Archiv der Kategorie: Gesundheit

Kurzsichtigkeit wächst mit dem Bildungsgrad

Abi und Studium schlecht für die Augen

München – Wer länger lernt, braucht eine stärkere Brille – zu dieser Schlussfolgerung kommt eine Studie der Universitätsmedizin Mainz. Ein hoher Bildungsgrad und viele  Schuljahre gehen mit häufigerer und stärkerer Kurzsichtigkeit einher, so berichten Wissenschaftler in der Fachzeitschrift „Ophthalmology“. Mögliche Ursachen seien Lesen, der Blick auf den Computer und ein Mangel an Tageslicht. Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) rät Schülern und Studenten deshalb zu Lernpausen für die Augen und regelmäßigem Aufenthalt im Freien.

Die Mainzer Forscher untersuchten im Rahmen der Gutenberg-Gesundheitsstudie die Sehstärke von 4658 Menschen im Alter von 35 bis 74 Jahren. Dabei erwiesen sich mehr als die Hälfte der Hochschulabsolventen als kurzsichtig, während bei den Probanden ohne höhere Schulbildung nur jeder Vierte von der Sehschwäche betroffen war. „Ursache dafür ist vermutlich die Naharbeit, die den Alltag von Studierenden bestimmt“, sagt der Direktor der Mainzer Augenklinik und Initiator der Gutenberg-Studie, Professor Dr. med. Norbert Pfeiffer. „Laut aktueller Studienlage, tragen stundenlanges Lesen, Fernsehen und Arbeiten am Computer zur Verschlechterung des Sehvermögens bei.“

Die Anzahl der Kurzsichtigen erhöhte sich im Lauf der letzten Jahrzehnte erheblich: In allen Industrienationen weltweit ist mindestens ein Drittel der Bevölkerung kurzsichtig, in manchen Großstädten Asiens sogar fast 90 Prozent. Die Gründe für diesen Anstieg sind noch nicht eindeutig geklärt. „Studien haben jedoch gezeigt, dass Umweltfaktoren wie Bildung, Beruf und Freizeitgestaltung eine entscheidende Rolle spielen“, sagt Professor Dr. med. Christian Ohrloff, Pressesprecher der DOG aus Frankfurt.

Dass Kurzsichtigkeit – fachsprachlich auch Myopie genannt – überwiegend erblich und damit angeboren ist, bestätigen auch die aktuellen Ergebnisse nicht: „Die rapide Zunahme der Myopie, vor allem in Asien, lässt sich nicht mit genetischen Faktoren erklären“, sagt Privatdozent Dr. med. Alireza Mirshahi, der die Untersuchung in Mainz geleitet hat. „Wir haben 45 verschiedene genetische Faktoren getestet, aber im Vergleich zum Bildungsstand hatten sie einen viel geringeren Einfluss.“ Vieles spreche dafür, dass Umwelteinflüsse die Entstehung der Kurzsichtigkeit befördern.

Die Ursache für die Fehlsichtigkeit liegt in einem zu langen Augapfel: Die einfallenden Lichtstrahlen bilden ihren Brennpunkt nicht auf der Netzhaut, sondern davor. Dadurch erscheinen ferne Gegenstände verschwommen. Aber nicht nur das Sehen wird für die Betroffenen zum Problem. Schon mäßige Kurzsichtigkeit von -1 bis -3 Dioptrien verdoppelt das Risiko für Folgeerkrankungen wie Netzhautablösung, Grünen oder Grauen Star.

Alle Versuche, das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit mit Brillen oder Medikamenten zu heilen oder aufzuhalten, zeigen bislang keinen Erfolg. Aus aktuellen Studien geht jedoch hervor, dass Schüler, die viel Zeit im Freien verbringen, seltener von Kurzsichtigkeit betroffen sind, als Stubenhocker. „Helles Tageslicht scheint sich regulierend auf das Wachstum der Augen auszuwirken“, meint Professor Christian Ohrloff. Auch die Autoren der Mainzer Studie empfehlen Frischluft zur Vorsorge: Da Schüler und Studierende einem höheren Risiko ausgesetzt sind, kurzsichtig zu werden, sei es sicherlich sinnvoll, dass sie dem vorbeugen, indem sie mehr Zeit im Freien verbringen.

Quellen:

Mirshahi A. et al. (2014), Myopia and Level of Education: Results from the Gutenberg Health Study, Ophthalmology,

DOI:10.1016/j.ophtha.2014.04.017

DOG: Forschung – Lehre – Krankenversorgung
Die DOG ist die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft für Augenheilkunde in Deutschland. Sie vereint unter ihrem Dach mehr als 6500 Ärzte und Wissenschaftler, die augenheilkundlich forschen, lehren und behandeln. Wesentliches Anliegen der DOG ist es, die Forschung in der Augenheilkunde zu fördern: Sie unterstützt wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und gibt wissenschaftliche Fachzeitschriften heraus. Darüber hinaus setzt sich die DOG für den wissenschaftlichen Nachwuchs in der Augenheilkunde ein, indem sie zum Beispiel Stipendien vor allem für junge Forscher vergibt. Gegründet im Jahr 1857 in Heidelberg ist die DOG die älteste medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft der Welt.

