Archiv der Kategorie: Gesundheit

Patientenforum zu Clusterkopfschmerz

Experten informieren im Interdisziplinären Schmerzzentrum des Universitätsklinikums Freiburg

ClusterkopfschmerzIm Rahmen des 13. Schmerztherapeuten-Treffens 2014 am Interdisziplinären Schmerzzentrum des Universitätsklinikums Freiburg findet am

Samstag, den 22. November 2014, ab 14:00 Uhr im
Neurozentrum des Universitätsklinikums Freiburg, Breisacher Str. 64
in den Konferenzräumen I und II  

ein Patientenforum zu Clusterkopfschmerz statt.

Dr. Peter Behrens, Oberarzt im Interdisziplinären Schmerzzentrum Freiburg, liefert ein „Update zu Behandlungsmöglichkeiten bei Clusterkopfschmerz“. Julia Röhl (M. Sc.), Psychologin aus Erlangen, berichtet über „Psychosoziale Beeinträchtigung und Befindlichkeit bei Clusterkopfschmerz“. Außerdem informiert die Diplom Psychologin Marianne Lüking vom Interdisziplinären Schmerzzentrum Freiburg über „Psychologische Unterstützungsangebote für Clusterkopfschmerz-Patienten und deren Angehörige “. Im Anschluss findet eine Diskussion zur Umfrage zu psychosozialen Beeinträchtigungen und möglichen Behandlungsangeboten bei Clusterkopfschmerz statt.

Der Eintritt ist frei.

Um Anmeldung unter 0761 270-50200 / -93490 wird gebeten.  

Schmerzzentrum_Beileger_ST-Treffen_2014_II

Operationsentscheidung bei Arthrose individuell treffen

Gelenkverschleiß bei Kreuzbandverletzungen und Fehlstellungen wirkungsvoll verhindern

Bei Arthrose Operationsentscheidung individuell treffen
Berlin – Der Verschleiß des Hüft- und Kniegelenkes zählt zu den häufigsten Gesundheitsproblemen der Deutschen. Schreitet die Arthrose fort und führt zu chronischen Schmerzen, müssen Orthopäden und Unfallchirurgen das Gelenk wieder herstellen oder ein künstliches einsetzen. Wann eine Operation notwendig wird, diskutieren Experten im Rahmen der Pressekonferenz am 29. Oktober 2014 anlässlich des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) 2014, der vom 28. bis 31. Oktober in Berlin stattfindet und von der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) und dem Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) ausgerichtet wird.

Fehlstellungen und Verletzungen sind häufig Ursache für spätere Arthrosen. Nicht immer ist eine Operation Mittel der Wahl. Insbesondere prophylaktische Operationen stehen in der Kritik, ohne Nutzen zu sein. In einigen Fällen belegen Studien deren Vorteil jedoch eindeutig. „Das trifft etwa für angeborene Fehlstellungen des Hüftgelenks von Neugeborenen zu“, so Professor Dr. med. Hanns-Peter Scharf, Direktor der Orthopädischen Klinik in Mannheim. Auch bei schweren Achsabweichungen, wie X- oder O-Beinen rät der Experte zu einer Operation, um eine Gelenkabnutzung und deren Folgeschäden zu verhindern.

Schwieriger hingegen sei die Entscheidung bei der Wiederherstellung des Kreuzbandes nach einer Verletzung. Die gefürchtete Sportverletzung betrifft jährlich 40.000 Menschen in Deutschland. Ist das Kreuzband gerissen, kann das zu Gelenkverschleiß führen. „Neuere Studien zeigen jedoch, dass auch der operative Ersatz des verletzten Kreuzbandes die Arthrose des Kniegelenkes nicht sicher verhindert“, so Scharf im Vorfeld des DKOU 2014.

Auch die Gelenkspiegelung an Schulter-, Hüft- und Kniegelenk, bei der die Gelenkoberfläche geglättet oder die Knorpelbildung angeregt wird, sei häufig nicht notwendig: „Die alleinige Diagnose einer Arthrose reicht nicht aus, um eine Arthroskopie durchzuführen“, betont Dr. med. Johannes Flechtenmacher, niedergelassener Orthopäde und Unfallchirurg sowie DKOU-Kongresspräsident des Berufsverbandes für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU). „Ist hingegen das Gelenk blockiert, etwa durch einen instabilen Meniskusriss oder freiliegende Gelenke, hilft der operative Eingriff dem Patienten“, ergänzt Scharf.

Einen hohen Gewinn an Lebensqualität verspricht auch der Gelenkersatz bei fortgeschrittener Arthrose. „Die meisten Patienten profitieren von dieser erfolgreichen und zudem sehr sicheren Operations-Methode“, sagt Professor Dr. med. Henning Windhagen, ebenfalls Kongresspräsident des DKOU 2014 und Direktor der Orthopädischen Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover. Denn die Endoprothese ermöglicht den Betroffenen, sich wieder schmerzfrei zu bewegen, auch im Alter aktiv am Leben teilzunehmen und sich sportlich zu betätigen.

Die Kritik, dass der künstliche Gelenkersatz in Deutschland zu häufig durchgeführt werde, widerlegen aktuelle Zahlen des Atlas der muskoskelletalen Versorgung der DGOOC. Dieser erfasst etwa 40 Prozent aller AOK-Versicherten zwischen 2005 und 2012. „Danach sinkt die Zahl der Hüftendoprothesen um drei Prozent, während im gleichen Zeitraum der Anteil der über 65-Jährigen um mehr als vier Prozent gestiegen ist“, so Windhagen. Ein Trend zur weiteren Steigerung sei bei der Hüftprothesenversorgung nicht abzusehen.

