schnell ein paar Hundert Euro zusammen.

Ein Patient spart beim Onlinekauf dieser 3 Präparate 27,21 €, da er anstelle von 96,02 € in der Apotheke vor Ort in der Online-Apotheke nur 68,81 bezahlt. Nimmt man den Betrag mal 3, da diese Menge insgesamt verordnet wurde, dann ist das eine Ersparnis von 81,63 €. Für einen Rentner, der gerade mal 1.200 € bekommt, ist das ein recht hoher Betrag. Weshalb die Vorort Apotheke so viel teurer ist, wollte man uns nicht sagen.

 

Roboter als Alltagshilfe

Charité entwickelt täglichen Begleiter für ALS-Patienten – Roboter als Alltagshilfe

Berlin, 21.07.2017 Es beginnt mit fehlender Kraft in Händen und Füßen, dann treten Zuckungen und Krämpfe auf, schließlich sogar Lähmungen. Etwa 7000 Menschen in Deutschland leiden an Amyotropher Lateralsklerose (ALS), einer Erkrankung des zentralen Nervensystems, die sich vor allem auf die Muskulatur auswirkt. ALS-Erkrankte sind auf Hilfsmittel angewiesen, die ihnen die Aktivitäten des Alltags erleichtern. Die Charité – Universitätsmedizin Berlin und die Pflegewerk Berlin GmbH wollen jetzt zusammen mit verschiedenen Partnern aus der Industrie und der Hilfsmittelversorgung einen Robotikarm entwickeln, der Betroffenen zu mehr Eigenständigkeit im täglichen Leben verhilft. Das kürzlich gestartete Projekt ROBINA wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung bis 2020 mit rund 1,8 Millionen Euro finanziert.

Welche Muskelgruppen als erstes betroffen sind, ist von Patient zu Patient unterschiedlich − ebenso die Geschwindigkeit, mit der sich die Krankheit auf den gesamten Körper ausdehnt. Innerhalb weniger Jahre kann es zu einer vollständigen Lähmung des Körpers, bei völligem Erhalt aller intellektueller Fähigkeiten führen. Die Betroffenen müssen engmaschig betreut werden, sodass ihr Wunsch nach möglichst viel Autonomie steigt. Dies stellt die behandelnden Fachkräfte vor pflegerische und psychosoziale Herausforderungen. Hier setzt ROBINA an: Auf Basis einer umfassenden Bedürfnisanalyse mit Patientinnen und Patienten sowie einer praxisnahen Visualisierung der notwendigen Versorgungsabläufe wird ein Prototyp eines Roboterarms erstellt, der im Pflegealltag erprobt wird. „Wir wollen mit dem Roboterarm keine Pflegkräfte ersetzen, wir wollen die Ressourcen der Pflegenden gezielter nutzen und den Betroffenen zu mehr Selbstbestimmung verhelfen“, erklärt Jörn Kiselev, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Forschungsgruppe Geriatrie der Charité. Ob es gilt, ein Wasserglas anzuheben oder einen Knopf auf der Fernbedienung zu drücken: Der robotergestützte Arm soll an Bett oder Rollstuhl angebracht werden und mittels Augenbewegung oder Gesten gesteuert werden können – eine Entlastung für alle Beteiligten. „Besonders in komplexen Pflegesituationen können so in Zukunft zunehmend Pflegebedürftige und Pflegerinnen und Pfleger von diesem innovativen Ansatz profitieren“, fügt Kiselev hinzu.

Start für Netzwerk zur interkulturellen Öffnung psychosozialer Angebote

TransVer – Hilfe vermitteln – Start für Netzwerk zur interkulturellen Öffnung psychosozialer Angebote

Projektstart Transfer: Das Team unter der Leitung von Dr. Simone Penka (4. v.l.) und Prof. Dr. Andreas Heinz (2 v.l.). Copyright: Charité/ Peitz

TransVer ist ein Pilotprojekt der Charité – Universitätsmedizin Berlin in Zusammenarbeit mit dem Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM). Es unterstützt Hilfesuchende, die aus ihren Heimatländern fliehen mussten oder migriert sind, durch Beratung und Vermittlung in geeignete Angebote der psychosozialen Regelversorgung. Gleichzeitig erhalten Menschen, die in diesem Versorgungsbereich arbeiten, Beratung und Stärkung durch Fortbildung. TransVer konnte jetzt seine Räumlichkeiten in der Berliner Brunnenstraße eröffnen und nimmt damit seine Arbeit auf.