Neues Diagnose-Verfahren erkennt Erbkrankheiten

PhenIX kann aus Gen- und Symptom-Analysen genetische Erkrankungen sicher und schnell erkennen

Berlin, 05.09.2014 Genetisch bedingte Krankheiten bedeuten für Betroffene oft eine Odyssee von Arzt zu Arzt. Weniger als die Hälfte der Patienten, bei denen der Verdacht auf eine genetische Erkrankung besteht, erhalten bislang eine zufrieden stellende Diagnose. Wissenschaftler der Charité – Universitätsmedizin Berlin und des Max-Planck-Instituts für molekulare Genetik haben jetzt ein Testverfahren entwickelt, mit dem sich die Aussichten auf eine Diagnose für Betroffene deutlich erhöhen. Das Verfahren ist für medizinische Einrichtungen frei zugänglich und kann ab sofort eingesetzt werden. Die Ergebnisse sind in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift *Science Translational Medicine publiziert.

 

Der erste Schritt zur richtigen Behandlung ist die genaue Diagnose – doch selbst in unbehandelbaren Fällen ist sie von unschätzbarem Wert. »Das gibt immerhin die Gewissheit, dass die Erkrankung nicht selbst verschuldet ist«, sagt Prof. Dr. Peter Robinson, Wissenschaftler am Institut für Medizinische Genetik und Humangenetik der Charité und einer der Entwickler des neuen Diagnoseverfahrens Phenotypic Interpretation of eXomes (PhenIX). Bisher wurde bei solchen Krankheiten lediglich eine genetische Analyse durchgeführt, die aber oft für eine genaue Erkenntnis oft nicht ausreicht. Problematisch ist bei allen Tests, dass die individuelle Vielfalt der Erbsubstanz der Patienten eine diagnostische Analyse erschwert – unter Millionen von genetischen Abweichungen, die jeder Mensch in sich trägt, gilt es, die eine ausschlaggebende zu finden.

 

Um dieses Problem zu lösen, haben die Berliner Wissenschaftler ein neuartiges diagnostisches Verfahren entwickelt. Im Gegensatz zu früheren Tests kombiniert PhenIX die Analyse der genetischen Unregelmäßigkeiten mit dem klinischen Krankheitsbild des Patienten. Im ersten Schritt wird gezielt nach etwa 3000 Genen gesucht, die dafür bekannt sind, Krankheiten zu verursachen. Dafür haben die Wissenschaftler systematisch öffentlich zugängliche Datenbanken durchsucht und eine Liste von bekannten Gendefekten erstellt. Ist dies geschehen, bleiben üblicherweise noch einige hundert genetische Unregelmäßigkeiten im Genom des Patienten als Kandidaten für den Verursacher der Krankheit. Im zweiten Schritt durchsucht der behandelnde Arzt die Human Phenotype Ontology (HPO), eine an der Charité zuvor bereits entwickelte Datenbank, nach den Symptomen des Patienten. Betrachtet der Arzt nun die Schnittmenge der beiden Analyseverfahren, bleibt eine Kandidatenliste von oft nicht mehr als 20 möglichen Ursachen für die Erkrankung, inklusive Rangfolge nach Wahrscheinlichkeit. Nun ist es nicht mehr schwer, diese der Reihe nach durchzugehen und zu testen.

 

In einer Pilotstudie wurde eine Gruppe von Patienten untersucht, deren genetische Erkrankung bereits bekannt war. PhenIX diagnostizierte ausnahmslos korrekt. Zudem stellten sich weitere Erkrankte der Behandlung, bei denen trotz intensiver, teils jahrelanger Bemühungen und Untersuchungen bislang keine Diagnose gestellt werden konnte. Mithilfe des neuen Verfahrens wurde bei über 25 Prozent dieser Patienten die genaue Krankheitsursache ermittelt.

 

Für Kliniken, die über die notwendige technische Ausstattung verfügen, ist PhenIX bereits frei zugänglich. »Durch die Kombination von klinischem Befund und genetischer Analyse ist uns ein großer Schritt gelungen – für den Arzt bedeutet das neue Verfahren gerade mal zwei Stunden Arbeit«, sagt Dr. Robinson. Und er verspricht: »Auch in Zukunft wird es immer eine frei verfügbare Version des Programms geben.« Verbesserungsmöglichkeiten sieht er noch in einer einheitlicheren Bedienung der Datenbanken. »Ärzte wissen manchmal nicht genau, wie sie ein Symptom beschreiben sollen, oder sie kennen es unter unterschiedlichen Namen.“ Hier könnten gewisse Richtlinien die Suche erfolgreicher machen – damit die Diagnose künftig noch schneller und genauer wird.

 

*Tomasz Zemojtel, Sebastian Köhler, Luisa Mackenroth, Marten Jäger, Jochen Hecht, Peter Krawitz, Luitgard Graul-Neumann, Sandra Doelken, Nadja Ehmke, Malte Spielmann, Nancy Christine Øien, Michal R. Schweiger, Ulrike Krüger, Götz Frommer, Björn Fischer, Uwe Kornak, Ricarda Flöttmann, Amin Ardeshirdavani, Yves Moreau, Suzanna E. Lewis, Melissa Haendel, Damian Smedley, Denise Horn, Stefan Mundlos, Peter N. Robinson: «Effective diagnosis of genetic disease by computational phenotype analysis of the disease-associated genome». Science Translational Medicine. doi: 10.1126/scitranslmed.3009262

Knochenmark ist nicht Rückenmark

DSD-Aufklärungskampagne: Knochenmark ist nicht Rückenmark – Wissen ist Leben

DSD-Logo_CMYKImmer wieder passiert es, dass das zur Stammzellspende be- nötigte Knochenmark mit dem nicht transplantierbaren Rü- ckenmark verwechselt wird. Die Deutsche Stammzellspender- datei (DSD) geht mit einer Aufklärungsoffensive gegen diese Verwechslung vor und nimmt den Menschen die Angst vor einer Stammzellspende.