Ob eine Operation notwendig ist, sollten Ärzte in keinem Fall ausschließlich von Zahlen und Fakten abhängig machen. „Wichtig ist auch die Einschätzung des Patienten“, so die DKOU-Kongresspräsidenten. Der Arzt sollte gemeinsam mit dem Betroffenen die Vor- und Nachteile des Eingriffs abwägenwelche Behandlung passt zu seinem Lebensstil und würde die Lebensqualität verbessern.

Quelle:
Atlas der muskoskelletalen Versorgung der DGOOC

Medikamente oder Nahrungsergänzungsmittel?

Nahrungsergänzungsmittel gegen Gelenkverschleiß meist wirkungslos
Medikamentöse Arthrose-Therapie unverzichtbar

Berlin – Viele Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln versprechen Menschen mit Arthrose, die Schmerzen in den Gelenken zu lindern oder einem Verschleiß vorzubeugen. Diese angebliche Wirkung ist jedoch in Studien nur in geringem Maße belegt. Anlässlich des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) vom 28. bis 31. Oktober 2014 in Berlin diskutieren Experten, wie wichtig die gezielte Gabe von Medikamenten bei Arthrose-Patienten ist, um den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen und eine Operation hinauszuzögern.

„Viele Medikamente, die einer Arthrose vorbeugen oder ihr Fortschreiten verhindern sollen, liegen nur knapp über oder auf dem Niveau eines *Placebo-Effekts“, erklärt Dr. med. Uwe de Jager, niedergelassener Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie für Physikalische und Rehabilitative Medizin, aus Freudenstadt. Auch für Nahrungsergänzungsmittel wie Chondroitin-Sulfat, Muschelextrakte, acetyliertes Hydroxyprolin (Oxaceprol), Heilpflanzen, homöopathische Mittel oder Gele, Salben, Cremes und Sprays sei die Wirkung nicht ausreichend nachgewiesen. Lediglich bei Glucosamin sei die Datenlage etwas besser. Hier gebe es in den aktuellen Leitlinien der Osteoarthritis Research Society International (OARSI) eine zurückhaltende Empfehlung.

Hingegen bekämpfen viele Medikamente die mit der Arthrose einhergehenden Schmerzen effektiv und ermöglichen den Patienten damit eine bessere Lebensqualität. Orthopäden unterscheiden bei der Behandlung von Schmerzen zwischen entzündeten und nicht-entzündeten Gelenken. Liegt eine Entzündung im Gelenk vor, ist es wichtig, diese zu beseitigen, um ein Fortschreiten der Arthrose zu verhindern. „Hier stehen uns nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Diclofenac, Ibuprofen oder auch Coxibe zur Verfügung. Auch die intraartikuläre Gabe von Cortison hat sich bewährt, wobei der Langzeiteffekt noch unsicher ist“, erklärt de Jager. Hat ein Patient zwar keine akute Entzündung, leidet aber dennoch unter Schmerzen, empfiehlt der Orthopäde Paracetamol, schwache Opiate oder gegebenenfalls Medikamente, die den Nervenschmerz beseitigen. Bei Kniegelenkarthrose können auch Injektionen mit Hyaluronsäure helfen. Tatsächlich benötigt aber nur ein Teil der Patienten mit diagnostizierter Arthrose eine Schmerzbehandlung: „Erfreulicherweise hat fast jeder zweite Arthrose-Patient überhaupt keine Schmerzen. Die anderen Betroffenen können zielgerichtet mit schmerzlindernden Substanzen behandelt werden“, so de Jager.

Da die Symptome wechselhaft sind, ist die Arthrose-Therapie hierbei sehr anspruchsvoll: Schmerzen und Gelenkunbeweglichkeit treten phasenweise auf. „Für eine erfolgreiche Therapie ist es daher sehr wichtig, den Patienten nach seinem individuellen Krankheitsverlauf zu behandeln. Der Arzt muss dabei Schmerzsymptome, das Stadium der Arthrose, Begleiterkrankungen sowie die Vorgeschichte und persönliche Fitness des Patienten berücksichtigen“, erläutert Dr. med. Johannes Flechtenmacher, Kongresspräsident des DKOU 2014, der vom Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) und der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC) ausgerichtet wird. Der niedergelassene Orthopäde empfiehlt Arthrose-Patienten, sich viel zu bewegen, gegebenenfalls abzunehmen und einen gesunden Lebensstil zu verfolgen.

*Ein Placebo-Effekt kann durchaus hilfreich sein.  Bei Medikamenten muss man auch immer das Risiko der Nebenwirkungen berücksichtigen.

