Archiv der Kategorie: Studien

Mit Telemedizin länger leben

Studienergebnisse belegen Vorteile der Telemedizin

für Patienten mit Herzschwäche


Berlin, 27.08.2018 Die telemedizinische Mitbetreuung von Patienten mit Herzschwäche führt zu weniger Krankenhausaufenthalten und zu einer längeren Lebensdauer. Dies gilt gleichermaßen für Patienten im ländlichen Raum und in Metropolregionen. Das haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Charité – Universitätsmedizin Berlin herausgefunden. Die Ergebnisse wurden jetzt in der Fachzeitschrift Lancet* veröffentlicht.

Telemedizinisches Versorgungskonzept. Copyright: Charité
Telemedizinisches Versorgungskonzept. Copyright: Charité

Im Rahmen des Forschungsprojektes „Gesundheitsregion der Zukunft Nordbrandenburg – Fontane“ hat das Team um Prof. Dr. Friedrich Köhler vom Zentrum für kardiovaskuläre Telemedizin der Charité 1.538 Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz untersucht. Die Hälfte von ihnen wurde telemedizinisch mitbetreut, die andere Hälfte wurde konventionell behandelt. Die klinische Studie wurde bundesweit zusammen mit 113 kardiologischen und 87 hausärztlichen Einrichtungen durchgeführt.

Die telemedizinisch mitbetreuten Patienten erhielten vier Messgeräte: ein Elektrokardiogramm (EKG) mit Fingerclip zur Messung der Sauerstoffsättigung, ein Blutdruckmessgerät, eine Waage sowie ein Tablet zur Selbsteinschätzung des Gesundheitszustandes. Über das Tablet wurden die Werte automatisch an das Zentrum für kardiovaskuläre Telemedizin der Charité übertragen. Ärzte und Pflegekräfte des Zentrums bewerteten die übertragenen Messwerte – 24 Stunden täglich, sieben Tage die Woche. Bei einer Verschlechterung der Werte ergriffen sie entsprechende Maßnahmen, zum Beispiel die Veränderung der Medikation, die Empfehlung für einen ambulanten Arztbesuch oder die Krankenhauseinweisung. Primäre Studienziele waren, ungeplante kardiovaskuläre Krankenhausaufnahmen zu vermeiden und die Patienten möglichst lange außerhalb eines Krankenhauses behandeln zu können sowie die Lebenserwartung zu erhöhen. Weitere Studienziele umfassten die Erhöhung der Lebensqualität und der Selbstmanagementfähigkeit der Patienten. Zudem sollte überprüft werden, ob telemedizinische Mitbetreuung strukturelle Defizite der medizinischen Versorgung auf dem Land gegenüber städtischen Regionen ausgleichen kann.

Die Studienergebnisse zeigen, dass die telemedizinisch mitbetreuten Patienten weniger Tage durch ungeplante Einweisungen aufgrund von Herzinsuffizienz im Krankenhaus verbringen mussten: im Durchschnitt waren es 3,8 Tage pro Jahr im Vergleich zu 5,6 Tagen pro Jahr in der Kontrollgruppe. Damit haben die telemedizinisch mitbetreuten Patienten insgesamt und bezogen auf die einjährige Studiendauer pro Patient signifikant weniger Tage durch ungeplante kardiovaskuläre Krankenhausaufenthalte oder Tod verloren: 17,8 Tage im Vergleich zu 24,2 Tagen in der Kontrollgruppe. Darüber hinaus wies die telemedizinische Patientengruppe eine signifikant geringere Gesamtsterblichkeit im Vergleich zur Kontrollgruppe auf. Von 100 Herzinsuffizienzpatienten starben in einem Jahr unter den regulären Bedingungen etwa 11 Patienten (11,3 pro 100 Patientenjahre), mit telemedizinischer Mitbetreuung hingegen etwa 8 Patienten (7,8 pro 100 Patientenjahre).

„Die Studie konnte nachweisen, dass mit Telemedizin eine Lebensverlängerung erreicht werden kann“, erklärt Prof. Köhler. Dieses Ergebnis wurde unabhängig davon erreicht, ob der Patient in einer strukturschwachen ländlichen Gegend oder in einer Metropolregion lebt. Damit eignet sich Telemedizin, um regionale Versorgungsunterschiede zwischen Stadt und Land auszugleichen und die Versorgungsqualität insgesamt zu verbessern.

„In einem nächsten Schritt möchten wir unsere erhobenen Daten gesundheitsökonomisch analysieren und prüfen, welche Kosteneinsparungen für das Gesundheitssystem durch telemedizinische Mitbetreuung möglich sind. Zudem untersuchen wir ein Jahr nach dem Studienende, ob telemedizinische Mitbetreuung auch nach ihrem Abschluss einen nachhaltigen Einfluss auf den Krankheitsverlauf hat“, ergänzt Prof. Köhler.

*Koehler F et al. Efficacy of Telemedical Interventional Management in Patients with Heart Failure (TIM-HF2): a randomised, controlled, parallel-group, unmasked trial, Lancet 2018. DOI 10.1016/S0140-6736(18)31880-4.

Forschungsprojekt „Gesundheitsregion der Zukunft Nordbrandenburg – Fontane“

Das Projekt „Gesundheitsregion der Zukunft Nordbrandenburg – Fontane“ wurde von 2009 bis 2018 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 10,2 Millionen Euro gefördert. Darüber hinaus hat das Land Brandenburg die technische Entwicklung des in der Studie verwendeten Telemedizinsystems mit 4,5 Millionen Euro unterstützt. Projektpartner sind die GETEMED Medizin- und Informationstechnik AG, die Deutsche Telekom Healthcare and Security Solutions GmbH, die Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik GmbH, die Thermo Fisher Scientific Clinical Diagnostics Brahms GmbH sowie die assoziierten Kooperationspartner AOK Nordost und BARMER.