Die DSD ist die achtgrößte von insgesamt 26 Stammzellspender- dateien in Deutschland und geht mit einer Aufklärungskampagne gegen die Verwechslung von Knochenmark und Rückenmark vor. Mit Plakaten, Anzeigen, Information in Transplantationszentren, in Arztpraxen und mit ihrem Partnerschulprojekt bietet die DSD den potentiellen Spendern neben der Infrastruktur zur Stammzellspen- de vor allem einen persönlichen Ankerpunkt. Es geht darum Hei- mat zu sein – für alle, die Leben retten wollen. Und Heimat ist, wo man sich auskennt. Deshalb ist umfangreiche Information und eine intensive Auseinandersetzung mit den Spendern so wichtig. Denn: Wissensdefizit ist die Quelle für Skepsis.

„Knochenmark hat mit dem Rückenmark nichts zu tun,“ erklärt Heinz Robens, Geschäftsführender Gesellschafter der DSD. „Die für eine Heilung notwendigen Stammzellen befinden sich im Kno- chenmark der großen Knochen in unserem Körper. Darüber muss aufgeklärt werden.“ Rückenmark – so Robens weiter – sei ein Teil des zentralen Nervensystems und könne nicht transplantiert wer- den. Und oft sei eine Knochenmarkspende für die Stammzell- transplantation auch gar nicht notwendig. In ca. 95% der Fälle werden Stammzellen aus dem zirkulierenden Blut gewonnen (pe- riphere Stammzellentnahme).

Endokrinologen raten: Nur echten Testosteronmangel behandeln

Altersbeschwerden nicht mit Hormondefizit verwechseln
Endokrinologen raten: Nur echten Testosteronmangel behandeln

Alterskompetenz KopieBochum – Bei vielen Männern geht besonders ab dem sechzigsten Lebensjahr die Produktion der Geschlechtshormone in den Hoden deutlich zurück. Kommen Beschwerden wie Antriebsschwäche, Müdigkeit oder Libidoverlust auf, denken manche Betroffene, es läge am Wenigerwerden der männlichen Sexualhormone. Ein echter Testosteronmangel in dieser Altersgruppe ist jedoch nach Einschätzung der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) selten. In Deutschland sind nur drei bis fünf Prozent der Männer betroffen. Eine Behandlung sollte wegen möglicher Risiken nur erfolgen, wenn es tatsächlich zu Symptomen bei gemessenem Testosteronmangel gekommen ist.

Der Testosteronspiegel des Mannes sinkt schon in früheren Jahren jedes Jahr um ein bis zwei Prozent. Dieser natürliche Prozess hat meist keine spürbaren Auswirkungen. Bei Männern über 60 Jahren ist das anders. Sie fühlen sich mitunter nicht mehr vital, die Muskelmasse schwindet, das Fettgewebe wird mehr. Wenn dann noch die Libido nachlässt, sogar Hitzewallungen und depressive Verstimmungen dazu kommen, ist die Irritation groß. „In dieser Situation fallen Medienberichte über die Folgen eines Testosteronmangels im Alter natürlich auf fruchtbaren Boden“, weiß Professor Helmut Schatz, Mediensprecher der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) aus Bochum. In diesen Berichten würden die Zusammenhänge allerdings stark vereinfacht. „Altersbeschwerden werden generell auf einen Testosteronmangel zurückgeführt. Manchmal wird das Hodenhormon noch immer als Quelle der Jugend angepriesen“, kritisiert Professor Schatz. In den USA fordern die Hersteller von Hormonpräparaten in sogenannten „Low Testosterone“-Kampagnen ältere Männer zum Hormontest auf. Auch in Deutschland häufen sich bei den Endokrinologen die Anfragen von Männern, die über Müdigkeit, Nachlassen des Sexualtriebes, erektile Dysfunktion und Energieverlust klagen und um die Verordnung eines Testosteron-Präparates (Spritze oder Gel) bitten.

Doch die Position der DGE ist zurückhaltend. Mit ein Grund sind zwei neuere Publikationen im amerikanischen Ärzteblatt JAMA vom November 2013 und in der Fachzeitschrift PLoS One vom 29. Januar 2014. Beide Studien berichten über vermehrte Herzinfarkte, Schlaganfälle und eine erhöhte Gesamtsterblichkeit bei Männern, die mit Testosteron behandelt wurden. Ein ursächlicher Zusammenhang sei nicht erwiesen, sagt Professor Schatz. Diese Studien weisen erhebliche Mängel auf und werden von Experten stark kritisiert. Eine Gruppe von international renommierten Andrologen und Endokrinologen setzt sich sogar dafür ein, dass der JAMA-Artikel zurückgezogen wird. Derzeit prüfen die US-Amerikanische Arzneibehörde FDA und die europäische EMA den Zusammenhang. Eine laufende Testosterontherapie sollte nicht abgebrochen werden, meint der Hormonexperte.

