Archiv der Kategorie: Ernährung

Fettes Essen schädigt die Leber wie Alkohol

Schlemmen an den Festtagen ist erlaubt – bei gesundem Lebensstil

Berlin – Gans, Glühwein und viel zu viele Plätzchen: An den Weihnachtsfeiertagen essen Menschen oft zu viel. Wer sich den Rest des Jahres über gesund ernährt, darf mal über die Stränge schlagen. Diejenigen aber, die dauerhaft zu üppig essen und sich dabei auch noch wenig bewegen, riskieren Übergewicht und als Folge eine Fettleber. Über zehn Millionen Menschen in Deutschland – also mindestens jeder Achte – leiden unter einer Fettleber. Sie ist oft die Vorstufe von Leberzirrhose und -krebs und erhöht das Risiko für Diabetes, Schlaganfall oder Herzinfarkt, warnt die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS).

„Die Fettleber entwickelt sich in jüngster Zeit in rasantem Tempo zu einer Volkskrankheit“, sagt DGVS-Sprecher Professor Dr. med. Christian Trautwein, Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Stoffwechselerkrankungen und Internistische Intensivmedizin (Medizinische Klinik III) an der Uniklinik RWTH Aachen. Die Gefahr, die von einer verfetteten Leber ausgehe, werde häufig unterschätzt.

Ursache für eine Fettleber ist nicht nur übermäßiger Alkoholgenuss, sondern oft auch zu fettiges Essen oder eine genetische Vorbelastung, erläutert Trautwein. Ein Diabetes kann Folge und Grund für die krankhafte Veränderung der Leber sein, auch die Einnahme von Medikamenten. Mit der wachsenden Zahl an Übergewichtigen in der Bevölkerung steige auch die der Fettleber-Patienten kontinuierlich an. Das Tückische: Betroffene spüren am Anfang so gut wie keine Symptome. „Völlegefühl, Müdigkeit, manchmal etwas Druck im rechten Oberbauch: das ist alles“, sagt Trautwein.

Dabei ist eine frühe Diagnose wichtig, denn bislang sind keine Medikamente gegen eine Fettlebererkrankung zugelassen. Dies gilt auch dann, wenn sich aus einer ‚einfachen‘ Fettleber eine Steatohepatitis, also eine Entzündung, oder bereits eine Leberzirrhose entwickelt hat. Bei Leberzirrhose vernarbt das Gewebe und das Organ verliert nach und nach seine Funktion. Oft folgt ihr Leberkrebs. Schwere Leberschäden sind irgendwann nur noch durch eine Lebertransplantation zu behandeln. „Menschen mit einer Fettleber müssen deshalb aktiv ihren Lebensstil ändern, und je eher sie dies tun, umso leichter kann sich die Leber regenerieren“, betont Trautwein.

Auch wenn es zunächst widersprüchlich klinge, könne die Weihnachtszeit hierfür ein guter Startpunkt sein. „Die Menschen sollen an den Festtagen Freude und Genuss empfinden“, sagt Trautwein. Doch vielleicht erlaube gerade auch die Ruhe dieser Tage, sich um die eigene Gesundheit und Zukunft Gedanken zu machen. „Für Menschen, die sich für eine Lebensstiländerung entscheiden, gibt es vielfältige Hilfsangebote“, erklärt Trautwein. Der Hausarzt oder auch der behandelnde Gastroenterologe könne die entsprechenden Kontakte vermitteln.

„Erklärtes Ziel der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheit ist es, der unheilvollen Entwicklung zunehmender Fettlebererkrankungen entgegenzuwirken“, so Trautwein. Ein erster Schritt müsse sein, die Menschen über die Krankheit und ihre möglichen Folgeerkrankungen zu informieren.

Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) wurde 1913 als wissenschaftliche Fachgesellschaft zur Erforschung der Verdauungsorgane gegründet. Heute vereint sie mehr als 5000 Ärzte und Wissenschaftler aus der Gastroenterologie unter einem Dach. Die DGVS fördert sehr erfolgreich wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und Fortbildungen und unterstützt aktiv den wissenschaftlichen Nachwuchs. Ein besonderes Anliegen ist der DGVS die Entwicklung von Standards und Behandlungsleitlinien für die Diagnostik und Therapie von Erkrankungen der Verdauungsorgane – zum Wohle des Patienten.

Verstößt die Deutsche Lebensmittelbuch-Kommission gegen das Grundgesetz?

Pressemitteilung foodwatch

Verfassungsrechtler: Lebensmittelbuch-Kommission ist verfassungswidrig

foodwatch fordert Abschaffung des Geheimgremiums


Berlin, 15. Dezember 2014. Keine Legitimation, keine Transparenz, keine ausreichende Kontrolle: Nach Einschätzung des Staatsrechtlers Prof. Dr. Stephan Rixen verstößt die Deutsche Lebensmittelbuch-Kommission gegen das Grundgesetz. Das Gremium, das gängige Produktbezeichnungen und -zusammensetzungen festlegt, habe „keinerlei demokratische Legitimation“, sagte er dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel (Ausgabe 51/15.12.2014). „Da liegt das Problem, denn die [von der Kommission festgesetzten] Leitsätze wirken wie Gesetze, ohne offiziell Gesetze zu sein.“ Das Bundesernährungsministerium habe „keine Kontrolle über das Gremium“, so Rixen weiter. „Ist es einmal berufen, sieht die Geschäftsordnung weder effektive Einflussmöglichkeiten vor, noch können Mitglieder der Kommission abgesetzt werden – selbst wenn sie Parlamentsgesetze missachten.“ Die Verbraucherorganisation foodwatch forderte die Abschaffung des Geheimgremiums.

In dem in Fachkreisen renommierten Deutschen Verwaltungsblatt (Heft 15/2014) hatte Rixen, der an der Universität Bayreuth Verfassungsrecht lehrt, bereits geschrieben: „Die Aufgabe, Leib und Leben der Bürgerinnen und Bürger als Lebensmittelkonsumenten zu schützen, darf unter dem Grundgesetz nicht länger an ein Gremium delegiert werden, das ohne demokratische Legitimation darüber mitentscheidet, ob fundamentale Grundrechte bei der Ernährung real wirksame oder nur rhetorische Größen sind. Die bisherige Konstruktion der Deutschen Lebensmittelbuch-Kommission ist verfassungsrechtlich unhaltbar geworden.“

Die Verbraucherorganisation foodwatch forderte Bundesernährungsminister Christian Schmidt auf, das Gremium abzuschaffen: „Die Kommission ist ein demokratisches Fehlkonstrukt. Sie hat oft genug irreführende Produktbezeichnungen legitminiert und aufgrund der Veto-Macht der Lebensmittelwirtschaft verbraucherfreundliche Produktbezeichnungen verhindert“, erklärte foodwatch-Geschäftsführer Thilo Bode. „Dieses Geheimgremium muss endlich abgelöst werden durch ein demokratisches und transparentes Verfahren, bei dem zum Beispiel das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit Leitsätze erarbeitet und sich dabei an der Erwartung der Verbraucher, nicht aber an den ökonomischen Interessen der Hersteller orientiert.“

Die geheim tagende Lebensmittelbuch-Kommission ist beim Bundesernährungsministerium angesiedelt. Das Gremium erarbeitet sogenannte Leitsätze zur Produktkennzeichnung und -zusammensetzung. Diese sind zwar formal unverbindlich, doch weil sich Hersteller, die amtliche Lebensmittelüberwachung und auch Gerichte permanent an ihnen orientieren, erlangen sie normativen Charakter – das bedeutet, sie sind im Effekt mit Gesetzen vergleichbar. Acht der 32 Mitglieder der Kommission stammen aus der Lebensmittelwirtschaft. Die Geschäftsordnung sieht vor, dass sie mit ihren acht Stimmen alle Entscheidungen blockieren können. In der Vergangenheit mutete die Lebensmittelbuch-Kommission den Verbrauchern zahlreiche irreführende Produktbezeichnungen zu: Schokoladenpudding, der nur einen Mini-Anteil Kakao enthält ist demnach ebenso Usus wie Kirschtee ohne Kirschen oder Lachs-Imitat, das unter dem Namen „Alaska-Seelachs“ verkauft wird.