Dieses Buch kann ich zum Thema empfehlen:

Maly-Samiralow, Das Prinzip Placebo

Immer mehr künstliche Gelenke müssen wieder ausgetauscht werden

Gelenk-Implantate

Immer mehr Hüftgelenk-Implantate müssen oft schon wenige Jahre nach der Einpflanzung ausgewechselt werden. Meist sind hierfür komplizierte und aufwendige Operationen notwendig. Foto: Asklepios-Klinikum Bad Abbach

Immer mehr Hüftgelenk-Implantate müssen oft schon wenige Jahre nach der Einpflanzung ausgewechselt werden. Meist sind hierfür komplizierte und aufwendige Operationen notwendig. Foto: Asklepios-Klinikum Bad Abbach

Der Ersatz von verschlissenen Gelenk-Implantaten stellt Chirurgen der Orthopädischen Universitätsklinik in Bad Abbach vor besondere Herausforderungen / Professor Grifka: Gelenk erhaltende Therapien sind oft eine wirkungsvolle Alternative zur Operation

Bad Abbach – Mehr als drei Millionen Deutsche haben in den letzten zehn Jahren ein künstliches Hüft- oder Kniegelenk erhalten. Die Freude über die neue Beweglichkeit währt bei vielen Patienten aber nur kurz: Noch stärker als die Zahl eingesetzten Erstprothesen stieg die Rate der Folgeoperationen. Dies macht sich vor allem in den hochspezialisierten Prothetik-Zentren wie der Orthopädischen Uniklinik in Bad Abbach bemerkbar. Die oft komplizierten Eingriffe zum Ersatz von Erstprothesen müssen meist in Spezialkliniken durchgeführt werden.

Vor allem nach Einführung der Fallpauschalen 2004 stieg die Zahl der  Knie- und Hüftgelenk-Implantationen in Deutschland sprunghaft an. Allein zwischen 2006 und 2010 erhöhte sich Zahl der eingesetzten Knie-Endoprothesen um rund 25 Prozent. Allerdings stieg die Zahl der Operationen, bei denen diese Erstprothesen wieder erneut operiert werden mussten, noch schneller: „Um rund 50 Prozent“, sagte Professor Dr. Joachim Grifka, Direktor der Orthopädischen Universitätsklinik Regensburg in Bad Abbach.

„Es werden zu oft zu schnell künstliche Gelenke eingesetzt“, kritisiert der Mediziner. Die Folgen solcher Eingriffe würden viel zu wenig bedacht. „Muss eines dieser künstlichen Hüft- oder Kniegelenke ersetzt werden, sind diese Zweitoperationen oft viel kompliziert und stellten für den Patienten eine erhebliche Beeinträchtigung dar.“ Das reiche beim Kniegelenk durch Verlust des Bandapparates bis hin zu achsgeführten Prothesen, bei Hüftprothesen bis hin zum Teilersatz des Beckens. „Und oft seien solche Folgeoperationen schon wenige Jahre nach der Erstoperation erforderlich“, so der Klinikchef.

Grifkas Fazit aus den aktuellen Erfahrungen im Klinikum Bad Abbach: Vor jeder Operation sollten Betroffene unbedingt eine Zweitmeinung einholen. „Immer wieder kommen Patienten zu uns, denen eine Operation empfohlen wurde, obwohl sie gar nicht nötig ist“, sagt Grifka. Vor allem die Zahl der Patienten unter 65 Jahren sei in der letzten Zeit spürbar gewachsen.

Nach Auffassung von Professor Grifka könnten in vielen Fällen bei Gelenkproblemen konservative Maßnahmen helfen oder auch gelenkerhaltende Verfahren angewendet werden. Die Orthopädische Uniklinik in Bad Abbach hat sich in den letzten Jahren auf die Entwicklung solcher Operationen vermeidenden Maßnahmen spezialisiert und erzielt damit gute Heilerfolge.

Zöliakie: Rund um die Autoimmunerkrankung existieren viele Irrtümer

Schätzungsweise einer von 300 Deutschen hat Zöliakie – mitunter ohne davon zu wissen. Denn bei vielen Menschen verursacht die angeborene Autoimmunerkrankung keine Symptome. Bei anderen wiederum sind die Anzeichen derart, dass Ärzte und Betroffene eine Zöliakie lange gar nicht in Betracht ziehen. Denn das „Chamäleon der Inneren Medizin“ äußert sich sehr unterschiedlich. Immer noch bestünden im Zusammenhang mit Zöliakie zahlreiche Irrtümer, sagen Experten im Vorfeld des Kongresses Viszeralmedizin 2014. Welche dies sind und wie die neue Leitlinie „Zöliakie“ Diagnostik und Behandlung der Erkrankung verbessern soll, ist Thema der heutigen Pressekonferenz in Berlin.Zöliakie ist eine angeborene Autoimmunerkrankung bei der es – ausgelöst durch das Klebeeiweiß Gluten in Getreideprodukten – zu einer Entzündung der Dünndarmschleimhaut kommt. „Klassische Symptome einer Zöliakie sind Bauchbeschwerden, allgemeine Verdauungsstörungen oder Durchfall“, sagt Professor Dr. med. Andreas Stallmach, Direktor der Klinik für Innere Medizin am Universitätsklinikum Jena. „Aber auch Müdigkeit, Schlaflosigkeit, Depressionen, Mangelerscheinungen, Kopfschmerzen, unklare leichte Leberwerterhöhungen oder Schilddrüsenfunktionsstörungen können auf sie hinweisen. Mitunter sind sie einziger Indikator, werden aber oft nicht mit der Erkrankung in Verbindung gebracht.“

Zu den weit verbreiteten Fehlannahmen, so die Erfahrung des Internisten, gehöre etwa die Einschätzung, Zöliakie sei vorwiegend eine Erkrankung des Kindesalters, die sich in der Pubertät „auswachse“. „Tatsächlich sind zum