NutriAct-Familienstudie: Essen, Erbe und Partnerschaft

Deutsches Institut für Ernährungsforschung (DIfE)

Schon vor der Geburt stellt die Familie die Weichen für das spätere Essverhalten. Doch was passiert, wenn die Karten neu gemischt werden?

 

Abendessen - lecker gekocht

Abendessen

6. August 2018 – Können Menschen ihre Ernährungsgewohnheiten unter Einfluss des Partners langfristig ändern? Um diese Fragen zu beantworten, hat das DIfE gemeinsam mit der Universität Potsdam, der Charité – Universitätsmedizin Berlin und dem Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin im Oktober 2016 die webbasierte NutriAct-Familienstudie ins Leben gerufen. Informationen zu Design, Methodik und erster Studienphase publizierte das interdisziplinäre Forscherteam jetzt im BMC Public Health Journal.

Aktuelle Studien weisen darauf hin, dass eine gesundheitsorientierte Ernährung Risiken für Typ-2-Diabetes, Herzinfarkt, Schlaganfall und Krebs senken kann. Doch laut allgemeinem Konsens bleiben Essgewohnheiten, die in der Kindheit erlernt werden, meist ein Leben lang erhalten. “Wir wollen herausfinden, inwieweit das frühe Ernährungsverhalten im späteren Leben durch den Partner beeinflusst werden kann. Schließlich ist der Mensch nicht isoliert, sondern existiert in einem sozialen Kontext”, sagt Dr. Manuela Bergmann, Leiterin der Studie und des Humanstudienzentrums am Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE). Unter Berücksichtigung von neurobiologischen, psychologischen und sozialen Aspekten untersucht das Wissenschaftlerteam den Einfluss der Ursprungsfamilie auf das Ernährungsverhalten im Vergleich zur neuen, selbst gegründeten Familie.

Um Mechanismen der täglichen Nahrungsauswahl zu identifizieren, werden die Teilnehmer über Online-Fragebögen u. a. zu Essverhalten, körperlicher Aktivität und Lebensqualität befragt. Zudem analysieren die Forscher und Forscherinnen verschiedene soziale Übergangsphasen, wie den Eintritt in den Ruhestand. Bis 2021 sollen die Daten von rund 3.000 Männern und Frauen zwischen 50 und 70 Jahren erfasst werden. “Unser Ziel ist es, eine Basis für Empfehlungen zu schaffen, die es Menschen selbst im fortgeschrittenen Alter ermöglichen, eine gesunde Ernährungsweise langfristig umzusetzen”, erklärt Bergmann.

Mitmachen

An der Studie können bundesweit Menschen im Alter von 50 bis 70 Jahren teilnehmen. Gesucht werden Dreiergruppen bestehend aus: Einem Paar (zwei Teilnehmer) und  dem Bruder bzw. der Schwester der Partner (ein Teilnehmer). Weil die Auskünfte zum Ernährungsverhalten über Online-Fragebögen erhoben werden, benötigen die Studienteilnehmer Computerkenntnisse und einen Internetzugang. Rund zehn Prozent der Familien werden außerdem zu vertiefenden Untersuchungen in das Humanstudienzentrum des DIfE eingeladen. Die Teilnahme ist freiwillig und kann jederzeit abgebrochen werden. Um mögliche Veränderungen zu erfassen, erfolgt nach zwei Jahren eine weitere Befragungsrunde.

Interessierte können per E-Mail an familienstudie@dife.de Kontakt mit dem Studienteam aufnehmen.

Original-Publikation

Schwingshackl L, Ruzanska U, Anton V, Wallroth R, Ohla K, Knüppel S, Schulze MB, Pischon T, Deutschbein J, Schenk L, Warschburger P, Harttig U, Boeing H, Bergmann MM. The NutriAct Family Study: a web-based prospective study on the epidemiological, psychological and sociological basis of food choice. BMC Public Health 2018

(https://doi.org/10.1186/s12889-018-5814-x)

Hintergrundinformationen

NutriAct

Das Verbundprojekt Nutritional Intervention for Healthy Aging: Food Patterns, Behavior, and Products – kurz NutriAct – ist ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit 12 Millionen Euro gefördertes Kompetenzcluster der Ernährungsforschung. Zentrales Ziel ist es, den Gesundheitsstatus der Fünfzig- bis Siebzigjährigen zu verbessern. Verbundpartner kommen aus Ernährungswissenschaften, Lebensmittelchemie und -technologie, Biologie, Medizin sowie Geistes- und Sozialwissenschaften und Wirtschaft. Der wissenschaftliche Vorstand des DIfE, Professor Tilman Grune, leitet das Verbundprojekt, an dem über 30 Forschungseinrichtungen und Unternehmen beteiligt sind. Mehr unter http://www.nutriact.de/

Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) Das DIfE ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Es erforscht die Ursachen ernährungsassoziierter Erkrankungen, um neue Strategien für Prävention, Therapie und Ernährungsempfehlungen zu entwickeln. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Ursachen und Folgen des metabolischen Syndroms, einer Kombination aus Adipositas (Fettsucht), Hypertonie (Bluthochdruck), Insulinresistenz und Fettstoffwechselstörung, die Rolle der Ernährung für ein gesundes Altern sowie die biologischen Grundlagen von Nahrungsauswahl und Ernährungsverhalten. Das DIfE ist zudem ein Partner des 2009 vom BMBF geförderten Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD). Mehr unter http://www.dife.de.