Der Verfassungsrechtler Prof. Dr. Stephan Rixen argumentiert im Kern wie folgt: Der Schutz vor Gesundheitsgefahren und Irreführung ist eine staatliche Aufgabe. Damit das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit gewahrt wird, muss die Information über Lebensmittel verlässlich sein. Die Arbeit der Lebensmittelbuch-Kommission ist wie eine Rechtsetzung zu bewerten, da die von der Kommission erarbeiteten Leitsätze vom Ministerium veröffentlicht werden und sich Gerichte wie Hersteller darauf berufen. Wer aber an Rechtssetzung, noch dazu in einem grundrechtsrelevanten Bereich, mitwirkt, muss hinreichend demokratisch legitimiert sein – bei der Kommission ist dies aber nicht der Fall: Weder gibt es konkrete Arbeitsaufträge des Parlaments, noch kontrolliert das Ministerium die Kommissionsarbeit effektiv. Hat es die Mitglieder des Gremiums einmal ernannt, gibt es die Kontrolle ab – nicht einmal bei klaren Gesetzesverstößen kann es Mitglieder abberufen.

Link:

E-Mail-Aktion für die Abschaffung der Lebensmittelbuch-Kommission: www.foodwatch.de/aktion-lebensmittelbuch  

foodwatch informiert: Thema: Allergen-Kennzeichnung

Bessere Allergen-Kennzeichnung: Bundesernährungsministerium reagiert teilweise auf Kritik – Weiterhin mangelhafte Information bei Zusatzstoffen und Aromen

Berlin, 18. November 2014. Das Bundesernährungsministerium hat seinen Entwurf für die Allergen-Kennzeichnung bei unverpackten Lebensmitteln nachgebessert. Es reagiert damit auf die Kritik, die unter anderem die Verbraucherorganisation foodwatch im August 2014 in einer Stellungnahme an das Ministerium geäußert hatte.

Ursprünglich hatte das Ministerium vorgesehen, dass Gastwirte, Bäcker oder Metzger in vielen Fällen lediglich mündlich über allergieauslösende Inhaltsstoffe in unverpackten Lebensmitteln informieren. Nun sollen die Lebensmittelunternehmen eine schriftliche Dokumentation über die Allergene „für den Endverbraucher auf Nachfrage leicht zugänglich“ machen. Zudem sollen die Kunden in jedem Fall „vor Kaufabschluss“ anstatt „spätestens bei Abgabe“ der  Lebensmittel informiert werden. Diese Änderungen gehen aus dem neuen Entwurf des Ministeriums für eine Vorläufige Lebensmittelinformations-Ergänzungsverordnung (VorlL-MIEV) vom 13. November 2014 hervor.

Oliver Huizinga, foodwatch-Experte für Lebensmittelkennzeichnung, wertete die Änderungen als Fortschritt für Allergiker. Schließlich sei bekannt, dass bei einer nur mündlichen Information über die 14 Hauptallergene die Wahrscheinlichkeit von Falschauskünften erheblich größer ist. Dennoch lasse der Verordnungsentwurf viele Probleme ungelöst. „Richtig wäre es, die Verbraucher bei loser Ware genauso über wesentliche Produkteigenschaften zu informieren, wie es bei verpackten Lebensmitteln längst vorgeschrieben ist“, so Huizinga. „Ernährungsminister Christian Schmidt enthält uns weiterhin wesentliche Angaben über die Inhaltsstoffe vor. Es ist inakzeptabel, dass die Verbraucher nicht auch bei loser Ware über alle eingesetzten Aromen und Zusatzstoffe ins Bild gesetzt werden müssen.“ Für einige Zusatzstoffe muss bei Brot in Bedientheken oder Speisen in der Gastronomie überhaupt keine Deklaration erfolgen, bei anderen nur in Form von Gruppen (z.B. „mit Farbstoff“, „mit Konservierungsstoff“).

Anmerkung d. Redaktion:

Ich verlasse mich grundsätzlich nicht auf die Auskünfte, die ich mündlich erhalte. Da habe ich in früheren Jahren schon viel zu viele unangenehme Überraschungen erlebt. Manche lügen einen sogar frech ins Gesicht, obwohl sie wissen, dass es lebensgefährlich werden kann. Bedauerlich, dass man vom Gesetzgeber nicht geschützt wird.

 

Übergewicht und Bewegungsmangel

Den Tsunami der chronischen Krankheiten stoppen
Vier Maßnahmen für eine wirkungsvolle und bevölkerungsweite Prävention

Berlin, 12. November 2014 – Übergewicht und Bewegungsmangel gehören zu den Hauptursachen für nicht übertragbare Krankheiten. Ob Bluthochdruck, Schlaganfall, Typ-2-Diabetes, Krebs, Herz-Kreislauf- oder Atemwegserkrankungen, sie stehen in direktem Zusammenhang mit diesen Risikofaktoren. Um die Zunahme dieser Leiden zu stoppen, fordert die Deutsche Allianz gegen Nichtübertragbare Krankheiten (NCD Allianz) die politisch Verantwortlichen in Deutschland auf, wirksame Maßnahmen zu ergreifen. Dazu gehören täglich mindestens eine Stunde Sport in Kita und Schule, eine Zucker-/Fettsteuer auf ungesunde Lebensmittel und die steuerliche Entlastung gesunder Lebensmittel, verbindliche Qualitätsstandards für die Schulverpflegung und ein Verbot von Lebensmittelwerbung, die sich an Kinder richtet. Prominente wie Eckart von Hirschhausen und Matthias Steiner stellen dieses Vier-Punkte-Programm zusammen mit Experten am 12.  November in Berlin vor.

Über die Hälfte der Erwachsenen und fünfzehn Prozent der Drei- bis Siebzehnjährigen in Deutschland sind übergewichtig, ein knappes Viertel der Erwachsenen und sechs Prozent der Kinder und Jugendlichen sogar adipös – Tendenz steigend. Sie haben ein hohes Risiko, in der Folge ihres Übergewichts auch an Diabetes, Krebs, Herzinfarkt, Schlaganfall, Bluthochdruck oder Atemwegsleiden zu erkranken. In Europa verursachen diese chronischen Krankheiten bereits 86 Prozent der vorzeitigen Todesfälle und 77 Prozent der Krankheitslast. Dies führt nicht nur zu großem Leid, sondern auch zu Kosten in mehrstelliger Milliardenhöhe.