Zeitpunkt der Diagnose Frauen im Mittel zwischen 40 und 45 Jahre alt, bei Männern gibt es zwei Altersgipfel – zwischen 10 und 15 und zwischen 35 und 40 Jahren.“ Zöliakie sei zudem eine lebenslange Erkrankung. Einmal diagnostiziert, sollten Betroffene ihr ein Leben lang durch glutenfreie Ernährung entgegenwirken. „Entgegen häufiger Annahmen ist eine glutenfreie Ernährung auch dann empfohlen, wenn eine nachgewiesene Zöliakie keine offensichtlichen Symptome verursacht und Gluten vermeintlich gut vertragen wird“, so der Experte. Weil eine unbehandelte Zöliakie meist mit einem Mangel an Vitaminen, Spurenelementen sowie mit Blutarmut einhergeht, kann sie sich bei Kindern negativ auf das Wachstum und die Knochenqualität auswirken. Bei Erwachsenen erhöhe eine unentdeckte oder unbehandelte Zöliakie das Risiko für Komplikationen – etwa für die Entwicklung weiterer Autoimmunerkrankungen, in seltenen Fällen sogar für Lymphome des Dünndarms.

Um eine Zöliakie nachzuweisen, untersuchen Mediziner das Blut auf die in der Regel erhöhten Autoantikörper gegen das Enzym „Gewebetransglutaminase“. Wenn die Patienten sich bis zuletzt glutenhaltig ernährt haben, können die Ärzte damit die Erkrankung in der Regel von ähnlichen Leiden wie der Weizenallergie oder einer Nicht-Zöliakie-Weizensensitivität unterscheiden. Ist das Ergebnis nicht eindeutig, helfen genetische Risikomarker im Blut die Zöliakie zu diagnostizieren. Den Verdacht bestätigt dann die Untersuchung von Gewebeproben aus dem Dünndarm.

Das verheimlichte Leiden

Gegen das verheimlichte Leiden
DGVS-Experten: Stuhlinkontinenz ist behandelbar

Berlin – Schätzungsweise fünf Millionen Menschen in Deutschland können die Ausscheidung ihres Stuhls nicht bewusst kontrollieren. Ursache ist mitunter ein Schlaganfall oder auch eine Beckenbodenschwäche. Betroffene schämen sich dafür und versuchen ihr Leiden geheim zu halten. Dabei gibt es wirksame Therapien, mit denen Ärzte Stuhlinkontinenz behandeln und die Beschwerden lindern können, teilt die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) mit.

„Stuhlinkontinenz darf kein Tabuthema sein“, sagt DGVS-Beirat Professor Dr. med. Peter Layer, Direktor der Medizinischen Klinik am Israelitischen Krankenhaus in Hamburg. „Für die meisten Patienten gibt es langfristig wirksame Hilfen.“ Der erste Schritt dabei sei ein offenes Gespräch mit dem Hausarzt. Dieser stellt, wenn nötig, eine Überweisung zum Gastroenterologen aus.

Der Magen-Darm-Spezialist kann dann mit Hilfe einer Endoskopie oder Ultraschall feststellen, ob eine chronische Darmerkrankung vorliegt und den Schließmuskel untersuchen. Anhand der Ergebnisse entscheidet er, welche Therapie für den Patienten in Frage kommt. „Eine häufige Ursache ist beispielsweise eine Schwächung der Beckenbodenmuskulatur, also jener Muskelgruppe, die die Ausgänge von Blase und Darm dicht hält“, erklärt der Experte. Auch Verletzungen durch Geburten und Operationen können die Funktion des Schließmuskels beeinträchtigen. „Bei Menschen mit Diabetes mellitus oder bei Schlaganfallpatienten kann die Nervenwahrnehmung am Darmausgang auch derart abgeschwächt sein, dass der Patient den Stuhldrang nicht mehr bemerkt“, fügt Layer hinzu.

Einem Viertel der Betroffenen hilft es schon, sich anders zu ernähren. „Eine ballaststoffreiche Ernährung erhöht Volumen und Konsistenz des Stuhls, so dass dieser nicht mehr so leicht austreten kann“, erklärt Professor Layer. Medikamente, die den Stuhl fester machen oder die Darmaktivität verringern, unterstützen dabei.

Langfristig lassen sich Beckenboden und Schließmuskel mit gymnastischen Übungen trainieren. Das sogenannte Biofeedback verstärkt den Trainingseffekt. Dabei führt der Arzt eine Sonde durch den After ein, die die Spannung in der Beckenbodenmuskulatur misst. Das Ergebnis liest der Patient auf einer Skala ab. „Patienten, bekommen so ein besseres Gespür für ihre Muskulatur“, berichtet Layer. „Fast 80 Prozent der Behandelten lernen den Schließmuskel wieder zu kontrollieren.“

Hilft die konservative Therapie nicht weiter, kommen auch chirurgische Verfahren in Frage. „Wenn beispielsweise ein Dammriss vorliegt, kann ein Chirurg den defekten Schließmuskel operativ korrigieren“, sagt Layer. Eine weitere Möglichkeit bietet die sakrale Nervenstimulation: dabei baut der Chirurg Elektroden am Darmausgang ein, die den Schließmuskel stimulieren. Mit einer kleinen Fernbedienung kann der Patient diese Elektroden selbst steuern, wenn ein Toilettengang ansteht.

