Archiv der Kategorie: Ernährung

Neue Leitsätze für die Kennzeichnung von Fleischprodukten

Pressemitteilung – Thema: Lebensmittelbuchkommission

Wegen Schweige-Pflicht: foodwatch lehnt Mitarbeit bei Erarbeitung von Leitsätzen der Lebensmittelbuchkommission ab

Berlin, 7. Juli  2014. Die Verbraucherorganisation foodwatch hat eine Einladung der Deutschen Lebensmittelbuchkommission abgelehnt, sich an der Erarbeitung neuer Leitsätze für die Kennzeichnung von Fleischprodukten zu beteiligen. Grund dafür: Die Kommission hatte Verschwiegenheit über die Diskussion zur Voraussetzung für eine Mitwirkung gemacht. foodwatch fordert jedoch Transparenz über die Diskussionen in der Lebensmittelbuchkommission.

„Für die Entwicklung verbraucherfreundlicher Leitsätze ist ein für alle Verbraucher nachvollziehbares Verfahren essentiell. Was alle betrifft, müssen auch alle erfahren dürfen – und wenn am Ende Klarheit für die Verbraucher geschaffen werden soll, dann gibt es auch keinen Grund für eine Debatte im Geheimen“, erklärte foodwatch-Sprecher Martin Rücker.

Die Geschäftsstelle der Deutschen Lebensmittelbuchkommission hatte foodwatch neben anderen Verbänden am 28. Mai dieses Jahres angeschrieben und um eine Kommentierung von geplanten Änderungen der „Leitsätze für Fleisch und Fleischerzeugnisse“ gebeten. An foodwatch übermittelt wurde eine Beschlussempfehlung, die bereits von den Fachausschüssen der Kommission verabschiedet worden war. Die Mitwirkung der Verbände sollte unter folgender Maßgabe erfolgen, wie die Geschäftsstelle in ihrer E-Mail mitteilte: „Die Verwendung dieser Leitsatzempfehlung oder von Auszügen daraus in Gutachten, Stellungnahmen, Vorträgen oder in der Fachpresse ist nicht zulässig.“

Bei den Leitsätzen handelt es sich um die Festlegung gängiger Lebensmittelbezeichnungen und Herstellungsweisen. foodwatch und andere hatten immer wieder kritisiert, dass die Kommission dabei auch irreführende Kennzeichnungspraktiken legitimiere. So entschied sie beispielsweise, dass „Alaska-Seelachs“ keinen Lachs und Himbeertee keine Himbeeren enthalten muss.

foodwatch hat sich bei diesen alle Verbraucher betreffenden Festlegungen dafür ausgesprochen, dass die Diskussion transparent und öffentlich erfolgen müsse. Die Lebensmittelbuchkommission tagt hinter verschlossenen Türen. Die Abstimmungsmodalitäten sehen vor, dass eine Entscheidung gegen die Stimmen der aus der Lebensmittelwirtschaft stammenden Kommissionsmitglieder nicht zustande kommen kann. Eine Beteiligung unter der Maßgabe der Verschwiegenheit ist für die Verbraucherorganisation daher inakzeptabel.

Das Bundeslandwirtschaftsministerium hat die Lebensmittelbuchkommission vor einigen Monaten grundsätzlich auf den Prüfstand gestellt und eine umfangreiche Evaluierung ihrer Arbeit in Auftrag gegeben. foodwatch fordert, die Deutsche Lebensmittelbuchkommission ganz abzuschaffen und Leitsätze stattdessen in einem demokratischen Verfahren, in dem die Erwartungen der Verbraucher maßgeblich sind für die Entscheidung über Produktbezeichnungen und Kennzeichnungen.

Link:
E-Mail-Aktion von foodwatch  zur Abschaffung des Geheim-Gremiums Lebensmittelbuchkommission: www.foodwatch.de/aktion-lebensmittelbuch

Hintergrund:
– Hintergrundinformationen zur foodwatch-Kritik an der Lebensmittelbuchkommission: bit.ly/1iXJ9dn
– Interview mit foodwatch im Rahmen der Evaluation der Lebensmittelbuchkommission im Auftrag des Bundesernährungsministeriums: bit.ly/1slHOh2

Tipps gegen Beschwerden bei Lactoseintoleranz

Die Milch macht‘s

Tipps gegen Beschwerden bei Lactoseintoleranz

„Einen Latte macchiato, aber bitte mit lactosefreier Milch!“ – Diesen Satz hören heutzutage viele Kellner bei der Bestellung. Denn knapp jeder siebte Deutsche leidet an sogenannter Lactoseintoleranz, eine Unverträglichkeit von in Milchprodukten enthaltenem Zucker. Betroffenen fehlt das Enzym Lactase, das normalerweise im Dünndarm den Milchzucker in Einfachzucker aufspaltet. „Fehlt dieses Enzym, gelangt unverarbeitete Lactose in den Dickdarm, wo sie von Bakterien vergoren wird. Das führt zu Bauchschmerzen“, erklärt Dr. Susanne Fink-Tornau, Ernährungsberaterin und Ökotrophologin beim Reformwarenhersteller Natura. „Um die Verdauung von Milchprodukten zu verbessern, lassen sich Lactase-Enzyme künstlich in Form von Tabletten zuführen.“

Lactoseintoleranz – keine genetische Besonderheit
Direkt nach der Geburt und in der frühen Kindheit bildet der Darm ausreichend Lactase, welche den Milchzucker in die für den Körper verwertbaren Zuckerarten spaltet. Mit zunehmendem Alter sinkt die Aktivität dieses Enzyms ganz natürlich. In Europa setzte sich jedoch aufgrund des hohen Milchkonsums eine Mutation durch, die dazu führt, dass von den meisten auch im Erwachsenenalter genügend Lactase produziert wird. Bei circa 14 Prozent der Bevölkerung fehlt diese genetische Veränderung – sie sind lactoseintolerant. „Bei Betroffenen grummelt der Magen nach dem Genuss von Milchzuckerprodukten wie Eis oder Kaffeespezialitäten“, weiß die Expertin. „Hinzu kommen oftmals Magen- und Bauchkrämpfe sowie Blähungen und Durchfallattacken.“ Grund: Bakterien im Dickdarm stürzen sich auf den unverdauten Milchzucker und setzen Gärungsprozesse in Gang, die den Bauch aufblähen. Da Lactose die Eigenschaft besitzt, Wasser zu binden, strömt zusätzlich immer mehr Flüssigkeit aus dem Gewebe in den Dickdarm, welcher sich dann sehr schnell mit flüssigem Stuhl füllt.

