Archiv der Kategorie: Studien

Putzmittel so gefährlich wie Rauchen?

Sind Putzmittel für Frauen wirklich gefährlicher als für Männer?

Beim Putzen soll Dreck und Keimen der Garaus gemacht werden. Dafür enthalten Putzmittel oft chemische Stoffe. Diese können unter Umständen schädlich für die Atemwege sein. Es gibt sogar Berichte dazu, dass das Risiko für Asthma und Atembeschwerden unter Putzfachkräften größer ist und auch das Putzen zu Hause Risiken bergen kann. Außerdem deuten Studien darauf hin, dass auch die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) bei Menschen, die beruflich oft Putzmitteln ausgesetzt sind, öfter auftreten könnte. Die aktuelle Auswertung einer europaweiten Studie zur Lungengesundheit zeigt nun, welche Langzeitfolgen der regelmäßige Kontakt mit Putzmitteln haben kann.

Studie lief über 20 Jahre

Die European Community Respiratory Health Survey sammelte über 20 Jahren Daten zu der Lungengesundheit und dem Lebensstil von über 6200 Teilnehmern. Die Teilnehmer wurden in diesem Zeitraum drei Mal befragt, z. B. zu Beschwerden der Atemwege und Allergien, ihrem beruflichen Werdegang, ob sie Sport treiben, wie sie wohnen, ob Haustiere im Haushalt sind, zu Ernährungsgewohnheiten, Rauchverhalten und welche Medikamente eingenommen werden. Alle Fragen zielten darauf ab, Faktoren, die die Lungengesundheit der Teilnehmer beeinflussen könnten, zu erfassen. Außerdem wurde die Lungenfunktion der Teilnehmer untersucht.

Folgen des Putzens entsprachen jahrzehntelangem Rauchen

Von den teilnehmenden Frauen gaben 85 % an, regelmäßig mindestens einmal pro Woche zu Hause zu putzen. Bei den Männern waren es 46 %. Im Vergleich zu Frauen, die nicht putzten, nahm die Lungenfunktion stärker ab bei Frauen, die zu Hause für das Putzen zuständig waren oder die als Reinigungsfachkraft tätig waren. Sowohl Reinigungssprays als auch andere Putzmittel scheinen den beschleunigten Verlust der Lungenfunktion auszulösen. Laut den Forschern hat der regelmäßige Kontakt der Atemwege mit Stoffen aus Reinigungsmitteln einen langfristig schädigenden Effekt, der sich nach zehn bis 20 Jahren zeigt. Die Auswirkung auf die Lungenfunktion war in ihrer Auswertung ähnlich dessen, was zehn bis 20 Packungsjahre Tabakrauchen verursachen. Das entsprich z. B. zehn oder 20 Jahre lang täglich 20 Zigaretten geraucht zu haben. Ein Packungsjahr berechnet sich anhand der Zahl pro Tag gerauchter Zigarettenpackungen, was im Schnitt 20 Zigaretten sind, mal der Anzahl der Raucherjahre. Ab 20 Zigaretten pro Tag spricht die Weltgesundheitsorganisation (WHO) von einem „starken Raucher“.

Männer scheinen nicht betroffen zu sein

Ein höheres Risiko später an einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung zu erkranken, wenn man regelmäßig mit Putzmitteln zu tun hat, fanden die Forscher in ihrer Studie hingegen nicht. Auch bei Männern, die angaben regelmäßig zu putzen, scheint sich dies nicht auf die Lungenfunktion mit zunehmenden Alter auszuwirken. Männer-Lungen könnten einfach widerstandfähiger sein, als die Lungen von Frauen – das hat man zuvor bereits beobachtet, wenn es um Tabakrauch oder Holzstäube in der Luft geht. Hier entwickeln Frauen schneller Atemwegserkrankungen als Männer. Dadurch, dass Männer aber auch seltener putzen bzw. als Fachkräfte im Bereich Reinigung arbeiten, ist die Basis der Auswertung hier dünner.

Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass die chemischen Inhaltstoffe von Putzmitteln die langfristige Gesundheit der Atemwege beeinträchtigen können. Gerade bei Frauen, die regelmäßig beruflich oder privat putzen, sahen sie einen Zusammenhang zu einer späteren verstärkten Abnahme der Lungenfunktion. Die Forscher sehen daher eine Notwendigkeit darin, den Fokus stärker auf die möglichen Folgen vom Kontakt zu schädigenden Putzchemikalien zu legen und wie man diese beim Putzen vermeiden kann.

Da kann man Frauen eigenltich nur raten: Lasst in Zukunft die Männer putzen!

DeutschesGesundheitsPortal DGP

Eine Initiative der HealthCom GmbH
Agrippinawerft 22
50678 Köln

Quelle: DeutschesGesundheitsPortal

Svanes Ø, Bertelsen RJ, Lygre SH, Carsin AE, Antó JM, Forsberg B, García-García JM, Gullón JA, Heinrich J, Holm M, Kogevinas M, Urrutia I, Leynaert B, Moratalla JM, Le Moual N, Lytras T, Norbäck D, Nowak D, Olivieri M, Pin I, Probst-Hensch N, Schlünssen V, Sigsgaard T, Skorge TD, Villani S, Jarvis D, Zock JP, Svanes C. Cleaning at Home and at Work in Relation to Lung Function Decline and Airway Obstruction. Am J Respir Crit Care Med. 2018 Feb 16. doi: 10.1164/rccm.201706-1311OC. [Epub ahead of print]

Cleaning at Home and at Work in Relation to Lung Function Decline and Airway Obstruction

Vorsicht beim unkritischem Umgang mit den neuen Grenzwerten für Bluthochdruck

Die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie warnt vor unkritischem Umgang mit den neuen Grenzwerten für Bluthochdruck

Blutdruckmessung

Ältere Patienten sollten regelmäßig den Blutdruck durch medizinisches Personal messen lassen.