Menschen mit einer Migrations- oder Fluchtgeschichte sollen bei psychischen Problemen frühzeitig und zielorientiert die für sie angemessene Hilfe erhalten. Im Behörden- und Genehmigungsdschungel ist dies vielen Hilfebedürftigen gar nicht möglich. TransVer ist daher eine erste Anlaufstelle, die informiert, vermittelt und Menschen begleitet, die aufgrund psychischer Probleme auf der Suche nach Unterstützung sind. Das Pilotprojekt ist eine Antwort auf die Ergebnisse einer vorangegangenen Studie mit dem Titel: Seelische Gesundheit und Migration. „In diesem Rahmen hat sich gezeigt, dass in Berlin viele Menschen mit Migrationsgeschichte in den zahlreichen psychosozialen Einrichtungen gar nicht ankommen. Gleichzeitig fühlen sich Mitarbeitende in der psychosozialen Versorgung bei der Betreuung von Menschen mit Migrationsgeschichte überfordert und allein gelassen“, erklärt Dr. Simone Penka, Leiterin der neuen Koordinierungsstelle.

„Es besteht ein starkes psychosoziales Einrichtungsnetz in Berlin mit zahlreichen Ressourcen und unterschiedlichsten Sprachkompetenzen. Häufig bleiben diese aber ungenutzt, da sie nicht transparent sind. Hier Vernetzung zu leisten, sehen wir als wichtige Aufgabe für die Zukunft“, ergänzt Prof. Dr. Dr. Andreas Heinz, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Charité und Leiter der Abteilung Migration und Gesundheit des BIM. TransVer knüpft an bestehende Problemlagen an und wird die psychosoziale Versorgung von Menschen mit Migrationsgeschichte mit unterschiedlichen Strategien unterstützen.

In Zusammenarbeit mit der Kunsthochschule Berlin Weißensee ist das Gestaltungskonzept „visions for people“ entstanden. Copyright: Charité/ Peitz.

Angebote auffindbar machen, Ressourcen mittels einer Datenbank ausschöpfen, aber auch mit Supervision, Einzelfallberatungen, Aus- und Weiterbildungsangeboten den psychosozial Tätigen unter die Arme greifen, das sind die Ziele des Projektes. TransVer wird über drei Jahre mit einer Million Euro durch die Lotto Stiftung Berlin unterstützt, bei Erfolg soll die Arbeit im Anschluss durch Förderung des Senats weitergeführt werden. TransVer ist explizit kein weiteres Extraprojekt für Menschen mit Migrationsgeschichte, sondern es unterstützt die Teilhabe dieser Zielgruppe an der bereits langjährig bestehenden psychosozialen Regelversorgung.

Angebote von TransVer

Beratung: Jeden Dienstag 14 bis 18 Uhr und Donnerstag 9 bis 13 Uhr Beratung auf Deutsch, Englisch, Türkisch und Polnisch. Für Beratung in anderen Sprachen wird um vorherige Terminvereinbarung zur Bestellung eines Dolmetschers gebeten.
Fortbildungen: Ab September 2017 regelmäßige Fortbildungen für psychosozial Tätige zu Themen wie interkultureller Kompetenz und Diversity in der psychosozialen Versorgung.
Einzelfallberatung: Ein Angebot für Professionelle der psychosozialen Versorgung, das auch kurzfristig und ohne längerfristige Bindung genutzt werden kann.
Fallsupervision: Beratung und Reflexion komplexer interkultureller Fälle in festen, trägerübergreifenden Gruppen einmal monatlich.
Netzwerktreffen: Die psychosozialen Bedarfe von Geflüchteten sind komplex und umfassen neben der Bearbeitung individueller lebensgeschichtlicher Belastungen auch aufenthalts- und sozialrechtliche Fragen sowie schwierige äußere Lebensbedingungen. Um den Herausforderungen besser begegnen zu können, treffen sich psychosozial Tätige einmal monatlich, um sich themenspezifisch auszutauschen.

