Archiv der Kategorie: Forschung

Neuer Corona-Test entwickelt

Forscher entwickeln kostengünstige und schnelle Methode zur Diagnose einer infizierten Probe aus mehreren vereinigten Gurgelproben

Um die Ausbreitung von Sars-CoV-2 einzudämmen, ist es notwendig, viele Menschen regelmäßig und vor Ort auf das Virus zu testen. Forscher des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie und des Krankenhauses St. Georg in Leipzig haben ein verbessertes Protokoll für den Nachweis von Sars-CoV-2 entwickelt. Diese Methode kann eine positive Probe in einem Pool mit 25 nicht infizierten Proben in weniger als einer Stunde nachweisen.



Forscher Stephan Riesenberg (links) und Lukas Bokelmann (rechts) im Labor am  Klinikum St. Georg in Leipzig.
© MPI f. evolutionäre Anthropologie
Forscher Stephan Riesenberg (links) und Lukas Bokelmann (rechts) im Labor am  Klinikum St. Georg in Leipzig.
© MPI f. evolutionäre Anthropologie

Die quantitative Echtzeit-PCR (qPCR) ist die am häufigsten verwendete diagnostische Methode zum Nachweis von RNA-Viren wie Sars-CoV-2, erfordert jedoch teure Laborausrüstung. Forscher suchen deshalb nach einfacheren, aber dennoch zuverlässigen diagnostischen Alternativen. Eine solche Alternative ist die RT-LAMP (reverse transcription loop-mediated isothermal amplification). Dieser Test vervielfältigt die gewünschten Zielsequenzen des Virus bei einer konstanten Temperatur und benötigt im Vergleich zur qPCR nur eine minimale Ausstattung. Im Jahr 2020 wurde er für den Nachweis von Sars-CoV-2 angepasst. Anstelle eines Abstrichs, den viele Menschen als unangenehm empfinden, kann dieser Test auch an Gurgelproben durchgeführt werden.

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„Der Selektionsdruck auf das Virus steigt“

Interview mit Richard Neher von der Universität Basel über die Evolution des Coronavirus

Prof. Richard Neher, Universität Basel.

© Biozentrum Basel/ Annette Roulier
Prof. Richard Neher, Universität Basel.
© Biozentrum Basel/ Annette Roulier

27. Januar 2021 – Seit Wochen häufen sich Berichte über neue Varianten des Coronavirus Sars-CoV-2. Richard Neher erforscht die Evolution von Viren und Bakterien am Biozentrum der Universität Basel. Von 2011 bis 2017 war er Forschungsgruppenleiter am Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie in Tübingen.

Herr Prof. Neher, Coronaviren galten bisher als vergleichsweise stabile Gruppe. Wie kommt es, dass nun vermehrt Varianten auftreten?

Sars-CoV-2 mutiert zwar weniger schnell als Grippeviren oder HIV, aber die Unterschiede sind nicht groß. Die dabei entstehenden genetischen Linien ermöglichen es uns, die Ausbreitungswege des Virus zu rekonstruieren. Bis vor kurzem gab es aber wenige Hinweise darauf, dass diese Mutationen die Eigenschaften des Virus stark verändern.

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Immunologisches Gedächtnis nach ausgeheilter Sars-CoV-2-Infektion

Erkenntnisse machen Hoffnung für Impfstoff-Entwicklung

Studie von Wissenschaftler*innen des Universitätsklinikums Freiburg in Nature Medicine erschienen

Bisher war unklar, ob eine überstandeneSARS-CoV-2-Infektion beziehungsweise eine COVID-19-Erkrankung zu einem anhaltenden immunologischen Gedächtnis führt und dies somit vor einer erneuten Infektion schützen kann. So hatten mehrere Studien gezeigt, dass SARS-CoV-2-spezifische Antikörper bei vielen Menschen mit überstandener COVID-19-Erkrankung nur über wenige Monate nachweisbar sind und daher möglicherweise auch nur einen zeitlich begrenzten Schutz vor einer erneuten Infektion bieten können. Ein Forscherteam am Universitätsklinikum Freiburg um Dr. Maike Hofmann, Dr. Christoph Neumann-Haefelin und Prof. Dr. Robert Thimme konnte jetzt zeigen: Nach durchgemachter SARS-CoV-2-Infektion werden Immunzellen gebildet, die im Körper erhalten bleiben und bei einer erneuten Infektion eine schnelle Immunantwort vermitteln könnten. Die Freiburger Studie wurde am 12. November 2020 in der Online-Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift Nature Medicine veröffentlicht.