Die im November 2017 veröffentlichten niedrigeren Grenzwerte für den Bluthochdruck gefährden ältere Patienten – zumindest bei unkritischer Anwendung. Nach den neuen Empfehlungen amerikanischer Fachgesellschaften gilt jetzt nur noch ein Blutdruck von weniger als 120/80 mm Hg als normal. Bereits ab einem Blutdruck von 130/80 mm Hg liegt ein Bluthochdruck vor.

Die neuen amerikanischen Empfehlungen stützen sich auf aktuelle Untersuchungen, die in der Tat auch für ältere Patienten den Nutzen einer intensiveren Blutdrucksenkung belegen konnten. Die diesbezüglichen Studien wurden sorgfältig durchgeführt und die jeweiligen Ergebnisse sind nachvollziehbar. Das Problem taucht bei der Übertragung der Studienergebnisse auf den älteren Patienten im Praxisalltag auf. Hier sind im Wesentlichen zwei Aspekte zu nennen:

1. Die automatische, unbeobachtete Blutdruckselbstmessung, die in der wesentlichen Studie eingesetzt wurde, führt zu Blutdruckwerten, die etwa 15/8 mm Hg niedriger liegen als Messungen durch medizinisches Personal.

2. In die Studie wurden nur sehr rüstige, zuhause lebende, ältere Patienten aufgenommen. So fit wie die Patienten der Studie sind aber bei weitem nicht alle Personen im höheren Lebensalter.

Die große Gefahr liegt daher in der Übertragung dieser Studienergebnisse auf den älteren Patienten im Allgemeinen. Häufig befinden sich ältere Patienten in einem schlechteren Allgemeinzustand mit zahlreichen Begleiterkrankungen wie zum Beispiel einer kognitiven Beeinträchtigung. Unter Umständen leben sie aufgrund einer oder mehrerer Behinderungen bereits in Alten- und Pflegeeinrichtungen. Da Patienten dieser Art gar nicht in die erwähnten Studien aufgenommen wurden, kann streng genommen zu diesen älteren Patienten in schlechterem Allgemeinzustand keine Aussage gemacht werden.

Aus anderen Untersuchungen ist bekannt, dass bei vielfach erkrankten hochbetagten Patienten eine intensivere Blutdrucksenkung mit vielen Problemen einhergeht. Der niedrige Blutdruck bedeutet eine größere Sturzgefahr und damit auch eine größere Gefahr, eine Fraktur zu erleiden. Außerdem geht ein niedriger Blutdruck bei diesen Patienten mit einer erhöhten Sterblichkeit einher. So haben Altenheimbewohner, deren Blutdruck mit zwei oder mehr Blutdruck senkenden Präparaten auf <130 mm Hg gesenkt wurde, eine um 78 Prozent höhere Sterblichkeit als Bewohner, die nur ein Mittel zur Blutdrucksenkung erhielten und deren Blutdruck bei > 130 mm Hg lag (PARTAGE-Studie).

FAZIT: Die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG) erkennt den Nutzen an, den die neuen Grenzwerte des Bluthochdrucks für viele, gerade jüngere Patienten haben können. Gemeinsam mit vielen Kollegen anderer Disziplinen, die mit der Behandlung älterer Patienten befasst sind, warnt sie ausdrücklich vor der Übertragung dieser Empfehlungen auf ältere Patienten. Nur diejenigen Patienten, die in den zugrundeliegenden Studien beschrieben werden, und deren Blutdruck auf die beschriebene Weise gemessen wurde, profitieren von einer intensiveren Blutdruckbehandlung. Bei allen anderen älteren Patienten ist zu befürchten, dass der Schaden einer intensiven Blutdrucksenkung unter Umständen den erwartenden Nutzen übersteigt. Und diese Patienten bilden einen großen Anteil der älteren Bevölkerung!

Whelton PK, Carey RM, Aronow WS, Casey DE Jr, Collins KJ, Dennison Himmelfarb C, DePalma SM, Gidding S, Jamerson KA, Jones DW, MacLaughlin EJ, Muntner P, Ovbiagele B, Smith SC Jr, Spencer CC, Stafford RS, Taler SJ, Thomas RJ, Williams KA Sr, Williamson JD, Wright JT Jr.: ACC/AHA/AAPA/ABC/ACPM/AGS/APhA/ASH/ASPC/NMA/PCNA guideline for the prevention, detection, evaluation, and management of high blood pressure in adults: a report of the American College of Cardiology/American Heart Association Task Force on Clinical Practice Guidelines. Hypertension. 2017;00: e0000–e0000.

Benetos A. et al: An Expert Opinion From the European Society of Hypertension-European Union Geriatric Medicine Society Working Group on the Management of Hypertension in Very Old, Frail Subjects. Hypertension. 2016;67: 820-825.

Benetos A. et al: Treatment with Multiple Blood Pressure Medications, Achieved Blood Pressure, and Mortality in Older Nursing Home Residents THE PARTAGE STUDY
JMA Intern Med. 2015;175(6): 989-995.