Lactase to go
Als Geheimtipp gegen eine Unverträglichkeit gelten gesäuerte Milchprodukte. Sie enthalten noch genügend Milchsäurebakterien, die den natürlichen Verdauungsprozess unterstützen.Viele Menschen können auch auf Ziegen- oder Schafsmilchprodukte ausweichen. Sojaprodukte können ebenfalls als Ersatz dienen.

Man muss auch nicht alle Kuhmilchprodukte laktosefrei kaufen. So ist Käse, der lange gereift ist verträglich, weil die Laktose im Reifungsprozess abgebaut wird. Hier bieten sich alter Gouda und Parmesan an. In Restaurants ist aber Vorsicht geboten. Da wird schon gerne mal geschummelt. Nicht immer ist lang gereifter Parmesan drin, wo Parmesan auf der Speisekarte angeboten wird. Oft wissen Kellner und Köche nicht wirklich, was Laktose ist. In den meisten Fertigprodukten ist Laktose enthalten, weil es sich hier um einen sehr preiswerten Füllstoff handelt. Da Restaurants nicht gerne zugeben, dass sie auch Fertigprodukte einsetzen, kann man schon mal die eine oder andere üble Überraschung erleben.

Heutzutage gibt es außerdem eine Vielzahl an lactosefreien Erzeugnissen auf dem Markt, die Betroffenen Alternativen bieten.

Wer trotz Intoleranz nicht auf die üblichen Milchprodukte verzichten will, greift auf spezielle Tabletten zurück, die dem Körper Lactase von außen zuführen. Sogenannte Food-Chemical-Codex-Einheiten, kurz FCC-Einheiten, auf der Verpackung geben dabei die enthaltene Enzymaktivität an. Unter optimalen Bedingungen bauen 1000 FCC-Einheiten fünf Gramm Milchzucker ab. „Vor der Einnahme empfiehlt sich eine Ernährungsberatung, da Lactoseintoleranz unterschiedlich stark auftritt“,  ergänzt Dr. Fink-Tornau. Eine Auswahl solcher Lactase-Tabletten gibt es im Reformhaus.

Die richtige Dosierung ist individuell. Eine zu hohe Dosierung führt möglicherweise auch zu Durchfall.

 

Gesünder leben durch gesundes Essen

Vortrag zur ausgewogenen Ernährung am Samstag, 28. Juni 2014

Welche Rolle die richtige Ernährung für die Gesundheit spielt, soll der öffentliche Vortrag „Essen Sie sich gesund!“ zeigen. Prof. Dr. Dr. Karin Michels, Direktorin des Instituts für Prävention und Tumorepidemiologie am Universitätsklinikum Freiburg, spricht am

Samstag, den 28. Juni 2014, um 11.15 Uhr
im Kollegiengebäude I (Raum 1010),
Platz der Universität 3, Universität Freiburg

darüber, wie der Mensch mit einer optimalen Ernährung gesund werden und langfristig bleiben kann. Die Veranstaltung findet im Rahmen der Vortragsreihe „Prävention – für ein gesundes Leben“ statt.

Eine allgemeingültige Formel für gesunde Ernährung ist nicht leicht zu erstellen. In den vergangenen Jahren sorgten zahlreiche, sich zum Teil widersprechende Empfehlungen für mehr Verwirrung als Klarheit: Zunächst galten sowohl eine fettarme Diät als auch eine kohlehydratarme Ernährung als besonders empfehlenswert. Seit neuestem beliebt ist die Paleo-Diät – eine Kost bei der Fleisch und Eiweiß im Vordergrund stehen, wie es bei unseren Vorfahren in der Jungsteinzeit der Fall war. Ebenfalls angesagt ist im Unterschied dazu auch die mediterrane Diät aus frischen Zutaten mit viel Gemüse und hochwertigen Olivenölen.

Um den richtigen Weg durch den Dschungel aus Ernährungstipps zu weisen, wird Prof. Michels in ihrem Vortrag Ratschläge geben, welche Ernährung grundsätzlich empfehlenswert ist, welche Bedeutung der Ernährung bei der Erhaltung der Gesundheit sowie bei bestehender Krankheit zukommt und ob bestimmte Ernährungsweisen Krankheiten heilen oder zumindest lindern können.

Ein insgesamt gesünderer Lebensstil könnte dazu beitragen, einen großen Teil der häufigsten Volkskrankheiten zu verhindern. Allein 80 Prozent der Herzkreislauferkrankungen und 90 Prozent der Diabetesfälle ließen sich mit einer Umstellung der Lebensgewohnheiten vermeiden. Dazu gehören neben einer gesunden Ernährung auch Gewichtsabnahme, Nichtrauchen und ein Minimum an regelmäßiger körperlicher Bewegung.

Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei.

Essen wir ohne Verantwortung?