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Seelische Gesundheit & Migration:

http://www.segemi.de/

Die Zukunft der Altersmedizin

Auf die Altersmedizin rollt ein Tsunami zu: Geriater werden die Superspezialisten der P4-Medizin sein

Prof. John MorleyAuf die Altersmedizin rollt ein Tsunami zu: Eine begrenzte Anzahl von Geriatern muss in Zukunft immer mehr ältere Patienten mit ihren spezifischen Bedürfnissen adäquat versorgen. Wie soll das funktionieren? Was muss sich ändern? Wie sieht die Altersmedizin der Zukunft aus? Auf Einladung der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) hat sich Professor John Morley von der Saint Louis University in den USA – einer der berühmtesten lebenden Geriater – mit dieser Frage nach den Herausforderungen der Zukunft intensiv auseinander gesetzt.
Große Bedeutung kommt Professor Morleys Meinung nach eine dieser demographischen Veränderung angemessene Ausstattung der Krankenhäuser zu: „Alle stationären Einrichtungen sollten eine Akutpflege für ältere Menschen, eine Delir-Intensivstation, eine geriatrische Notfallabteilung und eine geronto-unfallchirurgische Einheit besitzen.“ Ebenso müssen Instrumente implementiert werden, mit denen die wichtigsten geriatrischen Syndrome Gebrechlichkeit (Frailty), Muskelabbau (Sarkopenie), Mangelernährung (Anorexie) und Gedächtnisverlust (kognitiver Abbau) frühzeitig erkannt und konsequent behandelt werden können. „Und vieles davon wird computergestützt durchgeführt werden.“

Im September kommt Morley nach Deutschland. Während des Jahreskongresses der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie wird er seine Forschungsergebnisse und Denkanstöße persönlich vorstellen. Seine Keynote-Lecture: „The future of Geriatric Medicine” wird bereits jetzt in Fachkreisen mit Spannung erwartet.

Telemedizin, Exoskelette & Co: Neue Technologien spielen eine wichtige Rolle

Moderne Technologie spielt für Morley eine große Rolle und in Zukunft eine noch größere. Sie helfen, Kapazitäten in den Krankenhäusern freizuhalten. So könnten in Zukunft Patienten mit weniger schweren akuten Beschwerden laut Morley durch telemedizinische Programme adäquat zuhause versorgt werden. Auch Rehabilitation könnte so funktionieren: „Moderne Technologien wie Exoskelette und computergesteuerte Physiotherapie werden eingesetzt, um die Patientenergebnisse zu verbessern“, ist sich Professor Morley sicher. Die „Geronto-Technologie“ wird eine bedeutende Rolle in der zukünftigen Altersmedizin spielen und so besonders für Geriater an Bedeutung gewinnen.

Durch immer mehr Technik das Leben verlängern

Wir werden uns leider daran gewöhnen müssen, dass in der Medizin und Pflege in Zukunft immer mehr Technik zum Einsatz kommt, weil das erforderliche Personal fehlen wird. Nicht alles, was medizinisch machbar ist, sollte auch angewandt werden. Um jeden Preis am Leben bleiben, das wollen nicht alle alten Menschen. Wer garantiert uns ein selbstbestimmtes Leben, wenn wir alt und gebrechlich sind?

Geriater werden Superspezialisten der vorausschauenden Medizin sein

Bereits auf molekularbiologischer Ebene könnte in Zukunft eine Menge getan werden, um altersbedingte Probleme präventiv zu bekämpfen – mit Stammzellen, Genanalysen und Genetic Engineering. Damit bekommen Geriater eine besondere Stellung innerhalb der sogenannten P4-Medizin – einem patientenorientierten vorausschauenden Ansatz, der die vier Prinzipien Prädiktion, Prävention, Personalisierung und Partizipation in den Vordergrund stellt. „Geriater werden in der Tat die Superspezialisten der zukünftigen P4-Medizin sein“, so John Morley. Um diese Art der Medizin in der Geriatrie umzusetzen, bedarf es vor allem einer stärkeren interdisziplinären Zusammenarbeit entlang der kompletten Versorgungskette.

Dringend notwendig: Enge Zusammenarbeit, einheitliche Standards und mehr Altersmediziner!