Dass eine Testosteronbehandlung bei einem nachgewiesenen Hormonmangel begründet ist, steht außer Zweifel. Professor Eberhard Nieschlag, ehemaliger Direktor des heutigen Centrums für Reproduktionsmedizin und Andrologie am Universitätsklinikum Münster, fasst die derzeitige Datenlage zusammen. Zwar sei die Zahl der betroffenen Männer geringer als früher angenommen. Statt zehn bis 30 Prozent, wie noch vor wenigen Jahren vermutet, hätten nur drei bis fünf Prozent der 60- bis 79-Jährigen einen Testosteronmangel, der den Libidomangel und andere Symptome erklärt. Diesen Männern könne durch eine Hormontherapie geholfen werden, betont Professor Nieschlag.

Voraussetzung für eine Verordnung von Testosteron ist die genaue Erfassung der Symptome, wobei der Libidomangel die zentrale Beschwerde ist. Professor Nieschlag rät allen Männern mit verminderter Libido und erektiler Dysfunktion zum Labortest. Dazu gehören auch Männer mit Übergewicht, erhöhtem Blutdruck, erhöhten Blutfetten und erhöhtem Blutzucker, bei denen es häufiger zur Potenzstörungen kommt. Dies gilt insbesondere für Männer mit Diabetes Typ 2. „Eine Begleitbehandlung mit Testosteron kann bei diesen Männern eine Potenzstörung lindern“, sagt Professor Nieschlag: „Ein Testosteronpräparat (transdermales Gel oder Spritze) kann zusammen mit Lebensstiländerungen wie Diät und Sport positiv wirken. Eine frühzeitige, niedrig dosierte Testosterontherapie kann bei nachgewiesenem Mangel der Entwicklung eines Diabetes Typ 2 und einer Erkrankung der Herzkranzgefäße entgegen wirken.“

Die Hormonpräparate sollten jedoch von einem Facharzt verschrieben werden. Männer mit Prostatakrebs, mit vermehrten roten Blutzellen, unbehandelter obstruktiver Schlafapnoe oder unbehandelter schwerer Herzschwäche dürfen nicht mit Testosteron behandelt werden, warnen die Experten.

Literatur:
E. Nieschlag: Testosteronsubstitution /-therapie bei Altershypogonadismus? In: Endokrinologie Informationen 2014; Sonderheft, S. 11-15
Blog-Beitrag von Prof. Schatz, 24. Juni 2014
Blog-Beitrag von Prof. Schatz, 3. Mai 2014

Endokrinologie ist die Lehre von den Hormonen, Stoffwechsel und den Erkrankungen auf diesem Gebiet. Hormone werden von endokrinen Drüsen, zum Beispiel Schilddrüse oder Hirnanhangdrüse, aber auch bestimmten Zellen in Hoden und Eierstöcken, „endokrin“ ausgeschüttet, das heißt nach „innen“ in das Blut abgegeben. Im Unterschied dazu geben „exokrine“ Drüsen, wie Speichel- oder Schweißdrüsen, ihre Sekrete nach „außen“ ab.

Entzündlicher Rückenschmerz oft jahrelang fehlgedeutet

Neue DGRh-Leitlinie soll Früherkennung einer Spondyloarthritis verbessern

Düsseldorf – Chronische Rückenschmerzen entstehen meist durch überstrapazierte oder einseitig belastete Muskeln, Sehnen und Bänder. Andere Ursachen lassen Ärzte bei der Diagnose häufig außer Acht. Dabei kann auch eine rheumatisch-entzündliche Erkrankung der Wirbelsäule Grund für die Schmerzen sein: Rund eine Million Menschen in Deutschland leiden an der sogenannten axialen Spondyloathritis (SpA), deren bekannteste Unterform der Morbus Bechterew (ankylosierende Spondylitis) ist. Wegen der unspezifischen Frühsymptome diagnostizieren Ärzte eine SpA oft erst mit jahrelanger Verspätung. Um dem entgegenzuwirken, wurde unter Leitung der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) eine neue S3-Leitlinie erarbeitet, die sie am 18. September auf einer Pressekonferenz in Düsseldorf anlässlich ihres 42. Jahreskongresses erläutert.

„Zwischen dem Auftauchen erster Symptome einer SpA und der Diagnose liegen im Durchschnitt mehrere Jahre“, sagt Dr. med. Uta Kiltz vom Rheumazentrum Ruhrgebiet in Herne, Autorin der neuen DGRh-Leitlinie. Erste Symptome der Erkrankung sind tiefsitzende, häufig nächtlich auftretende Rückenschmerzen und eine Steifigkeit der Wirbelsäule. Patienten mit diesen Beschwerden gehen in erster Linie zu Ärzten ohne rheumatologische Erfahrung, die die SpA nicht sofort im Blick haben.

„Die Erkrankung äußert sich meist erstmals im zweiten bis dritten Lebensjahrzehnt“, erklärt Kiltz. „Bei Patienten, die jünger als 45 Jahre alt sind und länger als drei Monate an chronischen Rückenschmerzen leiden, sollte der behandelnde Arzt unbedingt der Frage nachgehen, ob eine Entzündung dahintersteckt.“ Dies kann zum Beispiel dann der Fall sein, wenn sich die Schmerzen bei Bewegung verbessern, wenn sie vor allem in der zweiten Nachthälfte auftreten und so stark sind, dass der Betroffene aufwacht, oder wenn entzündungshemmende Schmerzmittel – nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) – Linderung verschaffen. Sprechen die Symptome für eine SpA, ist eine Überweisung an einen Rheumatologen angebracht.