Ehemaliger Greenpeace-Chef Dr. Gerd Leipold und Stephan Becker-Sonnenschein vom Verein Die Lebensmittelwirtschaft im Gespräch

Infografik_TippsFreising/Kulmbach/München – 18. Juni 2014. Die Zukunft der Ernährung steht vielen Herausforderungen gegenüber: Welthunger und Adipositas, Ressourcenschwund und Lebensmittelabfälle. Essen ist ein komplexes System mit vielen Akteuren und Beteiligten. Um Lebensmittelverluste in der Produktion und Lebensmittelverschwendung im täglichen Konsum zu reduzieren und neue Konzepte zu entwickeln, ist ein gesamtheitlicher Blick auf Ökologie, Lebensmittelproduktion, Energie, Demographie, Technologie, Risikoabwägung, Politik und das tatsächliche Verbraucherverhalten zielführend. Akteure und Verbraucher brauchen einen Überblick über die Zusammenhänge, die Einstellungen und Motivationen, die Wünsche und Vorstellungen und das tatsächliche Verhalten jedes Einzelnen in der gesamten Wertschöpfungskette. Infografik_Scheine

Fachsymposium zum Brennpunktthema „Lebensmittelverschwendung“

Das diesjährige Fachsymposium der 3. Bayerischen Ernährungstage wird unter dem Titel „Restlos Gut Essen – Nachhaltige Ernährung im 21. Jahrhundert“ das Thema mit Experten debattieren und aktuelle Erkenntnisse und Ergebnisse aus Wissenschaft und Forschung zum Thema Lebensmittelverschwendung kritisch beleuchten. Präsentiert werden u. a. die aktuellen Zahlen des Bayerischen Ernährungsmonitors 2014 und eine Studie zu Lebensmittelverlusten und Wegwerfraten in Bayern.

Dr. Gerd Leipold, ehemaliger Leiter von Greenpeace, Ozeanograph und Physiker, wird das Thema Lebensmittelverschwendung auf dem Fachsymposium in Kulmbach mit der Frage „Essen wir ohne Verantwortung?“ aufnehmen und  kritisch beleuchten. Stephan Becker-Sonnenschein, Geschäftsführer der 2012 gegründeten Dialogplattform „Die Lebensmittelwirtschaft“, wird in einen Dialog zu diesem Thema einsteigen.

„Zeit, sich einzumischen“ – Stephan Becker-Sonnenschein und Dr. Gerd Leipold im Dialog.

Stephan Becker-Sonnenschein vertritt auf dem Fachsymposium die Anbieterseite von Lebensmitteln, von der Erzeugung bis hin zum Handel. „Innerhalb der Lebensmittel-Produktionsketten für die 170.000 unterschiedlichen im Handel befindlichen Lebensmittel ist dieses Thema nicht neu.“, so Becker-Sonnenschein. Für ihn ist der rohstoff-und ressourcensparende Umgang mit Lebensmitteln nicht nur eine ökonomische, sondern auch eine ethische Frage. „Die Verbesserung internationaler Vermarktungsnormen, Qualitäts-Standards und globaler Logistikabläufe ist Teil unserer täglichen Arbeit, um Lebensmittelmüll zu vermeiden“, betont Becker-Sonnenschein im Vorfeld der Veranstaltung. „Allerdings ist auch zu bedenken, dass in der gesellschaftlichen Wahrnehmung Unverständnis herrscht, wenn manche Produkte wegen eines Mindesthaltbarkeitsdatums vorzeitig in die Tonne kommen. Es muss genau abgewogen werden zwischen Gewährleistungspflicht von Erzeugerseite und Eigenverantwortung der Verbraucher.“ Dialogpartner Gerd Leipold: „Mindestens 30 % der globalen Lebensmittelproduktion wird nicht verzehrt, sie gehen verloren oder – um es weniger verharmlosend auszudrücken – sie werden verschwendet. Das ist nicht nur ein gewaltiger wirtschaftlicher Kostenfaktor – Experten sprechen von einem Verlust von mehr als 500 Milliarden Euro pro Jahr – es hat auch andere dramatische Konsequenzen“, erläutert Dr. Gerd Leipold im Vorgespräch zum Fachsymposium seine Position. „Nur China und USA stoßen mehr Treibhausgase aus, als bei der Produktion der 30 % entstehen. Es wird Zeit, dass wir über die Lebensmittelverluste nicht nur moralisch entrüstet sind, sondern beginnen, verantwortlich zu handeln.“

Veröffentlichung auf der Tagung: Studie zu Lebensmittelverlusten in Bayern und bayerischer Ernährungsmonitor 2014

Die Referenten des Tages diskutieren unterschiedliche Aspekte und Stufen der Wertschöpfungskette. Auf dem Fachsymposium werden u. a. die aktuellen Zahlen des „Bayerischen Ernährungsmonitor 2014“, eine repräsentative Verbraucherumfrage, sowie die Ergebnisse einer Studie der Universität Stuttgart zu Lebensmittelverlusten und Wegwerfraten entlang der Wertschöpfungskette veröffentlicht und mit dem Fachpublikum erörtert.

 

Veranstaltungshinweis

Veranstaltung:             Fachsymposium zum Auftakt der 3. Bayerischen Ernährungstage 2014

Titel:                           „Restlos gut essen – Nachhaltige Ernährung im 21. Jahrhundert“

Datum:                        27. Juni 2014, 10 bis 16 Uhr

Ort:                              MUPÄZ Museumspädagogisches Zentrum, Hofer Straße 20, 95326 Kulmbach

Teilnehmerkreis:         Vertreter aus Wissenschaft, Politik, Behörden, Ernährungswirtschaft,

-handel und -bildung sowie Multiplikatoren und Fachpublikum der

Lebensmittelwirtschaft

Eröffnung durch:         Staatsminister Helmut Brunner (Bayerisches Staatsministerium für Ernährung,

Landwirtschaft und Forsten)
Referenten (Auswahl):

Prof. Dr. Diane Ahrens (TH Deggendorf)

Stephan Becker-Sonnenschein (Verein Die Lebensmittelwirtschaft)

Dr. Marie-Luise Dittmar (Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft)

Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald (u. a. Vorstand der Schweisfurth Stiftung)

Dr. Gerd Leipold (ehemals Greenpeace)

Veranstalter:                Kompetenzzentrum für Ernährung KErn

Wenn Brot krank macht

Krank durch Brot
DGVS: Zöliakie bleibt zu oft unerkannt

Wenn Bort krank macht

Wenn Bort krank macht

Berlin – Mindestens 4 von 1 000 Menschen in Deutschland haben eine Zöliakie. Bei der angeborenen Autoimmunerkrankung kommt es – ausgelöst durch das Klebereiweiß Gluten in Getreideprodukten – zu einer Entzündung der Dünndarmschleimhaut. Durchfall, Nährstoffmangel, aber auch Müdigkeit, Depressionen oder zum Beispiel eine Migräne können die Folge sein. Allerdings zeigen sich häufig auch keine klar umrissenen Symptome. Von „einer hohen Anzahl an erkrankten, aber nicht diagnostizierten Personen“ gehen Experten der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) in ihrer neuen Leitlinie „Zöliakie“ aus. Insbesondere Personen mit einem erhöhten Risiko sollten einen Zöliakie-Test durchführen lassen, so die Empfehlung.