 

Antidepressivum macht Hoffnung auf verträgliche Leukämie-Therapie

Vor allem ältere Patienten könnten profitieren

Studie unter Leitung des Universitätsklinikums Freiburg bundesweit angelaufen / Weitere Patienten können in die Studie aufgenommen werden

Rund 3.000 Menschen erhalten jedes Jahr in Deutschland die Diagnose „Akute Myeloische Leukämie“ (AML), eine der häufigsten Blutkrebserkrankungen überhaupt. Für viele der häufig älteren Patientinnen und Patienten ist die Standard-Chemotherapie zu belastend, weshalb die Krankheit bei ihnen oft tödlich verläuft. Künftig könnten diese Betroffenen mit einer neuen, gut verträglichen Therapie behandelt werden. Dabei sollen die Krebszellen mit einem mit Vitamin-A verwandten Präparat angeregt werden, sich zu ungefährlichen und funktionsfähigen weißen Blutkörperchen weiterzuentwickeln. Diese Behandlung ist bereits bei einer seltenen AML-Form, der „Akuten Promyelozyten-Leukämie“ (APL) sehr erfolgreich. Doch bei allen anderen AML-Patienten sind die Krebszellen vor vornherein resistent gegen den Wirkstoff, was bislang eine Behandlung verhinderte. Ein zweiter Wirkstoff (Tranylcypromin), der in Tablettenform bereits als Antidepressivum zugelassen ist, könnte diese Resistenz aufheben und so eine effektive und ambulant durchführbare Therapie ermöglichen. Die Wirksamkeit des Ansatzes wird derzeit in einer klinischen Studie unter Leitung des Universitätsklinikums Freiburg an sechs onkologischen Spitzenzentren in Deutschland erprobt. Neben Patienten mit AML können auch Patienten mit einer Leukämie-Vorläufer-Erkrankung, dem Myelodysplastischen Syndrom (MDS), in die Studie aufgenommen werden. TRANSATRA steht für „TRANylcypromin-Sensibilisierung der Leukämiezellen gegenüber ATRA“ und wird vom Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung“ (DKTK) gefördert.

Das Vitamin-A-Präparat Tretinoin, auch ATRA genannt, verändert das Ablese-Muster des Erbguts und kann somit als epigenetischer Wirkstoff bezeichnet werden. „Die Zellen werden umprogrammiert und nicht wie bei einer Chemotherapie abgetötet. Deshalb ist die Therapie auch wesentlich verträglicher“, sagt Studienkoordinator Prof. Dr. Michael Lübbert, Oberarzt an der Klinik für Innere Medizin I (Schwerpunkt: Hämatologie, Onkologie und Stammzelltransplantation) des Universitätsklinikums Freiburg.

Um dieses Wirkprinzip auch auf die Behandlung anderer Formen von AML zu übertragen, gilt ein zentrales epigenetisch aktives Enzym, die Lysin-spezifische Histon-Demethylase 1 (LSD1), als vielversprechender Angriffspunkt. Hohe Konzentrationen an LSD1, wie sie besonders in AML-Krebszellen vorkommen, verhindern die Wirkung des Vitamin-A-Präparats. In Laborstudien konnte bereits nachgewiesen werden, dass durch die Blockade von LSD1 das Vitamin-A-Präparat wieder wie gewünscht wirken kann. Um LSD1 zu hemmen, setzen die Forscher auf den Enzymblocker Tranylcypromin. Dieser ist seit über 50 Jahren als Antidepressivum zugelassen. In Laborstudien wurde die Wirksamkeit der Kombinationstherapie aus Tranylcypromin und ATRA bereits nachgewiesen.

Nun soll der Behandlungsansatz bei Patienten mit AML oder MDS überprüft werden, bei denen bisher verfügbare Therapien nicht eingesetzt werden können. „Beide Wirkstoffe sind schon lange als Medikamente zugelassen, und die Nebenwirkungen bekanntermaßen gering. Wir hoffen daher auf eine mögliche Erweiterung der Therapiemöglichkeiten in der Leukämiebehandlung“, sagt Prof. Lübbert.

Mittlerweile ist die Studie neben dem Universitätsklinikum Freiburg auch am Universitätsklinikum Düsseldorf, am Klinikum Frankfurt der Goethe-Universität, am Universitätsklinikum Heidelberg, am Klinikum Rechts der Isar der Technischen Universität München und am Universitätsklinikum Tübingen angelaufen.

Die Studie entstand im Rahmen des Verbundprojekts „LACID: LSD1 als Zielstruktur für Krebstherapie in der Klinik und in der Medikamentenentwicklung“.  LACID wird von Prof. Lübbert, Prof. Dr. Roland Schüle, Wissenschaftlicher Direktor der Klinik für Urologie des Universitätsklinikums Freiburg, und Prof. Dr. Manfred Jung, Leiter des Bereichs Epigenetische Wirkstoffforschung am Institut für Pharmazeutische Wissenschaften der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, geleitet.

Weitere Informationen:

Arbeitsgruppe Prof. Lübbert

Behandlungsfehler in der Medizin

MDK-Behandlungsfehler-Begutachtung: Sicherheitskultur in der Medizin weiter verbessern

Quellenhinweis: MDS/MDK (Medizinischer Dienst der Krankenversicherung)

Quellenhinweis: MDS/MDK (Medizinischer Dienst der Krankenversicherung)

5.094 fachärztliche Gutachten zu vermuteten Behandlungsfehlern haben die Medizinischen Dienste der Krankenversicherung (MDK) 2016 erstellt. Damit haben erneut mehr Versicherte dieses Unterstützungsangebot genutzt. Das geht aus der Begutachtungsstatistik hervor, die heute in Berlin vorgestellt wurde. Konsequente Anstrengungen zur Fehlervermeidung seien notwendig. Dazu gehören eine Meldepflicht für Behandlungsfehler und eine intensivere Forschung im Bereich Patientensicherheit.

