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Dialoge des Vergessens – Menschen mit Demenz

Der 11. Science Jam am 03.05.2017 zeigt, wie Menschen mit Demenz das Leben sehen

Über Demenz wird viel diskutiert und publiziert – Betroffene bleiben dabei meist im Hintergrund. Wie Demenz aus der Perspektive von Betroffenen aussieht, davon erzählt diese musikalische Lesung. Die Autorinnen Margarethe Mehring-Fuchs und Kathrin Feldhaus, Slam Poet Tobias Gralke und die Musiker Wolfgang Fernow, Felix Borel und Ro Kuijpers stellen auf lebendige Weise das Buch „Wenn der Kopf hinausgeht, ganz weit fort“ vor. Dr. Sabine Hellwig, Fachärztin für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Freiburg, trägt die wissenschaftliche Perspektive bei und wird über Hypothesen zur Entstehung der Erkrankung sowie über Behandlungsmöglichkeiten berichten.

  • Was: Musikalische Lesung mit Vortrag
  • Wann: 03.05.2017, 20:00 Uhr
  • Wo:
    Bernstein Center Freiburg
    Hansastraße 9a
    Bernstein-Werkstatt (Untergeschoss) – Zugang nur über Parkplatz
    79104 Freiburg
  • Die Veranstaltung richtet sich an alle Interessierten.
  • Veranstalter: Bernstein Center Freiburg
  • Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
  • Der Eintritt ist kostenlos.
  • Die Vortragssprache ist Deutsch.

Die Ampel im Gehirn

5 Unterregionen des präfrontalen Cortex in der Bewegungsentscheidung identifiziert

Die Ampel im Gehirn

Die Entscheidung, wann das Gehirn auf einen externen Reiz mit der Unterdrückung von Handlungsimpulsen reagiert und wann nicht, hängt ganz maßgeblich vom Gleichgewicht zwischen Arealen der Bewegungshemmung und -erregung im präfrontalen Cortex (PFC) ab. Neuronale Verknüpfungen an der Stirnseite der Großhirnrinde sorgen dafür, dass sich das Gehirn bewusst für oder gegen eine Reaktion entscheiden kann. Wie die einzelnen Areale des präfrontalen Cortex in diesem Prozess zusammenwirken und welche jeweilige Rolle ihnen dabei zukommt, war bisher unbekannt. Ein internationales Team um die Freiburger Forscherin Stefanie Hardung aus der Arbeitsgruppe vo, einem Mitglied des Exzellenzclusters BrainLinks-BrainTools und des Bernstein Center Freiburg, hat jetzt die Rolle von fünf Unterregionen des präfrontalen Cortex in der Bewegungsentscheidung identifiziert. Die Ergebnisse wurden im Fachmagazin „Current Biology“ veröffentlicht. Die Studie könnte vor allem für die weitere Erforschung von Erkrankungen mit Impulskontrollstörung von Bedeutung sein.

Hirnstimulation zur Behandlung von Parkinson

Geschlossener Regelkreis, geringere Nebenwirkung

Anpassungsfähige Stimulation könnte Patienten mit neurologischen Erkrankungen wie Parkinson deutlich entlasten

Gehirnaktivität

Ein Gerät zeichnet die Gehirnaktivität eines Patienten auf und passt dadurch die Stärke der Stimulation an dessen individuelle Bedürfnisse an. Quelle: Gunnar Grah/BrainLinks-Braintools

Könnten beim Einsatz tiefer Hirnstimulation zur Behandlung von Parkinson potenzielle Nebenwirkungen mithilfe eines so genannten geschlossenen Regelkreises vermieden werden, der sich individuell an die Symptome der Patientin oder des Patienten anpasst? Mit dieser Frage beschäftigen sich der Neurowissenschaftler Dr. Ioannis Vlachos und seine Kollegen Taskin Deniz, Prof. Dr. Arvind Kumar und Prof. Dr. Ad Aertsen in einer aktuellen Studie, die in der Fachzeitschrift „PLoS Computational Biology“ erschienen ist.