Um die Zunahme dieser Erkrankungen zu stoppen, fordert die NCD Allianz daher Bund und Länder auf, endlich wirkungsvolle Maßnahmen einzuleiten. „Es gibt hunderte von Präventionsangeboten in Deutschland. Sie haben den Tsunami der chronischen Krankheiten nicht aufhalten können. Appelle an die Vernunft des Einzelnen sind gescheitert“, erklärt Dr. Dietrich Garlichs, Sprecher der Allianz. „Wir müssen wegkommen von der bisherigen ‚Projektitis‘ hin zu Strukturlösungen, die einen gesunden Lebensstil fördern“, so Garlichs. Zu diesem Zweck hat die Allianz ein Vier-Punkte-Programm formuliert, das auch bildungsferne Schichten erreicht, die besonders von den chronischen Krankheiten betroffen sind und die von den bisherigen Angeboten nicht
erreicht werden.

(1)  Täglich mindestens eine Stunde Bewegung (Sport) in Kita und Schule
Der Lebensstil wird in jungen Jahren geprägt. Kinder bewegen sich heute viel zu wenig. Dabei ist Bewegung für ein ausgewogenes Verhältnis von Energieaufnahme und Energieverbrauch sehr wichtig: Täglich 60 bis 90 Minuten moderate Aktivität steigern den Energieverbrauch um rund zehn Prozent und verhindern dadurch eine Gewichtszunahme – dies wird schon durch strammes Spazierengehen oder Fahrrad fahren erreicht. Deshalb gehört eine Stunde Sport täglich auf den Stundenplan für Schulen und Kitas, da nur dort alle Kinder und Jugendlichen erreicht werden.

(2)  Adipogene Lebensmittel besteuern und gesunde Lebensmittel entlasten (Zucker-/Fettsteuer)
Der Lebensmittelpreis kann das Verbraucherverhalten stark beeinflussen.  Wir essen heute doppelt so viel Zucker, Fett und Salz, als uns gut täte. Wenn in Lebensmitteln ein bestimmter Anteil an Fett, Zucker oder Salz überschritten wird, sollten sie durch eine Steuer verteuert werden. Entsprechend sollten gesunde Lebensmittel verbilligt werden. Länder wie Dänemark, Ungarn, Finnland und Frankreich haben bereits differenzierte Lebensmittelsteuern eingeführt. Selbst die nach kurzer Zeit in Dänemark aus koalitionspolitischen Gründen wieder abgeschaffte Fettsteuer senkte den Konsum stark fetthaltiger Produkte um 10 bis 20 Prozent.

Wie erfolgreich Preissignale sein können, haben auch die Erfahrungen mit den Tabaksteuererhöhungen in Deutschland gezeigt. Erst durch sie konnte der Anteil der rauchenden Jugendlichen in den letzten zehn Jahren halbiert werden. Dagegen haben die Informations- und Aufklärungsprogramme an Schulen kaum einen Effekt gehabt.

(3)  Verbindliche Qualitätsstandards für Kita- und Schulverpflegung
Kita und Schule können beim gesunden Aufwachsen von Kindern eine wichtige Rolle übernehmen, da sie sich mit zunehmendem Nachmittagsunterricht und dem steigenden Anteil an Ganztagesschulen immer mehr zum zentralen Lebensraum von Kindern und Jugendlichen entwickeln. Infolgedessen essen Kinder auch immer häufiger in der Schule. Die Zusammensetzung und Qualität des täglichen Essens beeinflusst nicht nur die körperliche und geistige Entwicklung der Kinder und Jugendlichen, sondern bestimmt auch maßgeblich, wie sich ihr Ernährungsverhalten bis ins Erwachsenenalter ausbildet und verfestigt. Die Schulverpflegung spielt daher nicht nur eine zentrale Rolle in der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen, sondern kann auch einen nachhaltigen Beitrag zum Gesundheitsverhalten in der Bevölkerung insgesamt leisten.

(4)  Verbot von an Kinder gerichtete Lebensmittelwerbung
Die Lebensmittelindustrie bewirbt fast ausschließlich ungesunde Nahrungsmittel, die viel Zucker, Fett oder Salz enthalten und welche die Entstehung von Übergewicht fördern; dazu gehören Süßwaren, stark zuckerhaltige Frühstückscerealien, Milchprodukte und Softdrinks sowie fett- und salzreiche Knabberwaren.  Da die Ernährungsgewohnheiten in Kindheit und Jugend geprägt und dann zu einem hohen Grad im Erwachsenenalter beibehalten werden, versucht die Lebensmittelindustrie, Kinder als Kunden von morgen mit Hilfe spezieller Kinderprodukte und entsprechender Werbung frühzeitig an Marken und Produkte zu binden.
Kinder können häufig Werbebotschaften als solche nicht erkennen. Daten belegen, dass Kindermarketing das Risiko erhöht, überschüssiges Gewicht zuzulegen. Freiwillige Selbstverpflichtungen der Industrie haben sich als wirkungslos erwiesen.

Dr. med. Eckart von Hirschhausen, ehemaliger Arzt an der Kinderklinik der Freien Universität Berlin, unterstützt das Anliegen der Allianz. „In Kindergärten und Schulen entscheidet sich für das Leben, ob man seinen Körper verstehen und lieben lernt. Und weil ein gesundes Selbstvertrauen, Neugier und Freude die besten Garanten für ein glückliches und gesundes Leben sind, ist es höchste Zeit, dass die Mediziner, Pädagogen und Erzieher moderne und praxiserprobte Konzepte an die Hand bekommen“, meint der Komiker und Moderator. Auch Matthias Steiner, Olympiasieger im Gewichtheben und Buchautor, findet den Ansatz richtig: „Sport oder – für weniger Ambitionierte: tägliche Bewegung – ist der richtige Hebel, um das Verhältnis von Energiezufuhr und –verbrauch in eine stabile Balance zu bringen.“

Die vier Maßnahmen werden auch von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Globalen Aktionsplan gegen nichtübertragbare Krankheiten 2013-2020 empfohlen. Mit der politischen Deklaration des ersten UN-Gipfels zur Prävention und Kontrolle nichtübertragbarer Krankheiten 2011 und der Annahme des Globalen NCD-Aktionsplans bei der Weltgesundheitsversammlung 2013 ist Deutschland die Selbstverpflichtung eingegangen, die empfohlenen Politikstrategien umzusetzen. „Nun müssen die Verantwortlichen endlich handeln!“, fordert Garlichs.

Quelle:
Strategiepapier der Arbeitsgruppe Adipositasprävention in der Deutschen Allianz gegen Nichtübertragbare Krankheiten (NCD Allianz). Berlin. November 2014.

foodwatch-Aktion bei Nestlé: Konzern lehnt Goldenen Windbeutel ab

foodwatch Goldener Windbeutel 2014

foodwatch Goldener Windbeutel 2014

Frankfurt/Main, Oktober 2014. „Ich will keine Werbelüge mehr sein“ – mit diesem Demonstrationsschild steht eine Aktivistin im menschengroßen Alete-Trinkmahlzeit-Kostüm auf der kleinen Wiese vor der Nestlé-Deutschlandzentrale in Frankfurt am Main. „Der Goldene Windbeutel 2014 geht an Nestlé“, heißt es auf einem weiteren Transparent – und auf der Litfaßsäule, die gerade noch eine Reminiszenz an Heinrich Nestlé gezeigt hatte. Aktivisten der Verbraucherorganisation foodwatch haben die Plakate zum 200sten Geburtstag des Firmengründers kurzerhand überkleistert.