Denn je früher der Patient effektiv therapiert wird, umso besser: Die mit einer Häufigkeit von etwa 0,5 Prozent in Deutschland verbreitete Erkrankung geht mit vielfältigen rheumatischen Beschwerden auch außerhalb des Skelett- und Gelenksystems einher, darunter Schuppenflechte (Psoriasis) oder eine entzündliche Erkrankung im Augeninneren, Uveitis. Bei etwa der Hälfte der SpA-Betroffenen lassen sich außerdem Darmentzündungen nachweisen.

„Die DGRh empfiehlt Betroffenen eine Kombination aus Medikation, Bewegung sowie einer Patientenschulung“, betont Professor Dr. med. Matthias Schneider vom Universitätsklinikum Düsseldorf, Tagungspräsident des DGRh-Kongresses. Als Medikamente der ersten Wahl gelten NSAR. Patienten, die darauf nicht ansprechen, raten  Rheumatologen TNF-alpha-Blocker zu verordnen, Biologika, die in den Entzündungsprozess eingreifen. Über Diagnose und Therapie der SpA sprechen Rheumatologen auf der Pressekonferenz am 18. September 2014 im Rahmen des DGRh-Kongresses in Düsseldorf.

Quellen:

Baraliakos X, Kiltz U, Heldmann F, Braun J. Modernes Konzept der axialen Spondyloarthritis. Arthritis + Rheuma (Schattauer) 2013; Heft 2:71-75

Braun J, Baraliakos X, Heldmann F, Kiltz U. Was ist gesichert in der Therapie der axialen Spondyloarthritis. Der Internist 2013;54(12):1590-8.

 

Neue Methode hilft bei der Aufklärung von Krankheitsausbrüchen

EHEC, Salmonella & Co: Neue Methode hilft bei der Aufklärung von Krankheitsausbrüchen

BfR entwickelt gemeinsam mit Kooperationspartnern eine computer-gestützte Methode, die Verkaufszahlen analysiert, um verdächtige Lebensmittel schneller zu identifizieren

„Im Fall eines Krankheitsausbruchs, der durch Erreger wie EHEC, Campylobacter oder Salmonellen in Lebensmitteln ausgelöst wird, müssen die verunreinigten Lebensmittel schnellst möglich identifiziert werden, um die Anzahl der erkrankten Personen gering zu halten“, sagt Professor Dr. Dr. Andreas Hensel, Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Das BfR hat in Zusammenarbeit mit dem IBM Almaden Research Center und der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health eine wahrscheinlichkeitsbasierte Methode entwickelt, die dazu beitragen kann, die Aufklärung von Krankheitsausbrüchen zu beschleunigen. Durch den Vergleich der Verteilungsmuster einzelner Lebensmittel mit dem Verteilungsmuster der gemeldeten Krankheitsfälle lässt sich die Gruppe von Lebensmitteln eingrenzen, die als Ursache des Krankheitsausbruchs in Frage kommen. Verglichen werden Daten über Verkaufsmengen und -orte von Lebensmitteln mit den Orten des Krankheitsausbruchs. Ist der Krankheitsausbruch auf ein einziges Lebensmittel zurückzuführen, lässt sich mit dieser Methode das Lebensmittel sehr effizient ermitteln. Voraussetzung ist, dass die entsprechenden produktbezogenen Verkaufsdaten vorliegen. Das ist insbesondere bei abgepackten Lebensmitteln der Fall, die mit einer eindeutigen Produktnummer gekennzeichnet sind.

Angesichts komplexer und häufig internationaler Warenströme kann es unter Umständen lange dauern, die Ursache eines Krankheitsausbruchs herauszufinden. Vor diesem Hintergrund kann die neu entwickelte wahrscheinlichkeitsbasierte Methode dazu beitragen, verunreinigte Lebensmittel zu identifizieren und Krankheitsausbrüche schneller aufzuklären. Der computergestützte Vergleich von Verteilungsmustern einzelner Lebensmittel mit dem Verteilungsmuster von Krankheitsfällen, die dem Ausbruch zugeordnet werden, ermöglicht die schnelle Eingrenzung auf die Gruppe von Lebensmitteln, die als Ursache des Ausbruchs in Frage kommt. Zu den Verkaufsdaten gehören beispielsweise Informationen, welche Lebensmittel in welcher Menge an welchen Orten verkauft wurden. Grundannahme des Verfahrens ist, dass es in den meisten Fällen einen engen räumlichen Zusammenhang zwischen den Verkaufsorten und Verkaufsmengen von Lebensmitteln und dem Auftreten von Krankheitsfällen gibt. Geeignet ist es daher insbesondere, wenn die Ausbruchsursache auf ein einziges Lebensmittel zurückzuführen ist und dieses ausschließlich von einem Hersteller produziert wird. Derzeit wird das Verfahren weiter entwickelt, so dass es zukünftig auch erfolgreich eingesetzt werden kann, wenn mehrere kontaminierte Lebensmittel die Ausbruchsursache darstellen. Das kann der Fall sein, wenn beispielsweise eine verunreinigte Zutat in verschiedenen Lebensmitteln enthalten ist.

Bei der Aufklärung von Krankheitsausbrüchen, die auf Lebensmittel zurückzuführen sind, kommt eine Vielzahl von Methoden zum Einsatz. Dazu gehören neben dem Nachweis des Krankheitserregers im Lebensmittel beispielsweise auch epidemiologische Methoden wie die Befragung von Patienten und die anschließende Rückverfolgung entlang der Lebensmittellieferketten. Die wahrscheinlichkeitsbasierte Methode zur Identifizierung von  Lebensmitteln, die mit Krankheitserregern verunreinigt sein könnten, ist als ein zusätzliches Werkzeug zur Unterstützung der Ausbruchsaufklärung zu verstehen.