Stuhlinkontinenz trifft Menschen in jedem Alter, doch besonders häufig sind Ältere die Leidtragenden. So kommt eine Erhebung aus den USA zu dem Ergebnis, dass über 15 Prozent der über 70-Jährigen unter Stuhlinkontinenz leiden. Die Betroffenen bemerken den Stuhldrang entweder gar nicht oder können den Stuhl nicht lange genug halten, um die Toilette zu erreichen. Aus Scham trauen sie sich nicht über ihr Problem zu sprechen und versuchen allein mit der Situation zurechtzukommen – mit der Folge, dass sie sich immer mehr zurückziehen und vereinsamen. Oft wird das Problem fälschlich als „Durchfall“ bezeichnet und dann fehlbehandelt. Die DGVS empfiehlt darum auch Angehörigen das Problem anzusprechen und die Betroffenen auf die Möglichkeit medizinischer Hilfe hinzuweisen.

Literatur:
Current and Emerging Treatment Options for Fecal Incontinence.
Rao SS., Journal of Clinical Gastroenterology, 2014 Oct; 48(9):752-64

Gesunder Lebensstil schützt vor grünem Star

Bluthochdruck, Übergewicht und Schlaf-Apnoe schaden den Augen

Berlin – Gefäßverkalkung, Übergewicht, Nikotin und Schlafapnoe schädigen nicht nur das Herzkreislaufsystem, sondern auch die Augen. So zeigt eine Untersuchung, dass jeder zweite Glaukom-Patient an Bluthochdruck, jeder dritte an einem erhöhten Blutfettspiegel oder Diabetes leiden. Gesunde Ernährung und Bewegung sollten demnach auch ein Rezept gegen Augenleiden sein, rät die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG). Laufen oder Fahrradfahren kann den Augeninnendruck vorübergehend senken und somit das Risiko für einen fortschreitenden Sehnervenschaden vermindern.

In Deutschland leiden rund 800.000 Menschen an einem grünen Star, auch Glaukom genannt. Bisher galt ein Augeninnendruck ab 21 mmHg auf der Quecksilbersäule als einzig bekannter Risikofaktor für die Augenerkrankung. Doch die Forschung der vergangenen Jahre hat ergeben, dass Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte, Übergewicht, Nikotingenuss und Diabetes mellitus Typ 2 offenbar ebenfalls die Entwicklung eines Glaukoms fördern können. „Diese Faktoren schädigen erwiesenermaßen die Gefäße und können zu einer Fehlregulation der Gefäße führen“, erläutert Professor Dr. med. Johann Roider, Kongresspräsident der DOG. „Und damit vermutlich auch die Gefäße, die den Sehnerv und die Netzhaut versorgen.“ In der Folge steigt der Augeninnendruck, und die Sehkraft schwindet.

So zeigt eine Fallstudie aus Taiwan, in der Daten von mehr als 76.000 Glaukompatienten analysiert wurden, dass jeder zweite unter Bluthochdruck und jeder dritte an einem erhöhten Blutfettspiegel oder Diabetes leidet. „Das bedeutet nicht, dass Betroffene zwangsläufig ein Glaukom entwickeln“, sagt Professor Dr. med. Anselm Jünemann, Direktor der Klinik für Augenheilkunde der Universitätsmedizin Rostock. „Aber wenn Bluthochdruck, hohe Cholesterinwerte und Übergewicht zusammentreffen, ist eine Glaukom-Vorsorgeuntersuchung ab dem 40. Lebensjahr ratsam.“

Auch Schlaf-Apnoe gilt als Risikofaktor für den grünen Star – jeder zweite schnarchende Glaukom-Patient leidet am Schlaf-Apnoe-Syndrom, fanden Wissenschaftler heraus. Bei dieser Form des Schnarchens kämpfen die Betroffenen mit nächtlichen Atem-Aussetzern. „Der Sauerstoffmangel, der bei den Atemstillständen entsteht, scheint den Augen zu schaden“, erklärt Jünemann. „Ärzte sollten ihre Glaukompatienten deshalb fragen, ob sie schnarchen und womöglich tagsüber unter Müdigkeit leiden.“ Ob ein Schlaf-Apnoe-Syndrom vorliegt, das in jedem Fall mitbehandelt werden sollte, zeigt ein Test im Schlaflabor. Gegen die Atemaussetzer helfen Atemtherapiegeräte, Unterkieferschienen, aber auch Musizieren mit einem Blasinstrument und der Abbau von Übergewicht mit regelmäßiger Bewegung.

Damit wird körperliche Aktivität zu einem wichtigen Element auch in der Glaukomtherapie. Studien haben zeigen können, dass Sport den Augeninnendruck senkt. „Laufen oder Fahrradfahren kann den Augeninnendruck bei Glaukompatienten um bis zu 13 mmHg reduzieren“, so Jünemann. Zwar steigt der Druck anschließend wieder an. „Aber der Wiederanstieg ist um bis zu 50 Prozent verlängert“, erläutert Jünemann. Auch zügiges Gehen über 20 Minuten vermag den Augeninnendruck vorübergehend um 1,5 mmHg zu senken. Zum Vergleich: Ein Anstieg um einen mmHg erhöht das Risiko für einen Gesichtsfeldschaden um zehn Prozent. „Jeder Millimeter Absenkung zählt also“, betont Jünemann.