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TeilnehmerInnen gesucht für Onlinestudie zur Kommunikation in Therapievideos

Voraussetzungen für eine Teilnahme: Sie sind mindestens 18 Jahre alt 

TeilnehmerInnen gesucht für Onlinestudie zur Kommunikation in Therapievideos

Die Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie der Universität Potsdam führt derzeit eine Onlinestudie zu dem Thema „Kommunikation in Therapievideos“ durch.

Wir hoffen, viele Menschen für die Teilnahme gewinnen zu können, um eine möglichst repräsentative Stichprobe zu erhalten und somit die Aussagekraft der Daten zu erhöhen.

Voraussetzungen für eine Teilnahme: Sie sind mindestens 18 Jahre alt und waren in der Vergangenheit oder sind gegenwärtig von Depressionen betroffen.

Der folgende Link führt Sie zu einer etwa 25-minütigen, anonymen Online-Umfrage. Alle weiteren Informationen zu der Studie finden Sie auf der ersten Seite der Umfrage. Wir freuen uns auf Ihre Unterstützung!

https://www.soscisurvey.de/Videostudie2020/

Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Kinder

Familien für Onlinebefragung gesucht / Digitales Symposium zu Herausforderungen von Kindern mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen

Screenshot

Schulunterricht daheim, weniger Kontakt zu Großeltern und eingeschränkte medizinische  Versorgung: Die Corona-Pandemie hat das Leben von Familien teilweise stark verändert. In einer Studie untersucht das Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Freiburg nun Auswirkungen der Pandemie-Maßnahmen auf Kinder und Jugendliche mit und ohne chronische Erkrankungen und Behinderungen.

„Die Umstellungen waren für Familien sehr unterschiedlich, teils positiv und teils negativ. Mit der Umfrage möchten wir zu einem besseren Verständnis beitragen, welche Auswirkungen die Covid-19-Pandemie auf Familien hat“, sagt Studienleiter Dr. Thorsten Langer, Oberarzt in der Klinik für Neuropädiatrie und Muskelerkrankungen des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin. Die Ergebnisse der in Zusammenarbeit mit dem Verein Kindernetzwerk e.V. erstellten Studie sollen dazu beitragen, dass die Situation der Kinder und Familien bei zukünftigen Infektionsschutzmaßnahmen besser berücksichtigt werden kann.

Teilnehmende Familien gesucht

Für die Studie werden Familien gesucht, die insgesamt drei Online-Fragebögen im Zeitraum von September 2020 bis Herbst 2021 ausfüllen. Schwerpunkte sind die Teilhabe von Kindern und Jugendlichen am gesellschaftlichen Leben, der Einfluss der Pandemie auf das Familienleben sowie die Qualität der medizinischen Versorgung. Teilnehmen können Familien oder sorgeberechtigte Personen mit einem oder mehreren Kindern im Alter zwischen 1 und 18 Jahren. Die Onlinebefragung dauert jeweils 15 Minuten.

Hier geht es zur Umfrage: is.gd/covid19umfrage

Digitales Fachsymposium: Chronisch kranke Kinder im neuen Pandemie-Schulalltag

Darüber hinaus stellt ein digitales Fachsymposium die Herausforderungen von Kindern und Jugendlichen mit chronischen Erkrankungen, Behinderungen oder Entwicklungsstörungen während der Corona-Pandemie in den Mittelpunkt. Am Mittwoch, 30. September 2020 von 16 Uhr bis 18 Uhr lädt das Sozialpädiatrische Zentrum des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Freiburg Fachpersonen aus den Bereichen Schule, Medizin, Psychologie, Integration und Frühförderung sowie Betroffene und Interessierte zu einem digitalen Fachsymposium ein. In Vorträgen und einer Podiumsdiskussion beleuchten Expert*innen und Betroffene unterschiedliche Perspektiven und bieten Raum für Austausch.