„Es gibt eine ganze Reihe von Erkrankungen, die mit einer Zöliakie einhergehen“, sagt Professor Dr. med. Dr. rer. nat. Detlef Schuppan, Leiter der Zöliakie-Ambulanz am Universitätsklinikum Mainz, der gemeinsam mit seinem Kollegen Professor Dr. med. Andreas Stallmach aus Jena die Erstellung der Leitlinie koordiniert hat. Hierzu gehören vor allem andere Autoimmunerkrankungen wie Typ-1-Diabetes oder autoimmune Schilddrüsenentzündungen. Aber auch unklare Leberwerterhöhungen, rheumatische Beschwerden, Migräne, Depressionen, eine leichte Blutarmut oder Osteoporose sind nicht selten mit einer Zöliakie verbunden. „Bei diesen Risikopersonen und nahen Verwandten von Betroffenen sollten Ärzte einen Zöliakie-Test empfehlen“, meint Schuppan. Häufig merkten die so entdeckten Zöliakie-Patienten erst mit der glutenfreien Diät, dass es ihnen unter glutenhaltiger Ernährung deutlich schlechter gegangen ist.

Beim Kleinkind zeigt sich eine Zöliakie meist mit typischen Symptomen wie Durchfällen, einem aufgeblähten Bauch sowie Mangelerscheinungen. Darüber hinaus wachsen und gedeihen die Kinder nicht gut. Erwachsene klagen bei der erstmaligen Diagnose häufig über lang bestehende Verdauungsbeschwerden, Erschöpfung und psychische Beeinträchtigungen. Viele Patienten haben auch überhaupt keine typischen Symptome. „Die Zöliakie kann in jedem Alter auftreten und hat sehr viele Erscheinungsformen, wir nennen sie daher auch das ‚Chamäleon der Gastroenterologie‘ “, sagt Professor Dr. med. Andreas Stallmach, Direktor Klinik für Innere Medizin IV am Universitätsklinikum Jena. So trete die Erkrankung auch in Zusammenhang mit einer bläschenbildenden Hautkrankheit, der „Dermatitis herpetiformis Duhring“, auf.

Um eine Zöliakie nachzuweisen, untersuchen Mediziner das Blut auf die in der Regel erhöhten Autoantikörper gegen das Enzym „Gewebetransglutaminase“. Wenn die Patienten sich bis zuletzt glutenhaltig ernährt haben, können die Ärzte damit die Erkrankung in der Regel von ähnlichen Leiden wie der Weizenallergie oder einer Nicht-Zöliakie-Weizensensitivität unterscheiden. Ist das Ergebnis nicht eindeutig, können genetische Risikomarker im Blut Aufschluss geben. Den Verdacht bestätigt dann die Untersuchung von Gewebeproben aus dem Dünndarm.

Den Betroffenen hilft nur der Verzicht auf glutenhaltige Lebensmittel aus Weizen, Dinkel, Gerste oder Roggen – wie zum Beispiel Brot, Nudeln, Pizza oder Bier. Hierzu gehören heutzutage auch die meisten verfeinerten Nahrungsmittel, die häufig Glutenbeimengungen enthalten. „Ärzte und Patienten müssen wissen, dass eine frühe Diagnose und die damit verbundene Empfehlung zur glutenfreien Diät Mangelerscheinungen und Folgeerkrankungen verhindern kann“, sagt Stallmach. „Hier kann die Deutsche Zöliakie Gesellschaft wertvolle Tipps geben“, so der Mediziner. Bleibe die Krankheit unentdeckt, erhöhe dies unter anderem das Risiko für weitere Autoimmunerkrankungen wie etwa Typ-1-Diabetes. „Unser Anliegen ist es, Ärzte darin zu trainieren, Zöliakie in ihren verschiedensten Erscheinungsformen zu identifizieren“, sagt der DGVS-Experte. „Wir hoffen, dass die neue Leitlinie, die wir auf der Grundlage der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse erstellt haben, ihren Teil dazu beiträgt“.

Die Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) wurde 1913 als wissenschaftliche Fachgesellschaft zur Erforschung der Verdauungsorgane gegründet. Heute vereint sie mehr als 5.000 Ärzte und Wissenschaftler aus der Gastroenterologie unter einem Dach. Die DGVS fördert sehr erfolgreich wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und Fortbildungen und unterstützt aktiv den wissenschaftlichen Nachwuchs. Ein besonderes Anliegen ist der DGVS die Entwicklung von Standards und Behandlungsleitlinien für die Diagnostik und Therapie von Erkrankungen der Verdauungsorgane – zum Wohle des Patienten.

Verbraucherprotest gegen versteckte Gentechnik

McDonald’s: 140.000 Verbraucher protestieren gegen versteckten Gentechnik-Einsatz

Pressefoto foodwatch

Pressefoto foodwatch

– foodwatch fordert Fast-Food-Kette zu Transparenz auf

Berlin/München, 26. Mai 2014. Zehntausende wehren sich gegen den versteckten Einsatz von Gentechnik bei McDonald’s: Die Verbraucherorganisation foodwatch hat heute drei Pakete mit rund 35.000 Protest-Unterschriften an die Deutschland-Zentrale des Konzerns in München geschickt. Sie stammen aus einer Straßen-Unterschriftensammlung der vergangenen drei Jahre. Insgesamt haben sich der foodwatch-Protestaktion seit dem Start vor zehn Jahren bereits rund 140.000 Bürger angeschlossen, auf der Straße und im Internet unter www.burgerbewegung.de. Die Unterzeichner fordern McDonald’s auf, auf genveränderte Futtermittel bei der Herstellung seiner Burger zu verzichten – oder den Einsatz von Gentechnik klar zu kennzeichnen.