„Durch einen gesunden Lebensstil mit ausgewogener Ernährung, Nikotinverzicht und regelmäßiger Bewegung können sich Risikopatienten womöglich nicht nur vor einem Herzinfarkt, sondern auch vor grünem Star schützen“, bilanziert DOG-Präsident Roider.

Kinderchirurgen fordern bessere Versorgung

„Tag des Kinderkrankenhauses“ am 21. September

Kinder in Deutschland nicht flächendeckend kinderchirurgisch versorgt

Berlin – Die Zahl kinderchirurgischer Stationen ist hierzulande seit 1994 von 101 auf 81 im Jahr 2012 gesunken. Damit könne von einer flächendeckenden kinderchirurgischen Versorgung keine Rede sein, mahnt die Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH) zum Tag des Kinderkrankenhauses am 21. September. Denn nur in Kinderkliniken sei die bestmögliche Versorgung junger Patienten – auch entsprechend der von der WHO unterstützten Charta für Kinder im Krankenhaus – gewährleistet. Die DGKCH fordert, dass Kinder grundsätzlich in Kinderkliniken mit kinderchirurgischen Abteilungen oder in Zusammenarbeit mit einer kinderchirurgischen Abteilung behandelt werden.

Knochenbrüche, Leistenhernien, Hodenhochstand oder Blinddarmentzündung: Jedes Jahr operieren Kinderchirurgen mehr als 120 000 Kinder. Doch immer noch viel zu viele der erforderlichen Operationen an Heranwachsenden werden durch Erwachsenenchirurgen durchgeführt. Denn ein Großteil der Kliniken betreibt gar keine Abteilung für Kinderchirurgie, sagt Professor Dr. med. Bernd Tillig, Präsident der DGKCH. „Aber auch wenn eine qualifizierte Kinderchirurgie in der Nähe verfügbar ist, kommt es vor, dass ein 6-jähriger in der benachbarten Erwachsenenklinik nach Erwachsenenkriterien operiert wird – und damit nicht die bestmögliche kindgerechte Behandlung erhält“, sagt Dr. med. Tobias Schuster aus Augsburg, der Pressesprecher der DGKCH ist. „Denn Kinderchirurgie ist mehr als Chirurgie am Kind“, gibt er zu Bedenken. Nicht immer lasse sich das Vorgehen aus der Erwachsenenchirurgie 1:1 auf die Behandlung beim Kind übertragen. „Zudem unterscheiden sich die Patienten je jünger sie sind desto mehr von Erwachsenen auch in den Krankheitsbildern, etwa bei komplexe Fehlbildungen des Urogenitaltrakts“, erläutert Tillig. Und selbst bei gleicher Diagnose verlaufen Erkrankungen oft unterschiedlich: „Bei vielen kindlichen Knochenbrüchen genügt ein Gips oder eine Schiene anstelle einer Operation wie in der Erwachsenenchirurgie, denn der wachsende Körper ist bis zu einem gewissen Grad in der Lage, Schäden zu korrigieren“. Eine optimale Behandlung von Kindern und Jugendlichen setze deshalb spezielle Kenntnisse und Erfahrungen über Wachstumsvorgänge und anatomische Strukturen des kindlichen Organismus voraus.

Zudem hätten Kinder – selbst bei vergleichbarem Krankheitsverlauf – andere Bedürfnisse bei der Versorgung im Krankenhaus als Erwachsene, ergänzt Schuster: „Sie brauchen ein auf sie zugeschnittenes Umfeld mit spezialisiertem Pflegepersonal, kindgerechten Verfahren wie Kinderanästhesie oder Kinderintensivmedizin und einer auf kontinuierliche Betreuung und Nachsorge eingestellten Station. Zudem müssen die Eltern in die Behandlung integriert werden“.

Doch die Realität sieht anders aus: Obwohl die Zahl der stationären Fälle seit 1994 fast gleich geblieben ist, sank die Zahl der verfügbaren kinderchirurgischen Betten von etwa 3200 auf rund 1800. Das liegt zum einen an der mittlerweile kindgerecht verringerten Verweildauer im Krankenhaus und an den vermehrt ambulant durchgeführten Eingriffen. Ein wichtiger Grund für den Bettenabbau ist aber auch, dass Krankenkassen die im Vergleich zur Erwachsenenmedizin oft aufwändigeren Leistungen nicht ausreichend bezahlen würden, erläutert Schuster. Auch die sogenannten Vorhaltekosten, also die Besetzung rund um die Uhr mit Personal, seien nicht abgedeckt. Die Folge: Die Häuser machten Verluste, Schließungen seien die Konsequenz.

„Unserer Gesellschaft sollte es wert sein, kranke Kinder bestmöglich behandeln zu lassen“, sagt Tillig. Dazu gehöre eine flächendeckende Versorgung aus hochspezialisierten Zentren und wohnortnahen Versorgungsstrukturen mit definierter Struktur und Qualität. Voraussetzung dafür sei jedoch die bessere Vergütung der medizinischen Leistungen. Sinnvoll findet die DGKCH auch eine Beteiligung bei der Landesplanung, so der Pressesprecher. Hier sei Hamburg, bei der soeben erfolgten Neufassung des Hamburgischen Krankenhausgesetzes, vorbildlich vorgegangen. So wurde bestimmt, dass Kinder grundsätzlich in Kinderkliniken oder -abteilungen behandelt werden müssen.
Mehr über den Tag des Kinderkrankenhauses am 21. September 2014 finden Interessierte unter www.gkind.de.