Ein Produkt, vor dem Kinderärzte warnen, das Nestlé aber als babygerecht und gesund verkauft – dafür hat der weltgrößte Nahrungsmittelkonzern den Preis für die dreisteste Werbelüge des Jahres erhalten. Bei der von foodwatch initiierten Online-Wahl zum Goldenen Windbeutel 2014 waren 45,8 Prozent von mehr als 158.000 Stimmen auf die Alete Trinkmahlzeiten entfallen. Den Negativpreis aber wollte Nestlé heute nicht annehmen, die Konzernspitze stand für ein Gespräch nicht zur Verfügung. Unternehmenssprecher Achim Drewes erklärte vor dem Nestlé- Hochhaus lediglich, Nestlé sei der Kritik von Kinderärzten mit Produktänderungen bereits vor Jahren nachgekommen. Die Alete Trinkmahlzeiten seien „bedenkenlos“ und für „Babys ab dem 10. Monat geeignet“, so Drewes. Von einer Werbelüge könne „keine Rede sein, geschweige denn von einer Gesundheitsgefährdung.“ Und den Goldenen Windbeutel? „Den können Sie gleich wieder mitnehmen.“

Tatsächlich hatte die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) Trinkbreie bereits 2007 als „unverantwortlich“ bezeichnet und einen Vermarktungsstopp gefordert. Nestlé reagierte darauf mit einigen Produktänderungen – nach wie vor jedoch bestätigt die DGKJ ihre Kritik an den Produkten. In einer E-Mail vom 30. Juli 2014 bestätigte Prof. Berthold Koletzko, der Vorsitzende der DGKJ-Ernährungskommission: „Die DGKJ spricht sich weiterhin gegen sogenannte Trinkbreie aus.“ Zudem betonen die Kinderärzte, sollten Breie nicht aus Flasche oder Becher getrunken, sondern mit dem Löffel gefüttert werden – Nestlé selbst empfiehlt dagegen Becher bzw. Tassen für seine Kalorienbomben.

Auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) und das Forschungsinstitut für Kinderernährung (FKE) raten von Trinkmahlzeiten wegen des Risikos der Überfütterung und der frühkindlichen Kariesbildung grundsätzlich ab.

„Nestlé handelt ohne Rücksicht auf die Gesundheit von Säuglingen“, erklärte Oliver Huizinga, foodwatch-Experte für Lebensmittelwerbung. „Der Konzern dreht Eltern die lange Nase: Er setzt seine Werbelügen zu Lasten von Babys unbeeindruckt fort, denn anders als von Nestlé behauptet warnen Kinderärzte auch weiterhin vor Trinkmahlzeiten wie denen von Alete. Heinrich Nestlé dürfte sich im Grabe herumdrehen.“

Einen Monat lang hatten die Verbraucher auf www.goldener-windbeutel.de unter fünf Kandidaten über die dreisteste Werbelüge des Jahres abgestimmt. Dabei kam es zu einer Rekordteilnahme: Insgesamt gingen mehr als 158.000 gültige Stimmen ein und damit so viele wie noch nie bei einer Wahl zum Goldenen Windbeutel. Das vollständige Ergebnis:

1. Platz: Alete Trinkmahlzeiten ab dem 10. Monat von Nestlé, 45,8 Prozent (mehr als 72.000)
2. Platz: Knorr activ Hühnersuppe von Unilever, 25,2 Prozent
3. Platz: Glacéau Vitaminwater von Coca-Cola, 14,6 Prozent
4. Platz: Belvita Frühstückskeks von Mondelez (ehemals Kraft), 11,5 Prozent
5. Platz: Unser Norden Bio Apfelsaft naturtrüb der Coop eG, 2,9 Prozent

foodwatch forderte Nestlé auf, das Produkt vom Markt zu nehmen und hat dazu eine E-Mailaktion unter
www.foodwatch.de/alete-aktion an das Unternehmen gestartet.

Link:
• Ergebnisse der Wahl zum Goldenen Windbeutel 2014: www.goldener-windbeutel.de

Zöliakie: Rund um die Autoimmunerkrankung existieren viele Irrtümer

Schätzungsweise einer von 300 Deutschen hat Zöliakie – mitunter ohne davon zu wissen. Denn bei vielen Menschen verursacht die angeborene Autoimmunerkrankung keine Symptome. Bei anderen wiederum sind die Anzeichen derart, dass Ärzte und Betroffene eine Zöliakie lange gar nicht in Betracht ziehen. Denn das „Chamäleon der Inneren Medizin“ äußert sich sehr unterschiedlich. Immer noch bestünden im Zusammenhang mit Zöliakie zahlreiche Irrtümer, sagen Experten im Vorfeld des Kongresses Viszeralmedizin 2014. Welche dies sind und wie die neue Leitlinie „Zöliakie“ Diagnostik und Behandlung der Erkrankung verbessern soll, ist Thema der heutigen Pressekonferenz in Berlin.Zöliakie ist eine angeborene Autoimmunerkrankung bei der es – ausgelöst durch das Klebeeiweiß Gluten in Getreideprodukten – zu einer Entzündung der Dünndarmschleimhaut kommt. „Klassische Symptome einer Zöliakie sind Bauchbeschwerden, allgemeine Verdauungsstörungen oder Durchfall“, sagt Professor Dr. med. Andreas Stallmach, Direktor der Klinik für Innere Medizin am Universitätsklinikum Jena. „Aber auch Müdigkeit, Schlaflosigkeit, Depressionen, Mangelerscheinungen, Kopfschmerzen, unklare leichte Leberwerterhöhungen oder Schilddrüsenfunktionsstörungen können auf sie hinweisen. Mitunter sind sie einziger Indikator, werden aber oft nicht mit der Erkrankung in Verbindung gebracht.“

Zu den weit verbreiteten Fehlannahmen, so die Erfahrung des Internisten, gehöre etwa die Einschätzung, Zöliakie sei vorwiegend eine Erkrankung des Kindesalters, die sich in der Pubertät „auswachse“. „Tatsächlich sind zum

Zeitpunkt der Diagnose Frauen im Mittel zwischen 40 und 45 Jahre alt, bei Männern gibt es zwei Altersgipfel – zwischen 10 und 15 und zwischen 35 und 40 Jahren.“ Zöliakie sei zudem eine lebenslange Erkrankung. Einmal diagnostiziert, sollten Betroffene ihr ein Leben lang durch glutenfreie Ernährung entgegenwirken. „Entgegen häufiger Annahmen ist eine glutenfreie Ernährung auch dann empfohlen, wenn eine nachgewiesene Zöliakie keine offensichtlichen Symptome verursacht und Gluten vermeintlich gut vertragen wird“, so der Experte. Weil eine unbehandelte Zöliakie meist mit einem Mangel an Vitaminen, Spurenelementen sowie mit Blutarmut einhergeht, kann sie sich bei Kindern negativ auf das Wachstum und die Knochenqualität auswirken. Bei Erwachsenen erhöhe eine unentdeckte oder unbehandelte Zöliakie das Risiko für Komplikationen – etwa für die Entwicklung weiterer Autoimmunerkrankungen, in seltenen Fällen sogar für Lymphome des Dünndarms.