Leibniz Gemeinschaft

Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 93 selbständige Forschungseinrichtungen. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-,Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Forschung, auch in den übergreifenden Leibniz-Forschungsverbünden, sind oder unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer, vor allem mit den Leibniz-Forschungsmuseen. Sie berät und informiert Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Einrichtungen pflegen enge Kooperationen mit den Hochschulen – u.a. in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im

In- und Ausland. Sie unterliegen einem transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 19.100 Personen, darunter 9.900 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,9 Milliarden Euro. Weitere Informationen unter https://www.leibniz-gemeinschaft.de.

 

Studienteilnehmer mit Depression gesucht

Forscher des Universitätsklinikums Freiburg untersuchen den Behandlungserfolg von Psychotherapie in Kombination mit ungefährlicher Hirnstimulation

Foto vom Flyer Psychotherapie Plus Studie Uni FreiburgMenschen mit einer Depression leiden oft unter negativen Gefühlen wie Traurigkeit oder Niedergeschlagenheit. Zwischenmenschliche Situationen werden häufig als belastend erlebt und sind von hoffnungslosen und selbstkritischen Gedanken geprägt. In einer Studie untersuchen nun Ärztinnen und Ärzte der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg, ob eine kombinierte Therapie aus Gruppen-Psychotherapie und einer leichten Stimulation bestimmter Hirnregionen den Behandlungserfolg weiter steigern kann. Voraussetzungen für die rund drei Monate dauernde Studie sind, dass die Depression weniger als fünf Jahren andauert und die Betroffenen in den vergangenen zwei Jahren keine Psychotherapie gemacht haben.

Erster Teil der Behandlung ist eine moderne Gruppen-Psychotherapie. „In einer modernen Psychotherapie können die Betroffenen lernen, hinderliche Denkmuster zu verändern und positive Erfahrungen zu fördern“, erklärt Studienleiter Prof. Dr. Claus Normann, Geschäftsführender Oberarzt an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg.

Der zweite parallel laufende Teil der Behandlung ist eine leichte elektrische Stimulation einer bestimmten Hirnregion, der frontalen Großhirnrinde. Dort wird die Regulation der Gefühle gesteuert. Diese Region ist bei Menschen mit Depression weniger aktiv. Durch einen leichten Gleichstrom lässt sich die Aktivität der Hirnregion verstärken. „Die Stimulation ist absolut ungefährlich, schmerzlos und erfolgt ohne körperlichen Eingriff“, erklärt Ko-Studienleiter Dr. Lukas Frase, Funktionsoberarzt an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg.

Für diese transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS) werden Elektroden an der Stirn angebracht, durch die fast unmerklich Strom fließt. Je nach Anordnung der Elektrode wird die elektrische Aktivität der Nervenzellen erhöht oder vermindert. „Wenn man sich während der Stimulation gedanklich mit etwas beschäftigt, nimmt dieser Effekt sogar noch zu. Deshalb bieten wir jetzt eine Gruppen-Psychotherapie an, die auf die Stimulation abgestimmt ist“, sagt Dr. Frase.

Die Studie umfasst neben Vorgesprächen und -untersuchungen zwölf Gruppentherapiestunden, zwei Einzelsitzungen und wöchentliche Kurzinterviews. „Wichtig ist, dass die Studienteilnehmer an allen Terminen anwesend sind. Nur so lässt sich ein optimales Ergebnis erzielen“, betont Prof. Normann.

Psychotherapie-Plus_Flyer

Kontakt für Studieninteressierte:

Prof. Dr. Claus Normann / Dr. Lukas Frase

Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Universitätsklinikum Freiburg

psy.dcs-studien@uniklinik-freiburg.de

Putzmittel so gefährlich wie Rauchen?

Sind Putzmittel für Frauen wirklich gefährlicher als für Männer?

Beim Putzen soll Dreck und Keimen der Garaus gemacht werden. Dafür enthalten Putzmittel oft chemische Stoffe. Diese können unter Umständen schädlich für die Atemwege sein. Es gibt sogar Berichte dazu, dass das Risiko für Asthma und Atembeschwerden unter Putzfachkräften größer ist und auch das Putzen zu Hause Risiken bergen kann. Außerdem deuten Studien darauf hin, dass auch die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) bei Menschen, die beruflich oft Putzmitteln ausgesetzt sind, öfter auftreten könnte. Die aktuelle Auswertung einer europaweiten Studie zur Lungengesundheit zeigt nun, welche Langzeitfolgen der regelmäßige Kontakt mit Putzmitteln haben kann.

Studie lief über 20 Jahre

Die European Community Respiratory Health Survey sammelte über 20 Jahren Daten zu der Lungengesundheit und dem Lebensstil von über 6200 Teilnehmern. Die Teilnehmer wurden in diesem Zeitraum drei Mal befragt, z. B. zu Beschwerden der Atemwege und Allergien, ihrem beruflichen Werdegang, ob sie Sport treiben, wie sie wohnen, ob Haustiere im Haushalt sind, zu Ernährungsgewohnheiten, Rauchverhalten und welche Medikamente eingenommen werden. Alle Fragen zielten darauf ab, Faktoren, die die Lungengesundheit der Teilnehmer beeinflussen könnten, zu erfassen. Außerdem wurde die Lungenfunktion der Teilnehmer untersucht.