Der Ansatz der Wissenschaftler des Bernstein Centers Freiburg und des Exzellenzclusters BrainLinks-BrainTools an der Albert-Ludwigs-Universität könnte die Entwicklung neuer Methoden bei der Behandlung von Parkinson um einen entscheidenden Schritt voranbringen: „Es gibt derzeit nur zwei etablierte Therapieansätze bei dieser Erkrankung. Entweder man verabreicht Medikamente oder man wendet die Tiefenhirnstimulation an“, erklärt Vlachos. Bei der letzteren wird eine Elektrode in das Gehirn des Patienten implantiert, die kontinuierlich Stimulationssignale aussendet. Das bezeichnen Forscherinnen und Forscher als offenen Regelkreis. „Im Prinzip funktioniert diese Methode ähnlich wie ein Herzschrittmacher“, sagt Vlachos. Die Symptome von Parkinson sind jedoch nicht konstant. Den Freiburger Wissenschaftlern zufolge sei es deswegen nicht effizient, durchgehend mit demselben Signal zu stimulieren.

„Beim geschlossenen Regelkreis passt die Elektrode die Stimulation an die momentanen Symptome des Patienten an. Wir hoffen, damit mögliche Nebenwirkungen wie Gang- oder Sprachstörungen zu vermeiden, die bei der konventionellen Behandlung mit Tiefenhirnstimulation entstehen können“, erläutert Vlachos.

Bei dem neuen Ansatz wird die Gehirnaktivität aufgezeichnet und an ein neuroprothetisches Gerät übermittelt. Das Stimulationssignal kann dadurch kontinuierlich angepasst werden. Das Steuergerät überwacht pausenlos jene Gehirnaktivitäten, die eine Parkinson’sche Erkrankung auszeichnen. Die gewonnenen Daten bestimmen die Intensität der Stimulation. Ist eine stärkere Stimulation notwendig, sendet das Gerät stärkere Signale aus. Nimmt die Aktivität ab, wird auch das Signal schwächer. Sind die Gehirnaktivitäten normal, bleibt das Gerät inaktiv. „Dies sorgt darüber hinaus für eine längere Lebensdauer der Batterie sowie für größere Wartungsintervalle und erhöht so die Lebensqualität der Patienten“, berichtet der Forscher.

Auch bei der Behandlung anderer Erkrankungen des Gehirns wie Epilepsie oder Schizophrenie könnte der Ansatz Anwendung finden. Zudem halten die Forscher die Entwicklung von Methoden für möglich, die ohne Implantat auskommen, etwa die transkranielle Stimulation. Dabei wird das Gehirn von außen stimuliert, ohne dass es notwendig ist, ein Loch in den Schädel zu bohren und eine Elektrode in das Gehirn einzusetzen.

Die Methode könnte laut Vlachos auch neue Erkenntnisse zu grundsätzlichen neurowissenschaftlichen Fragen ermöglichen: „Wenn beispielsweise Tiere ihre Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Reiz richten, erhöhen sich die Oszillationen in der Hirnaktivität. Mithilfe unseres Verfahrens können wir die Stärke dieser Schwingungen verändern und somit überprüfen, ob und wie die Aufmerksamkeit durch solche Oszillationen des Netzwerkes beeinflusst wird.“ Nachdem nun Computersimulationen erste Ergebnisse geliefert haben, planen die Forscher im nächsten Schritt, die Methode an Tiermodellen zu überprüfen, bevor sie auch beim Menschen zum Einsatz kommen kann.

Originalveröffentlichung:
Vlachos I, Deniz T, Aertsen A, Kumar A (2016) Recovery of dynamics and function in spiking neural networks by closed-loop control. In: PLoS Computational Biology, http://dx.doi.org/10.1101/030189.

Infoveranstaltung : Komplementärmedizinische Krebstherapie

Komplementärmedizinische Krebstherapie

Infoveranstaltung für Interessierte am 10. Juli 2014 im Hörsaal der
Universitäts-Frauenklinik Freiburg

Diagnose Krebs – was kann alternative Medizin dabei leisten? Am Donnerstag,
den 10. Juli 2014, findet um 17.00 Uhr eine Infoveranstaltung für Ärzte,
Patienten und alle Interessierten im Hörsaal der Klinik für Frauenheilkunde
am Universitätsklinikum Freiburg statt. Zwei Referenten werden Vorträge zu
komplementärmedizinischen Behandlungsverfahren bei Krebs halten.