Überhaupt ist die enge Zusammenarbeit in interdisziplinären Teams unabdingbar, um dem Alters-Tsunami Herr zu werden – zum Beispiel bei der Entwicklung von Programmen, die die eigene Stärke (Resilienz) älterer Patienten und deren kognitive Fähigkeiten trainieren. „Wir brauchen Standards, um eine hohe Qualität für diese geriatrischen Programme in den Krankenhäusern zu gewährleisten“, fordert Morley. Auch für das Image und die Wahrnehmung der Altersmedizin in der Öffentlichkeit ist noch Einiges zu tun: „Wir brauchen mehr Geriater, um präsenter zu sein. Und dafür brauchen wir ein größeres Bewusstsein für den Bedarf an Spezialisten für den Alten Menschen: den Geriatern.“

Zur Person:

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John E. Morley ist Professor of Gerontology und Direktor der Division of Geriatric Medicine an der Saint Louis University Medical School in Missouri/USA. International bekannt ist er als Forscher, Kliniker und Ausbilder. Neben umfangreichen wissenschaftlichen Errungenschaften hat Morley klinische Ausbildungsprogramme sowohl in der Endokrinologie als auch in der Geriatrie geleitet. Er ist Herausgeber der renommierten Fachzeitschrift Journal of the American Medical Director`s Association (JAMDA) und hat zahlreiche Auszeichnungen für seine Forschungs- und Ausbildungskompetenz erhalten, etwa 2004 den Gerontological Society of America´s Freeman Award und 2011 den AMDA Pattee Award for Educational Excellence.

Charité startet Online-Kurs zu rationalem Antibiotikaeinsatz

Online-Kurs zu rationalem Antibiotikaeinsatz speziell für Ärztinnen und Ärzte in der hausärztlichen Versorgung

Berlin, 10.07.2017 Die alarmierende Zunahme multiresistenter Erreger stellt die Medizin vor Herausforderungen: Bei speziellen Bakterien stehen für eine effektive Behandlung nur noch wenige wirksame Antibiotika zur Verfügung. Um die Resistenzentwicklung zu bremsen, ist eine bedachte Anwendung daher wichtiger als je zuvor. Die Charité – Universitätsmedizin Berlin startet gemeinsam mit dem Hasso-Plattner-Institut jetzt erstmals einen Online-Kurs zum Thema „Rationale Antibiotikatherapie in der hausärztlichen Versorgung“.

Der vierwöchige Kurs auf der Online-Plattform mooc.house wendet sich speziell an Ärztinnen und Ärzte in der hausärztlichen Versorgung, insbesondere an Fachärzte für Allgemeinmedizin und für Innere Medizin. In Vorträgen und Videos beschäftigt sich das Kurs-Team um Prof. Dr. Petra Gastmeier, Direktorin des Instituts für Hygiene und Umweltmedizin, unter anderem mit Themen wie: rationale Antibiotikatherapie, Epidemiologie ausgewählter multiresistenter Erreger, akute Atemwegsinfektionen und Gastroenteritis. „Ziel ist es, vorhandenes Wissen aufzufrischen und durch neues Wissen zu ergänzen, sodass die Patienten langfristig davon profitieren“, sagt Prof. Gastmeier. Interessierte können den Kurs ab dem 10. Juli kostenfrei und flexibel abrufen, der Zeitaufwand liegt bei etwa zwei Stunden in der Woche. Bei erfolgreicher Teilnahme gewährt die Ärztekammer Berlin 16 CME-Punkte.

Über die Online-Plattform mooc.house
Mooc.house ist eine innovative Online-Lernplattform, die vom Hasso-Plattner-Institut (HPI) in Potsdam entwickelt und betrieben wird. Sie ermöglicht Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen Mitarbeiter, Studierende oder die Öffentlichkeit weiterzubilden und aufzuklären. So nutzt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beispielsweise die Technik des HPI zur Aufklärung und Schulung ihrer Mitarbeiter beim Ausbruch von Seuchen weltweit. Mooc.house basiert auf der Online-Lernplattform openHPI, auf der das HPI selbst seit 2012 frei zugängliche Online-Kurse für Einsteiger und Experten zu ausgewählten IT-Themen anbietet. Im Unterschied zu „traditionellen“ Vorlesungsportalen folgen die Kurse bei openHPI einem festen Zeitplan – mit definierten Angebotsimpulsen wie Lehr-Videos, Texten, Selbsttests, regelmäßigen Haus- und Prüfungsaufgaben. Kombiniert sind die Angebote mit einem Forum, in dem sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit dem Teaching Team und anderen Lernenden austauschen, Fragen klären und weiterführende