In Deutschland lehnt die große Mehrheit der Verbraucher Agrar-Gentechnik ab. Sie haben jedoch meist keine Wahlfreiheit, weil Anbieter wie McDonald’s ihre Kunden nicht darüber informieren, dass die Burger der Fast-Food-Kette mit Hilfe von genveränderten Futtermitteln hergestellt werden. „McDonald’s macht seine Kunden zu Zwangsunterstützern der Agrar-Gentechnik“, erklärte Maximiliane Schwerdt von foodwatch. „Transparenz ist für den Konzern offenbar nur ein leeres Versprechen. Würde er seine Kunden ernstnehmen, würde er sie in den Restaurants über den Gentechnik-Futter-Einsatz informieren – weil er weiß, dass die Verbraucher Gentechnik ablehnen, schweigt er jedoch lieber.“ Einer aktuellen Studie des Bundesumweltministeriums zufolge sprechen sich 84 Prozent der Bürger für ein Verbot von Agrargentechnik aus.

Seit 2004 müssen Futtermittel EU-weit gekennzeichnet werden, wenn sie genveränderte Bestandteile enthalten. McDonald’s kann sich also bei seinen Lieferanten alle Informationen beschaffen, um bei jedem einzelnen Produkt anzugeben, ob es mit Hilfe von Agrargentechnik hergestellt wurde oder nicht. Zuletzt hatte die Burgerkette eine Selbstverpflichtung aufgekündigt, nach der Lieferanten von Hähnchenfleisch noch bis Anfang 2014 auf genveränderte Futter verzichten mussten. Seitdem müssen McDonald’s-Kunden also nicht nur bei Rinderburgern, sondern auch bei Chicken McNuggets, McChicken & Co. damit rechnen, dass die Tiere mit gentechnisch veränderten Pflanzen wie zum Beispiel Mais oder Soja gefüttert wurden.

Sowohl bei Hähnchen- als auch bei Rindfleisch hatte McDonald’s Deutschland argumentiert, dass es keine ausreichenden Mengen an bezahlbarem konventionellem Futter auf dem Markt gebe. Tatsächlich hatte foodwatch dem Konzern bereits 2007 das Angebot einer brasilianischen Firma vorgelegt, die ausreichend gentechnikfreie Soja für den Rindfleischbedarf aller deutschen McDonald’s-Filialen liefern könnte. Dieses Angebot hätte einen Hamburger um gerade einmal 1,4 Cent verteuert.

Maximiliane Schwerdt von foodwatch: „McDonald’s versteckt sich hinter faulen Ausreden und verweigert seinen Kunden die Transparenz, die das Unternehmen immer wieder verspricht. Die Verbraucher aber sollten ein Recht darauf haben, sich gegen Gentechnik im Essen zu entscheiden.“

Von Gesetzes wegen müssen tierische Lebensmittel – wenn sie mit Hilfe gentechnischer veränderter Futtermittel hergestellt wurden – nicht entsprechend gekennzeichnet werden. Verbraucher unterstützen somit beim täglichen Einkauf von Fleisch, Milch und Eiern zwangsläufig den Einsatz von Agrargentechnik, auch wenn sie diese ablehnen. foodwatch fordert Bundesregierung und EU seit langem auf, diese Kennzeichnungslücke endlich zu schließen und eine verpflichtende Kennzeichnung vorzuschreiben.

Link:
• E-Mail-Protestaktion an McDonald’s: www.burgerbewegung.de

Gesunde Ernährung

Gesunde Ernährung – Was Unternehmen leisten können

Das Gesundheitsmagazin veranschaulicht den Zusammenhang zwischen gesunder Ernährung, Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit bei der Arbeit. Beschäftigte können sich über die richtige Ernährung bei der Arbeit informieren und Arbeitgeber erhalten Tipps, wie sie Einfluss auf die Qualität der Ernährung ihrer Beschäftigten nehmen können. Der Film berücksichtigt sowohl die spezifischen Belange von großen Unternehmen mit eigenen Kantinen als auch die der kleineren Betriebe mit Mikrowelle in der Teeküche.

Dieses Video finden Sie bei der Verwaltungsberufsgenossenschaft – VBG:

Gesunde Ernährung 2Gesunde Ernährung ist auch in Unternehmen kein „Hexenwerk“. Meist mangelt es am Willen der Verantwortlichen. Dass sich die Unternehmen damit selbst schaden, ist leider auch noch nicht bis in die obersten Chefetagen vorgedrungen. Denn ernährungsbedingte Krankheiten sind auf dem Vormarsch. Und Krankheit bedeutet Ausfallzeit, aber das ist eigentlich eine Binsenweisheit.

Es ist schade, dass die VBG in ihrem Akademiehotel in Dresden diese wichtigen Erkenntnisse nicht in der Lage ist, umsetzen zu lassen. Den VBG-Seminarteilnehmer mutet man in Dresden vom Frühstück bis zum Abendessen Speisen zu, die alles andere als gesund und schmackhaft sind. Lediglich das frische Obst, das man hin und wieder in den Pausen vorfindet, ist teilweise genießbar. Und der Kaffee hat sich in den letzten Jahren verbessert. Die alten Thermoskannen sind neuen Kaffeeautomaten gewichen. Es gibt also Hoffnung. Es bleibt jedoch die zu befürchten, dass weitere Verbesserungen noch einige Jahre auf sich werden warten lassen.