Der externe Vortragende, Prof. Dr. Josef Beuth, Leiter des Instituts zur
wissenschaftlichen Evaluation naturheilkundlicher Verfahren an der
Universität Köln, widmet sich der Frage „Gut durch die Krebstherapie.
Komplementärmedizinische Verfahren bei Krebs – was ist wissenschaftlich
anerkannt?“

Danach stellt PD Dr. Roman Huber, Leiter des Uni-Zentrums für
Naturheilkunde am Universitätsklinikum Freiburg, in seinem Vortrag mit dem
Titel „Naturheilkundeverfahren im Rahmen einer Krebstherapie am
Universitätsklinikum Freiburg“ ebenfalls einen alternativen Ansatz vor.

Die Veranstaltung wird von Prof. Dr. Elmar Stickeler, Ärztlicher Leiter des
Brustzentrums an der Klinik für Frauenheilkunde in Freiburg, moderiert. Sie
ist eine Kooperation des Universitätsklinikums Freiburg und der Uniklinik
Köln.

Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos.

Geschärfter Blick ins Gehirn

Freiburger Forschungsteam kartiert erstmals Grenze zwischen zwei wichtigen Hirnbereichen

 

Die Grenze zwischen den wichtigen Gehirnstrukturen Hippocampus und Amygdala ist in hochaufgelösten Kernspintomografie-Bildern als feiner heller Streifen erkennbar („Amygdalo-hippocampal border“, AHB). Foto: AG Ball, Universität Freiburg

Die Grenze zwischen den wichtigen Gehirnstrukturen Hippocampus und Amygdala ist in hochaufgelösten Kernspintomografie-Bildern als feiner heller Streifen erkennbar („Amygdalo-hippocampal border“, AHB). Foto: AG Ball, Universität Freiburg

 

Tief im menschlichen Gehirn liegen zwei kleine, aber wichtige Strukturen dicht zusammen: Die Amygdala spielt eine entscheidende Rolle, wenn es um Gefühle geht, der Hippocampus ist eine Schaltzentrale für das Gedächtnis. Wegen ihrer geringen Größe waren bislang diese Hirnbereiche beim lebenden Menschen schwer auseinanderzuhalten – die Amygdala ist gerade einmal so groß wie ein Mandelkern. Besonders die Grenze zwischen ihnen konnte mit bildgebenden Verfahren nicht dargestellt werden, weil die räumliche Auflösung nicht ausreichte, um die Grenzregion zwischen beiden darzustellen. Dank des Einsatzes eines Hochleistungs-Kernspintomografen konnten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Freiburg und Magdeburg nun erstmals die Grenze zwischen Amygdala und Hippocampus kartieren. Dies berichtet das Team um Dr. Tonio Ball vom Bernstein Center Freiburg und dem Exzellenzcluster BrainLinks-BrainTools der Universität Freiburg in der aktuellen Ausgabe des Fachjournals „Human Brain Mapping“.

Das Team untersuchte sechs gesunde Probandinnen und Probanden in einem 7-Tesla-Magnetresonanztomografen der Universität Magdeburg. Diese Geräte erzeugen ein vielfach stärkeres magnetisches Feld als die in Kliniken üblicherweise eingesetzten Scanner und liefern hierdurch ein deutlich exakteres Bild der Strukturen im menschlichen Körper. In ganz Deutschland sind nur wenige solcher Geräte im Einsatz.

Bei der Untersuchung der Probanden machten die Wissenschaftler eine überraschende Entdeckung: Die Grenze zwischen Amygdala und Hippocampus verlief bei jeder Person deutlich anders und unterschied sich sogar zwischen linker und rechter Hirnhälfte. Da an dieser Grenze die Hirnbereiche im Austausch miteinander stehen, wenn es um Gefühle und Erinnerungen geht, könnten diese Variationen auch für Unterschiede in der Persönlichkeit verantwortlich sein. In Zukunft, schreiben die Forscher, müssten diese Hirnstrukturen genau vermessen werden, wenn Menschen wegen psychiatrischer Erkrankungen wie Angststörungen untersucht würden. Die Studie zeige zudem, dass es keine standardisierten Karten des Gehirns im Bereich von Amygdala und Hippocampus geben könne. Für jede Patientin und jeden Patienten müsse dieser Bereich individuell vermessen werden, um Fehldiagnosen durch eine falsche Zuordnung zu vermeiden.

Originalpublikation:
Derix, J., Yang, S., Lüsebrink, F., Fiederer, L. D. J., Schulze-Bonhage, A., Aertsen, A., Speck, O. and Ball, T. (2014), Visualization of the amygdalo–hippocampal border and its structural variability by 7T and 3T magnetic resonance imaging. Hum. Brain Mapp.. doi: 10.1002/hbm.22477