Folgen des Putzens entsprachen jahrzehntelangem Rauchen

Von den teilnehmenden Frauen gaben 85 % an, regelmäßig mindestens einmal pro Woche zu Hause zu putzen. Bei den Männern waren es 46 %. Im Vergleich zu Frauen, die nicht putzten, nahm die Lungenfunktion stärker ab bei Frauen, die zu Hause für das Putzen zuständig waren oder die als Reinigungsfachkraft tätig waren. Sowohl Reinigungssprays als auch andere Putzmittel scheinen den beschleunigten Verlust der Lungenfunktion auszulösen. Laut den Forschern hat der regelmäßige Kontakt der Atemwege mit Stoffen aus Reinigungsmitteln einen langfristig schädigenden Effekt, der sich nach zehn bis 20 Jahren zeigt. Die Auswirkung auf die Lungenfunktion war in ihrer Auswertung ähnlich dessen, was zehn bis 20 Packungsjahre Tabakrauchen verursachen. Das entsprich z. B. zehn oder 20 Jahre lang täglich 20 Zigaretten geraucht zu haben. Ein Packungsjahr berechnet sich anhand der Zahl pro Tag gerauchter Zigarettenpackungen, was im Schnitt 20 Zigaretten sind, mal der Anzahl der Raucherjahre. Ab 20 Zigaretten pro Tag spricht die Weltgesundheitsorganisation (WHO) von einem „starken Raucher“.

Männer scheinen nicht betroffen zu sein

Ein höheres Risiko später an einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung zu erkranken, wenn man regelmäßig mit Putzmitteln zu tun hat, fanden die Forscher in ihrer Studie hingegen nicht. Auch bei Männern, die angaben regelmäßig zu putzen, scheint sich dies nicht auf die Lungenfunktion mit zunehmenden Alter auszuwirken. Männer-Lungen könnten einfach widerstandfähiger sein, als die Lungen von Frauen – das hat man zuvor bereits beobachtet, wenn es um Tabakrauch oder Holzstäube in der Luft geht. Hier entwickeln Frauen schneller Atemwegserkrankungen als Männer. Dadurch, dass Männer aber auch seltener putzen bzw. als Fachkräfte im Bereich Reinigung arbeiten, ist die Basis der Auswertung hier dünner.

Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass die chemischen Inhaltstoffe von Putzmitteln die langfristige Gesundheit der Atemwege beeinträchtigen können. Gerade bei Frauen, die regelmäßig beruflich oder privat putzen, sahen sie einen Zusammenhang zu einer späteren verstärkten Abnahme der Lungenfunktion. Die Forscher sehen daher eine Notwendigkeit darin, den Fokus stärker auf die möglichen Folgen vom Kontakt zu schädigenden Putzchemikalien zu legen und wie man diese beim Putzen vermeiden kann.

Da kann man Frauen eigenltich nur raten: Lasst in Zukunft die Männer putzen!

DeutschesGesundheitsPortal DGP

Eine Initiative der HealthCom GmbH
Agrippinawerft 22
50678 Köln

Quelle: DeutschesGesundheitsPortal

Svanes Ø, Bertelsen RJ, Lygre SH, Carsin AE, Antó JM, Forsberg B, García-García JM, Gullón JA, Heinrich J, Holm M, Kogevinas M, Urrutia I, Leynaert B, Moratalla JM, Le Moual N, Lytras T, Norbäck D, Nowak D, Olivieri M, Pin I, Probst-Hensch N, Schlünssen V, Sigsgaard T, Skorge TD, Villani S, Jarvis D, Zock JP, Svanes C. Cleaning at Home and at Work in Relation to Lung Function Decline and Airway Obstruction. Am J Respir Crit Care Med. 2018 Feb 16. doi: 10.1164/rccm.201706-1311OC. [Epub ahead of print]

Cleaning at Home and at Work in Relation to Lung Function Decline and Airway Obstruction

Vorsicht beim unkritischem Umgang mit den neuen Grenzwerten für Bluthochdruck

Die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie warnt vor unkritischem Umgang mit den neuen Grenzwerten für Bluthochdruck

Blutdruckmessung

Ältere Patienten sollten regelmäßig den Blutdruck durch medizinisches Personal messen lassen.

Die im November 2017 veröffentlichten niedrigeren Grenzwerte für den Bluthochdruck gefährden ältere Patienten – zumindest bei unkritischer Anwendung. Nach den neuen Empfehlungen amerikanischer Fachgesellschaften gilt jetzt nur noch ein Blutdruck von weniger als 120/80 mm Hg als normal. Bereits ab einem Blutdruck von 130/80 mm Hg liegt ein Bluthochdruck vor.

Die neuen amerikanischen Empfehlungen stützen sich auf aktuelle Untersuchungen, die in der Tat auch für ältere Patienten den Nutzen einer intensiveren Blutdrucksenkung belegen konnten. Die diesbezüglichen Studien wurden sorgfältig durchgeführt und die jeweiligen Ergebnisse sind nachvollziehbar. Das Problem taucht bei der Übertragung der Studienergebnisse auf den älteren Patienten im Praxisalltag auf. Hier sind im Wesentlichen zwei Aspekte zu nennen:

1. Die automatische, unbeobachtete Blutdruckselbstmessung, die in der wesentlichen Studie eingesetzt wurde, führt zu Blutdruckwerten, die etwa 15/8 mm Hg niedriger liegen als Messungen durch medizinisches Personal.

2. In die Studie wurden nur sehr rüstige, zuhause lebende, ältere Patienten aufgenommen. So fit wie die Patienten der Studie sind aber bei weitem nicht alle Personen im höheren Lebensalter.