 

 

 

 

 

Geheimhaltungspflicht für Lebensmittelbehörden

Pressemitteilung

Rückfall in verbraucherpolitisches Mittelalter verhindern: foodwatch fordert Bundesregierung auf, Geheimhaltungspflichten für Lebensmittelbehörden in neuer EU-Kontrollverordnung zu stoppen – Offener Brief an Verbraucherschutzminister

Berlin, 15. Mai 2014. Vor der Verbraucherschutzministerkonferenz hat foodwatch die zuständigen Minister für Verbraucherschutz in Bund und Ländern aufgefordert, die in der neuen EU-Kontrollverordnung vorgesehenen Geheimhaltungsvorschriften für Lebensmittelbehörden zu verhindern. In einem Offenen Brief warnte die Verbraucherorganisation, dass durch die geplante Gesetzesänderung eine umfassende „Geheimhaltungspflicht“ für Kontrollbehörden eingeführt werden solle. Die Bundesregierung müsse daher bei der bevorstehenden entscheidenden Abstimmung im Europäischen Rat gegen die Neufassung der EU-Verordnung intervenieren: Die Geheimhaltungspflicht müsse gestrichen und stattdessen umfassende behördliche Informationspflichten vorgeschrieben werden.

„Die neue EU-Verordnung ist ein Rückfall ins finsterste verbraucherpolitische Mittelalter. Veröffentlichungen wegen Täuschung, Betrug oder ekelerregenden Zuständen werden verboten. Selbst bei Gesundheitsgefahren muss abgewogen werden und auch der von 90 Prozent der Verbraucher gewünschte Hygiene-Smiley wird ein Wunschtraum bleiben. Statt mehr Transparenz wird Schweigen zur ersten Behördenpflicht in Europa erklärt. Doch statt dagegen auf die Barrikaden zu gehen, schweigen sich die Verbraucherschutzminister in Bund und Ländern darüber aus. So entlarvt sich ihre jahrelange Ankündigungspolitik von mehr Transparenz als regelrechte Täuschung der Öffentlichkeit“, kritisierte Matthias Wolfschmidt, stellvertretender Geschäftsführer von foodwatch.

foodwatch forderte die Verbraucherminister von Bund und Ländern auf, jetzt mit aller Macht die Notbremse zu ziehen. Die Zeit wolkiger Absichtserklärungen für mehr Transparenz sei vorbei – die Landesverbraucherminister müssten die Bundesregierung unmissverständlich auffordern, den Behördenmaulkorb aus dem EU-Verordnungstext zu streichen.

Das Europäische Parlament hatte am 15. April einem Gesetzentwurf der Europäischen Kommission für eine Novellierung der EU-Kontrollverordnung zugestimmt. Der Gesetzestext sieht eine umfassende „Geheimhaltungspflicht“ für Lebensmittelbehörden vor. Konkret heißt es, dass Behörden die Ergebnisse von Lebensmittelkontrollen nicht publik machen dürfen, wenn dies „den Schutz der geschäftlichen Interessen“ von Unternehmen „beeinträchtigen“ würde. Selbst bei potentiellen Gesundheitsgefahren müssten die Behörden künftig prüfen, wie groß das Risiko ist, und ob – so wörtlich – „ein übergeordnetes öffentliches Interesse an der Verbreitung der Informationen besteht“. Bisher sind die Behörden zumindest bei Gesundheitsgefahren in jeden Fall dazu verpflichtet, die Öffentlichkeit zu informieren. In Zukunft jedoch dürften sich die Beamten selbst wenn es um Gesundheitsgefahren geht, aus Sorge vor Klagen im Zweifel für eine Geheimhaltung entscheiden.

foodwatch kritisierte, dass die neue EU-Verordnung nicht zu mehr, sondern zu weniger Lebensmittelsicherheit führen würde, weil die Verbraucher noch seltener wichtige Informationen erhalten würden. „Wenn diese EU-Verordnung Gesetz wird, gibt es in Zukunft sicherlich weniger Lebensmittelskandale – weil die Öffentlichkeit von den Skandalen erst gar nicht erfahren wird“, sagte Matthias Wolfschmidt. „Das Rezept für die immer wiederkehrenden Probleme lautet offenbar: Behörden zum Schweigen verdonnern und  Verbraucher für dumm verkaufen – ganz im Sinne der Lebensmittelwirtschaft. Die Bundesregierung muss in den Verhandlungen in Brüssel jetzt beweisen, dass ein funktionierender vorsorgender Verbraucherschutz mehr als nur ein leeres Versprechen ist. Nur wenn Betrug und Gesundheitsrisiken öffentlich werden, wird die Lebensmittelwirtschaft wirklich alles tun, um sich konsequent an alle lebensmittelrechtlichen Vorgaben zu halten.“

Link:

– Mehr als 60.000 Bürgerinnen und Bürger fordern über eine foodwatch-Protestaktion die Veröffentlichung aller Ergebnisse von Lebensmittelkontrollen durch das dänische Smiley-System: www.foodwatch.de/smiley-aktion

Neue Studie zeigt: Mehr Fast-Food-Läden, mehr Übergewicht

Deutsche Diabetes Gesellschaft fordert Zucker-Fett-Steuer

 
Berlin – Je mehr Fast-Food-Läden sich in der Umgebung der Wohnung, der Arbeitsstätte oder auf dem Weg dorthin befinden, desto dicker sind die Menschen. Dies kam jetzt in einer Untersuchung aus England heraus, die im British Medical Journal veröffentlicht wurde. Weil ungesundes Fast Food damit auch zum Anstieg der Diabeteserkrankungen beiträgt, fordert die Deutsche Diabetes-Gesellschaft (DDG) eine Steuer auf stark zucker- und fetthaltige Lebensmittel.
 
Immer mehr Menschen essen außer Haus – der schnelle Imbiss zwischendurch ist bequem und spart Zeit. Aber die angebotenen Nahrungsmittel sind nicht immer gesund. Fertiggerichte wie Hamburger, Pizza, Brathähnchen und Pommes frites enthalten häufig mehr Kalorien als dem Körper gut tun. Daher legen Menschen, die täglich viele Gelegenheiten haben, sich mit Fast Food zu ernähren, auf Dauer an Gewicht zu. Dies zeigt eine aktuelle Untersuchung aus der Grafschaft Cambridgeshire in England.
 