Antidepressivum macht Hoffnung auf verträgliche Leukämie-Therapie

Vor allem ältere Patienten könnten profitieren

Studie unter Leitung des Universitätsklinikums Freiburg bundesweit angelaufen / Weitere Patienten können in die Studie aufgenommen werden

Rund 3.000 Menschen erhalten jedes Jahr in Deutschland die Diagnose „Akute Myeloische Leukämie“ (AML), eine der häufigsten Blutkrebserkrankungen überhaupt. Für viele der häufig älteren Patientinnen und Patienten ist die Standard-Chemotherapie zu belastend, weshalb die Krankheit bei ihnen oft tödlich verläuft. Künftig könnten diese Betroffenen mit einer neuen, gut verträglichen Therapie behandelt werden. Dabei sollen die Krebszellen mit einem mit Vitamin-A verwandten Präparat angeregt werden, sich zu ungefährlichen und funktionsfähigen weißen Blutkörperchen weiterzuentwickeln. Diese Behandlung ist bereits bei einer seltenen AML-Form, der „Akuten Promyelozyten-Leukämie“ (APL) sehr erfolgreich. Doch bei allen anderen AML-Patienten sind die Krebszellen vor vornherein resistent gegen den Wirkstoff, was bislang eine Behandlung verhinderte. Ein zweiter Wirkstoff (Tranylcypromin), der in Tablettenform bereits als Antidepressivum zugelassen ist, könnte diese Resistenz aufheben und so eine effektive und ambulant durchführbare Therapie ermöglichen. Die Wirksamkeit des Ansatzes wird derzeit in einer klinischen Studie unter Leitung des Universitätsklinikums Freiburg an sechs onkologischen Spitzenzentren in Deutschland erprobt. Neben Patienten mit AML können auch Patienten mit einer Leukämie-Vorläufer-Erkrankung, dem Myelodysplastischen Syndrom (MDS), in die Studie aufgenommen werden. TRANSATRA steht für „TRANylcypromin-Sensibilisierung der Leukämiezellen gegenüber ATRA“ und wird vom Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung“ (DKTK) gefördert.

Das Vitamin-A-Präparat Tretinoin, auch ATRA genannt, verändert das Ablese-Muster des Erbguts und kann somit als epigenetischer Wirkstoff bezeichnet werden. „Die Zellen werden umprogrammiert und nicht wie bei einer Chemotherapie abgetötet. Deshalb ist die Therapie auch wesentlich verträglicher“, sagt Studienkoordinator Prof. Dr. Michael Lübbert, Oberarzt an der Klinik für Innere Medizin I (Schwerpunkt: Hämatologie, Onkologie und Stammzelltransplantation) des Universitätsklinikums Freiburg.

Um dieses Wirkprinzip auch auf die Behandlung anderer Formen von AML zu übertragen, gilt ein zentrales epigenetisch aktives Enzym, die Lysin-spezifische Histon-Demethylase 1 (LSD1), als vielversprechender Angriffspunkt. Hohe Konzentrationen an LSD1, wie sie besonders in AML-Krebszellen vorkommen, verhindern die Wirkung des Vitamin-A-Präparats. In Laborstudien konnte bereits nachgewiesen werden, dass durch die Blockade von LSD1 das Vitamin-A-Präparat wieder wie gewünscht wirken kann. Um LSD1 zu hemmen, setzen die Forscher auf den Enzymblocker Tranylcypromin. Dieser ist seit über 50 Jahren als Antidepressivum zugelassen. In Laborstudien wurde die Wirksamkeit der Kombinationstherapie aus Tranylcypromin und ATRA bereits nachgewiesen.