Die große Gefahr liegt daher in der Übertragung dieser Studienergebnisse auf den älteren Patienten im Allgemeinen. Häufig befinden sich ältere Patienten in einem schlechteren Allgemeinzustand mit zahlreichen Begleiterkrankungen wie zum Beispiel einer kognitiven Beeinträchtigung. Unter Umständen leben sie aufgrund einer oder mehrerer Behinderungen bereits in Alten- und Pflegeeinrichtungen. Da Patienten dieser Art gar nicht in die erwähnten Studien aufgenommen wurden, kann streng genommen zu diesen älteren Patienten in schlechterem Allgemeinzustand keine Aussage gemacht werden.

Aus anderen Untersuchungen ist bekannt, dass bei vielfach erkrankten hochbetagten Patienten eine intensivere Blutdrucksenkung mit vielen Problemen einhergeht. Der niedrige Blutdruck bedeutet eine größere Sturzgefahr und damit auch eine größere Gefahr, eine Fraktur zu erleiden. Außerdem geht ein niedriger Blutdruck bei diesen Patienten mit einer erhöhten Sterblichkeit einher. So haben Altenheimbewohner, deren Blutdruck mit zwei oder mehr Blutdruck senkenden Präparaten auf <130 mm Hg gesenkt wurde, eine um 78 Prozent höhere Sterblichkeit als Bewohner, die nur ein Mittel zur Blutdrucksenkung erhielten und deren Blutdruck bei > 130 mm Hg lag (PARTAGE-Studie).

FAZIT: Die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG) erkennt den Nutzen an, den die neuen Grenzwerte des Bluthochdrucks für viele, gerade jüngere Patienten haben können. Gemeinsam mit vielen Kollegen anderer Disziplinen, die mit der Behandlung älterer Patienten befasst sind, warnt sie ausdrücklich vor der Übertragung dieser Empfehlungen auf ältere Patienten. Nur diejenigen Patienten, die in den zugrundeliegenden Studien beschrieben werden, und deren Blutdruck auf die beschriebene Weise gemessen wurde, profitieren von einer intensiveren Blutdruckbehandlung. Bei allen anderen älteren Patienten ist zu befürchten, dass der Schaden einer intensiven Blutdrucksenkung unter Umständen den erwartenden Nutzen übersteigt. Und diese Patienten bilden einen großen Anteil der älteren Bevölkerung!

Whelton PK, Carey RM, Aronow WS, Casey DE Jr, Collins KJ, Dennison Himmelfarb C, DePalma SM, Gidding S, Jamerson KA, Jones DW, MacLaughlin EJ, Muntner P, Ovbiagele B, Smith SC Jr, Spencer CC, Stafford RS, Taler SJ, Thomas RJ, Williams KA Sr, Williamson JD, Wright JT Jr.: ACC/AHA/AAPA/ABC/ACPM/AGS/APhA/ASH/ASPC/NMA/PCNA guideline for the prevention, detection, evaluation, and management of high blood pressure in adults: a report of the American College of Cardiology/American Heart Association Task Force on Clinical Practice Guidelines. Hypertension. 2017;00: e0000–e0000.

Benetos A. et al: An Expert Opinion From the European Society of Hypertension-European Union Geriatric Medicine Society Working Group on the Management of Hypertension in Very Old, Frail Subjects. Hypertension. 2016;67: 820-825.

Benetos A. et al: Treatment with Multiple Blood Pressure Medications, Achieved Blood Pressure, and Mortality in Older Nursing Home Residents THE PARTAGE STUDY
JMA Intern Med. 2015;175(6): 989-995.

 

Antidepressivum macht Hoffnung auf verträgliche Leukämie-Therapie

Vor allem ältere Patienten könnten profitieren

Studie unter Leitung des Universitätsklinikums Freiburg bundesweit angelaufen / Weitere Patienten können in die Studie aufgenommen werden

Rund 3.000 Menschen erhalten jedes Jahr in Deutschland die Diagnose „Akute Myeloische Leukämie“ (AML), eine der häufigsten Blutkrebserkrankungen überhaupt. Für viele der häufig älteren Patientinnen und Patienten ist die Standard-Chemotherapie zu belastend, weshalb die Krankheit bei ihnen oft tödlich verläuft. Künftig könnten diese Betroffenen mit einer neuen, gut verträglichen Therapie behandelt werden. Dabei sollen die Krebszellen mit einem mit Vitamin-A verwandten Präparat angeregt werden, sich zu ungefährlichen und funktionsfähigen weißen Blutkörperchen weiterzuentwickeln. Diese Behandlung ist bereits bei einer seltenen AML-Form, der „Akuten Promyelozyten-Leukämie“ (APL) sehr erfolgreich. Doch bei allen anderen AML-Patienten sind die Krebszellen vor vornherein resistent gegen den Wirkstoff, was bislang eine Behandlung verhinderte. Ein zweiter Wirkstoff (Tranylcypromin), der in Tablettenform bereits als Antidepressivum zugelassen ist, könnte diese Resistenz aufheben und so eine effektive und ambulant durchführbare Therapie ermöglichen. Die Wirksamkeit des Ansatzes wird derzeit in einer klinischen Studie unter Leitung des Universitätsklinikums Freiburg an sechs onkologischen Spitzenzentren in Deutschland erprobt. Neben Patienten mit AML können auch Patienten mit einer Leukämie-Vorläufer-Erkrankung, dem Myelodysplastischen Syndrom (MDS), in die Studie aufgenommen werden. TRANSATRA steht für „TRANylcypromin-Sensibilisierung der Leukämiezellen gegenüber ATRA“ und wird vom Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung“ (DKTK) gefördert.