Der Epidemiologe Thomas Burgoine von der Universität Cambridge hat dort für mehr als 5000 Erwerbstätige die Zahl der Fast-Food-Läden in der Umgebung von Wohnung, Arbeitsweg und Arbeitsplatz bestimmt und mit den Ernährungsgewohnheiten sowie dem Körpergewicht verglichen. Ergebnis: Es bestand eine eindeutige Abhängigkeit zwischen dem Imbiss-Angebot und dem Körpergewicht. „Die Bewohner mit den meisten Imbiss-Gelegenheiten waren fast doppelt so häufig übergewichtig wie Bewohner aus Gegenden mit den wenigsten Fast-Food-Läden“, erklärt Privatdozent Dr. med. Erhard Siegel, Präsident der DDG. Im Durchschnitt hatten die Bewohner 32 Gelegenheiten, sich mit Fast Food zu versorgen.
 
Übergewicht gehört neben Bewegungsmangel zu den wichtigsten vermeidbaren Risikofaktoren für erhöhte Blutzucker- und Blutdruckwerte. Zusammen mit hohen Blutfetten fördern sie das metabolische Syndrom, das oft mit einem Typ-2-Diabetes einhergeht. „Die heutigen Essgewohnheiten sind eine wichtige Ursache für den Anstieg der chronischen Krankheiten geworden“, so Dr. Dietrich Garlichs.
 
Der DDG-Geschäftsführer sieht deshalb politischen Handlungsbedarf. „Niemand kann ernsthaft fordern, Fast-Food-Läden zu verbieten“, stellt Garlichs klar. Aber die Politik ist aufgerufen, die Entscheidung für eine gesunde Kost einfacher und attraktiver zu machen. „Wir können beispielsweise durch eine Zucker-Fett-Steuer auf besonders kalorienhaltige Lebensmittel dafür sorgen, dass gesunde Ernährung günstiger ist als etwa Pommes frites“, so Garlichs. „Ein Mineralwasser sollte günstiger sein als ein Softdrink.“ Darüber hinaus sei eine klare Lebensmittel-kennzeichnung sowie die Angabe der Kalorienmengen in Restaurants wichtig.
 
Andere Länder sind hier weiter, ergänzt Siegel. In den USA sei es vielerorts vorgeschrieben, für Imbisse die Kalorienmenge anzugeben. In New York dürfen öffentliche Lokale keine ungesunden Transfette verwenden. Auch in Großbritannien bemüht sich die Regierung um gesünderes Fast Food – die Londoner Verwaltung hat jüngst Richtlinien zur Regulierung von Fast-Food-Läden herausgegeben. In Finnland, Ungarn und Frankreich gibt es bereits Steuern auf hochkalorische Lebensmittel.
 
Auch Deutschland sollte nach Ansicht der DDG-Experten Möglichkeiten nutzen, regulierend einzugreifen. „Wenn wir Übergewicht und Diabetes Typ 2 reduzieren wollen, brauchen wir endlich ein wirksames Präventionsgesetz“, so Garlichs. Mehr zu den Forderungen lesen Sie unter www.diabetes-stoppen.de.

Quellen:
BMJ 2014;348:g1464
http://www.bmj.com/content/348/bmj.g1464
Empfehlungen der Londoner Stadtverwaltung
www.london.gov.uk/sites/default/files/TakeawaysToolkit_0.pdf

Es ist leider nicht drin, was draufsteht

Geheim-Gremium sorgt für staatlich legitimierte Verbrauchertäuschung: foodwatch fordert Abschaffung der Lebensmittelbuch-Kommission

Zitronenlimonade ohne eine Spur Zitronensaft oder „Alaska-Seelachs“ aus gefärbtem Lachsersatz: Weil die staatliche Lebensmittelbuch-Kommission immer wieder irreführende Produktbezeichnungen als Standard festsetzt, fordert foodwatch das Aus für das geheim tagende Gremium. In einem Offenen Brief an Ernährungsminister Christian Schmidt (CSU) sprach sich die Verbraucherorganisation heute dafür aus, die Kommission abzuschaffen und die Regelungen für Produktbezeichnungen künftig in einem transparenten und demokratischen Verfahren festzulegen.

Auch wenn der Name und die Farbe den Anschein erwecken: Der sogenannte Alaska-Seelachs ist kein Lachs und noch nicht einmal damit verwandt. Die Deutsche Lebensmittelbuch-Kommission erlaubt, dass Hersteller die kostengünstigere Fischart Pollack lachsähnlich einfärben und als „Alaska-Seelachs“ verkaufen.

Auch wenn der Name und die Farbe den Anschein erwecken: Der sogenannte Alaska-Seelachs ist kein Lachs und noch nicht einmal damit verwandt. Die Deutsche Lebensmittelbuch-Kommission erlaubt, dass Hersteller die kostengünstigere Fischart Pollack lachsähnlich einfärben und als „Alaska-Seelachs“ verkaufen.

In der öffentlich kaum bekannten Lebensmittelbuch-Kommission entscheiden Lobbyisten der Ernährungswirtschaft über weitreichende Regeln zur Lebensmittelkennzeichnung mit – beispielsweise Vertreter des Bauernverbandes und des Lobbyverbandes BLL. Unter www.foodwatch.de/aktion-lebensmittelbuch hat foodwatch eine E-Mail-Protestaktion an Ernährungsminister Christian Schmidt gestartet, über die jeder die Forderung nach einer Abschaffung der Kommission unterstützen kann.  

Aromatisierte „Früchte“-Tees werben gern mit vielversprechenden Abbildungen von Früchten auf der Vorderseite der Verpackung. Die Leitsätze der Deutschen-Lebensmittelkommission lassen jedoch zu, dass die angepriesenen Früchte gar nicht oder nur zu einem verschwindend geringen Teil enthalten sind. Nicht einmal die namensgebende Frucht muss sich im Teebeutel wiederfinden. Stattdessen werden oft billigere Alternativen eingesetzt und der Geschmack der beworbenen Früchte durch Aromen imitiert.

Aromatisierte „Früchte“-Tees werben gern mit vielversprechenden Abbildungen von Früchten auf der Vorderseite der Verpackung. Die Leitsätze der Deutschen-Lebensmittelkommission lassen jedoch zu, dass die angepriesenen Früchte gar nicht oder nur zu einem verschwindend geringen Teil enthalten sind. Nicht einmal die namensgebende Frucht muss sich im Teebeutel wiederfinden. Stattdessen werden oft billigere Alternativen eingesetzt und der Geschmack der beworbenen Früchte durch Aromen imitiert.