In knapp jedem vierten Fall (3.564) bestätigten die Fachärzte des MDK den Verdacht der Patienten. „Diese Zahl ist im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken. Leider bedeutet das jedoch nicht, dass sich das Risiko, einen Behandlungsfehler zu erleiden, generell verringert hätte. Denn Daten zu Behandlungsfehler liegen in Deutschland nur punktuell v

Quellenhinweis: MDS/MDK (Medizinischer Dienst der Krankenversicherung)

or. Darum lässt sich auch das Gefährdungsrisiko nicht beziffern“, erläutert Dr. Stefan Gronemeyer, Leitender Arzt und stellvertretender

Geschäftsführer des MDS. „Jeder Fehler, aus dem heute nichts gelernt wird, kann sich jedoch morgen wiederholen und erneut vielleicht einen schweren Schaden verursachen.“ Trotz erkennbarer Fortschritte müsse die Fehlerprävention in Deutschland systematisch weiterentwickelt werden. Die Einführung einer Meldepflicht wie zum Beispiel in Großbritannien sei dabei ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Sicherheitskultur. Gleiches gelte für die notwendige Intensivierung der Forschung zur Patientensicherheit in Deutschland.

Fehlerhäufungen lassen nicht unmittelbar auf erhöhtes Risiko schließen

Quellenhinweis: MDS/MDK (Medizinischer Dienst der Krankenversicherung)

In der aktuellen Statistik der MDK-Gemeinschaft betrafen zwei Drittel der Vorwürfe Behandlungen in der stationären Versorgung, zumeist in Krankenhäusern; ein Drittel bezog sich auf Behandlungen durch einen niedergelassenen Arzt oder eine niedergelassene Ärztin. 7.765 Vorwürfe (51,4 Prozent aller Vorwürfe) standen in direktem Zusammenhang mit der Behandlung im Operationssaal.

Wenn man sich die Vorwürfe verteilt auf die Fachgebiete anschaut, ergibt sich folgendes Bild: 33 Prozent aller Vorwürfe bezogen sich auf Orthopädie und Unfallchirurgie, 12 Prozent auf die Innere Medizin und Allgemeinmedizin, weitere 9 Prozent auf die Allgemeinchirurgie, ebenfalls 9 Prozent auf die Zahnmedizin, 7 Prozent auf die Frauenheilkunde und 4 Prozent auf die Pflege. „Eine hohe Zahl an Vorwürfen lässt jedoch nicht auf eine hohe Zahl an tatsächlichen Behandlungsfehlern schließen. Häufungen spiegeln vielmehr wider, dass Patienten in manchen Bereichen eher selbst erkennen können, wenn eine Behandlung fehlerhaft verlaufen sein könnte und in anderen nicht“, erklärt Prof. Dr. Astrid Zobel, Leitende Ärztin des MDK Bayern. Schaut man sich die Fehler danach an, wo sie auftreten, steht die operative Therapie mit 31 Prozent an vorderster Stelle, gefolgt von der Befunderhebung mit 25 Prozent.

Medizinische Maßnahmen wurden gar nicht oder zu spät durchgeführt

Quellenhinweis: MDS/MDK (Medizinischer Dienst der Krankenversicherung)

In rund der Hälfte (51 Prozent) aller durch die Begutachtung bestätigten Fehler wurde eine erforderliche medizinische Maßnahme nicht (40 Prozent) oder zu spät (11 Prozent) durchgeführt. In der anderen Hälfte bestand der Fehler zumeist darin, dass eine notwendige Behandlung nicht korrekt durchgeführt wurde (39 Prozent). Fehler kamen auch zustande, weil eine falsche Maßnahme vorgenommen (10 Prozent) wurde, bei der von vornherein mehr Schaden als Nutzen zu erwarten war. Zwei von drei Patienten wurden vorübergehend geschädigt, einer von drei Patienten dauerhaft.

Daten über „Never Events“ für systematische Fehlervermeidung notwendig

Quellenhinweis: MDS/MDK (Medizinischer Dienst der Krankenversicherung)

Das Fehlergeschehen ist breit gefächert. „Wir müssen systematisch und auf Basis des besten verfügbaren Wissens Fehler analysieren und Präventionsmaßnahmen entwickeln“, sagt PD Dr. Max Skorning, Leiter Patientensicherheit beim MDS. „Es ist von einer hohen Dunkelziffer auszugehen, die systematisch erfasst und analysiert werden muss.“ Für die Fehlerprävention sind zum Beispiel Informationen über Fehler notwendig, die einerseits besonders schwerwiegend sind, andererseits aber als sicher vermeidbar gelten. Dies sind „Never Events“ wie nach der Operation verbliebene Tupfer, die Verwechslung von Blutkonserven und ähnliches. Solche Fehler zeigen einen Sicherheitsmangel im System an, weniger ein Versagen des Einzelnen. In anderen Ländern mit vergleichbar hoch entwickelten Gesundheitssystemen müssen sie verpflichtend gemeldet werden – bislang jedoch nicht in Deutschland.