Das Vitamin-A-Präparat Tretinoin, auch ATRA genannt, verändert das Ablese-Muster des Erbguts und kann somit als epigenetischer Wirkstoff bezeichnet werden. „Die Zellen werden umprogrammiert und nicht wie bei einer Chemotherapie abgetötet. Deshalb ist die Therapie auch wesentlich verträglicher“, sagt Studienkoordinator Prof. Dr. Michael Lübbert, Oberarzt an der Klinik für Innere Medizin I (Schwerpunkt: Hämatologie, Onkologie und Stammzelltransplantation) des Universitätsklinikums Freiburg.

Um dieses Wirkprinzip auch auf die Behandlung anderer Formen von AML zu übertragen, gilt ein zentrales epigenetisch aktives Enzym, die Lysin-spezifische Histon-Demethylase 1 (LSD1), als vielversprechender Angriffspunkt. Hohe Konzentrationen an LSD1, wie sie besonders in AML-Krebszellen vorkommen, verhindern die Wirkung des Vitamin-A-Präparats. In Laborstudien konnte bereits nachgewiesen werden, dass durch die Blockade von LSD1 das Vitamin-A-Präparat wieder wie gewünscht wirken kann. Um LSD1 zu hemmen, setzen die Forscher auf den Enzymblocker Tranylcypromin. Dieser ist seit über 50 Jahren als Antidepressivum zugelassen. In Laborstudien wurde die Wirksamkeit der Kombinationstherapie aus Tranylcypromin und ATRA bereits nachgewiesen.

Nun soll der Behandlungsansatz bei Patienten mit AML oder MDS überprüft werden, bei denen bisher verfügbare Therapien nicht eingesetzt werden können. „Beide Wirkstoffe sind schon lange als Medikamente zugelassen, und die Nebenwirkungen bekanntermaßen gering. Wir hoffen daher auf eine mögliche Erweiterung der Therapiemöglichkeiten in der Leukämiebehandlung“, sagt Prof. Lübbert.

Mittlerweile ist die Studie neben dem Universitätsklinikum Freiburg auch am Universitätsklinikum Düsseldorf, am Klinikum Frankfurt der Goethe-Universität, am Universitätsklinikum Heidelberg, am Klinikum Rechts der Isar der Technischen Universität München und am Universitätsklinikum Tübingen angelaufen.

Die Studie entstand im Rahmen des Verbundprojekts „LACID: LSD1 als Zielstruktur für Krebstherapie in der Klinik und in der Medikamentenentwicklung“.  LACID wird von Prof. Lübbert, Prof. Dr. Roland Schüle, Wissenschaftlicher Direktor der Klinik für Urologie des Universitätsklinikums Freiburg, und Prof. Dr. Manfred Jung, Leiter des Bereichs Epigenetische Wirkstoffforschung am Institut für Pharmazeutische Wissenschaften der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, geleitet.

Weitere Informationen:

Arbeitsgruppe Prof. Lübbert

Behandlungsfehler in der Medizin

MDK-Behandlungsfehler-Begutachtung: Sicherheitskultur in der Medizin weiter verbessern

Quellenhinweis: MDS/MDK (Medizinischer Dienst der Krankenversicherung)

Quellenhinweis: MDS/MDK (Medizinischer Dienst der Krankenversicherung)

5.094 fachärztliche Gutachten zu vermuteten Behandlungsfehlern haben die Medizinischen Dienste der Krankenversicherung (MDK) 2016 erstellt. Damit haben erneut mehr Versicherte dieses Unterstützungsangebot genutzt. Das geht aus der Begutachtungsstatistik hervor, die heute in Berlin vorgestellt wurde. Konsequente Anstrengungen zur Fehlervermeidung seien notwendig. Dazu gehören eine Meldepflicht für Behandlungsfehler und eine intensivere Forschung im Bereich Patientensicherheit.

In knapp jedem vierten Fall (3.564) bestätigten die Fachärzte des MDK den Verdacht der Patienten. „Diese Zahl ist im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken. Leider bedeutet das jedoch nicht, dass sich das Risiko, einen Behandlungsfehler zu erleiden, generell verringert hätte. Denn Daten zu Behandlungsfehler liegen in Deutschland nur punktuell v

Quellenhinweis: MDS/MDK (Medizinischer Dienst der Krankenversicherung)

or. Darum lässt sich auch das Gefährdungsrisiko nicht beziffern“, erläutert Dr. Stefan Gronemeyer, Leitender Arzt und stellvertretender

Geschäftsführer des MDS. „Jeder Fehler, aus dem heute nichts gelernt wird, kann sich jedoch morgen wiederholen und erneut vielleicht einen schweren Schaden verursachen.“ Trotz erkennbarer Fortschritte müsse die Fehlerprävention in Deutschland systematisch weiterentwickelt werden. Die Einführung einer Meldepflicht wie zum Beispiel in Großbritannien sei dabei ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Sicherheitskultur. Gleiches gelte für die notwendige Intensivierung der Forschung zur Patientensicherheit in Deutschland.

Fehlerhäufungen lassen nicht unmittelbar auf erhöhtes Risiko schließen

Quellenhinweis: MDS/MDK (Medizinischer Dienst der Krankenversicherung)

In der aktuellen Statistik der MDK-Gemeinschaft betrafen zwei Drittel der Vorwürfe Behandlungen in der stationären Versorgung, zumeist in Krankenhäusern; ein Drittel bezog sich auf Behandlungen durch einen niedergelassenen Arzt oder eine niedergelassene Ärztin. 7.765 Vorwürfe (51,4 Prozent aller Vorwürfe) standen in direktem Zusammenhang mit der Behandlung im Operationssaal.