Getestet wurde die Methode an realen Lebensmittelverkaufsdaten aus Deutschland in Verbindung mit fiktiven, computergenerierten Ausbruchsszenarien. Eine detaillierte Beschreibung der Methode wurde kürzlich in der Zeitschrift PLOS Computational Biology veröffentlicht.

Der Artikel ist unter dem folgenden Link verfügbar:

http://www.ploscompbiol.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pcbi.1003692

Eine Verknüpfung von produktbezogenen Verkaufsdaten, die bei vielen Handelsunternehmen in Echtzeit vorliegen, mit Informationen zu Krankheitsfällen, die den zuständigen Behörden gemeldet werden, ist bislang nicht als Methode zur Ausbruchsanalyse etabliert. Daher ist dieser wissenschaftliche Beitrag auch eine Anregung, über neue Kooperationsformen zwischen Unternehmen des Lebensmittelhandels und den Behörden zu diskutieren.

Die Forschungsförderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung im Rahmen des Projekts „SiLeBAT – Sicherstellung der Futter- und Lebensmittelwarenkette bei bio- und agroterroristischen (BAT-) Schadenslagen“ hat wesentlich zur Entwicklung dieser Methode beigetragen. Weitere Informationen zum Projekt SiLeBAT stehen auf der folgenden Seite zur Verfügung:

http://www.silebat.de/

Über das BfR

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftliche Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.

Hepatitis C Virus Genotype 1 is Most Prevalent Worldwide

Non-genotype 1 Infections Comprise over 50% of all HCV Cases

In one of the largest prevalence studies to date, researchers from the U.K. provide national, regional, and global genotype prevalence estimates for the hepatitis C virus (HCV). Findings published in Hepatology, a journal of the American Association for the Study of Liver Diseases, indicate that genotype 1 is the most prevalent worldwide, with over 83 million patients infected of which one-third reside in East Asia. Genotype 3, at just over 54 million cases, is the next most prevalent, followed by genotypes 2, 4, 6, and 5.

Despite efforts to control HCV, it remains one of the most prevalent diseases globally, with up to 150 million patients living with chronic infection according to the World Health Organization (WHO). Previous research shows that chronic HCV leads to the development liver cirrhosis, hepatocellular carcinoma (HCC) or liver cancer, liver failure and death. WHO reports that 350,000 to 500,000 deaths each year are caused by liver diseases related to HCV.

“While the HCV infection rate is decreasing in developed countries, deaths from liver disease secondary to HCV will continue increasing over the next 20 years,” explains lead co-author Dr. Jane Messina with the University of Oxford in the U.K. “Understanding the global trends in the genetic makeup of HCV is the focus of our study and imperative in developing new treatment strategies that may save millions of lives around the world.”

Researchers identified 1,217 medical studies between 1989 (the year HCV was discovered) and 2013 that reported HCV genotypes. The data were then combined with HCV prevalence estimates from the WHO Global Burden of Disease project. Roughly 90% of the global population, representing 117 countries was included in this study.

Analysis shows that HCV genotype 1 is the most prevalent at 46% of all HCV cases, followed by genotype 3 at 30%; genotypes 2, 4, and 6 with a combined total of 23% and genotype 5 at less than 1%. Researchers highlight that genotypes 1 and 3 are most dominant regardless economic status, but found lower-income countries had larger concentrations of genotypes 4 and 5.

Dr. Eleanor Barnes with the University of Oxford adds, “Advances in therapeutics are minimal for cases of non-genotype 1 HCV, which comprise more than half of all HCV cases. Our study provides evidence of genotype prevalence for specific countries and regions that will help improve access to new viral therapies to combat HCV.”

Monday, July 28, 2014 is World Hepatitis Day—a day organized by WHO to increase awareness and understanding of viral hepatitis.

Freiburger Uni-Klinik meldet: Keine Gefahr durch „Vampir-Grippe“

Freiburger Forscher haben ein neu entdecktes Influenzavirus aus
Fledermäusen auf sein Gefahrenpotential untersucht / Veröffentlichung der
Ergebnisse in Nature Communications

Fledermäuse spielen eine sehr große Rolle als Überträger und Reservoir
verschiedenster humanpathogener Viren, wie z.B. Ebola, SARS, Masern, Mumps
oder Erregern von Hirnhautentzündungen.

2012 wurden in Guatemala in Fledermäusen (Sturnira lilium) erstmals
Gensequenzen eines neuartigen, möglicherweise den Menschen gefährdenden
Influenza-Virus (H17N10) entdeckt.  Einer Forschergruppe am Institut für
Virologie des Universitätsklinikums Freiburg um Professor Dr. Martin
Schwemmle ist es nun erstmals gelungen, dieses Virus zu studieren und
Entwarnung für eine potentielle Ausbreitung auf den Menschen zu geben. Die
Ergebnisse der Forschungsgruppe wurden nun in der renommierten
Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht.