Quellen:

Wie sichern wir die stationäre und ambulante pädiatrische Versorgung? Auswirkungen des DRG-Systems auf die pädiatrischen Krankenhäuser und Korrekturmöglichkeiten. Vortrag von Dr. med. Nicola Lutterbüse, GKinD, auf der Jahrestagung der DGKJ, Leipzig, 12.09.2014.

Die Charta für Kinder im Krankenhaus. Erläuterte Fassung. In: Der Kinderarzt 21, 1990, Nr. 12, ISSN 0340-5877, S. 1807–1810.

Die Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie
Gegründet im Jahr 1963 schafft die Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH) bis heute Grundlagen für eine bestmögliche kinderchirurgische Versorgung in Deutschland. Dazu gehören Neugeborenenchirurgie, allgemeine Kinderchirurgie und Kindertraumatologie ebenso wie Kinderurologie. Die DGKCH vertritt das Fach in allen wissenschaftlichen, fachlichen und beruflichen Belangen. Derzeit praktizieren hierzulande Fachärzte für Kinderchirurgie in mehr als 80 kinderchirurgischen Kliniken und Abteilungen sowie als Niedergelassene. Kinderchirurgie gehört in die Hände von Kinderchirurgen. Denn ihre Patienten sind keine kleinen Erwachsenen.<

Versorgungslücke im Impfschutz?

DGIM sieht Versorgungslücke im Impfschutz
Blutvergiftung für Menschen ohne Milz besonders gefährlich

Wiesbaden – In Deutschland leben schätzungsweise mehr als 80 000 Menschen ohne Milz, etwa 8 000 Milzentfernungen werden jährlich vorgenommen. Fehlt dem Körper dieses Organ der Immunabwehr, steigt das Risiko einer lebensbedrohlichen Infektion. Dies bestätigt ein aktueller Zwischenbericht einer Studie an 183 deutschen Intensivstationen. Impfungen könnten dies in den meisten Fällen verhindern. Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) weist darauf hin, dass nur 20 Prozent der Menschen ohne Milz ausreichend geimpft sind. Die DGIM nimmt den Welt-Sepsis-Tag am 13. September 2014 zum Anlass, auf diese Versorgungslücke hinzuweisen und empfiehlt Ärzten und Patienten, auf ausreichenden Impfschutz zu achten.

Mit einem Gewicht von 150 bis 200 Gramm ist die Milz der größte Lymphknoten des menschlichen Körpers. Sie filtert das Blut und entfernt dabei Krankheitserreger wie Bakterien und Viren. Dieser Schutz fehlt, wenn Menschen ihre Milz verlieren – etwa durch eine Krebserkrankung oder einen Unfall. Jedes Jahr entfernen Ärzte hierzulande etwa 8000 Menschen die Milz. Die meisten Patienten erholen sich zwar schnell von einer sogenannten Splenektomie, sagt Professor Dr. med. Dr. h. c. Ulrich R. Fölsch, Generalsekretär der DGIM aus Kiel: „Sie können aber nur dann ein normales Leben führen, wenn sie sich vor Infekten wirksam schützen.“ Dazu gehören Impfungen gegen Bakterien, die für Menschen ohne Milz besonders gefährlich sind: Pneumokokken, Meningokokken und Haemophilus influenzae. „Insbesondere Pneumokokken können bei splenektomierten Patienten schwerste Verläufe von Lungen- und Hirnhautentzündungen hervorrufen, die überproportional häufig zu einer schweren Sepsis und Kreislauf- und Organversagen führen“, erläutert Fölsch. Der Körper reagiert auf die Bakteriengifte mit einer heftigen Entzündungsreaktion. Eine solche Sepsis – im Volksmund auch Blutvergiftung genannt – kann lebensbedrohlich verlaufen, am Ende versagen sämtliche Organe.

Zu derartigen Komplikationen kommt es bei bis zu fünf Prozent der Patienten, beschreibt Professor Dr. med. Winfried Kern, Leiter der Abteilung Infektiologie am Universitätsklinikum Freiburg. „Und wenn die Infektion so schwer verläuft, stirbt die Hälfte der Patienten an dieser Komplikation.“ Kern leitete die so genannte „SPLEEN OFF“-Studie an splenektomierten Patienten. Eine Analyse der Krankenakten von 52 Patienten ohne Milz mit schwerer Sepsis ergab, dass die meisten von ihnen keinen ausreichenden Impfschutz hatten: „Nur neun Prozent waren in den letzten fünf Jahren gegen Pneumokokken geimpft worden“, berichtet Kern, der auch der Task Force Infektiologie der DGIM angehört. Bei einem Drittel der Patienten waren Pneumokokken die Verursacher der schweren Sepsis. „Eine Impfung hätte wohl viele Erkrankungen und damit auch viele Todesfälle verhindert“, ist sich der Experte sicher.