Wenn man sich die Vorwürfe verteilt auf die Fachgebiete anschaut, ergibt sich folgendes Bild: 33 Prozent aller Vorwürfe bezogen sich auf Orthopädie und Unfallchirurgie, 12 Prozent auf die Innere Medizin und Allgemeinmedizin, weitere 9 Prozent auf die Allgemeinchirurgie, ebenfalls 9 Prozent auf die Zahnmedizin, 7 Prozent auf die Frauenheilkunde und 4 Prozent auf die Pflege. „Eine hohe Zahl an Vorwürfen lässt jedoch nicht auf eine hohe Zahl an tatsächlichen Behandlungsfehlern schließen. Häufungen spiegeln vielmehr wider, dass Patienten in manchen Bereichen eher selbst erkennen können, wenn eine Behandlung fehlerhaft verlaufen sein könnte und in anderen nicht“, erklärt Prof. Dr. Astrid Zobel, Leitende Ärztin des MDK Bayern. Schaut man sich die Fehler danach an, wo sie auftreten, steht die operative Therapie mit 31 Prozent an vorderster Stelle, gefolgt von der Befunderhebung mit 25 Prozent.

Medizinische Maßnahmen wurden gar nicht oder zu spät durchgeführt

Quellenhinweis: MDS/MDK (Medizinischer Dienst der Krankenversicherung)

In rund der Hälfte (51 Prozent) aller durch die Begutachtung bestätigten Fehler wurde eine erforderliche medizinische Maßnahme nicht (40 Prozent) oder zu spät (11 Prozent) durchgeführt. In der anderen Hälfte bestand der Fehler zumeist darin, dass eine notwendige Behandlung nicht korrekt durchgeführt wurde (39 Prozent). Fehler kamen auch zustande, weil eine falsche Maßnahme vorgenommen (10 Prozent) wurde, bei der von vornherein mehr Schaden als Nutzen zu erwarten war. Zwei von drei Patienten wurden vorübergehend geschädigt, einer von drei Patienten dauerhaft.

Daten über „Never Events“ für systematische Fehlervermeidung notwendig

Quellenhinweis: MDS/MDK (Medizinischer Dienst der Krankenversicherung)

Das Fehlergeschehen ist breit gefächert. „Wir müssen systematisch und auf Basis des besten verfügbaren Wissens Fehler analysieren und Präventionsmaßnahmen entwickeln“, sagt PD Dr. Max Skorning, Leiter Patientensicherheit beim MDS. „Es ist von einer hohen Dunkelziffer auszugehen, die systematisch erfasst und analysiert werden muss.“ Für die Fehlerprävention sind zum Beispiel Informationen über Fehler notwendig, die einerseits besonders schwerwiegend sind, andererseits aber als sicher vermeidbar gelten. Dies sind „Never Events“ wie nach der Operation verbliebene Tupfer, die Verwechslung von Blutkonserven und ähnliches. Solche Fehler zeigen einen Sicherheitsmangel im System an, weniger ein Versagen des Einzelnen. In anderen Ländern mit vergleichbar hoch entwickelten Gesundheitssystemen müssen sie verpflichtend gemeldet werden – bislang jedoch nicht in Deutschland.

Hintergrund
Spezielle Gutachterteams prüfen in den MDK Vorwürfe von Behandlungsfehlern im Auftrag der Krankenkassen. Die Gutachter gehen dabei der Frage nach, ob die Behandlung nach dem anerkannten medizinischen Standard abgelaufen ist. Liegt ein Behandlungs-fehler vor, wird außerdem geprüft, ob der Schaden, den der Patient erlitten hat, durch den Fehler verursacht worden ist. Nur dann sind Schadensersatzforderungen aussichtsreich. Auf der Basis des MDK-Gutachtens kann der Patient entscheiden, welche weiteren Schritte er unternimmt. Gesetzlich Versicherten entstehen durch die Begut­achtung keine zusätzlichen Kosten.

Der Medizinische Dienst des GKV-Spitzenverbandes (MDS) berät den GKV-Spitzenverband in medizinischen und pflegerischen Fragen. Er koordiniert und fördert die Durchführung der Aufgaben und die Zusammenarbeit der MDK.
Der Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MDK) ist der sozialmedizinische Beratungs- und Begutachtungsdienst der gesetzlichen Kranken- und der Pflegeversicherung. Er ist auf Landesebene als eigenständige Arbeitsgemeinschaft organisiert. Im Falle eines Behandlungsfehlerverdachts wenden sich Patienten zunächst an ihre Krankenkasse, die den MDK dann mit einer Begutachtung beauftragen kann.

Probanden für Ernährungsstudie gesucht

Beeinflusst die Ernährung das Immunsystem?

Uni-Zentrum Naturheilkunde am Universitätsklinikum Freiburg sucht Probanden für Studie zur Wirkung verschiedener Ernährungsformen auf das Immunsystem und die Darmflora

Bitte beachten Sie, diese Studie ist nichts für Vegetarierer*innen oder Veganer*innen

Menschen mit einer rheumatoiden Arthritis leiden unter chronischen Gelenkentzündungen. Sie gehört zu den rheumatischen Erkrankungen, im Volksmund kurz „Rheuma“ genannt. Wissenschaftler vermuten, dass die Ernährung Erkrankungen mit Störungen des Immunsystems wie beispielsweise rheumatoide Arthritis beeinflussen kann. Das Uni-Zentrum Naturheilkunde sowie die Klinik für Rheumatologie und Klinische Immunologie des Universitätsklinikums Freiburg wollen nun in einer gemeinsamen Studie die Wirkung verschiedener Ernährungsweisen auf das Immunsystem bei gesunden Menschen überprüfen. Bei den unterschiedlichen Ernährungsweisen handelt es sich zum einen um eine vegane (beinhaltet keine Lebensmittel tierischen Ursprungs) und zum anderen um eine fleischreiche Ernährungsweise. Im Verlauf der Studie interessieren die Forscherinnen und Forscher besonders die Immunparameter, die bei Patienten mit rheumatoider Arthritis relevant sind.