Um eine Zöliakie nachzuweisen, untersuchen Mediziner das Blut auf die in der Regel erhöhten Autoantikörper gegen das Enzym „Gewebetransglutaminase“. Wenn die Patienten sich bis zuletzt glutenhaltig ernährt haben, können die Ärzte damit die Erkrankung in der Regel von ähnlichen Leiden wie der Weizenallergie oder einer Nicht-Zöliakie-Weizensensitivität unterscheiden. Ist das Ergebnis nicht eindeutig, helfen genetische Risikomarker im Blut die Zöliakie zu diagnostizieren. Den Verdacht bestätigt dann die Untersuchung von Gewebeproben aus dem Dünndarm.

Diät-Produkte machen nicht schlank

Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie warnt vor Diät-Drinks & Co: Künstliche Süßstoffe könnten Diabetesrisiko erhöhen

Bochum – Synthetische Süßstoffe wie Aspartam und Saccharin sind Ersatzstoffe für Zucker und übertreffen sogar noch seine Süßkraft. Im Gegensatz zu Zucker enthalten sie keine Kalorien. Sie machen oder halten deshalb aber noch lange nicht schlank. Über eine Störung der Darmbakterien können sie sogar den Blutzucker erhöhen und damit das Diabetesrisiko steigern, zeigen Forschungsergebnisse aus Tierversuchen und an freiwilligen Versuchspersonen. Künstliche Süßstoffe sind nach Ansicht der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) deshalb kein geeignetes Mittel, um das Gewicht zu halten oder gar um abzunehmen.

Die Mehrheit der deutschen Bevölkerung nimmt mehr Kalorien zu sich als sie verbraucht. Fettleibigkeit und der früher als Alterszucker bekannte Typ-2-Diabetes werden deshalb immer häufiger. „Gerade übergewichtige Menschen greifen häufig zu synthetischen Süßungsmitteln, um ihre Kalorienzufuhr zu drosseln“, berichtet der Endokrinologe Professor Dr. Klaus D. Döhler aus Hannover: „Die meisten machen die Erfahrung, dass sie wider Erwarten eher zu- denn abnehmen.“ Dies zeigen laut Professor Döhler auch die Ergebnisse wissenschaftlicher Studien. „Mit Süßstoffen wird keine deutliche Gewichtsabnahme erzielt“, sagt der Experte: „Sie werden deshalb von Ärzten nicht als Diätmittel verordnet.“

Neu ist die Erkenntnis, dass die Süßstoffe den Zuckerstoffwechsel stören. Eine jüngst in „Nature“, einer der drei weltweit führenden wissenschaftlichen Zeitschriften, veröffentlichte Studie ergab: Bei Mäusen, denen häufig genutzte Süßstoffe wie Saccharin, Aspartam oder Sucralose ins Trinkwasser gegeben wurde, kam es nach kurzer Zeit im Glukosebelastungstest zu einem überhöhten Anstieg der Blutzuckerwerte. Für Professor Döhler ist dies ein ernst zu nehmendes Ergebnis: „Wir führen den Glukosebelastungstest zur Frühdiagnose des Typ-2-Diabetes durch. Ein Anstieg des Blutzuckers könnte deshalb bedeuten, dass Süßstoffe die Entwicklung der Zuckerkrankheit fördern“.
Darauf deuten laut Professor Döhler auch die Ergebnisse der laufenden ernährungsphysiologischen Studie „Personalized Nutrition Project“ hin: „Teilnehmer, die Süßstoffe verzehrten, wogen mehr, sie hatten höhere Werte im Nüchtern-Blutzucker und im Langzeit-Blutzucker HbA1c, und ihre Ergebnisse im Glukosebelastungstest waren gestört.“
Die ungünstige Wirkung der Süßstoffe scheint über eine Veränderung der Darmbakterien zustande zu kommen. „Die Süßstoffe begünstigen das Wachstum von Darmbakterien, die die Aufnahme von Zucker und möglicherweise auch von kurzkettigen Fettsäuren aus dem Darm steigern“, erläutert DGE-Mediensprecher Professor Dr. med. Dr. h. c. Helmut Schatz, Bochum: „Die regelmäßige Einnahme von Süßstoffen könnte deshalb die Nahrungsverwertung steigern.“

Süßstoffe, die nicht nur in „Diät“- oder „Light“-Getränken enthalten sind, sondern auch immer häufiger Fertignahrungsmitteln zugesetzt werden, galten – nach zeitweisen Vorbehalten – in den letzten Jahrzehnten als unbedenklich. „Diese Einschätzung kann so jetzt nicht mehr aufrechthalten werden“, meint Professor Schatz. „Übergewichtige Menschen, die mit Süßmitteln ihr Körpergewicht senken wollen, müssen wissen, dass sie nach den neuen Forschungsergebnissen damit möglicherweise ihr Diabetesrisiko sogar erhöhen“, fügt er hinzu. Um Übergewicht zu reduzieren, sollte die Ernährung ausgewogen sein, reichlich aus Obst und Gemüse sowie Zucker in Maßen bestehen und täglich um 500 Kilokalorien verringert werden. Dies entspreche der neuen S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Adipositas, an der auch die DGE mitgewirkt hat, betont Professor Schatz.

 
Literatur:
Suez J, Korem T, Zeevi D, Zilberman-Schapira G, Thaiss CA, Maza O, Israeli D, Zmora N, Gilad S, Weinberger A, Kuperman Y, Harmelin A, Kolodkin-Gal I, Shapiro H, Halpern Z, Segal E, Elinav E: Artificial sweeteners induce glucose intolerance by altering the gut nicrobiota. Nature. 2014 Sep 17. doi: 10.1038/nature13793. Abstract
Shen J, Obin MS, Zhao L: The gut microbiota, obesity and insulin resistance. Mol. Aspects Med. 2013, 34 (1), 39-58
Schatz H: Adipositas-Leitlinie 2014: Gesamtkalorienzahl der Reduktionskost entscheidend, nicht deren Zusammensetzung. DGE-Blogbeitrag vom 4. Juli 2014.

Essen ist nur jedem Zweiten wichtig

Die wichtigsten Ergebnisse der TK-Ernährungsstudie „Iss was, Deutschland?“

Essen ist nur jedem Zweiten wichtig -junge Erwachsene, Männer und Geringver­diener achten am wenigsten auf die Gesundheit

TK-InfografikFür die Hälfte aller Befragten hat das Essen einen hohen Stellenwert. Das heißt aber auch: Im Leben jedes zweiten Menschen in Deutschland verkommt es zur Nebensache. Frauen ist ihre Ernährung dabei deutlich wichtiger als Männern – und sie ernähren sich auch wesentlich gesünder. Beim starken Geschlecht steht das Motto „Hauptsache lecker!“ klar im Vordergrund. Jeder zweite Mann aber nur jede dritte Frau sagt dies von sich.

Besonders wenig achten die jungen Erwachsenen unter 25 Jahren darauf, ob ihr Essen gesund ist. Das Motto „Hauptsache gesund!“ gilt nicht einmal für jeden vierten von ihnen. Und nur jeder zehnte unter 25-Jährige gibt an, dass er sich konsequent gesund ernährt -von den Senioren sagen dies immerhin vier von zehn. Auch Einkommen und Bildungs­stand haben einen Einfluss darauf, wie gesund man isst: Je höher Schulbildung und Ein­kommen, desto gesünder ist, was auf den Tisch kommt.