Weitere Informationen gibt es hier: www.uniklinik-freiburg.de/paed-neuro

Die Veranstaltung ist kostenlos, um Anmeldung wird gebeten: https://register.gotowebinar.com/register/2776987448497847051

Einen Flyer zum Ablauf der Studie und das Programm des digitalen Fachsymposiums finden Sie hier: www.uniklinik-freiburg.de/presse/pressemitteilungen/detailansicht/2126-auswirkungen-der-corona-pandemie-auf-kinder.html

Covid-19: Grippe könnte Ansteckungsgefahr erhöhen

Ein mathematisches Modell kommt zu dem Schluss, dass Grippe die Corona-Übertragung mehr als verdoppeln könnte

Forschende am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin und am Institut Pasteur in Paris haben mithilfe eines mathematischen Modells die ersten Monate der Corona-Pandemie in Europa untersucht. Sie konnten zeigen, dass die Abnahme der Covid-19-Fälle im Frühling nicht nur mit Gegenmaßnahmen, sondern auch mit dem Ende der Grippesaison zusammenhängt. Grippeerkrankungen haben die Corona-Übertragung demnach im Durchschnitt um das 2,5-Fache erhöht. Das Ergebnis der Studie legt nahe, dass auch die kommende Grippewelle einen verstärkenden Einfluss auf die Corona-Pandemie haben wird – die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler betonen daher die Bedeutung von Grippeimpfungen, auch als möglichen Schutz vor Covid-19. Die Studie wurde auf der Wissenschaftsplattform medRxiv vorveröffentlicht und muss noch im sogenannten Peer-Review von Fachkollegen begutachtet werden.

Die Grafik zeigt den Covid-19 Verlauf in Belgien, Norwegen, Italien und Spanien
Ihr mathematisches Modell haben Forscher mit den Pandemiedaten von vier Ländern überprüft. Die schwarze Linie zeigt die tatsächlichen täglichen Todesfälle, in hellgrau sind die Vorhersagen von jeweils 1000 Simulationen des Modells dargestellt, die dunkelgraue Linie zeichnet eine einzelne Vorhersage nach. 
© MPI f. Infektionsbiologie

Daten aus früheren Experimenten hatten das Team um den Mathematiker Matthieu Domenech de Cellès dazu veranlasst, die Auswirkungen einer Doppelinfektion mit Corona und Grippe zu untersuchen. Der französische Mathematiker beschäftigt sich eigentlich mit der Wirksamkeit von Impfprogrammen und der Saisonalität von Infektionskrankheiten wie Grippe. Als Anfang des Jahres die ersten Corona-Fälle in Europa auftraten, wollte er sein Wissen als Experte für epidemiologische Modelle auf die neue Pandemie anwenden. Zusammen mit Forschern und Forscherinnen aus Paris und Lyon hat Domenech de Cellès jetzt ein mathematisches Modell der Corona-Übertragung und Sterblichkeit entwickelt, um den Einfluss der Grippesaison auf die Corona-Pandemie zu entschlüsseln.

Für ihre Fragestellung haben die Forscher den Verlauf der Pandemie in Belgien, Norwegen, Italien und Spanien modelliert – vier europäische Länder, in denen die Pandemie während der ersten Jahreshälfte unterschiedlich stark ausgeprägt war. Um das Infektionsgeschehen möglichst realistisch abzubilden, flossen in das Modell zum einen Krankheitsparameter ein. Ein Beispiel ist das „Generationsintervall“, also der Zeitraum, nach dem ein Infizierter eine weitere Person ansteckt. Es wurden aber auch nicht-pharmazeutische Gegenmaßnahmen mitberücksichtigt, denn natürlich hatten Ausgangssperren und Social Distancing auch einen Einfluss auf die Pandemie. Hierfür wurde der sogenannte Stringenz-Index genutzt, ein von der Universität Oxford entwickelter Wert, der von Null bis 100 die „Härte“ staatlicher Anti-Corona-Maßnahmen misst.

Übertragungsrate steigt um das 2,5-Fache

Nachdem die Wissenschaftler die Pandemie „nachgebaut“ hatten, konnten Sie verschiedene Annahmen zum Einfluss der Grippesaison testen. Sie überprüften, ob das Modell realistischer ist, wenn Grippe die Corona-Übertragung verringert, gar nicht beeinflusst oder vergrößert. Das Team konnte zeigen, dass Grippe die Übertragungsrate von Corona in der Bevölkerung im Durchschnitt um das 2,5-Fache erhöht hat. Die Forscher überprüften ihr Modell mit den Statistiken der täglichen Todesfälle in den vier Ländern. So konnten sie nachweisen, dass ihr Modell mit der Pandemie-Realität übereinstimmt. Ohne den nachgewiesenen Einfluss der Grippe entfernte sich das Modell von der Realität – mit deutlich niedrigeren Ansteckungszahlen.