Hintergrund
Spezielle Gutachterteams prüfen in den MDK Vorwürfe von Behandlungsfehlern im Auftrag der Krankenkassen. Die Gutachter gehen dabei der Frage nach, ob die Behandlung nach dem anerkannten medizinischen Standard abgelaufen ist. Liegt ein Behandlungs-fehler vor, wird außerdem geprüft, ob der Schaden, den der Patient erlitten hat, durch den Fehler verursacht worden ist. Nur dann sind Schadensersatzforderungen aussichtsreich. Auf der Basis des MDK-Gutachtens kann der Patient entscheiden, welche weiteren Schritte er unternimmt. Gesetzlich Versicherten entstehen durch die Begut­achtung keine zusätzlichen Kosten.

Der Medizinische Dienst des GKV-Spitzenverbandes (MDS) berät den GKV-Spitzenverband in medizinischen und pflegerischen Fragen. Er koordiniert und fördert die Durchführung der Aufgaben und die Zusammenarbeit der MDK.
Der Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MDK) ist der sozialmedizinische Beratungs- und Begutachtungsdienst der gesetzlichen Kranken- und der Pflegeversicherung. Er ist auf Landesebene als eigenständige Arbeitsgemeinschaft organisiert. Im Falle eines Behandlungsfehlerverdachts wenden sich Patienten zunächst an ihre Krankenkasse, die den MDK dann mit einer Begutachtung beauftragen kann.

Probanden für Ernährungsstudie gesucht

Beeinflusst die Ernährung das Immunsystem?

Uni-Zentrum Naturheilkunde am Universitätsklinikum Freiburg sucht Probanden für Studie zur Wirkung verschiedener Ernährungsformen auf das Immunsystem und die Darmflora

Bitte beachten Sie, diese Studie ist nichts für Vegetarierer*innen oder Veganer*innen

Menschen mit einer rheumatoiden Arthritis leiden unter chronischen Gelenkentzündungen. Sie gehört zu den rheumatischen Erkrankungen, im Volksmund kurz „Rheuma“ genannt. Wissenschaftler vermuten, dass die Ernährung Erkrankungen mit Störungen des Immunsystems wie beispielsweise rheumatoide Arthritis beeinflussen kann. Das Uni-Zentrum Naturheilkunde sowie die Klinik für Rheumatologie und Klinische Immunologie des Universitätsklinikums Freiburg wollen nun in einer gemeinsamen Studie die Wirkung verschiedener Ernährungsweisen auf das Immunsystem bei gesunden Menschen überprüfen. Bei den unterschiedlichen Ernährungsweisen handelt es sich zum einen um eine vegane (beinhaltet keine Lebensmittel tierischen Ursprungs) und zum anderen um eine fleischreiche Ernährungsweise. Im Verlauf der Studie interessieren die Forscherinnen und Forscher besonders die Immunparameter, die bei Patienten mit rheumatoider Arthritis relevant sind.

Für die Studie werden gesunde Probandinnen und Probanden im Alter von 18 bis 60 Jahren mit einem normalen Body Mass Index gesucht. Voraussetzung ist eine derzeitige Ernährung mit Mischkost und die Bereitschaft, sich über vier Wochen zufällig zugeteilt vegan oder mit viel Fleisch zu ernähren. Vegetarier, Veganer oder Raucher können nicht mitmachen. Weitere Ausschlusskriterien sind unter anderem eine Schwangerschaft oder Stillzeit, regelmäßige Medikamenteneinnahme (mit Ausnahme von hormonellen Verhütungsmitteln oder Jodid), ausgeprägte Allergien oder eine Essstörung.

Die Studie dauert für jeden einzelnen Teilnehmer fünf Wochen: Eine Woche mit normaler Mischkost und danach vier Wochen mit entweder fleischreicher oder veganer Kost (zufällige Zuteilung). Die Teilnehmer erhalten während der vier Wochen ein kostenloses werktägliches Mittagessen im Casino des Universitätsklinikums Freiburg. Außerdem erhalten die Probanden während der Studienzeit Vergünstigungen in einzelnen Freiburger Restaurants. Für die Auswertung werden von den Probandinnen und Probanden zu zwei Zeitpunkten je eine Blut-, Urin- und Stuhlprobe benötigt.

Anmerkung d. Redaktion: Das Essen in der Uni-Klinik trifft nicht jeden Geschmack. Menschen, die auch den Anspruch auf geschmacklich gutes Essen haben, könnten hier enttäuscht werden. 

Interessenten können sich melden bei:  
Manuel Hettich
Uni-Zentrum Naturheilkunde
Universitätsklinikum Freiburg
Telefon: 01515-2255375
manuel.hettich@uniklinik-freiburg.de   

Weitere Informationen zu der Studie finden Sie hier und hier.

Behandlung von chronischen Rückenschmerzen

Studie über Erwartungen bei der Behandlung von chronischen Rückenschmerzen durch

Im Rahmen seiner Masterarbeit führt Maximilian Schwarz eine Studie zum Thema „Erwartungen bei der Behandlung von chronischen Rückenschmerzen“ durch. In dieser Studie geht es darum, wie sich Erwartungen gesunder Kontrollprobanden von Patient*innen mit chronischen Rückenschmerzen unterscheiden.
Damit dieses Unterfangen gut gelingen kann, ist es erforderlich möglichst viele Leute zu rekrutieren.