Fleisch und Fertiggerichte – für viele unverzichtbar

Je geringer der Bildungsstand und das Einkommen, desto mehr Wurst kommt aufs Brot. Im Schnitt isst die Hälfte der Bevölkerung jeden Tag Wurst oder Fleisch. Vor allem in Haushalten mit einem Monatseinkommen von maximal 1.500 Euro gehört das tägliche Stück Fleisch zum Essen dazu. Und es sind vor allem die Jüngeren und die Männer, die regelmäßig Nachschub von der Wursttheke verlangen.

Fertiggerichte kommen besonders oft bei den jungen Erwachsenen auf den Tisch: Sechs von zehn unter 25-Jährigen essen einmal die Woche bis täglich Fertigessen -jeder sechste sogar öfter als dreimal die Woche. Im Bevölkerungsschnitt greifen vier von zehn Menschen mindestens ein- bis zweimal die Woche zu Tütensuppe oder Tiefkühlpizza.

Frauen -TK-InfografikFrauen sind die größeren Frustesser

Eigentlich sind Frauen vernünftiger, was ihre Ernährung angeht. Sind sie aber mal so rich­tig schlecht drauf, ist ihnen auf einen Schlag alles egal. Frauen, das zeigt die Umfrage, sind die größeren Frustesser. 40 Prozent hauen bei schlechter Laune richtig rein. Bei den Männern tun das nur halb so viele.

Die Ausreden der Fastfood- und Fertigessen-Fans

Die größte Hürde auf dem Weg zu einer gesünderen Ernährung ist die tickende Uhr. Die Hälfte der Bevölkerung nennt fehlende Zeit und Ruhe als Hauptgrund – von den unter 25-Jährigen sogar fast zwei Drittel. Daneben siegt auch der „innere Schweinehund“ oft gegen die guten Vorsätze, wie vier von zehn Befragten angeben. Von den Geringverdienern gibt zudem mehr als jeder dritte fehlendes Geld als Hindernis für eine gesunde Ernährung an.

Kochen ist nach wie vor Frauensache

In Deutschlands Küchen sind es die Frauen, die fürs Essen zuständig sind: 80 Prozent von ihnen stehen zu Hause am Herd, bei den Männern sind es bescheidene 35 Prozent. Und während 93 Prozent der Frauen ihre Kochkünste selbst als gut oder sogar sehr gut bezeichnen, sagen vier von zehn Männern von sich, dass sie allenfalls ein bisschen ko­chen können -wenn überhaupt.

Nur in der Hälfte aller Haushalte gibt es täglich ein selbstzubereitetes Mahl. In jedem drit­ten wird noch drei- bis fünfmal die Woche gekocht, beim Rest bleibt die Küche meist kalt. Zeitmangel ist der Hauptgrund, der davon abhält, sich häufiger an den Herd zu stellen. Was denjenigen, die hektisch durch den Alltag jagen, durchaus bewusst ist: Nicht einmal die Hälfte aller Frauen findet, dass sie genug kocht. Bei den Männern ist es sogar nur knapp jeder fünfte. Und: Viele Menschen haben schlichtweg keine Lust oder sind zu faul zum Kochen. Bei jedem Sechsten siegt die Trägheit über den Appetit – bei den Männern sogar bei fast jedem Vierten.

Essen ist Nebensache – bei jedem Dritten laufen TV oder Internet

Bei einem Drittel der Befragten läuft beim Essen nebenbei der Fernseher oder Computer -egal ob Mann oder Frau, erwerbstätig oder nicht. Nur das Alter spielt dabei eine Rolle: Je jünger, desto mehr essen mit der Gabel in der einen und dem Smartphone in der anderen Hand – und nebenbei läuft der Fernseher. Bei vier von zehn unter 25-Jährigen wird das Essen zur Nebensache. Und andersherum liegt beim Fernsehen oder Surfen im Internet auch die Chipstüte oft griffbereit: Jeder Vierte nascht oft auf dem Sofa – von den 18- bis 35-Jährigen sogar jeder Dritte.

„to go“ ist in gerade bei jungen Erwachsenen und Gutverdienern

Jeder Dritte unter 25 Jahren isst zudem mindestens dreimal die Woche nebenbei etwas, wenn er unterwegs ist. Nicht selten sind es Burger, Pommes oder Currywurst: Jeder fünfte von ihnen greift ein- bis zweimal die Woche zu dieser ungesundesten Variante. Mit den Jahren aber verlieren die meisten den Gefallen daran -je älter die Menschen werden, desto weniger essen sie unterwegs. Besonders schätzen das unkomplizierte Nebenbei-Essen unterwegs Menschen mit hohem Bildungsniveau und Einkommen. Geringverdiener hingegen scheinen sich das Essen unterwegs nicht so oft leisten zu können. Über die Hälfte der Befragten mit einem Haushaltsnettoeinkommen von maximal 1.500 Euro sagen, dass sie nie unterwegs etwas zu essen kaufen.

Immerhin ein Drittel aller Befragten bemüht sich zumindest, unterwegs zu etwas Gesundem zu greifen.

Gesunde Ernährung nur schwer mit heutiger Arbeitswelt vereinbar

Vielen Berufstätigen in Deutschland fällt es schwer, sich am Arbeitsplatz gesund zu ernäh­ren. Nur jeder Zweite kann in seinen Arbeitspausen tatsächlich in Ruhe essen. Ein Drittel aller Berufstätigen beklagt, dass eine gesunde Ernährung bei seiner Arbeit schlichtweg nicht möglich ist. Die schlechten Bedingungen am Arbeitsplatz rangieren in der Liste der Gründe, die Berufstätige insgesamt von einer gesunden Ernährung abhalten, weit oben -an dritter Stelle hinter mangelnder Zeit und schwachem Durchhaltevermögen.

Die Hauptprobleme mit dem Essen bei der Arbeit: die begrenzte Auswahl (das geben vier von zehn Berufstätigen an) und fehlende Zeit (jeder Dritte). Der Ausweg für viele: Vier von zehn befragten Berufstätigen geben an, dass sie bei der Arbeit nicht viel essen, dafür dann aber abends zu Hause reichlich.

Auch eine Zeitfrage: Fast jeder Zweite gibt an, dass er bei der Arbeit oft vergisst, genug zu trinken. Vor allem trifft dies auf Frauen, jüngere Berufstätige sowie Menschen mit einem höheren Bildungsniveau und Einkommen zu.

Chronisch Kranke essen kaum besser als Gesunde

Selbst Menschen, die unter nicht zuletzt ernährungsbedingten chronischen Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Problemen oder Stoffwechselerkrankungen leiden, essen kaum ge­sünder als der Rest der Bevölkerung. So sagen auffallend viele von ihnen, dass Fett für sie zu einem leckeren Essen dazu gehört. Auch Fleisch kommt bei ihnen fast genauso häufig auf den Tisch.

Diäten: Nach dem kurzfristigen Erfolg kommt der Jo-Jo-Effekt

Wie die Umfrage zeigt, hadert jeder zweite Deutsche mit seinem Gewicht. Und so sind auch jede zweite Frau und jeder vierte Mann ihren Pfunden bereits mit kurzfristigen Diäten auf den Leib gerückt – die meisten von ihnen mehrfach. Von den Menschen mit starkem Übergewicht gibt dies die Hälfte an – das heißt auch: Fast jeder zweite stark Übergewich­tige hat noch nie eine Diät probiert. Auch von den Menschen, die nach eigener Angabe leichtes Übergewicht haben, haben nur vier von zehn Diäterfahrung.