Nun soll der Behandlungsansatz bei Patienten mit AML oder MDS überprüft werden, bei denen bisher verfügbare Therapien nicht eingesetzt werden können. „Beide Wirkstoffe sind schon lange als Medikamente zugelassen, und die Nebenwirkungen bekanntermaßen gering. Wir hoffen daher auf eine mögliche Erweiterung der Therapiemöglichkeiten in der Leukämiebehandlung“, sagt Prof. Lübbert.

Mittlerweile ist die Studie neben dem Universitätsklinikum Freiburg auch am Universitätsklinikum Düsseldorf, am Klinikum Frankfurt der Goethe-Universität, am Universitätsklinikum Heidelberg, am Klinikum Rechts der Isar der Technischen Universität München und am Universitätsklinikum Tübingen angelaufen.

Die Studie entstand im Rahmen des Verbundprojekts „LACID: LSD1 als Zielstruktur für Krebstherapie in der Klinik und in der Medikamentenentwicklung“.  LACID wird von Prof. Lübbert, Prof. Dr. Roland Schüle, Wissenschaftlicher Direktor der Klinik für Urologie des Universitätsklinikums Freiburg, und Prof. Dr. Manfred Jung, Leiter des Bereichs Epigenetische Wirkstoffforschung am Institut für Pharmazeutische Wissenschaften der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, geleitet.

Weitere Informationen:

Arbeitsgruppe Prof. Lübbert

Aktionstag „Sonne & Haut“

„Sonne & Haut“

Kostenlose Hautkrebsuntersuchung an der Universitäts-Hautklinik Freiburg

Die Klinik für Dermatologie und Venerologie (Hautklinik) des Universitätsklinikums Freiburg und das Tumorzentrum Freiburg – CCCF des Universitätsklinikums Freiburg laden gemeinsam ein zum

Aktionstag „Sonne & Haut“ am
Samstag, 15. Juli 2017, von 9.00 Uhr bis 14.00 Uhr
in der Universitäts-Hautklinik,
Hauptstraße 7, Freiburg.

Mitarbeiter des Tumorzentrums Freiburg – CCCF informieren über die gefährliche Hautkrebs-Erkrankung. Sie beantworten Fragen, geben Hinweise zum individuellen Risiko und Tipps, wie man sich schützen kann. Der Leiter des Hauttumorzentrums am Universitätsklinikum Freiburg, Oberarzt Dr. Frank Meiß, hält um 10.00 Uhr einen Vortrag zum Thema „Hautkrebs“. Die Selbsthilfegruppe Hautkrebs Freiburg (SHG) wird ebenfalls vor Ort sein.

Ärzte der Universitäts-Hautklinik bieten vor Ort einen kostenlosen Hautkrebs-Check an und untersuchen verdächtige Muttermale und Pigmentflecken daraufhin, ob sich aus ihnen Hautkrebs entwickeln kann. Für die kostenlose Hautuntersuchung müssen sich Interessierte am Aktionstag von 8.00 Uhr bis 12.00 Uhr anmelden. In der Untersuchung wird gezielt nach den drei Hautkrebserkrankungen Basalzellkarzinom, spinozelluläres Karzinom und malignes Melanom („Schwarzer Hautkrebs“) sowie deren Vorstufen gesucht. Die Cafeteria im benachbarten Zentrum für Psychische Erkrankungen des Universitätsklinikums Freiburg hat von 9.00 Uhr bis 14.00 Uhr geöffnet, um etwaig entstehende Wartezeiten bei der Hautuntersuchung angenehm zu gestalten.

Der Besuch des Aktionstags ist kostenfrei.

Virus oder Bakterium? Neues Versorgungsprogramm für Ersatzkassen

Neu für Ersatzkassen-Versicherte: „RESISTenzvermeidung durch adäquaten Antibiotikaeinsatz bei akuten Atemwegsinfektionen“ startet in den Arztpraxen