Offen bleibt, ob Grippekranke mit höherer Wahrscheinlichkeit Corona auf andere übertragen oder ob eine Grippeerkrankung Menschen anfälliger für Corona macht. Letzteres ist aber wahrscheinlicher, denn dass Grippeviren die Anfälligkeit für Corona vergrößern könnten, wurde vor Kurzem auch in Laborstudien nachgewiesen: Die Grippeviren bewirken eine vermehrte Herstellung von Rezeptoren, die das Coronavirus benötigt, um an menschliche Zellen anzudocken.

Grippeimpfungen sind wichtig

Aus ihren Ergebnissen schließen die Forscher und Forscherinnen, dass in der kommenden Grippesaison Schutzimpfungen gegen Grippeviren essenziell sein könnten – nicht nur um Krankenhäuser zu entlasten, sondern auch um den möglichen Effekt auf die Corona-Übertragung einzudämmen.

Bislang ist der Grippe-Impfstoff noch nicht in den Arztpraxen eingetroffen. Bleibt zu hoffen, dass auch genügend Impfstoff geben wird.

Verändertes Mikrobiom bei Hochaltrigen: Wie die Darmflora das Altern beeinflussen kann

Das Mikrobiom als Ansatzpunkt für Therapien gegen das Altern

Professor Christoph Kaleta
Professor Christoph Kaleta

(01.09.2020) Der Darm mit seinen zahlreichen Mikroorganismen leistet einen maßgeblichen Beitrag zu unserer Gesundheit und unserem Wohlbefinden. Doch wie verändert sich das Mikrobiom des Darms – immerhin größtes Organ des menschlichen Körpers – bei hochaltrigen Menschen? Und welchen Einfluss hat seine veränderte Zusammensetzung auf die Gesundheit geriatrischer Patienten – und ihr Altern? Mit dieser Thematik setzt sich Professor Christoph Kaleta (Foto), Leiter der Arbeitsgruppe „Medizinische Systembiologie“ am Institut für Experimentelle Medizin der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, auseinander. In seiner Keynote „Elucidating the contribution of the gut microbiome to aging“ im Rahmen der am Donnerstag beginnenden geriatrisch-gerontologischen Online-Konferenz beleuchtet er das Thema ganzheitlich. Dabei zeigt Kaleta auf, wie mikrobiombasierte Therapien das Altern verlangsamen können. Die Online-Konferenz findet vom 3. bis 5. September statt und wird organisiert von der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) mit Beteiligung der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie (DGGG).

„Wir haben festgestellt, dass sich das Mikrobiom im alternden Körper opportunistisch verhält. Das bedeutet im Detail, dass es die Produktion von – für seinen Wirt vorteilhaften – Metaboliten reduziert und gleichzeitig seinen eigenen Verbrauch von Nährstoffen erhöht“, sagt Christoph Kaleta und fährt fort: „Diese verminderte Kapazität der Mikrobiota in unserem Darm spielt eine zentrale Rolle für das Altern. Erkennbar wird das beispielsweise bei der Zellproliferation und Reparatur von DNA-Schäden.“ Den Teilnehmern der Online-Konferenz wird er aufzeigen, was diese Veränderung des Mikrobioms im Detail bedeutet, aber auch, wie die Medizin es nutzen kann, um dem Altern entgegenzuwirken.

Mit der medizinischen Systembiologie Krankheiten entschlüsseln

Am Institut für Experimentelle Medizin der Universität Kiel gehen Christoph Kaleta und sein Team der Frage nach, wie unser biologisches System als Ganzes funktioniert, welche Mechanismen Krankheiten auslösen und wie das Mikrobiom mit dem Wirt interagiert. In der sogenannten Systembiologie, einer zukunftsweisenden Forschungsdisziplin, werden integrative Analysen großer Datenmengen, Modellierungen und Nasslaborexperimente vollzogen, um schlussendlich besser zu verstehen, wie biologische Prozesse ablaufen und Krankheiten entstehen. Dadurch werden einerseits Risikofaktoren identifiziert und Forscher können andererseits wesentlich besser verstehen, wie es Krankheitserregern gelingt, sich im Körper zu verbreiten. Zudem wird erkannt, wie sich diese Erreger während einer Infektion an die sich schnell verändernden Bedingungen anpassen.