Und das Ergebnis? Die Erfahrungen mit Diäten sind entmutigend: Sechs von zehn der Befragten, die sich durch eine Abmagerungskur gekämpft haben, haben den sogenannten Jo-Jo-Effekt am eigenen Leib erlebt. Sie hatten anschließend mehr Pfunde auf den Hüften als zuvor. Ganz anders sind die Erfahrungen mit einer grundlegenden Ernährungsumstel­lung. Fast jeder zweite Befragte hat dies schon einmal ausprobiert. Gegenüber Diäten ein Erfolgsmodel, wie die Umfrage zeigt: Sechs von zehn Befragten konnten ihr Gewicht dadurch dauerhaft reduzieren.

Lebensmittelkennzeichnung schafft mehr Verwirrung als Aufklärung

3 von 4 Verbrauchern scheitern an Lebensmittelkennzeichnung: Produktqualität kaum zu bewerten – Kunden wünschen sich mehr Information auf der Verpackung – „Verbraucherreport 2014“ mit repräsentativen Umfragedaten von Emnid vorgestellt

Fehlende Informationen, unverständliche Angaben, zu kleine Schrift: Die gegenwärtige Kennzeichnung von Lebensmitteln lässt Kunden oft ratlos zurück. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung, die das Meinungsforschungsinstitut TNS Emnid im Auftrag der Verbraucherorganisation foodwatch durchgeführt hat. Drei Viertel der Befragten (74 Prozent) halten es demnach für schwierig, die Qualität von Lebensmitteln anhand der Angaben auf der Verpackung richtig zu beurteilen. 69 Prozent wünschen sich „mehr Informationen“ über die Produkte direkt auf den Etiketten. Rund 9 von 10 Bundesbürgern halten beispielsweise eine Angabe zur Herkunft der wichtigsten Zutaten für wichtig – eine solche Kennzeichnung fehlt bislang auf den meisten Lebensmitteln, da sie nicht verpflichtend vorgeschrieben ist.

Dass viele Werbeaussagen und Produktkennzeichnungen irreführend sind, liegt demnach auch an lückenhaften Kennzeichnungspflichten: Obwohl sich die Hersteller in den allermeisten Fällen an die gesetzlichen Vorgaben halten, werden die Verbraucher oft getäuscht. Wenn ein Lebensmittel beispielsweise als „regional“ beworben wird, gleichzeitig aber die Herkunft der Zutaten nicht deklariert werden muss, fehlt den Kunden die Möglichkeit zur Überprüfung der Werbeversprechen. Ein solches Produkt ist auch Kandidat bei der Wahl zum Goldenen Windbeutel, die foodwatch jährlich durchführt, um auf das Problem des „legalen Etikettenschwindels“ hinzuweisen. Bei der laufenden Abstimmung können Verbraucher unter www.goldener-windbeutel.de noch bis zum 30. September über die „dreisteste Werbelüge des Jahres“ abstimmen.

„Alle reden vom mündigen Verbraucher – doch weder Hersteller noch Gesetzgeber geben uns die Informationen an die Hand, die uns Verbraucher erst mündig machen würden“, erklärte foodwatch-Geschäftsführer Thilo Bode. „Eine klare Information über die wesentlichen Eigenschaften eines Lebensmittels ist Voraussetzung für das Funktionieren des Marktes, sie ist Voraussetzung für bewusste Kaufentscheidungen und gleichzeitig der beste Schutz vor Täuschung. Nicht zuletzt hilft Transparenz auch allen Qualitätsanbietern, weil erst Information Qualität erkennbar macht. Die heutigen Gesetze reichen nicht aus, um für ein ausreichendes Maß an verständlicher und verlässlicher Information zu sorgen.“

Die Emnid-Befragung ist Teil des heute in Berlin vorgestellten foodwatch-Verbraucherreports 2014, der unter dem Titel „Was der Kunde nicht weiß…“ umfassend über die derzeitigen Kennzeichnungsvorgaben und -lücken informiert. Demnach gaben 68 Prozent der Befragten an, sich „manchmal“ oder „häufig“ Sorgen darüber zu machen, „dass wichtige Angaben zu den Inhaltsstoffen nicht oder nur versteckt auf der Packung stehen“. Die Sorge, „dass ein Lebensmittel nicht so gesund ist, wie es die Verpackung verspricht“, haben ebenfalls zwei Drittel (67 Prozent) zumindest „manchmal“; „dass in einem Produkt nicht drin ist, was drauf steht“ 61 Prozent der Befragten.

Die Umfrageergebnisse stellen auch der Politik ein schlechtes Zeugnis aus. So hatte die Europäische Kommission für Pflichtangaben auf Lebensmitteletiketten ursprünglich eine Mindestschriftgröße von 3 Millimetern vorgeschlagen. Auf Druck der Wirtschaftslobby und mit Zustimmung der Bundesregierung wurden schließlich jedoch 1,2 Millimeter festgesetzt, für kleine Verpackungen sogar nur 0,9 Millimeter (bezogen auf das kleine „x“). Die Vorgabe greift zwar erst im Dezember 2014, in der Regel werden diese Maße jedoch auch heute von den Herstellern nicht unterschritten. Für die meisten Kunden ist das eindeutig zu klein: Zwei Drittel der Bundesbürger geben an, sich schon über eine zu kleine Schrift auf Verpackungen geärgert zu haben. In der Altersgruppe der Über-60-Jährigen sind es 87 Prozent, aber auch bei den 14-29-Jährigen bereits bemerkenswerte 31 Prozent. Nach Auffassung von foodwatch zeigt dieses Beispiel exemplarisch, dass sich die Gesetzgebung vor allem an den Interessen der Lebensmittelwirtschaft und nicht an denen der Verbraucher ausrichtet.

Weitere Ergebnisse der TNS-Emnid-Befragung:

Vertrauen: Wenn es um zuverlässige Informationen über Qualität und Beschaffenheit von Lebensmitteln geht, vertrauen nur 36 Prozent der Befragten den Herstellern, 39 Prozent den Supermärkten. Die höchsten Vertrauenswerte erzielen Behörden wie Lebensmittelkontrollämter (76 Prozent) vor Verbraucherorganisationen, Verwandten/Bekannten sowie Test- und Prüforganisationen (alle mehr als 70 Prozent).

Wunsch nach mehr Information: Angaben über alle verwendeten Zutaten finden 89 Prozent der Befragten „eher wichtig“ oder „sehr wichtig“. Auch Informationen zur Herkunft (88 Prozent), Hinweise auf in der Herstellung eingesetzte Tierbestandteile (78) und Agrargentechnik in der Produktion (76) werden als wichtig angesehen – eine grundsätzliche Kennzeichnungspflicht besteht für diese Punkte nicht.

Gesundheitsversprechen: Dass Hersteller selbst für Produkte wie Süßigkeiten oder Softdrinks mit Gesundheitsversprechen werben dürfen, wenn sie einfach Mineralstoffe oder Vitamine zusetzen, finden 82 Prozent der Verbraucher unangemessen.