„Im Geheim-Club Lebensmittelbuch-Kommission sitzen die Lobbyisten der Ernährungsbranche mit am Tisch und dürfen im Auftrag der Bundesregierung offiziell mitentscheiden, wie Lebensmittel herzustellen und zu kennzeichnen sind“, kritisierte Oliver Huizinga, Experte für Lebensmittelkennzeichnung bei foodwatch. „Verbraucher werden durch die teils hanebüchenen Vorgaben der geheim tagenden Kommission immer wieder in die Irre geführt. Es ist höchste Zeit, diese staatlich legitimierte Verbrauchertäuschung zu stoppen: Wie Lebensmittel zu kennzeichnen sind, muss der Gesetzgeber festlegen – nicht ein Geheim-Gremium, in dem die Lobbyisten der Lebensmittelwirtschaft verbraucherfreundliche Regelungen blockieren können.“

Die Lebensmittelbuch-Kommission erstellt die sogenannten Leitsätze für Lebensmittel, die beispielsweise festlegen, was unter einem „Früchtetee“ oder einer „Kalbfleisch-Leberwurst“ zu verstehen ist. Diese „Leitsätze“ sind zwar eigentlich keine Gesetze, werden aber in der Praxis so angewendet: Unternehmen, Lebensmittelüberwachung und Gerichte berufen sich in vielen Fällen auf die Leitsätze – daher kommt es immer wieder zu irreführenden Produktbezeichnungen. In der Kommission sitzen neben Vertretern aus Wissenschaft, Verbraucherorganisationen und Lebensmittelüberwachung auch Interessensvertreter der Lebensmittelbranche. Bei strittigen Fragen kann jede Gruppe eine Einigung durch ihr Veto blockieren. Verbrauchervertreter in dem Gremium beklagen, dass dementsprechend Vorschläge für verbraucherfreundliche Bezeichnungen regelmäßig von den Lobbyisten der Lebensmittelwirtschaft abgelehnt werden.  

foodwatch forderte, die Lebensmittelbuch-Kommission abzuschaffen. Stattdessen sollten verbindliche Leitsätze zur Bezeichnung von Lebensmitteln durch ein transparentes und demokratisches Verfahren festgelegt werden:

– Die Verantwortung für die Festlegung der Leitsätze sollte bei einer Bundesbehörde wie dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) liegen.
– Für die Formulierung von Vorgaben für die korrekte Produktbenennung (die sogenannte „Verkehrsbezeichnung“) sollte ausschlaggebend sein, was Verbraucher davon erwarten. Dazu müssen in Zukunft repräsentative Verbraucherbefragungen durchgeführt werden.
– Wissenschaftler, Verbraucherschützer, Lebensmittelüberwachung sowie Vertreter der Lebensmittelindustrie sollten im Anschluss öffentlich und somit transparent konsultiert und auf diese Weise in die Beratungen eingebunden werden.
– Verbraucherverbände müssen die Möglichkeit erhalten, Leitsätze durch erweiterte Verbandsklagerechte gerichtlich überprüfen zu lassen (Normenkontrollverfahren). Die guten Erfahrungen im Umweltrecht zeigen, dass das Verbandsklagerecht praktikabel ist und das Gemeinwohl effektiv schützt.

Auch die Bundesregierung hat mittlerweile offenbar Handlungsbedarf erkannt: Zum einen kritisiert der Koalitionsvertrag von Union und SPD die Empfehlungen der Lebensmittelbuch-Kommission und mahnt eine stärkere Orientierung an den Ansprüchen der Verbraucher an. Zum anderen soll im Auftrag der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) die „gesamte Struktur“ des umstrittenen Gremiums „auf den Prüfstand“ kommen. Bisher sind weder die Sitzungen selbst noch die Sitzungsprotokolle der Kommission öffentlich. Wie welches Mitglied bei einem Beschluss abgestimmt hat, ist geheim. In welchem Fall sich die Lobbyisten der Lebensmittelindustrie erfolgreich durchsetzen und beispielsweise verbraucherfreundliche Leitsätze blockieren, erfährt die Öffentlichkeit deshalb nicht. Eine Klage von foodwatch zur Offenlegung der Sitzungsprotokolle wurde jedoch 2010 zurückgewiesen.

Dabei erlauben die Vorgaben der Kommission immer wieder irreführende Verkehrsbezeichnungen:
– „Alaska-Seelachs“ aus rosa gefärbtem Lachs-Imitat
– „Geflügelwürstchen“ mit Schweinespeck
– Früchte-Tees, in denen die namensgebenden und abgebildeten Früchte gar nicht enthalten sind
– „Kalbfleisch-Leberwurst“, die überwiegend Schweinefleisch enthält
– „Zitronenlimonade“ ohne Zitronensaft, dafür mit dem Zusatzstoff Citronensäure (E330)
– „Sardellenpaste“ mit Schweineschmalz
– „Rindfleisch im eigenen Saft“ mit Schweineschwarten
– „Kakaocreme“ mit minimalem Kakaoanteil

Nur im Kleingedruckten werden solch irreführenden Produktbezeichnungen erklärt.

„Alaska-Seelachs ohne Lachs, Geflügelwürstchen mit Schweinespeck, Zitronen-Limo ohne Zitronensaft oder Kirsch-Tee ohne einen Hauch von Kirsche – solche haarsträubenden Vorgaben gehen auf das Konto der Lebensmittelbuch-Kommission. Die Lobbyisten lachen sich ins Fäustchen: Die Ernährungswirtschaft kann verbraucherfreundlichere Kennzeichnungsvorgaben immer wieder blockieren. Und das mit dem Segen der Bundesregierung“, so foodwatch-Experte Oliver Huizinga.

Link:
– foodwatch-Protestaktion zur Abschaffung der Lebensmittelbuch-Kommission: www.foodwatch.de/aktion-lebensmittelbuch