Die Studie umfasst nur einen Fragebogen der circa 15-20min dauert.
Es kann jeder teilnehmen der mind. 35 Jahre alt ist. Es ist KEINE Voraussetzung unter chronischen Rückenschmerzen zu leiden.
Fragebogen
https://www.soscisurvey.de/masterarbeitceq/?q=Marburger_Schmerzstudie_2

Den Angsthasen überlisten

Das Institut für Psychologie der Universität Freiburg sucht Kinder für eine Therapiestudie zu Angsterkrankungen

Therapieprojekt „KibA“: Wissenschaftler der Universität Freiburg wollen die Entstehung und Veränderung von Angsterkrankungen bei Kindern erforschen. Grafik: Linda Stein

Angsterkrankungen im Kindes- und Jugendalter sind weit verbreitet. Für die Betroffenen bedeuten die Ängste einen erheblichen Leidensdruck und können darüber hinaus ihre seelische Gesundheit gefährden. In dem Forschungsprojekt „KibA“ („Kinder bewältigen Angst“) am Institut für Psychologie der Universität Freiburg wollen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Mechanismen der Entstehung und Veränderung von Angsterkrankungen aufklären. Für ein Psychotherapieprojekt suchen sie deshalb Kinder und Jugendliche zwischen acht und 14 Jahren, die an einer Trennungsangst, sozialen Angsterkrankung oder spezifischen Phobie leiden.

Viele Kinder weisen Ängste auf, die eine Trennung von den Eltern erschweren oder unmöglich machen. Ängste im Umgang mit Menschen, Schüchternheit und die Angst vor Zurückweisung sowie eine starke Angst vor Tieren oder medizinischen Maßnahmen behindern ebenso eine gesunde Entwicklung. Nicht selten ziehen diese Ängste Erkrankungen wie die Depression nach sich oder führen zu Leistungseinbrüchen in der Schule.

Bei dem Projekt KibA erhalten die Kinder eine nach den neuesten Erkenntnissen der Angstforschung und dem aktuellen Stand der Psychotherapieforschung konzipierte Einzeltherapie. Sie wird begleitet von umfassenden diagnostischen Untersuchungen, die seelische und körperliche Anteile von Angstreaktionen, Lernmechanismen des Angsterwerbs sowie deren Einfluss auf den Therapieerfolg erfassen. Dabei werden die Eltern teilweise als Helferinnen und Helfer mit in die Therapie einbezogen.

Die Teilnahme an dem Psychotherapieprojekt kann maßgeblich dazu beitragen, die Behandlung von Ängsten zu verbessern und die Schwierigkeiten von Kindern mit Ängsten und ihren Familien zu verstehen. Das Projekt ist Teil des deutschlandweiten Forschungsverbunds PROTECT-AD zur Optimierung der Behandlung von Angststörungen, welcher vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird.

Weitere Informationen:
www.kiba-studie.de/freiburg/kiba-freiburg.html

Teilnehmer für Raucherentwöhnungsstudie gesucht

Raucherentwöhnungsprogramm

Das Universitätsklinikum Freiburg und die Breisgauklinik Bad Krozingen wollen ein spezielles Raucherentwöhnungsprogramm für Menschen mit Morbus Crohn entwickeln – für die Studie werden Probanden mit Morbus Crohn gesucht

Aktives Rauchen beeinflusst den Krankheitsverlauf einer Morbus Crohn Erkrankung. So erhöht sich durch den Tabakkonsum bei betroffenen Patienten unter anderem die Wahrscheinlichkeit einer Krankheitsaktivierung oder die der Notwendigkeit eines chirurgischen Eingriffs im Verlauf.

Trotz langjährig bewährter Methoden der Tabakentwöhnung sind die Erfolgsraten im Rahmen der üblichen ambulanten Therapien begrenzt und liegen in der Regel zwischen 30 Prozent und 40 Prozent Langzeitabstinenz. Das Tumorzentrum Freiburg – CCCF am Universitätsklinikum Freiburg hat in Kooperation mit der Breisgauklinik Bad Krozingen ein neuartiges Konzept zur Raucherentwöhnung entwickelt: Im Rahmen eines stationären Entwöhnungsprogramms konnte bereits bei einer kleineren Gruppe von 20 gesunden Probanden in der 6-Monatserhebung eine Abstinenzquote von 60 Prozent erreicht werden.

Durch die Förderung im Rahmen des Forschungsstipendiums „Patientenorientierte Forschung bei CED“ der Deutschen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa Vereinigung (DCCV) ist es uns nun möglich, das Programm im Rahmen einer Pilotstudie auch für eine Gruppe betroffener Probanden mit Morbus Crohn anzubieten. Die Experten des Tumorzentrums Freiburg – CCCF und der Breisgauklinik versprechen sich dadurch wertvolle Erkenntnisse für die Optimierung der Tabakentwöhnungstherapie speziell für diese Personengruppe.

Kernstück der 9-tägigen stationären Therapie an der Breisgauklinik Bad Krozingen sind tägliche therapeutische Einzel- und/oder Gruppengespräche durch ein Team bestehend aus Ärzten, Psychologen und Pädagogen. Die spezifische Entwöhnungstherapie wird zusätzlich begleitet von Entspannungsübungen, Bewegungstherapie sowie ernährungsmedizinischen Schulungen.

An der Studie teilnehmen können Menschen mit  histologisch nachgewiesener Morbus Crohn Erkrankung in einer stabilen Phase. Sie müssen volljährig sein und bisher täglich rauchen. Außerdem sollten sie die Motivation zur Teilnahme an einem 9-tägigen stationären Entwöhnungsprogramm mitbringen. Die Durchführung der Studie ist für Januar 2017 (23.01.-31.01.2017) geplant. Kosten für Unterbringung, Verpflegung und das gesamte therapeutische Programm werden bis auf eine Selbstbeteiligung von 50 Euro komplett durch die Studienförderung der DCCV übernommen. Reisekosten werden bis zu 180 Euro (Auto oder 2. Klasse Bahn) nach Belegen erstattet.