„Antibiotika bewusst verschreiben und einnehmen“, darum geht es in dem neuen Versorgungsprogramm RESIST, das der Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek) gemeinsam mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) im Rahmen des Innovationsfonds entwickelt hat. Seit dem 1.7.2017 können sich Ersatzkassen-Versicherte der BARMER, TK, DAK-Gesundheit, KKH, hkk und HEK in den KV-Bezirken Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein, Saarland und Westfalen-Lippe mit Verdacht auf einen Atemwegsinfekt im Rahmen des Versorgungsprogramms RESIST von einem Haus-, Kinder-, HNO-Arzt oder einem Facharzt für Innere Medizin speziell beraten lassen. Bislang haben 600 Ärzte ein spezielles Online-Schulungsprogramm abgeschlossen, um das Konzept in den Praxisalltag zu integrieren – zum Start der Atemwegssaison im Herbst werden es etwa 3000 sein. Etwa eine Million Ersatzkassen-Versicherte werden so bis zum 30. Juni 2019 von RESIST profitieren. Im Anschluss daran wird entschieden, ob das Projekt in die Regelversorgung übernommen wird.

Patienten und Ärzte zu sensiblerem Umgang mit Antibiotika bewegen

„Unser Ziel ist es, Ärzte und Patienten zu einem sensibleren Umgang mit Antibiotika zu bewegen und dadurch die Qualität der Versorgung zu verbessern“, sagt Ulrike Elsner, Vorstandsvorsitzende des vdek. „Auch wenn Deutschland bei den Antibiotika-Verordnungen im europäischen Vergleich im unteren Drittel liegt, mit circa 38 bis 40 Millionen Verordnungen pro Jahr, ist das immer noch zu viel. Laut dem Antibiotika-Report der DAK-Gesundheit 2014 sind schätzungsweise 30 Prozent aller Antibiotika-Verordnungen unnötig.“ Dies gilt insbesondere für Atemwegserkrankungen, denn viele Antibiotikarezepte werden wegen eigentlich harmloser Atemwegsinfekte ausgestellt. Da diese jedoch zu 90 Prozent von Viren ausgelöst werden, sind Antibiotika auch deshalb meist wirkungslos. Zudem steigt das Risiko von Resistenzbildungen.

Prof. Dr. Attila Altiner, Direktor der Universitätsmedizin Rostock, erklärt das so: „Oft spielt die von Ärzten empfundene Erwartungshaltung der Patienten eine Rolle. Manche Patienten denken z. B., dass sie mit einem Antibiotikum schneller wieder gesund werden. Die Erwartungshaltung der Patienten wird aber häufig überschätzt. Auch werden aus der falschen Annahme heraus damit auf der ‚sicheren Seite‘ zu stehen, noch zu oft Breitspektrum-Antibiotika verordnet. Deutschland muss sich im internationalen Vergleich in Bezug auf einen rationalen Umgang mit Antibiotika in der ambulanten Versorgung aber nicht verstecken. RESIST schafft hier den Rahmen, noch besser zu werden.“

Schwerpunkte: Aufklärung und verbesserte Arzt-Patienten-Kommunikation

Das Projekt RESIST setzt auf Aufklärung und auf die Arzt-Patienten-Kommunikation. Dr. Stephan Hofmeister, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KBV, sagt: „Besonders begrüße ich es, dass das Projekt nicht nur auf die Vermeidung von Antibiotikaresistenzen zielt, indem wir Ärzte unser Verordnungsverhalten überdenken und parallel die Patienten sensibilisieren, sondern dass wir mit RESIST auch das ausführliche Arzt-Patienten-Gespräch fördern. Dementsprechend setzt RESIST eine Behandlungssituation voraus, in der eine ausführliche Beratung nötig ist. Dieser Ansatz ist richtig und sollte zielstrebig verfolgt werden.“

Das Modellvorhaben von vdek, Ersatzkassen, KBV und KVen wird mit rund 14 Millionen Euro aus Mitteln des Innovationsfonds gefördert. Das Projekt RESIST wird wissenschaftlich begleitet und evaluiert, und zwar durch das Institut für Allgemeinmedizin der Universitätsmedizin Rostock (UMR) in Zusammenarbeit mit dem Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi). Erste Ergebnisse sollen Ende 2019 vorliegen.

Patienten aus den genannten Regionen sollten sich bei ihren Ärzten erkundigen, ob sie an dem Projekt teilnehmen. Interessierte Ärzte, die an dem Projekt teilnehmen wollen, sollten sich an die zuständige Kassenärztliche Vereinigung wenden.

Hierzu auch ein Artikel in der Ärztezeitung