Für die Studie werden gesunde Probandinnen und Probanden im Alter von 18 bis 60 Jahren mit einem normalen Body Mass Index gesucht. Voraussetzung ist eine derzeitige Ernährung mit Mischkost und die Bereitschaft, sich über vier Wochen zufällig zugeteilt vegan oder mit viel Fleisch zu ernähren. Vegetarier, Veganer oder Raucher können nicht mitmachen. Weitere Ausschlusskriterien sind unter anderem eine Schwangerschaft oder Stillzeit, regelmäßige Medikamenteneinnahme (mit Ausnahme von hormonellen Verhütungsmitteln oder Jodid), ausgeprägte Allergien oder eine Essstörung.

Die Studie dauert für jeden einzelnen Teilnehmer fünf Wochen: Eine Woche mit normaler Mischkost und danach vier Wochen mit entweder fleischreicher oder veganer Kost (zufällige Zuteilung). Die Teilnehmer erhalten während der vier Wochen ein kostenloses werktägliches Mittagessen im Casino des Universitätsklinikums Freiburg. Außerdem erhalten die Probanden während der Studienzeit Vergünstigungen in einzelnen Freiburger Restaurants. Für die Auswertung werden von den Probandinnen und Probanden zu zwei Zeitpunkten je eine Blut-, Urin- und Stuhlprobe benötigt.

Anmerkung d. Redaktion: Das Essen in der Uni-Klinik trifft nicht jeden Geschmack. Menschen, die auch den Anspruch auf geschmacklich gutes Essen haben, könnten hier enttäuscht werden. 

Interessenten können sich melden bei:  
Manuel Hettich
Uni-Zentrum Naturheilkunde
Universitätsklinikum Freiburg
Telefon: 01515-2255375
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Weitere Informationen zu der Studie finden Sie hier und hier.

Behandlung von chronischen Rückenschmerzen

Studie über Erwartungen bei der Behandlung von chronischen Rückenschmerzen durch

Im Rahmen seiner Masterarbeit führt Maximilian Schwarz eine Studie zum Thema „Erwartungen bei der Behandlung von chronischen Rückenschmerzen“ durch. In dieser Studie geht es darum, wie sich Erwartungen gesunder Kontrollprobanden von Patient*innen mit chronischen Rückenschmerzen unterscheiden.
Damit dieses Unterfangen gut gelingen kann, ist es erforderlich möglichst viele Leute zu rekrutieren.

Die Studie umfasst nur einen Fragebogen der circa 15-20min dauert.
Es kann jeder teilnehmen der mind. 35 Jahre alt ist. Es ist KEINE Voraussetzung unter chronischen Rückenschmerzen zu leiden.
Fragebogen
https://www.soscisurvey.de/masterarbeitceq/?q=Marburger_Schmerzstudie_2

Den Angsthasen überlisten

Das Institut für Psychologie der Universität Freiburg sucht Kinder für eine Therapiestudie zu Angsterkrankungen

Therapieprojekt „KibA“: Wissenschaftler der Universität Freiburg wollen die Entstehung und Veränderung von Angsterkrankungen bei Kindern erforschen. Grafik: Linda Stein

Angsterkrankungen im Kindes- und Jugendalter sind weit verbreitet. Für die Betroffenen bedeuten die Ängste einen erheblichen Leidensdruck und können darüber hinaus ihre seelische Gesundheit gefährden. In dem Forschungsprojekt „KibA“ („Kinder bewältigen Angst“) am Institut für Psychologie der Universität Freiburg wollen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Mechanismen der Entstehung und Veränderung von Angsterkrankungen aufklären. Für ein Psychotherapieprojekt suchen sie deshalb Kinder und Jugendliche zwischen acht und 14 Jahren, die an einer Trennungsangst, sozialen Angsterkrankung oder spezifischen Phobie leiden.

Viele Kinder weisen Ängste auf, die eine Trennung von den Eltern erschweren oder unmöglich machen. Ängste im Umgang mit Menschen, Schüchternheit und die Angst vor Zurückweisung sowie eine starke Angst vor Tieren oder medizinischen Maßnahmen behindern ebenso eine gesunde Entwicklung. Nicht selten ziehen diese Ängste Erkrankungen wie die Depression nach sich oder führen zu Leistungseinbrüchen in der Schule.

Bei dem Projekt KibA erhalten die Kinder eine nach den neuesten Erkenntnissen der Angstforschung und dem aktuellen Stand der Psychotherapieforschung konzipierte Einzeltherapie. Sie wird begleitet von umfassenden diagnostischen Untersuchungen, die seelische und körperliche Anteile von Angstreaktionen, Lernmechanismen des Angsterwerbs sowie deren Einfluss auf den Therapieerfolg erfassen. Dabei werden die Eltern teilweise als Helferinnen und Helfer mit in die Therapie einbezogen.

Die Teilnahme an dem Psychotherapieprojekt kann maßgeblich dazu beitragen, die Behandlung von Ängsten zu verbessern und die Schwierigkeiten von Kindern mit Ängsten und ihren Familien zu verstehen. Das Projekt ist Teil des deutschlandweiten Forschungsverbunds PROTECT-AD zur Optimierung der Behandlung von Angststörungen, welcher vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird.

Weitere Informationen:
www.kiba-studie.de/freiburg/kiba-freiburg.html