Zusatzstoffe: 6 von 10 Befragten (62 Prozent) sprechen sich dafür aus, auf Zusatzstoffe vorsorglich zu verzichten, wenn diese gesundheitlich umstritten sind – selbst wenn bislang kein eindeutiger Beweis für ein gesundheitliches Risiko erbracht ist.

Nährwertangaben: Mit 58 Prozent hält zwar eine Mehrheit der Befragten die Prozentangaben, mit denen Hersteller häufig den Nährwertgehalt ihrer Produkte angeben, für verständlich. Doch auch nach jahrelanger Gewöhnung finden immer noch 4 von 10 Verbrauchern dieses von der Industrie entwickelte Kennzeichnungsmodell unverständlich.

Aromendeklaration: Wenn Fruchtaromen zum Beispiel aus Baumwurzeln oder mit Hilfe von Pilzkulturen im Labor gewonnen werden, dürfen sie als „natürliches Aroma“ deklariert werden. 69 Prozent der Verbraucher sind damit einverstanden, dass der Gesetzgeber eine solche Kennzeichnung erlaubt.

Geschmacksverstärker: 82 Prozent der Bundesbürger halten es für „irreführend“, wenn auf Etiketten der Hinweis „ohne Zusatzstoff Geschmacksverstärker“ prangt, das Produkt aber die geschmacksverstärkende Zutat Hefeextrakt enthält.

Mogelpackungen: Drei Viertel der Befragten haben sich schon einmal darüber geärgert, dass in einer Packung weniger Inhalt steckte, als sie aufgrund von Größe und Gestaltung der Verpackung vermutet haben.

Im Auftrag von foodwatch hatte TNS Emnid am 29. und 30. August 1.005 Bundesbürger bevölkerungsrepräsentativ befragt.

2014-09-12_foodwatch-Verbraucherreport_2014

Neue Methode hilft bei der Aufklärung von Krankheitsausbrüchen

EHEC, Salmonella & Co: Neue Methode hilft bei der Aufklärung von Krankheitsausbrüchen

BfR entwickelt gemeinsam mit Kooperationspartnern eine computer-gestützte Methode, die Verkaufszahlen analysiert, um verdächtige Lebensmittel schneller zu identifizieren

„Im Fall eines Krankheitsausbruchs, der durch Erreger wie EHEC, Campylobacter oder Salmonellen in Lebensmitteln ausgelöst wird, müssen die verunreinigten Lebensmittel schnellst möglich identifiziert werden, um die Anzahl der erkrankten Personen gering zu halten“, sagt Professor Dr. Dr. Andreas Hensel, Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Das BfR hat in Zusammenarbeit mit dem IBM Almaden Research Center und der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health eine wahrscheinlichkeitsbasierte Methode entwickelt, die dazu beitragen kann, die Aufklärung von Krankheitsausbrüchen zu beschleunigen. Durch den Vergleich der Verteilungsmuster einzelner Lebensmittel mit dem Verteilungsmuster der gemeldeten Krankheitsfälle lässt sich die Gruppe von Lebensmitteln eingrenzen, die als Ursache des Krankheitsausbruchs in Frage kommen. Verglichen werden Daten über Verkaufsmengen und -orte von Lebensmitteln mit den Orten des Krankheitsausbruchs. Ist der Krankheitsausbruch auf ein einziges Lebensmittel zurückzuführen, lässt sich mit dieser Methode das Lebensmittel sehr effizient ermitteln. Voraussetzung ist, dass die entsprechenden produktbezogenen Verkaufsdaten vorliegen. Das ist insbesondere bei abgepackten Lebensmitteln der Fall, die mit einer eindeutigen Produktnummer gekennzeichnet sind.

Angesichts komplexer und häufig internationaler Warenströme kann es unter Umständen lange dauern, die Ursache eines Krankheitsausbruchs herauszufinden. Vor diesem Hintergrund kann die neu entwickelte wahrscheinlichkeitsbasierte Methode dazu beitragen, verunreinigte Lebensmittel zu identifizieren und Krankheitsausbrüche schneller aufzuklären. Der computergestützte Vergleich von Verteilungsmustern einzelner Lebensmittel mit dem Verteilungsmuster von Krankheitsfällen, die dem Ausbruch zugeordnet werden, ermöglicht die schnelle Eingrenzung auf die Gruppe von Lebensmitteln, die als Ursache des Ausbruchs in Frage kommt. Zu den Verkaufsdaten gehören beispielsweise Informationen, welche Lebensmittel in welcher Menge an welchen Orten verkauft wurden. Grundannahme des Verfahrens ist, dass es in den meisten Fällen einen engen räumlichen Zusammenhang zwischen den Verkaufsorten und Verkaufsmengen von Lebensmitteln und dem Auftreten von Krankheitsfällen gibt. Geeignet ist es daher insbesondere, wenn die Ausbruchsursache auf ein einziges Lebensmittel zurückzuführen ist und dieses ausschließlich von einem Hersteller produziert wird. Derzeit wird das Verfahren weiter entwickelt, so dass es zukünftig auch erfolgreich eingesetzt werden kann, wenn mehrere kontaminierte Lebensmittel die Ausbruchsursache darstellen. Das kann der Fall sein, wenn beispielsweise eine verunreinigte Zutat in verschiedenen Lebensmitteln enthalten ist.

Bei der Aufklärung von Krankheitsausbrüchen, die auf Lebensmittel zurückzuführen sind, kommt eine Vielzahl von Methoden zum Einsatz. Dazu gehören neben dem Nachweis des Krankheitserregers im Lebensmittel beispielsweise auch epidemiologische Methoden wie die Befragung von Patienten und die anschließende Rückverfolgung entlang der Lebensmittellieferketten. Die wahrscheinlichkeitsbasierte Methode zur Identifizierung von  Lebensmitteln, die mit Krankheitserregern verunreinigt sein könnten, ist als ein zusätzliches Werkzeug zur Unterstützung der Ausbruchsaufklärung zu verstehen.

Getestet wurde die Methode an realen Lebensmittelverkaufsdaten aus Deutschland in Verbindung mit fiktiven, computergenerierten Ausbruchsszenarien. Eine detaillierte Beschreibung der Methode wurde kürzlich in der Zeitschrift PLOS Computational Biology veröffentlicht.

Der Artikel ist unter dem folgenden Link verfügbar:

http://www.ploscompbiol.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pcbi.1003692

Eine Verknüpfung von produktbezogenen Verkaufsdaten, die bei vielen Handelsunternehmen in Echtzeit vorliegen, mit Informationen zu Krankheitsfällen, die den zuständigen Behörden gemeldet werden, ist bislang nicht als Methode zur Ausbruchsanalyse etabliert. Daher ist dieser wissenschaftliche Beitrag auch eine Anregung, über neue Kooperationsformen zwischen Unternehmen des Lebensmittelhandels und den Behörden zu diskutieren.

Die Forschungsförderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung im Rahmen des Projekts „SiLeBAT – Sicherstellung der Futter- und Lebensmittelwarenkette bei bio- und agroterroristischen (BAT-) Schadenslagen“ hat wesentlich zur Entwicklung dieser Methode beigetragen. Weitere Informationen zum Projekt SiLeBAT stehen auf der folgenden Seite zur Verfügung:

http://www.silebat.de/

Über das BfR

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftliche Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.