Das Mikrobiom als Ansatzpunkt für Therapien gegen das Altern

Für Christoph Kaleta steht fest, dass therapeutische Interventionen, die auf das Mikrobiom ausgerichtet sind, das Altern aktiv verlangsamen können. Hierfür haben er und sein Team bereits erste Experimente mit einigen Medikamenten durchgeführt. „Beispielsweise spielt es eine wesentliche Rolle im Wirkungsmechanismus des Typ-2-Diabetes-Medikaments Metformin. Dieses ist in der Lage, die Lebensspanne in einer Vielzahl von Organismen und möglicherweise auch im Menschen zu verlängern“, so der Forscher. Experimente mit Fadenwürmern und Studien mit hochbetagten Patienten haben gezeigt, dass nach der Einnahme des Medikamentes das Mikrobiom aktiver ist.

Erfolgsversprechen Therapien: Erhöhte Kapazitäten des Mikrobioms nutzen

Die Experimente mit Metformin sind nur ein erster Nachweis dafür, dass die Erforschung biologischer Mechanismen Alterserscheinungen verbessern oder gar reduzieren kann. „Das Mikrobiom, besonders im Darm, wird zunehmend als Modulator für die Gesundheit seines Wirts anerkannt, vor allem im Kontext des Alterns“, so Christoph Kaleta. In seiner Keynote will er noch detaillierter aufzeigen, wie erfolgsversprechend Therapien sind, die direkt die Mikrobiota ansprechen. „Wenn wir die mikrobiellen Gemeinschaften im menschlichen Körper verstehen, können wir auch die Pathomechanismen menschlicher Krankheiten besser verstehen – und das Mikrobiom nutzen, um sie zu behandeln.“ Die Erkenntnisse aus der Systembiologie können auch die Therapie von Alterserscheinungen entscheidend verändern.

Zur Person:

Prof. Dr. Christoph Kaleta ist Leiter der Arbeitsgruppe „Medizinische Systembiologie“ am Institut für Experimentelle Medizin der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Schwerpunkte der Forschung der Arbeitsgruppe „Medizinische Systembiologie“ sind die Aufklärung gemeinsamer Mechanismen, die menschlichen Krankheiten – besonders im Alter – zugrunde liegen sowie die Entwicklung von Modellierungsansätzen, die es ermöglichen, metabolische Interaktionen innerhalb mikrobieller Gemeinschaften sowie mit dem Wirt zu untersuchen. Unter der Leitung von Christoph Kaleta hat die Arbeitsgruppe zahlreiche Publikationen zur Funktion und dem Einfluss von Mikrobiomen bei zahlreichen Krankheiten veröffentlicht. Kaleta ist zudem Mitglied des Exzellenzclusters „Präzisionsmedizin für chronische Entzündungserkrankungen/Precision Medicine in Chronic Inflammation“ (PMI) und des Sonderforschungsbereichs „Entstehen und Funktionieren von Metaorganismen“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).

Termin:

Prof. Dr. Christoph Kaleta
Keynote Lecture: Elucidating the contribution of the gut microbiome to aging
Geriatrisch-gerontologische Online-Konferenz
Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG) mit Beteiligung der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie (DGGG)
Donnerstag, 3. September 2020
15:45 bis 16:25 Uhr

Bindehautinfektion durch SARS-CoV-2 unwahrscheinlich

Keine Entwarnung bei medizinischen Schutzvorkehrungen

Forscher*innen des Universitätsklinikums Freiburg untersuchen mögliche Augenbeteiligung bei COVID-19 / keine Entwarnung bei medizinischen Schutzvorkehrungen / Studie im Journal of Medical Virology veröffentlicht

 Immunhistochemische Aufnahmen zeigen vorhandene Proteine in Gewebeproben mithilfe von Antikörpern. Die Probe der Bindehautzellen (links) zeigt keine relevanten Mengen an ACE-2-Protein, während bei der Probe des Nierengewebes (rechts) Antikörper an das vorhandene ACE-2-Protein binden.
Bildquelle: Universitätsklinikum Freiburg
 Immunhistochemische Aufnahmen zeigen vorhandene Proteine in Gewebeproben mithilfe von Antikörpern. Die Probe der Bindehautzellen (links) zeigt keine relevanten Mengen an ACE-2-Protein, während bei der Probe des Nierengewebes (rechts) Antikörper an das vorhandene ACE-2-Protein binden.
Bildquelle: Universitätsklinikum Freiburg