Betroffene mit Morbus Crohn in stabiler Phase können sich bei Interesse per E-Mail oder telefonisch an das Tumorzentrum Freiburg – CCCF am Universitätsklinikum Freiburg wenden.

Kontakt:
Dr. Jens Leifert
Projektleitung Tumorzentrum Freiburg – CCCF
Universitätsklinikum Freiburg
Telefon: 0761-270-71720
cpmt@uniklinik-freiburg.de 

Gehirn räumt im Schlaf auf

Gehirn räumt im Schlaf auf – und bleibt dadurch lernfähig

Die wesentliche Funktion von Schlaf ist geklärt

Schlaf reduziert die Übertragung zwischen Nervenzellen und schafft dadurch Platz für Neues und Wichtiges

Publikation in Nature Communications

Noch immer ist nicht eindeutig geklärt, weshalb Menschen und Tiere schlafen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg zeigen in einer am 23. August 2016 im Fachmagazin Nature Communications veröffentlichten Studie, dass im Schlaf die allgemeine Aktivität der als Synapsen bezeichneten Nervenzell-Verbindungen reduziert wird. Die meisten Verbindungen werden geschwächt, manche sogar ganz abgebaut. Nur wichtige Synapsen bleiben bestehen oder werden gestärkt. Dadurch schafft das Gehirn wieder Platz, um neue Informationen zu speichern. Diese als synaptische Plastizität bezeichnete Anpassungsfähigkeit ist eine wichtige Grundlage für Lernen und eine flexible Informationsverarbeitung. Der Abbau dürfte zudem Platz und Energie sparen, da beides im Gehirn zu einem Großteil von den Verbindungsstellen benötigt wird.

Nehmen wir tagsüber Informationen auf, werden im Gehirn Synapsen gestärkt oder neu angelegt. „Wir konnten jetzt erstmals beim Menschen zeigen, dass Schlaf die Synapsen wieder heruntergeregelt und damit Platz für neue Informationen schafft. Das Gehirn räumt also im Schlaf auf“, sagt Studienleiter Prof. Dr. Christoph Nissen, Ärztlicher Leiter des Schlaflabors an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg. „Wird dieser Prozess durch Schlafmangel unterbunden, gerät das Gehirn in einen Sättigungszustand. Synapsen können dann nicht mehr ausreichend verstärkt oder neu aufgebaut werden. Entsprechend schwer fallen auch Lernen und flexible Informationsverarbeitung.“

Schlaf senkt die tagsüber gestiegene Aktivität der Synapsen

Zunächst untersuchten die Forscher die allgemeine Aktivität der Synapsen im Gehirn, die auch als Gesamtverbindungsstärke bezeichnet wird. Mit Hilfe einer Magnetspule über dem Kopf der Probanden reizten sie einen Bereich im Gehirn, der für die Steuerung eines Daumenmuskels zuständig ist. Dieses Vorgehen wird als Transkranielle Magnetstimulation (TMS) bezeichnet. Nach Schlafentzug löste bereits ein deutlich schwächerer Reiz eine Kontraktion des Muskels aus, was ein Zeichen für eine hohe synaptische Verbindungsstärke ist.

Außerdem werteten die Forscher mittels Elektroenzephalografie-Messungen (EEG) die unterschiedlichen Frequenzen der Hirnströme aus. Schlafentzug führte dabei zu einem deutlichen Anstieg sogenannter Theta-Wellen. Vorangegangenen Tier- und Humanstudien zufolge ist dies ein weiteres Anzeichen erhöhter synaptischer Gesamtstärke. „Schlaf senkt die tagsüber gestiegene Gesamtstärke der Synapsen im Gehirn. Nach Schlafentzug bleibt die Aktivität dagegen auf einem hohen Niveau“, sagt Prof. Nissen.

Gehirn wehrt sich gegen Überladung

Außerdem fanden die Forscher erstmals beim Menschen Hinweise für ein Prinzip, das eine dauerhafte Reizverarbeitung gewährleistet, die sogenannte homöostatische Plastizität. Sind die Synapsen durch lange Wachphasen bereits maximal aktiv, führen neue Reize oder Informationen nicht zu einer Stärkung, sondern zu einer Schwächung der Nervenzell-Verbindungen. Neu ankommende Reize können dann wieder normal verarbeitet werden. „Es ist anzunehmen, dass praktisch alle Funktionen des Gehirns dadurch beeinflusst werden, wie etwa Emotionsregulation, Konzentration oder Lernen“, sagt Prof. Nissen.

Im Experiment kombinierten die Forscher wiederholt die Reizung des motorischen Gehirn-Areals mit einem elektrischen Reiz am Arm, der ins Gehirn weiter geleitet wird. Findet eine Stärkung der Verknüpfung von Nervenzellen statt, kontrahiert sich der Daumenmuskel stärker als zuvor. Dieser Effekt zeigte sich nach Nachtschlaf. Nach Schlafentzug dagegen war die Kontraktion des Daumenmuskels sogar schwächer. Auf Verhaltensebene beobachteten die Freiburger Forscher zudem ein schlechteres Neulernen von Wortpaaren nach Schlafentzug.

Möglicher Grund, warum Menschen Schlafmangel unterschiedlich gut vertragen

Weiterhin fanden sie Hinweise darauf, dass der Wachstumsfaktor BDNF (brain derived neurotrophic factor) bei der Regulation der synaptischen Aktivität eine wichtige Rolle spielt. Es ist bekannt, dass BDNF nach normalem Schlaf die Neuverknüpfung von Nervenzellen und damit Lernen fördert. Die Forscher konnten nun zeigen, dass eine anhaltend hohe BDNF-Konzentration im Blut unter Schlafentzug eher zu einer Sättigung von Synapsen führte. „Das könnte erklären, warum manche Menschen Schlafmangel besser verkraften als andere“, sagt Prof. Nissen.