Die vor zwei Jahren im Blut von Fledermäusen in Mittelamerika entdeckten
genetischen Spuren eines neuen Grippe-Erregers lösten nicht nur unter
Wissenschaftlern ein reges Interesse aus. Auch das Medienecho war hoch und
gipfelte in der Schlagzeile „Kommt jetzt die Vampir-Grippe?“. Freiburger
Wissenschaftler konnten nun die Fledermaus-Influenza-Viren mit Hilfe eines
daraus abgeleiteten künstlich hergestellten (chimären) Virus aus sechs
Genen des Fledermaus-Genoms und zwei Genen der Viren-Oberfläche eines
bereits bekannten Influenza-A-Virus einer detaillierten Analyse
unterziehen.

„Unsere Studien ergaben, dass diese Fledermausviren tatsächlich
Influenza-A-ähnliche Viren sind“, sagt Prof. Schwemmle. Influenza-A-Viren
kommen hauptsächlich in Wasservögeln vor, aber auch andere Tiere und
Menschen können infiziert werden. Influenza-A-Viren sind verantwortlich für
leichte, aber auch lebensbedrohliche Krankheitsverläufe. Sie können
aufgrund ihrer Fähigkeit zum genetischen Austausch mit anderen
Influenza-Subtypen  leicht mutieren und weltweite Grippe-Wellen auslösen.

Nun konnten die Forscher mit Hilfe der chimären Viren zeigen, dass sich das
neu entdeckte Virus zwar gut in menschlichen Zellen vermehrt, in Mäusen
aber jedoch zu keiner Erkrankung führt. Ebenso wichtig ist der Nachweis,
dass die Virusgnome so stark voneinander abweichen, dass sie sich mit Genen
menschenpathogener Influenza-A-Viren nicht mischen können. Somit stellt das
H17N10-Virus sehr wahrscheinlich kein Gefahrenpotenzial für die Entstehung
einer neuen hochinfektiösen Virusvariante dar.

„Unsere Ergebnisse schließen zwar eine Möglichkeit der Übertragung des
Fledermaus-Influenza-Virus auf Menschen nicht völlig aus, aber das
Gefährdungspotential, das von diesen H17N10-Viren ausgeht, scheint doch
vergleichsweise sehr gering zu sein “, erklärt Prof. Schwemmle vom Institut
für Virologie des Universitätsklinikums Freiburg. Ein H17N10-ähnliches
Virus  wurde kürzlich aus Fledermäusen in Peru isoliert. Ob noch weitere
Influenzaviren in Fledermäusen zirkulieren bleibt abzuwarten.

Originaltitel der Arbeit: An infectious bat-derived chimeric influenza
virus harbouring the entry machinery of an influenza A virus

Neuer Therapieansatz bei multipler Sklerose

Charité-Wissenschaftler identifizieren entscheidenden Botenstoff

Berlin, 21.07.2014 Die Hemmung eines bestimmten Botenstoffs des Immunsystems bietet einen neuen Ansatz zur Therapie von multipler Sklerose. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Studie von Wissenschaftlern der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Die Forscher konnten in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Rheuma-Forschungszentrum erstmals demonstrieren, dass der Botenstoff GM-CSF mit multipler Sklerose assoziiert ist und von einer neuartigen Immunzell-Population produziert wird. Die Studie ist in der aktuellen Ausgabe des Fachjournals Science Translational Medicine* veröffentlicht.

Bei Autoimmunkrankheiten wie der multiplen Sklerose greift die Körperabwehr den eigenen Organismus an. Eine besondere Rolle spielen dabei spezialisierte Zellen des Immunsystems, die Helfer-T-Zellen, die den Körper eigentlich vor schädlichen Mikroorganismen schützen sollen. Von diesen Helfer-T-Zellen existieren verschiedene Unterklassen mit unterschiedlichen Aufgaben.

Die Wissenschaftler um Dr. Christina Zielinski von der Klinik für Dermatologie und Allergologie sowie dem Berlin-Brandenburg Centrum für Regenerative Therapien der Charité beschreiben in ihrer Forschungsarbeit eine ganz neuartige Klasse von Helfer-T-Zellen, die sogenannten GM-CSF-T Zellen. Diese T-Zellen produzieren den Botenstoff GM-CSF (Granulozyten-Makrophagen-Kolonie stimulierender Faktor), der für die entzündlichen Prozesse im Gehirn von Patienten mit multipler Sklerose eine grundlegende Rolle spielt.

Rebecca Noster, die Erstautorin der Studie, konnte die genaue molekulare Regulation dieser Zellen entschlüsseln. Sie identifizierte auslösende und hemmende Botenstoffe, die für die Entwicklung der GM-CSF T-Zellen wichtig sind. Überraschend war, dass Faktoren, die die Entwicklung von GM-CSF T-Zellen im Menschen auslösen, im Mausmodell eine entgegengesetzte Aufgabe haben. Zudem war die Produktion des Botenstoffes GM-CSF nicht mit den sogenannten Th17 Zellen, einer weiteren Unterklasse von Helfer-T-Zellen, assoziiert. Den Th17 Zellen wird bislang eine ursächliche Rolle für die Krankheitsentstehung bei vielen entzündlichen Erkrankungen zugeschrieben.

»Diese Diskrepanz zwischen Maus und Mensch verdeutlicht, wie wichtig es ist, nicht nur die klinische Anwendung sondern auch immunologische Grundlagen im Menschen zu studieren«, erklärt Dr. Christina Zielinski, Leiterin der Klinischen Forschergruppe Zelluläre Immunregulation. »Unsere Ergebnisse werfen ein ganz neues Licht auf die Entstehung von multipler Sklerose und zeigen neue therapeutische Angriffspunkte bei der Behandlung dieser, aber auch anderer Autoimmunerkrankungen des Menschen auf.«

Sterblichkeit durch nichtübertragbare Krankheiten sollen bis 2025 um 25 Prozent gesenkt werden

UN-Gipfelkonferenz zu den nichtübertragbaren Krankheiten
Kommt die Bundesregierung ihren Verpflichtungen nach?