Die notwendigen Impfstoffe stehen seit Jahren zur Verfügung. „Der Impfstoff gegen Pneumokokken wurde in den letzten Jahren verbessert, auch die Impfungen gegen Meningokokken und Haemophilus influenzae sind hoch wirksam und gut verträglich für Patienten ohne Milz“, so Kern. Die Impfungen erfolgen in der Regel 14 Tage nach der Splenektomie, bei einem geplanten Eingriff besser bereits 14 Tage vor der Operation. Später müssen Patienten die Impfungen gegen Pneumokokken und Meningokokken regelmäßig auffrischen lassen. Die DGIM rät Menschen ohne Milz außerdem zur jährlichen Grippe-Impfung, da eine Virusgrippe oft den Boden für eine bakterielle Lungenentzündung bereitet. „Da es sich um Risikopatienten handelt, sollte zudem ein Notfallpass verfügbar sein, in dem die Milzentfernung eingetragen ist – und dieser Ausweis sollte auch immer mitgeführt werden“, ergänzt Professor Fölsch. Dies könne im Zweifel lebensrettend sein.

Quelle:

http://asplenie-net.org/spleen-off/

Diabetesbehandlung bei Generation Fastfood & Computer

Verstopfte Gefäße frühzeitig durchlässig machen

Berlin – Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 werden einerseits immer jünger, andererseits immer älter. Angesichts der enormen Herausforderungen, die dem Gesundheitssystem damit bevorstehen, fordern Diabetologen und Gefäßmediziner ein Umdenken in der Diabetestherapie. „Bei Durchblutungsstörungen sind frühe Kathetereingriffe zur Aufdehnung verstopfter Gefäße angezeigt, um Folgeschäden wie Amputationen oder Herzinsuffizienz möglichst lange zu verhindern“, erklärt Professor Dr. med. Dirk Müller-Wieland, Mediensprecher der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). Weil die Generation Computer immer zeitiger an Diabetes Typ 2 erkrankt, sinkt in den USA erstmals seit Jahrzehnten die Lebenserwartung. Vorzeitige Sterblichkeit und massenhafte Frühberentung drohen angesichts der zunehmenden Übergewichtsepidemie auch in Deutschland, warnen die Experten anlässlich der 43. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Angiologie (DGA), die am vergangenen Wochenende in Hamburg zu Ende ging. Experten der DDG hatten an der Tagung teilgenommen.

Gefäßmediziner sehen in ihren Sprechstunden immer häufiger Diabetespatienten, die statt mit 60 bereits mit 45 Jahren an schweren Durchblutungsstörungen leiden. „Oft genug ist das die Quittung für Übergewicht, Bewegungsmangel und Rauchen“, berichtet Dr. med. Holger Lawall, Kongresspräsident der 43. Jahrestagung der DGA. Zunächst könne ein Stent helfen, die Gefäße wieder durchgängig zu machen, später ein Bypass. „Anschließend sind die Patienten vielleicht 55 Jahre alt und ausbehandelt. Und was machen wir dann?“, fragt Gefäßexperte Lawall. Stammzell- und Gentherapie als weitere Therapieoptionen stehen in absehbarer Zeit vermutlich nicht zur Verfügung.

Vor diesem Hintergrund plädieren die Mediziner dafür, Gefäßprobleme rechtzeitig und möglichst schonend zu behandeln – insbesondere Durchblutungsstörungen in den Beingefäßen, die ein großes Problem bei Diabetespatienten darstellen. Sie können zum diabetischen Fußsyndrom (DFS) führen, zu Gefühlsstörungen, Geschwüren und offenen Wunden. „Das DFS wird etwa eine Million der jetzt lebenden Deutschen im Laufe ihres Lebens treffen“, berichtet Lawall. „Derzeit wendet Deutschland für das DFS jährlich 2,5 Milliarden Euro auf.“ Bei achtzehn Prozent der Betroffenen kommt es innerhalb von fünf Jahren zu einer Amputation, wie Studien belegen.

Grundsätzlich stehen zwei effektive Verfahren in der Gefäßmedizin zur Verfügung, um verstopfte Gefäße wieder durchlässig zu machen – die offene Bypasschirurgie oder ein Kathetereingriff mit Ballonerweiterung und/oder Stent. „Sofern technisch verfügbar, lautet die gemeinsame Empfehlung von Diabetologen und Gefäßmedizinern: erst Kathetereingriff, dann Operation“, erläutert Professor Dr. med. Stephan Matthaei, Chefarzt des Diabeteszentrums am Christlichen Krankenhaus Quakenbrück. Dieses Vorgehen stelle sicher, dass eine Amputation möglichst lange verhindert werden könne oder, sofern unumgänglich, sich auf einen Teil des Vorderfußes beschränke. „Bei beiden Verfahren können in 80 Prozent der Fälle die Beine erhalten werden“, so Matthaei. Idealerweise sollte der Arzt bei einem Kathetereingriff gleich mehrere Gefäße behandeln.

Ein Kathetereingriff hat bei älteren Diabetespatienten zudem den Vorteil, dass sie sich in der Regel schneller wieder erholen und das Krankenbett verlassen können. „Ab diesem Zeitpunkt ist eine angemessene Nachsorge ebenfalls sehr wichtig“, betont Privatdozent Dr. med. Erhard Siegel, Präsident der DDG. So raten die Ärzte den Patienten nach einem Gefäßeingriff häufig, gezielt Sport zu treiben, um die Durchblutung zusätzlich zu fördern. „Die Erfahrung zeigt, dass Diabetespatienten in einer Diabetiker-Sportgruppe oftmals besser aufgehoben sind als in einer Gefäßsportgruppe“, ergänzt Müller-Wieland. „Bei älteren Diabetespatienten sollte der Blutzucker zudem nicht mehr so streng eingestellt werden, ein HbA1c-Wert von 8,5 reicht aus“, meint der DDG-Experte.