Therapieansätze für Depression und Schlaganfall

Die Erkenntnisse könnten zur Entwicklung neuer Therapiemöglichkeiten beitragen, etwa nach Schlaganfall oder bei depressiven Störungen. Bei diesen Erkrankungen ist es wichtig, Verschaltungen im Gehirn zu verändern. Hierzu könnten eine gezielte Beeinflussung des Schlaf-Wach-Verhaltens, aber auch andere Verfahren wie die transkranielle Gleichstromstimulation oder Medikamente mit neuen Wirkmechanismen auf Plastizität genutzt werden.

Original-Titel der Arbeit: Sleep recalibrates homeostatic and associative synaptic plasticity in the human cortex

DOI: 10.1038/ncomms12455

Löwenstarke Problemlöser – Kinder für Studie gesucht

Institut für Psychologie sucht Kinder für eine Studie, die an Ängsten leiden oder eine Konzentrationsschwäche haben

Quelle: Ansgar Lorenz/Universität Freiburg

Quelle: Ansgar Lorenz/Universität Freiburg

Ob in der Familie, im Freundeskreis oder im Klassenverband: Konflikte, Streitigkeiten und mangelhafte Kommunikation können bei Kindern zu Ängsten und Konzentrationsproblemen führen. Eine neue Studie des Instituts für Psychologie der Universität Freiburg will erforschen, wie diese Phänomene entstehen und wie sie sich entwickeln. Mit dem Projekt LÖWE („Lösen wir es“) möchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler herausfinden, wie Kinder alleine oder zusammen mit ihren Müttern Probleme lösen und wie sich die Beteiligten dabei fühlen. Für die Studie suchen die Wissenschaftler Kinder im Alter von zehn bis 13 Jahren, die sehr ängstlich sind oder Aufmerksamkeitsprobleme haben. Die Psychologinnen und Psychologen wollen die Ergebnisse nutzen, um Trainings weiterzuentwickeln, die Kindern und ihren Eltern dabei helfen, gute Problemlöserinnen und Problemlöser zu werden und sich wieder besser zu verstehen.

Zu häufigen Phobien bei Kindern gehört zum Beispiel die Angst davor, im Mittelpunkt zu stehen, vor der Klasse zu sprechen oder von den Eltern getrennt zu sein. Aufmerksamkeitsprobleme äußern sich etwa darin, wenn sich Kinder in der Schule oder bei den Hausaufgaben schlecht konzentrieren können oder sehr unruhig sind. Außerdem sucht das Team Kinder für die Vergleichsgruppe, die keine Ängste oder Probleme mit der Konzentration haben.

Auch die Eltern sollen sich an der Studie beteiligen: Mütter und Väter füllen Fragebögen aus; die Mütter sind im Anschluss auch bei der Untersuchung dabei. In weiteren Studien ist ebenfalls eine Untersuchung gemeinsam mit den Vätern geplant. Die Studie setzt sich aus drei Teilen zusammen. Beim ersten Treffen werden in einem diagnostischen Interview Fragen zu verschiedenen Bereichen gestellt, in denen Probleme auftreten können. Im Anschluss finden zwei circa anderthalbstündige Termine am Institut für Psychologie statt, bei denen Mutter und Kind sowohl alleine als auch gemeinsam Aufgaben am Computer bearbeiten, Puzzle-Aufgaben lösen oder einen Vortrag halten. Als Dankeschön erhalten die Kinder einen Gutschein für den Drogeriemarkt Müller im Wert von 30 Euro; die Mütter erhalten 20 Euro in bar.

Das LÖWE-Projekt: LÖsen Wir Es – Schwierige Aufgaben gemeinsam angehen!

Wie wir miteinander umgehen, kann beeinflussen, wie wir uns fühlen. In manchen Familien steigern sich Probleme im Austausch bis hin zu ständigen Konflikten und Streitereien, die für alle Teilnehmenden sehr belastend sind. Umso schwieriger ist dies, wenn ein Kind unter Ängsten leidet oder Schwierigkeiten hat, sich zu konzentrieren. Um die Entstehung von Ängsten und Aufmerksamkeitsproblemen besser zu verstehen, ist es wichtig zu untersuchen, wie Kinder alleine oder gemeinsam an Aufgaben herangehen. Durch Ihre Teilnahme an dem Projekt können Sie mithelfen, dass wir auf der Basis der Befunde Ängste und Aufmerksamkeitsprobleme besser verstehen können. Langfristig können Trainings weiterentwickelt werden, die Kindern und ihren Eltern helfen, gute Problemlöser zu werden und sich wieder besser zu verstehen. Mit Ihrer Teilnahme an unserer Studie können Sie somit in jedem Fall maßgeblich dazu beitragen, dieses Ziel zu erreichen.

 

Projektleitung

Prof. Dr. Brunna Tuschen-Caffier

Dr. Julia Asbrand (Dipl. Psych.)

Kontakt:
 

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Institut für Psychologie

Klinische Psychologie und Psychotherapie

Dr. Julia Asbrand

Engelbergerstr. 41

79085 Freiburg

Tel. 0761/203-96766

E-Mail: kinderprojekt@psychologie.uni-freiburg.de

Das LÖWE-Projekt