New York/Berlin, den 9. Juli 2014 – Welche Fortschritte haben die Nationalstaaten im Kampf gegen Krebs, Herz-Kreislauferkrankungen und Diabetes gemacht? Dies wollen die Vereinten Nationen am 10./11. Juli 2014 in New York bei einem Gipfeltreffen der Generalversammlung ermitteln – drei Jahre nach dem ersten UN-Gipfel zu den nichtübertragbaren Krankheiten im Jahr 2011. Auch Deutschland hat sich dem globalen Ziel verpflichtet, die vorzeitige Sterblichkeit durch nichtübertragbare Krankheiten bis 2025 um 25 Prozent zu senken sowie die Zunahme von Adipositas und Diabetes zu stoppen. „Wir sind gespannt, welche Maßnahmen die Bundesregierung darlegen wird, um diesen Verpflichtungen nachzukommen“, erklärt Dr. Dietrich Garlichs, Geschäftsführer der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). DDG und diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe, die an der UN-Konferenz teilnehmen, setzen sich für einen Nationalen Diabetesplan sowie die Einführung einer Zucker-Fettsteuer auf ungesunde Lebensmittel ein.

In Deutschland ist die Zahl der Diabeteserkrankungen allein in den Jahren 1998 bis 2011 um 38 Prozent auf über sechs Millionen gestiegen – jährlich zählen 40.000 Amputationen, 2000 Erblindungen und 2300 neu Dialysepflichtige zu den Folgen der epidemischen Stoffwechselerkrankung. Vor dem Hintergrund dieser dramatischen Zahlen hat die Bundesrepublik im Jahr 2011 die politische Deklaration des UN-Gipfels gegen nichtübertragbare Krankheiten unterzeichnet und 2012 dem Globalen Monitoringplan der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Umsetzung der politischen Deklaration in messbare nationale Zielgrößen und Messindikatoren zugestimmt. Darin hat sich Deutschland verpflichtet, die vorzeitige Sterblichkeit durch nichtübertragbare Krankheiten bis 2025 um 25 Prozent zu senken und sich auch zu dem Ziel „Die Zunahme von Adipositas und Diabetes stoppen“ („Halt the rise in obesity and diabetes!“) bekannt.

„Die UN-Gipfelkonferenz will die Nationen dazu bewegen, den 2011 vereinbarten Prozess weiter voranzutreiben und die globalen Ziele zu konkretisieren, um die politische Absichtserklärung in Ergebnisse umzusetzen“, erklärt Privatdozent Dr. med. Erhard Siegel, Präsident der DDG. „Es wird Zeit, dass sich die Politik kümmert – am besten durch ein verhältnispräventiv ausgerichtetes Bundespräventionsgesetz und den Beschluss eines Nationalen Diabetesplan“, betont auch Professor Dr. med. Thomas Danne, Vorstandsvorsitzender von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe.
Der Koalitionsvertrag sieht ein Präventionsgesetz noch für 2014 vor und der Vorschlag zu einem nationalen Diabetesplan ist  kürzlich auf Initiative von vier Bundesländern in den Bundesrat eingebracht worden. Erst Ende Juni hat der Gesundheitsausschuss des Bundesrates der Bundesregierung empfohlen, sowohl ein Bundespräventionsgesetz, als auch einen Nationalen Diabetesplan auf den Weg zu bringen „Auch hierzulande wächst jetzt endlich die Erkenntnis, dass die Primärprävention chronischer Krankheiten nicht vom medizinischen Sektor bewältigt  werden kann und dass speziell Diabetes politisch ein ‚hot topic‘ ist und einen konzertierten Aktionsplan erfordert“, so Danne.

Auf einigen Feldern hat Deutschland den Kampf gegen nichtübertragbare Krankheiten mit geeigneten politischen Maßnahmen bereits erfolgreich vorangetrieben. „Dazu zählen das Krebs-Informations- und -Registergesetz, aber auch die Nichtraucherschutzgesetze und insbesondere die Erhöhung der Tabaksteuer“, erläutert DDG-Geschäftsführer Garlichs. „Die Tabakpreiserhöhungen haben dazu beigetragen, den Tabakkonsum vor allem in der nachwachsenden Generation stark zurückzudrängen. „Diesem Beispiel folgend, empfehlen wir die Einführung einer Zucker-Fettsteuer auf stark kalorienhaltige verarbeitete Lebensmittel, wobei gleichzeitig gesunde Nahrung steuerlich entlastet werden sollte.“

Einen Nationalen Diabetesplan und die Einführung einer Zucker-Fettsteuer auf verarbeitete Lebensmittel werden die Organisationen DDG und diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe als neuen deutschen Beitrag bei der UN-Fortschrittskonferenz am 10./11. Juli zur Umsetzung der von Deutschland eingegangenen politischen Selbstverpflichtung vorschlagen.. „Wir sind stolz auf diese wiederholte Einladung der Vereinten Nationen, denn sie zeigt, dass unser Engagement zur Bewältigung der Volkskrankheit Diabetes auch international wahrgenommen wird und wir in den vergangenen drei Jahren ein zuverlässiger Partner gewesen sind“, freut sich Danne.