Das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 nutzt bestimmte Proteine auf der Oberfläche menschlicher Zellen als Türöffner, um in die Zellen einzudringen und sich zu vermehren. Vereinzelt wurde auch über Patient*innen mit Entzündungen der Bindehaut des Auges bei COVID-19-Erkrankung berichtet. Bislang war unklar, ob Bindehautzellen für das neue Virus empfänglich sind und damit ein potenzieller Einfallsort für SARS-CoV-2-Viren sein könnten. Forscher*innen des Universitätsklinikums Freiburg zeigen nun in einer Studie, dass Infektionen der Bindehaut durch SARS-CoV-2 unwahrscheinlich sind. Die Ergebnisse wurden am 6. Mai 2020 in der Fachzeitschrift Journal of Medical Virology veröffentlicht.

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Nicht immer lässt sich SARS-CoV-2 über einen Abstrich nachweisen

Der Nachweis der Virusgene über einen Abstrich aus dem Mund-, Nasen- oder Rachenraum ist derzeit der Goldstandard

fzm, Stuttgart, Mai 2020 – Auch bei einer bestehenden COVID-19-Erkrankung kann die Analyse eines standardmäßig durchgeführten Abstrichs aus dem Mund-, Nasen- oder Rachenraum negativ ausfallen. Das zeigt ein aktueller Fallbericht in der Fachzeitschrift „DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift“ (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2020). Bei einem Patienten, dessen radiologischen Befunde sowie Entzündungswerte eine COVID-19-Erkrankung nahelegten, konnten keine entsprechenden Virusgene über einen Rachenabstrich nachgewiesen werden. Die Autoren empfehlen daher die Analyse weitere Biomaterialen wie Stuhl oder tiefer Atemwegssekrete, wenn der übliche Abstrich trotz begründetem Verdacht auf COVID-19 wiederholt negativ ausfällt.

Der 46-jährige Patient stellte sich im Universitätsklinikum Freiburg mit Husten und Fieber vor. Die Symptome bestanden zu diesem Zeitpunkt bereits eine Woche lang. Fünf Tage zuvor hatte sein Hausarzt wegen des Verdachts auf eine Lungenentzündung mit einer Antibiotikabehandlung begonnen, die aber zu keiner Besserung führte. Daraufhin überwies ihn der Hausarzt ins Freiburger Universitätsklinikum.

Dort ließen die Ärzte umgehend einen SARS CoV-2-PCR-Test durchführen. Dabei wird über einen Abstrich Sekret aus dem Mund-, Nasen- oder Rachenraum entnommen. Es kann Erbgut des Virus enthalten, das durch einen empfindlichen molekularen Test nachgewiesen werden kann. Dieses Verfahren bezeichnen Labormediziner als Polymerase-Ketten-Reaktion (PCR). Im Fall des Patienten fiel das Ergebnis für den Rachenabstrich negativ aus. Andere Laborbefunde, wie verschiedene erhöhte Entzündungsparameter, legten jedoch den Verdacht nahe, dass eine SARS-CoV-2-Infektion vorlag. Doch auch ein zweiter Abstrich zwei Tage nach der Aufnahme erbrachte keinen Hinweis auf Virusgene.

In einer Röntgenaufnahme des Brustkorbs waren zu dieser Zeit bereits Anzeichen einer atypischen Lungenentzündung zu erkennen, wie es häufig bei COVID-19 beobachtet wird. Die am nächsten Tag durchgeführte Computertomografie (CT) erhärtete den Verdacht weiter. In beiden Lungen war vor allem an den Rändern eine milchglasartige Trübung zu sehen. Die Radiologen werteten dies als deutlichen Hinweis auf COVID-19. Doch auch im dritten Rachenabstrich fand sich kein SARS-CoV-2-Erbgut.

Am sechsten Tag schließlich wiesen die Mediziner die Virusgene in ausgehusteten Atemwegssekreten, dem sogenannten Sputum, nach. In einer Stuhlprobe waren die Viren dagegen nicht nachweisbar. Zu diesem Zeitpunkt war der Patient bereits ohne Beschwerden. Obwohl er mit Übergewicht, Bluthochdruck, hohen Blutfettwerten und einem erhöhten Blutzucker gleich mehrere Risikofaktoren aufwies, hatte er die Infektion ohne größere Komplikationen überstanden. Zwei Tage später konnte er nach Hause entlassen werden – nachdem ein weiterer Rachenabstrich negativ ausgefallen war. Eine Quarantäne wurde nicht für notwendig erachtet, da der Patient offensichtlich keine Viren ausschied.

Der Nachweis der Virusgene über einen Abstrich aus dem Mund-, Nasen- oder Rachenraum ist derzeit der Goldstandard für die Diagnose von COVID-19. „Zwischenzeitlich mehren sich jedoch Hinweise auf Limitationen hinsichtlich der Sensitivität dieser Untersuchung“, schreiben Dr. Daniel Hornuß von der Klinik für Innere Medizin II am Universitätsklinikum Freiburg und Kollegen in ihrem Fallbericht. Wenn Laborwerte und die Befunde im CT auf COVID-19 hinweisen, sollte der Gentest an anderen Biomaterialen wie Sputum, tiefen Atemwegssekreten oder Stuhl versucht werden, raten die Experten.

D. Hornuß et al.:
COVID-19-assoziierte Pneumonie trotz persistierend negativen PCR-Tests aus oropharyngealen Abstrichen
DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2020; online erschienen am 13.5.2020

COVID-19-Studie zur Virusverbreitung bei Kindern: Universitätsklinikum Freiburg sucht weitere Familien

Im zweiten Teil der Studie soll die Verbreitung des Corona-Virus innerhalb von Familien erforscht werden / Gesucht werden Familien mit mindestens einer nachgewiesenen SARS-CoV-2-Infektion

In einem ersten Studienteil haben Wissenschaftler*innen des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Freiburg gemeinsam mit anderen Unikliniken in Baden-Württemberg untersucht, wie viele Kinder im Alter von ein bis zehn Jahren aus rund 2.000 Haushalten nachweislich in Kontakt mit dem Corona-Virus SARS-CoV-2 gekommen sind. Die Ergebnisse dieses Studienteils werden derzeit für die Veröffentlichung aufbereitet.

In einem zweiten Schritt soll nun im Detail untersucht werden, wie SARS-CoV-2 in Familien gelangt und sich innerhalb der Familie verbreitet. „Dieser Teil der Untersuchung ist sehr bedeutsam um aufzuklären, welche Rolle Familien in der Pandemie spielen und wie sie geschützt werden können“, erläutert Prof. Dr. Philipp Henneke, Leiter der Sektion für Pädiatrische Infektiologie und Rheumatologie am Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Freiburg. „Die Studie soll dabei helfen, in Zukunft gezielt auf Infektionshäufungen reagieren zu können.“

Wie läuft die Studienteilnahme ab?

Für den zweiten Teil der Studie werden ganze Familien gesucht, bei denen bei mindestens einem Familienmitglied per Nasen- und/oder Rachenabstrich eine SARS-CoV-2-Infektion nachgewiesen wurde. Teilnehmende Familien müssen ihren Wohnsitz in Baden-Württemberg haben, mindestens ein Mitglied muss unter 18 Jahren alt sein. Die Teilnehmer*innen dürfen keine schweren Grunderkrankungen haben. Interessierte Familien können sich per E-Mail an corona.kinderstudie@uniklinik-freiburg.de melden. Weitere Informationen finden sie auf der Webseite www.corona-kinderstudie.de

Die Studie wird in der Woche vom 25. bis 29. Mai 2020 in der neuen Messe Freiburg durchgeführt. Die Teilnehmer*innen beantworten einen Fragebogen unter anderem zur familiären, beruflichen und Wohn-Situation sowie zu Gesundheitszustand, Betreuung in Kitas, Kindergärten und Schulen. Anschließend werden bei allen Teilnehmer*innen ein Nasen-/Rachenabstrich sowie eine Blutprobe entnommen. Die Abstriche dienen zum Nachweis von SARS-CoV-2-Erregern, während die Blutproben auf Antikörper gegen das Virus und auf spezifische Immunzellen untersucht werden. Das Ergebnis wird den Teilnehmer*innen im Nachgang mitgeteilt.

Die Untersuchungen haben keinen Einfluss auf den Gesundheitszustand der Studienteilnehmer*innen und es findet keine Nachbeobachtung statt. Insgesamt beträgt der studienbedingte Zeitaufwand für die Teilnehmer*innen etwa 45 Minuten plus individuelle Anfahrt. 

Weitere Informationen:

www.corona-kinderstudie.de

Anmeldung per E-Mail an corona.kinderstudie@uniklinik-freiburg.de